DIE ELFTE STUNDE
Originaltitel: Eleventh Hour
Autor:
Rachel Anton
E-Mail: RAnton1013@aol.com
Übersetzung: Kristin ( tini243@crosswinds.net )
Rating: NC-17
Kategorie: MSR
Zusammenfassung: Manche Gefühle überwinden
die Schranken der Zeit
Autorenbemerkung: Diese Geschichte handelt
von Zeitreise auf eine völlig unlogische und unwissenschaftliche Art. Scully
würde schaudern angesichts dessen. Das hier handelt über Gefühle, Leute : ) Also, diese Geschichte hat jede Menge Teile, aber
ich verspreche, daß sie alle relativ kurz sind.
Danke an Laura für ihr unermüdliches
Editieren und das Ausdenken des Titels. Und danke an Amy, die für mich da war,
als das hier gerade mal die Amöbe einer Idee war und dafür, daß sie mir
geholfen hat, sie heranzuziehen.
Die elfte
Stunde
14. Februar 2001
Es ist Valentinstag. Das war niemals einer
meiner Lieblingstage, aber dieser hier ist der absolute Höhepunkt. Der
schlimmste Valentinstag in einer langen Geschichte von beschissenen
Valentinstagen. Genau wie jeder Tag der letzten neun Monate der schlimmste
seiner Art war. Gestern war der schlimmste 13. Februar. Vor einem Monat war der
schlimmst 13. Januar. Und so weiter.
Ja, es ist neun Monate her. Fast. In zwei
Tagen sind es neun Monate. Ich habe nicht darüber geschrieben oder zu irgend jemanden darüber gesprochen. Bis jetzt. Das ist der
erste Versuch. Meine gerichtlich zugeteilte Therapeutin sagt mir, es würde
helfen, wenn ich schreibe. Daß, wenn ich ein wenig davon loslassen würde, die
Alpträume verschwinden werden, ich werde essen, ich werde sprechen. Ich glaube
ihr nicht. Es ist mir egal.
Ich werde es trotzdem versuchen, wenn auch
nur, um sie zufriedenzustellen und sie davon abzubringen, jeden Tag hierherzukommen.
Wenn sie denkt, daß ich Fortschritte mache, wird sie mich vielleicht in Ruhe
lassen.
Wir waren mit einem Fall beschäftigt. Es war
so ziemlich die übliche Tretmühle für uns. Ein Mordfall. Ich kann das nicht
tun.
Okay, nächster Versuch. Wie waren mit einem
Mordfall beschäftigt, bei dem es bestimmte Unregelmäßigkeiten bei den Leichen.
Gott. Vergiß es. Niemand schert sich mehr um diesen
Mist, am wenigsten ich. Sinnlos zu sagen, daß wir mit einem Fall beschäftigt
waren. Wir hatten einen Verdächtigen und Scully ist ihm gefolgt, um sein
nächstes Opfer zu schützen. Sie hat sich selbst in große Gefahr gebracht. In
sehr große Gefahr. Und sie hat mir nicht gesagt, daß sie geht, sie ging
einfach. Einfach ohne ein Wort zu sagen einer Ahnung gefolgt. Einer verfluchten
Ahnung. Okay, sie hat den Kerl geschnappt, mit links. Aber ich war sauer. Ich
war wirklich, wirklich sauer.
Ich weiß, es ist nicht der Rede wert, ich
habe ihr das tausende Male angetan. Die Heuchelei
liegt mir im Blut. Ich bin in ihr Hotelzimmer gegangen um zu versuchen, mit ihr
zu reden, sie zu fragen, warum sie mir nichts gesagt hatte. Gott war ich sauer.
Sie war es auch.
Sie verstand nicht. Sie verstand nie. Ich
denke, sie dachte möglicherweise, daß sie verstand, aber sie tat es nicht,
nicht wirklich. Ich denke, meine Methoden, die Sache auf den Punkt zu bringen
waren nicht allzu effektiv. Ich schüttelte sie. Ich habe sie tatsächlich
geschüttelt. Und ich habe sie zum Weinen gebracht. Ich schrie und ich
schüttelte sie und ich versuchte, ihr klarzumachen, wie verängstigt ich war und
ich habe sie verdammt noch mal zum Weinen gebracht. Ich war es nur so leid. Ich
war es leid, sie fast sterben zu sehen. Ich weiß, es ist ein Teil unseres Jobs,
Teil des Risikos. Ich akzeptiere dieses Risiko gerne für mich selbst. Aber ich
habe es trotzdem niemals für sie akzeptiert. Und sie war ein Teil von mir. Und
es war nicht fair, daß ein Teil von mir einfach ohne mich davonlaufen konnte
und fast dabei stirbt, ohne mich überhaupt zu fragen, ob das in Ordnung war.
Das klingt vielleicht chauvinistisch. Sie
ist eine eigenständige Person. Das ist es, was sie mir sagte. Ich dachte sie
wüßte, daß ich ohne sie nicht leben könnte. Ich dachte, ich hätte ihr das
klargemacht. Ich denke, sie wollte, daß ich es ihr noch mal sage. Ich denke,
sie wollte, daß ich ihr sage warum. Ich denke, ich hätte es fast getan. Ich
denke, ich war so nahe dran, daß ich es schmecken konnte. Es war soweit. Wir
beide wußten, daß es schon lange soweit war. Zeit, dem ganzen Scheiß ein Ende
zu machen und zu Ende zu bringen, was wir schon so oft begonnen hatten. So
viele Gelegenheiten, die ich verschwendet habe.
Aber, wie immer, unterbrach uns irgend etwas. Dieses Mal war es ein klingelndes Telefon. Sie
schüttelte ihren Kopf als es klingelte. Sie wollte nicht, daß ich abhob. Warum
habe ich abgehoben? Es tut mir leid. Ich bin einfach so.
Mist, alles klar,
zurück zum Thema. Ich soll ihren Namen schreiben. So hat es die Therapeutin
gesagt. Ich denke nicht, daß ich das kann. Sie gab mir gestern einen Stift und
bat mich, ihn zu schreiben, nur ein Mal. Ich konnte nicht. Ich kritzelte den
zitternden Anfang eines S und gab dann einfach auf. Ich möchte es nicht noch
mal versuchen.
Wie auch immer, ich nahm den Hörer ab. Es
war der Sheriff. Er wollte, daß ich auf das Revier komme und ein paar Berichte
ausfülle. Sie brauchten mich. Das habe ich mir und ihr erzählt. Es war wichtig.
Jedes Mal eine andere, wichtige Sache.
Sie stellte sich mir in den Weg und sagte
mir, daß ich nicht gehen würde, bis wir das beendet hätten. Ich konnte nicht.
Ich wollte. Ich hatte solche Angst.
Jemand mußte eine Aussage vom Vater des
Mörders besorgen. Das war ihre Aufgabe gewesen. Ich sagte ihr, sie sollte das
tun. Es war sicher. Es war leicht. Ich dachte ich ...
Ich kann das nicht tun.
16. Februar
Ich habe der Seelenklempnerin gezeigt, was
ich bis jetzt geschrieben habe. Ein großer Fortschritt ihrer Meinung nach. Jaa,
verdammt großartig. Wirklich. Ich bin so stolz auf mich.
So, weiter geht's. Ich sagte ihr, sie sollte
gehen. Das stimmt. Ich verlangte von ihr, daß sie ging. Daß sie mich alleine
läßt. Sie war unprofessionell, indem sie unsere persönlichen Probleme Oberhand
über den Fall gewinnen ließ. Ich wußte, wie ich sie treffen konnte, welche
Knöpfe ich zu drücken hatte. Gott, was für ein Idiot ich war. Was für ein
ängstlicher, verzweifelter, gemeiner Idiot.
Sie ging. Sie ging, weil ich sie darum
gebeten hatte. Es schien wie etwas Einfaches, um sie eine Weile zu beschäftigen.
Vielleicht würde es ihr Zeit geben zu vergessen, diese
Sache dorthin abzulegen, wo sie normalerweise meine emotionalen Ausbrüche
ablegte. Ich sagte ihr, sie solle gehen, damit ich flüchten konnte. Weil ich
ein Feigling bin. Weil ich egoistisch bin.
Keine Selbstbeschuldigung. Das ist es, was
die Therapie-Tante mir sagt. Sie möchte, daß ich das aufschreibe, ohne darüber
zu reden, was für eine Verschwendung von Atemluft ich bin, darüber, wie
erbärmlich ich bin. Sie will nicht, daß ich darüber schreibe, daß ich es hätte
sein sollen. Wie soll ich das fertigbringen?
Sie denkt, daß ich aus der
Suizid-Beobachtung herausgelassen werde, wenn ich das fertigbringe. Ich
bezweifle das trotzdem.
So, sie ist also gegangen, um den Vater des
Psychopathen zu vernehmen und ich ging zum Büro des Sheriffs. Dort konnte ich
an nichts anderes denken als an ihren Gesichtsausdruck, während ich diesen
verdammten Telefonhörer abgenommen habe. Ich wußte, ich hatte sie im Stich
gelassen. Wieder mal. Ich schwor mir, es wieder gut zu machen. Irgendwann,
irgendwie. Eines Tages würde ich genug Courage dazu haben, sie an mich heran zu
lassen. Eines Tages würde ich genug Glauben in mich selbst haben, ein so guter
Mensch sein, um Selbstvertrauen ihr gegenüber zu haben.
Ich habe noch nicht einmal bemerkt, daß
etwas nicht in Ordnung war. Ich habe es noch nicht einmal gewußt. Wie hätte ich
es verdammt noch mal wissen sollen?
Der Anruf kam, als ich gerade gehen wollte,
bereit, ihr wieder gegenüberzutreten. Ich weiß noch genau wie ich hoffte, daß
sie sich verspäten würde, daß ich ihr für ein paar weitere Stunden nicht sehen
mußte. Ich wollte sie nicht sehen. Oh Gott, ich wollte sie einfach nicht sehen.
Gott!
Es war das Krankenhaus. Ihre Partnerin wurde
verletzt. Ihre Partnerin wurde angeschossen. Kopfschuß. Ihre Partnerin stirbt.
Ich weiß nicht mehr, was ich fühlte. Ich erinnere mich nicht, wie ich ins
Krankenhaus gefahren bin. Ich schwöre, ich erinnere mich nicht mehr. Ich
versuche nicht, mich davor zu drücken, es aufzuschreiben. Ich erinnere mich ehrlich
nicht.
Ich weiß noch, wie ich in der Notaufnahme
ankam. Da war eine Frau, eine Krankenschwester, die etwas zu mir sagte. Die mir
erzählte, daß es vorbei ist, daß sie "gegangen" ist. Das war es, was
diese verfluchte Hure mir gesagt hat. "Es tut mir leid, sie ist
gegangen."
Ich habe es nicht verstanden. Gegangen?
Gegangen, wohin? Ich habe einfach die Krankenschwester weiter gefragt, wo sie
ist, wieder und wieder. Ich habe es einfach nicht kapiert. Es war, als wenn
jemand erzählt, daß die Sonne explodiert ist und nie wieder aufgehen wird. Es
ergab einfach keinen Sinn. Wo ist sie hingegangen? Wann kommt sie zurück? Ich
habe es einfach nicht verstanden.
Irgenwann kam ein Arzt und sagte mir, wo sie
war. Die Leichenhalle. Sie war in der Leichenhalle. Macht sie eine Autopsie,
fragte ich. Nein, sie ist gegangen. Dasselbe verfluchte Wort. Sie wollten mir
nicht sagen, wo die Leichenhalle ist, also mußte ich selber herausfinden, wo
sie ist. Ich war in genug Leichenhallen, um zu wissen, wo ich suchen mußte.
Aber als ich dort ankam war sie nicht da. Da
war nur so ein Typ mit einem Laborkittel und eine
Reihe von Schubfächern. Ich fragte ihn, wo sie ist, was sie mit ihr gemacht
hätten. Er zeigte auf eines der Schubfächer und bat mich zu gehen. Aber wie
hätte ich gehen können, wenn sie sie in einen Schrank eingeschlossen hatten?
Ich zog das Fach auf und dort war sie. Im
Nachhinein ist es schwer zu sagen, wie ich denken konnte, sie sei noch am
Leben. Sie war kalt und blau. Die eine Seite ihres Gesichtes war, Gott, sie war
einfach weg. Aber ich habe immer noch nicht verstanden. Verdammt, ich verstehe
es sogar jetzt noch nicht. Ich denke manchmal immer noch, daß sie am Leben ist.
Ich nehme an, daß ich deswegen hier bin. Sie erzählten mir immer und immer
wieder, daß sie nicht mehr ist. Ich hielt ihren leblosen Körper in meinen
Armen. Ich kann es manchmal immer noch nicht glauben.
Ich hob sie aus dem Fach und begann, sie
dort herauszutragen. Sie war nackt, genauso, wie das letzte Mal, als sie sie
geholt hatten und ich bedeckte sie mit dem Tuch, auf dem sie gelegen hatte und
drückte sie fest an meinen Körper. Ich nehme an der Labortyp rief den
Sicherheitsdienst, weil sofort überall Männer mit Ausweisen und Gewehren waren
und mir sagten, ich solle sie loslassen. Ich konnte es
nicht, wie hätte ich das tun können?
Ich brach zusammen, während ich sie immer
noch auf meinen Schoß hielt. Ich versuchte mit ihr zu reden, flüsterte ihr ins
Ohr, sagte ihr, daß es mir leid tut, aber sie wachte immer noch nicht auf. Ich
schlug sie. Ich schlug in ihr wunderschönes Gesicht und sie wachte immer noch
nicht auf. Ich verstand es nicht. Ich verstand es nicht. Scully, wo bist du?
Scully. Oh Gott, Scully.
20. Februar
Frau Seelenklempner ist sehr beeindruckt von
meinem Fortschritt. Sie möchte meine Aufzeichnungen der Gruppe zeigen, weil ich
kein Wort zu einem von ihnen sagen werde. Verfluchter Mist. Sie kann froh sein,
daß ich sie ihr zeige.
Trotz meines sogenannten Fortschritts war
ich in den letzten vier Tagen nicht in der Lage zu schreiben. Nach meinem
letzten Eintrag bin ich eine Weile in einen halb-katatonischen Zustand
verfallen. So nennen sie das. Ich weiß nicht, ich will nur für eine Weile mal
nichts tun. Was zur Hölle ist daran nicht in Ordnung?
Egal, heute fing die Katatonie an mich zu
langweilen und ich beschloß, ein wenig zu schreiben. Ich sollte über meinen
"Prozeß" schreiben. Wie ich schließlich hier endete.
Ich denke es ist nicht notwendig zu sagen,
daß ich nach dem Vorfall im Krankenhaus für dienstunfähig erklärt und aus dem
FBI entfernt wurde. Ok, sie nannten es "unbefristeten Urlaub bis zu dem
Zeitpunkt, an dem sich Agent Mulder vom Tod seiner Partnerin erholt hat".
Wir alle wissen trotzdem, was das bedeutete. Ich war entlassen.
Ich bin nicht zur Beerdigung gegangen. Ist
das schrecklich? Eine Menge Leute denken, daß es das war. Ihre Familie war
wütend. Ihr Mutter fuhr extra zu meinem Apartment, um
mir zu sagen, daß ich ein egoistischer Bastard sei, der sich dafür schämen
sollte, nicht gekommen zu sein. Sie sagte mir, daß ihre Tochter sehr enttäuscht
von mir wäre. Sie wollte, daß ich die Grabrede halte. Sie haben es nicht
verstanden. Wie konnte ich die Grabrede für jemanden halten, der nicht wirklich
tot ist?
Zu der Zeit habe ich immer noch gedacht, sie
würde zurückkommen. Ich dachte, die Beerdigung wäre eine Farce. Sie wäre eine
Täuschung inszeniert von unseren Feinden. Sie hatten sie wieder geholt und
irgendeinen toten Klon an ihre Stelle gesetzt, so daß ich nicht mehr nach ihr
suchen würde. Ich war absolut sicher, daß dies der Fall war und ich habe lange
Zeit nichts anderes hören wollen.
Ich suchte nach ihr. Ich hatte nicht die
Ressourcen des Büros, aber ich tat, was ich konnte. Viele Leute versuchten in
dieser Zeit mit mir zu reden. Ich nehme an, das war der Zeitpunkt, an dem ich
aufgehört habe zu sprechen. Ich konnte einfach nicht mehr diskutieren. Alle
erzählten mir immer wieder, daß sie tot sei und ich ich war dieser traurigen,
mitleidigen Blicke so überdrüssig, die sie auf mich richteten, wenn ich sagte,
daß sie es nicht ist. Ich brauchte ihr verdammtes Mitleid nicht. Ich brauche es
selbst jetzt noch nicht.
Irgendwann fand ich den Mann, der sie
angeblich getötet hatte. Er war sehr wütend auf sie, weil sie seinen Sohn
verhaftet hatte. Offensichtlich lag die Psychose in der Familie. Er verschwand
für eine Weile nach dem Schußwechsel, aber ich schaffte es ihn aufzuspüren. Ich
denke da hat es klick gemacht.
Als ich ihn sah, verstand ich schließlich,
was er getan hatte. Er hatte sie umgebracht und sie würde nicht wiederkommen.
Es hat niemanden überrascht, daß ich ihn umgelegt habe. Ich denke, wenn das
alles gewesen wäre, was ich getan hätte, wäre ich noch nicht einmal hier. Eine
saubere Schußwunde in den Kopf. Wenn das alles gewesen wäre, was ich getan
hätte, wäre ich vielleicht nur im Gefängnis. Oder vielleicht sogar frei. Es
gibt eine gewisse Nachsicht im Justizsystem, eine Vereinbarung, die jene
schützt, die den Mörder eines Bundesbeamten umbringen. Aber das ist alles, was
ich getan habe.
Ich denke, man kann sagen, daß ich ihn
gefoltert habe. Ich denke, man könnte das so nennen. Ich möchte nicht ins
Detail gehen. Es ist ausreichend zu sagen, daß er einen langsamen,
schmerzhaften Tod gestorben ist. Und ich bedauere das nicht. Nicht ein bißchen.
Und wenn das bedeutet, daß ich nie wieder hier herauskomme, dann soll es so
sein. Ich werde mich niemals entschuldigen. Ich werde kein bißchen Reue zeigen.
Als das getan war, wurde mir klar, daß der
einzige Grund, am Leben zu bleiben, verschwunden war, und daß es an der Zeit
war, es zu beenden.
Ich war so nahe dran. Die Waffe war in
meinem Mund, entsichert, Hand am Abzug. Und dann haben sie auf mich geschossen.
Die verfluchten Bullen haben in meine Hand geschossen, so daß ich die Waffe
fallen ließ. Ich habe ein paar Monate gebraucht, bis ich meine Hand wieder
richtig benutzen konnte. Arschlöcher. Es ging sie nichts an. Warum einen Mann
davon abhalten, sich selbst zu erschießen, nur um ihn auf Kosten des
Steuerzahlers in eine Anstalt für kriminelle Verrückte zu sperren. Was hat das
für einen Sinn für irgend jemanden? Ich bin mir
sicher, daß jemand wegen so einem Mist eine Wahl verlieren könnte.
Nachdem sie mich angeschossen hatten,
brachten sie mich ins Krankenhaus. Sie schienten meine Hand und verhafteten
mich dann. Es war eigentlich ziemlich komisch. Eine lange Weile wußte niemand,
was man mit mir tun sollte. Ich saß in der Gefängniszelle und starrte ein paar
Tage lang an die Wand. Dann gab es eine Gerichtsverhandlung. Skinner besorgte
mir einen Anwalt. Ich nehme an, daß er ein guter Anwalt war. Aber er wollte,
daß ich rede. Er dachte, wenn ich den Geschworenen meine emotionale Verfassung
mitteilen würde, würden sie milder über mich urteilen. Ich denke, daß mein
Schweigen diesen Eindruck genauso überzeugend vermittelte. Wie auch immer, es
war ziemlich offensichtlich für alle Beteiligten, daß
ich unzurechnungsfähig war. So haben sie mich hierher geschickt. Und hier bin
ich immer noch.
XXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXX
Mulder setzte seinen Stift ab und sah nervös
auf. Jemand sah ihm über die Schulter und las, er konnte das spüren. Er drehte
sich um und sah in das verzerrte Gesicht von Crazy Larry. Larry wurde oft
verglichen mit einer häßlicheren, furchteinflößenderen Version von Hannibal
Lecter. Jeder hier hatte Angst vor ihm, ausgenommen Mulder. Mulder verstand,
woher er kam.
Larry hatte sein
gesamte Familie in einer Nacht verloren. Seine Frau und seine Kinder wurden
direkt vor seinen Augen umgebracht. Er war vorher Wissenschaftler gewesen. Nach
den Morden wurde er zu einem professionellen Wahnsinnigen.
Die Männer sahen sich an und Mulder schloß
beschützend sein Tagebuch.
"Du schreibst. Das ist gut."
Mulder rollte seine Augen und sah weg.
"Ist in Ordnung, daß du nicht redest.
Das ist nur gut so. Ich muß dir etwas erzählen und es wäre besser, wenn du mich
nicht unterbrichst."
Larry setzte sich neben ihn und Mulder stand
auf, um zu gehen. Der Aufenthaltsraum machte ihm sowieso Kopfschmerzen. Alle
diese lauten Verrückten. Er zog es vor, leise wahnsinnig zu werden, recht
herzlichen Dank.
"Warte! Geh nicht. Das ist wichtig. Es
geht um deine Freundin."
Mulder drehte sich ärgerlich zu ihm um.
Freundin. Blödes Arschloch. Sollte das irgendein verdammter Scherz sein? Sie
war nie seine Freundin gewesen. Larry sah seinen Fehler ein und versuchte, es
wieder gut zu machen.
"Oder, was auch immer sie war. Die
Frau, die gestorben ist. Die, die du verloren hast. Ich rede mit dir, weil ich
weiß, daß du sie zurückhaben möchtest. Ich weiß, du würdest alles tun, um sie
zurückzubekommen."
Mulder starrte den Mann nur an und drehte
sich wieder um. Larry griff nach seinem Arm. Die Situation fing an, Mulder
extrem zu frustrieren. Warum bedrängte er ihn so?
"Ich kenne einen Weg. Ich kenne einen
Weg, wie du zurückgehen und sie retten kannst. Ist es nicht das, was du mehr
als alles andere willst? Zurückgehen und die Dinge ändern, so daß sie nicht
gestorben wäre?"
Mistkerl. Verfluchter Bastard, der ihn
verrückt machen wollte.
"Ist dies nicht der Grund, weswegen du
leise weinend im Bett liegst und dir wünschst, es tun zu können?"
"Du kannst mich mal. Verzieh
dich." Grollte Mulder leise.
"Ah, wir sind also nicht völlig
stumm." Larry grinste. "Es tut mir leid, wenn ich dich verärgert
haben sollte. Es war nicht meine Absicht."
Mulder fragte sich, was dann zum Teufel
seine Absicht war.
"Es ist nur, daß ich sehen kann, daß du
ebenso verzweifelt bist, wie ich. Ich möchte dir helfen. Ich versichere dir,
ich meine es völlig ernst."
Mulder bezweifelte das, aber er hatte nicht
wirklich etwas anderes mit seiner Zeit vor. Und wenn es eine Chance gab, eine
verschwindend geringe Chance, dann mußte er zuhören. Wie könnte er nicht? Er
setzte sich wieder hin und Larry lächelte wieder.
"Gut. Gute Wahl. Es ist mir klar, daß
du denken wirst, daß ich Schwachsinn erzähle. Ich verstehe das völlig. Das wird
wahrscheinlich das unplausibelste sein, was du je gehört hast."
Mulder bezweifelte das ernsthaft.
"Bevor man mich hier herbrachte,
arbeitete ich zusammen mit einem Kollegen an einem Projekt. Er hatte sich immer
für die Aspekte der Zeitreise interessiert, mußt du wissen. Ich hatte ihn immer
für ein wenig exzentrisch gehalten, aber als ... als die unglücklichen Ereignisse
stattfanden, fing ich an, mich dafür zu interessieren. Ich wurde besessen von
dieser Idee. Was, wenn man zurückgehen könnte? Was, wenn du Dinge ändern
könntest? Es so zu drehen, daß wir gar nicht im Haus gewesen wären in jener
Nacht. Eine einfache Sache. Geh ins Kino, irgendwohin. Diese kleinen
Entscheidungen, manchmal machen sie den ganzen
Unterschied aus."
Larry wurde einen Momet lang still. Ein
gequälter Ausdruck huschte über sein Gesicht. Einer, den Mulder von seinem
Spiegelbild her kannte. Kleine Dinge. Geh nicht. Laß sie nicht gehen.
Zeitreise. Mulder hielt das für völlig
plausibel. Zur Hölle, er hatte es gesehen. Es überraschte ihn, daß er nicht
selbst daran gedacht hatte. Ändere eine Kleinigkeit und das ganzes
Leben ist anders.
"Als ich eingesperrt wurde, hatte ich
Angst, daß das Projekt abgebrochen werden würde." fuhr Larry fort.
"Aber mein Kollege setzte die Arbeit fort. Und gestern besuchte er mich
mit einigen sehr erfreulichen Neuigkeiten. Er hat etwas zurückgesendet. Es war
nur eine Ratte. Aber die Möglichkeiten scheinen unbegrenzt zu sein."
"Warum erzählst du mir das?"
fragte Mulder. Er zweifelte immer noch an Larry´s Motiven.
"Weil du, wie ich schon sagte, genauso
verzweifelt zu sein scheinst, wie ich es bin. Ich dachte, du wärst interessiert."
"Interessiert woran?"
"Na ja, wir haben eine Ratte geschickt.
Der nächste logische Schritt wäre, einen Menschen zu schicken."
Aha! Das war es also. Larry brauchte Mulder
als Versuchskaninchen für irgendein verrücktes wissenschaftliches Experiment.
"Der Haken dabei ist, der Körper der
Ratte ist immer noch hier. Er ist, naja, er ist mehr oder weniger tot."
"Mehr oder weniger?"
"Hirntot. Der Apparat überträgt den
Geist eines Subjekts, sein Wesen, seine Seele, wenn du an so etwas glaubst,
rückwärts in die Zeit, in den Körper, den er ehemals innehatte."
Das begann sich wirklich wie die
unplausibelste Sache anzuhören, die Mulder jemals gehört hatte. Es war fast
lachhaft.
"Und was passiert mit dem alten
Geist?"
Larry zuckte als Antwort mit den Schultern.
Großartig. Das war einfach großartig.
"Wir wissen nicht genau, wie diese
ganzen Sachen funktionieren. Das ist es, wofür wir dich brauchen."
Mulder lachte das erste mal
in neun Monaten. Das war die lächerlichste und idiotischste Sache, die ihm
jemals jemand vorgeschlagen hatte. Und es war außerdem seine einzige Chance.
Und außer seinem bedeutungslosen Leben hatte er absolut nichts zu verlieren.
Ende Teil 1
Teil 2
Als Mulder aufwachte wurde er von einer
ganzen Bandbreite beißenden Gestanks überfallen; schmutzige Schweißsocken, alte
Pizza, verschüttetes Schmutzwasser, ungewaschene Bettwäsche. Er hatte ein
starkes Gefühl von DejaVú. Das Aroma kam ihm seltsam bekannt vor. Es hatte
keine Ähnlichkeit mit dem Desinfektionsgeruch, mit dem er normalerweise
aufwachte.
Er hatte außerdem keine Ähnlichkeit mit dem
3. Juli 2000. Das war der Tag, der jetzt sein sollte. Das war der Tag, zu dem
der lächerliche Apparat, den Larry gebaut hatte, ihn bringen sollte. Er war
nicht dort. Wo war er?
Er öffnete seine Augen und sah sich um. Er
war auf einem Müllplatz. Einem absoluten Schweinestall. Schlimmer als sein
Apartment in DC am seinen schlimmsten Tagen. Er lag auf einer kleinen Matratze
auf dem Boden in der Mitte des Katastrophengebietes. Ein bekanntes
Katastrophengebiet. Er erinnerte sich. Es war sein altes Zimmer. Ein Zimmer in
dem Haus, das er sich mit Mark und diesem anderen Typen ... Steven geteilt
hatte. Dieser Blödmann Steven. Es war der Sommer nachdem er seine
Immatrikulationsbescheinigung von Oxford bekommen hatte. Er war während der
Sommerferien in die Staaten zurückgekommen und wohnte bei Mark, seinem einzigen
Freund aus Highschoolzeiten.
Mark war so eine Art Einzelgänger an
Mulder's Schule. Fast so sehr, wie es Mulder selbst gewesen war. Mulder hatte
sich in sich gekehrt um Trost zu finden, Mark hatte sich Drogen und
Kriminalität zugewandt und allen anderen Sachen, die ihn in Schwierigkeiten
bringen konnten. Sie waren ganz gut miteinander ausgekommen. Mulder war erfreut
gewesen, als sich Mark entschied, auf's College zu gehen. Er war immer schon
intelligent gewesen, wenn auch etwas gestört. Also hatte sich Mulder
entschieden, den Sommer mit seinem alten Freund in dessen neuer Collegestadt zu
verbringen. Steve war nur irgendein Trottel, mit dem Mark befreundet war.
Die drei hatten sich für diesen Sommer ein
Haus in Maryland geteilt. Und in diesem Haus war er jetzt. Er war tatsächlich
hier. Der verrückte Wahnsinnige hatte recht gehabt. Er war hier. Zugegeben,
zwanzig Jahre vor dem erwartetetn Zeitpunkt aber trotzdem, es war unglaublich.
Er sprang aus dem Bett und lief zu dem
kleinen Spiegel an der Wand. Dusseliger Haarschnitt. Keine grauen Haare. Keine
Falten. Das war real. Er war hier. Entweder das, oder es war ihm wirklihc nicht
mehr zu helfen.
Wie auch immer, es war wieder 1982.
Er war einundzwanzig Jahre alt. Wieder. Und
er würde Scully für weitere zehn Jahre nicht sehen. Seine momentane Aufregung
wich einer vernichtenden Enttäuschung, als ihm das bewußt wurde. Er wollte nur
ein paar Monate zurückgehen, nur so weit, um sie zu retten, um diesen einen Tag
zu ändern, nicht sein ganzes verdammtes Leben.
Er fühlte sich plötzlich völlig deplaziert.
Was zur Hölle sollte er jetzt tun? Er wollte diese zehn Jahre nicht noch mal
erleben. Sie waren schrecklich. Und wenn er nur eine winzige Sache ändern
würde, könnte das zur Folge haben, daß er Scully überhaupt nicht treffen würde.
Aber noch war sie am Leben. Wenn es jetzt
1982 war, war sie irgendwo und sie war am Leben. Und bei diesem Gedanken fühlte
er sich das erste Mal seit dem Tag, an dem sie starb wieder lebendig. Selbst
wenn er sie in diesem Leben nie treffen würde, er würde immer wissen, daß sie
irgendwo existierte. Und das war eine deutliche Verbesserung.
Er sah sich in dem Raum nach irgendetwas um,
was er anziehen konnte, da er völlig nackt aufgewacht war. überall waren Sachen
verstreut, aber er war sich nicht sicher, wie er beurteilen sollte, ob die
Sachen schmutzig waren oder ob sie *wirklich* schmutzig waren. Nichts war
sauber, so viel war klar.
Er suchte sich ein weißes T-Shirt, daß auf einem Stuhl hing und eine graue Jogginghose aus, die
keine sichtbaren Spuren von Schmutz zeigten und zog sie an. Es war Zeit, seinem
Leben entgegenzutreten, egal wie ermüdend und frustrierend es werden würde.
XXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXX
Mulder fand Mark in der Küche, als der
gerade Eier zubereitete. Es war tatsächlich großartig, sein verkommenes Gesicht
wiederzusehen und Mulder hatte fast das Bedürfnis, ihn zu umarmen. Das wäre
allerdings nicht gut gegangen.
"Morgen. Möchtest du ein paar Eier?"
Okay, er war wirklich hier. Mark sah ihn.
"Äh, ja, sicher." Er setzte sich
an den Küchentisch, der voller Bierflaschen und Kartoffelchipstüten war.
"Na, das war gestern eine Party,
nicht?"
Party? Letzte Nacht? Sorry Mark, letzte
Nacht war ich in einer Irrenanstalt.
"Äh, ja, sicher das war es."
"Du mußt einen höllischen Kater haben,
Mann."
Er hatte keinen Kater, aber er begann
Kopfschmerzen zu bekommen. Hatte er wirklich so gelebt?
"Ja, habe ich."
Mark stellte einen Teller mit Rührei vor
Mulder hin.
"Iß das. Es wird helfen."
Mulder schaufelte das Essen in sich hinein
und war überrascht, daß er es genoß. Es war das erste Essen, das er schmecken
konnte, seit Scully gestorben war.
"So, bist du bereit für diese Vierter
Juli Party morgen?"
Mulder lächelte in sich hinein. Vierter
Juli. Wenigstens den Tag hatte Larry richtig hinbekommen. Er nickte ein Nicken,
das wie er hoffte als freudiges Nicken durchgehen würde. Er hatte Parties
niemals wirklich gemocht. Nicht einmal damals. Er war trotzdem zu vielen davon
in jenem Sommer gegangen, meistens, um Mark bei Laune zu halten.
Doch soweit er sich erinnerte, war er nicht
zu der an diesem Vierten Juli gegangen. Eine schreckliche Erinnerung überfiel
ihn und er hatte plötzlich keinen Hunger mehr. Er hatte diesen bewußten vierten
Juli mit Phoebe am Telefon verbracht. Mit ihr über ihren bevorstehenden Besuch
von Maryland geredet. Bei ihm. Gott verflucht. *Das* war eine Sache, die er
ändern mußte. Er konnte den Gedanken, zwei Jahre mit dieser Frau zu verbringen,
nicht ertragen, was auch geschehen mochte.
"Es wird großartig werden Mann, total
riesig. Jede Menge Frischfleisch." Mulder zog eine Grimasse. Frischfleisch
war Mark's bevorzugte Bezeichnung für Studentinnen des ersten Semesters. Er
fing an sich zu fragen, wie er mit dem Typen überhaupt so gut ausgekommen war.
Er war eigentlich ein guter Mensch, aber nach außen hin konnte er ein wenig...
krass sein
"Jaa, da findet am Wochenende so ein
Informationsveranstaltungsdings für neue Studenten statt, so daß da jede Menge
junge Damen sein dürften, die darauf warten, verdorben zu werden. Nicht daß du
darüber nachdenken solltest, Mann. Ich vergesse immer, daß du vergeben
bist."
Er war vergeben. Ouhh.
"Tja, ich bin nicht sicher, wie lange
das noch der Fall sein wird."
"Was, hat sie deinen wertlosen Hintern
schon fallengelassen?"
"Nein, eigentlich denke ich darüber
nach, ihren fallenzulassen." Gott, das zu sagen, fühlte sich überraschend
gut an.
"Bitte? Wie kommt das denn jetzt?"
"Keine Ahnung, irgendetwas sagt mir
nur, daß sie nicht die Richtige für mich ist." Und das war die
Untertreibung des Universums.
"Die ist heiß, Mann."
"Nicht wirklich." Keine Chance.
Mulder wußte jetzt, was heiß war und das war nicht Phoebe Green.
"Okay, das ist cool. Du dürftest die
Party dann wesentlich mehr genießen."
Mulder bezweifelte das ernsthaft. Er war
sich sicher, daß die ganze Sache ihn jetzt mehr nerven würde, als jemals zuvor.
Und er war sicherlich nicht darauf aus, sich nach 'Frischfleisch' umzusehen.
Aber er würde hingehen. Es war nicht so, daß er irgendetwas besseres
mit seiner Zeit vorhatte.
XXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXX
Dana langweilte sich. Es war nicht zu
leugnen. Sie war auf ihrer ersten richtigen Collegeparty und sie langweilte
sich zu Tode. Sie zog geistesabwesend an ihrer Zigarette und hoffte, daß es sie
aussehen ließ, als habe sie etwas zu tun. Und daß es sie möglicherweise, nur
möglicherweise, älter als vierzehn aussehen ließ.
Sie schaute sich wieder nervös nach ihrer
Freundin Rebecca um. Rebecca hatte sie hierhergeschleppt in der Hoffnung,
einige ihrer zukünftigen Kommilitonen zu treffen. Bis jetzt hatte Dana
niemanden getroffen und Rebecca schien sie sitzengelassen zu haben.
Es waren so viele Leute hier. Es schien, als
wäre der gesamte Bundesstaat in diesem kleinen Haus versammelt. Sie waren im
Vorgarten und auch im Pool. Es war die größte Party, auf der Dana je gewesen
war. Sie fand das alles sehr beängstigend. Sie war im Grunde nicht gerade der
geselligste Mensch dieser Welt. Sie hatte es fertiggebracht, sich auf der
Highschool mit einigen Leuten anzufreunden, aber das war jetzt alles vorbei.
Wieder einmal mal mußte sie von vorn anfangen.
Zumindestens hatte sie immer noch Rebecca.
Sie waren seit zwei Jahren Freundinnen und waren gerade in ein Apartment in der
Nähe des Campus gezogen. Es war das erste Mal, daß Dana woanders als bei ihren
Eltern wohnte. Ihre Familie wohnte nur zwanzig Minuten entfernt, aber es war
trotzdem aufregend und unheimlich.
So ungefähr wie diese Party. Abzüglich des
aufregenden Teils. Dana nahm einen Schluck aus dem Plastikbecher mit Budweiser
und befahl sich selbst, sich nicht zu übergeben. Sie hoffte, daß wenn sie genug
von dem Zeug intus hatte, die Party interessanter werden würde. Oder
zumindestens interessanter erscheinen würde. Bis jetzt war ihr jedoch nur
schlecht.
Sie erinnerte sich plötzlich verträumt an
die letzten Nächte, die sie mit ihren Highschoolfreundinnen am Strand oder bei
jemanden im Haus verbracht hatte, sie hatten nur dagesessen, und sich über das
Leben und Jungs und andere dumme Sachen unterhalten. Das hatte Spaß gemacht.
Das hier nicht. Wie sollte sie jemanden in diesem Zoo erkennen? Wie sollte sie
sich überhaupt jemandem vorstellen? Sie fühlte sich einsamer, als wenn sie
wirklich allein gewesen wäre.
Irgendjemand rannte von hinten in sie hinein
und unterbrach ihre Gedanken. Sie drehte sich um und sah einen großen Mann mit
einem groben Gesicht und großen Muskeln. Er sah ziemlich fertig aus. Und
hinterhältig. Er sah aus wie jemand, den Rebecca mögen würde. Aber er war
absolut nicht Dana's Typ.
"Uuups. Tschuldigung Süße." Süße?
Dana mußte sich deswegen fast übergeben.
"Hey, du siehst 'n bissel jung aus, um
Alkohol zu trinken. Wie alt bist du Baby?"
Sie versuchte, ihren angewiderten
Gesichtsausdruck zu verbergen. Zumindestens sprach jemand mit ihr. Oder besser,
brüllte sie an.
"Ich bin achtzehn."
"Wirklich? Kein Mist? Du siehst jünger
aus. Na dann ist es ja legal." Er lehnte sich nah genug an sie heran, daß
sie den Schnaps in seinem Atem riechen konnte. Er fing an, sie nervös zu
machen.
"Tatsächlich liegt das Alter, ab dem in
Maryland Alkohol erlaubt ist, bei einundzwanzig."
Ihr neuer Freund brach in Gelächter aus.
"Ich habe nicht über Alkohol
gesprochen, Baby. Ich sprach über vögeln."
Großartig. Das wurde immer besser. Das war
tatsächlich noch schlimmer, als allein dazustehen.
"Ich, ich muß gehen, da drüben steht
meine Freundin und deswegen..." Sie wollte gehen, doch der Mann hielt sie
am Arm fest.
"Warte Baby, geh nicht, wie heißt du.
Ich heiße John."
"Okay, John, ich muß wirklich
gehen." Sie befreite ihren Arm aus seinem Griff und verschwand hinter
einem anderen großen Mann. Alle hier waren so verdammt groß. Verfluchte
Arschgeigen. Sie hatte diese blöde Party satt. Sie wollte nach Hause. Wenn sie
nur Rebecca finden würde.
XXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXX
"Mann, ist das voll hier."
"Was?"
Mulder erhob seine Stimme um ein paar
Dezibel, damit man ihn durch das Getöse verstehen konnte.
"Ich sagte, es ist ziemlich voll
hier."
Mark nickte und grinste. "Klasse,
was?"
Mulder lächelte schwach. Klasse. Einfach
klasse. Er wollte schon wieder nach Hause. Hier waren viel zu viele Leute und
er war ein wenig klaustrophobisch. Die Musik war ohrenbetäubend und es roch
nach Rauch, schalem Bier und Erbrochenem. College Party. Hurra.
Mulder war immer noch ziemlich glücklich
über das, was er vor einigen Stunden vollbracht hatte. Phoebe hatte angerufen,
so wie er sich erinnert hatte, um ihn zu fragen, wann sie kommen und ihn
besuchen sollte. Was für ein seltenes Vergnügen war es doch, ihr zu sagen, daß
er nicht der Meinung war, daß sie überhaupt kommen sollte. Daß er sie
*vielleicht * anrufen würde, wenn er wieder in England ist. Sie schien mehr
geschockt als bedrückt zu sein, daß ihr kleines Schoßhündchen nicht mehr um
ihre Füße herumschnüffelte.
Alles in allem war es ein erfreuliches
Gespräch gewesen, über das er sich immer noch herzlich amüsierte. Allerdings
nicht genug, um diese Situation erträglich zu machen. Es war sogar schlimmer,
als er es in Erinnerung hatte.
Er wünschte, daß Scully hier wäre. Sie
hätten einige Minuten über die betrunkenen Dummköpfe gelacht und sich dann in
ein stilles Restaurant verdrückt. Vielleicht das Feuerwerk im Park angesehen.
Er seufzte traurig. Scully war Jahre entfernt. Er mußte zuerst das hier
überstehen.
Er begann, sich nach den Getränken
umzusehen. Es gab keine Chance, daß er diese Nacht ohne mindestens einen oder
zwei Drinks überleben würde. Er kämpfte sich durch Massen von Leuten und fand
irgendwann die Küche. Eine paar Typen standen bei den
Getränken und führten einen Rülpswettkampf durch. Wunderbar.
Er nahm sich einen Drink und lehnte sich
gegen die Wand, während er desinteressiert die wilden Aktivitäten um sich herum
beobachtete. Einige Leute tanzten, andere schrien einander in die Ohren, um
sich überhaupt verständigen zu können, wie er vermutete. Einge waren einfach in
chemisch verursachter Betäubung auf der Couch zusammengebrochen.
"Hier gibt es eine Menge davon."
Es war Steve. Er zeigte ungeniert auf den Küchendurchgang auf eine, die nach
Mulders Vermutung ein Stück 'Frischfleisch' war. Er sah in ihre Richtung. Sie
war hübsch im herkömmlichen Sinn. In dem Sinn, der Mulder angemacht hätte,
bevor er Scully getroffen hatte. Sie war groß mit langen Beinen, langem,
lockigem, braunemHaar, jede Menge MakeUp und dünn wie ein Besenstiel. Jaa, sie
war definitiv sein Typ, in Ordnung. Damals, als er noch einen Typ hatte.
Er interessierte sich jedoch mehr für ihre
Freundin. Sie sprach mit einem kleineren Mädchen, deren Kopf leicht zur Seite
gedreht war. Trotzdem konnte er sehen, daß sie hübsch war. Sie hatte langes,
welliges rotes Haar, das fast bis zu ihren Hüften reichte. Sie trug weite
Sachen, die nur noch unterstrichen, wie klein sie war. Sie sah sehr jung aus.
Zu jung, um dieses Bier zu trinken und nervös diese Zigarette zu rauchen. Sie
sah außerdem nicht gerade glücklich aus. Sie schien ihrer Freundin etwas sehr
Wichtiges zu erzählen. Wahrscheinlich, daß sie nach Hause wollte. Das war auf
jeden Fall ein Gefühl, das Mulder nachempfinden konnte. Sie war süß. Es gab
irgendetwas an ihr und er konnte nicht aufhören, sie anzustarren.
"Hübsch, nicht?"
"Welche?"
"Welche? Machst du Witze? Das Baby,
nicht ihre kleine Schwester. Mann, du bist krank." Mulder zuckte mit den
Schultern. Vielleicht stimmte das ja.
Dann drehte sie sich um. Sie lief ärgerlich
von ihrer Freundin oder ihrer großen Schwester weg, direkt auf Mulder zu. Und er
sah ihr Gesicht. Und er sah ihre Augen. Und er starb. Und er wurde
wiedergeboren.
Sie war es.
Gott, sie war es.
Er war paralysiert. Er konnte sich weder
bewegen noch sprechen, als sie auf ihn zukam. Er konnte sie nur anstarren. Mit
offenem Mund.
Sie kämpfte sich durch die Menge und kam
irgendwann an ihm vorbei. Es schien ihm, als wenn sie sich in Zeitlupe bewegte,
obwohl sie sicher sehr schnell lief. Sie streifte ihn, als sie davonstürmte und
sah ihm mit einem vernichtenden Blick an. Die Art, wie er sie ansah, mußte sie
gestört haben.
Sie schaute ihn noch einmal mürrisch an und
lief durch die Hintertür. Dann war sie verschwunden.
Sie war es hundertprozentig.
Und er wußte nicht, was er tun sollte.
Sollte er ihr nach draußen folgen? Versuchen, mit ihr zu reden? Allein der
Gedanke daran ließ ihn vor Aufregung zittern.
Aber was, wenn er es verdarb? Was, wenn er
es verdarb? Was, wenn er ihr Leben noch einmal zerstörte? Das erste Mal dachte
er daran, daß er sich vielleicht völlig von ihr fernhalten sollte, sie vor dem
Elend beschützen sollte, ihn überhaupt zu kennen, geschweige denn, seinetwegen
umgebracht zu werden.
Er wollte sich von ihr fern halten.
Zumindestens so lange, bis es soweit war. Aber er wußte, daß alle Schuld, alle
Selbstvorwürfe dieser Welt nicht genug sein würden, um ihn auf lange Sicht von
ihr abzuhalten. Er brauchte sie. Gott, wie er sie brauchte. Und dieses Mal
würde er es richtig machen. Er würde dieses Mal auf sie aufpassen. Niemand
würde ihr jemals wieder weh tun. Er selbst eingeschlossen.
Aber sobald er anfing, ihr weh zu tun, würde
er aus ihrem Leben verschwinden, für immer. Er wollte nur mit ihr reden. Nur
dieses eine Mal. Nur heute abend. Nur heute abend.
Ende Teil 2
Teil 3
"Verdammte bescheuerte Party. Nur
Idioten hier." Dana arbeitete sich durch den überfüllten Vorgarten,
verfluchte diesen Ort, ihr Leben und alles andere, was ihr gerade in den Sinn
kam. Irgendwann fand sie eine ruhige Stelle am Ende des Gartens. Sie war weit
genug weg, um die Party kaum noch zu hören und es war dunkel genug, daß niemand
sie sehen konnte. Sie setzte sich ins Gras und zündete sich eine weitere
Zigarette an. Sie rauchte etwas zuviel heute abend. Es
schien die einzige Sache zu sein, die sie einigermaßen beruhigte.
Aus irgendeinem Grund drifteten ihre
Gedanken zu dem Fremden zurück, in den sie beim Herauslaufen hineingerannt war.
Er war der einzige Mensch, der in diesem Rattenloch auch nur den geringsten
Eindruck auf sie gemacht hatte. Möglicherweise, weil er sie wie ein
Wahnsinniger angestarrt hatte. Oder vielleicht waren es seine Augen. Die Art,
wie sie ihre Seele zu durchbohren schienen. Oder vielleicht war es auch nur,
weil er so verdammt süß war.
Aber er war hier. Er war auf dieser
Höllenparty und das war Grund genug für sie, ihn zu hassen. Aber er ging ihr einfach
nicht aus dem Sinn. Er kam ihr fast bekannt vor, aber sie wußte, daß sie ihn
nie zuvor getroffen hatte. Sie hätte sich an diese Lippen erinnert.
"Was machst'n ganz allein hier
draußen?"
Sie fuhr erschrocken herum und sah nach
oben. Es war wieder ihr neuer Kumpel John. Oh, verdammt.
"Ich brauchte ein bißchen PLATZ."
Sagte sie in der Hoffnung, er würde die Andeutung verstehen.
"Oh, verstehe, klingt wie 'ne gute
Idee."
Er setzte sich neben sie, ohne ihre
Andeutung kapiert zu haben. John war offensichtlich nicht allzu helle.
"Eigentlich habe ich gerade darüber
nachgedacht, daß ich wieder zurückgehen sollte. Ich bin mir sicher, daß mein
*Freund* schon nach mir sucht.
Sie lachte in sich hinein, als sie das
sagte. Freund. Alles klar.
"Freund, hä? Nun, warum glaube ich das
jetzt nicht?"
"Ich weiß nicht, John, aber du solltest
es. Er ist Soldat und er wird wirklich eifersüchtig. Er wäre nicht sonderlich
glücklich, uns beide hier draußen zu finden, deswegen ..."
Er griff nach ihren Arm. Fest. Zu fest.
"Jaa, ok, dein Soldatenfreund. Warum
entspannst du dich nicht ein bißchen und setzt dich mit mir hierher. Ich beiße
nicht. Es sei denn, du willst, daß ich das tue."
Sie zog an ihrem Arm, aber er hatte einen
eisenharten Griff. Er würde sie nicht gehen lassen. Sie fühlte Panik in sich
aufsteigen und versuchte, ruhig zu bleiben. Sie würde das schon schaffen. Sie
wurde auch sonst mit allem fertig.
"Komm schon, Baby. Spiel nicht die
Unnahbare. Bist du etwa schüchtern?"
"Ich bin nicht schüchtern und ich
spiele nichts. Ich bin nicht interessiert, also laß mich gehen."
Sie bemerkte, daß sie anfing, verzweifelt zu
klingen. Sie mußte ihre Selbstbeherrschung wiederfinden. Sie versuchte
aufzustehen, aber er zog sie zurück und stieß sie wieder auf den Boden.
Er war so groß, so viel größer als sie. Ihr
Bruder Bill würde Schwierigkeiten haben, es mit ihm aufzunehmen. Was sollte sie
da tun?
Sie fühlte, wie sich ein Kloß in ihrer Kehle
bildete und die ersten Tränen in ihren Augen brannten. Sie würde jetzt nicht
weinen. Sie würde ihn nicht sehen lassen, daß sie weinte.
Aber er war auf ihr. Er war auf ihr und er
war so schwer und sie konnte nicht atmen und er küßte sie. Gott, er küßte sie
und er war widerwärtig und riesig und sie fühlte, wie die Tränen trotz ihrer
Bemühungen zu fließen begannen.
Er hielt sie auf dem Boden fest, seine Hände
hielten ihre Handgelenke und sie wußte, was kommen würde. Sie wußte, was ihr
bevorstand. Es gab niemanden, der ihr helfen würde, niemanden, der sie
wenigstens schreien hören würde. Sie war allein.
Er fing an, sie brutaler zu berühren und
preßte seinen Körper an sie. Sie nutzte die einzige Waffe, die sie hatte - ihre
Zähne. Sie biß auf seine Lippe, stark genug, daß sie blutete. Aber das schien
ihn nur noch wütender zu machen. Er ließ ihr Handgelenk lang genug los, um ihr
ins Gesicht zu schlagen und ihre Bluse aufzureißen.
Sie wünschte, sie hätte eine Waffe. Sie
wünschte sie hätte wirklich einen Soldaten als Freund. Sie wünschte, sie wäre
niemals an diesen schrecklichen Ort gekommen. Und dann begann sie zu beten.
XXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXX
Wo zur Hölle ist sie hingegangen? Mulder
suchte die Menschenmasse auf der Einfahrt ab, den Garten, den Pool. Er suchte
überall. Sie mußte nach Hause gegangen sein. Wenn sie wirklich gegangen war,
würde er sie vielleicht nie wieder finden. Er mußte weitersuchen.
Er verließ den überfüllten Bereich und ging
in Richtung der menschenleeren Teile des Grundstücks. Vielleicht ist sie hier
raus gegangen, um allein zu sein. Wenn dem so wäre, würde sie nicht sehr
erfreut sein, ihn zu sehen. Aber so konnte er sie wenigstens ansehen.
Wenigstens ihre Augen sehen, ihr Leben. Das würde für den Moment ausreichen.
Er lief weiter, bis er die Außengrenze des
Grundstücks erreichte. Er war jetzt weit weg von der Party und es gab immer noch
kein Zeichen von ihr.
Dann hörte er etwas. Es klang wie ein
erstickter Schrei. Es klang wie eine Frau.
Er begann, in Richtung des Geräusches zu
rennen, aber es war so dunkel. Er konnte kaum sehen, wohin er lief. Er war nur
noch ein paar Schritte vom Zaun am Ende des Grundstücks entfernt, als er sie
sah.
Es war Scully. Scully und ein Kerl. Einen
Moment lang hatte er Angst, daß er in eine intime Situation hineinplatzte und
fühlte sich wie ein totaler Idiot. Der Mann hielt sie unten und sie wand sich
unter ihm in Jeans und BH. Er sah eine Weile zu und versuchte, die Situation zu
beurteilen.
Es schien, als würde sie sich wehren, aber
sie war ja vielleicht erregt oder so was. Er konnte nicht sicher sein.
Dann hörte er es wieder. Ein leises Wimmern.
Ein Wort. Nein.
"Geh von ihr runter!"
Er griff den Typen mit beiden Händen am Hemd
und zog so stark er konnte, um ihn dann - wie er hoffte fest - in seine
mittlere Körperregion zu treten. Es reichte, um ihn neben Scully fallen zu
lassen.
Der Typ schaute einen Moment lang verwirrt.
Dann wütend.
"Hey Freundchen. Kümmere dich um deine
eigenen verdammten Angelegenheiten, okay."
Er stand auf, um Mulder anzusehen und, wie
er glaubte, mit seiner Größe zu beeindrucken. Mulder war zu wütend um
beeindruckt zu sein. Er ballte seine Faust und schlug sie ihm ins Gesicht. Blut
schoß aus seiner Nase und Mulder hoffte, daß er sie gebrochen hatte.
Zum Glück war der Typ so furchtbar
betrunken, daß er kaum zurückschlagen konnte. Er stolperte rückwärts in den
Zaun und Mulder packte ihn an der Kehle und drückte ihn dagegen.
"Ich denke, daß es Zeit ist, zur Party
zurückzugehen, Sportsfreund."
"Was zur Hölle ist dein Problem, Mann?
"Willst du mehr davon?" wollte
Mulder wissen und nutzte seine freie Hand, um dem Kerl noch eine zu verpassen.
"Ich werde dich umbringen - ich schwöre es."
"Okay! Mann.
Mulder ließ ihn gehen und er stolperte in
Richtung des Hauses.
Mulder drehte sich nach Scully um. Sie stand
mit über der Brust gekreuzten Armen da und schaute ihn an, so wie vorhin. Er
ging auf sie zu und berührte zart ihre Wange.
"Bist du in Ordnung?"
Sie drehte sich von seiner Berührung fort.
"Es geht mir gut."
Oh ja. Das war seine Scully, alles klar. Ihm
war nach Tanzen zumute. Ihm war nach Schreien zumute. Ihm war danach zumute,
sie an sich zu ziehen und nie wieder loszulassen.
Seine Scully. Das war ihr geschehen. Und er
war das erste Mal nicht da gewesen. Wie weit ist es gegangen? Hatte dieser Mann
sie vergewaltigt? Warum hat sie ihm das nie erzählt? Plötzlich fühlte er sich
den Tränen nahe.
Trotzdem, dieses Mal nicht. Dieses Mal hatte
er es richtig gemacht. Aber warum war sie mit diesem Blödmann überhaupt erst
hier heraus gegangen? Er wurde plötzlich unerklärlich wütend. Warum brachte sie
sich immer so in Gefahr?
"Bist du sicher? Du siehst nicht gut
aus."
Das tat sie wirklich nicht. Ihre Bluse war
zerrissen und man konnte den Anfang einer häßlichen Wunde auf ihrer Wange
sehen. Sie zitterte und Tränen liefen ihre Wangen hinunter.
"Ich habe gesagt, es geht mir gut. Ich
kann auf mich selbst aufpassen."
"Kannst du?"
"Ich habe es richtig gehandhabt.
Außerdem geht es dich nichts an."
"Oh ja, du hast es großartig
gehandhabt. Warum bist du überhaupt mit diesem Arschloch hier raus gekommen?
Was hast du dir gedacht?"
Er bereute seine Worte sofort. Er redete mit
ihr, als wenn er sie kennen würde. Als wenn er ein Anrecht auf ihr Leben hätte.
Auf die Art, auf die er immer in der Zukunft mit ihr geredet hatte. Und selbst
da wäre sie sauer geworden. Jetzt würde es sie sicher wütend machen.
"Entschuldige? Was zur Hölle hat das
mit dir zu tun? Wer bist du eigentlich? Du bist nicht mein gottverdammter
Vater!"
Sie begann, von ihm wegzulaufen. Es war
dasselbe. Es war der gleiche verfluchte Streit. Er würde es nicht wieder
zulassen, daß es passierte. Er konnte sie nicht gehen lassen. Nicht so.
"Mein Name ist Fox Mulder. Und du hast
recht. Es tut mir leid."
Sie drehte sich zu ihm um. Das war ein
Anfang.
"Okay, Fox Mulder, zu deiner
Information: ich bin nicht mit ihm hier raus gegangen, wie du weißt, da du mich
ja angestarrt hast, als ich ALLEINE herausgekommen bin. Ich kam hierher, um von
diesem gottverdammten Zoo wegzukommen, aber anscheinend hat er mich verfolgt,
also gehe ich jetzt nach Hause."
Sie machte hochmütig auf dem Absatz kehrt
und ging zurück zur Party. Er rannte ihr nach und begann, neben ihr
herzulaufen.
"Warte!"
"Was?" knurrte sie. Sie haßte ihn
jetzt schon. Es machte ihn traurig, aber es freute ihn auch. Sie war Scully.
Sie war erfrischend, frustrierend, herausfordernd. Sie war die gleiche Frau, in
die er sich verliebt hatte. Und sie war hier, lebendig.
"Wie willst du nach Hause kommen?"
"Ich werde meine Freundin finden. Sie
hat mich hergefahren. Nicht, daß das dich ebenfalls irgendwas angeht."
Er konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen.
Es war Scully. Scully, er sollte aufhören, sie so zu nennen. Er sollte bis
jetzt noch nicht einmal ihren Namen kennen. Er mußte sie fragen, bevor er es
verdarb.
"Also, wie heißt du?"
Sie hielt an und drehte sich zu ihm um.
"Ich bin nicht in Stimmung für sowas,
okay?"
"Ist deine Freundin die mit den braunen
Haaren? Ich habe sie vorhin gesehen. Sie sah nicht so aus, als wenn sie gehen
wollte."
Sie seufzte hörbar und rollte ihre Augen.
"Oh. Jetzt habe ich es kapiert. Ihr
Name ist Rebecca und sie ist drin. Ich mische mich nicht in ihre Sachen ein,
also wenn du mit ihr reden willst, dann tu es."
Sie stürmte wieder von ihm weg und er
stöhnte angesichts seiner eigenen Dummheit. Jetzt dachte sie, er ist hinter
ihrer Freundin her. Was würde er wohl als nächstes falsch machen?
"Nein. Nein, ich will nicht mit ihr
reden. Ich will nur ... nur deinen Namen wissen. Und, daß du gut nach Hause
kommst. Das ist alles."
Er sah in ihre Augen und betete, daß sie
sehen konnte, was da war, daß sie die Aufrichtigkeit fühlen konnte, die
Verbindung. Er betete, daß sie ihm vertrauen würde, daß er das nicht verloren
hatte.
XXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXX
Er schien aufrichtig zu sein. Er schien es
ehrlich zu meinen. Er schien nicht betrunken. Aber Dana war immer noch
mißtrauisch. Wie konnte sie irgend jemandem hier
trauen?
Trotzdem, er hatte ihr geholfen. Aus welchem
Grund auch immer. Hatte er es getan, damit er sie für sich hatte und das
gleiche tun konnte?
Nein. Das stimmte einfach nicht und sie
wußte es.
Fox Mulder. Er klang wie ein verwöhnter
kleiner reicher Junge. Fox. Wie auch immer.
Und was zur Hölle war sein Problem? Spielte
sich auf, wie ihr Vater, tat so, als wenn das, was passiert war, ihre Schuld
gewesen wäre. Ein aufgeblasener Idiot, das war er. Das redete sie sich ein.
Oder zumindestens versuchte sie es. Es funktionierte allerdings nicht so
richtig.
Fox war ein süßer Name. Ein angemessener. Er
war vorhin nicht ärgerlich gewesen, er hatte Angst um sie gehabt. Er machte
sich Sorgen. Aus irgendeinem Grund machte er sich Sorgen.
"Mein Name ist Dana Scully und ich habe
keine Ahnung, wie ich heute abend nach Hause kommen
werde."
Er lächelte sie an und, verdammt, er hatte
ein wundervolles Lächeln. So süß, so weich so warm. Verflucht sei er.
"Okay, Dana Scully, es tut mir wirklich
leid, wie ich mich vorhin benommen habe."
"Nein, mir tut es leid. Du ... du hast
mir geholfen. Und du hast recht. Ich brauchte deine Hilfe. Also äh ...
danke."
Das mußte das Schwierigste gewesen sein, was
sie jemals gesagt hatte. Sie wurde mit einem noch breiteren Lächeln belohnt,
einem noch süßeren. Sie fühlte, wie ihr Herz angesichts dessen einen kleinen
Sprung machte. Nein. Nicht dieser Typ. Nicht an diesem Ort.
"Also, Dana Scully, siehst du deine
Freundin irgendwo?"
Sie hatten die Party wieder erreicht und es
gab nirgends ein Zeichen von Rebecca. Sie sah allerdings John, der mit seinen
Kumpels in einer Ecke saß und seine Wunden versorgen ließ. Er hatte sie noch
nicht bemerkt, aber Dana war sicher, daß es Ärger geben würde, wenn er es tat.
Fox Mulder mochte in der Lage gewesen sein, John in den Hintern zu treten, aber
er könnte keine ganze Gruppe von John's Freunden überwältigen.
"Nein, ich sehe sie nicht. Und ich denke
irgendwie, daß wir hier weggehen sollten."
Sie zeigte in John´s Richtung und er nickte
zustimmend.
"Das ist möglicherweise eine kluge
Entscheidung."
Er führte sie aus dem Haus und zum vorderen
Teil des Grundstücks. Dort waren noch mehr Leute, aber sie konnten Rebecca
immer noch nicht sehen.
"Also Dana Scully, was tun wir
jetzt?"
Dana zuckte hilflos mit den Schultern.
"Keine Ahnung. Gott das ist ein
Alptraum."
"Das sind solche Parties immer."
Das war ein Punkt für ihn. Zumindest fand er
es hier auch nicht toll.
"Äh, ja denke ich auch. Ich meine, ich
weiß es wirklich nicht. Das ist die erste, auf der ich bin."
"Wenn du Glück hast, ist es deine
letzte."
Sie lächelte das erste Mal an diesem Abend.
"Also, wo wärst du denn lieber, Dana
Scully?"
"Äh ... IRGENDWO."
Er lachte. Er hatte ein nettes Lachen. Warum
mußte alles an ihm so nett sein? Dana war es nicht gewohnt, sich so schnell von
jemandem angezogen zu fühlen.
"Mal im Ernst, gibt es etwas, was du
jetzt lieber tun würdest?"
Da gab es so viele Sachen. Sie wußte nicht
einmal, wo sie anfangen sollte.
"Ich würde lieber zu Hause sein. Ich
würde mich lieber mit einem guten Buch unter eine Decke kuscheln. Ich würde
lieber am Strand oder im Park sein und mir das Feuerwerk ansehen. Eigentlich
wäre ich gern irgendwo auf einem Boot und würde mir das Feuerwerk vom Wasser
aus ansehen."
Sie hörte auf, weil ihr plötzlich bewußt
wurde, wie langweilig sie sich wahrscheinlich anhörte. Sie versuchte, sich
etwas Aufregenderes auszudenken, aber bevor sie etwas sagen konnte, lächelte er
liebenswürdig und hielt ihr seinen Arm hin.
"Ich habe zwar kein Boot, aber ich habe
ein Auto. Ich kann dich in den Park fahren und wir können das Feuerwerk
anschauen. Oder ich könnte dich einfach nach Hause fahren, wenn du
möchtest."
Sie schätzte ihn einen Moment lang skeptisch
ab. Sie sollte es wirklich besser wissen, als sich von einem fremden Mann nach
Hause fahren zu lassen. Ganz besonders nach dem, was heute abend
passiert war. Aber irgendwie, irgendwie während dieses Gespräches hatte sie
angefangen, Fox Mulder zu vertrauen. Sie wußte nicht warum, aber es war ein
sehr starkes Gefühl.
Er mochte anmaßend und nervtötend sein, aber
er würde ihr nicht weh tun. Sie wußte es einfach. Außerdem fiel ihr einfach keine
andere Möglichkeit ein, nach Hause zu kommen, es sei denn, den ganzen Weg zu
laufen. Das war eine weit gefährlichere Variante. Trotzdem erschien es ihr
immer noch nicht die beste Idee zu sein.
"Ich möchte nach Hause, denke ich.
Aber, äh, ich kann vielleicht eine andere Möglichkeit finden. Trotzdem
danke."
"Eine andere Möglichkeit? Zum
Beispiel?"
Sie starrte ihn an.
"Tschuldigung. Geht mich auch nichts
an. Ich möchte nur nicht, daß du hier festsitzt. Ich bin wie eine Glucke. Ich
mach mir eben Sorgen um dich."
Er war bezaubernd. Und er begann, ihren
letzten Widerstand zu brechen.
"Wie wär´s, wenn du mit meinem Auto
nach Hause fährst. Auf diese Weise kannst du sicher sein, daß ich dich nach
Hause bringe und nicht zu irgendeiner verlassenen Landstraße oder so was."
Er hielt ihr einen Schlüssel hin.
"Und wenn ich anfange, mich wie ein
Idiot zu benehmen, kannst du uns gleich zum nächsten Polizeirevier fahren. Was
denkst du?"
Das schien in Ordnung zu sein.
"Gut, alles klar."
Sein Gesicht hellte sich auf, wie ein
Weihnachtsbaum. Nur, weil er sie nach Hause bringen durfte. Warum machte er
sich solche Sorgen? Er sollte sich besser nicht ausmalen, daß er mehr als das
Vergnügen ihrer Gesellschaft bekommen würde. Obwohl der Gedanke daran, daß er
vielleicht mehr wollte, einen unerklärlichen Schauer durch ihren Körper jagte.
Er führte sie zu seinem Auto und sie war
nicht überrascht, daß es ein hübsches, neues, glänzendes war. Das hatte
wahrscheinlich ein Vermögen gekostet. Verwöhnter, kleiner, reicher Junge. Sie
begann wieder, ihn in ihrem Kopf niederzumachen und versuchte ihr bestes,
diesen blöden Schauer loszuwerden.
Sie setzte sich hinter das Steuer und
stellte fest, daß sie den Sitz fast einen halben Meter nach vorn schieben
mußte, um die Pedale zu erreichen. Sie ertappte ihn dabei, wie er grinste und
warf ihm einen eiskalten Blick zu.
"Ich sollte dich warnen, ich habe
gerade erst meinen Führerschein gemacht."
Er schaute ein wenig ängstlich, aber
überwiegend amüsiert.
"Na dann, Dana Scully, wird das ja ein
richtiges Abenteuer."
Ende Teil 3
Teil 4
Jetzt bekam es Mulder ein wenig mit der
Angst zu tun. Scully war noch nie eine besonders gute Autofahrerin gewesen. Sie
hatte ihn immer ein bißchen nervös gemacht. Aber das hier war wirklich
beängstigend. Bis jetzt hatte sie drei Stopschilder überfahren und war fast von
der Straße abgekommen.
Es hätte ihm nicht weniger ausmachen können.
Er war mit Scully zusammen und er hoffte, daß ihre Wohnung weit, weit weg lag,
so daß er so viel Zeit wie möglich mit ihr verbringen konnte. Sie war
erstaunlich. Er war wieder völlig von ihr berauscht. Die ersten Minuten der
Fahrt starrte er sie einfach an. Dann wurde ihm
bewußt, daß er etwas zu ihr sagen sollte, versuchen sollte, eine Chance zu finden,
sie wiederzusehen.
Nur heute, befahl ihm sein Verstand. War das
von Anfang an eine dumme Idee gewesen? Höchstwahrscheinlich.
"Und, studierst du hier?"
Er kam sich ziemlich blöd vor, ihr diese
Frage zu stellen, aber er konnte sie wohl kaum fragen, 'Hast du dich schon in
mich verliebt?'
"Noch nicht, aber ich fange im Herbst
an. Und du?"
"Ich habe gerade meine
Grundstudium in Oxford abgeschlossen, und ich werde diesen Herbst
wahrscheinlich mit dem Hauptstudium anfangen."
Er bemerkte wie ihre Mundwinkel nach unten
gingen. Sie sah ein wenig enttäuscht aus, daß er in ein paar Monaten gehen
würde. Nur ein ganz kleines bißchen, aber es war auf jeden Fall ein gutes
Zeichen.
"Oxford in England?"
Er nickte und sie sah noch trauriger aus.
Vielleicht würde er seine Pläne ändern müssen.
"Also Fox Mulder, was studierst du in
Oxford in England?"
Er kämpfte gegen das überwältigende
Bedürfnis an, sie zu küssen.
"Psychologie. Was ist mit dir? Was
wirst du als Hauptfach wählen?"
Sie biß sich auf die Lippen und sah ein
wenig bedrückt aus. Und sehr schön. Mulder stellte besorgt fest, daß er immer
erregter wurde. Nicht, daß das eine Überraschung wäre. Mit ihr zu reden hatte
ihn immer angeregt. Mehr als alles andere.
"Ich bin mir eigentlich noch nicht ganz
sicher. Wir müssen uns erst im zweiten Studienjahr entscheiden, also ... ich
weiß nicht, ich hatte an Meeresbiologie gedacht."
Meeresbiologie?? Er versuchte, seine
Überraschung zu verbergen. Er war nicht sicher, was er erwartet hatte. Es war
ja nicht so, daß er sehr viel über diesen Abschnitt ihres Lebens wußte.
Genaugenommen wußte er so gut wie nichts. Er nahm an, daß er einfach immer
davon ausgegangen war, daß sie von Anfang an gewußt hatte, was sie machen
wollte.
"Das ist wirklich interessant. Wie bist
du zu diesem Entschluß gekommen?"
Außerdem klang es ziemlich sicher.
Vielleicht konnte er ihr einreden, dabei zu bleiben.
"Ich liebe das Meer. Und ich liebe die
Wissenschaft."
Sie dachte kurz über ihre Antwort nach.
"Ich habe mich trotzdem noch nicht
entschieden. Nicht endgültig."
"Es klingt wirklich großartig."
Sie lächelte unsicher und er ließ es dabei
bewenden. Offensichtlich redete sie nicht gern darüber.
"Wo bist du aufgewachsen?
England?"
"Nein, ich bin in Massachusetts
aufgewachsen. Martha´s Vineyard."
" Martha´s Vineyard?"
Sie grinste und hob ihre Augenbraue. Er
konnte förmlich sehen, was sie dachte. Behütet. Reich. Verwöhnt. Er hatte
diesen Blick schon mal gesehen. Er hatte vergessen, wie sich das anfühlte. Er
nickte ein klein wenig schuldbewußt.
"Wie war das?"
"Nicht besonders."
Sie lächelte, Gott sei Dank.
"Was ist mit dir, Dana Scully, wo bist
du aufgewachsen?"
"Überall. Mein Vater ist bei der Navy,
so daß wir oft umgezogen sind. Vor Maryland waren wir in North Carolina, davor
in San Francisco, und davor glaube ich in Seattle. Ich ... ich kann mich
wirklich nicht mehr erinnern, wo wir davor waren. Allerdings niemals in
England."
"Wow, daß muß schwer gewesen
sein."
Er sah, wie ein kurzer Anflug von
Traurigkeit auf ihrem Gesicht stand, der sofort wieder verschwand.
"Es war nicht so schlimm."
Natürlich war es das. Sie starrte eine Weile
wortlos auf die Straße vor ihr. Und dann kam der unvermeidliche Wechsel des
Themas.
"Was hast du eigentlich da draußen
gemacht? Ich meine auf der Party. Bist du mir gefolgt oder so was?"
Diese Sache wollte er nicht unbedingt
besprechen.
"Ziemlich eingebildet von dir, Dana
Scully, das anzunehmen, meinst du nicht?"
Sie schaute beschämt und er bedauerte diese
blöde Bemerkung. Wann würde er wohl aufhören, dummes Zeug zu erzählen?
"Ich bin eigentlich rausgegangen, weil
ich etwas frische Luft schnappen wollte. Die Party hat mich genervt, ich bin
mir sicher, daß du das verstehen kannst."
"Es tut mir leid, ich wollte dir nichts
unterstellen. Ich war nur ... ich denke ich war nur neugierig,"
murmelte sie und es schien ihr mit jeder Sekunde peinlicher zu sein.
"Das ist in Ordnung. Ich war vorhin
auch ziemlich vorwurfsvoll dir gegenüber. Ich hatte wirklich nicht das Recht
dazu. Es tut mir wirklich sehr leid. Was passiert ist ... es war nicht deine
Schuld. Du weißt das, oder?"
Sie nickte abwesend, schien aber nicht allzu
überzeugt zu sein.
"Ehrlich, du solltest dich nicht wegen
der Blödheit eines anderen schuldig fühlen. Du hast nichts falsches getan," sagte er und betonte das du in diesem Satz.
"OK, wenn du meinst. Es ist vorbei.
Dank dir."
Sie drehte sich zu ihm und lächelte und sein
Herz machte einen kleinen Sprung.
"Bist du dir sicher, daß es vorbei ist?
Ich meine, wirst du damit fertig?"
"Es geht mir gut. Es war nichts.
Wirklich."
Verdammt. Sie bog in eine Wohnsiedlung ab.
Er mußte sich schnell etwas einfallen lassen, bevor sie ging. Sollte er sie
nach ihrer Telefonnummer fragen? Ihr seine geben? Das schien so kitschig, so
verabredungsmäßig.
Aber wie sonst würde er sie wiedersehen? Sollte
er überhaupt versuchen, sie wiederzusehen? Sie hielt in einer Parklücke neben
dem Gebäude und schnallte sich ab.
"Fox Mulder, es war schön, dich
kennenzulernen.
Er schwitzte in totaler Panik. Geh nicht
Scully. Geh nicht.
"Ganz meinerseits. Ich äh ... ich nehme
an, ich werde äh ... dich mal wieder sehen?"
Sie nickte und öffnete die Autotür. Er saß
da wie angewurzelt, während sein Verstand ihn anschrie, irgendetwas zu tun.
Egal was. Dann hielt sie inne. Sie drehte sich zu ihm um.
"Weißt du was, ich bin eigentlich gar
nicht mehr so müde. Ich meine, es ist immer noch recht früh und es ist der
vierte Juli. Ich habe meine Ferien noch gar nicht richtig genutzt."
Das war gut. Das war sehr, sehr gut.
"Hast du Lust, äh ... hast du Lust,
eine Weile mit reinzukommen? Ich denke ich werde mir das Feuerwerk von der
Feuertreppe aus ansehen. Nicht besonders aufregend, ich weiß aber ..."
"Ja!" platzte es ohne nachzudenken
aus ihm heraus. Beruhige dich Junge, ermahnte er sich selbst. Mein Gott.
"Ich meine ja. Ich meine, das wäre
wirklich nett."
Sie sah aus, als versuchte sie, nicht laut
zu lachen.
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Scully´s Apartment war sehr ordentlich, sehr
angenehm. Alles war aufgeräumt und an seinem Platz. Es gab sogar
Zimmerpflanzen. Lebende. Und richtige Möbel. Er dachte an die Müllhalde, auf
der er lebte und zuckte innerlich zusammen.
Sie ging ins Schlafzimmer, um ihre
zerrissenen Sachen auszuziehen und er schaute sich ein wenig um. Er blieb am
Bücherregal stehen und schaute sich ihren Lesestoff an. Melville natürlich,
Shakespeare, Joyce, jede Menge Literatur. Einige wissenschaftliche
Abhandlungen. Unser Körper? Der Titel leuchtete ihn geradezu an und er nahm das
Buch und blätterte es durch.
Es schien so eine Art Gebrauchsanweisung für
den weiblichen Körper zu sein. Sehr interessant. Der Abschnitt über
Masturbation schien ziemlich oft gelesen worden zu sein.
"Studierst du fleißig?"
Er schreckte zusammen.
"Ich äh ... ich habe gerade äh
..."
Nach einigen Versuchen brachte er es
irgendwann fertig das Buch zu schließen und in das Regal zurückzustellen.
"Es war mir nicht bewußt, daß es äh
..."
Sie stand mit gekreuzten Armen vor ihm. Sie
sah ernst und streng aus. Und nicht allzu glücklich darüber, daß er in ihren
Sachen herumwühlte. Dann wurde erstaunlicherweise ihr Gesicht wieder weich und
sie lachte leise. Gott sei Dank.
Sie trug eine schwarze Leggins und ein
graues Sweatshirt. Und Stulpen. Scully
trug Stulpen. Er war ein wenig
erleichtert, als er das bemerkte.
"Komm, Neugierde."
Sie führte ihn zur Feuertreppe, die
überraschend groß und bequem war. Sie legte einige Decken über den wackeligen
Boden und es gab genug Platz für beide, sich auszustrecken und das Feuerwerk zu
sehen. Allerdings nicht genug Platz, um mehr als einige Zentimeter zwischen
ihnen frei zu lassen. Es war perfekt. Sie saßen eine Zeitlang in angenehmem
Schweigen zusammen und sahen zu den Lichtern am Himmel. Und sie sahen einander
an.
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Dana fühlte sich immer wohler. Sie war sehr
mitgenommen gewesen von dem, was vorher passiert war, aber sie hatte es
geschafft, es fast zu verdrängen. Fox Mulders Gegenwart war ihr angenehm. Sie
wußte nicht warum, aber sie fing an, ihn gern in ihrer Nähe zu haben. So sehr,
daß sie ein ziemliches Risiko eingegangen war, indem sie ihn hierher eingeladen
hatte. Das war bestimmt nicht die klügste Sache, die sie je gemacht hatte, aber
sie konnte nicht widerstehen. Es hatte nicht so ausgesehen als ob er sie nach
ihrer Telefonnummer fragen würde oder etwas ähnliches
und sie hatte befürchtet, ihn niemals wiederzusehen. Und sie wollte ihn auch
nicht so einfach gehen lassen.
Also saß sie nun zusammen mit ihm auf der
Feuertreppe, so nah, daß sie ihn riechen konnte und sie begann sich zu fragen,
wie es wohl wäre, ihn zu küssen.
Sie drehte sich zu ihm um und bemerkte, daß
er sie ebenfalls ansah. Sie lächelten beide verlegen und er reichte zu ihr
hinüber und nahm das kleine Kreuz, das sie trug in seine Hand. Sie schaute ihn
neugierig an und hoffte, daß er nicht dachte, sie wäre so eine altmodische
Religionsfanatikerin.
"Das ist hübsch. Bist du sehr
religiös?"
"So..sozusagen. Ich meine, ich war es.
Ich meine ... ich weiß es eigentlich nicht so genau."
Warum wußte dieser Typ immer genau, welche
Fragen er stellen mußte, um sie total in Verlegenheit zu bringen? Trotzdem
lächelte er und schien sie zu verstehen, also fuhr sie fort.
"Ich bin katholisch erzogen worden und
ich war die meiste Zeit meines Lebens gläubig, aber jetzt bin ich mir nicht
mehr so sicher. Ich meine, manchmal sehe ich mich um und denke, daß es einen
Gott geben muß, weil es so viel Schönheit auf der Welt gibt. Und manchmal
scheint es, als gäbe es so viel Horror, wie kann Gott das zulassen? Und
natürlich kann ich die Konflikte zwischen der traditionellen Lehre der Kirche
und den wissenschaftlichen Fakten, die ich für wahr halte, nicht ignorieren.
Und politisch gesehen stimme ich so gut wie nie mit der Kirche überein. Also
... äh, ich bin mir wirklich nicht sicher."
Sie beendete ihre Rede mit einem leisen
Kichern. Der arme Kerl hatte tatsächlich in ein Wespennest gestochen. Aber er
schien immer noch interessiert und verständnisvoll.
"Also, glaubst du, daß es eine Ordnung
im Universum gibt, oder denkst du, daß alle Dinge völlig zufällig passieren?
Ich meine, glaubst du an Schicksal?"
Er sah ihr direkt in die Augen und sie
spürte ein weiteres störendes Zittern.
"Fox Mulder, ich denke, daß sind zwei
verschiedene Fragen. Ich glaube, daß es eine Ordnung im Universum gibt, aber
die Frage nach dem Schicksal ist ein völlig anderes Thema."
"Gut, du hast recht. Also ich denke
meine Frage ist, glaubst du an Schicksal? Glaubst du, daß es bestimmte Dinge
gibt, die uns vorherbestimmt sind, bestimmte Menschen, von denen es uns
vorherbestimmt ist, sie zu treffen, egal was passiert?"
Er hielt immer noch ihr Kreuz, drehte es
immer und immer wieder zwischen seinen Fingern. Und die Art wie er sie ansah,
sie begann an das Schicksal zu glauben, von dem er sprach.
"Was genau willst du damit sagen?"
"Ich will gar nichts damit sagen Dana
Scully. Es war nur eine einfache Frage."
"Gut, dann muß ich nein sagen. Ich
denke nicht, daß ich an Schicksal glaube. Ich denke, wir treffen unsere eigenen
Entscheidungen und wir haben letztendlich die Kontrolle über unser Leben. Ich
muß daran glauben. Was wäre der Sinn, es überhaupt zu versuchen, wenn alles
schon entschieden ist?"
Ihr wurde plötzlich bewußt, daß sie beide
flüsterten und daß er ihr sehr, sehr nahe war.
"Gut, aber hast du nie das Gefühl
gehabt, daß, wie man so schön sagt, die Dinge für dich in den Sternen stehen?
Ist dir nie etwas passiert, bei dem du gedacht hast 'Wow, das war Schicksal'.
Das war mehr als nur Zufall."
Sein Blick wanderte über ihre Lippen und sie
hatte auf einmal eine sehr trockene Kehle.
"Hmm ... manchmal."
Wie jetzt.
"Aber trotzdem, letztendlich muß ich an
die Freiheit des Willens glauben. Ich meine ..."
Sie wurde von einem lauten Krachen aus dem
Inneren des Apartments unterbrochen. Er war sofort auf den Beinen.
"Was zum Teufel war das?"
"Keine Ahnung."
"Warte hier und ich sehe nach."
Er ging in das Zimmer und sie folgte ihm.
"Keine Chance, ich komme mit."
Er drehte sich zu ihr um mit einer Mischung
aus Verärgerung und Amüsiertheit.
"Natürlich tust du das."
Er öffnete die Tür zum Apartment und sah
Rebecca, die sich mit einem Typen auf dem Boden wälzte. Es schien so, als
hätten sie bei ihren Aktivitäten eine Lampe umgeworfen, was das Krachen
verursacht hatte.
"Steve?"
Der Typ erhob sich von Rebecca und sah Fox
Mulder an. Offensichtlich kannten sich die beiden.
"Mulder, was tust du hier?"
"Was tust du hier?"
Rebecca stand auf und strich sich die Haare
aus dem Gesicht während sie murmelte "Ich denke es ist ziemlich offensichtlich,
was wir alle hier tun."
Sie zeigte auf Steve und stellte ihn Dana
vor. Sie gaben sich widerwillig die Hände.
"Und du bist sicher Rebecca. Mein Name
ist Mulder."
Die zwei gaben sich die Hände und Dana
schauderte als sie sah, wie Rebecca Mulder musterte. Sie erwartete, daß er das selbe bei ihr tun würde, aber er tat es nicht.
Stattdessen drehte er sich wieder zu Dana um.
"Siehst du Dana Scully, Schicksal.
Deine Zimmernachbarin, mein Zimmernachbar, siehst du, was ich meine?"
Er flüsterte ihr das zu und sie lächelte
über das, was nun ihr privater Witz war. Sie mochte das.
"Komm Steve, lassen wir die Kinderchen
allein."
Rebecca nahm seine Hand und führte ihn in
ihr Schlafzimmer. Dana konnte nicht verstehen, wie sie einfach mit einem völlig
Fremden schlafen konnte. Nicht, daß es eine Überraschung war. Es passierte
ständig. Sie kam sich plötzlich komisch vor. War es das, was er von ihr
erwartete? Hatte sie ihm diesen Eindruck vermittelt, indem sie ihn eingeladen
hatte?
"Also, äh ... nennen dich die Leute so?
Einfach Mulder?"
"Ja, normalerweise. Ich bin allgemein
gesprochen nicht so begeistert von dem Namen Fox als solchem."
"Möchtest du, daß ich dich so
nenne?"
"Wenn du magst. Du kannst mich nennen
wie du willst, Dana Scully."
"Gut, wenn ich dich Mulder nenne, wirst
du mich Scully nennen. Gleichberechtigung und so weiter."
Aus irgendeinem unerfindlichen Grund,
brachte ihn das dazu, sie anzustrahlen.
"Damit kann ich leben."
Ende Teil 4
Teil 5
17. Juli 1982
Ich habe seit Jahren kein Tagebuch mehr
geführt. Ich hatte eines, als ich zwölf war. Bill hat es gestohlen und seinen
Freunden gezeigt. Das war das letzte Mal. Sogar jetzt habe ich Angst, meine
tiefsten Gefühle auf Papier zu bringen, einen Hinweis auf das zu hinterlassen,
was in mir vorgeht. Aber jetzt gibt es wirklich niemanden, für den es sich
lohnen würde, mein Tagebuch zu stehlen. Uns es gibt auf jeden Fall niemanden,
mit dem ich darüber reden könnte. Niemand würde es jemals verstehen. Und ich
muß darüber reden. Ich muß es zugeben, wenn auch nur mir selbst
gegenüber.
Ich bin verliebt. Wow. Das klingt genauso
dumm, wie ich es mir vorgestellt habe. Dumm aber wahr. Ich bin verliebt und es
macht überhaupt keinen Sinn.
Ich habe Mulder vor knapp einem Monat
getroffen. Wir haben uns nie geküßt uns noch nicht einmal umarmt und trotzdem
füllt meine Liebe zu ihm jeden Augenblick meines Seins. In der Nacht, in der
ich ihn traf, verbrachten wir Stunden damit zu reden. Nur reden, über dieses
und jenes, zusehen wie die Sonne über der Feuertreppe aufging, uns in die Augen
sehen und anlächeln. Als diese Nacht vorüber war, wußte ich, daß ich ihn liebe.
Seitdem haben wir fast jeden Tag miteinander
verbracht. Wir sind ins Kino gegangen, in den Park, sind lange spazierengegangen
und haben uns unterhalten. Manchmal sind wir einfach in meinem Apartment
geblieben und haben ferngesehen und uns stundenlang unterhalten.
Ich hatte niemals so einen Freund. Ich habe
niemals jemanden gekannt, mit dem ich meine Zeit so verbringen konnte, wie mit
ihm. Und es macht ihm tatsächlich Spaß. Er denkt nicht ständig daran, Parties
zu feiern und daran, mit wem er als nächstes schlafen würde. Er denkt über
Philosophie nach und Wissenschaft und Kunst und Religion und ... einfach über
alles! Er ist der interessanteste Mensch, den ich je kennengelernt habe.
Und er redet nicht pausenlos wie die meisten
möchtegern - intelligenten Jungs. Er versucht mich nicht mit seinem
umfangreichen Wortschatz und seinem Wissen über Mikrobiologie zu beeindrucken.
Er hört mir zu, er hört richtig zu. Nicht nur wie ein nickender Idiot. Und ich
kann sagen, daß er mir wirklich zuhört, weil er manchmal etwas von dem, was ich
sage in Frage stellt und dann streiten wir uns oder diskutieren und es macht
Spaß. Es macht tatsächlich Spaß.
Es habe es vorher nie schön gefunden, mit
jemandem zu diskutieren. Ich hasse den Konflikt, die unvermeidliche
Mißstimmung. Aber mit Mulder ist das anders. Seine Gedanken sind so
ungewöhnlich, so anders als meine, so daß es aufregend und erfrischend ist,
sich mit ihm zu unterhalten. Manchmal lerne ich etwas von ihm und manchmal
lernt er etwas von mir, aber wir gehen niemals im Streit auseinander.
Rebecca kann ihn nicht leiden. Sie glaubt,
er ist unheimlich und gestört. Sie versteht nur seine Art Humor nicht. Sie
versteht überhaupt nichts, was ihn betrifft. Sie denkt er paßt nicht zu mir und
ist schlecht für mich. Es ist mir egal. Es ist mir egal, was die Leute denken.
Er ist wundervoll. Er ist sorgsam, süß, lustig, gutaussehend, brilliant und,
das Beste dabei ist, er hat keine Ahnung, daß er irgendetwas davon ist. Sicher,
er weiß vielleicht, daß er brilliant ist, er kann ein bißchen arrogant sein,
was seinen Verstand betrifft. Aber er ist unglaublich unsicher ALLES ANDERE
betreffend.
Er gibt mir das Gefühl, daß außer uns beiden
niemand auf der Welt existiert. Wir können zusammen in einem Raum voller
Menschen sein und er schaut nur mich an und redet mit keinem anderen außer mir.
Er gibt mir das Gefühl, daß ich etwas besonderes bin
und geliebt werde einfach nur, weil ich in seiner Nähe bin.
Natürlich habe ich keine Ahnung, ob ich
geliebt werde. Ich weiß nicht, ob er mich als guten Kumpel sieht, jemanden, mit
dem er den Sommer verbringen kann, oder ob da mehr ist. Manchmal berührt er
mich auf eine ganz bestimmte Art und Weise, macht eine versteckte Andeutung,
aber er verfolgt das nie bis zum Ende. Ich kann nie sagen, ob er es ernst
meint, oder ob er nur einen Scherz mit mir macht. Ich möchte das herausfinden.
Er geht in zwei Monaten nach England und ich
muß wissen, was er für mich fühlt, bevor er fährt. Ich will wissen, ob ich ihn
jemals wiedersehen werde. Oh Gott, der Gedanke, ihn nicht wiederzusehen bringt
mich um. Es ist lächerlich. Ich kenne ihn seit zwei Wochen und habe das Gefühl,
ich könnte ohne ihn nicht leben. Sowas Blödes. Ich versuche mir ständig
einzureden, er ist nur ein Kerl, laß dich nicht vereinnahmen, laß dir nicht
wehtun, und ich versuche es, ich tue das wirklich. Aber ich vertraue ihm. Sogar
mit meinem Herzen. Wie kann das sein?
Ich muß jetzt mit Schreiben aufhören, weil
er hierher unterwegs ist, um mich abzuholen. Wir fahren nach DC und sehen uns die Monuments bei Nacht an. Das ist
die Sachen, die er wirklich gerne tut. Unglaublich.
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Mulder war glücklich. Glücklicher als er
jemals gewesen war. Es hatte mit Scully Momente gegeben, in denen er glücklich
war, aber die waren flüchtig. Sie hielten nie an. Es hatte immer Krisen oder
etwas anderes gegeben, die ihre wenigen Augenblicke des Friedens unterbrach.
Dieses war die längste Zeitspanne ununterbrochenen Glücks, die er je hatte.
Er hatte fast jeden Tag in den letzten zwei
Wochen mit ihr verbracht und sie kamen sich jedes Mal ein wenig näher.
Sie war etwas anders, weil sie so jung war, aber im Inneren war sie dieselbe.
Schön, brilliant und verdammt aufregend. Die Tatsache, daß er in der Lage
gewesen war, ihre Freundschaft und ihr Vertrauen zu gewinnen, war das schönste
Geschenk, daß er hätte erhalten können.
Er war so glücklich, daß er sich fast
schuldig fühlte. Es gab so viele Dinge, die er ihr noch nicht erzählt hatte
über seine Familie, seine Vergangenheit, alles. Er wollte sie nicht mit seinen
Problemen belasten, so wie er es das erste mal getan
hatte. Er wollte sie als Menschen kennenlernen, wollte seine Selbstsucht wieder
gut machen, aber es schien ihm irgendwie nicht ehrlich zu sein. Sie hatte ihm
so viel über sich erzählt und er hatte ihr so gut wie nichts gesagt.
Er hatte angefangen, darüber nachzudenken,
als seine Mutter anrief. Sie wollte, daß er sie besucht. Allein darüber
nachzudenken führte ihn zu Millionen von ungelösten Problemen. Seiner Vater lebte 1982 noch. Es gab so viel, mit dem er
anders umgehen mußte. Er wollte das mit Scully teilen.
Noch schlimmer als diese Unterlassung war
jedoch, daß er anfing sich sehr unwohl dabei zu fühlen, daß er Scully noch
nicht erzählt hatte, wie er hierher gekommen war. Er wollte ihr von ihrer
gemeinsamen Vergangenheit, oder Zukunft, oder was immer es war, erzählen. Nicht
daß es sehr wahrscheinlich war, daß sie ihm glauben würde. Aber er hatte das
Gefühl sie anzulügen, indem er es ihr nicht erzählte. Er wußte, daß er damit
nicht sehr viel länger leben konnte.
Das würde bedeuten, ihr von ihrer Entführung
zu erzählen, ihrem Tod, einer Menge furchtbarer Sachen. Er wollte sie nicht
erschrecken. Er wollte auch nicht, daß sie glaubte er wäre ein Wahnsinniger.
Seine schlimmste Befürchtung war, daß er ihr all diese Sachen erzählen würde
und sie ihn dann nie wieder sehen will.
Er schob diese Sorgen zeitweilig beiseite,
als er mit ihr über den Highway in die Stadt fuhr. Er hatte momentan Probleme,
sich auf etwas anderes als auf sie zu konzentrieren. Sie hatte diesmal engere
Jeans als sonst angezogen. Normalerweise trug sie sehr weite Sachen und er
hatte vor ein paar Tagen anklingen lassen, auf eine Art, die ihn wie er hoffte
nicht wie ein Schwein klingen ließ, daß sie vielleicht einmal etwas anziehen
sollte, das ihre Figur etwas mehr betont. Sie hatte etwas beschämt ausgesehen
und ihn gefragt, was den da zu betonen wäre. Eine Menge war seine Antwort und
sie hatte offensichtlich zugehört.
Und ihre Haare. Sie hatte ihre wallende
Mähne zu zwei Zöpfen geflochten, die an jeder Seite ihres Gesichtes
herunterhingen. Zöpfe. Sie machten sie noch ein bißchen jünger als sonst aber
sie waren wundervoll. Und er konnte dadurch einmal ihr Gesicht richtig sehen.
Er faßte zu ihr hinüber und nahm einen Zopf
in seine Hand. Sie drehte sich zu ihm mit rotem Gesicht. War sie beschämt oder
erregt durch seine Berührung? Sie war immer noch so ein Rätsel.
"Die sehen blöd aus, richtig?"
"Nein. Die sind süß."
Sie zog eine Grimasse.
"Süß ist blöd."
"Nein, süß ist süß. Ich mag sie. Du
siehst wirklich hübsch aus."
Sie lächelte und wurde wieder rot. Er zog
seine Hand weg, als er bemerkte, daß er eine Erektion bekam. Das ist nicht der
richtige Weg, warnte er sich zum x-ten Mal. Sie war so jung. Das letzte, was
sie brauchte, war von seinen pervertierten Gelüsten verdorben zu werden. Er
hatte versucht, ja bei Gott er hatte wirklich versucht, diese überhaupt nicht
zu verspüren. Aber sie war so verdammt scharf. Sie war Scully, um Himmels
Willen. Und er war wieder einundzwanzig Jahre alt, die Hormone strömten
ungezügelt durch seinen Körper. Er konnte es nicht verhindern, daran zu denken.
Aber er würde sich unter Kontrolle haben. Er mußte. Es wäre einfach nicht
richtig. Nicht jetzt. Noch nicht.
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Scully seufzte in sich hinein. Warum tat er
das ständig? Er berührte sie, sagte irgendetwas ganz süßes und zog sich dann
plötzlich und unerwartet von ihr zurück. Sie hatte schon sehr lange auf den Tag
gewartet, an dem er sich nicht zurückziehen würde. Auf den Tag, an dem er ihr
Gesicht in seine Hände nehmen und sie küssen würde. Ihre Geduld war langsam am
Ende. Sie hatten nicht mehr sehr viel gemeinsame Zeit und sie begann darüber
nachzudenken, daß sie diejenige sein müßte, die diesen Tag Wirklichkeit werden
ließ. Der Gedanke machte ihr Angst, aber sie wußte
nicht, wie lange sie es noch aushalten würde, es nicht zu wissen.
Mulder fand eine Parklücke in der Nähe der Monuments und sie begannen, durch die Stadt zu
spazieren. Es war nachts so schön. Sie starrte auf die Lichter der Gebäude und
er starrte in den Himmel. Sie liefen nebeneinander her und sie hatte das
überwältigende Bedürfnis, seine Hand zu nehmen. Sie steckte ihr Fäuste tief in
ihre Taschen, um ihren Wunsch zu unterdrücken.
Als sie das Jefferson Memorial erreichten,
drehte er sich zu ihr um.
"Meine Mutter hat mich heute
angerufen."
Sie sah ihn fragend an. Er hatte seine Mutter
nie in einem anderen Zusammenhang erwähnt als dem, daß seine Eltern geschieden
waren.
"Ist das gut oder schlecht?"
"Ich bin mir nicht sicher. Sie möchte,
daß ich sie besuchen komme."
Sie wurde sofort besitzergreifend. Wenn er
zu Martha´s Vineyard fuhr, würde er nicht bei ihr sein, möglicherweise
tagelang.
"Wirst du hinfahren?"
"Wahrscheinlich. Wahrscheinlich
nächstes Wochenende."
Scully versuchte, ihre Enttäuschung zu
verbergen.
"Wie ist sie so?"
"Äh..."
Mulder schaute in den Himmel, und es schien,
als suchte er dort nach einem passenden Adjektiv.
"Empfindlich. Sie ist
empfindlich."
Empfindlich? Scully konnte es sich nicht
vorstellen, eine empfindliche Mutter zu haben.
"Wie kommt das?"
Er zuckte mit den Schultern und spielte mit
dem Saum seines T-Shirts. Mulder hatte nicht sehr oft über seine Familie
gesprochen und sie hatte nicht gefragt, aber sie war immer neugierig und aus
irgendeinem Grund auch ein wenig besorgt gewesen.
"Sie hat ziemlich schwere Zeiten hinter
sich. Scully ... da gibt es ein paar Sachen, über die ich noch nicht mit dir
gesprochen habe. Ich habe es dir nicht erzählt, weil ich nicht wollte, daß du
dir wegen mir Sorgen machst oder dich aufregst, weil es für mich keine große
Sache mehr ist. Ich meine, ich bin darüber hinweg, aber ..."
"Aber was?"
Ihr war plötzlich ganz mulmig zumute.
"Aber es ist ein Teil von dem, was ich
bin und ich möchte, daß du davon erfährst."
Sie bedeutete ihm mit einer Handbewegung,
sich neben sie auf die Treppenstufen zu setzen und er tat es. Und dann begann
er zu erzählen. Sie unterbrach ihn nicht, hörte nur seine Geschichte an. Und
was das für eine Geschichte war. Eine Geschichte von einer vermißten Schwester
und einem verbitterten Vater, von emotionaler Vernachlässigung, verbalem
Mißbrauch, Nächten, in denen sein Vater so betrunken war, daß er nicht wußte,
was er tat, Nächte, in denen er seinen verängstigten Sohn und seine hilflose
Frau schlug, von der Schuld, die Mulder gefühlt hatte, weil seine Schwester
gehen ließ. Es war das traurigste, was sie je gehört hatte. Sie wußte, daß es
ihm nicht um ihr Mitleid ging, er hatte es ihr erzählt, weil es sein Leben war,
weil es ihm zu dem Menschen gemacht hatte, der er jetzt war. Er wollte nicht,
daß es ihr um ihn leid tat. Aber es tat ihr leid und es brachte sie zum Weinen.
Er reichte zu ihr hinüber und wischte die
Tränen weg, die haltlos ihre Wangen hinunterliefen.
"Nicht Scully, weine nicht. Bitte weine
nicht. Es ist in Ordnung."
"Es ist nicht in Ordnung Mulder.
Keinesfalls. Es ist schrecklich. Es tut mir so leid. Ich kann mir noch nicht
einmal vorstellen, wie das gewesen sein muß."
Sie konnte es wirklich nicht. Ihre eigene
Familie war bei weitem nicht perfekt. Es gab Zeiten, zu denen sie alle ihre
Geschwister gehaßt hatte und ihr Vater war ein strenger autoritärer Mensch, der
Liebe und Zustimmung wie Essensreste verteilte, aber sie hatte niemals auch nur
annähernd etwas ähnlich schlimmes ertragen müssen. Niemand hatte sie jemals so
niedergemacht, wie Mulder´s Vater es mit Mulder getan hatte. Und so sehr ihre
eigenen Geschwister sie ärgerten, sie konnte sich den Schmerz und die Schuld
nicht vorstellen, die sie gefühlt hätte, wenn einer von ihnen unter mysteriösen
Umständen verschwunden wäre.
Sie nahm eine seiner Hände fest in ihre
eigene.
"Es tut mir so leid, daß du das
durchmachen mußtest."
Er lächelte sie breit an. Er schien wirklich
nicht allzu erschüttert darüber zu sein.
"Es ist in Ordnung Scully. Das ist es
wirklich."
"Gut, aber wenn du jemals darüber reden
möchtest, dann zögere nicht. Ich werde da sein."
Er drückte ihre dankbar ihr
Hand und begann dann, sie wieder wegzuziehen. Sie ließ ihn nicht los. Nicht
diesmal. Sie zog ihn wieder zu ihr. Dann beugte sie sich zu ihm und küßte ihn
zart auf die Wange. Er kniff seine Augen zusammen und sie nahm die Möglichkeit
wahr, ihn auf seine Augenlider zu küssen. Dann bewegte sie sich langsam zu
seiner Stirn und dann zu seinem Kinn. Er zitterte und schien seinen Atem
anzuhalten.
Sie war seinem Mund so nahe. Sie hörte einen
Augenblick auf, um die glitzernde Feuchtigkeit, die Fülle seiner Unterlippe zu
bewundern. Sie mußte es tun. Sie mußte einfach.
Sie atmete tief ein und berührte nervös
seinen Mund mit ihrem. Sie drückte ihn zärtlich und er reagierte sekundenlang
überhaupt nicht. Dann war es, als ob alle Dämme plötzlich in ihm brachen. Er
nahm ihre Lippen gefangen und küßte sie mit einer überwältigenden Leidenschaft,
einer Leidenschaft, die sie nie vorher in ihrem Leben erfahren hatte.
Er schlang seine Arme um ihre Hüfte und zog
sie ganz fest an sich heran. Er stöhnte und seine Zunge tauchte in ihren Mund
ein. Ihr wurde ein wenig schwindelig. Sie war noch niemals auf eine solche
Weise geküßt worden, hatte noch niemals etwas derartiges
gespürt. Es war nur ein Kuß, aber es war der emotional erfüllendste, sexuell
erregendste Augenblick ihres Lebens. Ihr ganzer Körper bebte. Sie war erregter
als je zuvor. Ihr Herz schlug so laut und schnell, es war alles, was sie hören
konnte.
Seine Hand schlüpfte unter ihr Shirt und er
begann, zart über ihren Bauch zu streicheln. Seine Berührung fühlte sich wie
Feuer auf ihrer nackten Haut an. Wie konnte sich irgendetwas nur so gut
anfühlen? Sie schrie tatsächlich in seinen Mund wegen dieser Empfindung.
Sie wollte, daß dieser Kuß niemals aufhörte.
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Er küßte Scully. Er küßte sie tatsächlich.
Gott stehe ihm bei, er konnte nicht aufhören. Es war zu gut. Zu viel. Es gab
Gründe, warum er das nicht tun sollte aber hätte sich an diese nicht erinnern
können, selbst wenn es um sein Leben gegangen wäre. Sie schmeckte so süß. Und
die Geräusche die sie machte, die Art, wie sie sich in seinen Armen wand machte
ihn absolut verrückt. Sie war scharf wie die Sünde. Und das machte ihn heiß. Zu
heiß.
Der Winkel, in dem sie sich zueinander
befanden wurde ein wenig unbequem, so daß sie in seinen Schoß kletterte. Er
nahm an, daß sie so seinen Mund besser erreichen konnte. Das war zuviel.
Er stöhnte, als ihr Hintern seine Erregung
berührte, die sich gegen seine Hose preßte. Das war schlecht. Aber, mein Gott,
es war gut.
Und sehr, sehr schlecht. Es könnte darauf
hinauslaufen, daß er es gleich hier auf den Stufen des Jefferson Memorials mit
ihr trieb, direkt vor den Augen einer Gruppe japanischer Touristen, wenn sie
nicht sofort aufhörten. Die Leute fingen schon an, sie anzustarren.
Er zog seinen Mund widerwillig weg, um zu
versuchen, mit ihr zu reden.
"Scully..."
Sie drückte sich gegen ihn und er vergrub
sein Gesicht in die Vertiefung ihres Halses und biß in die zarte Haut dort, um
nicht zu schreien. Sie ergriff seinen Hinterkopf und drückte seinen Kopf in die
Richtung ihrer Brüste.
Nein. Das mußte aufhören. Verdammt, daß
mußte jetzt sofort aufhören.
"Scully."
Er zog seinen Kopf aus ihrem Griff und
schaute ihr ins Gesicht. Ihre Haut war rot und ihre Lippen waren geöffnet. Sie
keuchte. Oh Gott, sie keuchte. Ihre Augen waren so wild, wie er sich fühlte.
"Scully, wir können nicht ... das ...
hier ... ich ..."
Sie lachte atemlos.
"Nein, ich denke, das können wir nicht.
Willst du weg hier Mulder? Vielleicht wieder zurück in mein Apartment?"
Sie streichelte sein Gesicht und schaute ihn
mit einem Blick an, auf den er von ihr seit einer Millionen Jahre gewartet
hatte.
"Äh, Scully..."
Er hatte keine Ahnung, wie weit sie damit
gehen wollte. Und er wußte, daß er ihr nichts abschlagen konnte, egal wie
vermessen es war oder wie falsch es war.
"Mulder, ich will dich. Ich will mit
dir zusammen sein. Ich möchte daß du mit mir schläfst."
"Oh ... Scully. Oh Gott."
Sie lehnte sich zu seinem Ohr und flüsterte
ihm ins Ohr. "Willst du das Mulder? Willst du
mich?"
Er fragte sich, wie sie ihn das überhaupt
fragen konnte. Der Beweis seines Wollens drückte sich gerade in ihre
Kehrseite.
"Ich wi ... ja. Ich will das. Ich will
dich. Scully. Ich will dich so sehr. Aber ich denke ..."
Was dachte er? Er konnte ihr nicht sagen,
daß sie zu jung für ihn war, daß es nicht ihre Zeit war, daß er schon allein
deswegen ein Perverser war, weil er sie überhaupt geküßt hatte. Sie würde das
nicht verstehen. Sie würde denken, er weist sie ab.
Aber er konnte diese Situation nicht
ausnutzen. Hier waren wahrscheinlich nur überaktive Teenager Hormone am Werk.
Er mußte ihr die Chance geben, sich abzukühlen, darüber rational nachzudenken
und vor allem er brauchte die Chance, das zu tun.
"Ich denke, wir sollten ein bißchen
darüber nachdenken, Scully. Darüber reden."
Reden?" murmelte sie, während sie
wundervolle Küsse auf seinem Nacken verteilte.
"J ... ja, du weißt ... äh, so daß wir
sicher sind, daß das wirklich das ist, was du wi..." sein eigenes Stöhnen
unterbrach ihn, als sie sich gegen ihn drückte und den empfindlichen Punkt
hinter seinem Ohr leckte. Sie würde ihm das sicher nicht leicht machen.
"Das ist, was ich will," flüsterte sie in sein Ohr.
"Scully, du denkst, das es das ist, ab..."
"Ich denke nicht. Ich weiß es."
Sie fuhr mit ihren Fingern über seine
Armmuskeln und unter die Ärmel seines Hemdes und begann, seinen Hals
aggressiver als zuvor zu küssen, zu beißen und zu lecken. Seine Hände preßten
sich unwillkürlich um ihre Taille und er stöhnte frustriert.
"Wir ... wir müssen äh, weg ...
gehen."
Ein paar Teenager liefen an ihnen auf den
Treppen vorbei und kicherten und Mulder glaubte, daß er eine Frau gesehen
hatte, die die Augen ihres kleinen Sohnes verdeckte. Sie lieferten hier eine
ziemliche Show ab und es konnte nur noch schlimmer werden.
"Sc... Scully, wir müssen gehen
..."
Sie unterbrach ihn mit einem weiteren Kuss
und er verlor sich darin und vergaß einen wundervollen Augenblick lang, wo sie
waren und wer er war.
Ihm wurde klar, dass es nur einen Weg gab,
sie von diesen verdammten Treppen wegzubekommen. Er stand auf und trug sie
herunter.
Er ignorierte ihren gedämpften Protest und
die Blicke de Touristen und trug sie den ganzen Weg
bis zum Bürgersteig. Dann stellte er sie direkt neben sich wieder auf ihre
Füße.
Sie sah ihn fragend an.
"Wir müssen gehen, Scully."
"Also dann, zu mir?" sie
befeuchtete ihre Lippen mit ihrer Zunge und er hätte fast wieder gestöhnt.
"Kein Ahnung, wir müssen ... du mußt
... wir sollten ein bißchen darüber nachdenken."
Ihr enttäuschter Blick und ihr schmollender
Mund konnten ihm nicht entgehen. Er hätte weinen können. Er ließ sie wieder im
Stich. Aber auf lange Sicht wäre es das Beste für sie.
Sie liefen durch die Stadt und er versuchte,
sie nicht zu berühren; versuchte, sie nicht anzusehen. Er versuchte, das
pulsierende Verlangen zwischen seinen Beinen zu ignorieren. Er konnte das nicht
tun. Es wäre nicht richtig. Je länger er darüber nachdachte, je sicherer war er
sich, daß es richtig war. Sie kannte ihn erst seit ein paar Wochen. Es war
unmöglich, daß sie sich in dieser kurzen Zeit in ihn verliebt haben konnte und
er würde sich dabei nicht wohl fühlen, so lange er nicht genau wußte, daß sie
ihn liebte. Sie war jung und er war eine neue, aufregende Bekanntschaft in
ihrem Leben. Deswegen wollte sie das und er weigerte sich, das auszunutzen.
Obwohl er sie mehr als alles andere auf der Welt begehrte. Es wäre ihr
gegenüber nicht fair. Davon abgesehen würde eine romantische Beziehung mit ihm,
ihr auf lange Sicht nur Schmerzen zufügen. Deswegen hatte er das vorher
vermieden.
Er ging diese Argumente durch, während sie
liefen. Sie waren sinnvoll. Sie waren logisch und passend. Aber sie ließen sie
kein bißchen weniger verführerisch aussehen in ihren engen Jeans und dem Tank
Top und diesen süßen kleinen Zöpfen; sie führten nicht dazu, daß all sein Blut
aufhörte, direkt in seinen Penis zu strömen, wenn er neben ihr stand;
ihretwegen würde er sie kein bißchen weniger lieben, als er es immer getan
hatte, und auf lange Sicht würden sie nicht in der Lage sein, ihn von ihr
fernzuhalten. Außer wenn sie aufhören würde, ihn zu begehren.
In jedem Fall mußte er ihr
Zeit geben zu entscheiden, ob es das war, was sie wollte. Oder nicht wollte. Es
war zu früh. Sie brauchte Zeit.
Ende Teil 5
Teil 6
Scully dachte ebenfalls über Zeit nach.
Zeitverschwendung. Das war es, was sie taten - herumlaufen und versuchen,
einander nicht zu begehren. Und zu welchem Zweck? Sie würde ihre Meinung nicht
ändern.
Sie hatte darüber nachgedacht. Sie hatte
lange und gründlich darüber nachgedacht. Das war keine Entscheidung, die sie
auf die leichte Schulter nahm. Sie hatte darauf gewartet. Sie hatte auf den
richtigen Mann und den richtigen Zeitpunkt gewartet und sie war sich jetzt
sicher, daß dieser gekommen war.
Es war eigenartig, sie hatte so oft nein zu
so vielen Jungs gesagt. Jungs, die sie wesentlich länger als Mulder gekannt
hatte. Aber sie hatte diese Jungs nicht geliebt. Sie war sich nicht sicher
gewesen. Sie hatte diese Verbindung nicht gespürt. Mit keinem.
Diese Verbindung war stark genug, daß sie
einen Satz gemurmelt hatte, den sie sich selbst niemals zugetraut hätte.
"Ich möchte, daß du mit mir
schläfst."
Oh Gott, sie hatte das tatsächlich gesagt.
Mit jedem anderen wäre es ihr zu peinlich gewesen, diese Worte überhaupt zu
sagen. Sie war gleichzeitig aufgeregt und verängstigt, weil er sie dazu hatte
bringen können.
In dem Moment, in dem sie Mulders Auto
erreicht hatten, war sie noch mehr davon überzeugt, daß das hier in Ordnung
war. Sie mußte ihn wissen lassen, wie sie fühlte. Das würde ihn überzeugen.
Wenn er wüßte, daß sie ihn liebt, würde er damit einverstanden sein, er würde
wissen, daß es wirklich das war, was sie wollte. Und vielleicht, nur
vielleicht, würde er es auch zu ihr sagen.
Sie war wie gelähmt. Sie hatte diese Worte
bisher zu niemand anderem als zu ihrer Mutter oder zu ihrer Schwester gesagt.
Und da war sie sicher, daß sie das sofort erwidert hätten.
Sie hatte das starke Gefühl, daß Mulder sie
ebenfalls liebte. Wie könnte sie ein Mann so küssen und sie nicht lieben? Aber
ob er wirklich sagen würde, war ein ganz anderes Thema.
Sie saßen eine Weile wortlos im Auto. Sie
waren jetzt allein. Allein in einem dunklem Auto. Sie konnte ihn atmen hören.
Sie konnte in riechen. Sie konnte fast ihr eigene
Erregung riechen. Er saß im Fahrersitz und sagte und tat nichts, er starrte
lediglich aus dem Fenster hinaus ins Leere.
"Mulder?"
"Entschuldige. Ich habe nur
nachgedacht."
Er drehte den Schlüssel, um den Motor
anzulassen, aber sie griff nach seiner Hand, um ihn davon abzuhalten.
"Scully ..."
"Es ist wichtig Mulder. Ich muß dir
etwas sagen."
Er biß sich auf die Unterlippe und starrte
wieder aus dem Fenster. Er schien nervös zu sein. Sogar sehr.
"Mulder ich weiß, daß das eigenartig
ist. Ich weiß, daß man nicht so schnell, nachdem man jemanden getroffen hat, so
empfinden sollte. Aber ich kann nichts dagegen tun. Ich spüre einfach diese
Verbindung zu dir und die ist so stark. Ich kann es einfach nicht ignorieren.
Und ich ..."
"Scully bitte!"
Er sah aus, als wenn er Schmerzen hätte. Er
klang, als wenn er den Tränen nahe wäre. Und er sah sie immer noch nicht an.
Er wußte, was kommen würde. Es war
offensichtlich, daß er es nicht hören wollte. Aber sie konnte jetzt nicht aufhören,
nicht jetzt, wo sie ihrem Ziel so nahe war.
"Ich möchte nur, daß du weißt, daß
..."
"Scully. Nicht."
Er war wirklich außer sich und wollte
verzweifelt, daß sie aufhört.
"Ich liebe dich Mulder. Ich ... ich
liebe dich einfach."
Sie atmete erleichtert aus und drehte sich
zu ihm um. Er hatte seine Augen fest zusammengekniffen und schlug mit dem Kopf
gegen die Kopfstütze. Das war nicht unbedingt die Reaktion, die sie sich
erhofft hatte. Er sah elender aus, als sie ihn je gesehen hatte. Er liebte sie
nicht. Was hatte sie getan? Oh Gott, wie lächerlich hatte sie sich gerade
gemacht? Sie hatte sich ihrem einzigen richtigen Freund an den Hals geworfen,
ihm gesagt, daß sie ihn liebt. Er würde sie wahrscheinlich nie wieder sehen
wollen.
Er war lange Zeit still und sie machte sich
weiter im Stillen Vorwürfe. Was für ein Dummkopf sie war, was für ein totaler
Idiot. Sie hatte alles kaputtgemacht. Warum hatte sie ihn überhaupt geküßt?
Nach weiteren Minuten der Stille fühlte sie
Tränen in sich aufstiegen und sie war so weit, ihn zu bitten, sie einfach so
schnell wie möglich zu Hause abzusetzen. Sie würde nicht in seiner Gegenwart
weinen. Sie würde ihn nicht sehen lassen, was er ihr angetan hatte.
"Scully, du tust es nicht."
Was? Sie hatte das wahrscheinlich nicht
richtig verstanden. Er konnte das unmöglich gesagt haben. Aber er hatte und er
öffnete schließlich seine Augen, sah sie an und setzte fort.
"Du denkst, daß du es tust, aber du
tust es nicht. Nicht wirklich. Du kennst mich gar nicht richtig, Scully. Nicht
vollständig. Nicht die schlimmen Dinge, nur die Dinge, die ich dich sehen
lasse. Du weißt nicht, was für eine Art Mensch ich sein kann, wer ich wirklich
bin."
Während er sprach, wurde ihre völlige
Verzweiflung sehr schnell von überwältigendem Ärger ersetzt. Ihr Brustkorb
verkrampfte sich und sie hatte das Gefühl, daß sie ihn tatsächlich schlagen
könnte. Wie konnte er es wagen? Wie konnte er es wagen, ihre Gefühle zu
bezweifeln, zu glauben, daß er besser wüßte, was sie fühlte, als sie selbst?
Wie konnte er es WAGEN?
"Du Idiot,"
knurrte sie durch zusammengebissene Zähne.
"Was?"
"Ich öffne mich dir, sage dir etwas,
was ich in meinem ganzen Leben noch niemandem gesagt habe, serviere dir mein
Herz auf einem Silbertablett, damit du es in Stücke schneiden kannst, schenke dir
jedes Bißchen Vertrauen, das ich besitze und alles, was du tun kannst, ist hier
zu sitzen wie ein totaler Idiot und mir zu sagen, daß ich Unrecht habe, daß ich
nicht weiß, was ich fühle. Was denkst du bin ich? Ein verdammtes Kind? Zur
Hölle mit dir!"
Sie weinte jetzt. Der blöde Kerl hatte es
wieder geschafft, daß sie weinte. Sie konnte sich nicht erinnern, jemals
jemanden so angeschrien zu haben. Sie hätte sich dadurch besser fühlen sollen,
aber sie fühlte sich nur noch hundertmal schlechter.
"Nein Scully, das denke ich nicht. Ich
denke nur nicht ..."
Er wollte ihr Gesicht berühren, aber sie
schlug seine Hand weg.
"Zur Hölle mit dir! Es ist mir egal,
was du denkst. Hast du die leiseste Ahnung, wie schwer das für mich war? Zur
Hölle mit dir!"
"Ich kann es mir vorstellen. Scully ...
bitte ..."
"Bitte was?"
Er schaute sie nur mit diesem blöden
Gesichtsausdruck an.
"Bitte was verdammt!"
"Ich ... äh."
Er erinnerte sie an ein Reh, das ins
Scheinwerferlicht geraten war. Totale Panik. Sein Mund stand offen und seine
Augen waren vor Schreck geweitet. Sie würde es ihm zeigen. Sie mußte es ihm
zeigen. Er hatte Unrecht, nicht sie.
"Du denkst, daß ich nicht weiß, was ich
fühle? Du denkst ich weiß nicht, worüber ich rede? Ich werde dir zeigen, wie
ich fühle, du selbstgerechtes kleines Arschloch."
Sie nahm sein Gesicht in ihre Hände, fuhr
mit ihren Fingernägeln sein Gesicht hinauf, preßte sie tief in seine Kopfhaut
und küßte ihn. Wieder. Gott helfe ihr. Sie wußte nicht, was sie das tun ließ,
aber irgendetwas sagte ihr, daß dies die einzige Möglichkeit war.
Sie küßte ihm mit all der Wut und all der
Liebe, die in ihr war. Sie schob seine Lippen mit ihrer Zunge auseinander und
mit einem hilflosen Wimmern ließ er sie hinein. Ihre Zungen trafen sich in
einem Tanz aus Raserei und Begehren. Ihre Tränen flossen und vermischten sich
in ihren Mündern.
Sie kletterte ein zweites Mal aggressiv auf
ihn und drückte ihn in seinen Sitz. Er war wieder hart und sie preßte sich
lüstern an ihn und brachte sie damit beide zum Aufstöhnen. Seine Hände tasteten
blind umher, bis er die Rückseite ihres T-Shirts zu fassen bekam. Der Klang von
Schniefen, Keuchen und Stöhnen erfüllte den Wagen.
Sie fühlte, wie seine Zunge die Rückseite
ihrer Kehle berührte und sie wußte, daß sie ihn hatte. Sie lehnte sich dann
zurück, unterbrach den Kuß und ließ ihn mit offenstehendem Mund und atemlos
zurück.
"So. Was hältst du davon?" fragte
sie, überrascht, das sie jetzt noch sprechen konnte.
"Ich ... äähh... Scully ..."
"Denkst du immer noch, daß ich Unrecht
habe? Denkst du, daß ich dich so küssen könnte, wenn ich dich nicht lieben
würde? Selbst nach alledem, was du gerade getan hast?"
Sein Mund öffnete und schloß sich wortlos.
Sie packte ihn an seinem Hemdkragen und zog rücksichtslos daran.
"Denkst du das? Antworte mir!"
"Keine ... keine Ahnung Scully."
Verdammt. Zur Hölle mit ihm. Sie begann ihn
zu hassen.
Er grinste sie blöd an und begann erneut.
"Ich ... ich weiß aber trotzdem eine Sache. Ich denke nicht, daß du mich
ein selbstgerechtes, kleines Arschloch genannt hättest, wenn du mich nicht
lieben würdest."
Bei allen Heiligen! Er war wirklich nicht
richtig im Kopf. Sie wußte das. Und sie liebte ihn. Es war ihr egal.
Sie küßte ihn wieder.
XXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXX
Mulder war im Allgemeinen kein sehr zurechnungsfähiger
Mensch. Aber er war sich sicher, daß er jetzt gerade verrückt wurde. Wieder
einmal.
Sie wollte ihn, gleich hier im Auto. Sie
drückte sich die ganze Zeit auf eine solche Art rhythmisch gegen ihn, daß er
sich verdammt schnell selbst in große Verlegenheit bringen würde, wenn sie
nicht aufhörte. Sie küßte ihn wieder mit ihrem erstaunlich talentierten Mund
und strich mit ihren Händen überall auf seinem Oberkörper und seinen Armen
entlang. Und er war bereit, sich selbst zu erschießen.
Wenn er ihren sich windenden kleinen Körper
noch ein einziges Mal von seinem fortreißen müßte, würde ihm das den Rest
geben. Sie machte ihn wahnsinnig.
Sie liebte ihn. Sie tat es wirklich. Er
bezweifelte das nicht eine Sekunde lang. Er hatte Scully niemals wegen irgendeiner
Sache so außer sich gesehen. Irgenwie hatte sie sich in ihn verliebt. Irgendwie
hatte er in zwei Wochen geschafft, was er vorher zehn Jahre lang versucht
hatte. Und es war mehr, als sein Entschluß aushalten konnte. Sie liebte ihn.
Sie wollte mit ihm schlafen. Wer zur Hölle war er, das weiterhin abzulehnen? Er
verletzte sie nur dadurch, daß er ihr verweigerte, was sie scheinbar so sehr
wollte. Und er hatte geschworen, daß er sie nie wieder verletzt sehen wollte.
Aber dies hier war nicht der richtige Ort.
Nicht für Scully. Nicht in einem Auto mitten in DC. Nicht mit ihrem Rücken ins
Lenkrad gedrückt und ihrem Bein zwischen ihm und der Tür eingeklemmt. Es sollte
perfekt sein. Es sollte etwas besonderes sein.
Er spürte ihre Hand an seiner Hüfte, die
krampfhaft am Saum seines Hemdes zog und er packte sie.
"MmmScully...nein..."
"Was? Was zum Teufel Mulder?"
"Wir ... es ist ... wir müssen
los."
Er fragte sich, wie oft sie diese kleine
Szene heute abend noch wiederholen müßten.
"Mulder, nein. Ich will dich jetzt."
Sie versuchte, ihre Handgelenke aus seinem
Griff zu befreien, aber er ließ sie nicht los. Gott allein wußte, an welchen
Stellen sie ihn als nächstes berühren würde.
"Mulder, was ist dein Problem?"
Sie sah aus, als würde sie wieder ärgerlich
und wütend werden.
"Ich nur ... ich will ... ich..."
Sie bewegte sich immer noch auf ihm und es
war schwierig, überhaupt zu sprechen, geschweige denn, es ihr wieder zu
verweigern.
"Was Mulder? Sag mir was du willst. Ich
werde es tun. Ich werde alles tun."
Oh Gott.
"Schön. Ich möchte, daß es schön ist.
Gemütlich. Vertraut, Scully."
"Mmm...das ist schön..." murmelte
sie n seinem Nacken als sie ihn dort küßte.
"N...nicht...oohh...Gott...sch...schön...ge...genug."
Er schob sie an ihren Armen rückwärts in das
Lenkrad.
"Bitte. Scully...bitte. Laß mich dich
nach Hause bringen" keuchte er atemlos.
Sie atmete tief ein und aus.
"Mulder, du bist ein zu großer
Gentleman, selbst wenn es zu deinem eigenen verdammten Besten ist."
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Als sie zu ihrem Apartment zurückfuhren
betete Mulder, daß er nicht angehalten werden würde. Er fuhr ungefähr das
Doppelte der vorgeschriebenen Geschwindigkeit. Seine Finger zitterten auf dem
Lenkrad. Er fühlte, wie das Begehren durch seinen ganzen Körper pulsierte. Er
konnte es nicht einmal ertragen, zu ihr hinüber zu sehen. Jedes Mal, wenn er es
tat, lächelte sie ihn mit einem geheimnisvollen, verführerischen Lächeln an und
seine Finger zuckten leidenschaftlich, bereit, den Wagen in den Straßengraben
zu fahren, nur um sie wieder berühren zu können.
Er wagte es, ihr in die Augen zu sehen und
fuhr fast an einen Baum. Sie war so schön.
Er würde sie nach Hause fahren und mit ihr
schlafen. Mit Scully. Scully wollte ihn. Scully liebte ihn. Das schmerzte.
"Mulder?"
"Hmm?"
Er hatte Angst. Was würde sie als nächstes
sagen? Was würde sie ihm als nächstes antun? Sie war heute abend
voller Überraschungen.
"Es gibt ... äh ... etwas, was ich dir
nicht erzählt habe. Etwas, was du wahrscheinlich wissen solltest, bevor wir das
hier tun."
Er riskierte einen weiteren Blick in ihre
Richtung. Sie sah nervös und ängstlich aus.
"Was ist es Scully?"
Sie seufzte und schaute weg.
"Ich weiß nicht, was du darüber denken
wirst Mulder."
Ihm fiel keine Sache auf dieser Welt ein,
die sie ihm erzählen könnte und derentwegen er anders für sie empfinden würde.
Nicht eine einzige Sache. Er griff nach ihrer Hand. Er verschlang seine Finger
mit ihren auf ihrem Oberschenkel. Ihr Oberschenkel war warm.
"Scully, es wird in Ordnung sein. Was
es auch ist."
Sie biß auf ihre Lippe und drückte seine
Hand.
"Mulder ich bin etwas...äh...nicht
direkt erfahren in diesen Dingen. Ich meine...ich bin äh, ich bin so eine Art
Jungfrau."
Oh Mist. Oh Gott.
Er schaute schnell zu ihr. Sie war rot
geworden und schaute aus dem Fenster.
Eine Jungfrau?
Er hatte früher daran gedacht, doch die Art,
wie sie sich vorhin benommen hatte, so aggressiv und ... sinnlich, es schien
absolut nicht möglich. Dann wurde ihm bewußt, daß das für ihn war. Das es
seinetwegen war. Sie war ganz offensichtlich noch niemals vorher mit jemandem
auf diese Art zusammengewesen, weil sie dann mit sehr großer Sicherheit keine
Jungfrau mehr wäre. Jeder andere Mann hätte es wahrscheinlich gleich dort am
Monument mit ihr getrieben.
Das war alles für ihn. Sie wollte ihm ihre
Jungfräulichkeit geben. Es machte ihn so glücklich, daß er hätte weinen können.
Es erregte ihn noch viel mehr, soweit das möglich war. Aber wie konnte er ihr
das nehmen?
"Und ich ... ich rede hier nicht nur
von normaler Jungfräulichkeit Mulder. Ich meine ich habe niemals ... das
äußerste, was ich je getan habe, war, es einem Typen mit der Hand zu machen und
das auch nur ein paar Mal. Ich habe nie ..."
Sie schluckte so laut, daß er es hören
konnte. Ihre Handfläche war schweißnaß.
"Ich hatte sogar noch nie einen
Orgasmus Mulder" flüsterte sie.
Gott. Oh Gott. Warum machte ihn das so heiß?
Was zum Teufel war mit ihm nicht in Ordnung? Das war nicht in Ordnung. Nichts
davon.
Niemals einen Orgasmus? Ihm schien dieser
Gedanke fast unfaßbar.
"Scully..." seine Stimme war
unnatürlich hoch. Er räusperte sich und versuchte es noch mal.
"Scully...ich ... ich denke ... äh,
möglicherweise ist das nicht die beste Idee. Ich meine, vielleicht sollten wir
das wirklich nicht tun."
Sie zog ihre Hand zurück und er sah eine
Träne ihre Wange hinablaufen. Ihre Unterlippe zitterte. Verdammt. Gottverdammt!
Wie oft hatte er sie heute abend zum weinen gebracht.
Es mußte ein verfluchter Weltrekord der Dummheit sein.
"Scully..."
"Sicher Mulder. Wie du willst. Ich habe
es verstanden. Du willst es nicht mit einer dummen Jungfrau machen. Das ist in
Ordnung. Deswegen habe ich es dir eigentlich erzählt, so daß du da raus bist,
wenn du ..."
Ihre Stimme brach und sie drehte sich
vollständig weg vom ihm in Richtung des Beifahrerfensters.
"Scully, nein. Das ist ... das ist es
nicht. Nicht im geringsten. Ist dir denn nicht klar,
was für eine attraktive Eigenschaft das ist?"
Er tastete in der Dunkelheit nach ihrer
Hand, aber sie hatte sie komplett weggezogen. Warum mußte er sie immer wieder
verletzen? Wann würde es endgültig genug sein?
"Attraktiv,"
lachte sie verächtlich. "In Ordnung, wo liegt dann das Problem?"
"Das Problem..."
Er hob seine Hand um den Teil ihres
Gesichtes zu streichen, den er erreichen konnte, aber sie zuckte zurück.
"Scully, das Problem ist, daß ich dir
nicht etwas nehmen will, das du möglicherweise noch nicht bereit bist zu geben.
Ich will nur, daß du sicher bist. Ich will nur ..."
"Verdammt Mulder!"
Sie drehte sich schließlich wieder zu ihm
um.
"Ich BIN sicher! Warum mußt du an mir
derartig zweifeln? Ich bin sicher Mulder. Das ist nichts, was ich auf die
leichte Schulter nehme. Ich habe sehr viel darüber nachgedacht und ich möchte,
daß du es bist. Warum ist das alles für dich so schwer zu akzeptieren Mulder?
Ich bin kein Kind!"
"Ich...ich weiß das Scully. Schau,
wenn, wenn du das willst, dann werde ich es tun, aber alles, was ich sagen will
ist, daß wir es ein wenig langsamer angehen können. Ich meine, wir müssen nicht
alles heute abend tun."
"Also...also willst du immer noch mit
mir zusammen sein?"
Die Art, wie sie das fragte, brach ihm das
Herz.
"Natürlich Scully. Natürlich. Ich
denke, wie ich sagte, ich denke nur, daß es in Ordnung ist, wenn wir es langsam
angehen. Ich meine, es gibt viele verschiedene Möglichkeiten, miteinander intim
zu sein, Scully. Jede Menge Möglichkeiten."
Sie schob ihre Hand wieder in seine und er
fühlte sich wieder gut.
"Ich möchte, daß du mir jede davon
zeigst Mulder. Ich will, daß du mir alles zeigst."
Sein Fuß trat fester auf das Gaspedal. Er
würde bald in seinen Hosen kommen, wenn sie nicht bald nach Hause kämen.
"Mulder, mit wie vielen Frauen warst du
zusammen?"
Himmel, er wußte noch nicht einmal, wie er
anfangen sollte, diese Frage zu beantworten. Wen sollte er dazuzählen? Nur die
vor 1982 oder alle? Vor 1982 war es eine sehr kurze Liste. Amy aus seinem
ersten Jahr in Oxford und Phoebe. Aber war es vollständig ehrlich, wenn er
erzählte, es wären nur diese beiden gewesen?
"Äh...zwei."
Nicht völlig ehrlich, aber wahrscheinlich
weniger angsteinflößend für sie, als die tatsächliche Zahl. Es war ausreichend
für den Moment.
"Zwei? Ehrlich? Das ist alles?"
"J...ja."
"Das ist nicht sehr viel."
"Äh..." er zuckte mit den
Schultern und lachte nervös.
"Nein, ich meine, das ist in Ordnung.
Ich meine es ist wirklich gut. Es ist nur weniger, als ich gedacht habe. Aber
ich bin froh. Ich...ich hätte nicht gewollt, daß du zu erfahren bist oder so
was. Ich meine ich... ich würde nicht wollen, daß ich mich an zu vielen messen
lassen muß."
"Scully, ich verspreche dir, du mußt
dir keine Sorgen machen. Nicht die geringsten. Niemand ist jemals etwas so
besonderes gewesen, wie du."
Das war etwas, was er völlig aufrichtig
sagen konnte, egal in welcher Situation.
"Okay, ich hoffe nur, daß ich dich
nicht enttäusche."
"Oh, Scully,"
er zog ihre Hand zu seinen Lippen und hauchte einen Kuß auf ihre Finger.
"Das könntest du niemals.
Niemals."
Ende Teil 6
Teil 7a
Scully konnte es kaum fassen, daß sie zu
ihrem Apartment zurückgefahren waren, ohne daß Mulder noch einmal versucht
hatte, sich zu drücken. Das war sie nicht gewöhnt. In keiner Weise.
Jeder Typ, mit dem sie zusammengewesen war,
hatte sie dazu gedrängt, das zu tun. Sie hatte niemals einen Mann geküßt, der
nicht mehr erwartet, oder manchmal sogar verlangt hatte. Sie war niemals vorher
in einer solchen Lage gewesen. Sie hatte sich Mulder auf eine Art an den Hals
geworfen, von der sie nie gedacht hätte, daß sie dazu fähig wäre. Sie wollte
ihn mehr, als sie jemals für möglich gehalten hätte, etwas zu wollen. Und er
hatte die ganze Zeit dagegen angekämpft. Ihn zu ihr zu bekommen, war wie Zähne
ziehen.
Sie versuchte es nicht persönlich zu nehmen.
Es schien wirklich so, daß er sie auch wollte. Aber aus irgendeinem Grund, der
ihr nicht einleuchten wollte, schien er zu denken, daß er sie nicht wert sei.
Er schien nicht zu verstehen, daß sie ihn tatsächlich lieben konnte. Es war
frustrierend und ärgerlich und sehr, sehr traurig.
Er berührte und küßte sie so zärtlich als sie
nebeneinander lagen, daß es sie im Inneren schmerzte. Sie war noch nie mit
solcher Vorsicht behandelt worden, solcher Feinfühligkeit. Sie hatte sich
niemals so wohl und sicher gefühlt, wenn sie mit einem Mann zusammen war. Sie
war auch niemals in ihrem Leben so erregt gewesen.
Die zarten Küsse, die er auf ihren Lippen,
ihrem Gesicht, ihrem Hals verteilte, machten sie total verrückt. Sie wollte
mehr. Trotzdem wollte sie ihn nicht bedrängen. Sie wollte nicht, daß er dachte,
sie sei so eine Art sexhungrige Wahnsinnige. Sie hatte ihn schon zwei Mal
attackiert.
Aber wenn er sich nicht bald nackt auszog,
würde sie sicher sterben.
Seine Hände streichelten zärtlich an ihren
Seiten entlang. Sie nahm eine seiner Hände in ihre und führte sie zu ihrer
Brust. Zwar war sie unsicher, aber sie brauchte seine Berührung zu sehr, um
jetzt aufzuhören. Sie stöhnten beide, als er mit seinen Fingern über ihre
harten Brustwarzen strich, die von ihrem Shirt bedeckt waren. Sie warf ihren
Kopf nach hinten und drückte ihm ihren Oberkörper
entgegen. Offensichtlich nahm er diesen Hinweis zum Anlass, etwas zu ändern und
streichelte ihre Brüste mit beiden Händen. Mit seinen Daumen strich er etwas
stärker über ihre Brustwarzen während er ihre Kehle liebkoste. Sie legte ein
Bein über seine Hüfte und zog seinen Körper näher zu sich heran.
Schließlich bewegten sich seine Hände nach
unten und zogen am unteren Ende ihres Shirts. Er schaute zu auf und sah sie an.
Er war hochrot und atmete ebenso schwer wie sie. Ja, er wollte sie genauso.
"Scully wenn ... wenn du aufhören
willst, egal wann, laß es mich wissen, okay?"
Aufhören? Gut.
"Hör nicht auf Mulder. Bitte, hör nicht
auf."
Sie hob ihre Arme ermunternd nach oben und
er zog ihr das Top aus. Eine Weile starrte er sie an, dann zog sie an seinem
Shirt.
"Du auch."
Er lächelte und warf sein T-Shirt auf den
Boden. Sein Oberkörper war wundervoll. Perfekt. Lange, kräftige Arme, muskulös,
aber nicht so, daß es abstoßend wäre. Ein fester, wohlgeformter Brustkorb mit
genau der richtigen Behaarung. Feste Bauchmuskeln. Kleiner Bauchnabel.
Sie wollte alles davon berühren. Wollte ihn
überall mit ihrer Zunge berühren.
Besitzergreifend strich sie mit ihren Händen
über seinen Körper, als wenn sie ihr Gebiet sichern wollte. Er bebte bei dieser
Berührung.
Ihre Augen wanderten nach unten zu der
Ausbuchtung in seinen Jeans. Sie
wollte auch das berühren. Leicht strichen
ihre Finger über ihn und er schloß seine Augen und stöhnte. Es war so ein
wundervolles Geräusch, so anregend zu denken, daß es ihretwegen in ihm
entstanden war.
Sie vergrub ihr Gesicht an seiner Brust,
schmeckte die Hitze seiner Haut und begann, seine Jeans aufzuknöpfen.
Seine Hände griffen fast nach ihren
Handgelenken und sie sah erschrocken auf. Er zog seine Hände von sich weg und
legte sie neben ihren Kopf auf das Kissen.
"Noch nicht, Baby. Noch nicht," murmelte er.
Baby. Er nannte sie Baby. Sie wurde fast
ohnmächtig, als sie seine tiefe, weiche Stimme das sagen hörte.
Sie lag flach auf ihrem Rücken und er lehnte
sich über sie, küßte und streichelte ihre Arme und ihren Nacken. Mit seiner
Zunge fuhr er an ihrem Hals herunter und an den Rändern ihres BH's entlang, bis
er sein Gesicht zwischen ihren Brüsten vergrub. Er stöhnte gedämpft und sie
kicherte. Dann berührte er ihre Brustwarze mit seiner Zunge durch den
Seidenstoff des BH's und das Kichern wurde zu einem Seufzen. Als aus dem Lecken
ein leichtes Knabbern wurde, wurde aus dem Seufzen ein Stöhnen. Sie vergrub
ihre Finger in seinem Haar und drückte sein Gesicht gegen ihre Brust. Dadurch
ermutigt, biß er etwas fester zu und saugte durch den Stoff an ihr. Sie stöhnte
und ihre Beine rieben aneinander.
"Magst du das?" fragte er und sah
zu ihr auf.
"Mmmmmhhja."
"Sag mir, wenn ich irgendetwas tue, was
du nicht magst, okay?"
Sie nickte enthusiastisch und wollte nur,
daß er mit dem weitermachte, was er gerade getan hatte. Er griff zwischen ihre
Körper um den Verschluß ihres BH's zu öffnen und sie bemerkte, daß seine Hände
zitterten. Er bekam kaum das kleine Stück Plastik richtig zu fassen. Verlegen
grinste er sie an und sie lächelte. Er hatte Angst. Irgendwie fühlte sie sich
dadurch noch mehr erleichtert. Sie war hier sicher. Und begehrt.
Schließlich schaffte er es, den BH
aufzubekommen und schob ihn zurück. Sie streifte die Träger ab und warf ihn zur
Seite. Völlig entblößt lag sie vor ihm. Bei eingeschaltetem Licht. Niemand
hatte sie je vorher so gesehen. Es gab schon Jungs, die sie angefaßt hatten,
aber immer im Dunkeln, normalerweise im Auto. Kein Mann hatte jemals offen auf
ihre Brüste gestarrt, so wie es Mulder gerade tat. Sie fühlte, wie sie langsam
unter seinem Blick rot wurde. Sie fragte sich, wie viele Brüste er schon
gesehen hatte und ob ihre okay wären.
"Scully, du bist so schön."
Sie schaute in seine Augen und sah, daß
diese anfingen, feucht zu werden. Er weinte. Bevor sie darüber nachdenken
konnte, was das wohl zu bedeuten hätte, bedeckte sein Mund wieder ihre Brust
und sie bog sich ihm entgegen. Er zog sie in seinen Mund und saugte und leckte
an ihr mit seinen unglaublichen Lippen und seiner kräftigen Zunge und sie
fühlte, wie ein eigenartiges, brennendes Gefühl ihren ganzen Körper
durchströmte. Es fühlte sich an, als wenn ihr ganzer Körper in Flammen stehen
würde.
Sie zog an ihm und er rollte sich über sie.
Sie spreizte ihre Beine und nahm
ihn dazwischen. Beide hatten noch ihre Jeans
an, aber sie konnte seine Härte fühlen, die gegen sie drückte und das ließ sie
aufwimmern.
Er nahm ihren Mund in einem brennenden Kuß
gefangen, der sie sich noch schwacher fühlen ließ und sie drückte sich fest
gegen ihn. Er war so groß, sein Körper bedeckte sie vollständig. Sie fühlte
sich durch ihn eingehüllt, überwältigt von seiner Größe, seinem Duft, seiner
Mulderness.
Seine Hüften rieben gegen sie und seine
Zunge füllte ihren Mund. Er war überall und es fühlte sich so verdammt gut an.
Sie konnte es fast nicht glauben.
Das war normalerweise der Punkt, an dem sie
totale Angst bekam und dem Jungen sagte, daß es Zeit wäre, nach Hause zu gehen.
Aber sie wollte nicht, daß Mulder nach Hause ging. Sie dachte, daß sie sterben
würde, wenn er es überhaupt versuchen würde, sie zu verlassen.
Aber das tat er nicht. Er drückte sich
weiterhin gegen sie, stieß seine Zunge in ihren Mund und stöhnte dieses
wundervolle Stöhnen. Sie packte seinen Hintern, zog ihn noch fester an sich
heran und steigerte den Druck. Zwischen ihren Beinen fühlte sie ein Pulsieren,
das sie vage wiedererkannte. Sie hatte es geschafft, sich ein paar Mal bis zu diesem
Punkt zu bringen, aber niemals darüber hinaus. Es war ein wundervoller und
zugleich frustrierender Ort, was der Hauptgrund dafür war, daß sie schon vor
einer ganzen Weile aufgegeben hatte zu masturbieren.
Er bewegte seinen küssenden Mund von ihren
Lippen hinunter zu ihrem Kinn, über ihren Hals und schließlich wieder zurück zu
ihren Brüsten. Er fuhr mit seiner Zunge in langsamen, quälenden Kreisen über
ihre Brustwarzen und sie schauderte unter ihm. Sie dachte, daß er dort
verweilen würde, aber er fuhr fort, sich nach unten zu bewegen, leckte seinen
Weg über ihren Bauch, an ihrem Bauchnabel entlang und an ihre Seiten. Es hätte
sicher gekitzelt, wenn sie nicht so erregt gewesen wäre.
Sie fühlte seine Hände am Bund ihrer Jeans
und schaute nervös nach unten. Sie wollte das so sehr, war so bereit dafür,
aber es war trotzdem immer noch unberührtes Territorium.
"Kann ich die ausziehen, Scully?"
Oh Gott, er war so süß, so rücksichtsvoll,
bat bei jedem winzigen Schritt, den er tat um ihre Erlaubnis. Ihr Herz schwoll
an und ihre Angst verschwand.
"Bitte,"
nickte sie und lächelte.
Sie schüttelte ihre Schuhe und Strümpfe von
ihren Füßen und er knöpfte vorsichtig ihre Jeans auf. Als sie bemerkte, wie er
langsam den Reißverschluß aufzog und seine Finger gegen sie streiften, fühlte
sie einen eigenartigen, aber sehr angenehmen Schauer und bog sich seiner Hand
entgegen. Lächelnd zog er ihr die Jeans aus. Er setzte sich auf seine Knie
zurück und schaute sie wieder mit diesem verlegenen Grinsen an. Aber unter
diesem Grinsen brannten seine Augen mit einem rauhen, ungestillten Hunger, der
ihr den Atem nahm. Er dachte wirklich, daß sie schön war.
Er erhob sich vom Fußende des Bettes und
knöpfte seine Hose fertig auf, an dem sie sich vorher schon zu schaffen gemacht
hatte. Aus irgendeinem Grund wollte er nicht, daß sie ihn dort berührte.
Zumindestens noch nicht. Das hatte er gesagt. Noch nicht, Baby. Sie bebte
wieder bei dem Gedanken an den intimen Ton, in dem er das gesagt hatte.
Sie beobachtete ihn fasziniert und völlig
versunken, als er seine Jeans auszog und sie auf den Boden warf. Er stand vor
ihr, nur mit einer blauen Baumwoll Boxershorts bekleidet. Sie konnte die Kontur
seiner Erektion sehen, die gegen den Stoff drückte. Sie hoffte, daß er seine
Boxershorts auch ausziehen würde. Sie hatte ein ungewöhnlich starkes Verlangen
danach zu sehen, was darunter war. Aber er tat es nicht. Er sank auf seine Knie
und nahm ihren Fuß in die Hand.
Ihre Augen weiteten sich vor Überraschung.
Das war nicht gerade das, was sie erwartet hatte. Aber als er begann, ihre
Fußsohle zu massieren, das Fleisch mit seinen Fingern durchzukneten, vergaß
sie, was sie erwartet hatte und genoß das, was er gerade tat. Es fühlte sich
unglaublich an. Er nahm ihren großen Zeh in seinen Mund und saugte leicht daran
und sie schrie auf. Es war erstaunlich erregend.
Er arbeitete sich um ihren ganzen Fuß herum,
leckte und massierte ihre Zehen und ihre Knöchel und sie bemerkte, daß sie sich
in das Laken unter ihr verkrallt hatte. Irgendwann arbeitete er sich zu ihren
Fesseln hoch, denen er dieselbe Behandlung zukommen ließ. Er zog vorsichtig an
ihren beiden Beinen. Sie wurde total schwach und ließ sich in seine Richtung
ziehen. So, daß sie auf der Bettkante saß. So, daß er zwischen ihren Beinen
saß. So, daß sein Gesicht nur wenige Zentimeter von ihr entfernt war.
Wellen von Panik und Verlangen überrollten
sie, als ihr klar wurde, was er tun würde.
"Kann ich dich hier küssen?"
Sein Mund war ihr so nahe, daß seine Worte
gegen den feuchten Stoff ihres Slips vibrierten, als er sprach und eine völlig
neue Art von Schauer erzeugten.
"Huummm.."
Sie wünschte, daß er endlich aufhören würde
zu fragen. Sie konnte noch nicht einmal mehr zusammenhängende Worte sprechen.
So rutschte sie noch ein wenig weiter nach unten und drückte sich in sein
Gesicht, um ihm zu antworten. Er lachte leise in sie hinein und fuhr dann mit
seiner Zunge über den Stoff ihres Slips.
Es war wundervoll. Oh Gott, es fühlte sich
zu gut an. Sie konnte es fast nicht ertragen. Aber sie wollte immer noch mehr.
"Zieh ... aus. Mmmmm ziehihnaus!"
Er fuhr mit dem Finger unter den Bund ihres
Slips und zog ihre Unterwäsche langsam nach unten und aus. Und dann war er
dort. Überall. Seine Lippen, seine Zunge und seine Hände, auf ihr, in ihr, an
Orten, die niemand, noch nicht einmal sie selbst, je gesehen hatte. Und es war
besser, als sie es je für möglich gehalten hätte.
Er schob mit seine
Fingern zärtlich ihre Schamlippen auseinander und streichelte sie, leckte an
ihrer Klitoris wie ein Kätzchen, immer und immer wieder. Vor und zurück, am
Anfang zart, dann immer schneller werdend und mit steigendem Druck. Dann in
Kreisen, am Anfang weit, später kleiner und konzentrierter.
Sie griff nach seinem Kopf, preßte ihn
fester an sich, packte eine Handvoll seiner Haare mit einem verzweifelten
Verlangen, das sie nie vorher gespürt hatte. Ihre Hüften begannen zu kreisen,
ohne daß sie es überhaupt bemerkte.
Plötzlich schmeckte sie Blut. Sie hatte sich
auf die Innenseite ihrer Lippe gebissen, um keine peinlichen Geräusche zu
machen. Aber sie sagte sich, daß das in Ordnung wäre. Sie war mit Mulder
zusammen und es war in Ordnung. Er würde nicht denken daß sie schlecht ist,
weil sie das genoß. Er tat das, damit sie es genießen konnte, damit sie sich
gut fühlen würde. Alles für sie, er tat das alles für sie. Oh Gott, wie sie ihn
liebte.
Sie stöhnte ein wenig und sehr schnell
machte sie ständig Geräusche, jedes lauter und eigenartiger als das vorherige.
Sie hoffte, daß Rebecca nicht zu Hause war.
Sie sah zu ihm hinunter und war überrascht,
daß er sie auch ansah, seine Augen glitzerten vor Wollust und Verlangen und sie
fragte sich, wie sie wohl aussah, während sie sich auf diese Weise auf ihrem
Bett hin und her warf. Er schien es trotzdem zu mögen. Er schien glücklich zu
sein.
Sie begann zu spüren, wie sich etwas in ihr
aufbaute. Etwas, das sich nicht beschreiben ließ. Sie fragte sich, ob es wohl
ein Orgasmus wäre, oder zumindest der Anfang von einem. Sie war jetzt schon
weit jenseits dessen, was sie je erlebt hatte und sie hatte keine Möglichkeit
zu wissen, ob damals tatsächlich etwas passiert war. Es hatte trotzdem immer
nur einige Sekunden gedauert und das hier hielt immer weiter an.
Ein plötzlicher Krampf überkam sie und sie
rief nach Mulder. Was war das? War das ein Orgasmus? Nein, das konnte nicht
sein, weil sie immer noch mehr wollte.
Er löste seinen Mund von ihr und sie
wimmerte erschrocken.
"Warst du schon jemals so weit,
Scully?"
"Ich...mmm...neeeiiiin."
Sie schnappte nach Luft, kaum fähig zu
denken oder zu sprechen. Was zur Hölle geschah mit ihr?
"Entspann dich einfach, Scully. Laß es
passieren. Ich bin bei dir."
Er preßte seine Zunge wieder gegen sie und
sie spürte es wieder und intensiver als zuvor. Sie spürte es überall. Er tat es
noch fester und schneller und ihr ganzer Körper zitterte.
Seine Finger begannen, langsam in sie hinein
und herauszugleiten und es fühlte sich überraschend gut an. Wunderbar. Sie
fühlte sich ausgefüllt. Sie fühlte, wie sie sich um ihn zusammen- und ihn
tiefer in sich hineinzog.
"M...mehrmuldermehr..."
Er stieß nun schnell und wild in sie hinein
und seine Lippen schlossen sich um ihre Klitoris und er saugte daran und fuhr
mit seiner Zunge darüber - wieder und wieder und wieder.
"Mulder. Oh ... mein ... GOTT."
Sie schrie. Sie schrie laut und lang,
während ihr Inneres in Millionen Stücke zersprang. Es war unerträgliches
Vergnügen und süßer Schmerz und unheimlich und wunderschön und einfach
unbeschreiblich. Und dann war es zu viel. Es tat einfach weh und sie zog an
seinen Haaren, damit er aufhörte.
Er sah sie mit einem Lächeln an und kroch
wieder über ihren zitternden, zuckenden Körper. Er bedeckte sie wieder und sie küßte ihn wild, schmeckte die Mischung aus ihrem
Geschmack und seinem.
Sie schoben sich wieder an das Kopfende des
Bettes und er legte seine Arme um sie, zog sie eng an sich heran.
"Hat dir das gefallen, Scully?"
Es war so eine lächerliche Frage, daß sie
lachen mußte. Gefallen? Es war, als würde man jemanden fragen ob es ihm
'gefallen' würde, Gott zu begegnen. Gefallen war nicht das richtige Wort.
"Es war ... oh Gott Mulder ... danke.
Danke."
Er lachte und küßte ihre Stirn.
"Ich danke dir Scully. Danke, daß ich
dir das zeigen durfte."
Okay, das war eine Sache, aber es war nicht
genug. Nicht für ihn. Sie wollte ihm all das geben, was er ihr gegeben hatte.
Sie wollte, daß er erlebte, was sie gerade erlebt hatte. Sie wollte seinen
Orgasmus.
Ende Teil 7a
Teil 7b
Sie war unglaublich. Sie war ein Traum. Sie gehörte ihm. Er konnte das daran
sehen, wie sie ihn völlig versunken ansah, daran, wie sie ihn an sich drückte,
ihre Hüfte gegen seine Beine preßte. Er hatte ihr ihren ersten Orgasmus
geschenkt.
Er spürte bei dem Gedanken einen seiner
Meinung nach völlig unangemessenen Ausbruch von männlichem Stolz. Daß er ihr
solche Gefühle verschafft hatte, es war unglaublich. Sie war so außer
Kontrolle, so ekstatisch, es war die schönste und bewegendste Sache, die er je
gesehen hatte. Er glaubte, daß er dieses süße, schmutzige Lächeln auf ihrem
Gesicht nie vergessen würde, die Art wie sie ihre Augen gerollt hatte und die
zufriedenen und gelegentlich
erschreckend wimmernden Geräusche, die sie gemacht hatte.
Einen Moment lang war er so in Gedanken
versunken, daß er nicht bemerkte, wie sie mit einer Hand über seine Brust und
seinen Bauch strich. Als er spürte, wie sie mit ihren kleinen Fingern an dem
Bund seiner Boxer Shorts zog, schreckte er tatsächlich zusammen.
Er war während der ganzen Zeit zwischen
ihren Beinen hart gewesen, doch er hatte es so gut wie nicht mitbekommen. Er
hatte sich so darauf konzentriert, ihre Bedürfnisse zu befriedigen, daß er
nicht eine Sekunde an seine eigene intensive Erregung gedacht hatte.
Er war immer noch hart. Aber immer noch
unfähig, überhaupt auf die Idee zu kommen, sie um irgend
etwas zu bitten. Es würde ihm völlig reichen, nur neben ihr zu liegen
bis sie einschlafen würde und dann in das Bad zu gehen
und sich später selbst zu erleichtern.
Sie schien mehr zu wollen.
Sie hatte sich hingekniet und zog mit einem
frustrierten Gesichtsausdruck an der widerspenstigen Unterwäsche. Er erhob sich
ein wenig, um ihr mit den Shorts zu helfen. Und dann waren sie beide völlig
nackt. Das war etwas, von dem er nie gedacht hätte, daß er es mal erleben
würde.
Er schaute in ihr Gesicht und erwartete, daß
sie ihn auch anlächelte, aber ihr Blick war weiter nach unten gerichtet,
konzentriert auf den Teil seines Körpers, den sie noch nie gesehen hatte. Sie
hatte ihren Mund zu einem kleinen o geformt und ihre Augen waren geweitet vor
... etwas. Überraschung, Schock, Bestürzung?
"Scully?"
Als sie zu ihm aufsah bemerkte er, daß sie
rot wurde. Sie lachte ein wenig nervös.
"Es ... es tut mir leid. Es ist nur ...
Mulder, es ist nur ..."
Sie war einen Augenblick still und tausend
furchtbare Möglichkeiten schossen ihm durch den Kopf.
"Es ist nur äh ... er ist wirklich groß
Mulder."
Jetzt war es an ihm rot zu werden. Er wußte
wirklich nicht, was er dazu sagen sollte.
"Ist ... ist das in Ordnung Scully? Ich
meine, macht dir das was aus?"
Sie lachte wieder und schüttelte ihren Kopf.
"Nein, ich meine, ich denke nicht .. ich meine ... ich mag ihn Mulder. Er ist sehr ... er ist
wie du. Ich habe einfach noch nicht so viele gesehen, weißt du. Es hat mich
sozusagen ... überrascht."
Lächelnd hoffte er, daß sie nie wieder die
Möglichkeit haben würde, einen anderen zu sehen. Niemals.
Sie legte sich wieder neben ihn und er
rollte sich auf die Seite, weil er ihre Haut an seiner spüren wollte. Als sie
anfing, ihn zu küssen, wurde ihm klar, daß das ein Fehler gewesen war. Sein
Penis zuckte leidenschaftlich gegen ihren Bauch und er mußte das überwältigende
Bedürfnis unterdrücken, sich wie ein Hund an ihr zu reiben.
Sie griff zwischen ihre Körper und
streichelte ihn zart und er stieß mit einem Stöhnen reflexartig in die Richtung
ihrer Hand. Sie lachte leise in seinen Nacken und umfaßte ihn völlig mit ihrer
Hand.
Mit geschlossenen Augen erlaubte er es sich
für eine Weile, die Empfindungen zu genießen. Wie ihre Hand an seiner Länge
hinauf und herunterfuhr, wie ihre Lippen und ihre Zunge seinen Nacken
massierten, seine Brust, das Gefühl ihrer Haare in seinen Händen, der Geruch
ihres süßen kleinen Körpers neben ihm, es war alles wunderschön.
"Mulder, ich habe das noch nie gemacht.
Sag es mir, wenn ich etwas falsch mache."
"Hmm..."
Er fragte sich, worüber sie eigentlich
redete. Sie hatte doch vorhin gesagt, daß das mit der Hand das einzige war, was
sie schon mal gemacht HATTE. Und sie machte das wirklich gut.
Und bevor ihm bewußt wurde, was passierte,
spürte er ihre Zunge zart und leicht über die Sitze seines Penis gleiten.
"Oh Gott. Scully ... du mußt nicht
ahhhh ... oh Gott."
Als sie die Spitze komplett in ihren Mund
nahm, fiel er in das Kissen zurück. Es sah so aus, als ob er hier keine Wahl
hätte. Sie würde es tun, egal was. Sie wollte es. Und er konnte sie nicht davon
abbringen. Er hatte nicht mehr die Kraft dazu.
Er schaute nach unten und sah, wie sie ihn
nervös anschaute. Ihr Mund verzog sich um ihn herum zu einem winzigen Lächeln
und sie fuhr weiter nach unten, um mehr von ihm in sich aufzunehmen. Es fühlte
sich jetzt schon so gut an. Sein ganzer Körper zitterte. Er mußte sich dazu
zwingen, nicht gewaltsam in ihren Mund zu stoßen.
Bald glitt ihr Mund langsam an ihm herauf
und hinunter. Sie konnte ihn nicht ganz aufnehmen, deswegen hatte sie ihre
Hände an der Wurzel um ihn gelegt und bewegte sie synchron mit ihrem Mund. Es
war jetzt schon der beste Blow Job, den er ins einem ganzen
Leben bekommen hatte. Und das nicht nur, weil es Scully war. Sicher war das ein
wichtiger Grund, aber es gab noch mehr. Trotz ihrer Unerfahrenheit schien sie
genau zu wissen, was er brauchte. Sie wußte fast instinktiv, wie sie ihn zu
berühren hatte. Er war schon sehr nahe dran.
Er griff nach unten und streichelte leicht
über ihre Haare, weil er sie irgendwie berühren wollte. Sie trug immer noch
diese Zöpfe. Er nahm einen davon in seine Hand und wickelte ihn wie ein Seil um
seien Faust. Seine andere Hand hatte er in das Laken
verkrallt, als wenn sein Leben davon abhinge.
Sie bewegte sich ein wenig schneller und er
stöhnte zustimmend. Plötzlich fühlte er etwas heißes
und nasses an seinem Bein. Er blickte nach unten und sah, daß sie sich
rittlings auf seinen Oberschenkel gesetzt hatte und sich gegen ihn drückte,
wären sie das Leben aus ihm heraussaugte. Er stöhnte wieder und drückte sein
Bein ein wenig nach oben. Was für ein heißes kleines Ding sie war. Was für ein
glücklicher Hurensohn er war.
Er spürte, wie er in ihrem Mund zu pulsieren
begann und fragte sich, ob er wohl anfing, sie zu ersticken. Wenn ja, dann
schien es sie nicht zu stören. Sie streichelte ihn mit ihrer Zunge und er
schnappte nach Luft.
"Scuh ... leee..."
Sie hörte auf und sah ihn an. Sie löste
ihren Mund und ihm war nach Weinen zumute.
"Ist ... ist das in Ordnung, Mulder?
Mache ich es richtig?"
Oh Gott. Sie war so bezaubernd. Er spürte
wie sein Herz wieder zersprang. Sie brachte ihn einfach manchmal so weit.
Er nickte enthusiastisch.
"Genau richtig, Baby. Genau
richtig."
Sie lächelte und drückte einen gefühlvollen
Kuß auf die Stelle, wo die Spitze auf den Schaft trifft und er spürte, wie eine
Träne seine Wange hinunterlief. Konnte er sie noch mehr lieben?
Dann kreiste sie mit ihrer Zunge über die
Spitze und er war so überrascht von der Empfindung, daß er ihr entgegen in
ihren Mund stieß. Verdammt, verfluchte er sich selbst. Er hatte so sehr
versucht, das nicht zu tun.
Eigenartigerweise schien sie das nicht zu
stören. Genaugenommen lächelte sie sogar noch mehr und dann nahm sie ihn wieder
in sich auf. In voller Länge. Sie zog ihre Hand weg und bedeckte jeden
Zentimeter von ihm mit ihrem Mund.
Es war himmlisch. Es war das beste, was er je in seinem Leben gefühlt hatte. Aber es war
nicht richtig. Sie würde ersticken, oder es würde sie würgen.
Er versuchte ihr zu sagen, daß sie das nicht
tun mußte, daß es ihm leid tat, daß er so in sie hineingestoßen hatte, daß das,
was sie vorher getan hatte in Ordnung war, wundervoll, erderschütternd, aber er
konnte nur ein 'Nuhhummm" herausbringen.
Sie machte ein Geräusch. Irgendwas, das wie
"Juhhummm" klang.
Er nahm an, daß das die größte Annäherung an
eine Konversation war, die sie im Moment erreichen konnten. Sie sah glücklich
aus. Wirklich. Und sie machte keine Würgegeräusche, auch wenn er spüren konnte,
wie er in ihre Kehle hinein und hinausglitt.
Sie griff mit ihrer freien Hand unter ihn
und begann, zart seine Hoden zu streicheln. Er quietschte in einer unnatürlich
hohen Tonlage und sie hörte wieder auf.
"Ist das in Ordnung? Tue ich dir
weh?"
Er schüttelte krampfhaft seinen Kopf.
"Dasis gut. Hörnichaufnichauf."
Dann tat sie wieder genau das, was sie
vorher getan hatte und er stöhnte ihren Namen. Sie stöhnte ebenfalls und er
fühlte das Vibrieren des Geräusches um ihn. Er war wirklich, wirklich nahe
dran. Er konnte fast das Pulsieren seines Penis hören. Er spürte es überall.
Als er seine Augen schloß, sah er Sterne, Lichter, die genauso wie seine Lenden
pulsierten.
Seine Zehen verkrampften sich in das Laken
und er drückte den Zopf in seiner Hand, als wenn er ein Rettungsseil wäre. Sie
bewegte sich noch schneller und drückte ihre großen, perfekten Blow Job Lippen
noch fester um ihn und alles in ihm begann zu brennen.
Er mußte es ihr sagen. Sie mußte aus dem Weg
gehen. Er war nur noch Sekunden davon entfernt und es war ihr wahrscheinlich
nicht einmal bewußt.
"Scu .... Scu....uhh."
Sie schien es nicht zu verstehen. Warum
wohl?
"Mmmm...ich komme...Scu...uh."
Das war ein bißchen besser. Aber sie bewegte
sich immer noch nicht. Warum bewegte sie sich nicht?
Er biß sich auf die Innenseite seiner Lippe,
um sich davon abzuhalten, in ihrem Mund zu kommen. Bemerkte sie, was passieren
würde? Könnte sie das möglicherweile wollen?
Er versuchte wieder, so eine Art Warnung
loszuwerden.
"...könnte...will...w...w...weg."
Sie lachte durch ihre Nase und rollte ihre
Augen. Ihm wurde klar, daß sie es wollte. Sie wollte, daß er in ihrem Mund kam.
Diese Erkenntnis war zuviel für ihn.
"Oh Gott, Scully...JETZT!" brüllte
er in einem letzten, verzweifelten Versuch. Aber sie blieb bei ihm, als sich
sein Körper vom Bett löste und er unkontrolliert in ihren Mund stieß, die Laken
vom Bett zog und ihr fast die Haare ausriß. Sie blieb bei ihm und ließ seinen
Samen bis auf den letzten Tropfen ihre Kehle hinuntergleiten.
Als die letzte Zuckung vorüber war, nahm sie
seinen immer noch ein wenig steifen Penis aus ihrem Mund und legte sich
neben ihn. Er zog sie an sich und schlang seine Arme besitzergreifend um
sie. Er zitterte immer noch.
Sie legte ihr Bein über seine Hüfte und er
konnte wieder ihre Hitze spüren. Wahrscheinlich war er jetzt schon von
ihrer Feuchtigkeit bedeckt. Nicht, daß es ihm etwas ausmachte. Er begann sich
zu fragen, ob sie sie ihm wohl in Flaschen abfüllen könnte.
"So, äh, war das in Ordnung?"
Er schaute sie ungläubig an. Sie schien es
ehrlich nicht zu wissen.
"Scully...Scully...Oh Gott."
Er lachte. Es war lustig. Sie war so
unschuldig und so ...wiederum auch nicht. Es war absolut Scully.
"Verdammt Scully. Bist du sicher, daß
du das noch nie gemacht hast?"
"Ich denke, ich würde mich daran
erinnern, Mulder."
"Es war ... es war ein Wunder, Scully.
Unbeschreiblich. Besser als alles andere. Ich kann noch nicht einmal...oh
Gott."
Fest drückte er sie an sich. Mit ihrer Hand
fuhr sie über seine Brust.
"Du äh, du hättest es nicht schlucken
müssen, weißt du."
Sie schüttelte ihren Kopf und lachte leise.
"Ich weiß das
Mulder. Ich wollte es. Ich mochte es. Es hat gut geschmeckt."
Er lächelte und löste das Gummiband am Ende
eines ihrer Zöpfe. Aus irgendeinem Grund schienen sie ihm nicht mehr
angemessen zu sein.
"Ich mochte es auch Scully. Ich mochte
es sehr. Ich habe mich wirklich gut gefühlt,"
murmelte er während er mit seinen Fingern durch ihre Haare strich und sie
löste. Bald hatte er beide Zöpfe aufgemacht und breitete ihre Haare um ihr
Gesicht und über seine Brust aus.
"Du bist so schön Scully. Du weißt das,
oder?"
Sie zuckte mit den Schultern. Er bekam den
Eindruck, das dies etwas war, was sie noch nicht
einmal in Erwägung gezogen hatte. Sie war nicht 'Die Schöne'. Sie war die
kluge, die sportliche oder die schüchterne. Niemals die schöne. Aber für
ihn war sie die einzige. Klügste, schönste, stärkste, niemand konnte sich
mit ihr vergleichen. Er wünschte, daß sie sich selbst durch seine Augen
sehen könnte. Das war etwas, was er schon immer gewollt hatte.
Er wußte, daß Scully nicht unsicher war.
Jetzt nicht und später nicht. Aber er spürte ebenfalls, daß sie ihre
eigene Schönheit nicht wahrnahm. Vor allem diese jüngere, weniger
erfahrene Version von ihr. Es schien ihr eigenartig vorzukommen, daß er es
überhaupt ansprach.
"Du bist es. Du bist die schönste Frau,
die ich je gesehen habe. Vertrau mir."
Er hob ihr Kinn an und zwang sie, ihm in die
Augen zu sehen und sie lächelte und nickte.
"Ich vertraue dir Mulder. Ich tue
es."
Sie tat es wirklich. Sie vertraute ihm so
offen und mit ganzem Herzen, daß es beängstigend war. Er fühlte sich ihr
gegenüber noch viel mehr als Beschützer, als ihrer älteren Inkarnation
gegenüber. Sie kam ihm manchmal so verletzlich vor, daß es ihm das Herz
brach.
Er küßte sie zärtlich und sie stöhnte und
rieb sich an seiner Hüfte. Er grinste in sich hinein. Er hatte ein Monster
geschaffen.
Er fuhr mit seiner Hand durch ihre Haare,
über ihre Seite in die tiefe Kurve ihrer Taille und über die weiche
Rundung ihrer Hüfte. Er griff nach hinten, um in das warme Kissen ihrer
Rückseite zu greifen. Sie hatte wirklich den erstaunlichsten Körper, den
er je gesehen hatte, künstlich oder natürlich. Stark und schlank, aber an
den richtigen Stellen weich und rund. Sie hatte die richtige Sanduhrfigur,
wenn auch in Miniaturformat. Sie war wie ein Engel. Und ein kleines Sex
Kätzchen. Ein Sex Engel? Wenn es so etwas gab, dann war sie einer.
Er drehte sich zur Seite und griff zwischen
sie, um sie zwischen den Beinen zu streicheln. Sie schien geradezu danach
zu schreien.
Sie stöhnte glücklich und lächelte dieses
Lächeln, das jetzt, da er genau wußte, was es bedeutet, seine Knie weich
werden ließ.
"Ist das gut?"
"Mmmja. Mach es stärker."
Er strich mit seinen Fingern vor und zurück
und sie bog sich stöhnend in seine Hand. Sie schien es sehr zu mögen. Er
fragte sich, warum sie das nie selbst getan hatte. Oder wenn sie es getan
hatte, warum sie dann nie zum Orgasmus gekommen war. Er nahm an, daß es
etwas mit ihrer katholischen Erziehung zu tun hatte. Gute, gläubige
Mädchen dürfen diese Dinge nicht tun. Es mag sie nicht davon abgehalten
haben, es zu versuchen, aber die Schuldgefühle hatten sie wahrscheinlich
davon abgehalten, es zu genießen. Er war wieder sehr erregt darüber, daß sie
sich durch ihn davon befreien konnte.
Er fragte sich, ob er ihr nicht ein noch
viel wertvolleres Geschenk machen könnte.
"Scully, warum versuchst du es nicht
selbst?"
Ihre Augen flogen auf und ihr Lächeln
verschwand.
"Was? Du willst es nicht?"
"Oh, nein Scully. Das ist es nicht.
Glaube mir, das ist es nicht. Ich denke nur, daß es schön für dich wäre,
wenn du es ab und zu selbst tun könntest. Du bist eine sehr
leidenschaftliche Frau, Scully. Es könnte gut sein, wenn du dich selbst
kennenlernst und lernst, wie du dich mir dir selbst gut fühlen
kannst."
Er hoffte, daß er sich nicht zu sehr wie
Doktor Sommer anhörte.
Sie sah ziemlich panisch aus.
"Du...du willst, daß ich es vor dir
tue?"
Ehrlich gesagt, hatte er über diese Seite
der Sache noch gar nicht nachgedacht. Aber es war sicherlich etwas,
worüber man nachdenken sollte.
"Ich würde es lieben Scully. Mmmm, es
würde mich wirklich heiß machen."
Er massierte ihre Klitoris, um seiner
Aussage Nachdruck zu verleihen und sie schrie auf. Vielleicht würde sie
sich nicht so schuldig fühlen, wenn ihr klar würde, wie viel Spaß ihm das
machte.
"Oh...Mulder. Ich weiß nicht ... es
würde dich heiß machen? Wirklich?"
Sie wurde rot und kaute an ihrer Unterlippe.
Es war die süßeste Sache, die er je gesehen hatte.
"Mein Gott, Scully. Ich kann mir nichts
vorstellen, daß mich heißer machen würde."
Sie wimmerte. Er nahm eine ihrer Hände in
seine und führte sie nach unten. Er plazierte sie über die Hand, die sie
berührte. Ihre Finger bedeckten seine und weil er seine nicht bewegte,
begann sie, ihn zu dirigieren, ihn zu führen, sich selbst durch ihn zu
berühren.
"Das ist gut Scully. Du zeigst mir, was
ich tun muß."
Er war sehr aufmerksam, als sie seine Finger
durch ihre Falten und über ihre Klitoris führte. Er prägte sich jede
Bewegung ein, so daß er sie wiederholen konnte.
Er stützte sich auf seinen Ellbogen und
beobachtete sie fasziniert. Ihre Augen waren vor Konzentration geschlossen
und ihre Lippen ein wenig geöffnet. Sie atmete in kleinen Seufzern und ihr
Gesicht war von einem dünnen Schweißglanz bedeckt. Ihr Haar hing herunter,
bedeckte teilweise ihre Brust und flutete über das Kissen. Sie war der
erstaunlichste Anblick, der sich ihm je geboten hatte.
Sie war so jung, aber in diesem Moment wurde
ihm klar, daß sie sogar älter war als er. Sie hatte eine alte Seele. Sie
war wesentlich reifer, als er jemals sein würde und sogar jetzt war sie
die stärkere. Sie war diejenige, die den Mut hatte, ihm ihre Gefühle zu
gestehen. Sie war diejenige, die ihn geküßt, ihn berührt hatte. Sie hatte
die Mauern zwischen ihnen mit einer so sorglosen, süßen Laune abgerissen,
er konnte kaum atmen, wenn er daran dachte. Die Jugend ihres Körpers hatte
ihr die Unschuld verliehen, den ersten Schritt zu tun, ohne sich um alte
Narben zu sorgen, um alten Ballast, vergangene Verletzungen und Fehler. Und die
Stärke ihrer Seele hatte ihr erlaubt, dies ohne die paralysierende Angst zu
tun, die ihn ständig ergriff. Sie war jung und sie war alt.
Er war nur ein Narr. Sogar jetzt, als sie
ihn rettete. Sie würde das immer tun. Das einzige, was er tun konnte war,
ihr zu sagen, wie sie dasselbe auch für sich tun konnte. Und jetzt gerade
war es das Beste, was er tun konnte.
Sie begann unter ihm zu zittern und zu
keuchen und er bemerkte, daß sie schon wieder nahe dran war. Sie kam sogar
schneller als er. Er zog seine Hand unter ihrer weg, so daß sie sich nur
noch mit ihrer eigenen Hand berührte.
Sie hörte auf, sich zu bewegen und sah ihn
flehend an.
"M...Mulder?"
"Komm Baby. Bring es für mich zu
Ende."
"Ich...ich kann nicht."
"Doch du kannst. Du mußt dir nur
vorstellen, daß es immer noch meine Hand ist. Vertrau mir Scully."
Er strich mit seiner Hand über ihre Stirn
und küßte sie zart auf die Lippen.
"Mulder ... ich ... du auch."
Sie nickte in die Richtung seiner unteren
Regionen. Er war überrascht, als er nach unten sah und bemerkte, daß er
schon wieder voll erigiert war. Wie lange war es her, fünf Minuten? Die
Vorteile der Jugend wahrscheinlich. Und die Vorteile von Scully.
Also sie wollte, daß er es auch tat. Scully
und ihre Gleichberechtigung. Entweder das, oder sie dachte, daß es ihm
peinlich sei und er die Sache fallenlassen würde. Aber keinesfalls an diesem
Punkt.
Er griff nach unten und nahm seinen Penis in
die Hand. Sie schnappte nach Luft, überrascht, aber wie ihm schien,
wenigstens ein bißchen erregt. Er begann, seine Hand in einem vertrauten
Rhythmus auf und ab zu bewegen und langsam aber sicher bewegten sich ihre
kleinen Hände auch.
Er beobachtete, wie ihr Mittelfinger kleine
Kreise über ihrer Klitoris zog, dann wieder zu ihrer Öffnung ging, um mehr
Feuchtigkeit zu holen, die sie schaudernd über sich verteilte. Sie biß auf
ihre Lippe und es sah so aus, als würde sie versuchen, leise zu sein.
Er erhöhte das Tempo seiner eigenen
Bewegungen und stöhnte laut in der Hoffnung, sie anzuspornen, ihr zu
zeigen, daß es gut war, das zu genießen.
Ihre Blicke trafen sich und sie lächelte.
"Wie fühlt sich das an Scully?"
"Humm...gut...denke ich. Es ist ...
sehr ..."
Plötzlich zog sie ihre Hand weg.
"Ich denke ... ich denke ich werde
kommen Mulder."
Er streichelte ihr Gesicht mit seiner freien
Hand und küßte ihre Schulter.
"Es ist in Ordnung, Scully. Laß es
passieren. Laß los."
Er strich mit den Fingern über ihre Wange
und ihre Lippen. Er war überrascht, als sie seinen Zeigefinger zwischen
ihre Lippen zog und daran saugte. Mit ihrer Zunge fuhr sie über ihn und er
keuchte und berührte sich noch intensiver.
Ihre Hand glitt wieder zwischen ihre Beine
und es schien so, als hätte sie sich nur ein einziges Mal berührt, bevor
sie aufschrie und sich gegen ihre Hand bog. Er spürte ihre Zähne an seinem
Finger und ihre Fingernägel, die sich in seinen Arm gruben und das war
einfach genug. Er griff sich selbst fest an, als das Sperma aus ihm herausschoß
und sich auf beiden verteilte. Er rief ihren Namen, wie immer.
Als er sich zu ihr umdrehte sah er bestürzt,
daß Tränen an ihren Wangen hinabliefen. Sie weinte. Schon wieder. Er hätte
es wissen müssen. Es war zuviel. Er war der dümmste Mensch, der je gelebt
hatte. Er zog sie an sich und schlang seine Arme um sie.
"Was ist Scully. Bist du in
Ordnung?"
Sie nickte, aber er hörte das gedämpfte
Weinen an seiner Brust. Ihre Tränen brannten auf seiner Haut.
"Sweetheart, was ist? Es tut mir leid.
War es wirklich so schlimm?"
Sie sah ihn an und schüttelte den Kopf.
"Nein. Nein Mulder, es war...oh Gott
ich weiß nicht, was es war."
"Bist du durcheinander?"
"Nein ich denke ... ich denke ich bin
glücklich. Es tut mir leid Mulder. Es war nur wirklich sehr
intensiv."
Er küßte sie auf die Stirn und zog sie an
sich heran. Es war in Ordnung. Sie war in Ordnung. Sie zitterte in seinem
Arm, aber sie hatte aufgehört zu weinen. Sie waren in Ordnung.
"Mulder. Es war wirklich gut. Ich
meine, ich bin froh, daß wir das getan haben. Ich meine
.. wow."
Sie lachte an seiner Brust und er lachte
auch. Er zog die Decke hoch, um sie beide zu bedecken und sie kuschelt
sich an ihn.
"Können wir das bald wieder tun,
Mulder?"
"Jederzeit Scully. Jederzeit."
Sie seufzte und streckte ihre Arme und Beine
über ihm aus. Ihr Haar bedeckte seine Brust. Er fühlte sich in ihr von
Kopf bis Fuß eingehüllt. Körper und Seele. Sie liebte ihn. Sie gehörte
ihm. Wenn er ihr nur sagen könnte, was er fühlte. Wenn er ihr nur seine
tiefsten Gefühle mitteilen könnte. Aber er konnte nicht. Nicht, solange
sie nicht die ganze Wahrheit kannte.
Ihm wurde klar, daß er nicht viel länger so
weitermachen konnte. Sie wollte, daß er mit ihr schlief, daß er ihre
Jungfräulichkeit nahm. So sehr vertraute sie ihm. Er wollte dieses
Vertrauen wert sein. Er konnte nicht ihre Jungfräulichkeit nehmen, konnte
ihr nicht sagen, daß er sie liebt, solange sie nicht alles darüber wußte,
wie er in ihr Leben gekommen war. Er mußte es ihr sagen. Und das bald.
Ende Teil 7b
Teil 8
12. August 1982
Ich habe die Zeit noch nie vorher als
tyrannisch empfunden. Mein ganzes Leben lang habe ich mir gewünscht, sie würde
schneller vergehen. Ich habe auf das Vergehen der Monate und Jahre gewartet,
darauf, endlich der Mensch zu sein, der ich sein wollte. Unabhängig, allein,
frei von den Einschränkungen durch meine Jugend, meine Eltern, die Schule und
allem anderen.
Nun spüre ich eine
Art klaustrophobische Furcht mit jedem Tag, der vergeht. Mit jeder Stunde. Jede
Minute die vergeht ist eine Minute näher zu dem Zeitpunkt, an dem Mulder nach
England fliegt.
Wir haben nicht darüber gesprochen. Nicht
seit diesem ersten Abend. Er hat mir das Datum genannt. Dritter September. Er
hat sein Ticket. Er hat seinen Stundenplan. Das ist alles, was ich weiß. Ich
weiß nicht, ob es Angst oder Verleugnung ist, das uns nicht darüber reden läßt,
was genau passieren wird, wenn er dieses Flugzeug besteigt.
Wird er schreiben, anrufen, mich besuchen?
Wird er mir treu bleiben? Ich möchte ihn all das fragen, aber ich denke daß ich
die Antworten fürchte. Ich fürchte mich davor, was ich tun werde, was ich
fühlen werde, wenn er nein sagt. Ich habe die heimliche Hoffnung, daß er mir in
letzter Minute sagt, er hätte seine Meinung geändert, daß er nirgendwo ohne
mich hingehen kann. Ich möchte ihn fragen ob er es überhaupt in Erwägung ziehen
würde, hier bei mir zu bleiben und hier zur Universität zu gehen. Aber auch
hier fürchte ich mich vor der Antwort.
Ich bin mir nicht sicher, ob es diese
unausgesprochenen Fragen sind, die ihn davon abgehalten haben, mich vollständig
zu nehmen. Etwas hält ihn zurück, verwehrt ihm, diese letzte Schranke
niederzureißen. Ich bin glücklich mit dem was wir tun. Er befriedigt mich auf
eine Weise, die ich mir nie erträumt hätte. Er hat mich gelehrt meinen Körper
zu lieben, unzählige Arten Vergnügen zu empfangen und zu geben. Aber ich sehne
mich immer noch nach mehr. Ich sehne mich danach, ihn in mir zu haben. Ich
will, daß er derjenige ist und ich habe Angst, daß uns die Zeit davonläuft.
Wie macht sich das als Tragödie?
Es ist trotzdem die Wahrheit. Ich kann mir
nicht vorstellen, mich einem anderen Mann auf diese Weise hinzugeben. Ich kann
mir nicht vorstellen, das jemals zu wollen. Ich will, daß Mulder derjenige ist,
der einzige. Ich spüre, daß er das auch will. Ich spüre, daß er mich genauso
liebt wie ich ihn. Er hat die Worte immer noch nicht gesagt, obwohl er es mir
jeden Tag zeigt. Er quält sich.
Meine größte Angst ist, daß er sich
zurückhält, weil er weiß, daß er bald gehen wird, daß er mich nicht erst
entjungfern will um mich dann zu verlassen. Ich möchte ihm sagen, daß mir das
egal ist. Ich will, daß er es tut, auch wenn ich ihn niemals wiedersehe. Aber
daß würde bedeuten, darüber zu reden und - wie ich sagte - ist das genau das,
was wir nie getan haben.
Scully seufzte und legte ihren Stift auf den
Wohnzimmertisch. Sie konnte noch nicht einmal darüber schreiben. Sie spürte
schon, wie ihr die Tränen in die Augen stiegen. Wie konnte das Leben nur so
unfair sein? Sie hatte versucht, jede Minute mit Mulder zu genießen und nicht
an die Zukunft zu denken, aber die Zukunft war sehr schnell zur Gegenwart
geworden. Und sie wußte nicht, was sie jemals ohne ihn tun sollte. Niemand
sonst könnte sich je mit ihm vergleichen, noch nicht einmal als Freund. Nichts
auf dieser Welt würde die Leere ausfüllen können, die er in ihrem Leben
hinterlassen würde. Ihr Herz würde ohne ihn leer sein.
Ihre Gedanken wurden von einem Klopfen an
der Tür unterbrochen. Sie sah auf ihre Uhr. Es war fast Mitternacht. Entweder
war es einer von Rebecca's Freunden oder Mulder. Sie sah auf ihre Sachen
hinunter und spürte den unordentlichen Haarknoten auf ihrem Kopf. Sie hoffte
fast, daß es einer von Rebecca's Blödmännern wäre. Die dummen Tränen aus ihren
Augen wischend, ging sie zur Tür.
Sie sah durch den Spion und es war natürlich
Mulder. Es schien so, daß er nie unerwartet vorbeikam, wenn sie gerade in einem
sexy seidenen Nachthemd oder so etwas ähnlichem herumsaß. Nicht daß sie das
sehr oft tat.
Sie öffnete die Tür und bemerkte, daß er
nervös mit dem Fuß wippte und sich mit den Händen durch die Haare fuhr.
"Mulder, ich habe dich nicht vor morgen
erwartet."
Er grinste verlegen und zuckte mit den
Schultern.
"Tut mir leid."
"Nein, es ist in Ordnung. Ich habe ...
ich habe gerade an dich gedacht. Komm rein."
"Ich habe eigentlich gehofft, du
würdest raus kommen."
Er sprach sehr schnell und sah nicht so aus,
als ob er überhaupt durch die Tür gehen wollte.
"Raus kommen? Ich habe nicht ..."
sie deutete auf ihre nachlässige Kleidung.
"Du siehst wundervoll aus. Zieh einfach
ein Paar Schuhe an und laß uns gehen."
Er benahm sich eigenartig. Normalerweise war
er nicht so ungeduldig oder herrisch, aber aus irgendeinem Grund konnte sie
nicht ablehnen. Sie zog Turnschuhe an und folgte ihm ins Auto. Sie mußte rennen
um ihm folgen zu können. Als sie im Beifahrersitz saß, schaute sie auf den
Rücksitz und sah einige Decken und einen Supermarktbeutel.
"Mulder, wo gehen wir hin?"
"Nur zu einem Ort,"
er machte eine Handbewegung und ließ den Motor an. Er schien sehr, sehr
angespannt zu sein. Noch nicht mal einen Willkommenkuß oder etwas in der Art
hatte er ihr gegeben. Aus irgendeinem Grund war er ziemlich in Eile. Ein Ort?
Was bedeutete das?
"Was ist in dem Beutel, Mulder?"
"Ein paar Sachen."
Er bog auf die Straße ab und sie sah in
neugierig an. Etwas sehr eigenartiges ging hier vor. Aber es machte ihr
eigentlich nicht allzuviel aus. Sie war bei Mulder. Das war alles, was wirklich
zählte.
XXXXXXXXXXX
Mulder hatte nur eine sehr unklare Vorstellung
davon, wo sie hinfuhren. Sie fuhren zum Ozean. Scully liebte den Ozean. So weit
reichte sein Wissen gerade noch. Er hoffte, daß das Wasser ihren Geist so weit
befreien würde, daß sie ihm glaubte. Er fuhr auf den Highway in östlicher
Richtung, Richtung Delaware, Richtung Atlantik.
Er hatte nicht vor gehabt, es auf diese
Weise zu tun. Er hatte vorgehabt, es auf Martha's Vineyard zu tun. Aber seine
Mutter war die ganze Zeit da und hatte sich eingemischt und Scully seltsame
Blicke zugeworfen. Er hatte vorgehabt es zu tun, als sie wiederkamen. Doch es
schien nie der richtige Zeitpunkt zu sein. Er hatte nie den Mut.
Aber aus irgendeinem Grund hatte er heute,
als er gerade ins Bett gehen wollte entschieden, daß heute der richtige Tag
wäre. Es war Zeit, ihr alles zu sagen. Er hatte ein behelfsmäßiges Picknick
zusammengestellt und war aus der Tür gestürmt, bevor er es sich wieder anders
überlegen konnte.
Er hoffte, daß sie ihr Ziel, welches es auch
immer sein mochte, vor Sonnenaufgang erreichen würden. Er mußte dies in der
Nacht tun.
Er raste fast eine Stunde lang wortlos durch
die Dunkelheit. Sie schien zu spüren, daß er etwas loswerden wollte, daß es
einen Grund für diese Verrücktheit gab, aber sie wartete darauf, daß er
anfangen würde zu sprechen. Er liebte sie dafür.
Sie sah heute Nacht so schön aus. Er mochte
es, sie so zu sehen - natürlich und ungeschminkt. Er betete, daß sie ihm
glauben möge. Oder ihn zumindest verstehen würde und ihn immer noch lieben
könnte. Wenn sie aufhören würde ihn zu lieben, würde er sicher sterben.
"Mulder, sind wir bald da?"
Ihr Stimme erschreckte ihn. Er zuckte zusammen. Er
konnte sich nicht erinnern, jemals im Leben so nervös gewesen zu sein.
"Äh ... ja ... sicher."
"Mulder, du weißt noch nicht einmal, wo
wir hinfahren, richtig? Wir fahren einfach mitten in der Nacht ziellos umher,
stimmt's?"
Er sah, daß sie grinste.
"Würde dir das was ausmachen,
Scully?"
"Nicht wirklich, aber du hättest es mir
sagen können. Du mußt nicht so tun, als wüßtest du, wo es langgeht,
Mulder."
Er lächelte, weil diese ganze Sache eine
Miniaturversion dessen war, was er getan hatte, seit er hier war. Ziellos mit
ihr herumzufahren, nicht zu wissen, wohin sie gingen oder ob die Dinge so
liefen, wie sie laufen sollten. Sie glauben zu lassen, daß er wüßte, was zum
Teufel hier vorgeht.
"Ich werde es wissen, wenn ich es sehe,
Scully."
Er sah das Schild, das nach Delaware Bay
wies und folgte dem Pfeil. Wenn er dort hinkam, würde er nach Süden fahren und
irgendwann den Ozean erreichen.
"Okay, weck mich, wenn du gefunden
hast, was du suchst. Ich schlafe ein bißchen."
XXXXXXXXXXXXXXXXX
Scully war an einem dunklen, engen Ort. Sie
konnte kaum atmen, sie konnte nicht sprechen, sich nicht bewegen. Da war etwas
auf ihrem Mund, über ihren Augen, an ihren Handgelenken. Sie war in einem
kleinen Raum, vielleicht einem Schrank. Und es war
jemand auf der anderen Seite. Jemand, den sie weder sehen noch hören, aber
spüren konnte. Dessen Wesen von bösen, gemeinen Dingen sprach. Er wollte ihr
weh tun. Er wollte sie umbringen. Sie hatte mehr Angst als jemals vorher in
ihrem Leben.
Dann war es plötzlich hell. Das weiße Licht
ließ Umrisse erkennen, Figuren, Menschen. Menschen, die gekommen waren, um sie
zu retten, Polizisten, Mulder. Mulder war da.
Es war ihr peinlich. Sie wollte nicht, daß
er sie so ängstlich sah. Sie wollte nicht, daß er wußte, daß sie Angst hatte
sterben zu müssen.
Dann berührte er ihr Gesicht, zwang sie
dazu, ihn anzusehen und sie ließ sich in seine Arme fallen, weinte, ließ zu,
daß er sie so sah. Sie ließ zu, daß er sie im Arm hielt. Er schien Angst davor
zu haben das zu tun, aber er tat es trotzdem und es wärmte ihr Herz.
"Scully?"
Sie erwachte durch die Hand auf ihrer
Schulter und schnappte nach Luft. Noch immer fühlte sie den Knebel.
"Scully, geht es dir gut? Was ist
los?"
"Traum. Ich ... ich weiß nicht.
Seltsamer Alptraum."
Er lehnte sich zu ihr und umarmte sie
tröstend. Sie bemerkte, daß der Wagen angehalten hatte. Sie waren da, wo auch
immer 'da' war.
"Worüber Scully?"
Widerwillig entzog sie sich seiner Umarmung
und sah sich um. Sie standen auf einem dunklen, verlassenen Parkplatz. Sie
hörte Wellenrauschen.
"Mulder, wo sind wir?"
"Assatteague Island."
"Assawas?"
"Es ist eine Insel. In der Nähe der
Küste von Delaware."
"Sieht eher aus wie eine Geisterstadt.
Warum sind wir hier Mulder?"
Er zuckte mit den Schultern und öffnete
seine Tür.
"Finden wir es heraus."
Er nahm die Sachen vom Rücksitz und sprang
aus dem Auto.
"Komm,"
rief er ihr zu, als er anfing, schnell Richtung Ufer zu laufen.
Sie folgte ihm runter zum Strand. Es war
eine wunderbare Nacht, klar und warm. Sie gingen zum Ufer und sie zog ihre
Schuhe aus, um das Wasser an ihren Füßen zu spüren. Dieser Ort war menschenleer
und friedlich. Mulder wußte offensichtlich sehr gut, wie man eine romantische
Flucht organisierte. Eine Woge der Erregung durchströmte sie. Vielleicht hatte
er sie hierher gebracht, um sie endlich zu lieben. Aber Romantik schien ihm im
Moment fern zu liegen. Irgendetwas bedrückte ihn.
"Worum ging es in dem Alptraum,
Scully?"
Sie seufzte, weil sie eigentlich nicht über
diesen dummen Traum reden wollte. Sie wollte wissen, weshalb er sie hierher
gebracht hatte.
"Es war irgendwie merkwürdig. Blöd
genaugenommen. Irgendjemand hat mich in einer Art Schrank gefangengehalten. Ich
habe keine Ahnung, es war wirklich nur ein dummer Alptraum."
"Was ist noch passiert?"
Wieso zum Teufel? Es war nur ein Traum. Sie
rollte ungeduldig ihre Augen und fragte sich wieder, warum zur Hölle er so
nervös war.
"Keine Ahnung, du bist gekommen und
hast mich gerettet und dann hast du mich umarmt und irgendwie hast du ein
bißchen anders ausgesehen, älter vielleicht."
"Oh Scully. Oh mein Gott."
Er hörte auf umherzulaufen und fuhr wieder
mit der Hand durch seine Haare.
"Was Mulder? Was ist?"
"Das ... das war kein Traum Scully. Es
ist tatsächlich passiert."
Sie begann, sich wirklich Sorgen um ihn zu
machen. Sie war es gewöhnt, daß er sich eigenartig benahm, aber das hier war geradezu
erschütternd.
"Mulder, wovon sprichst du?"
"Hier herüber Scully, komm."
Er zeigte auf eine Ansammlung von Felsen.
Sie folgte ihm zu den riesigen, flachen Gesteinsblöcken, die aus dem Ozean zu
wachsen schienen. Er führte sie auf die Spitze und breitete die Decken aus, so
daß sie sitzen konnten. Das Sprühen der Gischt erreichte sie fast, aber es war
ein paar Meter unterhalb. Der Platz war sehr schön. Der Felsen auf dem sie
saßen ragte aus dem Wasser, so daß alles, was sie in jeder Richtung sehen konnte
der Ozean und der Himmel war. Und Mulder.
Er setzte sich neben sie und beschäftigte
sich mit den Dingen, die er mitgebracht hatte.
"Mulder was hast du damit gemeint, daß
es wirklich passiert ist? Was bedeutet das?"
"Ich, ich habe ein paar Pfirsiche für
uns gekauft, Scully. Und äh, Erdbeeren, Weintrauben, hier ist Brot und eine
Flasche Wein..."
Er legte all diese Sachen auf die Decke
während er sie aufzählte. Sie wurde langsam ungeduldig.
"Mulder, ich möchte nicht essen. Ich
möchte wissen, worüber du sprichst. Ich möchte wissen, warum du mich hierher
gebracht hast."
Er atmete tief ein und drehte sich zu ihr.
Doch er schaute ihr nicht in die Augen. Er sah wie ein ängstliches Kind aus.
"Scully, ich muß dir etwas sagen. Etwas
sehr seltsames. Es könnte sein, daß du es nicht glaubst. Tatsächlich denke ich,
daß du es nicht glauben wirst. Und es kann sein, daß du mich deswegen hassen
oder vor mir Angst haben wirst, aber ich kann es dir nicht länger verschweigen.
Ich muß es dir jetzt erzählen."
Möglichkeiten schwirrten ihr durch den Kopf,
eine fürchterlicher als die andere. Er war schwul. Er war verlobt. Er war
verheiratet. Er fand sie abstoßend.
"Mulder, nichts wird mich dazu bringen,
dich zu hassen und ich weiß, daß du mich nie anlügen würdest, aber langsam
machst du mir Angst. Sag es mir einfach. Es wird okay sein."
Er nahm ihr Gesicht in seine Hände und sah
ihr schließlich in die Augen. Dort war so viel zu sehen. So viel Intensität und
Liebe und unverhohlene Furcht in seinen Augen.
"Vertraust du mir Scully? Glaubst du an
uns?"
"Natürlich tue ich das."
"Spürst du unsere Verbindung?"
"Du weißt, daß ich das tue,
Mulder."
"Weißt du, warum du das spürst?"
Sie sagte fast "Weil ich dich
liebe" aber das war keine wirklich Antwort. Es war ein Teufelskreis. Er
fragte warum. Warum sie sich so sehr, so schnell, so leicht in ihn verliebt
hatte. Und darauf hatte sie keine Antwort.
"Ich spüre ... das einfach."
"Ich weiß, warum du das spürst Scully.
Deswegen weil wir uns nicht das erste mal getroffen haben. Ich kenne dich schon
seit einer sehr, sehr langen Zeit."
XXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXX
Mulder atmete tief ein und sah zum Ozean.
Wie um alles in der Welt sollte er ihr das erklären?
"Mulder, was bedeutet das? Du hast mich
gekannt? Ich erinnere mich nicht daran, dich je zuvor getroffen zu haben."
"Das hast du nicht, Scully. Ich habe
gesagt, ich habe dich gekannt. Nicht daß du mich gekannt hast."
Er seufzte und schüttelte den Kopf. Diese
Wortspielereien würden sie noch mehr durcheinanderbringen.
"Scully, ich ... ich rede von der
Zukunft, einer Zukunft, die schon stattgefunden hat, von der aus ich hierher
zurückkam, um zu versuchen, sie zu ändern."
Ihm fiel auf, wie wirklich lächerlich die
Worte klangen, nachdem er sie ausgesprochen hatte und er war nicht überrascht
zu sehen, daß sie ihre Stirn runzelte und spöttisch lachte.
"Wovon zur Hölle sprichst du
Mulder?"
Er widerstand dem überwältigendem Bedürfnis,
einen Witz zu machen, sie glauben zu lassen, daß er sie nur verschaukelt hätte,
sie glauben machen wollte, er wäre eine Art Superheld aus einem Science Fiction
Roman. Aber das war die Nacht der Wahrheit und er würde jetzt keinen Rückzieher
machen, wo er sich sowieso schon halb zum Idioten gemacht hatte.
"Scully ich ... ich bin aus der
Zukunft."
Er lachte an dieser Stelle fast über sich
selbst.
"Mulder was bedeutet das?"
Sie war noch nicht einmal ansatzweise
amüsiert. Sie begann sich wahrscheinlich gerade zu fragen, ob sie mit einem
Mann Oralsex gehabt hatte, der aus einer Irrenanstalt geflohen war. Mulder
schauderte als ihm einfiel, daß es genau das war, was sie getan hatte.
"Scully ich weiß, daß das merkwürdig
klingt, sogar verrückt, aber es ist die Wahrheit. Mein ... mein Verstand, der
... kam zurück aus der Zukunft, zwanzig Jahre später. Dieser ... dieser Körper
ist meiner, aber er ist es ... auch wieder nicht. Ich bin es, aber ich bin
nicht der, von dem mein Geist stammt."
Er hörte einigermaßen frustriert auf. Er
konnte es sich selbst kaum erklären. Wie konnte er erwarten, es ihr erklären zu
können?
"Also du sagst, daß du in der Zeit
zurückgesprungen bist, in deine Vergangenheit? Ist es das, was du meinst
Mulder?"
Sie war nicht verärgert. Sie war nicht
wirklich erschüttert. Sie war nur ... Scully. Skeptisch wie immer, aber bereit
zuzuhören, bereit, ihm eine Chance zu geben.
"Ich denke ... ja. Das ist es was ich
meine. Ich wollte nicht so weit zurückgehen. Nur ein paar Monate aber es war äh
... so eine Art Experiment. Ich habe noch nicht einmal erwartet, daß es
überhaupt funktioniert. Ich habe ganz sicher nicht erwarte, dich jetzt und hier
zu treffen Scully, aber es ist passiert. Es ist alles passiert."
Sie war einen langen, quälenden Augenblick
lang still. Als sie sich von ihm abwandte, dachte er mit Sicherheit, daß er sie
verloren hätte.
"Scully..."
Er nahm ihr Kinn in die Hand und zwang sie,
ihm in die Augen zu sehen. Tränen der Verwirrung standen in ihren Augen.
"Scully bitte. Ich weiß, daß du fühlen
kannst, was wir haben. Dieser Traum, den du hattest, das war ein Ereignis aus
unserer Zukunft. Ich weiß, daß du irgendwo tief in dir fühlen kannst, daß das,
was ich sage die Wahrheit ist. Du mußt es zulassen, es zu glauben. Du mußt es
glauben wollen."
"Mulder..."
"Scully bitte - bitte, glaube mir. Ich muß
wissen, daß du mir glaubst."
"Mulder, ich muß wissen, warum. Ich muß
wissen, warum du hier bist."
XXXXXXXXXXXXXXXXXXXX
Scully hörte ihm schweigend zu. Sie hatte
ihn darum gebeten, ihr die Geschichte ihrer 'Zukunft' zu erzählen, mehr aus
Sorge um sein Wohlergehen als aus irgendeinem anderen Grund. Sie wollte, daß er
ruhig blieb, daß er weitersprach. Sie wollte ihm zuhören und versuchen zu
begreifen, woher dieser Wahnsinn kam. Es machte ihr
Angst, ihn so zu sehen.
Sie wußte nicht, was sie von der Geschichte
erwartete, aber das, was er ihr erzählte, war auf jeden Fall überraschend. Es
war eine sehr lange, komplizierte Geschichte. So detailgetreu, daß ein Mensch
Jahre brauchen würde, sie sich auszudenken. Es war eine seltsame Geschichte. So
seltsam, daß sie sich nicht vorstellen konnte, daß es der wildesten Phantasie
eines Menschen entsprungen sein könnte.
Sie war sich nicht mehr sicher, was sie
glauben sollte und ein Teil von ihr war sich sicher, daß alles nur ein kranker
Witz von ihm war, aber als er immer mehr und mehr erzählte, fühlte sie sich
gegen ihren Willen in den Bann gezogen. Sie sagte sich immer wieder, daß das
verrückt war, daß sie es nicht glauben sollte, aber irgendwie sagte ihr irgendetwas,
daß es einfach ... stimmte.
Während er erzählte, fühle sie sich immer
tiefer und tiefer in seine Geschichte hineingezogen. Konzentriert und
fasziniert hörte sie ihm zu. Es klang wirklich so, als ob es um sie ging und es
klang tatsächlich wie eine - wenn auch etwas ungewöhnliche - Zukunft. Gegen die
Bösen kämpfen, ein abenteuerliches Leben führen und immer zusammen sein. Das
war der beste Teil. Mulder war ihre Zukunft. Sie wollte glauben.
Aber dann wurde es weniger schön. Die
Geschichten gingen immer weiter, eine schrecklicher als die andere und sie
bemerkte, daß leise Tränen seine Wangen hinunter liefen, während er sprach. Er
erlebte diese Dinge noch einmal.
So viele schreckliche Dinge hatten sie
gemeinsam durchgemacht. Aber durch diese ganze Qual hinweg war eines gleich
geblieben. Ihre unerschütterliche Hingabe zueinander und der Glauben
aneinander. Sie hob ihre Hand, um die Tränen von seiner Wange zu wischen.
"Mulder, warum bist du zurückgekommen?
Was ist mir zugestoßen?"
Er drehte sich zu ihr und sein Gesicht war
plötzlich in Dunkelheit gehüllt.
"Glaubst du mir Scully? Tust du
es?"
Sie glaubte ihm. Gott helfe ihr, sie tat es.
Er schien so tief betroffen zu sein von dem, was er ihr erzählte. Und sie
spürte die Wahrheit in seinen Worten. Sie fühlte es tief in ihrer Seele. Sie
nickte und lächelte aufmunternd, obwohl ihr Herz voller Furcht war.
"Wir waren bei einem Fall. Einem
Mordfall. Du ... du bist dem Verdächtigen gefolgt und du hast ihn geschnappt.
Aber du hast es allein getan, du hast keine Verstärkung gerufen und du hast mir
nicht gesagt, wo du hingehst, weil dazu keine Zeit war und ich ... ich war sehr
wütend. Ich schrie dich an, weil ich Angst hatte dir zu sagen was ich wirklich
fühlte, weil ich ein Feigling war Scully ... ich konnte nicht ... es tut mir
leid. Es tut mir so leid."
Seine Schultern fielen vornüber und die
Tränen rollten noch zahlreicher sein Gesicht hinab. Sie streichelte sanft seine
Haare und plötzlich fiel er zu ihr, vergrub sein Gesicht zwischen ihren Brüsten
und drückte ihre Taille so fest, daß sie kaum atmen konnte.
"Mulder, es ist in Ordnung. Ich ... ich
bin sicher ich habe es gewußt."
Sie streichelte weiter sein Haar, versuchte,
ihn zu beruhigen, aber er weinte jetzt laut, schluchzte und wimmerte an ihrer
Brust wie ein kleiner Junge.
"Es ist nicht in Ordnung Scully," stöhnte er durch sein ersticktes Schluchzen.
"Es ist nicht. Ich bin gegangen und habe dir gesagt du sollst gehen. Ich
habe dich veranlaßt zu gehen und du bist gegangen und er ... Oh Gott Scully ...
er ..."
"Er wer? Mulder, was ist
passiert?"
"Er hat dich umgebracht Scully!"
jammerte er und sein ganzer Körper zitterte. "Er hat dich umgebracht und
du bist gestorben und es war meine Schuld. Es war alles meine Schuld."
Sie fühlte, wie sich ihr bei diesen Worten
der Magen umdrehte. Das war, was sie befürchtet hatte. Gestorben. Sie war
gestorben. Er ist zurückgekommen, um zu verhindern, daß sie stirbt. Tot mit
achtunddreißig. Sie wollte ihm nicht mehr glauben.
Wenn sie noch irgendwelche Zweifel gehabt
hatte, dann war sie jetzt völlig davon überzeugt, daß er ihr die Wahrheit
sagte. Er würde sich niemals etwas derartiges
ausdenken, und wenn, dann würde es ihn zerstören, darüber zu reden. Sie konnte
schon spüren, wie die Feuchtigkeit seiner Tränen durch den dicken Stoff ihres Sweatshirt drangen. Er schluchzte immer wieder, daß es alles
seine Schuld war. Sie mußte ihm sagen, daß das nicht stimmte, daß es nicht sein
konnte. Aber sie konnte kaum sprechen, sich kaum bewegen. Tot. Tot mit
achtunddreißig.
Und Mulder, sie hat ihn allein gelassen. Sie
war gestorben und hatte ihn völlig allein gelassen, verzweifelt genug, diese
verrückte Sache überhaupt erst zu versuchen. Sie schluckte die Tränen hinunter
und streichelte wieder seine Haare.
"Es war nicht deine Schuld Mulder.
Mulder, das kann nicht sein. Das war es nicht."
"Es war so Scully. Es war. Du bist
gestorben, weil ich so ein Feigling war. Scully du bist gestorben, weil ich dir
nicht sagen konnte, daß ich dich geliebt habe. Deswegen bin ich zurückgekommen.
Um dir zu sagen, daß ich dich liebe, damit du nicht sterben mußt."
Wegen seines Gewichtes auf ihr ließ sie sich
auf die Decke zurückfallen. Er fiel mit ihr und lag neben ihr, sein Gesicht
immer noch an ihrer Brust vergraben. Sie sprach beruhigend auf ihn ein und
streichelte immer noch seine Haare und seinen Nacken.
"Ich wußte es Mulder. Ich bin sicher,
daß ich es wußte. Es war nicht deine Schuld. Es war nicht deine Schuld."
"Es tut mir leid, daß ich es dir nie
gesagt habe Scully. Ich habe dich damals geliebt. Ich liebe dich jetzt. Ich werde
dich immer lieben."
"Ich weiß Mulder. Ich weiß."
Und sie wußte es. Aber es war so schön, es
endlich zu hören. Sie hatte keine Ahnung, wie lange sie gewartet hatte.
Ende Teil 8
Teil 9
Sie glaubte ihm. Sie glaubte ihm und verzieh
ihm und liebte ihn immer noch. Und sie wußte, daß er sie liebte. Sie hatte es
immer gewußt. Natürlich.
Er erlaubte es sich, eine Zeitlang ihre
tröstende Umarmung zu genießen. Dann wurde ihm klar, wie sie sich fühlen mußte,
so von ihrem Tod zu hören, es mußte schrecklich sein.
Er lockerte seine feste Umarmung ein wenig
und sah von der tröstenden Wärme ihres Oberkörpers zu ihr auf. Ihre Augen waren
geschlossen und ihr Gesicht war tränenüberströmt. Er fuhr mit seiner Hand über
ihre Wangen.
"Scully, weine nicht, Scully, hab keine
Angst. Es ist jetzt okay. Ich verspreche dir, es wird nicht noch einmal
passieren. Ich werde niemals wieder zulassen, daß dir so etwas zustößt."
Ihm war klar, daß es unklug war, ein solches
Versprechen zu geben. Er hatte keine Ahnung, was die Zukunft jetzt für sie
bereithalten würde, ob er durch sein Zurückkommen nicht alles noch viel
schlimmer gemacht hatte.
"Mulder...ich weiß, es ist nur...ich
kann es nicht fassen, daß du das alles durchmachen mußtest. Es tut mir so leid
Mulder."
"Nicht Scully. Es ist in Ordnung, dir
wird es jetzt gut gehen. Das bedeutet mir am meisten."
Er bekam das Gefühl, daß das vielleicht sein
bisher größter Fehler war. Sie weinte immer noch.
"Es tut mir leid Scully. Ich glaube,
ich hätte dir das nicht erzählen sollen."
Sie schüttelte energisch ihren Kopf.
"Nein, du mußtest das tun. Ich bin
froh, daß du es getan hast. Wirklich froh. Nun ist es ... es ist unsere Sache.
Ich kann diese Erinnerungen jetzt mit dir teilen, die guten und die schlechten.
Du mußt nicht mehr allein sein."
Er fragte sich, ob es möglich war, sie jeden
Tag seines Lebens mehr zu lieben. Sie hatte recht. Das war jetzt ihre Sache,
und sie mit ihr zu teilen erlaubte es ihm, sie vollständig an sich heran zu
lassen, sie ausnahmslos zu lieben.
Er küßte sie mit einer neuen Leidenschaft,
einer erschütternden Intensität, die sie gutmütig erwiderte. Er fuhr mit seinem
Mund über ihr Gesicht, über ihren Hals, schmeckte das Salz ihrer Tränen und die
Süße ihrer Haut und sie stöhnte und schlang ihre Beine um ihn.
"Mulder,"
flüsterte sie, "Es ist soweit. Ich möchte, daß du mit mir Liebe machst.
Hier. Heute nacht."
Ja, ja es war soweit. Es war endlich soweit.
Es war endlich richtig. Er spürte das mit absoluter Sicherheit.
Mit seiner Hand fuhr er unter ihr Shirt und
erkundete die warme Haut darunter. Es machte ihn glücklich festzustellen, daß
sie darunter keinen BH trug. Ihre Brustwarzen waren steinhart, wahrscheinlich
mehr wegen der Kälte der aufkommenden Flut als von etwas anderem. Aber als er
mit den Fingern über sie fuhr, seufzte sie und bog sich ihm entgegen.
Sie ergriff ihr Shirt und zog es sich über
den Kopf und er bemerkte, daß sie vom Wasser bespritzt wurden. Der Ozean kam
näher. Es ließ ihren Körper im Mondlicht glitzern. Tropfen von Meerwasser
sammelten sich auf ihrer Brust und er lehnte sich nach vorn, um sie
wegzusaugen. Er legte seinen Mund über ihre Brustwarze und sie klammerte sich
hungrig an seinen Haaren fest.
Er änderte seine Position so, daß er auf ihr
lag und sie zog ihm ungeschickt sein T-Shirt aus. Er bemerkte, daß ihre Arme
zitterten.
"Scully, bist du sicher, daß du das
willst? Ich kann so lange warten, wie du möchtest."
"Nein Mulder!"
Ihre leidenschaftliche Antwort erschreckte
ihn.
"Ich will das. Kein warten mehr. Ich
BRAUCHE das Mulder."
Sie bog sich ihm entgegen und ihre Nägel
kratzen an seinem Rücken entlang.
"Gott, ich brauche das."
Sie brauchte es. Brauchte ihn. Es war
wirklich. Nach allem, was er ihr gerade erzählt hatte, brauchte sie ihn immer noch.
Er erlaubte sich selbst, daß zu fühlen, das zu glauben. Mit seiner Hand fuhr er
an ihrem Körper entlang und bedeckte ihren Mund mit einem weiteren Kuß. Er
hatte das Gefühl, die Ewigkeit zu schmecken.
Sie war eine Frau. Kein Kind. Er ließ es zu,
sie auf diese Weise zu sehen, vielleicht das erste mal, seit das alles begonnen
hatte. Und sie gab ihm die Erlaubnis, sie so zu behandeln, sie wie eine Frau zu
nehmen.
Seine Zunge strich über die Innenseite ihrer
Wange, erkundete die Rückseite ihrer Kehle und sie saugte daran, zog ihn tiefer
in sich hinein. Sie biß auf seine Zunge und ließ ihre Hand über seinen Rücken
bis unter den Stoff seiner Jeans gleiten, bis unter den Stoff seiner
Boxer-Shorts. Sie griff nach seinem Hintern und als Reaktion stieß er seine Hüften
gegen sie.
Er strich mit seiner Hand an ihrem
Oberkörper entlang und zog an der Kordel ihrer Jogginghose. Die Schleife
öffnete sich und er zog die Hose über ihre Hüften. Oh Gott. Sie trug auch keine
Unterwäsche. Ihm wurde klar, daß er sie wahrscheinlich in den Sachen aus dem
Haus geschleift hatte, in denen sie schlafen wollte. Er war sich nicht im klaren darüber, warum ihn das so heiß machte, aber es gab
wiederum nicht sehr viel seine Hormone betreffend, was er wirklich verstand.
Er rollte sich auf die Seite, so daß er
neben ihr liegen konnte und zog ihre Hose vollständig aus. So, daß er sie
berühren konnte. Mit seinen Fingern fuhr er ehrfurchtsvoll über ihren Bauch und
in die feuchten Locken zwischen ihren Beinen. Sie schrie auf, als er sie so
streichelte, wie sie es ihm an diesem ersten Abend gezeigt hatte.
Er beobachtete ihr Gesicht während er sie
berührte, aber sein Blick wurde kurzzeitig auf die Lebensmittel gelenkt, die er
aus unerklärlichen Gründen mitgebracht hatte. Er erinnerte sich an eine
Phantasie, auf die er in alten Tagen immer fixiert gewesen war. Anderen Tagen.
Was auch immer. Vielleicht war seine Wahl doch nicht so zufällig, wie er
gedacht hatte.
XXXXXXXXXXXX
Er fragte sie etwas. Etwas...was war es? Sie
konnte es kaum verstehen. Alles war verschwommen, abgesehen von dem
unglaublichen Gefühl seiner Hand zwischen ihren Beinen. Warum muß er in
Momenten wie diesen unbedingt sprechen? Es machte ihr normalerweise nichts aus,
tatsächlich genoß sie seine leidenschaftlichen Worte sogar, außer, wenn er
tatsächlich von ihr erwartete zu antworten, zusammenhängend zu kommunizieren.
"Hmmmwa?"
"Ich fragte, ob du hungrig bist
Scully?"
Hungrig? Sie dachte, es wäre ziemlich
offensichtlich, daß sie hungrig war. Auf ihn, auf das hier. Wie konnte er
überhaupt fragen?
"Weil ich ein bißchen hungrig bin. Ich
habe gerade an all das Essen gedacht, daß ich mitgebracht habe."
All das Essen, das er mitgebracht hatte?!
Völlig verwirrt riß sie ihre Augen auf. Er dachte ans Essen? Jetzt?
"Du mußt nach alledem ziemlichen Hunger
haben, oder?"
Das konnte nicht sein Ernst sein. Worüber
zur Hölle sprach er?
"Mulder, ich ... ich bin nicht ...
ahhh" Sie verlor die Fähigkeit zu sprechen, als zwei seiner Finger tief in
sie eindrangen. Er bewegte sie langsam rein und raus, während sein Daumen ihre
Klitoris massierte. Das war es schon eher. Nur noch ein bißchen und...
Dann war er weg. Er griff über ihren Körper
nach dem verdammten Essen.
"Mulder! Verdammt!"
"Weine nicht Sweetheart, ich bin gleich
zurück," murmelte er mit einem idiotischen
Grinsen. Ihr war danach, ihn zu schlagen.
Er nahm die Weinflasche und einen
Korkenzieher und setzte sich auf, um das blöde Ding zu öffnen. Es war eine
lange, komplizierte Angelegenheit und sie fing an, sehr ärgerlich zu werden. Versuchte
er, Zeit zu schinden? Wollte er das nicht genauso wie sie?
Er kämpfte verbissen, den bescheuerten
Korken herauszubekommen und zeigte ihr ein nervöses Schulterzucken. Sie rollte
mit den Augen und fragte sich, ob sie sich einfach ins Meer stürzen und dem
ganzen ein Ende bereiten sollte.
Schließlich hörte sie das Ding aus der
Flasche ploppen und er nahm einen Schluck daraus. Dann hielt er sie ihr hin.
"Nimm einen Schluck Scully. Er ist
großartig."
Sie biß sich auf die Lippen um zu
verhindern, laut herauszuschreien, setzte sich auf und stützte sich auf ihre
Ellenbogen. Er brachte die Flasche an ihre Lippen und hob sie ein wenig an, so
daß sie kosten konnte. Es schmeckte überraschend gut. Wahrscheinlich deswegen,
weil jede Nervenzelle in ihrem Körper im Moment in voller Alarmbereitschaft
war.
Er zog die Flasche zurück und einige Tropfen
flossen an ihrem Kinn entlang, als wenn sie gesabbert hätte. Er lächelte und
lehnte sich zu ihr, um die Feuchtigkeit von ihrem Gesicht zu lecken. Sie
stöhnte bei dem Gefühl, ihn wieder auf sich zu spüren und sie bewegte sich, um
seine Zunge wieder in ihren Mund zu bekommen, doch er zog sich zurück.
Er beugte sich wieder über sie und sie
beobachtete, wie das Mondlicht über seinen Oberkörper und seine Rücken spielte.
Sein Rücken, sie liebte seinen Rücken. Sie sah ein plötzliches Bild von seinem
Rücken über ihr, Muskeln angespannt vor Anstrengung, sein wunderschönes
Hinterteil stieß wild in sie hinein. Sie stöhnte frustriert und er drehte sich
wieder zu ihr mit einem Karton Erdbeeren und dem gleichen idiotischen Grinsen.
Er nahm eine und ließ sie über ihrem Mund
baumeln.
"Willst du eine, Scully?"
Sie zuckte mit den Schultern und wollte
schon hineinbeißen, als er sie ihr wieder wegnahm.
"Nicht so Scully. Genieße es. Kleine
Bissen."
Mit einem Seufzen lehnte sie sich wieder auf
ihre Ellenbogen zurück. Warum spielte er auf diese Weise mit ihr?
Er brachte die Beere wieder an ihren Mund
und fuhr mit der Spitze über ihre Unterlippe. Sie leckte daran in einer Weise
von der sie hoffte, daß sie verführerisch genug sein würde, um ihn wieder
zwischen ihre Beine zu bekommen. Er schien es zu mögen weil er ein kleines
aufgeregtes Muldergeräusch machte, aber er bewegte sich nicht in ihre Richtung.
Sie nahm einen kleinen Bissen von der Spitze und kaute. Es schmeckte
wundervoll.
Als sie den kleinen Bissen in ihrem Mund
genoß, fuhr Mulder mit der angebissenen Erdbeere über ihre Lippen und bedeckte
diese mit Erdbeersaft. Dann, Gottseidank, war seine Zunge wieder zurück und
leckte den Geschmack der Erdbeere von ihren Lippen. Sie öffnete ihren Mund und
er drang ein, schmeckte das kleine Fruchtstück, daß
sie noch nicht heruntergeschluckt hatte.
Er stöhnte ziemlich laut und sie war sich
sicher, daß sie ihn jetzt hatte. Aber dann zog er sich wieder zurück. Und er aß
den Rest der Erdbeere mit einem großen Biß.
"Was ist plötzlich mit 'genießen'
passiert, Mulder?"
"Mmm...ich wollte nur sehen, wie du das
tust," murmelte er mit vollem Mund. Er nahm eine
weitere und brachte sie an ihren Mund. "Du kannst noch mehr von dieser
hier haben Scully."
"Oh danke. Danke vielmals."
Trotz ihres Frustes lächelte sie. Sie begann
zu verstehen, daß er nicht wirklich Zeit schinden wollte. Er spielte mit ihr.
Und es war wirklich ziemlich süß. Es schien ihn ziemlich anzuregen, sie auf
diese Weise zu füttern.
Sie biß die Hälfte der nächsten Beere ab und
kaute sie langsam, während der sie hingerissen beobachtete. Er fuhr mit der
angebissenen Hälfte an ihrem Kinn entlang und über ihren Hals. Der Saft fühlte
sich klebrig und kalt und doch überraschen gut auf ihrer Haut an. Besonders
dann, wenn er begann, ihn abzulecken.
Seine Zunge fühlte sich heiß und wundervoll
auf ihrem Hals an und sie bog ihm ihren ganzen Körper entgegen in der Hoffnung,
er würde dem Rest die gleiche Behandlung zukommen lassen. Er fuhr mit der
Frucht weiter nach unten, über ihre Brüste, während er immer noch an ihrem Hals
saugte und leckte. Als sie die saftige Kälte auf ihrer Brustwarze spürte,
schrie sie wegen der Empfindung laut auf. Dann fühlte sie seine Zunge dort, an
ihr leckend und sie stöhnte und zog ihre Arme unter sich weg. Sie ließ sich
wieder in die Decken zurückfallen und er fiel mit ihr.
Sie vergrub ihre Finger in seinen Haaren,
preßte seinen Kopf in dem verzweifelten Versuch ihn dort zu behalten, an ihre
Brust. Diese ganze nackt-etwas-essen-Sache war süß und so weiter, aber sie war
bereit für mehr. Er blieb bei ihr, saugte an ihrer Brust und fuhr weiter mit
der Beere an ihrem Körper herunter. Die Flüssigkeit auf ihrem Bauch ließ sie
zittern. Wohin auch immer die Beere ging, war es sicher, daß Mulders Mund
folgen würde.
Seine Lippen verließen ihre, jetzt vor
Speichel nassen Brüste und er folgte der Spur der Erdbeere genauso, wie sie es
erwartet hatte. Als seine Zunge in ihrem Bauchnabel spielte, sah sie nach
unten. Ihre Hüften hatten begonnen, über dem Boden zu kreisen, ohne daß es ihr
bewußt gewesen wäre. Sie war so nah dran...
"Gott...Mulder...bitte!"
Aber wieder einmal war er weg. Er setzte
sich zurück und holte sich eine neue Erdbeere aus dem Karton und sie strich
sich frustriert mit der Hand über das Gesicht. Waren nicht eigentlich immer die
Frauen diejenigen, die auf dieses erotische Vorspiel abfuhren? Sie beobachtete
ihn sorgfältig, als er den Stiel von der neuen Beere entfernte und bemerkte,
daß seine Hände zitterten. Vielleicht war sie nicht die einzige, die ungeduldig
wurde.
Sie war geschockt, die kalte, rauhe
Oberfläche der Erdbeere in sich hinein gleiten zu fühlen. Sie schnappte nach
Luft und sah ihm in die Augen. Er zwinkerte ihr leicht zu und sagte leise zu
ihr, "Ich bin immer noch ein bißchen hungrig, Scully."
XXXXXXXXXXX
Er hoffte inständig, daß sie nicht dachte,
daß er ein versautes Schwein wäre, weil er das tun wollte. Es war eben nur
eines dieser Dinge, eines dieser zahllosen Bilder aus seinem alten Leben, die
er nicht loswerden konnte. Sie befielen ihn zu den unmöglichsten und
peinlichsten Zeitpunkten, im Büro, mitten bei einer Autopsie, wenn sie im Auto
gesessen hatte, fettiges Hühnchen aus einer Tüte aßen und irgendein
heruntergekommenen Apartment beobachteten. Plötzlich war er mit einem Bild
konfrontiert worden, wie er eine Erdbeere aus ihrer Vagina aß und das völlig
ohne Vorwarnung. Es galt noch nicht mal als Phantasie im engeren Wortsinn. Es
war nichts, an das er gedacht hatte, wenn er zu Hause saß und sich einen runter
holte, während er wünschte, daß er es tun könnte. Es war einfach etwas, was er
gesehen hatte, völlig gegen seinen Willen.
Er blickte auf das schmale Ende der
Erdbeere, daß aus ihr herausschaute und ihm wurde
klar, daß das tatsächlich eines der schöneren Dinge war, die er sich je
vorgestellt hatte. Schöner im Leben, als in seiner Vorstellung.
Er schob seinen Kopf zwischen ihre Beine und
sie spreizten sich weit für ihn, zitternd. Er streichelte beruhigend ihre
Oberschenkel, während er leicht an der Frucht saugte. So saftig und süß und ein
klein wenig salzig, als es sich mit ihrem Geschmack mischte. Er nahm einen
kleinen Bissen und beobachtet, wie sich ihr Brustkorb heftig hob und senkte. Er
wußte, daß er sie wahnsinnig machte, aber es befriedigte ihn in gewisser Weise.
Obwohl seine eigene Selbstkontrolle rapide abnahm.
Er genoß die Erdbeere, aber er wurde von dem
Bedürfnis verschlungen, Scully zu schmecken, nur Scully. Er nahm einen weiteren
großen Bissen und saugte das was übrig war aus ihr heraus in seinen Mund. Es
war das erstaunlichste, das er je geschmeckt hatte. Er ließ es eine Weile in
seinem Mund, genoß die erstaunliche Kombination aus Geschmack und Struktur.
Scully war viel besser, als Schokoladensoße.
Außerdem stöhnte und wand sie sich unter
ihm, wartete auf ihn. Als er mit seiner Vorspeise fertig war, ging er zum
Hauptgericht über, stieß sein Zunge in sie hinein. Er wirbelte in ihr herum, um
noch die letzten Reste der Beere aufzuspüren, sie sauber zu lecken. Sie klammerte
sich mit der selben Wildheit an seinem Kopf fest, die
sie bewiesen hatte, als er sich mit ihrer Brust beschäftigt hatte. Sie zitterte
wirklich sehr und sie hatte ihre Füße in die Decke verkrampft.
Er zog seine Zunge aus ihr heraus und fuhr
damit über ihre äußeren Schamlippen. Sie wimmerte auf diese hilflose Weise, die
ihm verriet, daß sie nahe am Orgasmus war und er preßte sein
Zunge flach und fest gegen ihre Klitoris. Ein paar kleine, kreisförmige
Bewegungen waren alles was notwendig war. Er blieb bei ihr, als die Krämpfe
ihren Körper überkamen und sie seinen Namen schrie, immer und immer wieder. Es
war die schönste Sache der Welt, sie seinen Namen rufen zu hören, wenn sie kam.
Sie tat das immer, jedes Mal. Selbst wenn es ihre eigenen Hände waren, die die
Arbeit taten. Und das brachte sein Herz zum Schmelzen und seinen Schwanz dazu,
zu Stahl zu werden.
Er blieb mit seinem Kopf zwischen ihren
Beinen und sie zitterte unter ihm, er fuhr damit fort, sie mit seiner Zunge zu
liebkosen bis sie an seinen Haaren zog und ihm so deutlich machte, daß es
schließlich genug war.
Er kam hoch, um ihren Mund zu küssen und sie
überraschte ihn mit ihrer leidenschaftlichen Reaktion. Normalerweise war sie
nach einem Orgasmus relativ ruhig, aber heute war sie fast außer sich. Ihre
Beine schlangen sich fest um seinen Rücken und sie biß und leckte an seinem
Gesicht und seinem Hals während sie tief in ihrer Kehle fast ständig ein
summendes Geräusch machte. Bevor er wußte, wie ihm geschah, waren ihre Hände
zwischen ihnen und sie arbeitete an den Knöpfen seiner Jeans. Sie ächzte
verärgert, als sie versuchte, sie ihm auszuziehen und deswegen half er ihr.
Bald lagen die Jeans und die Boxer-Shorts auf einem Haufen neben ihnen,
zusammen mit dem Shirt und ihren Sachen.
In dem Augenblick, in dem er seinen Penis
gegen ihr heißes, feuchtes Zentrum gepreßt hatte, war ihm fast schwindlig vor
Verlangen. Und er hatte Angst. Angst, daß er sie zu sehr wollte, um das
wirklich zu tun, daß er sie schließlich verletzen würde, sich zu schnell bewegen
würde, zu intensiv, daß er alle Kontrolle verlieren würde.
Er atmete tief durch und versuchte, sich zu
beruhigen. Er lauschte einen Moment lang dem Ozean. Er kam näher. Der
Sprühregen der Wellen traf sie jetzt fast ununterbrochen. Es fühlte sich fast
wie Regen an. In ein paar Stunden würde dieser Platz komplett unter Wasser
sein. Er beschloss, eine Weile darüber zu meditieren, sich auf die langsamen,
ruhigen Bewegungen der Wellen zu konzentrieren, die langsam näher rollten,
beruhigend...
"Mulder...Gott Mulder. Nimm mich. Tu es
jetzt!"
Der Ozean verschwand und alles, was er
fühlen, hören, sehen oder riechen konnte war ihr weicher, hungriger Körper, der
sich ihm entgegen bog, sich an ihm rieb. Ihn bat, ihn zu nehmen. Oh Gott. Er
fragte sich, ob sie jemals verstehen würde, was das in ihm bewirkte.
Er griff nach der Tasche seiner Jeans, wo er
seit dieser ersten Nacht ein Kondom mit sich herumtrug und setzte sich auf
seine Knie zurück, um es überzustreifen. Gott allein wußte, daß es nicht ganz
oben auf seiner Wunschliste stand, eine achtzehnjährige Scully zu schwängern.
Als er fertig war, nahm er sich selbst in
die Hand und erkundete langsam ihren Eingang. Sie war sicher sehr feucht und
bereit für ihn, aber er wußte, daß es nicht so leicht werden würde. Es würde ihr
weh tun. Sehr weh. Und es machte ihn schrecklich traurig, daran zu denken. Und
nervös. Er hatte niemals Sex mit einer Jungfrau gehabt und es war auch nichts,
was er je vorhatte. Wenn er das verdarb, würde er sich das niemals verzeihen
können.
Er zählte langsam in seinem Kopf und
versuchte sich auf ein einziges Wort zu konzentrieren. Langsam. Mach es
langsam. Sehr, sehr langsam.
Er drückte ein wenig und sie öffnete sich
für ihn. Er schaute auf ihr Gesicht und suchte nach einem Zeichen des
Unbehagens. Ihre Augen waren geschlossen und ihr Mund leicht geöffnet. Sie sah
in Ordnung aus. Verdammt sie sah unglaublich aus, aber er versuchte, nicht
allzuviel darüber nachzudenken.
Dann drückte er noch weiter vorwärts und sie
riß ihre Augen auf. Sie schnappte nach Luft und biß sich auf die Lippe. Er tat
ihr weh. Oh Gott, er tat ihr weh.
"Scully, geht es dir gut? Soll ich
aufhören? Tut es weh?"
"Nein, nein hör nicht auf. Es tut ein
bißchen weh, aber es ist in Ordnung. Es muß nun mal weh tun. Mach weiter
Mulder."
Er hielt für einen Augenblick lang still,
damit sie sich an das Gefühl gewöhnen konnte und bewegte sich dann einen
weiteren Zentimeter in sie hinein. Es muß nun mal weh tun. Gott, das war so
unfair. Sie fühlte sich für ihn so verdammt gut an. Sie war so eng, so feucht
und sie war Scully und alles, was er tun konnte, war, sich davon abzuhalten,
wie ein Wahnsinniger in sie hineinzurammen und sie aufzureißen. Er biß sich auf
die Lippe um sich genau davon abzuhalten. Und um den Schmerz ein wenig zu
teilen.
"Ist es das
Mulder? Ist es ganz drin?"
Oh Gott Scully. Wie konnte er ihr so weh
tun? Er war noch nicht mal zur Hälfte in ihr.
"Mulder?"
"Äh, ja. Ja ist es."
Er konnte sich das vorstellen. Er mußte
nicht ganz drin sein. Er würde es auch so tun können. Es würde prima sein.
"Mulder, das ist es nicht, richtig? Tu
es einfach, Mulder. Es ist wie ins kalte Wasser zu springen. Gleich ganz
rein."
"Scully...ich..."
Plötzlich waren ihre Hände auf seinem
Hintern und bevor er sie stoppen konnte, hatte sie ihn tief in sich hinein
geschoben. Er stöhnte und zitterte gegen seinen Willen wegen dieses Gefühls. Er
war drin. Völlig. Und es fühlte sich so verdammt gut an. So gut. Er könnte sich
so einfach gehenlassen.
Sie verzog ihr Gesicht und er war sich
bewußt, daß sie versuchte, einen Schmerzensschrei zu unterdrücken. Er berührte
zart ihr Gesicht.
"D..das ist es. Es ist ganz drin.
Geht...geht es dir gut?"
Sie nickte, aber ihm war klar, daß es nicht
stimmte. Er drehte sich so, daß er ihren ganzen Körper mit seinem bedeckte und
nahm ihre Wangen in seine Hände, küßte sie zärtlich. Er stützte seine
Ellenbogen neben ihrem Kopf ab und war ein bißchen dankbar, als seine Arme über
die harte Oberfläche des Felsens unter der Decke kratzten. Schmerz war gut. Er brauchte
den Schmerz. Er mußte das mit ihr teilen, so weit das menschenmöglich war. Und
er brauchte etwas, das ihn von seinem Verlangen ablenkte.
"Du sagst mir einfach, wenn es aufhört,
wehzutun Scully," flüsterte er. Er würde warten.
Er würde sich keinen Zentimeter bewegen, bis sie bereit war.
XXXXXXXXXXXX
Wenn es aufhört wehzutun. Scully fragte
sich, ob dieser Tag jemals kommen würde. Es fühlte sich an, als wenn sie in
ihrem Inneren auseinandergerissen würde. Warum mußte sie noch Jungfrau sein. Es
war so unfair, so hinderlich. Sie konnte sehen, daß er sich bewegen wollte, sie
wirklich lieben wollte. Er zitterte wegen der Anstrengung, still zu halten. Und
sie wollte es auch. In ihrem Kopf. Allerdings schien ihr Körper andere Pläne zu
haben.
Er war so süß, so zärtlich so besorgt. Sie
wußte das mehr zu schätzen, als sie jemals hätte sagen können, aber es fing
auch an, ihr ein wenig auf die Nerven zu gehen. Es war wirklich wundervoll,
hier in seinen Armen zu liegen und ihn in sich zu spüren, aber sie wußte daß sie
das nicht in körperlicher Hinsicht genießen können würde. Sie tat es dafür, was
sie in ihrem Herzen darüber fühlte. Und ein Teil von ihr wünschte, daß er sie
so nehmen würde, wie es ihm Spaß machte, so daß sie wenigstens eine Art
stellvertretenden Spaß daran hatte.
"Mulder, es ist in Ordnung, du kannst
dich bewegen. Es ist in Ordnung."
Er atmete aus und ihr wurde
klar, daß er wohl ziemlich lange die Luft angehalten hatte und zog sich langsam
aus ihr heraus. Sie hatte den Eindruck, daß sie jede Vene seiner pulsierenden
Erektion an ihrem Inneren entlangschaben fühlte. Sie fragte sich, warum das so
weh tat, wenn seine Finger ihr kein bißchen weh taten. Aber trotz des Schmerzes
war sie glücklich. Glücklich, den dankbaren Ausdruck auf seinem Gesicht zu sehen
und ihn unterdrückt stöhnen zu hören. Sie könnte sich auf jeden Fall daran
gewöhnen.
Er entzog sich ihr fast vollständig und sie
war dankbar für die kurzzeitige Entlastung, bis sein Lächeln zu einem
Stirnrunzeln wurde und sein Gesicht den Ausdruck des totalen Schreckens annahm,
den sie noch nie gesehen hatte. Er blickte hinunter zwischen ihre Körper.
"Scully..."
Sie schaute auch nach unten und sah das
Problem. Sie blutete. Das Blut war auf ihm.
"Oh, Mulder...ich...es tut mir
leid..."
Sie wußte nicht, was sie sagen sollte. Es
war so peinlich. Es mußte ihm total widerlich sein.
"Scully...es tut dir leid? Nein Scully,
es...es ist meine Schuld. Ich habe dich verletzt. Ich ... ich habe dich
zerstört."
Er saß einfach auf seinen Knien, sah
zwischen sie mit einem Blick voller Schock und Reue, als wenn er gerade
unglücklicherweise jemanden erstochen hätte. Es war lächerlich.
"Mulder, du hast mich nicht zerstört.." sie mußte fast lachen, als sie die Worte wiederholte.
Er war manchmal so albern. "Es muß bluten Mulder. Das ist normal."
"Ich ... ich weiß, aber es, es scheint
so viel zu sein. Bist du sicher, daß es dir gut geht? Ich meine, sollten wir
dich ins Krankenhaus schaffen oder so was?"
Diesmal mußte sie sich auf die Lippe beißen,
um nicht laut herauszulachen. Krankenhaus? Er war ziemlich fertig. Es war süß,
daß er sich solche Sorgen machte, aber es war völlig absurd.
"Mulder du hast nicht...die Menschen
tun nicht...es ist ein gerissenes Jungfernhäutchen Mulder. Man geht deswegen
nicht ins Krankenhaus."
Sie fing plötzlich an, unkontrolliert vor
sich hin zu kichern, angesichts seines verwirrten und besorgten
Gesichtsausdrucks. Wie konnte jemand zur gleichen Zeit so brillant und so naiv
sein? Er begann allerdings zu lächeln, als sie lachte.
"Lachst du über mich Scully? Tust du
das? Weil es nämlich so klingt, als wenn du über mich lachst."
Sie lachte weiter und er lachte mit. Sie
saßen da, teilweise vereint und kicherten eine ganze Zeit lang. Es war schön,
ihn lachen zu sehen. Er tat das nicht sehr oft und es war eine wunderschöne,
beruhigende Sache. Es entspannte sie und ließ sie ihre Schmerzen vergessen.
Alles fühlte sich besser an. Vielleicht könnte sie es jetzt sogar genießen.
Nachdem sie sich ein wenig beruhigt hatten,
lächelte sie ihm aufmunternd zu.
"Also, macht dir das Blut etwas aus
Mulder? Willst du aufhören?"
Er sah sie erschrocken an und schüttelte
seinen Kopf.
"Nur wenn du das möchtest Scully. Es
macht mir nur was aus, weil ich dir nicht weh tun will."
Sie lächelte und schlang ihre Arme um seinen
Nacken, zog ihn zu sich, um ihn zu küssen. Er legte sich wieder über sie und
preßte sich vorsichtig und langsam wieder in sie hinein. Es schmerzte nicht so
wie das erste Mal. Es war immer noch nicht großartig, aber es war besser.
"Mach weiter Mulder, es fühlt sich gut
an."
Und das tat es. Als er langsam begann, sich
in ihr zu bewegen, ihr Gesicht in seinen Händen haltend und sie anlächelnd,
fühlte sich so gut, wie noch nie vorher in ihrem Leben. Die reine Freude daran,
ihn so zu sehen, sein Glück zu teilen, war genug, um den Schmerz nebensächlich
erscheinen zu lassen.
Nach einigen Momenten seiner langsamen,
sensiblen und rhythmischen Stöße hatte sie das Gefühl, sie könnte sogar eine
gewisse körperliche Befriedigung erreichen. Sicher keinen Orgasmus, aber es
fing an, sich ziemlich gut anzufühlen.
Sie bemerkte, daß er begann zu beben und daß
er schwer keuchte, während er sie küßte. Seine Bewegungen wurden ein wenig
schneller und er zog sich von ihr zurück. Er preßte seine Hände gegen den Boden
und stemmte sich nach oben und sie sah, daß sein Gesicht zu einer Grimasse von
Lust und Vergnügen verzogen war.
"So gut Scully ... du fühlst dich sooo
guuuut an..."
Seine Augen schlossen sich und er griff nach
unten, um ihre Beine über seine Schultern zu legen. Das erlaubte ihm ein
tieferes Eindringen und überraschenderweise ließ das den Schmerz fast
vollständig verschwinden. Sie war weit geöffnet.
Er sah sie fragend an.
"In Ordnung? Ist das in Ordnung?"
fragt er sie, als er begann, schneller und stärker in sie hinein zu stoßen.
"Hmmmja...ist besser."
Er nickte und schloß wieder seine Augen. Er
sah so strahlend aus, so sexy, so verdammt glücklich. Sein Körper war mit einer
Mischung aus Schweiß und Meerwasser bedeckt, jeder Muskel vor Anstrengung angespannt,
sein Gesicht ein Anblick des Entzückens.
Er bewegte sich noch schneller und jedes
Mal, wenn er in sie stieß, wurde ihr Körper durchgeschüttelt. Sein fast
andauerndes Stöhnen wurde hin und wieder durch ein kleines "jaa"
unterbrochen, was sie aus irgendeinem Grund zum Glühen brachte. Er schien sehr
nahe dran zu sein. Sie hoffte, er würde nicht auf sie warten. Sie hoffte er
wüßte es und würde es verstehen, daß es dieses Mal für sie noch nicht passieren
würde.
Seine Stöße wurden weniger rhythmisch, mehr
wild und rasend und sie stöhnte aufmunternd. Dann hörte er plötzlich auf. Er
sah sie fast flehend an.
"Scully? Ich..."
"Es ist in Ordnung Mulder. Es ist in
Ordnung. Ich möchte, daß du für mich kommst. Komm für mich, bitte."
"Ich kann nicht...ich..."
Sie griff nach seinem Hintern und bewegte
sich unter ihm und er schrie auf und biß sich auf die Lippe.
"Gib es mir Mulder. Laß los."
Schließlich ließ er sich völlig gehen, fuhr
in sie mit einer fast unmenschlichen Kraft, immer und immer wieder, verloren,
in ihr verloren. Er gehörte ihr. Er riß seine Augen auf und nahm sie mit einem
letzten bewußten Blick in sich auf, sprach seine letzten zusammenhängenden
Worte.
"Ich liebe dich Scully. Liebe dich.
Liebe dich, Liebe dich."
Sie fühlte, wie er sich in ihr ausdehnte und
dann machte er ein Geräusch, daß Scully an einen Wolf erinnerte, der den Mond
anheult und sie fühlte ihn explodieren, ihren Unterleib mit einer Hitze
füllend, die sie noch nie gespürt hatte.
XXXXXXXXXXXXXXX
Wasser. Jede Menge Wasser. Mulder war sehr
naß. Und das war nicht nur Scullys Feuchtigkeit. Er hatte keine Ahnung, wie
lange er halb ohnmächtig auf ihr gelegen hatte, aber an irgendeinem Punkt war
die Flut auf voller Höhe angelangt. Sie lagen in einer schnell voller werdenden
Mulde mit Wasser. Die Decke war naß und er sah den Karton mit den Erdbeeren auf
das Meer hinaus schwimmen. Sie würden ihnen bald folgen, wenn sie sich nicht
sofort bewegten. Und ihre Sachen.
Mist! Seine Autoschlüssel. Er erhob sich
widerwillig von ihr und griff nach seiner Jeans, bevor die weggespült wurde.
Scully setzte sich auf und lachte leise, als er krampfhaft ihre Sachen
zusammensammelte. Sehr lustig. Das sieht ihm ähnlich, ein romantisches Versteck
auszusuchen, daß sich in eine Todesfalle verwandelt.
Er warf ihr ihre Sachen zu und sie zog sich
schnell an. Er sprang in seine Jeans, griff sein Shirt und ihre Hand und führte
sie schnell von dem Felsen zurück auf sicheres, trocknes Land. Sie fanden eine
Bank, die weit weg vom Wasser stand und beobachteten, wie der Felsen vom Wasser
verschlungen wurde. Wenigstens Scully beobachtete das. Mulder konnte seine
Augen nicht von ihr abwenden.
Er wußte nicht, was er hätte sagen können,
um das besser zu machen. Das konnte ihr nicht gefallen haben und er fühlte sich
zu unwohl, um sich überhaupt bei ihr zu entschuldigen. Sie saßen einige Minuten
schweigend da und er wahr immer mehr überzeugt davon,
daß sie gerade über eine höfliche Art nachdachte, ihm zu sagen, daß das die
schrecklichste Erfahrung ihres Lebens war. Warum hatte er es überhaupt
versucht? Er hatte gewußt, daß er nicht in der Lage sein würde, sich zu
steuern.
Sie drehte sich plötzlich zu ihm und
lächelte.
"Mulder, das war wundervoll.
Danke."
"Dank...," würgte er hervor und
schüttelte den Kopf. Sie hielt ihn zum Narren. Oder sie war höflich.
"Scully, du bist noch nicht einmal
gekommen. Es hat ungefähr fünf Minuten gedauert! Ich war furchtbar Scully. Ich
wollte nur ... ich wollte es so sehr. Ich konnte nicht..." er konnte nicht
weiter sprechen, weil sich seine Kehle zuschnürte. Er fühlte wie ihm Tränen in
die Augen stiegen und er mußte sich von ihr abwenden.
"Mulder..." sie streichelte sein
Haar und versuchte sein Gesicht zu ihr zu drehen.
"Mulder sieh mich an."
Er drehte sich zu ihr und blickte auf ihre
Knie. Sie legte ihre Hand unter sein Kinn und zwang ihn, in ihre Augen zu
sehen.
"Mulder, hör auf. Es war perfekt.
Niemand kommt beim ersten Mal. Jedenfalls keine Frau. Ich wollte, daß du dich
mir öffnest, daß du dich mit mir völlig gehenläßt. Und das hast du getan. Es
war genau das, was ich wollte."
Die Tränen strömten ungehindert sein Gesicht
hinunter und er unterdrückte ein Schluchzen. Sie liebte ihn immer noch. Sie
dachte nicht, daß er der jämmerliche Ersatz eines Mannes sei. Sie wollte ihn
immer noch.
Er schlang seine Arme um ihre Schultern und
zog sie zu sich, drückte sie fest an sich.
"Ich...ich werde es nächstes Mal besser
machen Scully. Ich verspreche es. Es wird auch für dich schön sein."
Sie seufzte tief und schüttelte ihren Kopf
an seiner Brust.
"Hast du einen Hörschaden Mulder? Es
hat mir dieses Mal gefallen. Es wird mir das nächste Mal gefallen. Und jedes
Mal danach. Weil ich dich liebe. Ich werde dich immer lieben."
Ende Teil 9
Teil 10
3. September 1982
Scully schaute mit einem mulmigen Gefühl im
Magen auf ihren Teller. Vor fast einer halben Stunde hatte die Kellnerin das
Essen gebracht und sie hatte bis jetzt gerade mal
einen Bissen essen können. Mulder schien es ebenso schlecht zu gehen. Sie saßen
in einem schicken Restaurant im Zentrum von Annapolis ohne zu sprechen, ohne zu
essen. Die einzige Bewegung schienen Mulders unruhige Finger zu machen, die auf
der Tischdecke trommelten.
Er war nervös. Das konnte sie sehen. Sie war
noch weit mehr als nur nervös, sie war an einem Ort voller Angst und Bedrohung,
an dem sie noch nie gewesen war. Fast ein Monat war vergangen, seit sie ihm an
diesem Strand in Delaware ihren Körper geschenkt hatte. Ein ganzer Monat, den
sie damit verbracht hatten, zusammen zu lachen, sich zu lieben und miteinander
zu reden. Miteinander reden, aber niemals darüber. Niemals über heute abend,
oder morgen, oder darüber, was danach geschehen würde.
Sie hatten es aufgeschoben, alle beide. Das
war ihr bewußt. Sie hatten sich vorgemacht, daß es nicht passieren würde, das es nicht passieren muß. Und tief drinnen hatte sie immer
noch die Hoffnung gehabt, daß es wirklich nicht passieren würde.
Aber ein Blick auf sein düsteres Gesicht ihr
gegenüber sagte ihr das Gegenteil. Er hatte ihr heute schlechte Nachrichten zu
überbringen. Vielleicht schlimmer, als sie befürchtete.
Die Kellnerin lief vorbei und schaute etwas
überrascht, als er mit einer Geste um die Rechnung bat. Sie legte sie trotzdem
wortlos auf den Tisch. Offensichtlich war die gräßliche Stimmung zwischen den
beiden sogar für einen Fremden erkennbar.
Er legte ein paar Scheine auf den Tisch und
griff nach ihrer Hand. Ohne ein Wort führte er sie in die Nacht hinaus.
Sie gingen Hand in Hand, immer noch still,
eine Weile die Uferpromenade entlang. Scully fühlte ein
merkwürdige Distanz gegenüber den abendlichen Aktivitäten, der Ruhe des Wassers
und den angenehmen Lichtern aus den Häusern. Das war ein Ort, der sie
normalerweise glücklich machte, ein Ort, von dem sie wußte, daß er sehr bald
für sie ruiniert sein würde. Es schien so verkehrt, daß alles so wie immer war,
daß alle Leute so weitermachen, als wenn es nur ein weiterer Abend, eine
weitere Stunde wäre. Sie hatte das Gefühl, als wenn das Ende der Welt kommen
würde und sie die einzige wäre, die davon wußte.
Als er stehenblieb und sich an das Geländer
lehnte, ließ er ihre Hand los, drehte sich zögernd zu ihr um und sie war sich
ganz sicher, daß sie den Himmel zusammenstürzen hörte.
"Scully.."
Das war alles, was er für eine lange Zeit
sagte. Sie stand neben ihm und schaute auf das Wasser hinaus. Sie hörte des Geschrei eines Babys und es beruhigte sie auf eine
gewisse Weise. Wenigstens war sie nicht allein.
Als er wieder anfing zu sprechen, war es ein
Schwall an Wörtern, einige die sie hörte und einige, die nur in ihrem Kopf
widerhallten ohne ein logisches Muster zu bilden.
"Ich muß gehen..." so hatte er
angefangen. Der Rest war für sie kaum von Bedeutung. Sie hörte seinen
umsichtigen und gut überlegten Argumenten zu. Sie war zu jung, um eine solche
Beziehung zu führen, er würde sie nur verletzen, wenn er bei ihr bliebe, er
würde sie einengen, es für sie unmöglich machen, sich zu entwickeln und zu
lernen, er wußte nicht, wie sehr er alles schon verdorben hatte, in dem er
überhaupt hergekommen war und er wollte das Schicksal nicht noch weiter
herausfordern, etwas sagte ihm, das es Zeit war zu gehen.
Während er sprach starrte sie weiterhin auf
das Wasser, nickte ein paar Mal wenn seine Worte zu ihr durchdrangen und
krallte sich an dem Geländer fest, bis ihre Knöchel weiß waren. Sie fühlte
Tränen in sich aufsteigen und biß sich auf die Lippe, um sie zurückzuhalten.
Sie konnte und würde ihn nicht ansehen. Es würde alles noch schlimmer machen.
"Scully..."
Er wollte ihr Gesicht berühren und sie
drehte reflexartig den Kopf weg. Wenn er sie berührte, würde sie in tausend
Scherben zerspringen, dessen war sie sich sicher.
"Wir werden uns wiedersehen, Scully.
Ich muß daran glauben. Es ist die einzige Hoffnung, die ich in diesem Leben
habe."
Seine Stimme brach während er sprach und
schließlich sah sie ihm ins Gesicht. Seine Augen standen voller Tränen, Schmerz
und Furcht. Und sie verstand. Das war nicht seine Wahl. Nicht wirklich. Er tat,
was er für sie für richtig hielt, für die Zukunft, für sie beide. Sie konnte
deswegen nicht wütend auf ihn sein und das machte die ganze Sache nur noch
schmerzlicher.
"Verstehst du das Scully? Glaubst du
daran?"
Sie wußte nicht, wie sie darauf antworten
sollte. Ja sie verstand es. Sie verstand, warum er diese Wahl getroffen hatte
aber sie verstand nicht die Grausamkeit des Schicksals, die ihn gezwungen
hatte, diese Wahl zu treffen. Ja sie glaubte, daß sie füreinander bestimmt
waren, aber das Schicksal hatte sie damals sterben lassen, was würde sie in
diesem Leben erwarten? Ja sie glaubte, daß er sie liebte, daß er bis in alle
Ewigkeit auf sie warten würde, aber konnte sie glauben, daß ihre Zeit jemals
kommen würde?
Sie nickte, als sie eine kalte, bittere
Träne ihr Gesicht herunterlaufen fühlte. Sie würde ihn nicht anflehen.
Wieder griff er nach ihrem Gesicht, streichelte
mit seinem Daumen ihre Wange und fing die Träne auf.
"Für immer und ewig Scully. Ich schwöre
es bei Gott."
Er beugte sich zu ihr um sie zu küssen und
sie küßte ihn zurück mit allem, was in ihr war, alles was sie besaß, um ihm zu
zeigen, was er ihr bedeutete, um ihm zu zeigen, daß sie auf ihn warten und ihn
für immer lieben würde. Sie küßten sich mit einer Verzweiflung und einem
begehren, das ihr Angst machte. Es war, als würde sie in ein schwarzes Loch
fallen.
Sie klammerte sich an seiner Jacke fest,
weil sie das Gefühl hatte, daß ihr ihre Beine einfach den Dienst versagen
könnten.
Das Salz ihrer Tränen und ihrer Küsse
mischte sich auf ihrem Gesicht und sie versuchte, sich den Geschmack
einzuprägen.
Als er sich zurücklehnte, war es als würde
ihr ein Pflaster vom Körper gerissen.
Seine Augen waren immer noch geschlossen und
er ging noch einen Schritt zurück.
"Geh Scully."
"Ich ka.."
"Geh jetzt. Bitte."
Er öffnete noch immer nicht seine Augen. Er
drehte ihr vollständig seinen Rücken zu, unfähig, sie weggehen zu sehen. Sie
taumelte einige Schritte rückwärts, unfähig damit aufzuhören, seinen zitternden
Körper anzusehen.
Als sie einige Schritte entfernt war, fiel
ihr etwas wichtiges ein und sie rannte zurück. Sie
griff nach seiner Schulter.
"Mulder..."
"Scully BITTE!" weinte er,
unwillig sich umzudrehen. Sie nahm das kleine Goldkettchen ab und legte es von
hinten in seine offene Handfläche. Sie schloß ihre Finger um seine Hand und
küßte die Rückseite seines Halses.
"Bewahre das hier gut für mich auf," flüsterte sie, bevor sie sich umdrehte und allein
den Weg zu ihrem Apartment zurückging.
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"Mulder, geht es dir gut?"
Das wilde Brüllen war fast genauso laut, wie
das Hämmern an der Badezimmertür. Mulder murmelte etwas unverbindliches, um
Mark zum gehen zu bewegen und beugte sich wieder über die Toilette. Er konnte
sich nicht erinnern, sich je in seinem Leben so niederträchtig und gemein
gefühlt zu haben. Das war falsch. Es war ganz absolut und furchtbar falsch.
Irgendwie völlig verdreht.
Für wen zur Hölle hatte er sich gehalten,
daß er wieder hierhergekommen war? Er hatte sie nicht gerettet, er hatte sie
nur ein paar Jahre eher verletzt. Er wußte, daß er ihre Tränen von heute Abend
nie vergessen würde. Er selbst hatte die ganze Zeit hilflos geheult, seit sie
ihm ihr Kreuz gegeben hatte und an der Promenade von ihm weggegangen war. Er
hatte so sehr geheult daß er, als er es schließlich geschafft hatte, nach Hause
zu fahren, sich so lange übergeben hatte, bis kein Gramm Nahrung mehr in seinem
Magen war.
Er wußte nicht mehr, was er tat. Er wußte
nicht, was in Gottes Namen er jetzt tun sollte.
Er glaubte, daß es die richtige Entscheidung
gewesen war, aber wie sollte er das wissen? Wie konnte
er sich sicher sein, wenn es für ihn war, als würde er sterben und ihr so sehr
weh tat?
Er konnte nicht ohne sie leben. Wie könnte
er nur ohne sie leben?
"Wie?" fragte er in den leeren
Raum hinein. "WIE?"
Er stand auf, stützte sich auf das
Waschbecken und sah sich selbst in dem schmutzigen Spiegel. Erbrochenes tropfte
von seinem Kinn. In seine Augen war die selbe
Dunkelheit, wie er sie gesehen hatte, nachdem sie gestorben war.
"Wie, du blöder Hurensohn? Wie?"
Und er wußte die Antwort. Es gab keinen Weg.
Er konnte es nicht. Es war unmöglich. Es machte ihm nichts aus, ob er es sich
mit dem Schicksal verdarb, Gott spielte oder was sonst. Es machte ihm nichts
aus, daß jeder Knochen in seinem Leib ihm dazu riet zu gehen, zu gehen, bevor
er alles verdarb. Es machte ihm nichts aus, daß es für sie beide auf lange
Sicht vielleicht schlechter wäre, er mußte jetzt mit ihr zusammensein, während
er noch die Chance dazu hatte.
Er schaute wieder sein derangiertes Gesicht
im Spiegel an.
Nein. Er konnte ihr das nicht antun, er
konnte nicht bleiben. Aber er konnte auch nicht gehen.
Er hob seine Fäuste und schlug damit auf den
Spiegel ein, stärker, als er vorgehabt hatte. Scherben zerbrochenen,
reflektierenden Glases schnitten in seine Hände und fielen zu Boden.
Er sank mit ihnen auf den Boden, auf seine
Knie. Das Blut von seinen Händen bedeckte sein Gesicht, als er in seine Hände
weinte. Er spürte, daß es ihn wieder würgte, aber es konnte nichts mehr in ihm
sein. Er war leer.
"Was zur Hölle soll ich TUN?"
stöhnte er in sich hinein.
Er griff in seine Tasche und betrachtete das
Erinnerungsstück, das sie ihm gegeben hatte. Ihr Kreuz. Er dachte an die
vergangenen Zeiten, an die Bedeutung, die dieses kleine Stück Gold gehabt
hatte, daran, wie viel es ihr bedeutet hatte und was es für sie bedeuten mußte,
es ihm zu schenken.
Sein Glauben hatte sie beide zu Grunde
gerichtet. Er hatte sie absolut zu Grunde gerichtet. Vielleicht war es jetzt an
der Zeit, ihrem Glauben eine faire Chance zu geben.
Er hielt die Kette in seinen Fingern, ließ
das Kreuz vor seinem Gesicht baumeln und sah nach oben. Wenigstens hatte er
schon die richtige Körperhaltung.
"Äh...ich habe das nie wirklich getan.
Ich meine, ich weiß nicht wirklich..."
Er wurde wieder von einem krampfartigen
Schluchzen geschüttelt. Er kam sich lächerlich vor, aber vielleicht, nur
vielleicht. Es war seine letzte Hoffnung.
"Ich wollte nur ... ich brauche sie.
Ich meine ich brauche sie wirklich so sehr. Und sie..." er schluckte ein
Aufstöhnen und Tränen stachen in seiner Kehle.
"Sie glaubt an dich und deswegen dachte
ich, daß du uns vielleicht helfen kannst. Ich will es wissen...ich will mir
sicher sein...ich muß wissen, ob ich hier das richtige tue, weil wenn ich mir
nicht sicher bin, werde ich es nicht tun können. Ich brauche ... ich brauche
ein Zeichen. Irgendwas. Ich will nur wissen, daß das die richtige Entscheidung
ist. Bitte..."
Er brach in einen erbarmungswürdigen
Weinkrampf aus und ihm wurde klar, wie weit er gesunken war. Er betete zu Gott,
an dessen Existenz er noch nicht mal glaubte, wie einer, der in letzter Minute
in einem explodierenden Bergwerk noch schnell zum Glauben übertritt. Er saß auf
dem Boden eines schmutzigen Badezimmers mit Händen und Knien, die von Blut und
Erbrochenem bedeckt waren. Aber er betete wieder.
"Bitte...bitte...bitte"
Und wieder und wieder. Und er weinte sich
auf dem Boden dieses Badezimmers wie ein verwundetes Kind in den Schlaf.
Teil 11
Mulder wachte mit einem steifen Gefühl in
den Gelenken auf. Ein Gefühl, an das er nicht mehr gewöhnt war. Ihm war heiß
und ungemütlich. Klebrig.
Das Badezimmer. Dort war er eingeschlafen.
Nichts ist so schön, wie auf einem mit Blut und Erbrochenem bedeckten
Betonfußboden zu schlafen, um am Morgen erfrischt wieder aufzuwachen.
Er fragte sich müde, wie spät es wohl war,
ob er seinen Flug verpaßt hatte. Vielleicht hatte er das. Wenn das so war, dann
war das vielleicht das Zeichen, um das er gebeten hatte.
Er öffnete langsam seine Augen. Alles war
verschwommen und hell. Und gelb. Wie der Sonnenaufgang.
Er war nicht auf dem Fußboden. Er war nicht
im Badezimmer.
Er setzte sich abrupt und erschrocken im
Bett auf und eine Frau seufzte.
Er war nicht m Badezimmer und er war nicht
allein.
"Mmm...Mulder, schlaf weiter."
Er kannte diese Stimme. Er hätte sie überall
erkannt. Er drehte sich zu ihr und schüttelte ihren nackten Rücken. Nackt. Sie
war nackt. Genau wie er. Kleine Sachen kamen ihm langsam zu Bewußtsein. Dieser
Ort, an dem sie waren, das war nicht ihr Apartment und es war auch nicht
seines. Dieses Bett hier kam ihm nicht bekannt vor. Er fragte sich, ob er sich
vielleicht letzte Nacht betrunken hatte und sie dann in ein Motel geschleppt
hatte.
"Scully. Scully wach auf!"
Sie stöhnte genervt und drehte sich zu ihm
um. Sie drehte sich um und sie ... sie war Scully. Sie war wirklich, wirklich
Scully. Die Scully, die er gekannt hatte. Die Scully, die gestorben war. Sie
sah genauso aus, wie an dem letzten Tag, an dem er sie gesehen hatte, an dem
Tag, an dem sie diesen furchtbaren Streit hatten.
"Mulder, was ist? Es ist zu früh."
Er bemerkte den Spiegel, der an der
gegenüberliegenden Wand hing. Er schaute auf ihr Spiegelbild. Er war er selbst.
Wieder vierzig Jahre alt. Und sie war sie. Nackt. In ihrem Bett.
"Scully, welcher Tag ist heute?"
Sie rollte ihre Augen und drehte sich wieder
zurück.
"Schlaf Mulder."
"Welches Jahr? Scully? Welches
Jahr?"
"Mulder, sei ruhig und laß mich
schlafen. Wir müssen in ein paar Stunden zur Arbeit."
Arbeit. Wo arbeiteten sie? In welchem
Bundesstaat waren sie? Auf welchem Planeten??
Eine Weile war er sich sicher, daß es eine
Halluzination oder ein Traum war. Dann überlegte er wiederum, daß alles vorher
ein Traum gewesen sein könnte. Aber vielleicht war beides kein Traum.
Vielleicht war alles wirklich.
"Scully, ich meine es ernst. Ich muß es
wissen. Was..."
Sie setzte sich auf und drehte sich
vollständig zu ihm um und die Decke fiel nach unten und enthüllte den weichen,
wunderschönen Körper darunter. Er konnte seine Frage nicht beenden.
"Mulder, ich meine es auch ernst. Hör
auf, albern zu sein und laß mich ..."
Sie verstummte und starrte ausdruckslos auf
seine Hand. Er folgte ihrem Blick. Es war das verdammte Kreuz, das golden im
Sonnenlicht glänzte.
"Mulder wo ... wo hast du das
gefunden?"
Sie griff danach und nahm es aus seiner
Hand, drehte es immer wieder in ihren Händen.
"Ich äh...ich weiß nicht..."
"Mulder, ich kann nicht fassen, daß du
es gefunden hast! Ich habe überall danach gesucht...seit Jahren...ich..."
Tränen strömten ihr Gesicht hinunter, aber
diesmal lächelte sie. Diesmal waren es Freudentränen.
Plötzlich schlang sie ihre Arme um ihn und
erschreckte ihn. Einen Moment lang erwiderte er ihre Umarmung nicht, weil er so
verwirrt und unsicher war. Er wußte immer noch nicht, wo sie waren, oder wie
sie lebten, er wußte nicht, was in der Vergangenheit passiert war, was er
gewählt hatte, wie er hierhergekommen war. Aber als er spürte, wie sich ihre
Arme fester um ihn schlossen und ihre Lippen zärtlich seinen Hals und seine
Arme mit Küssen bedeckten, wie sie "Ich liebe dich so sehr" flüsterte,
war ihm klar, daß all das nicht von großer Bedeutung war. Er mußte etwas
richtig gemacht haben, weil er irgendwie, auf irgendeinem Weg, hier angekommen
war.
ENDE
Mehr Autorenbemerkungen:
Okay, das war die erste Idee, die ich jemals
für eine FanFiction Story hatte. Ich habe sie vor seeeehr langer Zeit als
Challenge gepostet aber so weit ich weiß hat niemand darauf geantwortet und so
habe ich mich entschlossen, das selbst zu schreiben. Es ist mein erster Versuch
einer Vergangenheitsstory und ich bin mir ein bißchen unsicher damit. Jede Art
Feedback, gut, schlecht oder häßlich, wird dankbar entgegengenommen! Danke
für's Lesen!