CHERRY RIPE
Autoren: Rachel Anton und Laura Blaurosen
RAnton1013@aol.com and Mezzo4@aol.com
KEYWORDS: Scully/Krycek
SUMMARY: Manchmal musst du vergessen, wer du
warst, um dich daran zu erinnern, wer du bist.
DISCLAIMER: Diese Charaktere gehören uns
nicht und die meisten Leute sind wahrscheinlich ziemlich froh darüber. Sie
wurden ohne Genehmigung benutzt. Die zitierten Gedichte wurden ebenfalls ohne
Erlaubnis benutzt, und werden am Ende der Story noch mal aufgeführt.
SPOILERS:
Etwas Never Again and
DANKE: An Cynthia für das phantastische
Betalesen und an Alanna für die Ermutigung. Ihr
Mädels seid die besten!
ÜBERSETZUNG: Kristin
CHERRY RIPE
"Ruf mich einfach an, wenn du etwas
gefunden hast, Kay?"
'Kay?' ist Mulders Art zu sagen, 'Ja ich bin
mir bewusst, dass ich dich herumscheuche und ich denke, dass es mir ein
bisschen leid tut, dass ich dich wie eine Leibeigene behandele, aber tu es
bitte trotzdem.'
Es könnt sogar ein Dankeschön darin
versteckt sein. Welche Kombination aus dem oben genannten es auch immer ist, es
scheint ihn sich bei dem, was er gerade tut besser fühlen zu lassen. Ich sollte
es ablehnen, aber das tue ich nie. Nein, ich bin ein gutes Mädchen, ich lege
auf und tue, was mir gesagt wurde. Bitte fragt mich nicht, warum. Ich bin immer
noch dabei, das herauszufinden.
Ich habe einmal nein gesagt. Bis heute muss
ich darüber lachen, was er für ein Gesicht gemacht hat, abgesehen von der
Situation, in der ich mich dann wiedergefunden habe. Wie kann ich es wagen, ihm
etwas abzuschlagen? Sagte sein Blick. Du tust immer das, was ich will. Warum
hörst du jetzt damit auf? Selbst wenn es mich damals verdammt wütend gemacht
hat, hatte ich für einen kurzen Moment das Vergnügen, Fox Mulder etwas
abzuschlagen. Es war befreiend. Einen Moment lang. Bis ich in das Flugzeug nach
Philadelphia gestiegen bin und die ganze Zeit ihn und mich selbst verflucht
habe. So, wie ich es jetzt tue.
Es ist heute so verdammt heiß draußen. Ich
habe den Eindruck, dass die Klimaanlage in diesem Auto nicht mehr so richtig
funktioniert. Das ist nicht verwunderlich, da der Kilometerzähler 95.000 Meilen
anzeigt. Ich beginne mich zu fragen, ob ich nicht mindestens die letzten 20.000
selbst hinzugefügt habe.
Wo zur Hölle bin ich hier? Es ist so, als
würde ich den selben Straßenabschnitt immer wieder fahren. Uns es wird einfach
immer heißer und heißer. "Es wird eine nette Fahrt sein. Kay?"
"Es liegt sicher nicht mehr als zehn Meilen außerhalb der Stadt.
Kay?" "Ich werde dich einholen. Kay?"
Nein, Mulder, nicht 'kay'.
Mist. Ich habe jetzt schon alles ausgezogen, was ich kann, ohne nackt zu sein,
oder die Kontrolle über den Wagen zu verlieren, also meine Jacke und meine Schuhe.
Ich denke, ich könnte vielleicht mein T-Shirt ausziehen...Nein, das letzte, was
ich brauchen kann ist es, von irgendwelchen Regierungsbeamten verhaftet zu
werden, während ich halb nackt bin. "Äh, FBI..." während ich in
meinem BH nach meinem Dienstausweis suche. Nein, ich bin nicht so verzweifelt.
Noch nicht.
An der nächsten Abfahrt werde ich anhalten
und meine Strumpfhose ausziehen.
Nein, an der nächsten Abfahrt werde ich
wenden und wieder ins Hotel zurückfahren. Warum bin ich hier? Es gibt nichts
hier draußen.
Nichts außer nichts. Er bestand darauf, dass
es unsere letzte Hoffnung ist.
Dass, wenn dieser Ort nicht hier wäre, er
nirgends wäre, er nicht existieren könnte. Aber er war sich sicher, dass er
existiert. Absolut sicher, sagte er. Scheint so, als wenn ich das letzte Mal,
als er absolut sicher war, mitten in der Wüste gelandet wäre.
Ich fahre ein bisschen weiter und ich will
verdammt sein, wenn ich da nicht ein wirkliches Gebäude in der Ferne sehe.
Verflucht sei er. Ich tippe Mulders Nummer ins Telefon ein, während ich von der
Strasse herunterfahre und vor dem Gebäude halte.
Antelope's? Steht das auf dem Schild? Stand. Es ist so
verlassen wie alles hier. Ist es DAS, was er meinte? Mein Gott, ich hoffe es.
Netzsuche....
Suchen....
Mist.
Ich möchte es nicht, aber ich mache den
Motor aus und öffne die Tür. Es ist keine Sauna, es ist noch nicht mal ein
Backofen. Ich denke ich bin auf den verfluchten Merkur gefahren. Die Hitze ist
so drückend, dass sie mir den Atem verschlägt. Und als ich versuche aufzustehen,
überwältigt mich ein stechender Kopfschmerz wie ein atmosphärischer Schlag ins
Gesicht. Mulder hat mein Aspirin. Mist. Naja ich werde wenigstens diese blöden
Strumpfhosen ausziehen, bevor sie sich auf meinen Beinen einbrennen.
XXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXX
Mist. Das ist nicht gut. Das ist sehr
schlecht. Was zum Teufel tut sie hier? Ich wusste, dass ich zu lange gebraucht
habe. Dieses Stück Metall brennt seit zwei Tagen ein Loch in meine Tasche und ich
brenne seit fast einer Stunde ein Loch in den Boden dieses Müllplatzes.
Manchmal muss man die Poesie der Zweckmässigkeit
opfern. Ich vergesse das gelegentlich.
Ich habe versucht, das perfekte Versteck
dafür auszusuchen. Ein Versteck, das ich nie vergessen würde, sollte ich es
noch einmal brauchen. Ein cleveres Versteck. Ein einfach zu beschreibendes aber
absolut nicht naheliegendes Versteck. Ein Versteck, das niemand erraten würde,
aber das völlig sinnvoll ist.
Ein anderes Versteck als meine Tasche. Ich
mag meine Tasche wirklich und so weiter, aber ich habe langsam genug davon,
eine lebende Zielscheibe zu sein. Ich muss es von mir entfernen. Jetzt.
Ich habe Antelope's
ausgewählt. Naja, das ist nicht ganz richtig. Es wäre richtiger zu sagen, dass Antelope's mich ausgewählt hat. Oder es wäre wohl am
genauesten zu sagen, dass sich mein Auto zwei Meilen von hier entschlossen hat,
sich zu überhitzen und ich bin in diese Geisterstadt marschiert in der Hoffnung
auf eine Werkstatt und etwas zu essen und ich entdeckte, dass es hier nichts
*außer* Antelope's gibt.
Ich kroch durch das Fenster und habe sofort
beschlossen, dass es das hier sein muss.
Der Ort. Ich musst einfach nur etwas finden,
wo ich es reinstopfen konnte. Was mich wieder zu meinem momentanen Problem
zurückbringt.
Ich habe hier seit einer Stunde gestanden
und versucht, mir verschiedene Verstecke vorzustellen und die möglichen
Reaktionen auf die Entdeckung dieser Verstecke. Ich mag die Vorstellung, dass
die Leute schockiert sind, wenn sie einen Teil meiner Arbeit enthüllen, dass
sie ehrfürchtig meine Verschlagenheit bewundern. Die Ironie, die
Scharfsinnigkeit, die reine Brillianz, sagen sie,
kratzen sich die Köpfe und fragen sich, wo ich das alles gelernt habe. Ich mag
die Vorstellung, dass ich dem künstlerischen Teil der Kunst des Verbrechens die
wahre Bedeutung verleihe.
Allerdings arbeitet mein Verstand besser,
schneller, in der Kälte. Das war schon immer so. Und es ist heißer als in der
Hölle in diesem verlassenen, zerstörten Müllhaufen. Zu heiß zum Denken.
Der Punkt ist, ich habe zu lange wie ein
Schwachsinniger hier herumgestanden. Viel zu lange.
Wie zur Hölle hat sie mich gefunden?
Als ich das Auto hörte dachte ich, es wäre
einer von denen. Vielleicht der alte Bastard selbst. Mulder kam mir noch nicht
mal in den Sinn, aber es hätte mich schockiert. Aber sie? Ist es möglich, dass
sie mir gefolgt ist?
Ich bin schon sehr oft unterschätzt worden.
Ich versuche zu vermeiden, dass mir das mit anderen Leuten passiert. Ich weiß,
wie gefährlich das sein kann. Ich versuche sehr gewissenhaft den Überblick über
meine Feinde zu behalten, festgestellte und mögliche. Sieht so aus, als hätte
ich einen vergessen.
Es ist nicht so, dass ich die Intelligenz
der Dame bezweifle. Keineswegs. Tatsächlich, um ganz ehrlich zu sein, ist sie
wahrscheinlich einer der schlauesten Menschen, die ich je getroffen habe. Sogar
schlauer als Mulder. Es ist nur so, dass ihre Fähigkeiten zur Täuschung
ziemlich begrenzt sind. Sie hat nicht einen betrügerischen Knochen im Leib. Zumindestens dachte ich das nicht. Aber offensichtlich kann
sie gut genug täuschen, um unbemerkt meinen Arsch durch das halbe Land zu
verfolgen.
Okay, es wird Zeit nach möglichen Ausgängen
Ausschau zu halten. Sie hat vorn angehalten, das heißt, dass ich hinten raus
muss. Außer sie schleicht um das Haus herum. Ich schaue verstohlen, nur um
sicherzugehen, durch die Ritzen der verrottenden Holzplanken in der Nähe der
Eingangstür.
Sie ist bis jetzt noch nicht mal aus dem
verdammten Auto ausgestiegen. Sie sitzt auf dem Fahrersitz, ihre Beine hängen
aus der Tür und sieht geradeaus. Direkt zu mir. Ich denke allerdings nicht,
dass sie weiß, dass ich hier bin. Wenn sie mit Sicherheit wüsste, dass ich hier
bin, würde sie sicher mit der Waffe in der Hand direkt auf das Gebäude zulaufen
und nicht mit diesem gelangweilten Gesichtsausdruck dasitzen, sich mit einer
zusammengefalteten Zeitung Luft zufächeln und ihre Schuhe auf den Boden werfen.
Könnte es möglich sein, dass ihr Erscheinen hier purer Zufall ist? Sie sieht
eher aus wie eine verärgerte Touristin, nicht wie eine FBI-Agentin auf
Verbrecherjagd.
Vielleicht geht sie einfach weg, wenn ich
einfach hier warte.
Nein. Das kann kein Zufall sein. Wie könnte
die Welt *so* seltsam sein. Sie ist aus einem Grund hier. Selbst wenn sie nicht
weiß, dass ich in diesem Gebäude bin, weiß sie, dass irgend etwas hier ist.
Frag nicht wie, aber das muss so sein.
Okay, warte. Vielleicht habe ich einen
Schritt ausgelassen. Ich schaue zwei Sekunden lang weg und als ich wieder hin
schaue knöpft sie gerade ihre Hose auf. Das ist absolut und hundertprozentig
seltsam. Vielleicht ist es eine Falle. Es ist eine Situation: sie fängt an,
sich auszuziehen, lenkt mich ab und Mulder springt aus dem Schatten und fängt
an, mir das Gesicht einzuschlagen.
Mein Gott, sie tut es wirklich. Sie zieht
ihre verdammten Hosen aus. Das muss eine Falle sein.
Das muss es einfach.
Oder ihr ist es vielleicht nur heiß. Während
ich sie beobachte, bemerke ich kleine Details; wie ihre Haare zerzaust sind und
an ihrer Stirn und ihrem Hals kleben, die Schweißperlen, die über ihr Dekolleté
laufen bis in den V-Ausschnitt ihres engen weißen T-Shirts. Oh Mann.
Ich sollte jetzt wirklich gehen.
Die verschwitzten braunen Hosen liegen um
ihre Knöchel und sie hebt sittsam einen Fuß und dann den anderen. Sie beugt
sich nach vorn, schüttelt unsichtbaren Staub aus der Hose und legt sie über den
Beifahrersitz des Wagens. Strumpfhose. Sie trägt eine Strumpfhose. Ich habe nie
verstanden, warum Frauen diese Dinger überhaupt tragen, geschweige denn unter
einer Hose. Und um 16:00 Uhr Mitte Juli in Oklahoma müsste man verrückt sein,
das überhaupt in Erwägung zu ziehen.
Das scheint sie ebenso zu sehen. Sie greift
unter den Bund dieses elenden Dings und zieht es über ihre Schenkel,
Unterschenkel und Füße. Als sie sie ausgezogen hat, macht sie sich nicht die
Mühe, sie aufzuheben. Schlauer Zug.
Sie sitzt einfach da in ihrem T-Shirt und
ihrer verdammten Unterwäsche. Ihrer seidigen, weißen, schweißnassen
Unterwäsche. Sie sinkt seitwärts gegen den Sitz und ihre Beine sind verdammt
weit gespreizt und sie sitzt einfach so da.
Ich glaube nicht mehr, dass das eine Falle
ist. Es ist absolut unmöglich, dass Mulder mich so eine Show erleben lassen
würde. Und genauso wenig würde sie das. Sie denkt scheinbar wirklich, dass sie
in diesem verlassenen Nest alleine ist. Was irgendwie gut für mich ist. Sehr
gut. Ich habe eine verdammt gute Chance, hier herauszukommen, ohne dass sie
mich überhaupt bemerkt. Wenn ich nur aufhören könnte, sie anzusehen.
Das ist dumm. Das ist erbärmlich. Ich bin
nicht irgendein verzweifelter, geiler Verlierer. Ich bin nicht Mulder. Ich habe
besseres zu tun, als hier herumzusitzen und eine Frau in Unterwäsche
anzustarren. Scully sieht noch nicht mal so gut aus.
Wenigstens erinnere ich mich an sie als
nicht so gut aussehend. Natürlich habe ich in den vergangenen fünf Jahren nur
ungefähr fünfzehn Minuten in ihrer Gegenwart verbracht. Und jedes Mal war sie
mit Mulder zusammen. Da sei Gott vor, dass ich Mulders Frau anschaue. Ich habe
alles versucht, sie zu ignorieren und das war bis jetzt ziemlich einfach.
Ich werde diese Strategie eventuell noch mal
überdenken müssen.
Sie fährt mir ihren Handflächen über die
Innenseiten ihrer Oberschenkel und wischt die Feuchtigkeit dort ab, während sie
ihren Kopf nach hinten legt. Es gibt immer noch die Möglichkeit, dass das eine
massive Halluzination ist. Es ist sehr heiß. Manchmal spielt das Gehirn einem
einen Streich...
Sie zieht ihre Unterwäsche aus.
Oh.
Gott.
Sie zieht ihre verdammte Unterwäsche aus.
Sie steckt ihre Finger unter den Bund, scheint kurz zu zögern, schaut sich
heimlich um, zuckt mit den Schultern und zieht. Als das Stück Stoff von ihrer
Haut herunter ist, rollt sie es zu einem Ball zusammen uns steckt es in das
Handschuhfach des Autos, bietet mir einen besseren Ausblick auf die feuchten,
pfirsichfarbenen Locken zwischen ihren Beinen als sie sich zurücklehnt. Ich
kann sie fast von hier aus riechen, scharf und schwitzend von der Temperatur.
Das kann als eine sehr schlimme Sache
charakterisiert werden. Ich habe einen Harten für Dana Scully. Es ist eine fast
erstickende Erscheinung. Ich würde mich am liebsten selbst ausziehen.
Dann ist, so schnell wie sie begonnen hat,
die Rotschopf-Show vorbei. Sie greift nach ihrer Hose, zieht sie wieder über
ihre nackte Haut, steigt in ihre Schuhe und läuft direkt in Richtung der Bar.
Verflucht! Was zum Teufel ist mein Problem?
Ich muss ziemlich daneben sein. Es ist zu spät, um ungesehen zu verschwinden.
Dank meines Voyeurismus stecke ich hier fest. Ich
habe nur wenige Möglichkeiten übrig. Ich lasse mich von ihr gefangen nehmen,
lasse sie denken, dass sie gewonnen hat und versuche mich herauszureden, oder
ich werde ihr weh tun müssen. Ich brauche weniger als eine halbe Sekunde, um
meine Entscheidung zu treffen.
XXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXX
Netzsuche....
Kein Service.
Scheiße.
Ich nehme an, dass ich, nachdem ich schon
den ganzen Weg gefahren bin, mir diesen Ort wenigstens mal ansehen sollte.
Sobald ich das nicht tue, wird das genau der Platz sein. Und wenn es nach
morgen nicht mehr da ist, wird Mulder nie darüber hinwegkommen.
Hier bin ich wieder. Überzeuge mich selbst
mit seiner Meinung.
Vielleicht gibt es ein
Zwölf-Punkte-Programm, in das ich mich einschreiben kann.
Das Glas der Eingangtür ist schon lange
zerbrochen, ich trete durch die entstandene Lücke, nicht ohne mir an einem der
verbliebenen Glasscherben das Hosenbein aufzureißen und meinen Knöchel
anzukratzen. Eine Packung Aspirin, einer neuer Hosenanzug, Antibiotika für die
Infektion, die ich wahrscheinlich bekommen werde. Die Liste wird länger,
Mulder.
Ich kann durch die Innentür auf die
traurigen Überreste dessen sehen, was mal jemandes Einkommensquelle und
wahrscheinlich Stolz und Freude war.
Es gibt ein paar verbliebene Stühle und
Sitzecken, wo die Tische fehlen. Auf der Wand steht mir roter Sprühfarbe
"Danny liebt Carrie für immer". Neben dieser Erklärung steht
"rauche Hasch".
Sobald ich im Inneren des Hauses bin, fühle
ich mich unwohl, so als wenn ich nicht ganz allein wäre. Es ist schwierig, hier
drin etwas zu erkennen, es dämmert schon und es gibt nur kleine
dreckverschmierte Fenster an den zwei Wänden, die ich sehen kann. Die
Nachmittagssonne scheint durch die zerbrochenen Fenster, zeichnet volle
Strahlen auf den staubigen, schmutzigen Boden, macht aber nichts besser
sichtbar.
Bevor ich es überhaupt bemerke greife ich
nach meiner Waffe. Und genauso schnell werde ich festgehalten, mein Arm
verdreht und hinter meinem Rücken.
"Nette Show."
Ich spüre heißen, schweren Atem auf meinem
Hals und die Härte einer Erektion in meinem Rücken. Mein Mund wird trocken. Ich
werde schwach. Ich kann mich nicht bewegen. Ich werde vergewaltigt werden.
Aber der Instinkt zu fliehen, geht so
schnell, wie er gekommen ist und ich ergreife die Chance, die mir meine
Angreifer scheinbar gegeben hat mich umzudrehen und ihm einen Schlag zu
verpassen. Als er überrascht aufheult, verschwende ich keine Zeit und trete mit
meinem Fuß auf den Vorsprung unterhalb seiner Hüfte.
Er klappt nach vorn in seinem wohlverdienten
Schmerz und fällt auf seine Knie.
"AH! SCHSCHScheiße!
Schlampe!"
Es dauert eine Weile, bis sich meine Augen
auf ihn eingestellt haben. Er ist ein junger Mann, vielleicht dreißig, und in
offensichtlich guter körperlicher Verfassung. Jedenfalls relativ.
"Halt die Klappe! Zeig mir dein
Gesicht."
Langsam enthüllt er mir sein
schmerzverzerrtes Gesicht. Oh Gott. Ich hätte es wissen müssen...
"Kommst du oft hierher?" stöhnt
der Bastard. "Oder ist das ein geschäftliche Nacht für dich?"
Ich versuche immer noch, zu Atem zu kommen.
"Wa..?" keuche ich.
Sein verächtlicher Gesichtsausdruck dreht
mir den Magen um. "Das Geschäft muss in der Gegend von D.C. ziemlich
schlecht laufen, wenn du deine Ware hier anbietest."
"Wa..worüber
zur Hölle redest du, Krycek? Was für Ware
anbieten?"
"Dein Doppelleben als Stripperin. Weiß
Mulder davon? Das war nämlich 'ne ziemlich gute Show. Ich wette, er hätte es
gerne gesehen."
Ich starre ihn auf die Art an, die die
meisten Männer schreiend davonlaufen lässt. Aber sein selbstgefälliges Grinsen
bleibt.
"Hier," sagt er mit einem
Zwinkern, "Ich hab 'nen Vierteldollar in der Tasche für dich."
Unfähig, mich zusammenzureißen, nehme ich
meine Waffe und schlage ihm ins Gesicht.
"Au!! Hey Lady, was soll das?"
"Steh auf!"
"Oh, ich verstehe," sagt er mit
gequälter Stimme. "Das ist einer *dieser* Orte. Normalerweise nicht mein
Stil, aber ich probiere alles wenigstens ein Mal."
Oh, das wird so lustig werden. Noch mal
herzlichen Dank, Mulder. Ich greife Krycek so
kraftvoll wie ich kann am Arm. Ich bekomme seinen dicken, muskulösen Oberarm
kaum zu fassen.
"Werden wir jetzt tanzen?"
"STEH AUF!!" schreie ich und
drücke die Mündung meiner Waffe an seinen Hals.
Er gehorcht mir und steht mit sichtlichen
Schwierigkeiten auf.
Offensichtlich war der Tritt in seinen
Schritt nicht gerade gut für seine Erektion. Das ist ja soo
traurig.
Ich schubse ihn, mit der Waffe an seinem
Rücken, in Richtung der Bar am anderen Ende des Raumes. Was zum Teufel soll ich
mit ihm machen? Er wird flüchten, wenn ich ihn nicht fessle. Aber wo?
"Oh, du willst, dass ich tanze? Ich
könnte auf die Bar steigen, vielleicht haben sie "It's
Raining Men" in der Jukebox."
"Halt einfach die Klappe."
Ah, prima. Es gibt eine Fußleiste unten an
der Bar. "Setz dich."
"Auf den Boden? Ist ziemlich
dreckig."
Oh, hört hört, Mr.
"du musst lernen, mit den Ratten zu leben" macht sich Sorgen darum,
sich seinen Hintern schmutzig zu machen. Ich sehe zu ihm auf, direkt in seine
stechenden grünen Augen. Ich kann seinen Atem auf meinem Gesicht spüren, so
nahe bin ich ihm. "Hast du ein Problem mit Schmutz?"
"Kommt drauf an. Mancher Schmutz ist
gut, mancher ist einfach widerlich."
"Naja, ich denke du wirst dich wie zu
Hause fühlen. Jetzt SETZ DICH HIN!!"
"Das sind ziemlich harte Worte von einer
Dame ohne Unterwäsche."
Ich drücke ihn auf den Boden und er landet
härter, als ich erwartet hätte. Er lacht immer noch, grinst mich die ganze Zeit
an, während ich ihm die Handschellen um die rechte Hand lege.
"Äh, habe ich ein Verbrechen
begangen?"
Ich sehe kurz zu ihm auf und blicke direkt
auf seine Lippen. Hitze kriecht in mir hoch und ich sehe schnell wieder weg.
"Vielleicht," zische ich.
"Ich habe nur hier gestanden und du
warst diejenige, die sich unsittlich entblößt hat. Eigentlich sollte *ich* dich
anzeigen!"
Ich verdrehe die Augen und seufze. Als ich
nach seinem linken Arm greife, kann ich ein kurzes nach Luft schnappen nicht
unterdrücken.
"Uups, denk
schnell nach, Agent"
Mulders Stimme schallt durch meine Erinnerung,
er hat mir mal erzählt, wie froh er war, dass er nach seiner Rückkehr aus
Russland zwei Arme um mich legen konnte. Krycek...?
Ich lasse seinen Arm schnell los und
befestige die Handschellen an der Bar.
"Anständige Entscheidung," kann er
sich nicht verkneifen mich zu loben. "Trotzdem ist das irgendwie zu
eng."
"Ich dachte, ich hätte dir gesagt, du
sollst die Klappe halten." Ich durchsuche ihn etwas widerwillig nach einer
Waffe und schaue auf, um ein abstoßend spöttisches Grinsen zu sehen.
"Das ist eine Weile her," sagt er
und lehnt sich mit einem fürchterlichen Macho-Grunzen auf seinen Ellenbogen
zurück. "Ich dachte, ich hätte dich vielleicht schon rumgekriegt, deine
Meinung zu ändern."
Ich stehe auf und drehe mich von ihm weg,
plötzlich unfähig darüber hinwegzukommen, dass Alex Krycek
mich nackt gesehen hat, dass er weiß, dass unter diesen Hosen nichts weiter als
ich selbst bin. Dazu noch ein verschwitztes, schmutziges selbst. Ich weiß, dass
es mir überhaupt nichts ausmachen sollte, aber ich finde es ziemlich
kompliziert, eine unerschütterliche Haltung zu bewahren, wenn ich weiß, dass
mein Verdächtiger alle meine Geheimnisse kennt.
"Jetzt," sage ich, als ich mich
umdrehe. "Ich will einige Dinge wissen...und du wirst mir diese Dinge
sagen. Sind wir uns da einig?"
Er grinst mich immer noch spöttisch an. Ich
warte auf das wütende Gefühl im Bauch, aber es kommt nicht. Stattdessen
konzentrieren sich meine Augen auf das Heben und Senken seiner Brust und mein
Magen macht einen Purzelbaum.
"Ich habe kein Problem damit,"
sagt er mit kaum verhohlenem Grinsen.
"So lange, wie ich die Antworten
habe."
Oh, du wirst die Antworten haben, okay.
"Was tust du hier?"
"Ich suchte was zu trinken. Eine
Werkstatt, vielleicht etwas zu essen. Großer Irrtum. RIESENGROSSER Irrtum."
Er hört auf und lacht. "Dieser Ort ist die verdammt Hölle auf Erden.
Obwohl jetzt, da du aufgetaucht bist, könnten sich die Dinge vielleicht ändern.
Ich hoffe immer noch, dass irgendwann, wenn du deinen Mund aufmachst dieser Ort
vereisen wird, oder so."
Hurensohn.
"Hör auf mit dem Scheiß, Krycek. Ich will eine ordentliche Antwort."
"Es ist die Wahrheit," besteht er
flehend. "Hey, ich werde mir nicht dir zuliebe etwas ausdenken. Was ist
mit dir? Was tust DU hier? Wo ist Mulder? Ich dachte der Kerl kann dich keine
Stunde außer Sichtweite lassen, ohne Krämpfe zu kriegen."
Oh, Gott. Was tue ich hier? Ich habe weder
das Verlangen, noch die Absicht, noch die Energie, das hier zu tun. Die
Kopfschmerzen, die ich vorhin hatte sind mit gemeiner Wucht zurückgekehrt. Sie
sind jetzt auf dem Niveau, auf dem es schwer wird, sich vernünftig zu
konzentrieren. Ich muss eine Weile meine Augen schließen.
Ich wische den Schweiß von meinen
Augenbrauen und atme lange und langsam aus.
"Wo ist es," frage ich mit
geschlossenen Augen.
"Es?"
"Ja, es. Und versuche mich nicht aufs
Glatteis zu führen, Krycek. Wir wissen beide, wovon
ich rede."
"Sprich nicht von Eis," fleht er
und ich fühle mich fast schuldig. "Es ist so verdammt heiß."
"Wo ist es?"
Er bleibt still und grinst mich weiter an.
Ich habe keine Ahnung, warum ich mich dadurch so unwohl fühle. Ich seufze und
stöhne ein bisschen frustriert. In der Ferne höre ich den Schuldigen für meine
Kopfschmerzen herannahen.
"Du weißt, du solltest jetzt
wahrscheinlich gehen."
"Was? Wovon redest du?"
"Du willst doch nicht an einem Ort wie
diesem, inmitten eines Sturmes mit einem bösen, bösen Mann festsitzen, oder?
Wer weiß, was passieren könnte."
Verdammt dieses spöttische Grinsen! Wenn er
denkt, er kriegt mich damit klein, wird er darüber noch mal nachdenken müssen.
"Wir gehen nirgendwohin. Wir gehen
nirgendwohin bis du mir erzählt hast, wo es ist."
"Das ist lustig," sagt er und
schiebt seinen Körper etwas weiter auf den Boden. "Ich habe wirklich gehofft,
du würdest es mir sagen."
"Spiel keine Spielchen mit mir, Krycek! Ich weiß, warum du hier bist. Jetzt sag mir, wo es
ist."
"Spielchen?" lacht er "Du
denkst, das ist ein Spiel? Das ist todernst, Agent Scully und ich denke, du
solltest mich gehen lassen."
"Nein," fordere ich als
Entschädigung für das Unbehagen, das ich spüre.
"Sag es mir."
"Ich habe keine Ahnung."
"Oh komm schon, Krycek!"
Schreie ich frustriert und versuche nicht so zu klingen, als wenn ich jammere.
"Warum sonst würdest du hier draußen, mitten im Niemandsland sein?"
"Ich habe es gesagt. Ich hatte eine
Panne. Zwei Meilen nördlich von hier."
"Was machst du in Oklahoma?"
"Das ist eine sehr gute Frage."
Mein Gott, hat er gerade irgendwas gesagt?
Es wird einfach immer heißer. Mein Kopf hört nicht auf zu hämmern und jetzt
fängt es an, mir schlecht zu werden. Ich kann nichts sehen.
"Geht es dir gut, Agent Scully?"
höre ich ihn fragen.
"Du scheinst ein bisschen blass zu
sein."
"Gut. Es geht mir gut."
Ich muss hier raus und an die frische Luft.
Ich muss Mulder anrufen. Er muss herkommen und sich um seinen Müll kümmern.
"Hey! Wo zum Teufel gehst du hin?"
Ich ziehe die quietschende Eingangstür auf
und schaue zu ihm zurück.
Mein Gott, er sieht fast panisch aus.
"Raus."
"Du lässt mich besser nicht hier
zurück, Schlampe! Ich schwöre bei Gott, du wirst es bereuen!"
Schön schön. Ist
das nicht eine eigenartige und plötzliche Wendung?
"Geht es dir gut, Krycek?
Du siehst ein bisschen blass aus."
"DU WIRST MICH VERDAMMT NOCH MAL NICHT
HIER ZURÜCKLASSEN!"
Ende Teil eins
XXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXX
Schlampe. Blöde, gedankenlose Kuh.
Was ist das nur mit diesen Leuten? Mulder,
Skinner, jetzt sie. Ist das ein Teil des FBI-Trainings? Vielleicht habe ich
diesen Tag verpasst. Fessle deinen Verdächtigen an das Mobiliar und lasse ihn
dort verrotten - für Anfänger.
Es gibt nichts, absolut gar nichts, was ich
mehr verabscheue, als gefangen zu sein. Es war bis jetzt ziemlich nett, ich
habe sie mich fesseln lassen und all das. Mann, es war sogar irgendwie ein bisschen
aufregend. Da ist was ganz besonderes an ihr, wenn sie so verärgert ist wie
vorhin. Ich bin gewillt, ihr den Tritt zwischen die Beine zu vergeben und den
Schlag mit der Pistole. Aber das...das ist weder aufregend, noch amüsant oder
liebenswert.
"KOMM HIERHER ZURÜCK, SCHLAMPE!"
brülle ich hinter ihr her und ziehe wütend an meinen Fesseln. Der Metallstab
zieht sich an der Bar entlang und ich folge der Erweiterung bis zu dem Ende, wo
die beiden verbunden sind. Das Holz der Bar ist morsch. Ich könnte vielleicht
den Stab herausziehen und mich selbst befreien. Ich atme tief durch in dem
Versuch, mich zu beruhigen, lege beide Hände um den Stab und beginne, daran zu
rütteln und zu ziehen. Die Prothese ist hier nicht sehr hilfreich und die
richtige Hand ist wegen der Handschellen ein wenig eingeschränkt aber nach
ungefähr einer Minute fängt der Stab ein wenig an nachzugeben.
Mein Gott, ich muss hier raus. So verdammt
heiß. Ich werde hier nicht hängen bleiben. Allein. Nicht allein. Gottverdammt.
Blöde Kuh. Das nächste Mal, wenn ich sie sehe ist sie eine tote Frau. Niemand
macht so eine Scheiße mit mir und kommt ungeschoren davon. Nicht mehr.
Verdammt dieser blöde Plastikarm. Vor zwei
Jahren hätte ich die Stange schon lange herausgezogen und zu einer Brezel gebogen.
Scheiße Scheiße Scheiße.
Ich atme noch mal tief durch und versuche
die in meiner Brust kochende Panik zu kontrollieren. Das ist so verdammt dumm.
Dumme dumme Phobien und Erinnerungen. Ich bin
tatsächlich so klaustrophobisch geworden, dass ich darüber nachgedacht habe, zu
einer Therapie zu gehen. Kannst du dir das vorstellen? Ich würde es sicher
lieben, den Gesichtsausdruck des betreffenden Psychiaters zu sehen. Sehen Sie,
Doktor, ich wurde in diesem beengenden, heißen, leeren Raketensilo eingesperrt
und habe eine Woche lang schwarzes Öl aus jeder Körperöffnung gespieen und jetzt werde ich wirklich total verrückt, wenn
ich irgendwo gefangen bin...ich weiß nicht, ob es für diese Art von Mist eine
Gruppentherapie oder so gibt. Vielleicht sollte ich Scully fragen, wohin sie
wegen ihres Post Alien-Entführungstraumas geht.
Das würde ich, abgesehen davon, dass Scully
NICHT HIER ist...
Okay, entspann dich. Ich habe noch nicht
gehört, dass sie ihr Auto gestartet hat.
"SCULLY!" rufe ich noch mal so
laut ich kann. Mein Hals ist vom vielen Schreien und der verdammten Hitze schon
ganz rau. Ich frage mich, ob sie mich gehen lassen würde, wenn ich ihr einfach
den verdammten Schlüssel gebe. Ich bin fast versucht, das zu tun.
"SCULLY! KOMM WIEDER HI..."
Gottseidank. Sie ist zurück. Ich hätte nie gedacht, so glücklich
darüber sein zu können, dieses verfluchte Gesicht zu sehen. Sie steht eine
Weile still in der Tür und ich atme leise aus und lehne mich entspannt gegen
die Bar, versuche nicht zu zeigen, wie völlig erleichtert ich bin. Sie legt
ihre Hand auf ihre Hüfte und dreht ihren Kopf zur Seite, betrachtet mich
eigenartig und ich bemerke, dass ich völlig nassgeschwitzt
bin. Ich hebe meinen falschen Arm und wische mein Gesicht am Ärmel meines
Hemdes ab, hinterlasse eine feuchte Spur auf dem Stoff und versuche, meine
Atmung unter Kontrolle zu bringen. Sie starrt immer noch ausdruckslos und ich
fühle mich dadurch ein wenig unwohl. Worauf zur Hölle starrt sie?
"Du bist noch hier," sage ich
dümmlich, weil ich das Schweigen brechen will. Sie atmet aus und sie aus wie
ein feuchter Ballon, dem man die Luft rausgelassen hat.
"Ja, ich bin noch da."
Sie scheint über diesen Fakt nicht allzu
glücklich zu sein. Sie fährt mit den Fingern durch ihre Haare und drückt ihre
Augen fest zu. Ich denke sie fühlt sich so elend wie ich.
Vielleicht sogar schlimmer.
"Geht es dir gut, Scully? Ernsthaft. Du
siehst krank aus."
Sie richtet ihre Waffe auf mich und läuft
komplett in die Bar bis sie direkt vor mir steht, etwa drei Meter weit weg.
"Es geht mir gut. Agent Mulder ist auf
dem Weg hierher."
Sie lügt. In beiden Fällen. Es ist so
offensichtlich, dass es bemitleidenswert ist. Wie ich sagte, nicht ein
betrügerischer Knochen.
"Oh Mann. Eine Party," sage ich,
mehr deswegen, um sie in ihren Illusionen zu bestärken als alles andere. Ich
frage mich nur, warum er nicht kommt. Konnte sie ihn nicht erreichen? Oder
vielleicht hatte er keine Lust, sich hierher zu bemühen? Nein, er würde keine
Gelegenheit auslassen, mich herumzuschubsen.
"Jetzt möchte ich ein paar
Antworten," knurrt sie mich an und versucht drohend zu wirken. Allerdings
wirkt sie ziemlich schlapp.
"Warum warten wir nicht, bis Mulder her
kommt, bevor wir mit der Vernehmung beginnen. Er ist darin viel besser als
du."
Sie kaut auf ihrer Unterlippe und reibt ihre
Nase. Sie lügt SO sehr. Es ist komisch.
"Sag mir wo es ist."
Ich frage mich, ob die herkommen würde und
es rausfischt, wenn ich es ihr sage. Könnte die Sache wert sein.
"Was habe ich davon, wenn ich das
tue?"
"Ich werde dich nicht erschießen."
"Das steht fest."
"Denkst du? Sei dir nicht so sicher.
Ich hätte keine Skrupel, dir einen Kopfschuss zu verpassen, Krycek
und es gibt kein Gericht auf dieser Welt, das mich verurteilen würde.
Wahrscheinlich auch nicht einen Menschen, der dich vermissen würde."
Okay, das mit dem Gericht und diese Sache
mit dem mich vermissen, kaufe ich ihr ab, aber der Rest ist völliger Blödsinn.
Sie würde niemals einen unbewaffneten, gefesselten Mann erschießen, nur weil er
ihr nicht gibt, was sie will. Sie ist nicht so psychotisch wie Mulder.
"Hör auf. Du bringst mich zum
Weinen."
"Stell mich nicht auf die Probe, Krycek. Sag mir, warum du hier bist."
"Ich habe es dir gesagt. Wegen eines
Drinks. Und wegen des Ambientes."
Ich muss zugeben, als sie diese Runde in die
Bar abfeuert, ungefähr einen halben Meter von meinem Kopf entfernt, zucke ich
fast zusammen.
Es sieht allerdings so aus, als wäre das
Geräusch für sie schlimmer gewesen als für mich. Sie schließt lange ihre Augen
und reibt mit der freien Hand ihre Schläfen. Keine gute Idee, großes Bum-Bum zu machen, wenn man schlimme Kopfschmerzen hat.
"Sag es mir," versucht sie es noch
mal. Sie wird das sicher bald satt haben. Es wird langsam blöd.
"Also, wo ist Mulder? Wie lange wird es
dauern, bis er uns Gesellschaft leistet?" ich kann nicht widerstehen, sie
aufzuziehen. Sie ist zu leicht zu durchschauen.
"Ich bin sicher, für dich nicht lang
genug. Du kannst es mir entweder jetzt gleich erzählen, oder warten, bis er es
aus dir herausprügelt."
"Naja, wir wollen ihn doch nicht seiner
einzigen Freude im Leben berauben. Ich weiß wie sehr er es genießt, wenn er
mich schlägt und ich mich nicht richtig verteidigen kann."
Nicht dass ich normalerweise versuche, ihn
aufzuhalten, aber das ist eine völlig andere Geschichte. Eine, die ich jetzt
nicht mit Scully diskutieren will.
"Und das sollte mir jetzt für dich leid
tun, oder wie?"
"Ach Quatsch. Ich bitte nicht um
Mitleid. Ich frage mich nur, was ihn dazu bringt, sich so zu verhalten. Was für
eine verdrehte Psyche er haben muss..."
Sie lacht kurz auf und schüttelt den Kopf.
Ihre Zunge befeuchtet schnell ihre trockenen, aufgesprungenen Lippen und sie
schluckt. All das wie in Zeitlupe, als wenn jede dieser Bewegungen ihre
Schmerzen verursacht.
"Ausgerechnet du musst über verdrehte Psyche
sprechen, Krycek. Du bist ein Lügner. Und ein
Mörder."
"Ich tue was ich tun muss. Das heißt
nicht, dass es mir Spaß macht. Ich bin kein Sadist, Scully. Ich habe keine
Freude daran, Menschen weh zu tun."
"Und du meinst bei Mulder ist das
so?" fragt sie verächtlich. Da sei Gott vor, dass jemand so etwas über
ihren geschätzten Mulder denkt.
"Vielleicht nicht Menschen im
allgemeinen, aber mir, ja."
Sie öffnet ihren Mund, möchte ihn
verteidigen und seufzt, resigniert an der Tatsache, dass sie ihn in diesem
kleinen Punkt wirklich nicht verteidigen kann.
"Es macht eigentlich nichts. Ich frage
mich nur..."
"Halt die Klappe, Krycek."
"Was?"
"HALT. DIE. KLAPPE."
Sie reckt ihren Hals und beginnt an der
Innenseite in der Nähe ihrer Schulter zu reiben. Dann setzt sie sich mit einem
Seufzen hin, auf den dreckigen, ekligen Fußboden. Ein Donnern ist in der Ferne
zu hören. Der Sturm kommt näher. Vielleicht hat sie deswegen diese
Kopfschmerzen. Wie ein Kätzchen.
"Bist du sicher, dass es dir gut geht,
Scully? Brauchst du eine Massage?"
Sie sieht mich angewidert an, als hätte ich
irgendeinen unsittlichen Vorschlag gemacht. Ich nehme an für eine Frau, die
schon seit einem Jahrzehnt mit niemandem mehr geschlafen hat, ist eine Massage
schon ziemlich verdammt unsittlich.
"Das einzige, was ich von dir will ist,
dass du mir sagst, wo es ist. Wenn du das nicht tun wirst, halt deinen
verdammten Mund."
"Ist es Migräne?" frage ich so
leise wie möglich.
"Was?"
"Deine Kopfschmerzen. Migräne?"
"Nein. Stirnhöhle. Mein Gott. Was geht dich
das an?"
Zickig, zickig. Wenn ich sie nicht von der
Hüfte abwärts nackt gesehen hätte, würde ich glauben, dass sie ihre Tage hat
oder so.
"Ich habe manchmal Migräne. Es gibt
einen Punkt auf deiner Hand, wenn du den drückst, dann hilft das bei Kopfschmerzen.
Ich könnte dir das zeigen, wenn du möchtest."
"Ich möchte nur, dass du ruhig bist.
Bitte."
"Dann komm aber nachher nicht an und
bettle darum..."
Sie streift ihre Schuhe von ihren Füßen und
legt ihre Waffe neben sich. Sie reibt ihre Hand über ihr Gesicht, wischt sich
den Schweiß ab und dann wieder über ihren Nacken. Ihre Kopf kreist über ihren
Schultern und sie macht einen kleinen Laut, der sich sehr nach einem Wimmern
anhört. Ich sehe sie noch einmal genau an und bemerke den Riss und die kleine
Blutspur auf ihrem Hosenbein. Sie muss sich auf dem Weg hier herein geschnitten
haben.
"Deine Hose ist zerrissen," sage
ich zu ihr. Ich bin normalerweise eine besserer Gesprächspartner, aber wie
gesagt, die Hitze.
"Wow, du musst der Klassenbeste gewesen
sein."
Kleiner Rotzlöffel. Ich wette, sie war eine
zickige kleine Besserwisserin als sie Kind war. Wahrscheinlich eines dieser
Mädchen, die dich dazu bringen, ihr über den gesamten Spielplatz wegen eines
Kusses hinterherzulaufen und wenn du sie dann gefangen hast, den Lehrer gerufen
haben. Eine dieser hübschen, schlauen Mädchen, die denken sie sind besser als
alle anderen. Die denken, du bist ein Haufen wertloser Dreck, weil du nicht die
richtigen Turnschuhe trägst oder dein Vater arm ist. Vielleicht hat sie trotzdem
recht, was meine verdrehte Psyche angeht, weil ich im Moment das gleiche
verwirrende Bedürfnis verspüre, sie zu beeindrucken, wie ich es gespürt hätte,
wenn wir Kinder wären.
"Ja, das war ich tatsächlich."
Sie sieht mich skeptisch an und ich fühle mich
dazu berufen, weiterzuerzählen. Ich wünschte ich hätte meine alten Nachweise,
meine Zeugnisse, Diplome, Auszeichnungen und alles bei mir, so dass ich sie ihr
alle unter die Nase halten könnte.
"Ich habe sogar einen
Doktortitel."
XXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXX
Dieser Hin und Her Unsinn mit ihm hat auch
nicht annähernd etwas mit einer Vernehmung zu tun. Es ist mehr ein Spiel
konkurrierender Intelligenz. Oder ein kindischer Spielplatzstreit.
"Meine Mami ist klüger als deine."
Das erbärmliche an all dem ist, selbst obwohl ich es besser wissen müsste,
selbst obwohl ich einiges über dreißig Jahre alt bin, stelle ich fest, dass ich
unbedingt gewinnen will. Wenn ein Fremder vorbeikommen würde, würde er sich
sicher fragen, wann die beiden es endlich hinter sich bringen und sich ein
Zimmer nehmen. Wieder einmal, Herzlichen Dank, Mulder.
Ein Doktortitel, immerhin. Na so was.
"Was? Denkst du ich bin geistig
zurückgeblieben, oder so? Ich habe nicht nur ein hübsches Gesicht, weißt
du."
"Ich habe nichts gesagt."
"Naja, du siehst ziemlich überrascht
aus."
Er will, dass ich ihn frage, worin. Ich kann
es einfach fühlen. Er hat den gleichen starken Wunsch, mich zu beeindrucken,
nehme ich an. Alles klar, ich beiße an.
Ich frage, aber nicht ohne einen schweren
Seufzer. "Worin?"
"Warum rätst du nicht einfach
mal?"
"Raten..." wiederhole ich zu mir
selbst und reibe meine Augen. Habe ich Mulder in den letzten Minuten schon
verdammt?
"Komm schon, das wird lustig. Es ist ja
nicht so, dass wir etwas anderes zu tun hätten, oder?"
"Krycek, im
Moment ist ALLES, was ich von dir will die Information, wo zu Hölle es ist. Du
sagst es mir und ich bin hier weg." Plötzlich denke ich daran, was im
Moment meine einiges Druckmittel bei diesem Mann sein könnte. "Ich würde
sogar die Handschellen abmachen," füge ich hinzu.
"Nicht gut genug," erwidert er,
unbeeindruckt. "Außerdem habe ich dir gesagt, ich weiß nicht, wo es
ist."
"Willst du wirklich, dass Mulder
herkommt und herausfindet, dass du mir nichts gesagt hast. Willst du das?"
Oh, der war gut, Dana.
"Oh, ich denke, er wird glücklicher so
sein. Dann kann er den großen Mann spielen und versuchen, es aus mir
herausprügeln. Ich denke er wird sich entmannt fühlen, wenn du es zuerst
hast."
Ich versuche sein permanentes, spöttisches
Grinsen zu Boden zu starren, aber auch diesmal ist der Bastard unbeeindruckt.
Er schluckt als wenn er versuchen würde, mich nicht auszulachen.
"Wann *wird* er denn überhaupt hier
ankommen...?"
"Er wird jede Minute hier sein," sage
ich so autoritär, wie ich fertig bringen kann.
"Na dann kannst du dich ja
beruhigen."
Ich bin nahe dran ihm zu sagen, dass er mich
mal kreuzweise kann, aber ich verkneife es mir. Wer weiß, zu welchen
blödsinnigen Bemerkungen ihn das wieder provozieren würde.
Das erste Mal seit ich hier bin, bemerke ich
die Treppenstufen an der einen Wand. Treppenstufen, die ins Nichts führen.
Während ich mich über diese Eigenartigkeit wundere, fegt ein starker Wind um
das Gebäude und scheint es bis zu seinen Fundamenten zu erschüttern. Das
Gebäude hat wohl mal zwei Stockwerke gehabt.
Mit einem frustrierten Stöhnen stehe ich vom
Fußboden auf, um die alte Treppe und diesen ganzen Ort etwas genauer zu
untersuchen. Vielleicht finde ich es ja selbst. Finde den Schatz UND fange den
Verbrecher. Wow, er würde so stolz auf mich sein.
Offensichtlich gibt es das obere Stockwerk
schon seit einer ganzer Weile nicht mehr, weil der freie Raum am oberen Ende
der Treppe zugenagelt ist. So wie der Wind hier an diesem Ort weht würde es mich
nicht wundern, wenn sie damals auf diese Weise das andere Stockwerk verloren
hätten. Oder vielleicht waren das die Zimmer, auf die die Mädchen ihre Kunden
mitgenommen haben und irgendeine fundamentalistische kirchliche Frauengruppe
ist mit der feurigen Aufforderung hergekommen, das teuflische Stockwerk zu
entfernen.
Himmel, ich kann sie fast hören, sie sehen.
Die Gruppen von Frauen der Sittlichkeitsbewegung, die nie vorher einen Fuß in
die Nähe eines solchen Ortes gesetzt hatten, und die nun in den Unterschlupf
des Bösen eindrangen, um zu versuchen, die Welt von dem Übel zu befreien, das
sie als Alkohol kannten. Die, die mit friedlichen Absichten kamen und die, mit
etwas gewalttätigeren Absichten, die Tabak gespuckt und Flaschen zerbrochen
haben. Schreiend und lachend und brüllend...
Mein Gott, wie haben die das nur
ausgehalten, all diese Sachen in dieser Sommerhitze zu tragen?
"Ich frage mich, wie es damals hier
war."
Ich schrecke zusammen und schaudere ein
bisschen beim Klang seiner Stimme. Ich war wirklich ein wenig weggetreten.
"Ich wette es war so ein Cowboy Saloon
mit Schießereien und Showmädchen und Pokerspielen."
Ich glaube, dass er recht hat.
"Ich frage mich, wie viele Leute hier
umgebracht wurden."
Mit meiner Hand fahre ich über zwei
Einschusslöcher in der Wand und betrachte sie aus der Nähe. Ich würde wetten
wollen, dass es hier immer noch Blut gibt, für immer in die Wand eingedrungen.
Ich schaudere wieder.
"Viele," sage ich unbeabsichtigt
laut. Glücklicherweise wird mein lächerlicher Kommentar von einem Donnergrollen
überdeckt. Der Sturm kommt näher.
"Sicher jede Menge Geister, würde ich
wetten." Ich schaue ihn aus den Augenwinkeln heraus an. Gut. Ich denke er
hat mich nicht gehört.
"Klingt als wenn der Sturm kommt.
Vielleicht sollten wir gruselige Geschichten erzählen. Ich kenne eine gute von
einem Typen mit einem Haken als Hand...oh warte mal, das ist mein Leben."
Ich beachte ihn nicht, aber ich setze mein
Umherstreifen fort. Dann sehe ich es. Durch das gelegentliche Aufleuchten der
Blitze bemerke ich das erste Mal das Porträt, das auf die Wand hinter der Bar
gemalt ist. Mein Gott, ich bin überrascht, dass es überhaupt noch hier ist.
Es ist eine Frau, blass und nackt, die auf
einer roten Samtcouch liegt. Sie hat langes, lockiges goldblondes Haar, das
sich über ihre Schultern und die Couch ergießt, aber doch nicht die perfekt
geformten Brüste verdeckt. Sie ist langbeinig und nicht allzu dünn, sehr
wahrscheinlich ganz so, wie es dem damaligen weiblichen Schönheitsideal
entsprach. Und obwohl es direkt auf die Holzbretter gemalt wurde, hat es den
Anschein, dass, wenn man es berühren würde, man die weiche Zartheit der Haut
der Frau spüren könnte, das seidige ihres Haares. Sie scheint mich auch direkt
anzusehen. Mich zu beobachten. Ich bin fast froh, dass es dunkler wird.
"Sie ist sicher ...gestiftet." Krycek hat sie auch bemerkt.
"Weißt du, ich habe mich immer gefragt,
ob diese Leute jemals reale Personen sind."
"Vielleicht in gewisser Hinsicht."
"In gewisser Hinsicht?"
"Sie war wahrscheinlich die Freundin
des Künstlers. Sie war wahrscheinlich irgendein dürres, potthässliches kleines
Ding, aber er hat sie so gesehen, wie er sie dort gemalt hat."
Ich drehe mich um und starre ihn an. Wer
*ist* dieser Kerl?
"Also, sie war real, aber nicht so, wie
sie hier ist."
Wieder glaube ich, dass er Recht hat. Aber
warum?
"Was?" fragt er mich.
Offensichtlich starre ich immer noch.
"Soziologie."
Er lacht leise über meine Vermutung.
"Bist du ein Detektiv oder so?"
Dann beginnt er mit etwas, wobei ich mir fast
in die Hosen mache.
"A
sudden thought of one so pale
For love
of her and all in vain
So she
was come through wind and rain..."
(Ein plötzlicher Gedanke an etwas
verblassendes
an die Liebe zu ihr, die völlig vergebens
war
So kam sie durch Wind und Regen...)
Er rezitiert ein Gedicht. Er rezitiert ein
verdammtes Gedicht. Porphyrias Liebhaber? Ist es das?
Oh mein Gott, ich bin hier wirklich in die Twighlight
Zone gewandert.
"...Be
sure I looked into her eyes
Happy and
proud at last I knew
Porphyria worshipped me; surprise
made my
heart swell and still it grew..."
( "..sei dir sicher, dass ich in ihre
Augen sah
glücklich und stolz erkannte ich,
dass Porphyria
mich anbetete, die Überraschung
ließ mein Herz schwellen und immer noch
weiter anwachsen...")
Ich lasse meinen Rücken ihm zugewendet,
völlig ahnungslos, was ich dazu sagen soll. War das eine Art Hinweis darauf, wo
es ist? Oder nur einer für sein dämliches Ratespiel? Oder versucht er wirklich,
mich zu beeindrucken?
Ich hoffe, dass es an meinen Kopfschmerzen
liegt, weil ich nicht weiß, ob ich je im Leben schon so verwirrt war.
"Mein Gott, hier drin ist es heißer als
in der Hölle," sagt er sinnloserweise. "Ob
die Deckenventilatoren noch funktionieren?"
So viel dazu, dass er mich mit seiner
Intelligenz beeindrucken will.
"Naja, auch jeden Fall war es nicht
Elektrotechnik..."
"Autsch.." heuchelt er.
Er hat allerdings recht. Es ist so verdammt
heiß hier drin, sogar jetzt, da die Sonne schnell untergeht. Ich denke ich
könnte jeden Moment auf dem Boden zerschmelzen.
"Vielleicht solltest du versuchen, ein
weiteres Fenster zu öffnen. Oder eines einschlagen."
"Es tut mir leid, wenn die Temperatur
dem gnädigen Herrn nicht zusagt." Aus irgendeinem Grund möchte ich ihn
leiden sehen, selbst wenn ich das gleiche tue. "Ich schlage also alle
Fenster ein, nur dass du dich dann beschweren kannst, dass es reinregnet und du
nass wirst."
"Mmmm,"
sagt er und schließt seine Augen. "Das würde sich...so gut anfühlen."
Ich habe keine Ahnung warum, aber ich starre
ihn wieder an, beobachte ihn, wie er da liegt, wie sein dunkles Shirt noch
dunkler ist, weil es von seinem Schweiß durchtränkt ist und wie es an seinem
muskulösen Körper klebt. Einhundert und etliche verdammte Grad hier drin und er
hat ein langärmliges Shirt an. Es überrascht mich irgendwie. All die Dinge, die
dieser Mann meiner Überzeugung nach getan hat, um zu überleben und er leidet
bei extremen Temperaturen, weil er seinen künstlichen Arm verbergen will.
Verstohlen und schuldbewusst schaue ich auf seinen Arm und versuche
herauszufinden, wo die Prothese beginnt. Allerdings wird es hier drin viel zu
dunkel, um Details erkennen zu können.
Ich sehe, dass er versucht seine Atmung
unter Kontrolle zu halten, wahrscheinlich, um sich nicht noch mehr aufzuheizen.
Sein Brustkorb hebt und senkt sich langsam und gleichmäßig und sein Mund ist
geöffnet. Er ist auf jeden Fall "erwachsen" geworden, seit ich ihn
das letzte Mal gesehen habe, abgesehen von der Absurdität, die er hier gezeigt
hat. Er sieht trotzdem sehr viel älter aus. Ich nehme an, wenn einem der Arm
abgehackt wird und man damit leben lernen muss, während man seinen Lebensstil
beibehält, passiert einem das.
Schließlich öffnet er seine Augen und ich
sehe schnell weg. Vielleicht sollte ich ein weiteres Fenster einschlagen.
"Denkst du, dass Mulder von dem Regen
aufgehalten wird?"
Ich schrecke bei der Frage zusammen. "Häh...? Oh." Ich laufe zur Hintertür. "Er wird
hier sein."
Ich schleife einen dreibeinigen Stuhl zu der
Tür und schlage sie auf. Ein angenehmer Windstoß fährt in den Raum.
"Oh...Gott, das fühlt sich so verdammt
gut an..." stöhnt er.
Ich schlucke heftig und fühle meine Wangen
beim Klang seiner Stimme kribbeln. Ich mache meine Kopfschmerzen für meinen
flachen Atem verantwortlich.
"Hey, hast du irgendwas zu Essen in
deinem Auto?"
Ende Teil 2
XXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXX
Kapitel 3
Mein Gott, ihrem Gesichtsausdruck nach
könnte man meinen, ich hätte sie um eine Million Dollar gebeten.
"Was?" fragt sie mich in dem
angewidertem Tonfall, den ich mittlerweile nach der einen Stunde - oder wie
lange wir schon hier sind - von ihr erwarte.
"Essen. In deinem Auto. Hast du
welches?"
"Was bin ich, Krycek?
FBI - Essen auf Rädern?"
Sie ist komisch. Das muss ich ihr lassen.
"Keine Ahnung, ich dachte, dass du eine
kleine Snack Reserve oder so was hast. Du scheinst eine Frau zu sein, die
Süßigkeiten in ihrem Handschuhfach aufbewahrt."
Ich nehme an, dass das einfach Wunschdenken
war. Sie sieht nicht mehr so aus, als wenn sie das noch tun würde. Ich dachte
an die Frau, die sie vor fünf Jahren war, mit rosigen Wangen und voller
Babyspeck. Sie sieht jetzt viel besser aus. Schlanker und gereizter. Aber da
gibt es immer noch eine gewisse Zartheit, eine Weiblichkeit, die sie nicht
verbergen kann, egal wie sehr sie es versucht. Besonders jetzt. Kein MakeUp, keine Schuhe, zum Teufel, sie trägt noch nicht
einmal Unterwäsche. Ihr Haare sind jetzt weniger feucht als vorhin, weniger
verklebt. Jetzt ist es nur ein bisschen unordentlich und lockig von der
Feuchtigkeit. Der Schweiß auf ihrem Gesicht ist getrocknet, aber ihr Shirt ist
immer noch nass. Es ist weiß, so dass die Feuchtigkeit es fast durchsichtig
macht. Ich kann fast ihren BH erkennen, wenn ich die Augen zusammenkneife und
mich genug darauf konzentriere. Sie hat eine ziemlichen Vorbau. Noch eine
weitere Sache, die ich nie bemerkt habe. Ich sollte anfangen, aufmerksamer zu
werden.
"Du hast wirklich nichts? Nicht
wenigsten einen Lebensretter oder so was?"
"Sieh mal, selbst wenn ich das hätte,
werde ich nicht rausgehen um es zu holen. Es schüttet."
Ja das tut es. Vielleicht werde ich, wenn
sie rausgeht und klitschnass wird, auch durch ihren BH hindurchsehen
können.
"Warum gehen wir nicht zusammen
raus?"
"Für wie blöd hältst du mich, Krycek? Oh, Verzeihung, *Doktor* Krycek,"
sagt sie naserümpfend.
Da ist wieder, dieses Naserümpfen. Ich nehme
an, sie denkt, dass ich plane zu flüchten. Ich frage mich, ob sie mehr oder
weniger beleidigt wäre, würde sie die Wahrheit wissen.
"Ich hatte nur gedacht, es könnte Spaß
machen."
"Spaß?"
Ich hatte angenommen, dass sie davon nicht
viel versteht. Habe kurz vergessen, mit wem ich rede.
"Magst du es nicht, im Regen zu
spielen, Scully? Besonders, wenn es so heiß ist?"
"Du wirst mich nicht kleinkriegen, Krycek. Ich werde mich nicht darauf einlassen, bis du mir
gesagt hast, wo es ist."
Das schon wieder? Ich hatte bestimmt
angenommen, dass es sie bereits langweilen würde.
"Worauf einlassen?" frage ich sie.
Das war offensichtlich nicht die Antwort, die sie erwartet hatte, weil sie
keine neunmalkluge Erwiderung darauf parat hat. Sie seufzt einfach und setzt
sich auf genau denselben Platz, auf dem sie vorhin gesessen hatte. Diesmal
streckt sie ihre Beine vor sich aus, legt ihre Füße übereinander und lehnt sich
auf ihre Hände zurück. In dieser Haltung ist ihr Brustkorb auf beinahe obszöne
Art und Weise hervorgereckt, aber ich denke nicht, dass ihr das auffällt.
"Für wen arbeitest du?" fragt sie
mich und ich kann mir ein Lächeln nicht verkneifen. Ich liebe diese Frage.
"Für mich," antworte ich.
"Was ist mit dir?"
"Was?"
"Für wen arbeitest du?"
"Was für eine blöde Frage soll das denn
sein?"
"Keine Ahnung. Du warst diejenige, die
sie gestellt hat. Es ist tatsächlich eine sehr tiefgreifende Fragestellung,
wenn man genau darüber nachdenkt. Was bedeutet sie eigentlich?"
Sie seufzt und verdreht die Augen Richtung
Zimmerdecke.
"Nein wirklich. Wer bezahlt mein
Gehalt? Wessen Pläne versuche ich zu erfüllen? Wem bin ich letzten Endes
Rechenschaft schuldig? Wer zieht wirklich die Fäden? Was genau fragst du
mich?"
"Warum bist du hier?" fragt sie
mich, betont jedes Wort langsam, als wenn sie mit einem Kind oder einem Idioten
reden würde.
"Das ist eine völlig andere Frage.
Genauso verwirrend. Du würdest dich wahrscheinlich sehr schnell langweilen,
wenn ich all die möglichen Antworten aufzähle und..."
"Philosophie."
Ich lache ein wenig darüber. Zum einen, weil
sie mit mir spielt und mich das amüsiert und zum zweiten, weil ich ziemlich
nahe dran war, eine Doktorarbeit über Philosophie zu schreiben.
"Das ist sogar noch nutzloser, als der
Abschluss, den ich gemacht habe. Aber es wird schon wärmer."
Die Decke macht ein fürchterliches,
krachendes Geräusch und eine lauter Donnerschlag lässt uns beide ein wenig
zusammenzucken. Es beginnt so auszusehen, als wenn dieses alte Gebäude über uns
zusammenbrechen würde. Was für ein erbärmliches Ende wäre das. Nach allem, was
wir beide durchgemacht haben, von einem bisschen Regen erledigt zu werden.
Sie seufzt schwer und ihre Augen fallen zu.
Sie fragt sich sicher, ob wir die Nacht hier verbringen müssen. Vielleicht
verflucht sie Mulder dafür, dass er sie in diese blöde Situation gebracht hat.
Ich muss fast laut lachen bei dem Gedanken an die Abreibung, die ihm
bevorsteht, wenn sie wieder nach Hause kommt.
Sie stöhnt und reibt wieder ihren Nacken und
ich erinnere mich an ihre Kopfschmerzen.
"Geht es dir immer noch schlecht? Soll
ich dir diese Akkupressursache mal zeigen?"
"Krycek, ich
will einfach, dass du sofort deine Klappe hältst."
"Mein Gott, hast du dieses Problem mit
deinem Gehabe immer schon gehabt?"
"Problem?"
"Deine Nase ist so weit oben, dass ich
überrascht bin, dass sie bei der Höhe nicht anfängt zu bluten."
Ihr Mund klappt auf, so wie ich es erwartet
hatte. Sie ist zu verdammt leicht zu durchschauen.
"Ich habe mich einfach nur gefragt, ob
du schon immer so warst, oder ob das eine Entwicklung der letzten Zeit ist.
Weil ich diese Vorstellung davon habe, wie du als Kind warst und ich frage
mich, ob diese zutrifft."
"Oh wirklich?" fragt sie mich
hochmütig und überzeugt mich damit mehr denn je, wie genau es zutrifft.
"Ja."
"Oh bitte sag mir, großer Swami, welches Bild empfängst du?"
"Siehst du, das ist es worüber ich
rede. Genau dieses Gehabe. Du bist nicht sehr nett."
"Ich bin nicht sehr..." sie
schüttelt ungläubig ihren Kopf.
"Nett. Das bist du nicht. Und ich frage
mich, ob du das je warst. Ich denke, dass du früher möglicherweise mal so
warst. Vielleicht als du ein Baby warst. Bevor dein..." Bruder? Schwester?
Wahrscheinlich ein Bruder. Die eine Schwester von der ich weiß war älter und
sie hatte definitiv nicht mehr als eine. Muss also ein Bruder sein.
"Bevor dein jüngerer Bruder geboren
wurde."
Sie kann es nicht verhindern, dass sich ihre
Augen vor Überraschung weiten. Ich nehme an, dass sie es niemals versucht hat,
die Lebensgeschichte von Menschen nur dadurch zu ermitteln, sie anzusehen, sie
zu beobachten. Sie ist kein Profiler wie Mulder. Sie
weiß nicht, wie leicht das ist. Sie weiß scheinbar auch nicht, wie sehr sie
'mittleres Kind' zu jedem schreit, der darauf acht gibt.
"Ja, du warst wahrscheinlich wirklich
süß als du ein kleines Kind warst. Bevor du in die Schule gekommen bist. Bevor
dir klar wurde, dass du eine Mädchen warst und niemand bemerken würde, dass du
die schlaueste in der Klasse warst, es sei denn, du reibst es ihnen direkt
unter die Nase."
"Was...was ist das, irgendeine Art
Therapieveranstaltung? Halt endlich die Klappe."
"Ich versuche nur herauszufinden, warum
du so gemein bist."
Das bringt sie wirklich in Rage. Ich bin mir
sicher, dass das noch niemand zu ihr gesagt hat. Sie sagt eine Weile keine
einziges Wort, starrt mich nur an und presst ihre Augenbrauen zu einem Bogen
zusammen.
"Ist es deswegen, weil du den Jungs
zeigen musstest, dass du genauso gut wie sie bist? Besser? Musstest du
scheußlich sein, um sie unter Kontrolle zu halten und sicher zu gehen, dass es
ihnen nicht zu leicht gemacht wird?"
Ihr Gesicht fängt langsam an, sich zu diesem
eigenartigen kleinen Schmollen zu verändern, bei dem ich mich nicht entscheiden
kann, ob es die heißeste Sache ist, die ich je gesehen habe, oder die
ärgerlichste.
"Hast du mit diesem Gesicht die Lehrer
davon überzeugt, dass irgendein Typ gemein zu dir war?"
"HALT DIE SCHNAUZE!" schreit sie
und ich denke die Lautstärke schockiert uns beide. Ich lache und sie starrt
mich an.
"Beruhige dich, Dana. Mein Gott."
"Nenn mich nicht so."
"Warum nicht? Es ist dein Name,
oder?"
"Für dich heißt es Agent Scully!"
Ich muss darüber lachen. Für wen zur Hölle
hält sie sich eigentlich? Für die verdammte Königin von England?
"Da ist wieder dieses Gehabe. Was ist
dein Problem?"
"Mein Problem ist, dass ich in der
Mitte von Nirgendwo mit einem geschwätzigen Mörder aus der Hölle festsitze, der
scheinbar über jede verdammte Sache unter der Sonne reden will, außer der
einen, die ich wissen möchte, das ist es! Oh..."
Sie stöhnt und zieht ihre Knie an, um ihren
Kopf dazwischen zu vergraben. Offensichtlich macht es all das Schreien noch
viel schlimmer.
"Geht es dir gut? Wird dir
schlecht?" Vielleicht solltest du nach draußen gehen und ein wenig frische
Luft schnappen."
"Halt einfach die Klappe, halt die
Klappe."
"Mein Gott, was ist mit dir los?
Ich..."
"Sag mir wo es ist oder HALT DIE
KLAPPE!" schreit sie ihre Oberschenkel an.
"Weswegen willst du das eigentlich wissen,
Scully? Es ist nur ein Haufen Ärger. Warum möchtest du irgend etwas damit zu
tun haben?"
Sie schüttelt ihren Kopf und macht ein
weiteres gequältes Geräusch.
"Ich denke du hast einen Schlumpfinen Komplex."
Sie hört auf sich zu bewegen, hört auf zu
reden, hört einfach eine Minute lang auf. Dann hebt sie ihren Kopf und
begutachtet mich mit einer Mischung aus Neugier, Verärgerung und Ekel.
"Einen *was*?"
"Schlumpfine.
Erinnerst du dich an die Schlümpfe?"
"Ja, ich erinnere mich daran..."
"Erinnerst du dich an Schlumpfine?"
"Vage."
Ich nehme an, dass sie aus dem Alter für die
Schlümpfe heraus war, als diese im Fernsehen kamen. Wahrscheinlich hat sie
ohnehin als Kind nicht allzu viel fern gesehen. Wahrscheinlich hatte sie zuviel
andere Dinge zu tun. Ich habe ein anderes Bild im Kopf, sehr viel angenehmer,
als die original junge Scully, von einem Wildfang mit schmutzigem Gesicht, in
einem Overall und mit Zöpfen, die mit einem Spielzeuggewehr herumgerannt ist
und vorgab, ihre Brüder zu erschießen. Das ist vielleicht viel näher an der
Wahrheit. Oder vielleicht sind beide wahr. Wie auch immer, sie war die Art
Mädchen, für die ich gestorben wäre. Die Art Mädchen, die ich gnadenlos geneckt
hätte, um nur ein Quentchen Aufmerksamkeit von ihr zu
erhaschen. Die Art Mädchen, die allein meinen Anblick gehasst hätte.
"Schlumpfine
war das Schlumpf-Mädchen. Gargamel hat sie gemacht
und sie in das Schlumpfdorf geschickt, um Ärger zu machen. Aber Papa Schlumpfs
Zauber hat sie gut gemacht und die Schlümpfe haben sich in sie verliebt. Aber
da war sie nun, das einzige Mädchen in einer Stadt voller Kerle. All die Typen
hatte eine individuelle Persönlichkeit, Schlaubi
Schlumpf, der Beauty Schlumpf, Maler Schlumpf, und sie war einfach nur Schlumpfine, Mädchen Schlumpf. Das war ihr einziges
unterscheidendes Merkmal, dass sie ein Mädchen war. Also musste sie in jeder
Folge etwa interessantes tun, um sich selbst ein bisschen abzuheben. Aber in
Wirklichkeit war sie viel cooler als die anderen Schlümpfe. Sie wäre viel besser
dran gewesen, wenn sie auf eigene Faust weggegangen wäre und diese Verlierer
vergessen hätte. Wenn sie eine selbständige, feministische
Lesben-Schlumpfkolonie gegründet hätte oder so was, Gargamel
dazu gebracht hätte, ein weiteres Schlumpf-Mädchen zu machen, mit dem sie
spielen konnte."
Wow. Ich weiß nicht wo das eben herkam, aber
es war ziemlich verdammt gut. Sie hat nicht nur einen Schlumpfinen
Komplex, sie IST Schlumpfine. Sie sieht es nicht. Sie
starrt mich einfach an, als wenn ich von einem anderen Planeten kommen würde.
Ihre Verwirrung ist tatsächlich irgendwie süß. Sie ist irgendwie süß. Mein
Gott, sie würde mir einen Kopfschuss verpassen, dafür, dass ich das denke.
"Oh mein Gott," sagt sie
kopfschüttelnd.
"Was?"
"Ich weiß nicht...Warum hast du mir das
gerade erzählt?"
"Weil du wie Schlumpfine
bist."
"Himmel, ich glaube es nicht, dass ich
das überhaupt frage...inwiefern bin ich wie Schlumpfine?"
"Naja, denk doch mal darüber nach,
Scully. Du hast Skinner, ich nehme an er ist Papa Schlumpf. Und Mulder, er ist Schlaubi Schlumpf. Und auch der verliebte Schlumpf. Mein
Gott, Mulder ist wie jeder Schlumpf. Und all die anderen Männer, mit denen du
jeden Tag zu tun hast, du bist das einzige Mädchen. Du bist Schlumpfine,
die in einer männlichen Kolonie lebt, die versucht, sich von den anderen durch
etwas anderes als nur durch ihr Geschlecht zu unterscheiden. Das ist der Grund
warum du das Gefühl hast, dass du es finden musst. Bringe den Hauptgewinn nach
Hause und sei mehr als nur Schlumpfine. Aber Scully,
es wird nicht funktionieren. Du wirst solange nur der Mädchen-Schlumpf sein,
solange du weiter nach deren Regeln spielst."
"Warte eine Minute, ich bin an allem
genauso persönlich beteiligt wie jeder andere. Ich bin nicht nur irgendein
mitreisendes Kind."
"Aber du brauchst das nicht, Scully. Du
musst nicht Teil davon sein."
Selbst als ich die Worte sage bemerke ich,
dass sie nicht wahr sind. Nicht mehr. Vielleicht wenn sie das vor fünf Jahren
versucht hätte, aber es ist jetzt zu spät. Sie ist genauso begraben, wie der
Rest von uns. Ich wünscht ich könnte ihr eine Schaufel besorgen.
Sie seufzt und reibt sich bestimmt zum
zwanzigsten Mal ihr Gesicht.
"Also ich bin Schlumpfine,
mmhm. Welcher Schlumpf bist du dann?" fragt sie,
wahrscheinlich in der Annahme, dass ich keine Antwort parat hätte.
"Lehrling Schlumpf."
"An den kann ich mich nicht
erinnern."
"Er kam nur in ein paar Folgen
vor."
"Was hat er gemacht," fragt sie
und obwohl sie herablassend und tödlich gelangweilt klingt, bringt es mich zum
Lächeln, dass sie fragt.
"Er war Papa Schlumpfs Assistent. Er
wollte mehr als alles andere so zaubern können wie Papa Schlumpf, aber er hat
es nie wirklich richtig hingekriegt. Also ist er eines Tages aus dem
Schlumpfdorf geschlichen und ist zu Gargamel
gegangen, um eines seiner Zauberbücher zu stehlen. Er hat einen der
Zaubersprüche dort ausgeführt und sich ein grünes, schuppiges Monster
verwandelt mit einem großen, fetten, hässlichen Schwanz."
Ihr Gesichtsausdruck ist völlig undeutbar.
Sie starrt mich einfach wieder an.
"Ich weiß, was du denkst," sage
ich zu ihr, obwohl ich das nicht weiß. Das möglicherweise erste Mal, seit sie
hier hereinkam, weiß ich das wirklich nicht.
"Was denke ich?"
"Das ich *wesentlich* zu viel über
Schlümpfe weiß."
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Dies ist einer dieser Momente im Leben, bei
dem du sagst, wenn mir das jemand vor zehn Jahren erzählt hätte, dass ich eines
Tages hier sitzen und das tun würde, hätte ich ihm ins Gesicht gelacht. Dass, wenn
ich gewusst hätte, dass es mir bestimmt wäre, eines Tages in diese Situation zu
kommen, ich vielleicht eine ganz andere Richtung eingeschlagen hätte.
Ich kann kaum all die Dinge verarbeiten, die
er gerade zu mir gesagt hat, geschweige denn, darauf antworten. Eigentlich
versuche ich mich daran zu erinnern, wie wir zu diesem Punkt gekommen sind.
Diesen absolut lächerlichen Punkt, wo wir meine Rolle im Leben mit einer blöden
Cartoon Figur vergleichen. Aber ich bin zu müde, zu überhitzt, zu hungrig und zu
schmerzgeplagt, um mir größere Sorgen darum zu machen.
Dann wird mir etwas durch den Nebelschleier
meiner Kopfschmerzen bewusst. Ich muss mindestens siebzehn Jahre alt gewesen
sein, als die Schlümpfe im Fernsehen liefen.
"Krycek...mein
Gott, wie alt BIST du überhaupt?"
"Was denkst du, wie alt ich bin?"
"Zu alt, um die Schlümpfe mit solch
großem Interesse gesehen zu haben."
"Ich nehme an, dass mein jugendliches
Aussehen nachlässt," lacht er. "Naja, jedenfalls hast du recht, ich
war in der Junior Highschool, als die liefen."
"Bitte erzähl mir nicht, dass du sie
auf der Universität studiert hast."
Er lacht ziemlich lauthals heraus, wenn man Krycek so beschreiben kann. "Na klar, ich habe einen
ganzen Aufsatz darüber geschrieben, ‚Fehlende Gleichberechtigung im
Schlumpfdorf'."
Obwohl es gegen mein besseres Wissen ist und
nicht dazu beiträgt, meine Kopfschmerzen zu lindern, bin ich machtlos gegen das
Lachen, das aus meinem Mund kommt. Und ich habe einen Moment lang
Schwierigkeiten, mich wieder zusammenzureißen, ganz besonders, da es Krycek zum Kichern bringt. Krycek
kichert. Ich habe Krycek zum Kichern gebracht. Mein
Gott, was zum Teufel tue ich hier?
Irgendwann erholen wir uns beide wieder und
während ich die geschwollene Stelle über meinen Jochbeinen massiere, erklärt
er, "Nein, ich habe die Sendung früher immer zusammen mit meiner kleinen
Schwester gesehen. Jeden einzelnen furchtbaren Nachmittag nach der
Schule."
Warte mal, was war das?
"Krycek, du
hattest eine Schwester?"
Mir ist nicht klar warum, aber die Idee,
dass Alex Krycek Geschwister haben könnte, scheint
mir völlig fremd zu sein. Ich habe es einfach noch nie in Erwägung gezogen.
Wahrscheinlich weil es viel zu beunruhigend gewesen wäre, darüber nachzudenken,
dass es noch andere geben könnte, die aus dem selben Genpool wie dieser
schleimige Feigling entsprungen sein könnten.
"Ja, ich *habe* eine Schwester. Warum
ist das so schockierend?"
"Ich, ich weiß nicht, ich äh..."
stottere ich und zucke mit den Schultern. Ich wollte ich nicht angreifen. Ich
war nur, wie ich bereits sagte, bestürzt. Plötzlich drängt sich ein ganz
anderes Bild von diesem Mann vor mein geistiges Auge, das Bild eines hageren,
schlaksigen Jugendlichen, der einem herumkletternden Kleinkind befiehlt, von
ihm herunterzugehen, weil er gerade telefoniert. Das Bild eines Kindes,
verliebt in die andere große Person in ihrem Leben neben ihrer Mutter und ihrem
Vater, lächelnd und seinen Namen rufend, wenn er aus der Schule heimkam, als
wenn es der glücklichste und allerwichtigste Augenblick in ihrem Leben wäre.
"Ich nehme an, ich habe es nie in
Erwägung gezogen, dass du eine Familie haben könntest."
"Dachtest du, ich bin aus einem Ei
geschlüpft oder so was?"
Ich gebe offen zu, dass ich das verdient
habe.
"Naja, jedenfalls hat sie die Schlümpfe
geliebt. Das war die einzige Sache, bei der sie Ruhe gegeben hat."
Ich muss ein Lächeln unterdrücken. Plötzlich
IST er dieser schlaksige Zwölfjährige, unglaublich ärgerlich über diese große
Verantwortung, die ihm auferlegt wurde, während er selbst fast noch ein Kind
war. Der versucht hat, etwas über sich herauszufinden, während die Liebe, die
er für seine Schwester empfand, dazu im Widerspruch stand.
"Wie war ihr Name?" frage ich,
wobei mich meine Neugier innerlich fast auffrisst.
"Ihr Name IST Sascha. Warum sagst du
andauernd war und hatte?"
"Es tut mir leid. Ich weiß nicht warum
ich...ich habe mir nichts dabei gedacht."
Sascha Krycek,
Sascha Krycek. Ich lasse den Gedanken ein paar Mal
durch meinen Kopf schwirren und meine Vorstellungskraft beschwört Bilder herauf,
wie sie vielleicht aussieht.
"Also, hast du ihr sehr nahe
gestanden?" bohre ich werde und bemerke, dass sich das Blatt schon wieder
gewendet hat und er jetzt derjenige ist, der sich unwohl fühlt.
"Eine Zeitlang. Nehme ich an. Keine
Ahnung. Ich war weg, bevor sie so viel Persönlichkeit entwickeln konnte."
Wir sitzen eine Weile schweigsam da. Es
schüttet immer noch und donnert immer wieder und die Hitze ist ein bisschen
weniger geworden, obwohl es immer noch ziemlich weit davon entfernt ist, sich
hier drin ein wenig abzukühlen.
Normalerweise würde ich mich an dem Klang
freuen, ihn sogar genießen, aber heute führt er nur dazu, die Übelkeit in
meinem Magen zu verschlimmern.
Die regelmäßigen Blitze erlauben mir kurze Blicke
auf Krycek's Gesicht und ich sehe, wie er sich auf
einen unbedeutenden Fleck auf dem Boden konzentriert. Ich habe das Gefühl, ich
habe einen Nerv getroffen. Es ist ihm unangenehm, das kann ich auch fühlen.
Meine Neugier ist noch nicht gestillt.
"Wo...wo ist sie jetzt?"
"Keine Ahnung, wahrscheinlich auf dem
College, nehme ich an. Außer in dem Fall, dass meine Fürsorge für sie in den
wenigen Jahren sie völlig verdorben hat. In diesem Fall ist sie wahrscheinlich
in einer Gummizelle."
"Du nimmst an? Du meinst, du weißt
nicht, wo sie ist?"
Er zuckt mit den Schultern, seine Augen
immer noch von mir abgewendet.
"Also triffst du sie niemals?"
"Nein, natürlich treffe ich sie
niemals."
Er sagt das, als wäre es die natürlichste
und offensichtlichste Sache der Welt. Ich habe angenommen, dass er den Kontakt
zu ihr abgebrochen hat. Das hätte bedeutet, jemandem nahe zu sein und ich bin
sicher, dass Alex Krycek nicht weiß, wie man mit
einer solchen Sache umgeht.
"Ich, äh, ich könnte dir helfen, sie zu
finden," biete ich ihm an, obwohl ich mir nicht sicher bin, warum.
"Ich könnte dir wahrscheinlich innerhalb von Minuten sagen, wo sie ihre
Lebensmittel einkauft."
"Du scherzt, richtig?" Er sieht
mich schließlich an. Ich denke, er versucht, mir einen sarkastischen Blick zuzuwerfen,
aber ich sehe etwas völlig anderes. Etwas traurigeres.
"Sieh mal, ich könnte sie auch finden,
sehr leicht. Ich möchte sie nicht finden, Scully," flüstert er und
plötzlich bin ich diejenige, die gereizt ist.
"Du möchtest deine eigene Schwester nicht
sehen?"
"Das ist ... das ist nicht so
einfach."
"Aber sie ist deine Schwester, was ist
einfacher als das? Oder hat sie dich nie wirklich gekümmert?"
"Du verstehst das nicht, Scully, sie
kümmert mich viel zu sehr, als das ich sie hier reinziehen möchte."
"Aber sie ist deine *Schwester*"
betone ich wieder. "Ich denke, sie sollte zumindestens
die Möglichkeit haben, das allein zu entscheiden."
"Du begreifst es einfach nicht, Scully.
Wenn du einmal ein Teil davon bist, dann hast du keine Wahl mehr."
Er beginnt, wieder lauter zu sprechen,
offensichtlich immer mehr aufgeregt. Aber aus Gründen, die mir selbst nicht
klar sind, reite ich weiter darauf herum.
"Nein, du bist derjenige, der es nicht
begreift! Du hast eine Schwester und du hast dich dazu entschieden, sie
wegzuwerfen, als wenn sie nichts wert wäre."
Er rutscht herum und starrt jetzt auf die
andere Wand. Er holt ein paar Mal Luft um zu sprechen, während er scheinbar
versucht zu entscheiden, ob er mir weiterhin widersprechen soll oder nicht.
"Was geht es dich überhaupt an? Ich
hätte gedacht, du würdest froh sein, wenn ich kein unschuldiges Mädchen meiner
Gegenwart aussetze."
"Du bist kein Monster, Krycek," biete ich an und erinnere mich an seine Worte
von vorhin.
"Und ich werfe sie nicht weg,"
besteht er. "Ich versuche sie zu beschützen."
"Also die ist es lieber, wenn sie ihr
ganzes Leben lang glaubt, ihr Bruder hätte sie verstoßen?"
"Ja, es ist mir lieber, wenn sie das
denkt, als wenn sie die Wahrheit kennt. So ist sie sicher."
Ich glaube nicht, dass das tatsächlich die
Wahrheit ist. Wenn er sie wirklich sehen wollte, würde er es unter allen
Umständen tun und wäre trotzdem in der Lage, sie gleichzeitig zu beschützen.
"Mein Gott, ich weiß noch nicht mal,
warum ich dir das überhaupt erzähle," schmollt er. "Wenn du irgend
jemandem erzählst, dass ich eine Schwester HABE, dann, das schwöre ich bei
Gott, wird es dir verdammt leid tun."
"Ich werde es niemandem erzählen."
"Auch nicht Mulder, Scully. Ich meine
es Ernst!"
"Ich werde es niemandem erzählen, Krycek," schwöre ich so ernsthaft wie möglich.
"Ich denke trotzdem, dass du deine Ansicht noch mal überdenken
solltest."
"Keine Chance, nicht die geringste. Was
könnte dabei schon gutes herauskommen. Sie würde sterben. Oder schlimmer."
Ich zucke mit den Schultern. Ich bin nicht
sicher, was ich dazu sagen könnte. Über diesen Punkt kann ich mich nicht direkt
mit ihm streiten.
"Das ist nicht fair, oder?"
"Was ist nicht fair?"
"Die Macht, die diese Leute über unser
Leben haben."
"Ich nehme an nein, vielleicht nicht
dir gegenüber."
"Nein, es ist dir gegenüber auch nicht
fair, egal, welche Entscheidungen du getroffen hast." Ich weiß nicht,
welche Macht mich kontrolliert, als ich hinzufüge, "und es ist Sascha
gegenüber nicht fair."
"Naja, sie ist das Opfer der
Entscheidungen, die ich getroffen habe. Ich kann mich an dieser Stelle des
Spiels nicht wirklich hier hersetzen und heulen, dass es nicht fair ist und
mich selbst als Opfer bezeichnen."
Ich zähle schon seit langem nicht mehr mit,
wie viele Male ich mich selbst eigenartigerweise mit diesem zynischen Gedanken
getröstet habe. Die Fragen sind für mich nicht neu, aber sie bleiben immer da.
Und genauso seltsam ist es, dass ich langsam beginne mich zu fragen, ob Alex Krycek der einzige Mensch auf dieser Welt ist, der mich in diesem
Punkt verstehen kann.
"Aber vielleicht ist die Frage, die du
dir selbst wirklich stellen musst, Bin ich auch das Opfer, weil ich diese
Entscheidungen treffen musste, selbst wenn von Anfang an gar nicht die Wahl
hatte? Wenn...wenn alles schon lange geplant war, bevor ich mich überhaupt dazu
entschlossen hatte, mich daran zu beteiligen? Dass es nicht einfach nur eine
bizarrer Zufall ist, dass ich hier bin..."
Ich höre mit meinem Redefluss auf, als ich
ihn lachen höre.
"Was...?" H-oh,
Gott. Ich muss einfach mal eine Weile meine Augen schließen.
"Tut mir leid, ich weiß, es hat nichts
damit zu tun, worüber du redest, aber es IST nur ein bizarrer Zufall, dass du
hier bist, richtig?"
Gott, ich habe fast vergessen, warum ich
überhaupt hier bin. Ich sollte Informationen zusammentragen, vielleicht sogar
diesen Mann verhaften. Was tue ich? Ich will hier etwas erreichen und das werde
ich nicht, wenn ich einen verbindenden Moment mit einem gesuchten Verbrecher
habe.
Und es würde mir auch einfach gut gehen,
wenn dieser Schmerz verschwinden würde.
"Mmmmulder,"
sage ich, allein das Wort zu sprechen ist anstrengen. Ich atme schwerfällig ein
und erinnere ihn daran, "Mulder ist auf dem Weg hierher. Mmmm...Gott."
Ich versuche meine Augen zu öffnen und muss
mir sofort den Magen halten. So ... schwindlig...
"Scully, was ist los?"
Ich weiß nicht. Ich kann nicht denken. Er
redet viel zu laut. Ich drücke meine Hände an meinen Kopf und presse meine
Fingerspitzen an meine Schädelknochen. Ich denke, dass ich mich übergeben
werde.
"Mmmmein
Magen...oohh, ich kann nicht sehen."
"Was heißt das, du kannst nicht
sehen?"
Oh Gott, bitte lass es mich nicht erklären
müssen. "Ich meine ich kann nichts sehen."
"Gar nichts?"
"Ich muss nur, mmm,
meine Augen schließen..."
"Ist es wieder dein Kopf?"
Lärm. Zu viel Lärm.
"Schhh..."
"Scully, ich kann dir helfen, wenn du
mich lässt."
"Es geht mir gut...H-oh
Gott."
"Es geht dir nicht gut. Komm her."
"Was wirst du tun?" Ich muss
vorsichtig sein. Er versucht, mir eine Falle zu stellen. "Ich werde dich
nicht freilassen, Krycek."
"Das musst du nicht. Komm einfach hier
her und gib mir deine Hand, ich kann es auch tun, wenn ich die Handschellen
trage."
Nein! Lass es ihn nicht tun. "...wird
nicht helfen."
"Naja, dann kann es auch nicht schaden,
richtig? Komm schon, mir hilft es jedes Mal."
"Ich...weiß nicht. Ich...ich kann nicht
denken..."
"Du musst nicht denken. Gib mir einfach
deine Hand."
Aber seine Stimme klingst so sanft. Ich
brauche mehr sanftes. Ich will, dass es aufhört weh zu tun. Ich öffne meine
Hand und starre sie an. Ist das eine gute Idee?
"Komm her. Setz dich hier hin. Neben
mich."
Ich bewege mich langsam zu ihm hin und jede
Bewegung ist belastend. Ich setze mich einen halben Meter von ihm weg und
strecke meinen Arm aus.
"Du musst noch weiter her kommen, Sweetheart," sagt er und zieht an den Handschellen.
Ich rutsche näher. "Was...was wirst du
tun?"
"Gib mir einfach deine Hand," sagt
er wieder in diesem sanften Tonfall.
Mein Arm zittert und als er meine Hand
nimmt, flüstert er,
"Schhh. Es
wird nicht wehtun, Scully."
Ende Teil 3
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Kapitel 4
Ihre Hand ist feucht und zittrig und so
brauche ich eine Weile, um den Punkt zu finden. Ich reibe meinen Daumen über
ihre Handfläche, zwischen ihrem Daumen und ihrem Zeigefinger, suchend, und sie
schaut nervös zwischen unseren miteinander verbundenen Händen und meinen Augen
hin und her. Mir ist nicht klar, was sie glaubt, was ich ihr in dieser
Situation antun könnte, aber sie scheint immer noch ein bisschen nervös und
misstrauisch zu sein.
Dann finde ich den Punkt. Ich drücke mit all
der Stärke zu, die ich in meinen Fingern aufbringen kann, fest und langsam, und
ihre Augen fallen zu. Ihr Unterkiefer entspannt sich fast augenblicklich und
als ich ihre Hand massiere, sieht sie immer entspannter aus.
Der Donner fängt an abzuklingen und der Wind
legt sich ein wenig. Das einzige Geräusch ist das ständige Trommeln der
Regentropfen, das durch das Gebäude hallt und der Klang ihres Atems.
Da ihr Augen geschlossen sind, nutze ich die
Gelegenheit, sie ein bisschen aufmerksamer zu betrachten, ihr Gesicht aus der
Nähe anzusehen. Es ist jetzt dunkel draußen, aber es gibt eine Straßenlaterne
vor dem Gebäude, deren Licht durch die offene Tür fällt und allen Dingen einen
gelben Schimmer verleiht, fast wie Kerzenlicht. Meine Augen haben sich daran
gewöhnt und sie ist mir nah genug, so dass ich jedes Detail sehen kann. So ein
hübsches Gesicht. Nicht künstlich hübsch, aber eine tiefe, sinnliche Schönheit.
Klassisch. Ich frage mich, ob ich mich deswegen genötigt gesehen habe, einfach
so meine Lebensgeschichte bei ihr abzuladen. Ich kann es kaum glauben, dass sie
mich dazu gebracht hat, mit dem Mist überhaupt anzufangen.
Nur darüber nachzudenken regt mich schon auf
und ich bemerke, dass ich ihre Handfläche stärker als zuvor drücke. Sie öffnet
ihre Augen und lässt ein kleines "oh" hören.
"Ist das in Ordnung? Tut es weh?"
Sie räuspert sich und, ja es ist dunkel,
aber ich könnte schwören, dass sie ein wenig rot geworden ist.
"Äh, nein, es ist gut so."
"Hilft es überhaupt? Manchmal muss man
es eine Weile tun bevor es wirkt."
"Es äh...ich, keine Ahnung..."
"Mir hilft es nach einer Weile
immer."
Sie sieht mir in die Augen und schluckt. Ihr
aus so einer kurzen Entfernung in die Augen zu sehen, erregt mich plötzlich aus
irgendeinem Grund. Sogar mehr, als ihr dabei zuzusehen, wie sie ihre
Unterwäsche ausgezogen hat. Ich weiß nicht, ob ich jemals in meinem Leben etwas
so Reinem, so ausnahmslos Guten so nahe war, ihre Probleme mir ihrem Benehmen
hin oder her. Es strahlt einfach aus ihren Augen wie nichts anderes, das ich je
gesehen habe.
"Also was tust du, suchst ... suchst du
dir jedes Mal jemanden, der deine Hand massiert, wenn du Kopfschmerzen bekommst?"
Ich lächle einfach, weil mein Mund auf
einmal zu trocken ist, um irgendetwas sagen zu können. Ich frage mich, ob es
irgendeine Chance gibt, irgendeine Chance im Himmel oder auf der Erde, dass ich
zwischen ihre Beine kommen könnte. Vielleicht wenn ich sie mit meinen
Kenntnissen über Akkupressur beeindrucke...
"Das hilft tatsächlich bei vielen
Sachen. Es gibt für fast jeden Teil deines Körpers einen Punkt auf deiner Hand,
der mit diesem in Verbindung steht."
Sie nickt und kneift ihre Augen auf eine
Weise zusammen, die ich nicht interpretieren kann und wenn es um mein Leben
ginge.
"Ich erinnere mich daran, in der Schule
etwas darüber gelesen zu haben."
"Klar, ich habe mir gedacht, dass du
darüber wahrscheinlich etwas weißt. Wahrscheinlich sogar mehr als ich."
Sie schließt ihre Augen wieder und nickt
langsam. Ihr Kopf beginnt ein wenig zur Seite zu rutschen.
"Vi...vielleicht,"
murmelt sie verträumt und ihre Stimme ist dabei tausendmal weicher, als ich sie
je gehört habe. Das könnte leichter sein, als ich dachte.
"Also, wie fühlt es sich an?"
"Es ist...gut."
"Besser?"
"Mmmm,"
seufzt sie und ihre Mundwinkel gehen ein wenig nach oben und verziehen sich zu
einem winzigen, perfekten Lächeln. Ihre Kopfschmerzen sollten jetzt schon lange
verschwunden sein, also erweitere ich die Bewegungen meiner Finger auf andere
Teile ihrer Hand.
"Gut?"
"Mmm, weniger
Übelkeit."
"Gut. Du siehst besser aus."
Das erreicht ihre Aufmerksamkeit. Sie hebt
ihren Kopf ein wenig an und lacht leicht durch ihre Nase.
"Ich kann mir kaum vorstellen wie ich
aussehe. Wahrscheinlich wie eine ertrunkene Ratte."
"Nein, du siehst besser aus. Sehr viel
besser, Krassiwaja."
Sie ist jetzt so entspannt, fast
hypnotisiert so wie es scheint, dass sie einige Sekunden braucht, um das
mitzubekommen.
"Warte mal, was? Was hast du
gesagt?"
"Dass du besser aussiehst.
Entspannter."
"Nein, danach. Du hast etwas gesagt. Es
klang wie eine Fremdsprache. Russisch vielleicht?"
"Habe ich das?" frage ich so
unschuldig wie irgend möglich.
"Ja, das hast du."
"Oh. Ich nehme an das habe ich."
"Also, was war es?"
Ich warte ein wenig wegen des dramatischen
Effektes. Ich sollte das absolut richtig machen, völlig perfekt.
"Krassiwaja,"
flüstere ich und sie öffnet die Augen und zieht ihre Augenbrauen zusammen.
"Was heißt das?"
"Warum errätst du es nicht?"
Sie rollt ihre Augen und ich kann richtig
fühlen, wie die Spannung in ihren Körper zurückkehrt. Rückschlag Nummer eins.
"Es heißt jedenfalls nicht ertrunkene
Ratte, soviel verrate ich dir."
"Oh schön, das macht es natürlich jetzt
einfacher," sagt sie ein wenig sarkastisch, aber ihre Stimme ist immer
noch weich und melodisch. Es ist noch nicht alles verloren.
"Du bist witzig."
"Halt die Klappe," schnappt sie.
Rückschlag Nummer zwei.
"Nein, ich meine es ernst. Du bringst
mich zum Lachen. Das schaffen nicht viele Leute."
Das ist die absolute Wahrheit. Normalerweise
amüsieren mich die Leute, weil sie so erbärmlich blöd sind. Sie bringt mich zum
Lachen, weil sie einfach nur witzig ist und das ist alles.
"Ich weiß, aus der Ferne mag mein Leben
vielleicht aussehen wie ein einziger Witz, aber die Wahrheit ist, ich lache
nicht sehr oft."
Sie lächelt und ich reibe zart mit meinem
Daumen über ihr Handgelenk. Es scheint sie nicht zu stören, also umfasse ich
ihr Handgelenk mit meiner ganzen Hand und beginne damit, ihren Unterarm zu
massieren.
"Es bedeutet schön. Schöne Frau."
Ihre Augenbrauen ziehen sich wieder zusammen
und sie runzelt skeptisch die Stirn.
"Du bist auch ziemlich komisch,
Glasnost-Boy. Was heißt es wirklich?"
Ihre Knochen fühlen sich so winzig in meiner
Hand an. Ich könnte ihr wahrscheinlich gleich hier den Arm brechen. Gut für
sie, dass dies das letzte ist, was ich will.
"Ich bin nicht komisch. Schlag es nach,
wenn du nach Hause kommst."
"Sieh mal, mir ist bewusst, dass ich nicht
gerade klasse aussehe, aber das ist kein Grund, sich über mich lustig zu
machen."
"Nein, ich stimme dir nicht zu. Du
siehst klasse aus."
"Ich bin dreckig, verschwitzt, verklebt
und mit stinke ziemlich wahrscheinlich."
"Ja, das ist richtig. Und du hast noch
nie schöner ausgesehen."
Ihr Mund fällt auf und ihre Augen werden
weit und sie sieht, offen gestanden, ein wenig zu erstaunt aus. Ich weiß nicht
genau, ob es deswegen ist, weil es von mir kommt, oder weil es ein Jahrzehnt
her ist, seit sie es überhaupt gehört hat. Ich hoffe, dass es ersteres ist,
aber ich denke nicht.
"Du versuchst immer, es zu verbergen,
weißt du? Mit all diesem Make Up und diesen strengen
Kostümen und dem Zeug, dass du in deine Haare machst, damit sie ganz glatt
sind. Aber das hier bist einfach du. Nichts, hinter dem du dich verstecken
kannst. Und du ... bist schön."
Ihr Augen drehen sich zu mir und Erstaunen
wandelt sich in Ängstlichkeit und dann in große, große Verwirrung.
"Du siehst fast beleidigt aus. Sagen
dir das die Leute nicht dauernd?"
"Meine Mutter," murmelt sie und
sieht auf den Boden.
"Ich meine Leute, die nicht mit dir
verwandt sind."
Sie seufzt und zuckt mit den Schultern.
"Nein, ich nehme an nicht. Ich nehme
an, da ist niemand wirklich da, der dir das sagen könnte, oder?"
Sie sieht wieder zu mir auf und nun sehe ich
noch etwas anderes in ihren Augen schwimmen. Sie hat Angst, aber nicht vor mir.
Dann zieht sie ihren Arm aus meiner Hand.
Nicht so schnell, Dana. Ich werde dich jetzt
nicht vor mir weglaufen lassen.
"Es macht mich traurig," flüstere
ich und greife ihr Handgelenk zärtlich aber fest. Sie leistet ein wenig
halbherzigen Widerstand, aber ich weiß, dass sie es nicht so sehr versucht, wie
sie könnte.
"Ich habe dich gesehen. Allein.
Nachts."
Ich beuge meinen Kopf nach unten und nähere
mich ihr ein wenig, so dass unsere Gesichter fast auf gleicher Höhe und nur
wenige Zentimeter voneinander entfernt sind.
"Wa...wann?"
"Sehr oft. Ich habe diese
Seidenschlafanzüge gesehen, die niemand anderer als du berühren kann. Ich habe
gesehen, wie du dich auf deinem großen, leeren Bett umherwälzt. Dich selbst
berührst."
Okay, also das ist eine Übertreibung. Das
eine Mal, an dem ich die Scully Wohnung überwachen musste, war wahrscheinlich
die absolut langweiligste Nacht meines Lebens. Sie saß auf ihrer Couch in einem
hässlichen Jogginganzug, mit irgendeiner Schlammmaske auf ihrem Gesicht und
gelbem Schleim in ihren Haaren und hat Casablanca gesehen und
Mikrowellenpopcorn gegessen und ist dann eingeschlafen. Ich habe mich bei
meinen Auftraggebern darüber beschwert, dass ich Drecksarbeit machen musste und
ich habe so laut gebrüllt, dass sie mich das nie wieder tun ließen. Aber das
muss sie nicht wissen. Es spielt keine Rolle.
Es spielt keine Rolle, weil ich es an der
Art sehen kann, wie sie ihren Kopf schüttelt, ihr Handgelenk wegzieht, an dem
beschämten und aufgeregten und panischen Rotwerden ihres Gesichtes, dass sie
seidene Schlafanzüge besitzt und dass sie sich in ihrem leeren Bett umherwälzt
und sich selbst berührt. Was für eine Überraschung.
"Du bist so wunderschön, Dana. So
wunderschön, wenn du das tust. Solche Schönheit sollte nicht auf diese Weise
verschwendet werden."
Ihr Mund bewegt sich wortlos und ein kurzes
Stöhnen entweicht ihren Lippen.
"Es sollte jemand da sein. Jemand, der
diese Schönheit zu schätzen weiß. Der dich berührt, wie du dich berührst. Der
dein Gesicht beobachtet, wenn du kommst."
Diesmal zieht sie stark und ich fasse fester
zu und ziehe sie näher an mich heran.
"Du lügst," stellt sie fest, aber
es gibt eine Frage in ihrer Stimme.
"Ist das wirklich wichtig, Dana? Es ist
doch richtig, oder?"
Sie schüttelt langsam ihren Kopf und sieht
wieder auf den Boden.
"Willst du dein ganzes Leben damit
verschwenden zu warten, Dana?"
"Ich..."
"Möchtest du nicht mehr als deine
Hände?"
"Lass mich los," verlangt sie, mit
absolut fehlender Überzeugungskraft. Ich schüttle meinen Kopf und dann lehne
ich mich nach vorn und bedecke die weiche, feuchte Haut an der Seite ihrer Kehle
mit meinem Mund.
XXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXX
Aufhören. Oh Gott, bitte hilf mir
aufzuhören. Weil ich nicht allein aufhören kann. Da ist ein richtiger Mund auf
meinem Hals. Die Lippen eines Mannes. Und dann seine Zähne. Und dann seine
Zunge. Und es fühlt sich so unglaublich an, dass ich weinen könnte.
Ich sollte nicht hier sein. Ich sollte...oh
Gott. Das ist nicht richtig.
Gott, bitte hilf mir, damit aufzuhören.
"Mmm, du
riechst so gut..." flüstert er in mein Ohr, bevor er seine Zunge
hineingleiten lässt.
"Nnnein,"
bringe ich endlich heraus.
"Doch, das tust du," protestiert
er zärtlich.
Mein Kopf wird extrem schwer auf meinem Hals
und lehnt sich gegen seine erkundende Zunge. Sein Mund öffnet sich und er nimmt
fast mein ganzes Ohr in seinen Mund, lässt seine Zunge an der gesamten
Außenseite entlang gleiten. Ich schnappe ziemlich heftig nach Luft und er
lacht, die Vibrationen seines Lachens beben durch meinen Körper.
"Sssstop,"
bitte ich schwach.
"Warum?" sagt er, reibt seine Nase
über meine Haare und atmet tief ein. "Du scheinst es zu mögen."
Oh mein Gott.
"Mmmstop...Kry...nnein...Lass los."
"Noch nicht," seufzt er.
"Lass los. Lass..." Er hat kaum
eine Sache mit mir gemacht und ich bin schon völlig paralysiert.
"Willst du das *wirklich*?"
Oh Gott, ich weiß es nicht, ich weiß es
nicht. Wie bin ich an diesen Punkt gekommen? Hilf mir.
"Ja..." wimmere ich.
Er bewegt sich wieder zu meinem Hals zurück,
küsst mich mit offenem Mund, jede Berührung nähert sich meinem Gesicht. Er hält
immer noch meine Hand in seiner gefesselten, reibt seine Finger über die Haut.
Mein Herz hüpft mit jeder Bewegung seines Daumens fast in meine Kehle.
"Oder hast du einfach das Gefühl, das
du es wollen solltest?"
"Ja...nein...äh..."
"Was ist los, Dana? Du klingst ein
wenig verwirrt," atmet er auf meinen Hals.
Seine Hand setzt die Aufwärtsbewegung auf
meinem Arm fort, zart streichelnd, beginnend bei meinem Handgelenk und weiter
auf meinem Unterarm und dann wieder nach unten, was einen unwillkommene Welle
von Empfindungen meinen Rücken hinunter jagen lässt. Ich weiß, ich sollte ihm
sagen, er soll aufhören, ich sollte meine Hand wegziehen und weit, weit
wegrennen, aber ich bin immer noch paralysiert.
Nach einer Weile nimmt er seinen Kopf weg
und er sieht mir in die Augen.
"Mmmwas...was
tust du?"
"Deine Haut ist ... so weich,"
flüstert er und die Luft seiner Stimme breitet sich auf meinem Gesicht aus.
"Gott, Dana, du bist so wunderschön," fügt er hinzu, während er sich
zu meinem anderen Ohr beugt. Er beißt leicht in mein Ohrläppchen und stöhnt
leise.
"Ssmm...sto...nicht."
Er küsst mein Kinn. "Wie kommt
das?"
"Nicht. Biiittte."
"Magst du das nicht?"
Nein, nein, ich sollte das nicht. Das sollte
nicht sein...Gott.
Ich schlucke schwerfällig und ein Wimmern
stiehlt sich verschämt von meinen Lippen. Wieder lacht er leise.
"Nein, ich..."
"Nein? Wirklich? Bist du dir dessen
sicher, Dana?"
Ich wünschte er würde damit aufhören, mich
beim Vornamen zu nennen. Ich wünschte, er würde seine Nase nicht an meiner
reiben. Ich wünschte er würde nicht so männlich riechen. Ich wünschte er würde
nicht diese leisen Geräusche in seiner Kehle machen. Ich wünschte ich würde
nicht wünschen, dass er mich küssen würde.
"Du musst keine Angst haben,
Dana."
"Ich habe ... keine Angst. Nein."
"Dann was?"
Oh Gott, ich weiß nicht was. Ich kann nicht
ausatmen.
"Mulder..." krächze ich.
Er zieht sich ein wenig zurück, so dass sein
Mund direkt vor meinem ist. "Ich weiß nicht, warum du dir solche Sorgen
machst. Mulder wird nicht kommen."
"Ja, ja, er wird hier sein. Er kommt
...gah..." gute Güte, ich zittere. Ich halte
mich wie eine Ertrinkende an seiner Hand fest und er ebenso an meiner.
"Wir beide wissen, dass das nicht wahr
ist," spricht er direkt in meinen offenen Mund, jedes Wort kaum ein
Flüstern, fast unhörbar bei dem trommelnden Regen. "Warum entspannst du
dich jetzt nicht einfach, Agent Scully?"
Ich nehme an, dass meine Augen tatsächlich
tränen. Gott, was tue ich, was tue ich?
"Ich werde dir nicht weh tun. Mein
Gott, ich verspreche es dir, Scully. Ich werde dir nicht weh tun. Entspann
dich."
Oh, ich will das. Und ich glaube ihm.
"Ich...oh..."
Dann beginnt er, mit seinen Lippen kaum
spürbar über meine zu streicheln. Mein Mund hängt offen, mein Körper ist
angespannt. Leichte, neckende Küsse platziert er auf meinen Lippen, wieder und
wieder, bis mir schwindlig genug ist, um umzufallen. Ich schließe meine Augen,
in der Hoffnung, ich könnte mich damit von dem Augenblick distanzieren und die
Empfindungen vermindern.
Er bewegt sich weiter zu meiner Wange und es
kostet mich einen Moment der Anstrengung zu schlucken und zu atmen. Ich muss
nachdenken über ...äh...
Mit einer tiefen, kaum hörbaren Stimme
beginnt er, "There is..."
Meine Augen fliegen auf. Er wird mir etwas
sagen. Vielleicht ist das ja doch richtig. Vielleicht bringt es ihn zum reden.
"Da ist was?" Mein Versuch, eine
barsche, fordernde Tonlage zusammenzubringen wird von dem sinnlichen Timbre,
das ich in meiner Stimme hören kann überdeckt.
Ein Lächeln kräuselt seine Lippen und ich
sehe seine dunklen, grünen Augen zu mir aufschauen. Seine Küsse setzen sich an
meinem Haaransatz fort und dazwischen spricht er weiter, "There is a garden
in..." Okay, Garten, Garten, Garten. Was könnte das sein? Madison Square Gardens? New Jersey? Busch?
"Wo? Welcher Garten?"
Meine Stimme bleibt mir während des
Sprechens im Hals stecken. Ich fühle sein Lächeln diesmal an meiner Wange und
er lacht leise. Er zieht sich zurück und küsst die andere Seite meines
Gesichts, wieder und wieder, während er flüstert, "There
is a garden..." Er
hört auf und beugt sich wieder zur anderen Seite, diesmal näher an meinen
Augen. "A garden in her face..."
Was ist das? Ein Code? Es klingt so bekannt.
Ich wiederhole es immer wieder und versuche es mir zu merken und es zu
entschlüsseln.
Sobald ich glaube, ich habe mich von seinen
Berührungen abgelenkt, ist er wieder an meinem Ohr, spricht hinein und sendet
ein Zittern durch meinen ganzen Körper.
"There is a garden in her face where roses..." ein Kuss auf
mein Auge, "and white lilies
..." ein weiterer auf meine Nase, "grow."
Weiße Lilien und Rosen? Auf was in aller
Welt könnte er sich beziehen?
Er zieht sich zurück und ich habe das
Gefühl, als sei ich dazu gezwungen, ihm in die Augen zu sehen, obwohl
eigentlich er derjenige ist, der im Nachteil ist. Ich habe fast Angst vor dem,
was ich darin sehe. Kein Blick, den ich heute Abend schon gesehen habe. "A
heavenly paradise is that place...,"
murmelt er ein wenig lauter und ich schaudere.
"Wa...mmm..."
Ich kann ihn nicht fragen. Ich kann nicht sprechen.
"...Wherein
all pleasant..." er hört wieder auf, um einen
Kuss auf einen meiner Mundwinkel zu platzieren, "fruits
... do flow."
*) Übersetzung des Gedichtes in Kapitel 6 (*
Es ist kein Hinweis, es ist keine
Information. Es ist wieder ein verdammtes Gedicht. Wundervolle Worte, in mein
Ohr geflüstert von einem Mörder. Einem Verräter. Einem Dieb. Einem Lügner. Der
sehr wahrscheinlich versucht, mich um Informationen zu erleichtern, um meine
Ehre und, sehr gut möglich, um mein Leben. Und jetzt genau in diesem Moment, stelle
ich fest, dass ich mehr hören will. Ihn schmecken will, seine Haut so fühlen
will, wie er meine fühlt. Ich möchte wissen, wie das ist. Ich sollte das nicht,
aber ich brauche es. Gott, ich brauche es.
Er hört auf, sein Mund direkt vor meinem,
seine Nase liegt wieder an der Seite meiner eigenen. Als ich höre, wie schwer
er atmet, stelle ich fest, dass mein Atmen genauso schnell ist. Nach einer
Ewigkeit des Wartens, atmet er tief ein, so als würde er die Luft aus meinem
Körper saugen und gibt mir dann die nächste Zeile.
"There
cherries grow...which none may buy..."
Ich spüre, wie mein Mund den seinen sucht
und ich bin machtlos dagegen. Meine Stirn lehnt an seiner, als er schnell und
atemlos die letzte Zeile der Strophe flüstert.
"Till
'cherry ripe' themselves to cry. Oh,
Dana..."
Bevor er die Möglichkeit hat, meinen Namen
zu beenden, greife ich seinen Kopf mit meinen Händen und drücke meinen Mund auf
seinen. Ich küsse ihn mit einer Glut, von der ich nicht glaube, dass ich jemals
jemanden auf diese Weise geküsst habe. Es ist noch nicht mal Glut. Es ist
definitiv Hunger. Ein Hunger, von dem ich nicht dachte, dass ich ihn überhaupt
haben würde.
Seine Lippen sind weich und heiß und
überraschend zart. Und sein Kuss ist mehr als nur berauschend. Ich sauge an
seiner Unterlippe und ich fühle, wie seine Zunge meine Oberlippe streichelt.
Ich schnappe nach Luft und stoße meine Zunge in seinen Mund und er stöhnt,
lange.
Ich kann nicht genug bekommen. Ich denke
nicht, dass ich jemals genug bekommen werde. Unsere Zungen schlingen und winden
sich umeinander mit einem fast unbändigen Begehren. Ich will ihn. Ich muss ihn
haben. Ich will ihn fühlen.
Meine Händen finden ihren Weg unter sein
Hemd und ich fahre mit ihnen über seinen Oberkörper, lasse meine Finger an
seinen Bauchmuskeln hinaufgleiten und wieder zurück
zu seiner Hüfte, ziehe die fein geformten Linien all seiner Muskeln mit meinen
Fingernägeln nach. Er wimmert und saugt an meiner Zunge.
Wir setzen unseren animalischen Kuss fort,
stöhnen einander in den Mund und als ich nicht mehr länger atmen kann, breche
ich ihn ab. Wir keuchen alle beide stark, ich selbst ringe geradezu nach
Sauerstoff.
"Wow," lächelt er. "Du bist
unglaublich..."
Ich weiß nicht genau, was er mit diesem
Kommentar gemeint hat, aber ich kann ihn sowieso nicht bitten, es mir zu
erläutern. Ich versuche immer noch, wieder zu Atem zu kommen.
"Wer hätte das gedacht..."
Bevor ich in der Lage bin, irgendetwas zu
sagen, beugt er seinen Kopf nach unten und beginnt, meinen Hals in Küssen zu baden
und bewegt sich dann weiter nach unten über meinen Oberkörper. Er versucht,
nach meinem Shirt zu greifen, zieht am unteren Ende, aber wird von den
Handschellen daran gehindert es weiter als bis zu meiner Hüfte zu ziehen.
Frustriert hört er damit auf, daran zu
ziehen. Er legt seine Hand auf meine Hüfte und lehnt sich wieder zu meinem Ohr
hin. "Nimm sie ab, Dana. Nimm sie ab und lass mich dich berühren."
Berühre mich, bitte, ja, berühre mich. Oh
Gott, wie sehr ich das will. Es brauche. Aber ich kann das Risiko nicht
eingehen. Das Risiko, dass er immer noch einfach nur versucht, mich
reinzulegen. Die Chance, dass er mich verlassen könnte.
"Kann nicht."
"Ich werde nirgendwo hin gehen,"
sagt er und beugt seinen Kopf zu meinem Oberkörper. "Denkst du ich würde
davor weglaufen?"
"Gott...Krycek...ich..."
"Zieh dein Shirt aus, Dana."
Ich sollte ihm eine runterhauen, aber ich
halte seine Finger an meiner Hüfte und bete, dass er nicht aufhört, so mit mir
zu reden. Dass er nicht damit aufhört, mich anzusehen, als wäre ich die
erstaunlichste Sache, die er jemals gesehen hat.
"Zieh dein Shirt für mich aus, Dana.
Ich möchte dich sehen, ich möchte...dich...schmecken."
Ich wimmere, als er seinen Kopf noch weiter
nach unten beugt und anfängt, durch mein Shirt hindurch auf meine Brustwarzen
zu beißen. Aus meinen Augen fließt eine kleine Träne und ich fühle wie meine
Lenden brennen, schmerzen. Ich muss mich zusammenreißen, nicht laut
aufzuschreien.
Als sich meine Augen wieder öffnen, sieht er
mit einem Schlafzimmerblick zu mir auf. Er beginnt an mir zu saugen, durch die
zwei dünnen Lagen Stoff hindurch, die meine Brust bedecken, bis ich die
Feuchtigkeit durchsickern spüre. Jetzt zittere ich noch mehr als vorher vor
Verlangen.
In meinem Hinterkopf ruft eine Stimme nach
Agent Scully. Es ist Mulders Stimme, es ist Skinners Stimme, es ist die Stimme
meiner Mutter, die Stimme von Pater McDuffy, die von
meiner Tante Kate. Alle von ihnen sagen mir, wie falsch das ist, wie schädlich
es sein könnte. Was für einen Fehler ich machen würde, die vielen Dinge, die
ich wegwerfe, weil ich einem so hohlen menschlichen Bedürfnis nachgebe.
Und all denen sage ich: Agent Scully wohnt
hier nicht mehr.
Ich schiebe Kryceks
Hand von meiner Hüfte weg und ziehe schnell mein Shirt von meinem Körper. Der
Regen hat die Temperatur dramatisch abgekühlt und sie ist von tropisch auf
feucht und ein bisschen kühl gefallen. Ein Luftzug kommt durch die Tür, die
Agent Scully vor Äonen aufgestoßen hat und schaudere, was mir die Tatsache sehr
bewusst werden lässt, dass ich nackt vor ihm bin, nackter, als ich vor
irgendeinem Mann seit einer sehr langen Zeit gewesen bin.
Ich wende meine Augen von seinen ab und
reiche nach hinten, um den Verschluss meines BH's
aufzumachen. Ich zögere einen Moment und entferne dann das Kleidungsstück.
Ende Kapitel 4
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Kapitel 5
Ich habe etwas, was die Menschen Glück im
Unglück nennen würden. Ich würde es nicht Glück nennen, aber ich denke auch
nicht, dass es Pech ist. Es hat prinzipiell mit meinem Hang dazu zu tun, in
schreckliche, potentiell tödliche Situationen zu geraten und schließlich um
Haaresbreite davonzukommen, gelegentlich mit einem Körperteil weniger. Ich habe
dem Tod öfter ein Schnippchen geschlagen, als ich zählen kann, aber niemals
ohne dafür zu bezahlen. Niemals so, dass ich mich hinterher wie ein Glückspilz
gefühlt habe.
Heute Abend fühle ich mich wie ein
Glückspilz. Heute Abend weiß ich, was die Leute meinen, wenn sie sagen
"Ich habe gestern Abend Glück gehabt." Ich glaube nicht, dass ich es
jemals als Glück betrachtet habe, jemanden ins Bett zu kriegen. Meiner
Erfahrung nach hat das Ganze sehr wenig mit Glück zu tun. Es hat etwas mit
Geschick zu tun. Mit dem Geschick des Jägers.
Und obwohl ich Geschick als Faktor in diese
Situation nicht ausschließen würde, würde ich sagen, dass hier vor allem Glück
am Werk war. Zur Hölle, es war Glück, dass uns beide überhaupt erst in dieses
Haus des Grauens gebracht hat. Und jetzt ist es Glück, das mir erlaubt, der
erste Mann in den neunziger Jahren zu sein, der Dana Scullys Brüste zu sehen
bekommt.
Eigenartigerweise sind meine Augen mehr zu
ihrem Gesicht hingezogen, als zu ihrem Busen. Ihre Augen sind geschlossen,
während sie ihren BH auszieht und zur Seite wirft und sie kaut nervös auf ihrer
Unterlippe. Ihre Wangen sind rosa geworden.
Ich kann nur ganz kurz hinsehen, bevor sie
ihre Arme hebt und sie über ihrem Körper verschränkt, sich selbst bedeckt. Ihr
Scheu ist überraschend und höllisch sexy.
"Lass mich dich ansehen, Dana,"
flüstere ich und meine Stimme bricht. Nur ein wenig, aber hörbar. Ich glaube,
diese Frau könnte mehr Macht haben, als ich mir je vorgestellt hätte. Kein
Wunder, dass Mulder so verdammt geschlagen ist.
Sie sieht nach unten auf den Boden und nimmt
langsam ihre Arme zur Seite. Ihr Haare fallen über ihre Augen und sie streicht
nervös mit den Händen über ihre Hosen. Ich wünschte ich könnte zu ihr hin
fassen und ihr Kinn anheben. Ich wünschte, ich könnte sie verdammt noch mal
anfassen.
Naja, ich nehme an, so ist es eine größere
Herausforderung.
"Sieh mich an."
Ein bisschen besser. Klinge diesmal nicht
wie ein vierzehnjähriger Junge. Ja, ich habe hier immer noch ein wenig die
Kontrolle. Kein Problem.
"Du bist so wunderschön, Dana. So perfekt."
Das ist sie wirklich. So anregend ihre
Beschämung ist, sie ist mir völlig unverständlich. Wie kann ihr das peinlich
sein, mir das zu zeigen? Absolute Perfektion.
"Sie mich an," frage ich wieder.
Naja, flehe ich. Ich möchte, dass sie sieht, wie ich sie ansehe. Um zu wissen.
Sie zuckt leicht mit den Schultern und hebt
ihren Kopf an. Ihre Augen sind offen, aber sie sieht sich eine Weile um, bevor
sie mich ansieht. Als wir uns schließlich gegenseitig direkt in die Augen
sehen, ihre Brüste völlig entblößt, denke ich, dass sie es versteht. Ich denke
sie sieht es.
Sie schluckt schwer. Ihre Brustwarzen
verhärten sich unter meiner Musterung. Keine Geheimnisse mehr, Dana Scully.
Ihre Haar hängen immer noch über ihren Augen
und meine Hand ist immer noch an die Bar gefesselt, also lehne ich mich zu ihr
und nehme die widerspenstige Strähne zwischen meine Lippen und ziehe sie von
ihrem Gesicht weg. Ich habe eine Menge Übung darin, andere Körperteile für
Handlungen zu benutzen, die man normalerweise mit Fingern ausführt.
Das bringt mein Gesicht dem ihren sehr nahe
und ich nutze die Gelegenheit, die Seite ihres Gesichts mit meiner Wange zu
streicheln. Ihre Haut ist so weich und zart, dass ich denke, dass meine
stoppeliges, raues Gesicht Kratzer hinterlassen könnte.
"Kry...ich..."
"Alex," korrigiere ich sie und
schneide ihr mit einem tiefen Kuss das Wort ab, bevor sie ihre Sinne wieder
beisammen hat. Diese Frau weiß wirklich, wie man küsst. Viele Kerle reden über
die Lippen von Frauen im Zusammenhang mit Blow-Jobs,
aber ich persönlich habe das noch nie als so fürchterlich wichtig erachtet.
Einige Lippen sehen besser aus, wenn man zusieht, aber sie fühlen sich alle
ziemlich gleich an. Aber Küssen, zum Küssen muss man gute Lippen haben und sie
hat ein paar ganz erstaunliche Lippen. Groß und feucht und weich und vor allem,
ermutigend.
Ich könnte Wochen allein damit verbringen,
an diesen Lippen zu saugen.
Und ihre Zunge, bei allen Heiligen. Ich
würde wette, sie war eine dieser Mädchen, die in ihrem Mund einen Kirschstil
verknoten konnte.
Ich spüre, wie sich ihre Nägel in meine
Kopfhaut graben und mich in südlichere Regionen dirigieren und ich lächle gegen
sie. Sie braucht das dringend.
Ich ziehe mit meinem Mund eine Spur über
ihren Hals und ihr Schlüsselbein. Noch mehr von diesen zarten, leichten Küssen,
die sie verrückt zu machen scheinen. Als ich ihre linke Brust erreiche, erhöhe
ich den Druck, küsse ein wenig fester, bis ich schließlich meine Zunge
hervorschnellen und über ihre Brustwarze gleiten lassen. Sie schaudert und schluckt
ein Stöhnen hinunter. Sie versucht so sehr, kein einziges Geräusch zu machen.
Ich frage mich ob sie denkt, dass leise zu sein das Ganze weniger real machen
würde.
Ich lege meine Lippen über sie und sauge an
ihr wie ein Baby und ihre Finger verstärken ihren Griff an meinem Schädel. Ihr
Brustkorb hebt sich mit jedem heftigen Atemzug von ihr. Sie kann so leise sein,
wie sie will, aber sie kann die Tatsache nicht verbergen, dass das sie
irgendetwas fühlen lässt. Wer hätte gedacht, dass es Dana Scully etwas gibt,
einen "geschwätzigen Mörder aus der Hölle" an ihrer Brust saugen zu
lassen?
Der Gedanke bringt mich zum Lachen und zum
Stöhnen und der Klang vibriert über ihre Haut.
"Komm her," murmle ich in dem
Zwischenraum zwischen ihren Brüsten.
"Ha..."
"Komm her."
Ich drücke auf ihren Oberschenkel, den
einzigen Teil von ihr, den ich momentan erreichen kann und versuche ihr zu
zeigen, was ich will. Was ich beginne zu brauchen. Sie ist so verdammt weit weg
da drüben.
"Komm her. Auf meinen Schoß."
Sie atmet tief ein und dann,
erstaunlicherweise, tut sie es. Sie kriecht zu mir und setzt sich rittlings auf
mich. Sobald ihr Schritt den meinen berührt, stöhne ich wortlos und stoße gegen
sie. Mein Gott, ich brauche das viel mehr, als mir klar war.
Sie reißt ihren Augen auf und hört auf, sich
zu bewegen.
"Mum,
ich..." murmelt sie und wird rot. Sie scheint aus irgendeinem Grund leicht
erstaunt darüber zu sein, dass ich einen Schwanz habe. Ich bewege mich wieder
gegen sie und zwinkere sie an.
"Kry...cek...Gott," ächzt sie durch zusammengebissene Zähne.
"Du fühlst dich gut an," sage ich
zu ihr, und wiege mich nun in einem gleichmäßigen Rhythmus gegen sie. Ich kann
durch die Baumwolle meines Shirts die Wärme ihres
nackten Oberkörpers spüren, der an mich gepresst ist und die Hitze, die
zwischen ihren Beinen brennt ist durch zwei Lagen von Kleidung feststellbar.
Ihr Hände hängen schlaff an ihrer Seite.
"Mmm,
ich...ha, nein...."
Sie schüttelt ihren Kopf und sieht plötzlich
sehr ängstlich aus.
"Was ist los, Dana?"
"Ich..."
"Hast du Angst?"
Sie schüttelt verneinend ihren Kopf aber ich
glaube ihr nicht.
"Ich werde dir nicht wehtun, Dana. Ich
verspreche es. Und niemand wird es erfahren."
"M...Mulder..."
Verdammt noch mal. Mir wird langsam wirklich
schlecht, wenn ich diesen verfluchten Namen höre. Ich atme tief durch und
schlucke einen großen Batzen Wut hinunter.
"Mulder wird es nicht herausfinden. Ich
schwöre es, Dana. Niemand wird es jemals herausfinden."
Sie schluckt und eine Träne bildet sich in
ihrem Augenwinkel. Sie hängt dort eine Weile und rollt dann ihre Wange
hinunter. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Ein Teil von mir ist
unermesslich stolz darauf, die kaltherzige Ziege geschmolzen zu haben, für die
ich Dana Scully früher hielt, aber dieser Teil wird überdeckt von dem, der mehr
als alles sonst auf der Welt will, dass es ihr besser geht. Sie ist
unglaublich. Ich kann es nicht fassen, dass sie weint.
Ich lecke den Tropfen Flüssigkeit von ihrem
Gesicht und küsse ihre Wange.
"Ich werde dir nicht wehtun, Dana. Sie
mich an. Ich bin dir ausgeliefert. Nimm dir, was immer du möchtest."
Das ist auf jeden Fall richtig. Ich war nie
ein großer Fan davon, während des Sex' angebunden oder sonst irgendwie
eingesperrt zu sein. Welchen abartigen Reiz das Ganze für mich auch immer
gehabt haben könnte hat sich in dem Augenblick fast sofort in Luft aufgelöst,
als ich es das erste Mal probiert habe und wandelte sich in ein Ärgernis und,
seit dem Silo, Panik. Aber in dieser Situation hat es eine ganz neue Dimension.
Wenn ich in meinen Bewegungen frei wäre, hätte sie eine Ausrede. Sie könnte
sich selbst einreden, dass ich mich ihr aufgedrängt hätte, dass sie keine Wahl
hatte. Auf diese Weise jedoch, würde sie diejenige sein, die die Arbeit tun
muss, sie muss die Initiative ergreifen und geschehen lassen, was auch immer
sie geschehen lassen möchte. Ich kann ihr sagen, was sie tun soll und was ich
möchte, aber letztlich hat sie die Macht und die Wahl. Ich denke, es muss für
uns beide auf diese Weise passieren.
"Ich möchte ... ich ..."
Sie unterbricht sich und beugt sich zu mir,
um mich mit einer neuen Wildheit zu küssen. Ihre Zunge arbeitet sich meine
halbe Kehle hinunter und sie beginnt, sich mit mir gemeinsam zu bewegen, ihren
Schritt an meinen zu drücken. Als sie sich zurückzieht, keuchen wir beide.
Sie presst ihre Augen zu und fährt mit ihrer
Hand über ihr Gesicht.
"Ich kann nicht... ich kann
nicht..."
"Doch, du kannst. Du kannst tun, was
immer du willst, Dana."
"Es ist ... nein ... es ist nicht
richtig," flüstert sie und ihre Augen konzentrieren sich auf einen
entfernten Punkt hinter meinem Kopf.
"Richtig? Ich weiß nicht, ob es richtig
ist, Dana, aber mein Gott, es fühlt sich so gut an."
"Mmm...nein,"
wimmert sie als ich anfange, ihren Hals zu lecken. Ich weiß nicht, wie ich an
den Punkt gekommen bin, an dem ich das Gefühle habe, ich würde sterben, wenn
ich es nicht mit ihr treiben kann, aber irgendwie bin ich es.
"Zieh deine Hose aus, Dana," sage
ich zu ihr - flehe ich sie an?
"Wa...oh ...nein. Ich muss ...
gehen."
Ich versuche, nicht zu lachen, aber es
funktioniert nicht. Sie muss gehen? Der war gut.
"Ich denke nicht, dass du gehen musst,
Dana. Ich denke, dass du kommen musst," flüstere ich in ihr Ohr und sie
zittert und drückt sich gegen mich.
"Mein Gott, Dana, du fühlst dich
erstaunlich an."
Zu erstaunlich. Wenn sie es schafft, dass
ich gleich in meine Hosen komme, werde ich für den Rest meines Lebens blamiert
sein. Ich werde sie schon allein deswegen töten müssen, dass ich ihr nie wieder
in die Augen sehen muss.
Ich fahre mit meiner Zunge an ihrem Ohr
entlang und nach unten zu dem zarten Stückchen Haut, wo der Hals in die
Schulter übergeht. Ich beiße sie dort und sehe zu, wie sich ihre Hand auf ihrem
Hosenbein zu einer Faust ballt.
"Gott, Kry...Kry..."
"Alex," versuche ich noch mal.
"Oh God, Alexxx," sagt sie schwer atmend und bei diesem Klang
pulsiert mein Schwanz unerträglich gegen meine Jeans.
"Zieh sie aus, Dana."
Sie schließt ihre Augen einen langen,
spannungsgeladenen Moment lang und eine weitere Träne tritt unter ihren
zusammengekniffenen Lidern hervor. Dann öffnet sie sie wieder und steht auf.
Sie macht ihren Reißverschluss auf, zieht die Hose aus, wirft sie schnell zur
Seite und ist dann wieder auf mir drauf. Völlig nackt.
Mir stockt der Atem und meine Hand bewegt
sich gegen meinen Willen auf sie zu, was dazu führt, dass die Handschellen an
der bereits wunden Haut an meinem Handgelenk scheuern. Ich muss sie unbedingt
spüren.
"Dana, ich will dich so gern
berühren."
"Du kannst nicht...nein," sagt sie
nervös zu mir.
"Ich weiß. Ich weiß. Es ist in Ordnung.
Du hast die Kontrolle, Dana. Tu was du willst."
Sie sitzt da und starrt mich an und atmet
schwer mit einem verlorenen und verwirrten Gesichtsausdruck. Ich habe das
Gefühl, sie hat keine Ahnung, was sie mit mir anstellen soll.
Nicht dass ich ihr das übel nehmen kann.
Diese ganze Situation ist so verdammt surreal. Ich weiß allerdings, was ich
will.
"Möchtest du mich berühren, Dana?"
Bitte. Bei Gott, bitte sag ja.
Sie nickt leicht und fasst mit ihren
zitternden Händen zwischen uns. Sie drückt ihre Handflächen gegen meine Brust,
erst leicht und dann wirklich fest. Sie vergräbt ihre Finger in meinem Hemd,
als wenn sie Ton knetet, drückt und massiert meine Brustmuskeln.
"Das ist gut, Dana. Du kannst berühren
was du willst."
Sie lächelt und ihre Händen gehen ein
bisschen weiter nach unten, zu meinem Bauch, dem sie dieselbe Behandlung
zukommen lässt.
"So fest..." murmelt sie und ich
muss gegen das selbstzufriedene Lächeln ankämpfen, dass droht, sich auf meinem
Gesicht breit zu machen.
Ich musste ziemlich hart trainieren, um
meinen Körper stark zu halten und ich bin froh, dass es sich auf diese ganz
besondere Weise auszahlt. Ich bin froh, dass es jemand zu würdigen weiß.
Dann gleiten ihre kühlen, geschickten Finger
unter mein Shirt und sie beginnt, meine nackte Haut zu streicheln und sie legt
ihren Kopf unter mein Kinn und badet meinen Adamsapfel mit ihrer Zunge.
Ich schnappe nach Luft und drücke meinen
ganzen Körper nach oben und ihr entgegen.
Sie zittert immer noch.
"Mmmjaaa...so
gut, Dana."
Sie zieht sich zurück und lächelt wieder.
"Ja?"
Himmel, sie scheint aufrichtig überrascht zu
sein.
"Natürlich ja. Du fühlst dich so
verdammt gut an. Ich kann es nicht fassen."
Sie küsst mich wieder und reibt sich an mir und
ich schwöre bei Gott, ich denke, dass mein Schwanz jeden Moment aus meiner Hose
platzen wird. Ich kann durch meine Jeans hindurch fühlen, wie feucht sie ist.
Ich kann es riechen.
"Und das?" flüstert sie in mein
Ohr. Ich traue mir nicht zu, etwas zu sagen, also grunze ich nur zustimmend und
nicke. Dann spüre ich, wie sich zwei ihrer Finger unter den Bund meiner Jeans
schieben.
"Was ist sonst noch gut, Alex?"
fragt sie mich schüchtern. Ich nehme an, sie weiß ziemlich verdammt genau, was
sonst noch gut ist. Instinktiv stoße ich nach oben und sie grinst.
Dann knöpft sie die Hose auf und ich habe
das Gefühl, ich könnte allein wegen der Erleichterung auch weinen. Als sie
fertig ist, sieht sie an mir herunter und ich frage mich, ob ihr gefällt, was
sie sieht. Sie starrt ein Weile lang einfach, sieht dabei fast schockiert aus.
Ich nehme an, dass es eine ganze Weile her ist, seit sie das letzte Mal einen
harten Schwanz gesehen hat.
Dann ist ihre Hand plötzlich um mich gelegt
und ich kneife meine Augen zu und stöhne. Sie hält ihn einfach eine Weile in
der Hand, drückt ihn alle paar Sekunden und lässt ihn wieder los, und starrt
mit aufgerissenen Augen, neugierig, fast so, als wäre er eines ihrer kleinen
wissenschaftlichen Projekte, ein Mysterium, dass sie zu enthüllen versucht.
"Da...Dana, ich..."
Oh Mann. Sie hat mich. Ich bin hinüber.
"Ich...oh verdammt...ah," stottere
ich, als ich ihre Zunge auf mir spüre, die Kreise auf der Spitze zieht. Ich
schaue hilflos nach unten und erinnere mich an meine Blow-Job
Gedanken von vorhin. Ich hatte Unrecht. Diese Lippen da unten zu sehen,
steigert die Erfahrung auf eine Weise, die ich nie für möglich gehalten hätte.
"Dana...Dana..."
Stop?
Ja klar, das ist es, was ich sagen *sollte*.
Himmel, ich möchte wirklich nicht, dass das mit einem Blow-Job
anfängt und endet. Aber es ist so verdammt nett. Wie kann ich nein zu ihr
sagen?
"SCULLY!" rufe ich dringlich, als
ich spüre, wie sich ihre Lippen um mich schließen.
Sie sieht erschrocken auf und zieht sich
zurück.
"Ich..." stammelt sie und wird
rot. Es scheint so, als wäre sie traurig, dass sie aufhören muss. Und
vielleicht ein bisschen verlegen.
"Dana...mein Gott. Das wird wesentlich
zu schnell zu Ende sein, wenn du das weiter tust."
Sie zuckt mit den Schultern und setzt sich
wieder hin.
"Wenn das alles ist, was du willst,
dann ist es in Ordnung, denke ich, aber ich nehme nicht an, dass es so ist. Ich
denke, du brauchst mehr. Und ich möchte dir geben, was du brauchst, Dana."
"Ich-...brauche..."
"Ich denke was du brauchst ist, dass
jemand mit dir schläft."
"Ich brauche...ja. ja," nickt sie
und küsst mich hart. Sie kniet sich hin und positioniert sich über mir, berührt
mich verlockend mit ihrer Hitze und ich fange fast an zu fluchen, als mir klar
wird, dass ich sie noch einmal unterbrechen muss.
"Dana, warte."
Sie schaut finster.
"Was jetzt?!"
Ich lache ein bisschen und sie durchbohrt
mich mit ihren Blicken.
"Ich denke, du vergisst da etwas, Frau
Doktor."
Sie hebt ihre Augenbraue und setzt sich
seufzend wieder auf meine Beine zurück.
"Greife in meine linke
Gesäßtasche."
"Wa...?"
Eine Spur Angst ist ihn ihren Augen zu sehen
und mir fällt ein, dass sie wahrscheinlich denkt, dass das eine Art Trick ist.
"Greife in meine linke Gesäßtasche und
nimm meine Brieftasche heraus, Dana."
Sie tut es. Sehr langsam, ihre Augen sehen
mich immer an.
"Öffne sie und sieh dort in das vordere
Fach. Und lach nicht über das Bild auf meinem Führerschein."
Sie tut das, worum ich sie gebeten habe und
zieht das Kondom mit einer Mischung aus Erleichterung und noch größerer
Verlegenheit heraus. Ich nehme an sie fragt sich, warum sie nicht daran gedacht
hat. Ich nehme an, sie beißt sich gerade in den Hintern, weil ich sonst was für
Krankheitserreger mit mir herumtragen könnte und so weiter. Naja, ich bin
sauber, aber sie hätte es mir nie geglaubt, wenn ich es ihr gesagt hätte. Und
ich weiß einfach, dass sie in ein paar Tagen oder einer Woche und wann immer
ihr Verstand zurückkehrt, ihr klar werden wird, was sie hier getan hat und ich
möchte nicht, dass sie anfängt, wegen der Sorge um Geschlechtskrankheiten in
Panik zu verfallen. Ich möchte nicht, dass sie das mit dieser Situation
assoziiert.
Sie öffnet die Verpackung und sieht ein paar
Mal zwischen dem Gummi und meinem Schwanz hin und her. Ich nehme an, dass ist
das erste Mal, dass ihr völlig klar wird, dass wir Sex haben werden. Ich sollte
sie bei diesem Gedanken besser nicht allzu lange verweilen lassen.
"Es ist in Ordnung, Dana. Mach
weiter," ermutige ich sie und sie atmet tief ein und zieht mir den Gummi
über. Ich muss wegsehen, weil der Anblick ihrer kleinen Hände, die das mit mir
tun fast zu viel für mich ist.
Dann erhebt sie sich wieder auf ihre Knie
und nimmt mich in die Hand, führt mich zu ihrem Eingang. Als sie sich in
Bewegung setzt, mich in sich aufzunehmen, hält sie eine Weile inne und kreist
ein wenig.
"Necken," ächze ich und sie lacht.
"Öffne deine Augen, Alex. Jetzt will
ich dich sehen."
Mit einiger Anstrengung zwinge ich meine
Augen auf und sie sieht mich einige Sekunden lang an.
"Oh...Alex," stöhnt sie atemlos
und dann küsst sie mich und dann lässt sie sich endlich nach unten gleiten und
ich vergrabe mich in ihren wässrigen Tiefen.
XXXXXXXXXXXXXX
Oh je.
Oh mein Gott.
Ich kann nicht atmen.
Ich kann nicht denken.
Ich werde ohnmächtig werden.
Oh Gott.
Ich schlucke schwer und schließe meine
Augen. Ich kann ihn nicht mehr ansehen. Ich kann nicht fassen, dass das
passiert. Ich kann es nicht fassen. Oh Gott oh Gott oh Gott...
Sag es bloß nicht, sag ihm ja nicht, welche
Gefühle er in dir auslöst.
Aber er ist überall, mein Gott. Er ist so
hart und so groß und es ist fast schmerzhaft, ihn in mich aufzunehmen. Es ist
schon, Himmel, so lange her, dass überhaupt irgendwas da drin war. Irgendetwas
richtiges. Und es ist so, als wenn ich ihn fühlen könnte, Gott, überall.
Es ist unglaublich.
"Vvvvvverdammt,
Jesus, du bist so...verdammt...eng, Gott, Dana-mmmmmm,"
ächzt er durch zusammengebissene Zähne. Ich mache mir für den Bruchteil einer
Sekunde lang Sorgen, ob das eine gute Sache ist. Ich denke das ist es.
Es muss so sein, weil er seine Hüften unter
mir kreisen lässt und meinen Lippen ein leises Stöhnen entlockt. Er tut es
wieder und noch ein paar Mal, bis mir endlich klar wird, dass ich meinen Mund
zumachen muss, um mich davon abzuhalten, das Geräusch zu machen.
Bis jetzt habe ich nur still da gesessen,
rittlings auf seinem Schoß gehockt und einfach das Gefühl genossen, jemanden in
mir zu haben, dieses Ausgefülltsein zu spüren, so wie
ich es noch niemals vorher gespürt habe. Aber er hebt immer wieder seine Hüften
nach oben und ich kann ihn nicht in dem Glauben lassen, ich wüsste nicht, wie
man das macht, dass ich irgendeine verängstigte, unerfahrene Jungfrau bin. Also
erhebe ich mich auf meinen zittrigen Beinen. Fast sofort falle ich wieder
zurück, unfähig, mich selbst oben zu halten.
Oh Gott, das ist schön.
Mehr.
"Oh jaa,"
bringt er durch zusammengepresste Zähne heraus und diesmal sieht er mich dabei
an. "Oh ja, das issss...gut. Ssso
gut..."
Ich muss ein wenig lächeln. Das habe ich bei
ihm bewirkt.
Ich erhebe mich wieder, diesmal mit ein
wenig mehr Kontrolle und lasse mich langsam wieder nach unten gleiten. Er atmet
aus, wobei er seinen Mund spitzt, pustet die Luft auf meine Brüste und ich
zittere am ganzen Körper. Ich tue es wieder und er reagiert auf meine
Bewegungen mit seinen eigenen Stößen.
"Gott, Da-nnnna...du
bist so...du sieht so schön aus, so schön..."
Meine Haut kribbelt noch intensiver von
meinen Brüsten ausgehend bis zu meinen Wangen. Ich kann fühlen, dass meine
Ohren glühen und mir wird klar, dass ich den Regen nicht mehr hören kann. Alles
was ich höre ist Alex' Keuchen.
Ich lege meine Hände auf seine Schultern, so
dass ich in der Lage bin, meine Richtung zu ändern, den Winkel, in dem ich ihn
berühre. Mein Herz schlägt bis hinauf in meine Kehle und ich spüre, wie ich
beginne, mich dem Höhepunkt zu nähern. Oh Gott, ich will das. So sehr.
Ich bewege mich schneller und von ihm höre
ich ein lautes "Oh Mist," gefolgt von einem ausgeprägt männlichem
Stöhnen. Ich andererseits versuche immer noch still zu bleiben. Ich will nicht,
dass er es erfährt.
"Dana, kannst du...ah...etwas...tuuun..."
Keine Chance, Schätzchen. Ich mache sie
nicht ab.
"Warum machst du nicht...mmmm," er hört auf und hebt ein paar Mal seine Hüften
noch ein bisschen höher. Dann lehnt er sich nach unten und nimmt eine meiner
Brüste in seinen Mund. Die Kombination seiner Stöße zusammen damit lässt mir
keine Bewegungsfreiheit. Mein Gott, ich denke er hat sie ganz und gar in den
Mund genommen. Oh Gott oh Gott oh Gott.
Jaa, genau dort.
Er lehnt seinen Kopf wieder an die Bar
zurück, lässt meine Brust wieder aus seinem Mund gleiten. Oh Gott, Krycek, hör nicht auf, bitte.
Er stößt weiterhin gegen mich und ich wiege
mich jetzt vor und zurück, praktisch unfähig, mich weiterhin aufrecht zu halten.
Schweiß rinnt auf seinem Gesicht hinab und er keucht angestrengt. "Warum
berührst du ... sie nicht, Dana. Ich kann es nicht. Mach du es."
Der Gedanke daran, was er von mir will,
heizt mich noch weiter an und ich muss mir auf die Lippe beißen, um kein
Geräusch zu machen. Jedenfalls steigere ich meine Geschwindigkeit und zu meinem
eigenen völligen Erstaunen, sehe ich, wie meine Hände nach meinen Brüsten
greifen.
Er lächelt strahlend und ich lächle
instinktiv. Seine grünen Augen sind jetzt fast schwarz und das erste Mal
bemerke ich seine Wimpern. Sie sind bemerkenswert lang und ziemlich schön.
Nicht weiblich, aber sie scheinen seinem ganzen Gesicht weicher zu machen. Ich
beuge mich nach unten, lasse meine Hände auf mir und küsse leicht seine Augen.
Ich glaube, ich habe gefühlt, wie er in mir gezuckt hat und größer geworden
ist.
"Mmmm, Gott,
du bist unglaublich..." stöhnt er unter einem Lachen.
Ich rolle meine Brüste in meinen Händen hin
und her und biege mich ihm entgegen. Obwohl es für ihn ist, finde ich es selbst
auch extrem erregend. Ich drücke meine Brustwarzen und ein kleines
"oh" stiehlt sich von meinen Lippen.
Er beobachtet mich immer noch, lächelt mich
an mit einem Gesichtsausdruck, den ich für Ehrfurcht halte. Fast Bewunderung.
Kein Hunger, kein verzweifeltes Begehren. Er beobachtet einfach. Beobachtet
mich. Als sei ich die erstaunlichste Sache, die er in seinem ganzen Leben
gesehen hätte. Ich kann nicht glauben, dass ich die außergewöhnlichste Frau
bin, mit der er je zusammen gewesen ist. Ich kann mir das einfach nicht
vorstellen.
Er wird definitiv größer, ich kann das
fühlen. Er ist wahrscheinlich mehr als bereit. Dennoch glaube ich, dass er sich
zurückhält. Er hat sein Tempo verringert.
Und weil wir gerade von bereit sprechen. Ich
glaube, ich bin selbst ziemlich nahe dran. Mein Körper scheint sich aus eigenem
Antrieb immer schneller und schneller zu bewegen und ich klettere höher und
höher, meine Muskeln da unten ziehen sich immer weiter zusammen.
Oh mein Gott.
Was zum Teufel tue ich? Ich kann nicht. Ich
kann das nicht tun. Was tue ich? Ich muss damit aufhören.
Wenn mir das nur eher eingefallen wäre. Ich
kann jetzt nicht direkt aufhören. Ich kann nicht direkt sagen, ich hätte nicht
darum gebeten. Ich hätte es nicht noch unterstützt.
Ich reiße meine Hände von meinen Brüsten weg
und setze mich ein wenig zurück in der Hoffnung, dass würde den Kontakt etwas
abschwächen. Und ich drücke ihn mit all meiner Kraft.
" Ohhhhhhhhhhhhhhh..."
schreit er und schließt wieder seine Augen.
Ich atme tief durch und versuche, kraftvoll
zu sprechen. "Wo ist es?"
Seine Augen fliegen auf und er keucht ein
atemloses "Wa...?"
"Sag es mir. Jjjjetzt!"
Er lacht, was ihn eine sehr großen Aufwand
an Energie kostet und seinen Körper gefährlich unter meinem zittern lässt.
"Du bist...du bist gut. Auf mehr als
... ahh ... eine Weise."
Er versucht, es nicht zu tun. Er versucht,
auf mich zu warten. Also, es tut mir Leid, aber das wird nicht passieren.
"Mmmmmmistkerl,
sag's mir!"
"Keine Chance."
Ich drücke wieder so fest ich kann und er
schreit. Er kämpft dagegen an, in dem er nach der Bar hinter sich greift und
seine Hüften weiter anhebt und mich damit unfreiwillig zum Stöhnen bringt.
Ich bewege mich so schnell ich kann hoch und
runter, passe auf, dass ich nicht selbst mit ihm über den Rand stürze. Es wird
nicht mehr sehr lange dauern.
"G..ooot, Krycek, du kleines Dreckstück, sag es mir!!"
"Nein, nein, Gott, Dana, du..."
sein Atmen und sein Stöhnen beschleunigt sich und er schließlich ist es für ihn
mit einem lauten, brüllenden Stöhnen zu Ende.
Als er seine Höhepunkt auslebt, während er
sich wild hin und her wirft, höre ich das Knacken von Holz und mir wird klar,
dass er sich selbst von dort befreit hat, wo er angekettet war.
Ich sollte mich entschädigt fühlen,
gerechtfertigt. Ich konnte ihm schließlich doch widerstehen.
Wenn es nicht so wäre, dass mir im Moment
mehr als vorher nach Heulen zumute ist. Er wird jetzt wahrscheinlich gehen,
mein Auto nehmen, mein Geld, vielleicht sogar meine Sachen, so dass ich hier
nackt gefunden werde und erklären muss, warum ich so bin.
Ich sehe auf und er ist auf seinen Knien,
rollt das benutzte Verhütungsmittel von sich herunter. Er atmet schwer und
sieht mich verletzend an. Ich sollte mich davon abgestoßen fühlen.
Dann, sehr viel plötzlicher, als ich es
erwartet hatte, fasst er mich um die Taille, das kalte Metall der Handschellen
streift dabei meinen Hintern. Ich versuche mir selbst zu befehlen, nicht
verängstigt auszusehen.
"Lass mich los. Hau..hau
hier ab," verlange ich.
"Wa...?"
"Du hast, was du wolltest. Und
offensichtlich auch, was du brauchtest. Geht jetzt. Die Schlüssel sind immer
noch im Wagen. Geh los, nimm dir alles."
Sein Blick spiegelt absoluten Unglauben
wider. Er lächelt und seine Oberlippe kräuselt sich nach oben. "Du bist
verrückt," teilt er mir mit. "Willst du mich etwa dafür bezahlen?
Würdest du dich auf diese Weise besser fühlen, Agent Scully?"
"Geh einfach."
"Uh-uh. Keine
verdammte Chance." Er lächelt mich immer noch an und er bringt sein
Gesicht wieder näher an meines heran und zieht mich eng an sich heran.
"Krycek, lass
mich los."
"Nö." Er fängt an, meinen Nacken
zu küssen und ich fühle das, was für mich unvollendet geblieben war, mit noch
größerer Intensität als vorher wieder in mir aufflammen.
Aber mir ist klar, dass ich ihm Widerstand
leisten muss, als beginne ich, mich in seiner Umarmung zu winden und zu
versuchen, mich selbst zu befreien. "Lass mich los ... Bastard."
"Dana, schhh,
beruhige dich," flüstert er und lässt seine Lippen zart über meine Wangen
gleiten. Erst jetzt bemerke ich, sehr zu meinem Schrecken, dass ich die ganze
Zeit geweint haben muss.
Mein Gesicht ist völlig von Tränen bedeckt.
"Geh...weg..."
"Das war erstaunlich, Dana,"
flüstert er rau in mein Ohr.
"*Du* bist erstaunlich."
"Nein..." widerspreche ich schwach,
als er meinen Mund wieder mit seinem bedeckt und mich in Richtung des Fußbodens
drückt. Ich halte mich an ihm fest, plötzlich erschreckt und erregt von den
Gedanken, was er jetzt mit mir vorhat. Jetzt, wo er frei ist und einen
entscheidenden Vorteil mir gegenüber hat.
Trotzdem legt er mich zärtlich auf den
dreckigen, kratzigen, staubigen Boden und fährt mit dem Finger über meine
Wange. Er setzt sich wieder auf und starrt mich lediglich an. Wieder hatte ich erwartet,
mich dabei unwohl zu fühlen, tue es aber nicht.
Und dann höre ich das Klicken von Metall und
eine Klang, der sich deutlich nach dem Aufschließen von Handschellen anhört.
Ich reiße ungläubig meine Augen auf, als ich sehe, was er tut. Der Schlüssel!
Er hat sich den Schlüssel geholt, der Bastard.
Er grinst teuflisch. "Die werden wir
nicht mehr brauchen, hm?"
"Du...Wie? Wann?"
"Ah, die Geheimnisse sind
unzählig..."
Ich kann es nicht fassen. Ich kann nicht
fassen, dass ich das zugelassen habe. Alles davon. "Wie lange?"
Er grinst noch breiter und ich weiß genau,
welchen Kommentar er dazu machen will. Er hebt seine Augenbrauen und sagt
stolz, "Seit der Handmassage."
Das muss irgendein Trick sein. Er muss
irgendeinen Nachschlüssel haben. Unmöglich, dass ich das geschehen lassen habe.
Aber warum ist er dann nicht schon lange
verschwunden?
"Nein...wie...? Ich meine, ich
du..."
"Ich nehme an du hast Glück, dass ich
dich mehr wollte, als ich frei sein wollte."
Ich schließe meine Augen und kneife meine
Augenbrauen zusammen. Ich bin so blöd. So verdammt blöd. Aber ich finde es
schwer, nicht von seinen Worten geschmeichelt zu sein.
"Gott..."
"Schhh..."
beruhigt er mich und lehnt sich über meinen Körper, fährt mit seinen Fingern
über mein Gesicht.
"Warum gehst du nicht einfach,"
bringe ich heraus, während ich meine Augen geschlossen lasse.
"Ich möchte dich berühren," sagt
er sanft, mit einem bisschen Überraschung in seiner Stimme. "Jetzt, wo ich
es kann."
"Warum...?"
Er lacht leise. "Warum? Warum sollte
ich das nicht wollen?"
Ich schüttle meine Kopf und versuche, noch
mehr Tränen zurückzudrängen. Als ich spüre, wie seine Finger federleicht an
meiner Seite entlang gleiten, zucke ich ein wenig zusammen und zittere.
Er legt sich neben mich auf die Seite und
berührt weiter meinen Körper, malt Linien mit seinen Fingerspitzen und massiert
mich leicht mit seiner Hand.
"Du bist so weich, so warm."
"Mmm..."
"Es hat sich so gut in dir
angefühlt," spricht er direkt in mein Ohr, während seine Hand weiter nach
unten wandert.
"Was," ich höre auf und schlucke,
"tust du da?"
"Schh, ich
berühre dich nur, Dana. Ich möchte einfach, dass du dich gut fühlst, so gut,
wie ich mich durch dich gefühlt habe."
Seine Stimme ist wunderbar beruhigend.
Hypnotisierend. Ich möchte mehr hören, weiß aber, dass ich das nicht kann.
"Nnein...nein,
bitte..."
"Nein? Warum nicht? Warum willst du
dich nicht gut fühlen, Dana? Hast du nicht das Gefühlt, du hättest es
verdient?"
"Nicht. Einfach...nicht." Ich
presse meine geschlossenen Augen noch weiter zusammen und versuche nicht
darüber nachzudenken, was mich seine Worte, seine Fragen fühlen lassen.
"Wovor hast du solche Angst?"
"Keine Ahnung..." Gott, ich weine
schon wieder.
"Du musst keine Angst haben." Seine
Hand fährt zwischen meine Oberschenkel und schiebt sie auseinander. Mein Körper
hat nicht den Wunsch, ihn aufzuhalten.
"Ich kann das ... nicht tun,"
weine ich. "Oh, lass mich gehen, bitte."
Er drückt seien offenen Mund auf meine
Schulter und fährt dann mit seinen Lippen und seiner Zunge nach oben zu meinem
Hals. Seine Hand streichelt die Innenseite meiner Schenkel.
"Was meinst du mit, du kannst nicht?
Natürlich kannst du. Du brauchst es. Du verdienst es."
Und ich will es wirklich. Ich will, dass er
es für mich zu Ende bringt. Oh Gott.
"Bitte lass mich...oh
Gott...Alex..."
Er bewegt seine Hand weiter nach oben und
meine Beine spreizen sich weiter auseinander. Er beginnt mit den Fingern an der
Außenseite entlang zu gleiten, mit genau dem richtigen Druck, um mich
schwindelig zu mache. Ich schlucke schwer und halte ein weiters Wimmern zurück.
"Ich werde dir nicht wehtun,
Baby," schwört er mir. "Ich verspreche es."
Dann ist er von meiner Seite verschwunden
und bevor ich die Wärme seines Körpers vermissen kann, spüre ich seine Haare
auf meinen Schenkel, sein Kopf hat zwischen meinen Beinen Platz genommen.
Ich bin nicht mehr länger körperlich in der
Lage dazu, still zu halten, als ich seine Lippen auf mir spüre. Er küsst mich
dort, ein paar Mal, bevor er seine Zunge ausstreckt und in mich schiebt. Er
fährt damit ein Mal in mir herum und bewegt sich dann nach oben. Als er den
Punkt erreicht, der sich am meisten nach Berührung sehnt, zittere ich und
stöhne, unfähig, mich unter Kontrolle zu halten.
"Oh Gott..." keuche ich. Ich will
das. Ich habe das schon eine sehr lange Zeit gewollt. Ich habe es gewollt und
gebraucht. Und genau in diesem Moment ist es völlig egal, dass es Alex Krycek ist. Genau in diesem Moment bin ich Gott dankbar,
dass er es ist.
Er bewegt seine Lippen und seine Zunge in
einem sinnlichen Rhythmus, bringt mich weiter und weiter, weiter an den Rand,
an den Punkt, an dem ich nicht mehr zusammenhängend denken kann. Er legt seine
Lippen auf mich und saugt fester, als alles, was ich je gefühlt habe...
Und dann bin ich verloren.
Ende Teil 5
XXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXX
Cherry Ripe
Kapitel 6
Für jemanden, der gerade etwas gehabt hat,
was sich nach einem ziemlich verdammt erstaunlichen Orgasmus angehört hat,
macht Dana Scully nicht gerade dein Eindruck eines sehr glücklichen
Zeitgenossen. Sie weint wieder, stille Tränen laufen ihre Wangen hinunter und
in dem Moment, in dem ich mich von ihrem Körper wegbewege, schlingt sie ihre
Arme um sich.
Schnell bin ich wieder an ihrer Seite, so
dass mein Kopf neben ihrem liegt und versuche, meinen Arm um sie zu legen. Post-koitales Kuscheln auf einem dreckigen Betonfußboden.
Kommt mir irgendwie verkehrt vor, ist aber das beste, was ich ihr momentan
anzubieten habe. Sie zittert allerdings so sehr, dass ich sie kaum richtig zu
fassen bekomme.
"Geht es dir gut?" frage ich. Es
ist ziemlich offensichtlich, dass es das nicht tut.
Sie antwortet mir nicht, aber sie dreht sich
auf die Seite, um mir ins Gesicht zu sehen, greift nach meinem Hemd und
vergräbt ihr Gesicht darin. Ich rolle mich auf den Rücken, ziehe sie auf mich
herauf. Sie ist nackt und ich bin vollständig bekleidet, also scheint es mehr
als fair, dass mein Hintern auf dem Boden liegt und nicht ihrer. Ich schlinge
meinen Arm fest um ihren Rücken und fühle das starke Bedürfnis, sie zu
beschützen. Wovor, weiß ich selbst nicht.
Gott, ich kann es nicht fassen, dass es
schon vorbei ist. Ich habe es versucht. Wirklich, das habe ich. Ich wollte das
es andauert. Ich wollte, dass es sehr lange dauert. Aber sie war zu verdammt
gut. Besser als ich es mir jemals in meinem wildesten verdammten feuchten Traum
hätte ausmalen können. So gut, dass der Schock darüber meine Fähigkeit
dezimiert hat, es richtig zu würdigen. Ich würde es gern noch mal tun.
Aber irgendwie glaube ich nicht, dass das
passieren wird. Sie scheint ziemlich fertig für heute zu sein und wir werden
mit absoluter Sicherheit morgen früh nicht mehr hier sein. Naja, ich jedenfalls
nicht.
Trotzdem ist es schön, sie zu halten. Es mit
Dana Scully zu treiben, ist etwas, von dem ich nie gedacht hätte, dass ich es
in diesem oder einem anderen Leben tun würde. Eine post-orgasmische,
nackte, weinende Dana auf meiner Brust zu halten ist etwas, von dem ich nie
gedacht hätte, dass ich es in diesem oder einem anderen Leben *wollen* würde.
Aber es ist schön. Es ist gut.
Sie hält sich an mir fest, rollt sich auf
mir zusammen, wie auf einer Matratze. Ich kann eine Matratze sein. Es ist gut,
eine Matratze zu sein.
Wir liegen eine ganze Weile so und alles,
woran ich scheinbar denken kann ist, wie kleine, wie zerbrechlich sie
erscheint. Es fühlt sich noch nicht mal so an, als würde überhaupt ein anderer
Mensch sein Gewicht auf meinem Körper liegen haben. Sie ist wie eine Feder.
Eine zitternde, schwitzende Feder. Äußerlichkeiten können sicherlich täuschen.
Wer hätte gedacht, dass Special Agent alles-unter-kontrolle
so verletzbar sein kann, so entblößt, so weich. Und wer hätte jemals vermutet,
dass dieser winzige Engel, der auf meiner Brust liegt in der Lage ist, von
einem Moment auf den anderen zu einer Frau aus Stahl zu werden.
Ich frage mich, wie viele Menschen sie schon
so gesehen haben. Ich frage mich, ob sie jedes Mal so ist, wenn sie Sex hat,
oder ob ich mehr Glück habe, als ich dachte.
"Warum...warum bist du noch hier?"
Ihr Stimme klingt rau, als wenn sie geschrieen hätte. Ironisch, wenn man ihr konzentrierte
Anstrengung bedenkt, leise zu sein.
"Was meinst du?"
"Mulder wird nicht kommen," teilt
sie mir mit, als wäre das eine großartige Enthüllung.
"Puuh."
Sie sieht mit einem kleinen Lächeln zu mir
auf.
"Ernsthaft, du bist frei. Ich kann mich
kaum bewegen. Du hast gewonnen, Krycek."
"Alex," unterbreche ich sie und
küsse ihre Stirn.
"Du solltest gehen."
"Ich hätte schon lange gehen
sollen."
Die Minute, in der ich ihren Wagen hörte,
wäre vielleicht die beste Wahl gewesen und es gab noch Tausende andere
Möglichkeiten danach.
"Warum hast du es nicht getan?"
"Ich bin mir nicht sicher," sage
ich aufrichtig. "Ich nehme an, das ist die beste Verabredung, die ich seit
langem hatte."
"Verabredung..."
"Die Wahrheit ist, Dana, ich hatte
Spaß. Ich mag es, mit dir zu reden. Du bist einer der interessantesten
Menschen, die ich kenne."
Wenn sie die Menschen kennen würde, die ich
kenne, würde ihr bewusst sein, was für ein Kompliment das ist. So wie die Dinge
liegen, scheint sie es für eine Art Witz zu halten.
"Das bist du. Und du bist außerdem sehr
schön."
Sie sieht mich wieder an und runzelt ihre
Stirn. So wunderschön.
"Was?"
Sie schüttelt langsam ihren Kopf, ängstlich.
Oder verwirrt.
"Du glaubst mir nicht?"
"Ich...ich weiß nicht."
Sie möchte es nicht. Das ist die wirkliche
Antwort.
"Ist es so unwahrscheinlich, dass dich
jemand für interessant und attraktiv halten könnte, Dana?"
Mir wird bewusst, wie eigenartig das, was
ich gerade gesagt habe klingen muss, wenn man unsere Situation bedenkt. Es
klingt wirklich wie etwas, was jemand bei einer richtigen Verabredung sagen
würde. Es kommt mir nur so eigenartig vor, dass diese Frau so ... übersehen
wird, nehme ich an.
"Ich...ich weiß nicht..."
Ihre Unterlippe beginnt zu zittern und sie
beißt ärgerlich drauf. Sie sieht schnell nach unten, weil sie die Tatsache zu
verheimlichen versucht, dass sie schon wieder weint. Ich sage nichts zu ihren
Tränen, aber ich drücke sie ein wenig fester an mich.
"Was tue ich hier?" bringt sie
leise heraus.
"Ich habe keine Ahnung."
"Mein Gott, was tue ich?"
"Schh, es ist
in Ordnung. Es wird alles gut, Dana," flüstere ich, obwohl ich mir
ziemlich sicher bin, dass es das nicht sein wird. Nicht für sie oder für mich.
Oder für irgend jemand anderen.
"Was tue ich da?"
Es fängt an so zu klingen, als wolle sie
wirklich eine Antwort.
"Äh...Spaß haben," biete ich ihr
lahm an. Sie lacht sogar ein bisschen durch ihr Schniefen.
"Du wirst nicht...äh, ich meine
...äh," stottert sie.
"Werde was nicht?"
"Äh...Mulder..."
Ich fühle, wie sich mein Magen zusammenzieht
und sich meine Gesichtsmuskeln verspannen, während ich diesen Namen wieder
höre. Es wird zu einer automatischen Reaktion. Das kann nicht gut sein.
"Ich habe es dir gesagt, Dana. Ich
werde es ihm nicht erzählen. Ich bin nicht so blöd."
"Das...das FBI..."
Mein Gott, als nächstes wird sie mich
bitten, es nicht ihrer Mutter zu erzählen.
"Dana, ich werde es niemandem erzählen.
Ich habe dir das gesagt. Ich bin wirklich gut darin, Geheimnisse zu bewahren.
Und außerdem, wer zum Teufel würde mir das glauben?"
Sie nickt und entspann sich fühlbar.
"Kay," murmelt sie, während sie
gähnt.
"Geh du einfach nicht los und tratsche
darüber mit allen deinen Freundinnen. Ich habe hier einen Ruf zu
verlieren."
Sie leicht leise und legt ihren Kopf unter
mein Kinn. Ihr Atem geht endlich ruhig und ich fühle keine Feuchtigkeit mehr
von ihrem Gesicht tropfen.
Ich schließe meine Augen und höre ihrem Atem
zu und dem Regen, versuche einen Augenblick lang loszulassen. Ich kostet mich
eine konzentrierte Anstrengung, mich zu entspannen und jeden Moment zu
genießen, aber dieser hier verdient die investierte Energie.
"Alex..."
"Hmm?"
"Dieses Gedicht...von vorhin...vom wem
war das? War das das ganze?"
"Es ist von Thomas Campion.
Und nein, es war nicht das ganze. Möchtest du es vollständig hören?"
Sie zögert einen Moment lang und nickt dann.
"Sieh mich an," bitte ich sie und
sie tut es, verschränkt ihre Finger über meiner Brust und legt ihr Kinn auf
ihre Hände. Mit meiner Handfläche streichle ich ihre Wange.
"There is a garden in her face
Where
roses and white lilies grow"
(Es gibt einen Garten in ihrem Gesicht, wo
Rosen und weiße Lilien wachsen)
Sie atmet tief ein und langsam wieder aus,
als ich mit meinen Finger über ihre Wangen streiche und runter zu ihrem Kinn.
Ich nehme an, dass manche Leute sagen würden, dass es altmodisch ist, einer
schönen Frau schöne Gedichte vorzutragen. Oder vielleicht, wenn sie wüssten,
dass um mich geht, manipulativ. Aber wie auch immer.
Ihr scheint es zu gefallen.
"A heav'nly paradise is that
place
Wherein
all pleasant fruits do flow
There
cherries grow which none can buy
Till
'cherry-ripe' themselves do cry"
(Ein himmlisches Paradies ist dieser Ort, an
dem all die angenehmen Früchte gedeihen.
Dort wachsen Kirschen, die niemand kaufen
kann; bis die reifen Kirschen selbst weinen)
Die Sache ist die, dass ich hierbei absolut
aufrichtig bin. Ihr Gesicht ist wirklich ein himmlisches Paradies und ihre
Lippen sind wirklich wie Kirschen. Und sie sollte das wissen. Ich küsse ihre
Stirn und bewege meine Finger über ihr Kinn hinauf zu ihrem Mund.
"Those
cherries fairly do enclose
Of orient
pearl a double row,"
(Wenn diese Kirschen geöffnet sind,
schließen sie eine Doppelreihe orientalischer Perlen ein,)
Ihre Lippen sind leicht geöffnet und ich
fahre mit meinem Zeigefinger über ihre Oberlippe. Sie ist warm und feucht und
ich kann fühlen, wie ihr Atem über meine Fingerspitze streift.
"Which
when her lovely laughter shows,
They look
like rosebuds filled with snow,"
(Welche, wenn sie ihr liebliches Lachen
erklingen lässt, wie schneegefüllte Rosenknospen aussehen)
Ich bewege mich zu ihrer Unterlippe und ihre
Zungenspitze berührt meinen Finger.
"Yet
them no peer nor prince can buy,
Till
'cherry-ripe' themselves do cry,"
(Trotzdem wird sie kein Adliger oder Prinz
kaufen können; bis die reifen Kirsch selbst weinen)
Ich schiebe meinen Finger zwischen ihre
Lippen und sie nimmt ihn in ihren Mund, saugt zärtlich daran, schmeckt die Rest
von sich selbst auf meiner Haut. Es lässt mich nach Luft schnappen und sie
lacht leise.
Ich bewege meine Hand von ihrem Mund wieder
zu ihrer Stirn und ziehe mit meinen Fingern ihre Augenbrauen nach.
"Her
eyes like angels watch them still;
Her brows
like bended bows do stand,
Threat'ning with piercing frowns to kill
All that
attempt, with eye or hand
Those
sacred cherries to come nigh
Till
'cherry-ripe' themselves do cry."
(Trotzdem wachen ihre Augen wie Engel über
sie; ihre Augenbrauen stehen wie ein geschwungener Bogen; drohen mit
durchbohrendem Stirnrunzeln jedem Versuch den Tod an; sich diesen heiligen
Kirschen mit Auge oder Hand zu nähern; bis die reifen Kirschen selbst weinen)
Ich lehne mich nach vorn und küsse sie auf
den Mund, zart, aber mit einem größeren Begehren als noch vor fünf Minuten. Ich
denke, es wird Zeit für mich zu gehen.
Ich ziehe mich widerwillig zurück und sie
sieht zu mir auf, mit einem schläfrigen, gedicht-sanften Blick. Sie gähnt und
legt ihren Kopf wieder unter mein Kinn.
"Literatur," murmelt sie in mein
Shirt.
Ich antworte ihr nicht, weil sie weiß, dass
sie recht hat. Wir liegen ein paar Minuten lang still und ich konzentriere mich
auf ihren Atem und ihren Geruch.
"Wie geht es deinem Kopf, Dana?"
frage ich nach einer Weile leise.
Sie antwortet nicht und ich bemerke, dass
ihr Atem tiefer und schwerer geworden ist. Als würde sie schlafen. Natürlich,
als ich dann nach unten sehe, sind ihre Augen geschlossen und ihr Mund ist
geöffnet und sie ist tatsächlich verdammt nochmal
eingeschlafen. Auf mir.
Ich kann es nicht fassen. Sie ist
eingeschlafen. Sie muss entweder total fix und fertig sein, oder
vertrauensvoller, als ich dachte. Vielleicht beides. Sie ist erstaunlich.
Ich muss jetzt wirklich gehen.
Ich genehmige mir noch ein paar Momente, in
denen ich sie beim Schlafen beobachte und dann widerwillig und so vorsichtig
wie möglich, lege ich ihren Körper wieder auf den Boden. Sie zuckt mit dem Arm,
aber wacht nicht auf. Wahrscheinlich hat die Kombination dieser
Killer-Kopfschmerzen und der körperlichen Anstrengung, zu der ich sie getrieben
habe, in diesen fast komatösen Zustand versetzt.
Es dämmert schon fast. Als ich nach draußen
zu ihrem Wagen gehe, höre ich wie die Vögel beginnen, unaufhörlich zu
zwitschern und der Himmel hat eine eigenartige, grünlich-graue Farbe. Der Regen
hat aufgehört und es ungefähr dreißig Grad kühler als noch vor ein paar
Stunden. Allerdings wird es schnell genug, wahrscheinlich gegen mittag, wieder höllisch heiß hier sein. Zu dieser Zeit
sollte ich so weit wie möglich von diesem gottverlassenen Staat weg sein.
Ich nehme fast alles aus dem Auto heraus,
einschließlich einer Decke aus dem Kofferraum, und bringe es zu der Bar zurück.
Sie schläft noch immer, völlig nackt, mitten auf dem Fußboden. Der Gedanke
daran, dass irgendjemand herkommen und sie so sehen könnte, macht mich
unerklärlich und unsagbar wütend, also knie ich mich neben sie und bedecke sie
mit der Decke. Ich lege ihre Sachen auf eine Stapel neben sie und wickle die
Decke um sie.
Einen endlosen, verwirrenden Moment lang,
ziehe ich es in Erwägung, sie über meine Schulter zu werfen, sie auf den
Rücksitz des Wagens zu legen und mit ihr nach Mexiko oder Kanada abzuhauen. Sie
würde zunächst stinksauer sein, aber irgendwann würde ihr klar werden, wie viel
besser sie dran sein würde. Sie würde sehen, wie viel glücklicher sie mit
jemandem ist, der sie zu schätzen weiß, bei dem sie sich an jedem Tag ihres
Lebens als etwas besonderes und perfektes fühlen könnte. Sie würde Mulder
vergessen.
Ich habe mich fast selbst überzeugt, aber es
ist schwer, der Realität sehr lange zu entfliehen.
Ich lehne mich nach vorn und streiche eine
widerspenstige Strähne aus ihrer Stirn und drücke einen letzten Kuss auf ihre
Wange. Ich lasse meine Lippen ein paar Sekunden auf ihrer Haut verweilen,
versuche, mir ihren Geschmack und die Struktur ihrer Haut einzuprägen und dann
stehe ich auf.
"Danke, dass ich dich sehen durfte, Krassiwaja," flüstere ich und dann laufe ich aus Antelope's hinaus in die fröstelnde Kälte.
XXXXXXXXXXXXXXXXXXXXX
"Oh mein Gott!"
Ich schnappe nach Luft und setze mich in
meinem Bett auf. Ich denke ich werde zu spät zur Arbeit kommen.
Abgesehen davon, dass ich nicht in meinem
Bett bin. Abgesehen davon, dass ich nackt bin und nicht in meinem Bett. Ich
spüre einen kalten Luftzug durch den Raum streichen und zwinge meine Augen,
sich zu konzentrieren.
Oh, ja. Das stimmt.
Erinnerungen, Bilder stürzen auf mich ein,
aber einen Moment lang frage ich mich, ob irgendwas davon wirklich wahr ist.
Ich hatte Geschlechtsverkehr mit Alex Krycek? Warum
zur Hölle hätte ich das tun sollen?
Trotzdem bin ich nackt. Nackt und ich sitze
auf einem feuchten, schmutzigen Fußboden, mit eine Decke um mich gewickelt und
ich weiß, dass ich sie nicht aus dem Auto genommen habe.
Ich ziehe meine Beine an meinen Oberkörper
und wische meine Augen an meinen Knien. Und dann rieche ich einen schwachen
Duft auf mir. Ich bringe meine Nase an meine Schulter und atme ihn ein. Ich
rieche nach ihm. Nicht Mulder. Er. Ich rieche auch ein anderes vertrautes Aroma
und das bringt mir die Wundheit zu Bewusstsein, dich ich zwischen meinen Beinen
fühle. Die Schmerzen, die man hat, wenn man schon eine ziemlich lange Zeit
keinen Verkehr mehr hatte.
Ich bin eigenartigeweiser
glücklich darüber.
Ich wickle mich in die Decke ein und stehe
langsam vom Boden auf. Mein Beine fühlen sich zittrig und schwach an.
"Krycek?"
rufe ich leise und meine Stimme hallt durch die Leere. "Krycek?" versuche ich es ein wenig lauter.
Verdammt. Er ist weg. Und ich weiß nicht, ob
mich das fertig macht, weil er gegangen ist, oder deswegen, weil er
davongekommen ist. Schweinehund! Er hat meine Verletzbarkeit ausgenutzt, hat
mich mit lächerlichen Gedichtvorträgen begeistert und hat sich so zu meiner
Gunst verholfen, und zu all meinen Sachen.
Ich spüre Tränen in meine Augen und in meine
Kehle kriechen und wenn ich nicht so lethargisch wäre, würde ich ein Loch in
die Wand treten. Ich kann es nicht fassen, dass ich so willig war, so, so blöd.
Er schien so aufrichtig zu sein. Er hat gesagt, ich hätte Kirschlippen...
Blöd, blöd, blöd. Mein Gott, was zur Hölle
soll ich Mulder erzählen?
Ich drehe mich wieder zu dem Punkt um. Zu
dem Platz, an dem mich Alex Krycek Dinge fühlen ließ,
die ich schon seit langer, langer Zeit nicht mehr gefühlt habe, Dinge, die ich
noch nie in meinem Leben gefühlt habe. Der Ort, an dem er mir das Gefühl
gegeben hat, ich wäre die schönste, aufregendste Frau der Welt.
Deswegen war es schon so lange her. Weil ich
ein verdammter Trottel bin. Ich kann es nicht fassen, dass er mich gebrochen
hat.
Gerade als ich meine Augen schließen will,
bemerke ich einen Stapel von bekannten Dingen auf dem Boden neben dem Ort. Ich
gehe hin und aus irgendeinem bizarren Grund, falle ich auf die Knie, weil ich
ihnen nahe sein möchte, egal wie schmutzig es ist.
Es ist alles da. Mein Shirt, mein BH, meine
Hosen, sogar meine Jacke und diese blöde Strumpfhose, die ich vor all dieser Zeit
weggeworfen hatte. Meine Tasche, meine Waffe, mein Geld, es ist alles da. Alles
außer meiner Unterwäsche. Er hat es mir hier gelassen.
Und dann klingelt mein Telefon.
Ich brauche fast vier Klingelzeichen, bis
ich rangehe. Es kann nur ein einziger Mensch sein und ich weiß nicht, ob ich
schon wieder klar genug im Kopf bin, um zu denken, vom Sprechen mal ganz
abgesehen. Besonders mit ihm.
"Hallo? Scully?" spricht er mich
an. "Bist du da? Geht es dir gut?"
"Äh..ja ja.
Ja, es geht mir gut. Wo bist du Mulder, du klingst so weit weg."
"Wo bist du?! Ich habe dich seit
gestern abend ständig angerufen. Ich habe mindestens
zwanzig Nachrichten auf deiner Sprachmailbox hinterlassen."
Er klingt aufrichtig besorgt. Ich habe fast
das Gefühl, ihn betrogen zu haben. Aber ich spüre nicht die Schuldgefühle, die
ich erwartet hätte.
Unbeeindruckt von dem schmutzigen Boden,
setze ich mich hin und ziehe meine Hose an, versuche mir die günstigste
Variante zu überlegen, wie ich ihm sage, wo ich bin.
"Ich, äh, bin der Richtung gefolgt, die
du mir genannt hast, genau wie du wolltest, und-"
"Hast du es gefunden, Scully? Hast du
irgendetwas herausgefunden?"
Das kann man so sagen, Mulder.
"Äh, nicht direkt...äh..."
Mulder sprudelt all das heraus, was er für
relevante Informationen hält und ich bin unfähig, auch nur das Geringste davon
zu begreifen. Mir ist so eigenartig zumute.
Ich stehe auf, um den Reißverschluss meiner
Hose zu schließen und als ich meine Hände in die Hosentaschen stecke, spüre ich
etwas fremdartiges dort drin.
"Also, Scully, du hast nichts gesagt.
Hast du irgendetwas gefunden?"
Ich ziehe das fremde Stück Papier heraus und
etwas, was wie ein Schließfachschlüssel aussieht. Auf dem Zettel steht einfach,
"Washington-Dulles INTL."
"J-ja,"
sage ich langsam und halte den Zettel an meine Nase. Es riecht nach ihm.
"Mulder, du musst mich hier abholen."
"Äh...okay," sagt er.
"Wo...wo bist du?"
Ich teile ihm den ungefähren Ort mit, obwohl
ich mich kaum erinnern kann, wie ich hierher gekommen bin, es scheint mir
Wochen her zu sein, dass ich die I35 in der sengenden Hitze entlanggefahren
bin.
Ich drücke auf 'Auflegen', bevor Mulder die
Möglichkeit hat, noch etwas zu sagen. Ich kann es jetzt gerade nicht ertragen,
mit ihm zu reden. Ich hoffe, dass er mich nicht mit Millionen Fragen bombardieren
wird, wenn er herkommt.
Ich ziehe meine restlichen Sachen an und
laufe das letzte Mal an dem Porträt hinter der Bar vorbei. Entbiete ihr
vielleicht ein Lebewohl, vielleicht danke ich ihr. Ich bin mir nicht sicher.
Ihr Augen lächeln mich wissend an, sagen mir, dass sie Dinge weiß, Dinge von
den ich weiß, das ich sie nicht will, auch wenn ich es sollte. Dass sie sich
immer daran erinnern wird, was hier geschehen ist. Und dass sie verspricht, das
Geheimnis zu bewahren.
Ich entschließe mich dazu, ihr die
Erinnerungen zu überlassen, so dass ich sie nicht mit mir zurücknehmen muss. So
dass ich jetzt so hier herauslaufen kann, wie ich es gerade tue und das
Geschehene in den Grenzen dieses Gebäudes lassen kann. Bis einer weiterer
Oklahoma Tornado die Reste davon wegfegt.
Die Sonne geht auf und nehme an, dass es
ungefähr 7:00 Uhr ist.
Die Temperatur beginnt schon zu steigen. Ich
hoffe Mulder kommt bald. Bevor ich richtig nüchtern werde.
Ich schaue auf die Gegenstände in meiner
Hand hinunter und bemerke, dass auf dem Zettel noch mehr steht. Ich falte ihn
auf und lese laut flüsternd:
Unter der Linde auf der Heide,
wo unser beider Lager war,
da könnt ihr sorgfältig gepflückt
gebrochen finden die Blumen wie auch das Gras.
Vor dem Wald in einem Tal,
tandaradei,
herrlich sang die Nachtigall.
Ich kam gegangen zu der Aue,
da war mein Liebster mir schon zuvorgekommen.
Da ward ich empfangen, gnädige Jungfrau,
dass ich für immer glücklich bin.
Ob er mich küsste? Wohl tausendmal:
tandaradei,
seht, wie rot mein Mund ist.
Da hatte er so herrlich ein Bett aus Blumen
bereitet.
Darüber wird sich noch mancher von Herzen freuen,
wenn er des gleichen Weges kommt.
An den Rosen kann er wohl,
tandaradei,
sehen, wo mein Kopf gelegen hat.
Dass er bei mir lag, wüsste es jemand
(Gott verhüte es!), ich schämte mich.
Was er mit mir tat, niemals soll jemand
das erfahren, als er und ich
und ein kleines Vögelein,
tandaradei,
das wird wohl verschwiegen sein.
Und am Ende stehen seine eigenen Worte,
"Du hast gewonnen."
Ein Schaudern fährt durch meinen ganzen
Körper und ich muss mich plötzlich auf den nassen Boden setzen.
Und so sitze ich und warte.
ENDE
XXXXXXXXXXXXXXXXXXXX
Zitierte Gedichte:
"Porphyria's
Lover" von Robert Browning
"There
is a Garden in her Face" von Thomas Campion
"Unter dem Lindenbaum" von Walther
von der Vogelweide
Anmerkung des Übersetzers:
Das Gedicht von Thomas Campion
gibt es laut meine Nachforschungen in keiner deutschen Übersetzung, deswegen
habe ich hier zum Übersetzen meine eigene Fassung verwendet.
Von den Gedichten Robert Brownings gibt es
einige Übertragungen, diese sind jedoch im Internet nicht frei erhältlich und
deswegen habe ich für die wenigen Textzeilen ebenfalls eine eigene Fassung
verwendet.
Der zitierte Text von Walter von der
Vogelweide ist natürlich im Original ein deutsches Gedicht, insofern hatte ich
es etwas einfacher. Allerdings ist das Original in dem uns eher
unverständlichen Mittelhochdeutsch abgefasst, ich habe diese Fassung unten noch
mal mit eingefügt.
In der Story habe ich eine anerkannte Übertragung ins Neuhochdeutsche
verwendet, die selbstverständlich *nicht* von mir vorgenommen wurde und die ich
ohne Erlaubnis benutzt habe.
Walther von der Vogelweide
"Under der linden"
Mittelhochdeutscher Text:
Under der linden an der heide
dâ unser zweier bette was,
dâ muget ir finden schône beide
gebrochen bluomen unde
gras.
vor dem walde in einem tal,
tandaradei,
schône sanc diu nahtegal.
Ich kam gegangen zuo
der ouwe:
do was mîn friedel komen ê.
dâ wart ich empfangen, hêre
frouwe,
daz ich bin saelic iemer mê.
Kuster mich? wol tûsentstunt:
tandaradei,
seht wie rôt mir ist der munt.
Dô het er gemachet
alsô rîche
von bluomen eine bettestat.
des wirt noch gelachet inneclîche,
kumt iemen an daz selbe pfat.
bî den rôsen er wol mac,
tandaradei,
merken wâ mirz houbet lac.
Daz er bî mir laege, wessez iemen
(nu enwelle got!), sô schamt ich mich.
wes er mit mir pflaege, niemer
niemen
bevinde daz, wan er unt ich,
und ein kleinez vogellîn:
tandaradei,
daz mac wol
getriuwe sîn.