CAMP
by Shalimar
aus
dem Englischen übersetzt von J. < jeapeisk@uwc.edu >
Er
fiel ihr entgegen und landete plötzlich mit seinem Kopf in ihrem Schoß, seine Nase
drückte in ihren Bauch, seine Knie waren angezogen und preßten
gegen die Rücklehne des Autositzes, und seine Hand hielt ihre in festem Griff. Sie
saß, unsicher was als nächstes geschehen würde. Ihre andere Hand bewegte sich
in sein Haar, und streichelte es kurz auf dem Weg zum Puls an seinem Hals. War er ohnmächtig geworden? Was zum Teufel war ihm nur auf dem Laster
passiert?
Sein
Puls war schwach und schnell, zu schnell.
"Mulder?"
"Mmmm?" Es war mehr ein Knurren als eine richtige
Antwort.
"Geht
es dir gut?"
Er
nickte, seinen Kopf gegen ihren Köper gepreßt. Sie
behielt ihre Finger an seinem Puls. Er lag ruhig auf ihrem Schoß, und sie hätte
glauben können, daß er eingeschlafen war, wenn er
nicht diesen festen Griff an ihrer anderen Hand gehabt hätte.
Endlich,
"Scully?", seine Stimme von ihrem Bauch gedämpft.
"Ja?"
"Laß uns aufhören."
"Aufhören?"
"Laß uns einfach aufhören."
"Aufhören
mit was?"
"Das
hier. Alles. Wir kündigen. Wir werden Skinner sagen, daß
wir kündigen."
"Beim
FBI?"
"Wir
gehen ganz weit weg, so weit wir können." Sie antwortete ihm nicht. Sie
begann nur zärtlich sein Haar zu streicheln. Seine Stirn fühlte sich klamm an,
ein bißchen zu klamm. Ihre Finger suchten wieder seinen
Puls—er war immer noch schnell.
"Wir
kaufen uns ein Camp, Scully. Ein Jungen's Camp. In
Maine...und wir werden die Sommer damit verbringen den Kindern zu zeigen, wie
man ein Lagerfeuer in Gang setzt und den Unterschied zwischen Fichten- und
Schierlingssaftnadeln erkennt. Du wirst der Camp-Arzt sein, Scully. All die
kleinen Jungen werden sich in dich verlieben, und sich ihre Knie mit Absicht
aufschlagen, so daß du Neosporin
darauf reiben...und ihre Kratzer und blauen Flecken küssen mußt."
Er verstummte wieder.
"Aufgeschürfte
Ellenbogen zu verarzten und Splitter zu entfernen, ist aber nicht genug.",
sagte er letztendlich, "Wir müssen noch eine andere Aufgabe für dich finden."
Sie lächelte.
"Kanu
fahren." sagte sie. Sie versuchte ihn zu belustigen, um hoffentlich seinen
rasenden Puls zu beruhigen. "Ich werde den Kindern beibringen, wie man
Kanu fährt." Sie dachte einen Moment lang nach. "Und Beeren sammeln,
Blaubeeren."
"Und
wir werde Bogenschießen und Fischen gehen. Kannst Du fischen Scully?"
"Ich
habe schon lange nicht mehr gefischt, Mulder."
"...Fischen
ist eine Kunst, Scully... du mußt den perfekten Köder
finden...ihn perfekt an die Angelschnur binden...den perfekten Angelstab wählen...das
perfekte Kräuseln des Sees...die perfekte Tageszeit."
"Meine
Großmutter hat uns immer in einen alten Reifen auswerfen laßen."
sagte sie. "Wieder und wieder, bis wir den Köder in die Mitte des Reifens
landen konnten ohne die Seiten zu berühren."
Sein
Atem wärmte einen feuchten Fleck gegen ihre Jacke. "Du weißt also doch wie
man fischt Scuhleee. Du kannst den Jungen zeigen, wie
man eine Angel auswirft. Wir werden
ihnen die wirklich wichtigen Dinge beibringen. Und dann werden wir auch noch
einen alten Fährtensucher anstellen. Er kann ihnen zeigen, wie man Köder an der
Angel befestigt. Sein Name wird Ben sein und am Abend werden wir alle am
Lagerfeuer sitzen. Er kann den Jungs Gruselgeschichten über die Berge und
Indianischen Götter erzählen. Es sei denn, du weißt auch wie man Köder befestigt."
"Nein,
tut mir leid. Aber ich kann ihnen zeigen, wie man Fische ausnimmt...falls wir
welche fangen sollten."
"Du
weißt, wie man Fische ausnimmt? Versuchst du mich zu verführen?" Seine Stimme
klang belustigt, und wurde langsam schläfrig. Ihre Finger glitten zurück in
sein Haar und zu seinem Puls. Er war langsamer und pulsierte etwas regelmäßiger
unter ihren Fingern.
"Und
wir werden schwimmen und segeln gehen, und Chocolate
Chip Pfandkuchen und Hotdogs und Marshmallows
essen." setzte er fort. "Und
Knoten binden."
"Und
Kanutouren."
"Wasserski?"
"Nein,"sagte beide
gleichzeitig. Er lachte, "Natürlich keine Motorboote erlaubt."
"Zelte."
"Taschenlampen."
"Kerosinlampen."
"Nasse
Turnschuhe."
"Mücken."
"Mückenspray."
"Lagerfeuer."
"Instant Tang zum Frühstück."
"Nacktbaden."
Er
lachte gegen ihren Bauch und war dann so lange Zeit so ruhig, daß sie glaubte er sei eingeschlafen. Seine Stimme war
schlaftrunken. "Du wirst schon sehen Scully, es wird schon okay sein, daß wir keine eigenen Kinder haben können...wir werden ja
die Jungs haben." Er zog ihre ineinander verschlungenen Hände unter seine
Wange und kuschelte sein Gesicht bequemer in ihren Schoß. Nach und nach wurde
sein Atmen regelmäßiger und er fing ganz leise zu schnarchen an. Ihre Hand
hörte auf sein Haar zu streicheln, und sie saß einfach nur still für ein lange,
sehr lange Zeit, während sie aus dem Autofenster in die Nacht starrte.
Aber
was machen wir im Winter Mulder? Was dann..? Winter...Schnee...sie würden die Lodge winterfest machen...Ben würde seine Winter in Florida
verbringen, und sie wären allein...sie würden einen großen Steinkamin
haben...der See zugefroren. Einen alten allrad- angetriebenen Bronco, um Vorräte aus der Stadt zu holen. Ein paar große
Hunde, welche im Schnee tobten und Pfotenabdrücke ins
Haus schleppten. Bücherregale voll
Bücher, eine alte Ledercouch vor dem Kamin, die Hunde davor schlafend und sich
wärmend...sie und Mulder würden auf der Couch sitzen, und sich ihre mit dicken
Wollsocken bedeckten Füße an den Rücken der Hunde wärmen. Sie begann abermals
sein Haar zu streicheln. Seine Haut war wärmer und nicht mehr so klamm.
Sein
Puls langsam und stark.
Er
wurde überleben.
"Okay,", flüsterte sie, "ich bin dabei, Mulder. Hören
wir auf."
Ende
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