A BETTER FATE THAN WISDOM
von Lydia Bower
aus
dem Englischen übersetzt von J. < jeapeisk@uwc.edu
>
"Mulder
erkläre mir doch bitte noch mal, weswegen wir hier draußen umgeben von....nichts sitzen."
"Nichts?
Scully, hast du noch nie ein Feld gesehen?"
Sie
verschränkte die Arme vor ihrem Körper und lehnte sich gegen die Motorhaube
zurück. Zur gleichen Zeit warf sie ihm einen genervten Blick zu. Mulder versuchte gleichermaßen
zurückzublicken. Er, im Gegenteil, konnte sich aber kaum ein Lachen verkneifen.
"Ich
habe es dir doch schon erklärt." erinnerte er sie. "Während der letzten
zwei Nächte gab es wiederholte Berichte über UFO Sichtungen."
"Aha."
"Weswegen
siehst du mich denn so an, Scully?"
"Entschuldige
bitte mein Mißtrauen, Mulder, aber ich habe so meine Schwierigkeiten
zu glauben, daß du mich nur hier 'raus gebracht hast
um nach UFOs Ausschau zu halten."
Er
setzte seine unschuldigste - und wie er hoffte unwiderstehlichste - Miene auf,
bevor er fragte: "Weshalb sagst du denn so etwas?"
"Oh,
ich weiß nicht." antwortete Scully, wobei sie jede Silbe extra betonte.
"Es hat vielleicht etwas mit dem Wein und der Decke zu tun, welche ich
dich aus dem Kofferraum herausnehmen sah."
Mulder
folgte ihrem Blick zu den erwähnten Gegenständen, welche er auf der Motorhaube
abgesetzt hatte, und blickte dann zurück in ihre klaren blauen Augen. "Das
ist Standard-UFO-Sichtungs-Ausrüstung, Scully. Es hat
sogar das Gütesiegel der NICAP."
Eine
ihrer Augenbrauen hob sich: "Hat es das?"
"Ja.
Vollständig garantiert, und Befriedigung gewährleistet."
Die
kühle Nachtluft um sie herum begann in schimmernden Wellen zu tanzen, angestachelt
von der grundlegenden Erkenntnis, welche zwischen beiden erwachte.
"Das
ist aber eine schrecklich selbstsichere Behauptung, Mulder. Bist du dir sicher,
daß 'deine Ausrüstung' dieser auch gerecht werden
kann?."
Er
lehnte sich näher an sie heran. "Warum findest du das denn nicht selbst heraus?"
Mulder
war unverschähmt direkt mit seiner Annäherung. Das
war er in letzter Zeit oft. Scully ebenfalls, aber nicht im gleichen Ausmaß.
Seit der Schatten ihrer Krankheit von ihren Leben gehoben worden war, schien es
fast, als ob sie zu ihrem ersten, seltsamen und verspielten Jahr zurückgekehrt
waren, aber das täuschte. Ihre Gefühle füreinander waren jetzt tiefer und die
Bindung aneinander stärker.
Mulder
hatte sich oft nach den Zeiten gesehnt, in denen sie ihre kleinen Spiele
verbaler Verführung spielten. Er vermißte diese
Momente schrecklich, wenn notwendigerweise die Arbeit vorging. Er verbrachte
viel Zeit damit sich Wege ausdenken, ihnen beiden etwas Freizeit zu
verschaffen. Der milde November gab ihm den perfekten Vorwand um die Stadt mit
ihr zu verlassen, um die immer noch ungemütliche Enge ihrer Apartments zu
vermeiden. Dort verblieben die Geister der Vorsicht. Geister, die Sorgen und
Ängste in ihre Ohren wisperten. Ohren, welche jetzt lieber taub waren.
Scully,
erwiderte seinen Blick selbstbewußt. "Mir wäre
es lieber, wenn du mir etwas Wein einschenken würdest."
Mulder
ignorierte, was er als Zurückweisung hätte interpretieren können, und reichte
ihr zwei Plastikbecher. Er öffnete den Verschluß der
Flasche Cabernet und füllte beide Becher. Scully
hielt sie in ihren Händen, während er eine Decke auschüttelte
und auf die Motorhaube legte. Danach kletterte er auf das Fahrzeug und nahm
Scully die Becher ab. Scully folgte ihm und lehnte sich gegen die
Windschutzscheibe zurück, bevor sie Mulder einen der Becher abnahm. Sie saßen
eng zusammen, ihre Schulter und Hüften berührten sich.
Sie
nippten Wein und sahen in den sternenübersähten
Himmel. Eine angenehme Stille breitete sich zwischen ihnen aus. Mulder konnte
sie aus einem Augenwinkel beobachten. Ihre blaße Haut
wurde vom unirdischen Licht des Vollmondes beschienen. Er hatte sich ihr nicht
vollständig zugewandt, noch nicht. Für jetzt war es genug nur hier zu sitzen
und sie neben sich zu spüren, ihre Gegenwart aufzunehmen und in ihrer
Gelassenheit zu baden. Einige Minuten
vergingen bevor er Scullys Kopf an seiner Schulter fühlte.
Er
ließ einen zufriedenen Seufzer seinen Lungen entweichen.
"Ist
dir warm genug Scully?"
"Mmm. Mir geht's gut."
Es
war so schön diesen Satz zu hören und ihr glauben zu können. Mulder lächelte.
"So,
als du in High School warst, hattest du da einen besonderen Platz wo du mit
deinen Verabredungen hingegangen bist um...du weißt schon...euch näher
kennenzulernen?" Er setzte sich aufrecht und füllte beide Becher nach.
Danach stellte er die Flasche auf das Dach des Fahrzeuges zurück.
Sie
dankte ihm und sah ihn sich genauer an. "Weshalb bist du so davon überzeugt,
daß ich meine Verabredungen 'näher kennenlernen'
wollte?"
"Ah,
komm schon Scully. Ich wette, daß du sie dir nicht
vom Halse halten konntest. Die Kerle standen doch bestimmt Schlange vor deiner
Haustür."
"Nur
weil ich mir keine Sorgen um eine Verabredungen für Freitag
abends machen mußte, heißt das nicht, daß ich mit jedem Kerl mit dem ich ausging auch geschmust
habe."
"Natürlich
nicht," versicherte er ihr schnell. Er grunzte
ein Lachen. "'Schmusen'. Da ist ein
Wort. Wenn ich mich recht erinnere, hatte schmusen nicht sehr viel damit zu
tun. Schmusen war nur ein schöner Weg um von einem Ort zum anderen zu
gelangen."
"Von
einem Ort zum anderen?"
"Ja.
Du weißt schon, vom Mund zu den ah...dem Oberkörper." Er blickte zu ihr
hinüber und wurde mit einem wissenden Grinsen belohnt.
"Du
bist ein Busenmann, nicht wahr Mulder?"
Seine
Augenbrauen hoben sich. "Du mußt wirklich
lernen, etwas direkter zu sein Scully. Wie du so um
den heißen Brei herumredest, ist beschämend."
Sie
lachte und zeigte sogar Zähne dieses Mal, und sagte: "So... was nun, liege
ich falsch?"
"Ich
bin ein Mann der alles mag."
"Aber
was ist dein Lieblingsteil des weiblichen Körpers?"
"Wie
sind wir nur vom Schmusen zu Lieblingsteilen gekommen?"
"Beide
führen zum selben Ergebnis, oder etwa nicht?"
Sie
tauschten ein Grinsen aus. Mulder lehnte seinen Kopf zurück und ließ seine Augen
zufallen. Er genoß die Stille um sie herum. Ein paar
Minuten später, brachte Scullys Stimme ihm vom Halbschlaf zurück in die
Gegenwart. "Magst du meine Brüste,
Mulder?"
Jeder
Nerv in seinem Körper erwachte blitzartig zum Leben, als sein Verstand 'Roten
Alarm' ausrief. Diese Frage hätte er niemals erwartet, und vielleicht hatte
Scully sie deshalb gestellt. Er zwang sich zu beruhigen, seine Augen immer noch
fest geschloßen.
"Scully,
wie kann ich diese Frage beantworten ohne mich in Schwierigkeiten zu
bringen?"
Es
war lange Zeit sehr still. Und dann: "Versuch' es."
Mulder
drehte seinen Kopf und sah zu ihr hinüber. Scully beobachtet ihn mit einer sehr
ernsten Mine. Er kratzte sich am Kinn. "Mein Gott Scully. Wie soll ich die
Frage beantworten ohne wie ein Perverser zu klingen?" Er zog seinen Kopf
ein und murmelte: "Ja ich mag sie. Sie sind sehr hübsch....was
ich von ihnen gesehen habe."
Er
blickte auf und sah wie sie gedankenversunken nickte.
"Sie sind nicht zu klein?"
"Mehr
als eine Handvoll ist Verschwendung." erwiderte er schnell.
"Wirklich?"
Sie
klang so verdammt ernst. Mulder fand sich in einer Situation in welcher er sie
unbedingt versichern wollte. "Ja, meiner Meinung nach schon. Ich meine, es
macht Spaß große Busen anzuschauen und so, aber klein und wohlgeformt hat es
immer für mich getan."
Sie
runzelte ihre Stirn. "Die meisten deiner Magazine und Videokassetten würden
dich wie einen Lügner aussehen lassen, Mulder."
Er
wand sich ungemütlich. Sie bewegten sich vom ernsten Flirten zu etwas ganz
anderem. Er war sich nicht sicher ob er das wollte. Noch nicht jetzt, jedenfalls.
"Das
ist etwas ganz anders, Scully," nuschelte er.
"Die sind nur Mittel zum Zweck." Er kaute auf seiner Unterlippe und
zwang den Rest seiner Worte heraus. "Ich bin manchmal einsam, weißt du? Du
nicht auch? Ich meine, bist du niemals...Vergiß
es."
Mulder
schlüpfte aus seiner Lederjacke. Ihm war auf einmal ungewöhnlich warm. Er
setzte sich aufrecht und verschränkte seine Beine.
"Ich
weiß wovon du redest." Ihre Worte waren tief gestimmt, und ließen eine
Hochspannungswelle
von Verlangen durch seinen Körper schießen. "Mir geht ist manchmal
genauso. Und es ist wirklich lächerlich wenn du mal genau darüber nachdenkst."
Er
sah ihr in die Augen. "Was ist lächerlich?"
"Die
Tatsache, daß wir fast die ganze Zeit zusammen sind
und uns doch einsam fühlen."
Die
Ironie war ihm nicht entgangen. Genaugenommen der Gedanke hatte ihn viele
Nächte lang wachgehalten. Sie waren alles
füreinander; Partner, Freund und auch Familie. Sie gaben einander alles, außer das eine.
Flirten
ist einfach, und war in der Vergangenheit auch eine ziemlich sichere Zone
gewesen. Aber der Gedanke daran, die letzte Grenze zu übertreten machte ihm
Angst. Mulder wußte nicht weshalb. Er wußte nur, daß es so war.
"Es
geht nicht nur darum, Scully. Wenn man alles mal mit
Abstand betrachtet, ist das überhaupt nicht wichtig." Er mußte ihr nicht erklären auf was er anspielte. "Es sei denn wir reden über
Fortpflanzung um die Existenz der Spezies zu garantieren, und in dem Fall
werden Lebewesen immer das tun, was am natürlichsten kommt."
Mulder
setzte seinen Becher auf der Motorhaube ab und sprang vom Fahrzeug. Er drehte sich herum so daß
er ihr zugewandt war. Sein Sprung hatte die Decke auf welcher beide gesessen
hatten, in Bewegung gesetzt, und sie begann die glatte Oberfläche der
Motorhaube herunterzurutschen.
Scullys
leichtes Körpergewicht konnte die Decke nicht vom heruntergleiten
hindern.
Ihre
Augen war auf gleicher Hoehe
mit seinen, und sie ließ einen kleinen überraschten Schrei aus. Während sie
ihre Arme hob, warnte sie ihn: "Achtung Mulder!!"
Da
es keineswegs eine schnelle Reise war, hatte Mulder genügend Zeit sich direkt
vor sie zu stellen und seine Arme auszubreiten, bevor sie das Ende der
Motorhaube erreichte. Seine Hände umgriffen ihre Taille, während sie ihre Füße
auf die Stoßstange stellte. Mulder stand
letztenendes mit seinen Hüften gemütlich zwischen
ihren Oberschenkeln gefangen.
Und
dann sahen sie sich eine lange Zeit einfach nur an. Sie sahen die verspielten Grinsen verschwinden, und bemerkten unterbewußt die Erweiterung der Pupillen und das leichte
Öffnen ihrer Lippen. Beide hielten den Atem an, und warteten darauf was
passieren würde.
Mulder
glaubte, daß die Welt in Scullys Augen begann und
endete. Scully zog ihre Unterlippe ein wenig in ihren Mund hinein, ließ ihre Zähne
über sie gleiten und flüsterte: "Hi." Ihre kleinen Hände wandten sich
um seine Bizeps, während ihr Becher unbemerkt ins Gras
fiel.
"Hi."
Warf er zurück.
Sie
zwinkerte zweimal und erinnerte ihn. "Du,...ah, du sagtest etwas über tun
was am natürlichsten kommt."
Mulder
kämpfte mit sich selbst. Seine impulsive Seite schrie danach die Gelegenheit zu
nutzen;
'Küß die Frau einfach'. Seine rationale Seite, welche er
neuerdings als seine Scullyseite sah, bettelte ihn sich das ganze nochmal zu überlegen. Seine rationale Seite wußte, daß wenn er sie küßte, würde es kein Zurück mehr geben. Sie konnten sich
nicht küssen und dann so tun als ob nie etwas passiert wäre.
Am
Ende entschied sich Mulder für den Kompromiß, oder
aber auch einen feigen Ausweg. Das hing davon ab, wie er später auf den
Augenblick zurückzublicken wählte. Er entschloß sich,
Scully die Entscheidung zu überlaßen.
"Weißt
du was, Scully? Die meisten Männer würden das hier als die perfekte Möglichkeit
sehen, dich zu küssen."
Ihre
Hände drückte seine Arme leicht. Ihre Erwiderung war leise und unverschämt verführerisch.
"Würden sie?"
Er
gab sich große Mühe es ihr gleich zu tun. "Oh, ja."
"So,
auf was wartest du denn dann noch, Mulder?"
'Tatsächlich
auf was?' wunderte er sich. Und so warf er alle Bedenken und Vorsicht in den
Wind und beugte sich näher um die Distanz zwischen ihnen zu schließen. Scully kam
ihm entgegen - ihre Augen geschlossen. Auch Mulder schloß
in Erwartung des Kusses seine Augen, was bestimmt keine gute Idee gewesen war,
weil er so nicht sehen konnte wo er sich hinbewegte. Ihre Nasen stießen
schmerzhaft zusammen und ihre Augen flogen gleichzeitig auf.
Scully
zog sich ein wenig zurück. "Au." schmollte sie und rieb ihre Nase sanft.
Mulder
kicherte um seine Verlegenheit zu überspielen. "Uups.
Tut mir leid Scully."
"Is' schon in Ordnung." Nuschelte sie, und gab ihre
Nase einen letzten Tätschel.
Mulder
sagte, dieses Mal ohne nachzudenken: "So...sollen wir es noch einmal versuchen,
oder habe ich den Augenblick völlig ruiniert?"
Dann
lächelte sie, ein scheues Lächeln. "Wir könnten es noch einmal versuchen."
"Ja?
Okay." Mulder brachte seine Hände zu ihrem Gesicht um es vorsichtig in Position
zu halten. Ihre Haut fühlte sich wie Samt unter seinen Fingern an. "Du
bleibst genau so," sagte er zu ihr. "Beweg'
dich nicht."
"Okay."
Diesmal
schloß sie ihre Augen nicht, und Mulder tat es ihr
aus Vorsicht gleich. Er senkte seinen Kopf langsam und brachte seine Lippen
gegen ihre. Erst dann schloß er seine Augen. Es war,
allen Maßstäben nach, ein unschuldiger Kuß, sehr
sanft und vorsichtig. Genaugenommen verbrachte
Mulder die ganze Zeit damit, sich Sorgen zu machen, ob Scully ihre Meinung
mitten im Kuß ändern und ihn wegstoßen würde. Das tat
sie aber nicht.
Er
zwang sich zurückzuziehen und zu warten, bis sie ihre Augen öffnete. Es dauerte
eine Weile, was zur Folge hatte, daß Scully von einem
lächelnden Mulder erwartet wurde.
"Wow," sagte er.
"Noch
einmal," sagte sie.
Weitverbreiteten
Vorstellungen entgegen, hatte Mulder keine Probleme Befehlen zu folgen. Ganz besonders
nicht, wenn sie von einer bestimmten zierlichen Agentin mit flammenrotem Haar
und unglaublichen Augen kamen. Der volle Mund welche nur Zentimeter von seinem
entfernt war, schadete ihrer Chance auch nicht.
Er
beugte sich wieder näher an sie heran, und so sehr er es auch liebte ihr seidiges
Haar zwischen seinen Fingern zu spüren, seine Arme fühlten sich leer an. Als seine
Lippen ihre berührten, entschied Mulder, daß Scully
bestimmt nichts dagegen hätte, wenn er sie etwas näher an sich heranzog. Und
das tat er dann auch.
Ihr
schien es wirklich nichts auszumachen. Im Gegenteil sie schien es richtig zu
mögen. Ihre Arme glitten wie von selbst um ihn herum.
Der
zweite Kuß dauerte länger. Sie waren beide etwas
außer Atem als Mulder ihn beendete, um Scully einen Kuß
auf die Stirn zu geben. Er zog sie näher an sich heran. Als Mulder wiederholt
feststellte, daß sie perfekt an seinen Körper paßte, wurde ihm klar wie glücklich er war.
Vollkommen,
unverschämt glücklich. Irgendwie hatte er gewußt, daß Scullys Küsse Balsam für seine Seele sein würden.
Mulder
war keineswegs ein religiöser Mann, aber trotzdem ertappte er sich dabei, Gott
für sie zu danken. Er beschloß aber, diese kleine
Tatsache für sich zu behalten.
Scullys
Worte wurden von seinem Hemd gedämpft als sie letztendlich die angenehme Stille
brach. "Ich glaube das ist dann auch geklärt."
"Geklärt?"
fragte er, wobei er seinen Kopf senkte um sein Gesicht in ihrem Haar zu
verbergen. Sie roch wie Sonnenschein. Ja, das klang kitschig, war aber wahr.
"Sieht
so aus als ob wir mit dem hier genauso gut sind, wie in allem anderen was wir
zusammen anfassen."
Mulder
kicherte. "Und das überrascht dich?"
Es
dauerte ein paar Minuten bevor sie antwortete. "Es sollte mich wirklich nicht
überraschen, aber ich habe mich schon seit sehr langem gefragt." Sie verstummte,
aber Mulder wußte daß er
sie nicht drängen brauchte. Er wußte, daß die Stille ihr Gelegenheit
gab, ihre Gedanken zu ordnen.
"Manchmal
habe ich mich gefragt, ob die Enthaltung nur die Erwartung erhöht. Du weißt
schon, wenn du dich selbst überzeugst, daß du etwas Großartiges
verpaßt. Und dabei hast du doch keine Möglichkeit herauszufinden
ob das wirklich der Fall ist. Macht was ich sage Sinn, Mulder?"
"Erschreckenderweise,
ja." Er lachte als sie ihm einen halbherzigen Stoß in die Rippen gab. Sie
begann sich von ihm zu lösen, aber er drückte sie noch fester an sich und
stoppte sie damit. "Nein, noch nicht. Bleib' doch bitte noch 'ne
Minute."
Scully,
entspannte sich ohne zu zögern in seiner Umarmung. Und das fühlte sich richtig
gut an. Konnte es etwas besseres in dieser Welt geben?
Urmensch
Mulder dachte schon. Urmensch Mulder wollte den Druck seines Unterkörpers gegen
ihren nur ein bißchen verschieben. Urmensch Mulder
war sich ganz bewußt wie weich sie sich anfühlte, wie
gut sie roch und wie warm sie war. Urmensch Mulder war einem unzivilisierten
Grunzen nahe, ein Grunzen welches übersetzt: 'Frau. Gut. Meine.' bedeuten
würde.
"Ah,
Scully?"
"Hmm?". Sie klang schläfrig und zufrieden.
"Das
ist richtig schön."
"Ja,
das ist es."
"Nein,
ich meine *richtig* schön."
"Ja."
stimmte sie ihm zu, und zappelte ein bißchen herum um
noch bequemer zu werden. Mulder konnte sich ein heftiges Einatmen nicht
verkneifen, als sie sich so an ihm rieb. Und auf einmal erstarrte Scully.
Scheiße.
Erwischt.
Sie
lehnte sich zurück und sah ihm in die Augen. Er glaubte Belustigung dort zu
lesen, und vielleicht auch etwas Schockierung. Aber das kleine Grinsen in ihrem
Gesicht zeigte nichts anderes als Zufriedenheit und Stolz.
"Oh," sagte sie, "ich verstehe. Zu gut Mulder?"
Sein
Gesicht brannte und er wußte, daß
er wie ein Kind rot angelaufen war. Vorher
hatte immer noch die Möglichkeit bestanden, die Küsse zu ignorieren und so zu
tun, als ob sie nie passiert sind. Seine offensichtliche Erregung, auf der
anderen Seite, war aber etwas ganz anderes.
Wer
A sagt muß auch B sagen.
"Das
hängt ganz davon ab, wie du den Abend beendeten möchtest, Scully."
Es
dauerte eine Ewigkeit bevor sie antwortete. "War das ein Angebot, Mulder?"
Mit
dem Kuß hatte es schon einmal geklappt; Mulder
schätzte, daß er es deshalb noch mal versuchen
konnte. "Das hängt ganz und gar von dir ab, Scully."
Sie
dachte einige Sekunden darüber nach. "So, verstehe ich dich richtig, du überläßt mir die Entscheidung darüber, ob wir diese Nacht
zum logischen Ende bringen?"
Er
nickte langsam, mit seiner ernstesten Miene. "Ja, du hast mich richtig verstanden."
Mulder
beobachtete mit Faszination wie ihre Augen heiß zu glitzern begannen. Die rosa
Spitze ihrer Zunge schnellte hervor um über ihre Oberlippe zu gleiten, und dann
befreite sie sich aus seinen Armen und sprang von der Motorhaube. Sie ging zur
Beifahrerseite und öffnete die Tür. Danach
wendete sich sie ihm wieder zu.
"Fahr'
mich nach Hause Mulder. Ich werde auf dem Weg darüber nachdenken.
Er
stand wie angewurzelt immer noch auf der gleichen Stelle. Entsetzt starrte er
sie mit offenem Mund an. "Da...da...das ist alles? 'Ich werde auf dem Weg
darüber nachdenken.' Wir haben mindestens eine Stunde Fahrt vor uns, Scully. Du
bist grausam." jammerte er.
Sie
antwortete ihm, indem sie zuerst auf ihre Uhr sah und dann sagte: "Die Zeit
läuft."
"Oh,
dir macht das ganze viel zu viel Spaß," bemerkte
er überflüssigerweise.
"Da
kannst du Gift drauf nehmen, Mulder. Wirst du mich nun nach Hause fahren oder
nicht?"
Für
einige Sekunden blieb er noch auf seinem Platz stehen, bevor er das
Unvermeidliche
tat. Er sammelte die Decke, die Becher und den Wein zusammen
und
schmiss die Gegenstände achtlos in den Kofferraum
Scully
stand immer noch vor der geöffneten Beifahrertür, als er seine öffnete und sich
hinter das Lenkrad setzte. Er schnallte sich an und wartete darauf, daß sie sich zu ihm gesellen würde. "Kommst du,
Scully?"
Er
wußte nicht ob er es sich nur eingebildet hatte, aber
er hätte schwören können, daß er sie flüstern hörte:
"Ich hoffe doch." als sie ihren Platz neben ihm einnahm.
Es
würde eine lange Rückfahrt werden.
~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~**~*~*~*~*~*~*~*~