MERRY
CHRISTMAS, SCULLY
von Stephanie Kaiser ( scully@galenlink.com )
aus dem Englischen
übersetzt von Sylvia < aktex_sm@hotmail.com
>
Klassifikation: R
Rating: R
Spoiler: ja, bis
einschließlich Redux II
Schlüsselwörter:
Mulder/Scully Romanze
Zusammenfassung: Mulder
und Scully tauschen Geschenke aus, träumen und lieben dieses Weihnachten.
Disclaimer: So sehr ich es
auch wünschte, ich hätte einen Anteil an der Schöpfung der X-Akten, die Rechte
gehören alle Chris Carter, 1013 Productions und FOX
Entertainment. Ich glaube jedoch, dass Mulder und Scully David und Gillian
gehören, ohne die es Worte gäbe, aber keine Seele. Mich zu verklagen wäre nicht gut, denn ich
hätte im Gefängnis noch mehr Zeit zum Schreiben.
Autorenanmerkung: Wenn ihr
nach einem Märchen aus Abenteuer und Angst Ausschau haltet, werdet ihr es hier
immer noch nicht finden. Wenn ihr nach einer süßen Weihnachtsromanze sucht,
dann lehnt euch zurück, entspannt euch und lasst mich eine Geschichte erzählen.
Jeglicher Kommentar kann gesendet werden an: scully@galenalink.com
* * *
Merry Christmas, Scully
* * *
"Es tut mir wirklich
leid, Scully." Mulder löste seinen Blick einen Augenblick von der Straße
und sah seine Partnerin an. Er wusste, dass sie enttäuscht war - sie hatte die
meiste Zeit der Fahrt geschwiegen.
"Es ist nicht deine
Schuld, Mulder," beruhigte sie ihn, leiser als
üblich.
"Ich weiß, wie gern
du Weihnachten mit deiner Familie bei deinen Tanten in San Diego verbringen
wolltest."
"Mulder," seufzte sie. "Es ist nicht deine Schuld, dass
unser letzter Fall es mit sich brachte, dass ich meinen Flug verpasst habe. Es
ist auch nicht deine Schuld, dass der nächste Flug, den ich bekommen konnte,
erst einen Tag nach Weihnachten geht. Es ist eine geschäftige Zeit im Jahr. Ich
weiß es zu schätzen, dass du versucht hast, die Fluggesellschaft davon zu
überzeugen, dass es um dringende Regierungsgeschäfte ging."
"Zu schade, dass es
nicht funktioniert hat." Er blickte finster drein. "Ich wünschte, du
hättest es mir überlassen, den Fall aufzuklären und hättest deinen Flug
genommen."
"Dich dir selbst
überlassen? Das ist jetzt seltsam." Ein Lächeln drohte auf ihrem Gesicht
aufzutauchen, als er ihr einen nicht gerade amüsierten Blick zuwarf. "Du
brauchtest meine Hilfe."
"Immer," versicherte er ihr. Ohne den Blick von der Straße zu
nehmen, suchte er ihre Hand und drückte sie zart. Er verschränkte seine Finger
mit ihren und ließ ihre vereinten Hände zwischen ihnen auf dem Sitz. Stumm
freute er sich, als sie sie nicht wegzog.
Mulder war so nahe daran
gewesen, sie zu verlieren. Sie war ihm beinahe entglitten. In jener Nacht in
der Dunkelheit ihres Krankenhauszimmers, als er in Agonie weinte, schwor er
sich, dass er die Mauern, die sie zwischen sich aufgebaut hatten, einreißen
würde, wenn sie überlebte. Er strich mit seinem Daumen über ihre Handfläche.
Ziegel für Ziegel fielen die Mauern zusammen.
Scully war überrascht, mit
welcher Leichtigkeit sie mit Mulders Berührung umging. Wie sehr sie sich danach
gesehnt hatte. Mulder war immer ein körperlicher Typ gewesen. Er brauchte es,
sich mit ihr verbunden zu fühlen. Seine
Hand auf ihrem Rücken, während sie gingen. Sein Arm um ihre Schultern, um sie
enger an sich zu ziehen, wenn niemand etwas von ihrer Unterhaltung mitbekommen
sollte. Seine Hand in ihrer, wenn er derjenige war, der Trost brauchte. Da
waren unsichtbare Grenzen, die sie nie überschritten hatten. Da waren
unausgesprochene Regeln, die sie nie gebrochen hatten.
Nach ihrer Entlassung aus
dem Krankenhaus vor über einem Monat schien Mulder entschlossen, alle Grenzen
zu überschreiten und alle Regeln zu brechen.
Ihr Aufenthalt im
Krankenhaus hatte sie beide verändert. Als sie das erste Mal nach Hause kam,
hatte sie ein bestimmtes Maß an Über-Fürsorge von ihm erwartet. Er hatte sie
nicht enttäuscht.
Mulder hatte schon immer
Tendenzen zur Über-Fürsorge gezeigt. Aber diesmal war es anders. Diesmal rief er
jede Stunde an, nur um sich zu melden und zu fragen, wie es ihr ging. Diesmal küßte er sie auf die Wange, wann immer er Guten Tag oder
Auf Wiedersehen sagte. Diesmal ließ er seine Hand auf ihrem Arm oder ihrer Hand
für eine lange Zeit liegen, nur um sich ihr nahe zu fühlen, so wie er es jetzt
tat. Diesmal ermutigte sie ihn in seinem Bedürfnis, ihr nahe zu sein. Nicht im
Büro, selbstverständlich. Er war immer noch sehr professionell bei der Arbeit,
aber auch das war anders. Die Veränderung dort war subtil, schon beinahe
entnervend. Die Regeln, denen sie folgten, hatten immer ihre Beziehung
definiert.
Nun, als sie zusammen
reisten, lagen die Regeln, die ihre emotionalen und physischen Grenzen
bestimmten, auf einem Schutthaufen irgendwo weit hinter ihnen. Sie fand einfach
Freude in der Wärme seiner Hand auf ihrer.
"Scully?"
"Hmmm...?"
"Du hast mich eine
Minute allein gelassen. Wo warst du?"
Diesmal war es Scully, die
ihre Finger enger um seine schloss.
"Ich war nirgendwo.
Ich bin hier bei dir."
"Bist du in Ordnung?"
Mulder löste seine Augen
von der Straße und hielt für einen kurzen Moment ihren Blick fest. Sie nickte.
"Du hast mir nicht
gesagt, wohin wir fahren. Wohin schickt uns Skinner mit so einer kurzen
Mitteilung?"
"Es ist ein
Botengang, wirklich. Wir sind fast da."
"Das kommt nicht von
Skinners Büro, nicht wahr, Mulder?" Sie sah ihn misstrauisch an, spürte
sowohl Ärger als auch Erwartung in sich.
"Gib mir noch fünf
Minuten. Dann wird sich alles aufklären."
"Versprich mir, dass
ich meinen Flug bekomme."
"Scully," lachte er. "Dein Flug geht nicht vor
übermorgen. Und nebenbei, deswegen habe ich dir gesagt, dass du alles, was du
nach San Diego mitnehmen möchtest, mitbringen sollst. Nur für den Fall."
"Mulder." In
ihrer Stimme klang ein Hauch von Drohung mit.
"Ich verspreche es," beharrte er.
Mulder lächelte über ihr
Misstrauen. Tatsächlich war er überrascht, dass sie ohne Fragen soweit gekommen
waren. Er wollte sie nicht täuschen, aber er wollte auch nicht die Überraschung
verderben.
Der Privatweg, auf den er
gewartet hatte, kam in Sicht. Mulder spürte ihre fragenden Augen auf sich, als
er die Fahrt verlangsamte und abbog. Der Wagen folgte dem Weg, der sich durch dichtstehende Bäume schlängelte. Er lächelte, als er sie
rasch einatmen hörte, als die Hütte in Sicht kam.
Das kleine Haus lag
eingebettet zwischen Kiefern, die es auf drei Seiten schützend einschlossen. Es
hatte zwei Stockwerke und sah aus wie etwas, das Scully daran erinnerte, was
sie als Kind in einem Märchenbuch gesehen hatte. Kieferngebinde mit ein paar
dekorativen weißen Lichtern hingen am Balkon im zweiten Stock. Die Lichter
leuchteten hell gegen den dunklen Himmel. Ein Kranz mit einem roten Band
schmückte die Eingangstür und hieß sie willkommen. Der Schnee, der in den
letzten Stunden gefallen war, bedeckte die Hütte und die Kiefern und schuf
seinen eigenen Feiertagsglanz.
Mulder hielt den Wagen vor
dem Haus an und stellte den Motor ab. Scully drehte sich zu ihm, ihre Augen
leuchteten voller Staunen.
"Das ist verblüffend.
Wer wohnt hier?"
"Möchtest Du hinein
gehen?"
Sie nickte, stieg schnell
aus dem Auto und eilte die Stufen hinauf. Ihre Finger glitten leicht über das
Samtband des Kranzes. Sich zur Dekoration beugend, atmete sie den vollen
Kiefernduft tief ein.
"Geh weiter," hörte sie Mulders Stimme hinter sich. "Mach die
Tür auf und geh hinein."
"Wir können nicht
einfach in irgend jemandes Haus gehen,"
widersprach sie und wandte ihm ihr Gesicht zu. Sie platzte beinahe vor Neugier
und dennoch sah Mulder, wie sie zögerte. Er ging zu ihr, legte ihr beide Hände
auf die Hüften und zog sie nahe zu sich.
"Frohe Weihnachten,
Scully," flüsterte er ihr mit einer sanften,
leisen Stimme ins Ohr, bevor er ihre Wange zärtlich mit seinen Lippen
liebkoste. Er hielt sie für einen kurzen
Augenblick an sich, bevor er sie umdrehte.
Scully spürte seinen
warmen Atem auf ihrem Gesicht, als sie sah, was sie in der Hütte erwartete. Das
Haus selbst war vollkommen offen. Ein großer Raum bildete das Erdgeschoss, mit
Bereichen, die die Küche, das Esszimmer und den Salon kennzeichneten. Eine
offene Treppe zu ihrer Linken führte in den zweiten Stock zu einem teilweise
loftartigen Bereich, der ebenfalls offen war. Von dort, wo sie stand, konnte
sie kaum die Spitze des Himmelbettes im Hauptschlafraum dort oben sehen.
Es war nicht das Design
des Hauses, das sie zum Lächeln brachte. Es war das Aufgebot an majestätischer
Weihnachtsdekoration, die jede Festtagsphantasie eines Kindes erfüllt hätte,
das Scullys Herz füllte. Mistelzweige und Stechpalmenzweige waren auf dem Sims
des angezündeten Kamins ausgebreitet, an dem zwei Socken hingen und warteten.
Ein komplettes Winterdorf mit Lichtern und Schlittschuhläufern auf einem
zugefrorenen Teich stand auf dem Kaffeetisch zwischen Couch und Kamin. Körbe
mit Kiefernzapfen und Wolfsmilchpflanzen waren in der ganzen Hütte verteilt.
Das einzige Licht in dem Raum kam vom Feuer im Kamin, ein paar brennenden
Kerzen auf dem Kaminssims und auf dem Esstisch und den bunten Lichtern an einem
Weihnachtsbaum.
Der Baum war beeindruckend
und Scully fand sich in ihm ertrinkend. Er stand in der entferntesten
Ecke des Raumes, an derselben Wand wie der Kamin, aber in sicherem Abstand.
Scully ging auf ihn zu und betrachtete ihn mit Erstaunen. Sie vermutete, dass
er ungefähr drei Meter hoch war, höchstens einen halben Meter unter der Decke.
Bunte Lichter, glänzende Glaskugeln, Lametta, Krepppapierbänder und antike
hölzerne Ornamente hingen an seinen Zweigen. Ein himmlischer reich verzierter
Engel mit langen roten Locken und einem seidigen burgunderfarbenen Kleid saß
auf der Spitze.
Die Lichter am Baum
begannen zu verschwimmen, als sich ihre Augen mit warmen Tränen füllten.
Erkenntnis begann in ihr zu dämmern. Sie drehte sich wieder zu Mulder um, der
herein gekommen war und die Tür geschlossen hatte.
"Hast du das
getan?" fragte sie leise, ihrer Stimme nicht völlig vertrauend.
Mulder trat aus dem
Schatten ins Licht des Feuers und nickte.
"Ich weiß, wie
perfekt du es dieses Weihnachten haben wolltest. Du hast deine Wohnung nicht
geschmückt, weil du geplant hattest, über die Feiertage zu verreisen. Ich
konnte den Gedanken nicht ertragen, dass du heute und morgen allein zu Hause
sitzt und nicht einmal einen Baum hast."
Die Tränen, die
Augenblicke vorher zu fallen drohten, liefen nun über ihr Gesicht. Entschlossen
ging sie zu ihm herüber und legte ihre Arme eng um seine Taille. Sie presste
ihre Wange an seine Brust und atmete den männlichen Duft ein, von dem sie
wusste, dass er nur zu ihm gehörte. Ihre Arme glitten unter sein Jackett und
kneteten die festen Muskeln an seinem Rücken. Seine Arme legten sich um sie und
sie spürte sein Kinn zart auf ihrem Kopf.
Sie hielten einander,
bewegungslos, für einige Momente.
"Ist es das, was du
dir vorgestellt hast?" flüsterte er.
"Was ich mir
vorgestellt habe?" Sie trat zurück und sah ihm fragend in die Augen. Es
gab Zeiten, da verlor sie sich in diesen Augen. Dies war so ein Moment.
Mulder griff in die
Innentasche seines Jacketts und holte ein zusammengefaltetes glänzendes Inserat
aus einem Magazin heraus. Sorgfältig entfaltete er das Papier und gab es ihr.
Sie nahm es und studierte das Bild. Die Hütte, in der sie standen, war
praktisch das Ebenbild von dem Foto auf der Seite.
"Mulder?"
"Ich sah, wie du es
dir angesehen hast, vor ein paar Monaten im Flugzeug. Du hast es den ganzen Flug lang angestarrt.
Scully, da war so eine Traurigkeit in deinem Blick, als du es dir angesehen
hast. So ein Verlangen. Du hast es auf dem Sitz liegen gelassen, nachdem wir
gelandet waren und ich habe es mitgenommen. Als du deinen Flug verpasst hast,
weil wir gearbeitet haben, wusste ich, dass ich das für dich tun musste."
Scully lächelte ihn
zärtlich an, bevor sie sich auf die Couch vor den Kamin setzte. Sie zog ihren
Mantel aus, lehnte sich zurück und schenkte dem Foto aus dem Magazin ihre ganze
Aufmerksamkeit. Mulder zog still sein Jackett aus und setzte sich neben sie auf
die Couch.
"Als ich das in dem
Flugzeug sah..." begann sie, stockte dann aber. Sie sah auf und fand die
Kraft, die sie brauchte, um fortzufahren, in seinen Augen. "Als ich das sah, war ich dabei, zu
sterben. Ich war mir nicht sicher, ob ich dieses Weihnachten noch am Leben sein
würde. Zumindest glaubte ich, dass ich im Krankenhaus sein würde. Es war das
erste Mal, Mulder. Das erste Mal, dass ich über die Krankheit als etwas
nachdachte, das dabei war, mir meine Zukunft zu nehmen."
"Sie hat sie dir
nicht genommen. Die Krankheit ist vorbei und es ist Weihnachtsabend und du bist
hier. Wir sind beide hier, zusammen." Er streckte seine Hand aus und schob
ihr eine Haarsträhne hinters Ohr.
"Wann hattest du die
Zeit, das alles hier zu tun? Wir sind erst gestern nach DC
zurückgekommen."
"Ich konnte mir
jemanden zur Hilfe mieten, aber wenn ich beim Essen einschlafe, nimm es nicht
persönlich," scherzte er leichthin.
"Essen? War das der
Anruf, den du gemacht hast, als wir fast hier waren?"
Mulder nickte.
"Ich wollte, dass
alles perfekt ist, wenn wir hierher kommen. Ich brauchte jemanden, der das
Feuer anzündete, die Kerzen und die Lichter am Baum. Und ja..." Sein
patentiertes jungenhaftes Grinsen blitzte über sein Gesicht. "... das Essen herrichtete. Sie haben
mir versichert, wenn wir hier ankommen, könnte sogar ein trainierter Pavian das
Essen fertig machen, ohne es zu verderben." Er stand auf und hielt ihr
seine Hand hin. "Also möchtest du mit mir in die Küche gehen und ein
bisschen herumalbern?"
Sie legte ihre Hand in
seine und er zog sie von der Couch hoch.
"Ich werde es
lieben."
Sie saßen sich am Tisch
gegenüber. Das Kerzenlicht erleuchtete ihre Gesichtszüge. Ihr Verhalten
entspannte sich, wurde gemütlich und war nun mit Intimität geladen. Leises
Gelächter erfüllte den Raum.
"Mulder. Danke. Für
heute Abend. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich mich das letzte Mal so
entspannt gefühlt habe."
"Es kann nur besser
werden."
"Mehr Überraschungen?"
"Geschenke." Er
lächelte und zwinkerte mit den Augen.
"Mulder." Scully
streckte ihre Hand über den Tisch aus mit einem winzigen Hauch der ihr eigenen
Unschlüssigkeit und legte ihre Hand über seine. "Du hast mir mein Leben
zurückgegeben... und all das hier." Sie machte eine Gebärde, die den Raum
umschloss. "Ich brauche kein weiteres Geschenk."
"Sie sind nicht von
mir. Der Weihnachtsmann hat sie gebracht. Ich weiß, er wäre sehr enttäuscht,
wenn du sie nicht aufmachen würdest."
Scully sah auf die beiden
bunt eingewickelten Pakete unter dem Baum. Sie grinste mit der Erwartung eines
Kindes am Weihnachtsmorgen.
"Ich würde es hassen,
den Weihnachtsmann zu enttäuschen. Obwohl ich mir sicher bin, dass er Hilfe
hatte beim Überbringen dieser Geschenke."
"Ich bin ein bisschen
zu groß, um als Elfe bezeichnet zu werden, Scully.
Komm schon." Er stand
auf und kam auf ihre Seite des Tisches.
"Jetzt?"
"Warum nicht?"
"Du schießt hier alle
Traditionen in den Wind, nicht wahr?"
"Traditionen? Ich werde
nicht hinausgehen in den Schnee und singen. Das ist es, wo ich die Grenze
ziehe."
"Nein, nicht singen," lachte sie. "Jedes Jahr, als wir aufwuchsen,
aßen wir am Weihnachtsabend und mussten erst das Geschirr spülen, bevor wir die
Geschenke aufmachen durften." Sie stand auf und folgte ihm zum Baum.
Mulder nahm eine der Decken von dem gepolsterten Stuhl neben dem Baum und
breitete sie auf dem Boden aus. Sie setzten sich beide auf die Decke.
"Hatte deine Familie keine Festtagsbräuche?"
"Wir haben nicht viele
Festtage gefeiert, seit Samantha weg war. Im ersten Jahr war es zu schwer für
Mom. Danach wurde es mehr zur Tradition, die Feiertage zu ignorieren."
"Es tut mir leid.
Alles was du heute Abend getan hast, war so perfekt, ich wollte keine
unangenehmen Erinnerungen wecken."
"Dafür ist der Abend
heute da, Scully. Um neue Erinnerungen zu schaffen." Er beugte sich nach
vorn und drückte seine Lippen auf ihre Stirn. Den Kontakt begrüßend, ließ sie
ihre Hand über seinen Arm gleiten und umfasste sein Gesicht. Er löste sich von
ihr und lächelte.
"Kann ich mein
Geschenk jetzt aufmachen?"
Sehr zu ihrer Überraschung
und Freude küßte er sie kurz auf die Nasenspitze.
Hinter sich greifend nahm er das größere der beiden Geschenke und gab es ihr.
"Du bist
unverbesserlich," neckte er sie.
"Danke. Kann ich es
jetzt aufmachen?"
Er nickte und sie begann,
vorsichtig das Papier von der Schachtel zu lösen.
Mulder beobachtete sie
eine, wie es ihm schien, Ewigkeit.
"Ich dachte, du
hättest es eilig?"
"Ich genieße
es."
"Genieße es ein bisschen
schneller, ja?"
Scully zog eine Augenbraue
hoch, aber ihre gekräuselten Lippen konnten ihr Lächeln nicht verbergen. Sie
riss das letzte Stückchen Papier von der Schachtel und legte sie vor sich auf
den Boden. Vorsichtig hob sie den Deckel an. Überrascht sah sie Mulder an.
"Namensschilder?"
Ihre Stimme klang verwirrt und ihre Augen waren voller Staunen.
"Dieses," sagte er und griff in die Schachtel und nahm ein
flaches metallenes Namensschild heraus, auf dem DR. DANA SCULLY stand,
"ist für die Tür zum Kellerbüro. Und dieses," er griff wieder in die
Schachtel und holte ein größeres Namensschild heraus, zu dem ein Metallständer
gehörte und auf dem dasselbe wie auf dem ersten stand, "das ist für deinen
Schreibtisch."
"Mein
Schreibtisch?"
"Das war der andere
Grund, warum ich dich heute aus dem Büro heraus haben musste."
"Du hast mir einen
Schreibtisch besorgt?" Trotz all ihrer Bemühungen kippte ihre Stimme vor
Emotionen. "Da ist kein Platz für einen weiteren Schreibtisch in diesem
Büro. Das hast du selbst gesagt."
"Das war falsch.
Alles was wir brauchten, war ein paar kleine kreative Arrangements zu treffen
und einen Archivschrank auf dem Flur. Dieses Büro... die X-Akten sind genauso
sehr ein Teil von dir wie von mir. Dein Name gehört an die Tür und du verdienst
deinen eigenen Schreibtisch in diesem Büro. Unserem Büro."
"Unser Büro?"
"Es ist schon seit
langer Zeit unser Büro, Scully."
"Danke." Sie saß
einen Moment still da und sammelte ihre Gedanken. "Ich weiß, dass ich jeden
Tag in dieses Büro gehe, dass ich da hingehöre... mit dir. Nicht nur, weil ich
dorthin zugeteilt wurde, sondern wegen der Arbeit, die wir dort tun... und
wegen dir. Diese Namensschilder und der Schreibtisch zeigen mir, dass du auch
glaubst, dass ich dorthin gehöre. Das ist das schönste Geschenk, das du mir
machen konntest."
"Da ist noch ein
Geschenk mit deinem Namen unter dem Baum." Seine Stimme war weich, sein
Gesichtsausdruck eine Mischung aus Stolz darüber, das richtige Geschenk
ausgesucht zu haben und Schuld, es ihr nicht schon vor langer Zeit gegeben zu
haben.
"Mulder, du hast mir
schon so viel gegeben," widersprach sie.
"Was ist in dich gefahren?"
"Vielleicht ist es
einfach nur das erste Weihnachten nach vielen Jahren, das ich feiern möchte.
Ich entschädige mich für die verlorene Zeit. Mach einfach mit, Scully."
Scully lächelte, als er
das kleinere Geschenk in ihre Hand legte. Sie löste das Band und das
Geschenkpapier. Eine kleine weiße Schachtel kam zum Vorschein. Sie hob den
Deckel an und fand eine graue Samtschmuckschachtel.
Voller Erwartung blickte
sie kurz auf, dann hob sie langsam den Deckel an. Auf einem Bett aus Satin lag der exquisiteste
Ring, den sie jemals gesehen hatte. Sie nahm ihn heraus und untersuchte ihn
genauer. Ein brillanter blauer Saphir saß zwischen kompliziert verwobenen
Wirbeln aus Gold, aus dem der atemberaubende Reif war. Elegant von Hand
gefertigt und sorgfältig im Detail.
"Es ist ein irischer
Ring," erklärte Mulder. "Der Stein sollte
eigentlich ein Smaragd sein, aber ich dachte, ein Saphir würde besser aussehen
an dir. Ich habe ihn speziell anfertigen
lassen. Die Legende sagt, dass der Platz, an dem das Gold gefunden wurde,
gesegnet ist. Sie sagt, dass wer immer auch den Ring trägt, einen Schutzengel
hat und ihm kein Leid widerfahren kann." Er nahm ihr den Ring sanft aus
der Hand und steckte ihn auf den Ringfinger ihrer rechten Hand. "Ich weiß,
Scully, dass du nicht an Legenden und Mythen glaubst, aber ich fühle mich
besser, wenn ich weiß, dass du nun deinen eigenen Schutzengel hast," flüsterte er und drückte seine Lippen in einem
sanften Kuss auf die Hand, auf die er gerade den Ring geschoben hatte.
"Ich habe immer
gedacht, dass mein eigener besonderer Schutzengel du warst."
"Es kann nie schaden,
ein bisschen Rückendeckung zu haben," sagte er
lächelnd.
Eine einzelne Träne rollte
über ihr Gesicht und er streckte seine Hand aus, um sie von ihrer Wange zu
wischen. Sie beugte sich zu ihm und hielt inne, als ihre Lippen nur eine
Winzigkeit von seinen entfernt waren.
"Mulder," hauchte sie. "Wirst du mich jemals
küssen?"
Scully hatte die Frage
kaum gestellt, als sein Mund schon auf ihrem war. Es war nicht perfekt, es war
viel, viel besser. Plötzlich lag sie in seinen Armen. Ihre Reaktion kam
unverzüglich. Ihr ganzer Körper reagierte auf seinen Kuss und als seine Zunge
gegen ihre stieß, machte sie es ihm nach und küßte
ihn mit all der aufgestauten Leidenschaft in ihr.
Ein Kuss war nicht genug.
Krampfhaft versucht, ihm so nahe wie möglich zu kommen, legte sie ihre Arme um
seinen Hals. Ihre Finger griffen in sein Haar, während sein Mund ihren
heimsuchte. Sie hatte so lange darauf gewartet. Sie hatten so lange gewartet.
Ihre Sinne explodierten unter den neuen Gefühlen, so dass sie innehalten
musste, aber nur für einen Moment.
"Warte." Atemlos
löste sie sich von ihm und rutschte ein Stückchen weg. Sie war erschüttert
durch den Schmerz, den sie in seinen Augen sah. Noch einmal lehnte sie sich
kurz an ihn und kuschelte sich an seine Wange. "Ich habe ein Geschenk für
dich."
"War es das nicht?"
"Nein, das war es
nicht," erwiderte sie lachend. Sie glitt auf dem
Bauch unter den Baum und griff nach hinten, um ein Geschenk hervorzuholen, das
er nicht gesehen hatte. "Als ich hinaus ging, um meine Tasche zu holen,
habe ich das hier aus dem Kofferraum genommen. Ich wollte es dir eigentlich
geben, bevor ich gehe, aber ich möchte, dass du es jetzt aufmachst."
Behutsam nahm er ihr das
Päckchen aus der Hand und studierte die Verpackung. Er sah ihr in die Augen und
sie nickte ihm zu. Vorsichtig löste er das Band und schob das Papier zur Seite.
Was er in seinen Händen hielt, war eine Fotografie. Das Bild in dem Rahmen
trieb ihm die Tränen in die Augen und er sah Scully an. Sie glitt neben ihn und
setzte sich so, dass sie das Bild so ansehen konnte wie er es tat. Eine Frau,
ein Mann und zwei kleine Kinder, ein Junge und ein Mädchen. Die Frau auf dem
Bild war seine Schwester Samantha.
"Du hast sie
gefunden?" Seine Stimme war voll von Emotionen, mit denen diese einfachen
Worte beladen waren.
"Es war nicht einfach,
aber mit der Beschreibung, die du mir gegeben hat und
dem Wissen, dass sie eine Familie hat und sich nicht verborgen hält, waren wir
in der Lage, sie zu finden. Ich hatte ein bisschen Hilfe. Die inoffiziellen
Kanäle der Lone Gunmen
waren sehr hilfreich. Das ist ihr Mann, er heißt Jack,"
sagte sie und zeigte auf das Foto, als sie fortfuhr. "Ihre Tochter, deine Nichte, heißt
Elisabeth und ihr Sohn, dein Neffe, ist nach dir benannt. Er heißt Fox."
Mulder blickte vom Foto
auf und sie sah Tränen in seinen Augen schimmern.
"Armes Kind."
"Er mag ihn genauso
wenig wie du. Er will, dass ihn alle bei seinem Nachnamen Elliot rufen. Nur
seine Mutter darf ihn Fox nennen, nur Samantha.
Sie hat dich nicht vergessen, Mulder. In all den Jahren hat sie dich nie
vergessen. Ich habe ihre Adresse für dich. Du kannst sie und ihre Familie
besuchen."
"Sie will mich nicht
sehen. Das hat sie mir in dem Restaurant klar gemacht." Seine Stimme war
klein und zerbrechlich.
"Mulder, sie will
dich sehen. Ich bin zu ihr gegangen. Ich habe ihr erzählt, wie sehr du sie
gesucht hast. Wieviel sie dir bedeutet. Ich habe ihr
gesagt, wie sehr du sie liebst und wie sehr du ein Teil ihres Lebens sein
möchtest. Sie möchte dich sehen, unbedingt."
"Das hast du getan?
Du bist zu ihr gegangen und hast sie gesehen?"
Scully nickte. Mulder sah
sie an und in seinen Augen war Angst. "Wirst du mit mir gehen? Sie
besuchen?"
"Wenn du es möchtest.
Natürlich werde ich mit dir gehen."
Mulder nickte und dann riss
er sie an sich. Er hielt sie so fest er konnte, ohne ihr weh zu tun. Sie
streichelte sein Haar und seinen Rücken. Sie hielten sich aneinander fest.
Jeder fürchtete sich, loszulassen. Scully war die erste, die sich bewegte. Sie
glitt mit ihren Fingern durch sein volles, dunkles Haar, drückte seine Kopf enger an sich und drängte ihn, ihr auf den Boden
zu folgen.
Seine Lippen suchten ihre.
Er klebte an ihr, während er fortfuhr, sie zu probieren und zu verschlingen.
Mulder konnte nicht genug von ihr bekommen.
Er rollte herum und bedeckte ihren Körper mit seinem. Sie war fest an
ihn gepresst, aber das Gefühl, das er wollte, wurde geschwächt durch ihre
Kleidung.
Mulder stöhnte frustriert
und begann, sie auszuziehen, ohne seinen Mund von ihrem zu nehmen. Gott, aber
sie schmeckte so gut. Er knöpfte ihre Bluse auf, zerrte sie aus ihrem Bund und
dann schob er die Träger ihres Spitzen-BH über ihre
Schultern. Seine Hand glitt unter den Stoff und begann, ihre Brust zu
streicheln. Das Gefühl ihrer glatten Haut an seiner ließ ihn mehr und mehr die
Kontrolle verlieren. Er war kaum noch in der Lage, zu denken.
Scully löste sich von ihm,
ihr Atem ging schnell und flach. Sie setzte sich auf und spreizte ihre Beine
über seine Hüften. Nach hinten greifend löste sie den Verschluss ihres BH und
warf ihn auf den Boden. Über ihn gebeugt begann sie sein Hemd aufzuknöpfen und
verteilte federleichte Küsse auf seiner Brust und auf seinem Bauch, als sie ihn
von seiner Kleidung befreite. Sein Gürtel war als nächstes dran, gefolgt von all
den anderen Stoffhindernissen. Dann setzte sie sich wieder auf ihn.
Fleisch an Fleisch. Die
erste Berührung von ihm schoss durch sie hindurch, wie das erste Glas Wein,
bevor sie sich warm durch ihren Körper verbreitete. Fleisch an Fleisch.
Scully kuschelte ihren
Kopf an seine Brust. Seine warmen Lippen suchten ebenso warmes Fleisch. Sie
stöhnte und drückte sich fester an ihn. Kein anderes Geräusch war notwendig.
Worte würden vielleicht später gebraucht, aber nicht jetzt. Jetzt - jetzt
wollte sie keine Worte, um diese unglaublichen, wundervollen Gefühle zu
zerstören.
Mulder bewegte sich zart,
so sanft wie sie, beinahe als ob er sich auch der Zerbrechlichkeit des
Augenblicks bewusst war. Vorsichtig, äußerst langsam ließ er eine Hand zu ihrer
Hüfte gleiten.
Das Gefühl der weichen
Seide seines Haares unter ihren Fingern und seiner warmen Lippen auf ihrer
Brust war nicht genug. Sie strich ihre Hand in sensiblen Mustern über seine
Brust und dann an seinem Körper hinab und spürte seine glatten, festen Muskeln,
als ihre Finger sich ganz langsam hinab bewegten.
Mulder glitt nach oben.
Sein Mund fand den Puls an ihrem Hals und verhielt dort, bevor er sich weiter
hinter ihr Ohr bewegte. Er hatte sie so lange gewollt. Sie zu wollen war so
sehr ein Teil von ihm wie das Atmen. Ihre zarte Berührung beruhigte und
entflammte ihn zugleich. Er legte seine Arme um sie und zog sie unter sich.
Ihr Körper sehnte sich
nach ihm. Scully drehte sich unter ihm, aber er verwehrte ihr immer noch diese
Berührung. Seine Lippen liebkosten ihre Augen, ihre Schläfen, ihre Wangen und
schließlich ihre Lippen. Sie seufzte an seinem Mund, als er von ihrem Besitz
ergriff und drückte ihre Finger in die Muskeln auf seinem Rücken, als ihr Kuss
ewig währte - besitzergreifend, melancholisch,
hungrig, gebend.
Mulders Hände und sein
Mund bewegten sich mit köstlicher Gründlichkeit, als sie ihren Körper
erforschten. Und ihre, so hungrig wie seine, lehnten es ab, seine Berührung und
den Geschmack von ihm zu leugnen. Er gehörte ihr. Und sie gehörte ihm.
Mulder überflutete ihre
Sinne, bis sie nicht mehr in der Lage war, zu denken. Er meinte, er hätte sie
gebeten, ihm zu sagen, wenn er irgend etwas tat, das
sie nicht mochte und sie versuchte wirklich, ihm zu antworten, ihm zu sagen,
dass nichts, was er tat, falsch sein konnte. Aber jedes Mal, wenn sie versuchte
zu sprechen, tat er etwas noch Wundervolleres mit ihr und sie konnte nicht mehr
als ein Seufzten oder Wimmern von sich geben.
Wenn er meinte, er müsste
sie verrückt machen, so war er herrlich erfolgreich. Als er schließlich zu ihr
kam, nahm sie sein Gesicht in ihre Hände und vereinigte ihre Münder so wie er
ihre Körper vereinigte.
Er kostete jedes Flüstern,
jede Bewegung aus. Ihr Körper bebte, aber ihre Seele sang, als sie zusammen
ihren Höhepunkt anstrebten und hinauszögerten und anstrebten und
hinauszögerten. Als das Bedürfnis nach Erlösung schließlich kaum mehr zu
ertragen war, trieb er ihre Befriedigung dadurch voran, dass er den Rhythmus
verstärkte und sie fester griff.
Eine Ekstase, wie sie sie
nie zuvor erlebt hatte, begann in ihr und wurde innerhalb eines Herzschlags zu
einem explosiven Orgasmus. Sie klammerte sich an ihn, als die Welt in tausend
leuchtende Sterne zerbrach. Zusammen erreichten sie das Wunder ihrer
Vereinigung und fanden darin Schönheit und Glück.
Mulder brauchte ein paar Minuten , um wieder zu sich zu kommen. Er rollte herum, so
dass sie wieder auf ihm lag, hielt sie fest in seinen Armen, kuschelte sich an
ihren Hals und streichelte sie gemächlich.
"Bist du in
Ordnung?" flüsterte er.
Scully antwortete ihm
nicht, aber sie seufzte an seinem Ohr und er wusste, bevor er die Kraft fand,
seinen Kopf anzuheben und in ihr Gesicht zu sehen, dass sie glücklich war. Ohne
sie loszulassen, griff er nach der zweiten Decke auf dem Stuhl und deckte sie
damit zu.
Mulder war mit sich
zufrieden, zu wissen, dass er sie erschöpft hatte. Sie schlief an ihn
geklammert ein, ihre Beine mit seinen verschlungen, ihr Gesicht an seinen Hals
gekuschelt. Für diesen einmaligen Moment gehörte sie ihm völlig. Diese Frau,
die er liebte. Er würde ihr morgen sagen, wie sehr er sie liebte, wenn sie
gemeinsam am Weihnachtsmorgen erwachen würden, unter dem Baum liegend.
"Frohe Weihnachten,
Scully," flüsterte er und küßte
liebevoll ihre Schläfe, bevor er auch einschlief.
ENDE TEIL 1
Merry Christmas, Scully 2: Schneeengel
machen (1/2)
von Stephanie Kaiser ( scully@galenalink.com )
Fortsetzung: Ja, das ist
eine Fortsetzung von ‚Merry Christmas, Scully'. Ihr könnt es wahrscheinlich lesen, ohne den
ersten Teil gelesen zu haben, euch würden nur ein paar feinere Details fehlen,
von dem was passiert ist. Wenn ihr ‚Merry Christmas, Scully' benötigt, schickt mir eine Email
und ich werde glücklich sein, euch die Story zu schicken.
Klassifikation: R (M(S)
mit einer Prise A für Aroma
Rating: R
Spoiler: Ja, bis
einschließlich ‚Detour'.
Schlüsselwörter:
Mulder/Scully Romanze
Zusammenfassung: Mulder
erinnert sich daran, wie er den Weihnachtstag mit Scully verbracht hat, als er
gegen einen Schneesturm ankämpft, um zu ihr in die Hütte zurückzukommen und
Schneeengel zu machen. Disclaimer: So
sehr ich es auch wünschte, ich hätte einen Anteil an der Schöpfung der X-Akten,
die Rechte gehören alle Chris Carter, 1013 Productions
und FOX Entertainment. Ich glaube jedoch, dass Mulder und Scully David und
Gillian gehören, ohne die es Worte gäbe, aber keine Seele. Mich zu verklagen wäre nicht gut, denn ich
hätte im Gefängnis noch mehr Zeit zum Schreiben.
Autorenanmerkung: Wenn ihr
nach einem Märchen aus Abenteuer und Angst Ausschau haltet, werdet ihr es hier
immer noch nicht finden. Wenn ihr nach einer süßen Weihnachtsromanze sucht,
dann lehnt euch zurück, entspannt euch und lasst mich eine Geschichte erzählen.
Besonderen Dank an Melissa und Karen, die darauf bestanden haben, dass es eine
Fortsetzung geben muss, um das Himmelbett zu benutzen ;) Jeglicher Kommentar
kann gesendet werden an: scully@galenalink.com
* * *
Merry Christmas, Scully 2: Schneeengel machen
* * *
Der Schnee fiel vom Himmel
und schuf - gemischt mit dem strengen Nordwind - eine Welt aus einer wirbelnden, verwirrenden, blendenden Weiße.
Fox Mulder bewegte sein
Auto vorsichtig und ganz langsam dort entlang, wo er hoffte, dass es immer noch
die Straße war. Er war sich nicht länger sicher, weil sie schon lange mit
Schnee bedeckt worden war durch den Sturm, der um ihn herum tobte. Sein
einziger Anhaltspunkt war, das Auto zwischen den beiden Reihen Telefonmasten zu
halten, die rechts und links der Straße entlangliefen.
‚Ist das ganze Universum
gegen mich?' fragte er sardonisch, jedoch niemanden im Speziellen, weil er
allein im Wagen war. ‚Oder habt ihr euch alle abgewechselt und heute ist Jack
Frosts Glückstag?'
Er blickte grimmig drein
und packte das Lenkrad des Autos fester, als die Reifen für einen Moment die
Bodenhaftung verloren. Der Motor jaulte kurz auf bevor das Auto wieder begann,
vorwärts zu kriechen. Den Gedanken, an den Straßenrand zu fahren, wenigstens
bis es aufhörte zu schneien, hatte er fortgewischt. Er wollte zu Scully - er
musste zu Scully.
Es waren die längsten zehn
Tage seines Lebens gewesen. Mulder hatte sein Leben allein verbracht, das war
es, was er kannte, das war es, was er akzeptiert hatte. Er hatte sein ganzes
Dasein, bis vor fünf Jahren, mit der Suche in einer selbstauferlegten
Einsamkeit zugebracht. Mit der Suche nach seiner Schwester, nach der Wahrheit
und, obwohl er es nie erkannt hatte, war er auf der Suche nach Scully gewesen.
Vor elf Tagen hatte er sie
im Arm gehalten. Vor zehn Tagen hatte er sie zum Flughafen gefahren, ihr
geholfen, ihn zu verlassen, darauf vertrauend, dass sie die Antworten, die sie
in sich selbst suchte, finden und zu ihm zurückkommen würde. Scully kehrte
immer zu ihm zurück.
In den letzten zehn Tagen
hatte er in ihrem Büro gesessen, die Leere angestarrt und ihre Anwesenheit dort
vermißt. In der Vergangenheit war die Arbeit sein
Zuspruch gewesen, jetzt fand er nur Trost, wenn er mit ihr zusammen war. Ihre
Stimme auf seinem Anrufbeantworter an diesem Nachmittag hatte seine Seele
erwärmt.
"Mulder, ich bin es.
Ich... äh... ich bin früher zurückgekommen. Ich habe gehofft, wir könnten uns
treffen. Wir könnten... Schneeengel machen, wie beim letzten Mal, als du mich
hergebracht hast."
Er lächelte, als er sich
an den Klang ihrer Stimme erinnerte, die zögernde Scheu, die er aus ihren
Worten gehört hatte. Die Erinnerung entflammte sein Verlangen, sie an sich zu
spüren, und frustriert schlug er auf das Lenkrad ein. Die Reifen fuhren fort,
den Schnee gegen den Gehweg zu schleudern, während sich das Auto allmählich
vorwärts bewegte. Ein Straßenschild zu seiner Rechten ließ seine Laune
ansteigen. Bis zur Hütte waren es noch fünfzehn Minuten - fünfzehn Minuten bis
zu Scully. Fünfzehn Minuten davon entfernt, sie in den Armen zu halten.
Mit neuem Bewusstsein für
das Ziel packte er das Lenkrad und erinnerte sich daran, wie es sich anfühlte,
sie in den Armen zu halten, ihren Körper an seinem zu spüren.
Er erinnerte sich an das
Gefühl ihrer Haut, glatt und warm an ihm, als sie sicher in seinen Armen
zusammengerollt schlief. Stundenlang hatte er wachgelegen
und sich der Einfachheit ihres warmen Atems an seinem Hals und dem Gefühl ihres
Herzschlags im Rhythmus mit seinem ergeben.
Am Weihnachtsabend hatte
er ihr sein Herz gegeben. In Wirklichkeit hatte sie sein Herz seit langer Zeit
behutsam in ihren Händen gehalten, es geführt und beschützt so grimmig wie sie
ihn führte und beschützte.
Am Weihnachtsmorgen war er
das erste Mal aufgewacht mit ihr in seinen Armen. Diese Erinnerung hatte ihn
warmgehalten während ihrer Abwesenheit.
Er war vom Schlaf in den Wachzustand gedriftet, bevor sie es getan hatte
und er hatte ein großes Vergnügen darin gefunden, das Gewicht ihres Körpers an
seinem zu spüren. Er hatte dem Schicksal gedankt, bevor er überhaupt die Augen
geöffnet hatte. Seine Arme hatten sich enger um sie gelegt und sie hatte
begonnen, sich zu rühren.
"Lass die Augen zu," flüsterte er sanft und dann lächelte er, als sie ihre
Augen zwar geschlossen hielt, aber eine Augenbraue hochzog.
"Warum?" Ihre
Stimme war halb betäubt durch den Schlaf, aber ihr Körper zeigte ihre Freude
darüber, in seiner Umarmung zu erwachen, als sie ihn dadurch neckte, dass sie
ihr Knie gemächlich an seinem Schenkel auf und ab wandern ließ.
"Scully..."
brummte er in gespielter Warnung, nahm sie fester in die Arme und küßte sie auf den Kopf. "Du
kannst die Augen nicht öffnen, bevor du eine
Weihnachtswunsch gemacht hast."
"Einen
Weihnachtswunsch?"
"Bevor man am
Weihnachtsmorgen die Augen öffnet, hat man einen Wunsch frei."
"Wer sagt das?"
forderte sie ihn heraus, ihre Augen immer noch geschlossen.
"Der Weihnachtsmann.
Scully, das ist doch nicht schwierig, lass deine Augen zu und wünsch dir
was."
"Mulder." Sie
hob ihren Kopf, der auf seiner Brust geruht hatte, und schätzte, entsprechend
ihrer zeitweiligen Unfähigkeit zu sehen, wo sein Gesicht war. "Du erkennst
schon, dass es keine Person wie..."
Mulder brachte sie zum
Schweigen, indem er ihre Lippen mit seinen verschloss.
Sein Kuss war berauschend
und heftige Wellen von Verlangen fluteten ihre Sinne, brachten sie dazu, ihr
Argument zu vergessen, was natürlich sowohl seine Absicht als auch sein
Vergnügen war. Sie stöhnte protestierend, als sich seine Lippen von ihren
lösten. Sein Gesicht blieb nahe an ihrem, die morgendlichen Stoppeln auf seiner
Wange strichen rau über ihr Kinn, bevor er eifrig ihr Ohrläppchen in seinen
Mund saugte. Scully atmete tief ein und kuschelte sich an ihn. Langsam erlaubte
er dem zärtlichen Saugen das Feuer zu schüren, das tief in ihrem Bauch brannte,
aber er hoffte, dass das dumpfe Grollen tief in seiner Kehle die brennende
Hitze verursachte, die durch ihre Adern jagte.
"Shhh...
ich will glauben," hauchte er. "Wünsch dir
was, Scully."
Dieser Mann, wenn er diese
Stimme benutzte... sie konnte ihm nichts abschlagen.
Mulder beobachtete, wie
ihr Gesichtsausdruck einen Moment ernst wurde, bevor ein zufriedenes Lächeln
ihr Gesicht erhellte und sie ihre Augen fest zusammenkniff, als sie ihren
Wunsch formulierte. Sie öffnete ihre Augen und nun, da sie ihr Ziel sehen
konnte, presste sie ihre Lippen auf seine. Ihre Zunge verspottete ihn, indem
sie nur über seine Unterlippe strich. Als sich sein Mund öffnete, um sie
hereinzulassen, zog sie sich zurück und überließ ihn seinem Verlangen.
"Das funktioniert
nicht immer." Ihre Stimme war tadelnd, aber in ihren Augen tanzte
Frohsinn.
"Dich zu küssen? Für
mich funktioniert es." Er beugte sich nach vorn, um ihre Lippen wieder in
Besitz zu nehmen, aber sie lehnte sich nach hinten aus seiner Reichweite
heraus.
"Nein, mich zu
küssen, um mich daran zu hindern, dir nicht zuzustimmen."
"Du kannst es einem
Jungen nicht übel nehmen, dass er es probiert, Scully."
"Ich freue mich auf
deinen Versuch, Mulder. Ich warne dich nur, dass es nicht immer
funktioniert."
Er beugte sich zu ihr und
diesmal trafen sich ihre Lippen und sie sonnte sich in den Gefühlen, die er ihr
bescherte.
"Ich muss einfach nur
üben, bis es immer funktioniert," murmelte er an
ihren Lippen.
"Ich weiß nicht. Ich
kann ganz schön stur sein, wenn ich will. Es wird eine Menge Übung
brauchen."
"Ich glaube, ich
nehme die Herausforderung an." Er lächelte und zog sie enger an sich. Die
Decke, die sie eingehüllt hatte, verrutschte und überließ ihre Beine der kühlen
Morgenluft. Sie schauderte.
"Es ist kalt hier
drin."
"Das Feuer ist
ausgegangen," stellte er einfach fest.
"So? Vielleicht
solltest du aufstehen und es wieder anzünden."
"Scully, ich will
nicht aufstehen. Es ist kalt hier drin,"
protestierte er mit einer Stimme, die an ein Winseln grenzte, während er sein
Gesicht in ihr Haar kuschelte.
"Ich fange an zu
glauben, dass ich einen defekten Indianerführer zum Partner habe," neckte sie ihn.
"Die Frau macht das
Feuer," erwiderte er mit ernstem Gesichtsausdruck
und benutzte gestelzte Worte. "Indianerführer richten den Hochofen
her."
"Mulder!"
"Wenn du ein Feuer
willst, dann bekommst du natürlich ein Feuer. Ich bin nur noch nicht soweit,
dich loszulassen." Er schob sich unter sie und zog sie an sich, so dass die
Wärme seines Körpers sie sanft einhüllte.
"Besser?"
"Viel besser," erwiderte sie und bedeckte sein Kinn und seinen Hals
mit weichen Schmetterlingsküssen. "Denk bloß nicht, dass du aus der Sache
mit dem Feuer rausbist."
"Scully?" Sie
unterbrach ihre Liebkosungen und sah ihm in die Augen. "Was hast du dir
gewünscht?"
"Das kann ich dir
nicht sagen."
"Warum nicht?"
"Wenn man jemandem
seinen Wunsch erzählt, dann wird er nicht wahr."
"Das gilt nur für
Geburtstagswünsche." Mulder verdrehte die Augen in gespielter Empörung
über ihre Unkenntnis des Wunschprotokolls.
"Bist du
sicher?" Scully blickte ihn skeptisch an.
"Ich bin sicher. Was
hast du dir gewünscht?"
"Einen Tag." Sie
hielt seinen Blick fest, aber ein wenig Scheu zeigte sich in ihrem
Gesichtsausdruck.
"Einen Tag?"
Scully wußte,
dass es ihm wichtig war, dass er verstand, worum sie bat. Sie griff herüber,
nahm seine Hand in ihre, zog sie an ihre Lippen und küßte
seine Handfläche.
"Ich möchte einen Tag
mit dir. Einen Tag, an dem es nur dich und mich gibt. Ein Mann und eine Frau. Einen Tag, an dem wir
nicht die Spezialagenten Mulder und Scully sind, einen Tag, an dem der Rest der
Welt nicht existiert. Ich will nicht darüber nachdenken, was passiert, wenn wir
an die Arbeit zurückkehren. Ich will nicht darüber nachdenken, was morgen ist,
wenn wir hier wieder weggehen. Ich will nur einen Tag."
Er sah die Emotionen in
ihren Augen und glaubte zu verstehen, wieviel ihre
Bitte ihr bedeutete, aber sie musste verstehen, dass das, was sie beide hatten,
nicht nach einem Tag zuende gehen würde. Sie hatten
zu lange gebraucht, um so weit zu
kommen. Sie hatten zu hart gekämpft, zu viel verloren. Er würde jetzt
nicht sie verlieren.
"Aber Scully, das
muss es nicht."
Scully hob ihre Finger an
seinen Mund, legte sie ihm fest auf die Lippen und brachte ihn damit zum
Schweigen.
"Einen Tag. Kannst du
mir den geben, Mulder?"
Wenn es in seiner Macht
stünde, würde er ihr die ganze Welt geben. Er würde ihr den heutigen Tag geben,
dann den morgigen Tag und jeden weiteren Tag.
Mulder blickte ihr in die Augen und sah darin das Bedürfnis ihrer Seele.
"Der heutige Tag
gehört dir, Scully," schaffte er zu flüstern,
bevor er sein Versprechen mit seinem Mund besiegelte.
Das Brennen ihrer Lippen,
ihrer forschenden Zunge sandte ein Feuer durch all seine Adern. Seine Reaktion
veranlasste sie, in einem tiefen, primitiven Ton zu stöhnen, der jeden Nerv in
seinem Körper reizte.
"Bist du dir sicher,
Mulder? Kannst du alles andere für einen Tag
vergessen?" bat
Scully eindringlich, als er schließlich seine Lippen von ihren löste, um die
sinnliche Erschütterung des Kusses zu beenden.
"Wenn das dein
Weihnachtswunsch ist, dann will ich den Tag damit verbringen, alles zu machen,
was du magst," versprach er ihr mit seinem Herzen
und mit seinen Worten.
"Danke," flüsterte sie leise.
"Wie möchtest du
deinen Tag beginnen?" Er zog suggestiv seine Augenbraue hoch, während
seine Hand ihren Körper unter der Decke neckte.
"Warum machst du
nicht das Feuer an und ich mache das Frühstück." Scully lächelte, als sie
sah, wie sein Gesicht sich zu einer jungenhaften Schnute verzog, was sie
insgeheim unglaublich verlockend fand. Sie küßte ihn,
für seine Begriffe viel zu schnell, und griff nach dem heruntergefallenen Hemd,
das er letzte Nacht fortgeworfen hatte. "Das klappt auch nicht
immer."
Mulder seufzte, aber er
setzte sich hin, als sie sein nun zerknittertes Arbeitshemd anzog und begann,
die Knöpfe zu schließen. Das Hemd hatte niemals so gut ausgesehen. Scully stand
auf und sah auf ihn herab.
"Fein. Mann macht
Feuer, Frau geht in Küche," ordnete er an, seine
Version eines Indianerführers imitierend. Der Blick, den sie ihm zuwarf, war
Scullypatent. Sogar als sie so dastand, ihr Haar nur durch seine Finger
gekämmt, ihre Lippen leicht geschwollen durch den Druck seiner eigenen, ihr
sinnlicher Körper, der sich unter seinem gewunden hatte während der Nacht und
der sich unter seinem Hemd abzeichnete; sie war eine Kraft, mit der man rechnen
musste, wenn sie ihm diesen Blick schenkte. Eine wunderschöne Kraft. Seine
wunderschöne Kraft. Seine Scully. "Das Feuer kommt."
Scully drehte sich um, um
zur Küche zu gehen, aber nicht ohne ihn zuerst mit einem Lächeln zu beschenken.
Beinahe als Nachgedanke drehte sie sich noch einmal um, während er sich die
Decke um seine Taille schlang.
"Mulder? Was ist dein
Weihnachtswunsch?"
"Streichhölzer," scherzte er, als er zum Kamin eilte. Er drehte sich
um, als er immer noch ihre Augen spürte, die ihn beobachteten. "Mein
Weihnachtswunsch ist ein bisschen komplizierter, aber ich verspreche dir, ich erzähle
ihn dir später." Mulder hoffte, dass sie es dabei belassen würde, drehte
sich um und kniete sich vor dem Kamin nieder. Einen Moment später hörte er sie
in die Küche gehen und mit dem Frühstück beginnen.
* * * *
Mulder erinnerte sich an
diesen Morgen, während der Wagen immer noch seine Reise durch den Schneefall,
der wild um ihn herum wirbelte, fortsetzte. Sie hatte ihn um einen Tag gebeten
und seiner Meinung nach, und ihrer, war er perfekt gewesen. Sie hatten
Frühstück gegessen und zusammen auf dem Sofa gekuschelt und sich alte
Weihnachtsfilme angesehen. Hatten den Weihnachtsbaum genossen, die Wärme der
Feiertagsklassiker und die Wärme dessen, einfach nur zusammen zu sein.
Schließlich hatte sie seinem Flehen nachgegeben und sie hatten sich zusammen
‚Wie der Miesepeter Weihnachten gestohlen hat' angesehen, zwischen den Filmen
‚Das Leben ist schön' und "Weiße Weihnacht'. Während sie sich die Filme
ansahen, waren sie eingeschlafen und als sie aufwachten, trauerten sie um jede
noch so kurze Zeit ihres gemeinsamen Tages, die sie versäumt hatten, trösteten
sich aber damit, dass sie ihre Kraft für später brauchen würden. Es war da, als
sie von ihrem Nickerchen aufgestanden waren, dass Scully beschlossen hatte, sie
sollten einen kleinen Spaziergang machen.
Es war ein klarer,
frischer Tag. Der Schneefall der vergangenen Nacht hatte ein Winterwunderland
geschaffen nur für sie zur Freude. Die bewaldete Umgebung war herrlich, die
Bäume waren alle in eine strahlende Schneedecke gehüllt und die Szenerie
konkurrierte mit allem, was sie bisher im Fernsehen gesehen hatten. Hand in
Hand waren sie von der Hütte zur Straße gewandert, als wenn sie schon seit
Jahren Liebende waren und nicht erst seit ein paar Stunden.
Mulder lächelte, als er
sich an den Katalysator erinnerte, der den Rest des Tages vorangetrieben hatte.
Ein einzelner ausgewählter Moment in der Zeit, in dem er entschieden hatte,
dass sie anziehend aussehen würde mit einem Hauch von Schnee in ihren Haaren.
Es hatte ganz unschuldig
begonnen. Sie hatten ihre Wanderung unterbrochen, als Scully zwei Hasen auf der
Lichtung vor ihnen entdeckt hatte. Eine Weile hatten sie dagestanden und sie
beobachtet, befürchtend, dass die Tiere verschreckt würden, wenn sie sich
bewegten. Scully hatte beobachtet, wie die Hasen umherliefen und mit den
Hinterläufen den Schnee aufwühlten.
Mulder hatte Scully beobachtet. Der Winterwind hatte eine leichte Röte
auf ihre Wangen und ihre Nasenspitze gezaubert. Ihre Augen strahlten, als sie
den Geschöpfen bei ihrem Spiel zusah.
Wenn er angehalten und
über seine folgende Handlung nachgedacht hätte,
hätte er es sich
vielleicht überlegt; aber er bezweifelte es. Der kindhafte
Streich brachte immer noch
ein Lächeln auf sein Gesicht. Während sie die
Hasen beobachtete,
bemerkte er den schneebedeckten Zweig direkt über ihrem
Kopf. Seine Hand, ihrem
eigenen Willen gehorchend, dessen war er sicher,
langte nach oben und
schüttelte heftig an dem Zweig. Ein Haufen Schnee von
diesem Zweig und den
beiden darüber fiel auf sie herab
Überrascht und geschockt durch
die Kälte des Schnees, der nun ihr Haar bedeckte, auf ihren Augenlidern lag und
an ihrem Nacken herablief, schnappte sie nach Luft.
Langsam drehte sie sich zu ihm um. Als ihr Blick seinen traf und er darin das
Versprechen auf Rache sah, tat er das, was jeder sich selbst achtende FBI-Agent
in derselben Situation tun würde - er rannte davon.
Er war noch nicht sehr
weit gekommen, als er über die Schulter zurückblickte, um zu sehen, ob sie ihn
verfolgte. Seine Welt explodierte in eine schmerzhafte Weiße, als ihn der erste
Schneeball im Gesicht traf und der zweite zwischen den Schulterblättern. Der
dritte traf ihn mitten auf die Brust, als er sich umdrehte, die Offensive
ergriff und begann, sie zu jagen. Er hörte ihr Lachen, als sie davon rannte und
er empfand Vergnügen bei dem Geräusch, bis sie sich unter einen niedrigen Ast
duckte und ihn heranzog, so dass er diesmal von Schnee bedeckt wurde, als sie
ihn zurückschnappen ließ und der Zweig ihn an der Schulter traf. Schneebedeckt
stand er da, unfähig den Gedanken abzuwehren, dass er der Verlierer war, obwohl
er diesen kleinen Kampf im Schnee angezettelt hatte.
Ein weiterer Schneeball
flog an seinem Ohr vorbei und er setzte ihr mit einem bestimmten Ziel nach.
Scully verlor den Halt und rutschte auf einem Stück Eis aus. Sie drehte ihren
Körper, so dass sie hart auf ihrem Hinterteil im Schnee landete. Immer noch
lachend, legte sie sich in den Schnee zurück, die Arme am Körper. Mulder kam
heran und sah zu, wie sie ihre Arme und Beine hin und her bewegte.
"Was tust du
da?"
"Ich mache einen
Schneeengel." Sie deutete auf einen Flecken unberührten Schnees neben
sich. "Versuch es auch mal."
"Ich glaub
nicht."
"Du willst keinen
Schneeengel machen?" Ihre Stimme spiegelte ihre Enttäuschung wider.
"Nein." Er
lächelte, als er antwortete, dann ging er neben ihr in die Knie. "Ich mache lieber Liebe mit einem Engel
im Schnee," flüsterte er sanft, bevor er sie
zärtlich küßte.
Scully wand sich unter ihm
und ohne seinen Mund von ihrem zu lösen, erfasste er ihre Hände und hielt sie über
ihrem Kopf fest. Er vertiefte den Kuss und sie reagierte ebenso, aber sie hob
auch ein Bein an, um so etwas wie eine Hebel unter ihm
zu gewinnen. Mulder bewegte sich ein wenig zur Seite und machte es so unmöglich
für sie, sich zu bewegen. Ein leises Grollen in ihrer Kehle und in ihrer Brust,
durch ein Lachen verursacht, brachte ihn dazu, sich zurückzuziehen und sie
fragend anzusehen.
"Scully, ich
versuche, dich zu verführen. Du könntest ein bisschen kooperativer sein. Was
ist so lustig?"
"Also *willst* du
jetzt mit mir ringen?"
Ihre Erwähnung der kalten
Nacht in den Wäldern, die er zusammengerollt in ihren Armen verbracht hatte,
verursachte auch in seiner Kehle ein grollendes Lachen.
"Du kannst so ein
Witzbold sein," meinte sie anklagend, ihre Stimme
warm mit Zärtlichkeit.
"*Ich* ein
Witzbold?" fragte er. "Wenn mich meine Erinnerung nicht trügt, dann
hast du in dieser Nacht die Goldmedaille im Witzemachen
gewonnen."
"Ich weiß nicht,
wovon du sprichst." Ihre Stimme klang unschuldig, aber ihre Augen wussten
alles.
"Vielleicht, wenn es
Schlafsäcke regnet, hast du Glück? Keine üppige sexuelle Anspielung."
"Ich war nicht fünf
Jahre lang dein Partner, ohne etwas über üppige sexuelle Anspielungen zu lernen," stellte sie sachlich fest.
"Und dann, als wenn
das nicht genug gewesen wäre," fuhr er fort und
ignorierte ihren Kommentar. "Dann war da noch das Singen."
"Du hast mich zum
Singen gebracht," meinte sie, sich selbst
verteidigend.
"Es war nicht die
Tatsache, dass du gesungen hast, sondern wie und was du gesungen hast."
Ein kleines
schuldbewusstes Grinsen begann sich auf Scullys Lippen zu formen, bevor sie es
zurückhalten konnte.
"Und sag mir nicht,
dass du nicht weißt, wovon ich rede, denn ich kann es an deinem Gesicht sehen,
dass du es tust. Es war schon schlimm genug, zu versuchen einzuschlafen mit der
Vorstellung von Schlafsäcken, die in meinem Kopf herumschwirrte, aber dann
musstest du es noch einen Schritt weiter treiben. Die erste Strophe, sogar der
Refrain, war noch in Ordnung, aber die zweite Strophe..." Er senkte seinen
Kopf, so dass seine Lippen ihre lediglich reizten, bevor sie zu ihrem Kinn
herabsanken. Seine Lippen und seine Zunge brannten eine Spur bis unter ihr Ohr.
Die federleichten Bewegungen kitzelten und erregten sie über alle Maßen. Sie
versuchte, ihre Hände freizubekommen, aber er hielt sie fest über ihrem Kopf.
"Die zweite Strophe war süße Qual vom Feinsten." Er knabberte sanft
mit den Zähnen an ihrem Ohrläppchen und liebkoste mit der Zunge die Stelle an
ihrem Hals, von der er kürzlich herausgefunden hatte, dass sie sie verrückt
machte. "Deine Stimme wurde zu einem Flüstern und du hast sie auf genau
die richtige Oktave gesenkt, so dass die Worte, die in deiner Kehle
steckenblieben, wie ein verführerisches Grollen klangen."
Mulder hob den Kopf und
sah in ihre tiefblauen Augen. Er sah darin die Wirkung, die seine Bewegungen
auf sie hatte; sie waren weit vor Verlangen.
Noch war er nicht bereit, es zu erfüllen. Er wollte, dass sie ihn
genauso sehr begehrte, wie er sie in jener Nacht begehrt hatte. Seine Lippen
begannen ihre sinnliche Attacke auf die andere Seite ihres Halses.
"Wenn ich der König
der Welt wäre. Ich sag dir, was ich tun würde." Die Worte des Liedes, das
sie in jener Nacht gewählt hatte, überspülten sie mit einer Hitzewelle. Sein
heißer Atem, als er ihr sanft ins Ohr sprach, verursachte, dass sich ihre Augen
schlossen und ihr Atem in einem Seufzer herauskam. Ihr Herz raste und sie hatte
beinahe keine Kontrolle darüber, während er mit seiner heißen Serenade
fortfuhr.
"Ich würde die Autos
und die Bars und die Kriege beiseite schieben und süße Liebe mit dir
machen."
Mulder unterstrich jedes
der letzten paar Worte mit der Berührung seiner Lippen auf ihrer Haut. Als er
fertig war, fanden seine Lippen ihre. Scullys Mund öffnete sich sofort für ihn
und ihre Zungen berührten und vermischten sich, als Beben über Beben sie
durchflutete.
Nach ein paar Momenten
drehte sie ihren Kopf leicht zur Seite und unterbrach den Kontakt.
"Mulder." Ihre
Stimme war tief und rau von Leidenschaft. "Bring mich hinein. Du kannst in
einem Himmelbett Liebe mit einem Engel machen. Wenn wir hier noch länger
draußen bleiben, wird die Erklärung, warum mein Hinterteil durchgefroren ist,
peinlich." Schüchtern lächelte sie ihn an.
Augenblicklich
realisierend, wie kalt ihr sein musste, sprang er auf und zog sie mit sich in
seine Arme.
Mulder trug Scully das
kurze Stück bis zur Hütte, ihr Kopf ruhte an seiner Brust. Einmal drinnen
setzte er sie ab und half ihr, den feuchten Mantel und ihre Stiefel
auszuziehen.
"Wir müssen dich aufwärmen."
Seine Hände rieben Wärme erzeugend über ihre Arme. Scully unterbrach ihn und
hielt ihm ihre Hand hin.
"Alles was ich
brauche, bist du, Mulder."
Ohne Zögern ergriff er
ihre Hand und folgte ihr, als sie ihn die Treppe hinauf ins Schlafzimmer führte.
Es war schon später Nachmittag und Mulder wich nur einen Moment von ihrer
Seite, um ein paar Kerzen im Raum anzuzünden.
Scully kam auf ihn zu,
ihre Augen sanft und leuchtend wie das Kerzenlicht. Er hielt seine Arme auf und nahm sie darin
auf. Sie schloss ihre Augen, legte ihre Arme um ihn und hielt ihn fest, als
fürchtete sie jeden Moment, was sie fühlte, könnte ihr entrissen werden.
Er küßte
sie. Flüsterte. Berührte sie, bis ihr ganzer Körper vor Leidenschaft brannte.
Wenn er sich zurückzog, holte sie ihn zurück für einen weiteren Kuss.
Flüsterte. Liebkoste ihn, bis sie spüren konnte, wie sein Herz in seiner Brust
unter ihrer Hand hämmerte.
Die Lippen immer noch
miteinander verbunden, die Finger beschäftigt mit der Aufgabe, ihre Sachen
auszuziehen, begannen sie einen langsamen Tanz in Richtung Bett. Kerzenlicht
legte Schatten auf ihr Gesicht, als er auf sie herabsah. Scully erzitterte
unter der Intensität in seinen Augen. Wissend, was passieren würde, sich seit
Jahren danach sehnend und dennoch irgendwie wünschend, dass dieser Moment für
die Ewigkeit bewahrt werden könnte.
"Danke, Mulder, dass
du meinen Weihnachtswunsch wahr gemacht hast."
Sein Blick wurde weich und
er lächelte sie so zärtlich an, dass sich ihre Augen mit Tränen füllten. Er
setzte sich auf das Bett und hielt ihr seine Hand hin. Sie nahm sie und
erlaubte sich, wieder in die erregende Wärme seiner Arme zu versinken.
Mulder zog sie mit sich,
um voll ausgestreckt auf dem Bett zu liegen.
Scullys Hände begannen ihn hungrig zu erforschen, ihre Fingerspitzen
waren entschlossen, jeden Zentimeter seines Körpers kennenzulernen. Seine
eigenen Hände fanden ihren Weg zu ihren Brüsten und seine Lippen und seine
Zunge erkundeten ihre Brustwarzen und wollten das reinste Vergnügen in ihr
Innerstes schicken.
Irgendwo in ihm tobte ein
Feuer, ein Feuer, das forderte, dass er sie sofort besitzen musste. Aber die
Sehnsucht wurde durch das größere Verlangen überlagert, die Dinge langsam
anzugehen, um diese Nacht für die Ewigkeit währen zu lassen.
Mulder küßte
ihre Schläfen, ihre Augenlider und ihre Wangen, seine Hände wanderten über
ihren Rücken, genossen das Gefühl ihrer Haut, die so warm und so glatt war wie
Seide. Seine Zunge probierte und drängte und fuhr langsam in ihren Mund,
während sich seine Oberschenkel an sie pressten. Harte Oberschenkel. Fordernde.
"Berühr mich," flüsterte er ihr zu, beinahe ängstlich davor, was
passierte, wenn sie es tat. Ängstlich, dass er in tausend Scherben des
Vergnügens zerbersten würde durch ihre Berührung.
Der zitternde Klang seiner
Stimme ließ Danas Hände beben, als sie sich herabbeugte und seine Brustwarze
mit ihren Lippen bedeckte und sie mit ihrer Zunge neckte. Mulder sog zischend
den Atem ein und ließ seine Hände ermutigend durch ihr Haar gleiten. Sie setzte
ihre Erkundigungen mit ihrer Zunge fort, bewegte sich qualvoll langsam abwärts,
hielt über seinem Bauchnabel inne und wanderte dann wieder zurück. Mulder
stöhnte auf und Scully lächelte bei dem Gedanken, in der Lage zu sein, solche
Kontrolle über den Mann auszuüben, der immer forderte, die Kontrolle zu haben.
Er hoffte, die Tatsache, dass er diese Kontrolle aufgab, sagte ihr mehr, als
Worte von ihm ihr jemals sagen konnten.
Zusammen waren sie
zärtliche Hände und begierige Münder und Gliedmaßen, jeder versuchte dem anderen Lust zu bereiten. Sein Stöhnen war ihre Musik
und ihr Seufzen war sein Gebet. Sie schmiegten sich aneinander, während ihr
Körper seine langsam drängende Hitze begrüßte. Was als sanftes Schütteln
begonnen hatte, wurde zu einem heftigen, fordernden Stoßen. Sie drängte sich
ihm in zitterndem Verlangen entgegen und er tauchte wieder und wieder in sie in
dem verzweifelten Verlangen, sie mit sich zu nehmen, als er in den Himmel
hinaufstieg. Sie schrie auf und hielt ihn fest, als sie kam und er folgte ihr.
Für lange Momente waren
sie sich nichts weiter bewusst als aneinander geschmiegt zu liegen und zu
spüren, wie das Schlagen ihrer Herzen sich in einen entspannteren
Rhythmus verlangsamte. Während sein eigener rasselnder Atem ruhiger wurde, blieb
er weiter in ihr. Er kostete die Wärme, die Intimität ihrer Vereinigung aus und
wollte, dass es niemals endete.
Aber als die Zeit gekommen
war, schob er sich von ihr herunter. Er zog sie in seine Arme und bettete ihren
Kopf an seine Schulter. Ein befriedigtes Seufzen der Genugtuung von sich
gebend, wusste er, dass er ihr die Worte sagen musste, bevor sein Körper vom
Schlaf überwältigt wurde.
"Ich liebe dich,
Scully," flüsterte er, seine Stimme ein schwaches
Knistern an ihrem Ohr. Sensibel küßte er ihre Wange,
bevor er dem Schlaf erlaubte, ihn davonzutragen.
Der Schlaf umging nur
Scully, während sie in Mulders Armen lag und ihr die Tränen herabliefen.
Sie wusste, dass dieses Märchen morgen wie ein Traum zuende
gehen würde.
Stunden später erwachte
Mulder aus tiefem Schlaf und bevor er auch nur die Augen geöffnet hatte, hatte
er das Gefühl, dass ein Teil von ihm selbst fehlte. Er streckte seine Hand nach
Scully aus, griff aber nur eine Handvoll leerer Laken und Decken. Im selben
Augenblick war er hellwach, öffnete seine Augen und setzte sich im Bett auf. Er
sah sie in dem kleinen Dachausbau, der als Schlafzimmer diente, stehen. Sie
stand da, eingehüllt in eine Wolldecke vom Bett, vor dem großen
Panoramafenster, das die ganze Wand einnahm. Die Sonne begann, aufzugehen und
rote, orange und feurig gelben Farben tanzten über ihre Haut und ihr Haar und
ließen sie noch erregender erscheinen als gewöhnlich. Der Sonnenaufgang war
wunderschön, so wie er sich im Schnee widerspiegelte, aber er verblasste neben
Scully.
"Hey du, komm zurück
ins Bett." Seine Stimme klang verschlafen.
"Ich bin gleich
da."
Ihre Stimme klang
ebenfalls kratzig, aber er vermutete, dass es nicht vom Schlafen sondern vom
Weinen kam. Er wickelte sich die übriggebliebene Decke um die Hüften und ging zu
ihr hinüber, legte seine Arme um sie und zog sie an seine Brust. Einen Moment
widerstand sie, ihr Körper versteinert in seinen Armen, aber dann nahm sie
langsam die Zuflucht an, die er ihr bot.
"Sag mir, was los
ist."
"Die Sonne geht
auf."
"Es ist wunderschön.
Es ist der Beginn eines neuen Tages." Er küßte
sie auf ihr Haar und atmete ihren Duft ein.
"Es ist nicht der
Beginn, es ist das Ende," antwortete sie und ihre
Stimme kämpfte einen Moment mit ihren Worten.
"Das Ende
wovon?"
"Unser Tag. Heute
sind wir wieder die FBI-Agenten Mulder und Scully. Die haben keine
wunderschönen Anfänge. Sie schlafen nicht in den Armen des anderen, um die
Einsamkeit und die Monster, die sie in ihren Träumen heimsuchen, zu vertreiben.
Sie lieben sich nicht zärtlich. Sie machen keine Schneeengel. Sie debattieren
miteinander und streiten. Er hängt sie bei Gelegenheit ab und die meiste Zeit,
wenn er sie fragt, ob es ihr gut geht, lügt sie und sagt, dass sie in Ordnung
ist. Es ist ihnen nicht erlaubt, irgendetwas zu fühlen, und wenn sie ihre
Zuneigung füreinander ausdrücken, dann kurz und flüchtig, damit es niemand
sieht und gegen sie verwenden kann. Sie haben beide Angst
davor, eine Gelegenheit zu ergreifen, weil die anderen mit ihrem Leben bezahlen
könnten. Das sind wir heute." Ihre Stimme war kalt und ohne Gefühl. Er war
besorgt und als er sie zu sich umdrehte, war er ein wenig beruhigt durch das
Feuer, das immer noch in ihren Augen brannte, auch wenn es schwächer war als am
Tag zuvor.
"So muss es nicht
sein. Wir müssen nicht so sein," wandte er ein.
"Was hat sich
geändert?" forderte sie ihn heraus.
"Wir haben uns
verändert."
"Nein, das haben wir
nicht. Wir haben nur nachgegeben. Ich wollte das so
lange Zeit und ich vermute, dass der Gedanke für dich auch nicht neu war. Wir haben es bis jetzt nur besser verstanden,
dagegen anzukämpfen."
"Ich bin es leid, zu
kämpfen. Letzte Nacht habe ich dir gesagt, dass ich dich liebe." Er legte
seine Hände auf ihre Schultern und zwang sie, ihm in die Augen zu sehen.
"Ich meinte es."
"Du kannst mich nicht
lieben, Mach es nicht schwerer als es ist."
"Es ist zu
spät." Er sah ihr tief in die Augen und versuchte, darin zu lesen, was sie
dachte. "Du hast Angst," stellte er einen
Moment später fest. "Wovor hast du Angst?"
"Dass sie es benutzen
werden. Dass sie uns gegeneinander benutzen werden."
"Lass sie es
versuchen. Zusammen sind wir stärker. Das weißt du."
"Mulder, das letzte
Mal, als sie mich gegen dich benutzten, gaben sie mir den Krebs." Sie
schwiegen beide und Scully ging von ihm fort und setzte sich auf die Bettkante.
"Was ist, wenn sie diesmal dich nehmen? Wenn sie dich mir fortnehmen, dich
irgendwo hinbringen, wo ich nicht zu dir kommen kann?"
Mulder ging zu ihr hinüber
und kniete vor ihr nieder. Sein Gesicht war auf gleicher Höhe mit ihrem. Er
nahm ihre Hände in seine und blickte sie an.
"Scully, wenn du das
hier beenden möchtest, wenn du es aufgeben möchtest, weil du dich nicht um mich
sorgst, weil du nichts von dem empfindest, was ich tue, das ist eine Sache;
aber gib nicht auf, nur weil du Angst hast.
Wirf nicht alles fort, weil du Angst hast. Wenn du Angst hast, dann
solltest du dich an jemanden halten. Halt dich an mich, Scully."
Einen Moment saß sie
schweigend da und Hoffnung flackerte in ihm auf, als er den Schatten von etwas in
ihren Augen sah. Sie starb genauso plötzlich, als sie aufstand und den Raum
durchquerte, ihn auf den Knien vor dem Bett zurücklassend. Sie ließ die Decke,
in die sie gehüllt war, fallen und begann, ihre Reisetasche nach ihren Sachen
zu durchwühlen. Dann begann sie sich anzuziehen und Mulder setzte sich wartend
aufs Bett.
"Wir sollten uns
besser auf den Weg machen, wenn du mich rechtzeitig zum Flughafen bringen
willst. Es ist ein zeitiger Flug," sagte sie,
ohne sich umzudrehen, aber sich weiter anziehend.
"Scully..."
begann er, hielt aber inne, als sie sich zu ihm umdrehte, sichere
Hoffnungslosigkeit im Gesicht.
"Ich brauche Zeit zum
Nachdenken," flüsterte sie. "Du hast mir
versprochen, dass du mich rechtzeitig zum Flughafen bringst, damit ich meinen
Flieger bekomme. Wirst du dein Versprechen halten?"
Einen Moment beobachtete
er sie, bevor er nickte. Der Anblick ihrer Schultern, die sich erleichtert
senkten, nahm ihm den Atem. Er stand auf, unfähig sie anzusehen, sammelte seine
Sachen zusammen und ging die Treppe hinunter.
Schweigend fuhr Agent
Mulder sie zum Flughafen. Ihr Abschied war knapp und ohne Gefühl. Er fragte
sie, ob sie ihr Handy dabei hatte und sie bat ihn, nicht anzurufen. Ohne auch
nur zu ihm zurückzublicken, ging sie an Bord.
Sein Herz fühlte mit ihr und er wollte ihr nachrufen, dass sie das nicht
allein durchstehen musste, dass er sie vermissen würde, dass er sie
liebte. Er schrie nicht auf. Er drehte
sich um und verließ schweigend den Flughafen, nachdem er zugesehen hatte, wie
das Flugzeug sicher gestartet war und vertraute darauf, dass die Zeit sie
wieder zu ihm zurückbringen würde.
* * *
Das Schrillen von Mulders
Handy holte ihn aus seinen Erinnerungen. Ohne den Blick von der schneebedeckten
Straße zu nehmen, suchte er auf dem Sitz neben sich, bis seine Hand das Telefon
fand und er es ans Ohr nahm.
"Mulder."
"Ich bin es. Wo bist
du? Hast du meine Nachricht bekommen?" Ihre Stimme klang zögerlich, nicht
so wie er es gewöhnt war.
"Ich bin fast da," beruhigte er sie.
"Ich dachte, du
würdest nicht kommen und dann hab ich aus dem Fenster gesehen und bemerkt, wie
schlecht das Wetter geworden ist und ich hab mir Sorgen gemacht, dass dir was
passiert ist."
"Ich bin nur noch ein
paar Minuten von der Zufahrt entfernt. Gib mir noch ungefähr zehn Minuten und
dann ruf die Hundeschlitten. Scully, ich glaube, wir werden ein paar Tage lang
eingeschneit sein."
"Gut." Ihre
Stimme wurde fester. "Mulder, ich hab keine Angst mehr. Ich werde nach dem
Auto Ausschau halten. Sei vorsichtig."
"Nichts wird mich von
dir fernhalten, Scully. Ich bin gleich da."
Scully hängte auf und
stand im Türrahmen der Hütte. Die Tür war offen und sie starrte in das
blendende Weiß hinaus. Sie zog ihren Sweater enger um sich, ihr Körper lehnte
den mageren Ersatz ab und verlangte nach Mulders Armen. Sie war ein Narr
gewesen.
Auf dem Flughafen war sie
von ihm fortgegangen, ohne auch nur zurückzusehen. Sie hatte sich davor
gefürchtet, zurückzusehen, weil sie wusste, wenn sie noch einmal zurückgeblickt
hätte, hätte sie nicht mehr die Kraft gehabt, ihn zu verlassen. Der Flug war
eine Tortur gewesen, die meiste Zeit der Reise hatte sie still geweint und ihre
Mutter hatte sie unaufhörlich ausgefragt, als sie sie am Flughafen abholte. Sie
hatte eine Magenverstimmung vorgetäuscht.
Scully hatte geglaubt,
wenn sie einmal in San Diego war, würde sie in der Lage sein, sich in Familienangelegenheiten zu versenken und Mulder zu
vergessen. Sie hatte herausgefunden, je mehr sie versuchte, ihn zu vergessen,
desto mehr wollte sie bei ihm sein. Sie wusste, dass es unmöglich war und
dadurch vermisste sie ihn nur noch mehr. Mit jedem Tag, der verging, sehnte sie
sich mehr nach ihm. Viele Male hatte sie das Telefon in die Hand genommen und
tatsächlich begonnen, seine Nummer einzutippen, bevor sie sich dazu zwang, den
Hörer aufzulegen. Mehr als einmal hatte sie überlegt, seine Nummer zu wählen,
um seine Stimme auf dem Anrufbeantworter zu hören. Nur der Gedanke, dass sie
ihn zufällig zu Hause erwischen könnte, hatte sie davon abgehalten. Wäre sie in
der Lage gewesen aufzulegen, wenn er dran gewesen wäre? Seine Stimme zu hören,
wurde zur fixen Idee. Sie wusste, dass es das einzige war, das sie beruhigen
würde, egal wie vorübergehend das war. Neun Tage hatte sie es ohne ihn
ausgehalten und nur der Klang seiner Stimme würde ihr durch die nächsten fünf
Tage helfen, bis sie wieder nach DC zurückkehrte.
Als ihre Familie zum
Einkaufen gefahren war, hatte sie sich die Treppe hochgeschlichen
in den Raum, den sie nutzte, während sie da war und hatte ihre Aktentasche aus
dem Schrank hervorgeholt, wo sie sie bei ihrer Ankunft hineingestopft hatte.
Sie legte sie aufs Bett und setzte sich, sie kurz anstarrend, hin. Scully gab
nach, schloss sie auf und öffnete sie auf dem Bett. Sie griff tief in die
Tasche und holte ein kleines Diktiergerät hervor. Diesen Genuss gönnte sie sich
nicht sehr oft, nur bei seltenen Gelegenheiten, wenn sie seine Beruhigung
brauchte, in Zeiten, wenn er sie nach einem ungewöhnlich heftigen Streit
sitzengelassen hatte und sie seine Bestätigung brauchte. Wenn sie hören musste,
wieviel sie ihm bedeutete und er nicht in der Lage
war, es ihr direkt zu sagen. Mitunter fühlte sie sich schuldig, weil sie
wusste, dass er sich dessen nicht bewusst war, dass sie dieses Band besaß, dass
sie es überhaupt gehört hatte. Sie rechtfertigte den Besitz damit, dass er es
zuerst für sie aufgenommen hatte. Zufällig war sie daran gekommen, als sie ihm
nachgereist war zu der Satellitenbeobachtungsstation in Puerto Rico. Sie hatte
es auf dem Boden liegen gesehen und aufgehoben und hastig in ihre Tasche
geschoben, als sie ihn auf da liegen sah und glaubte, er wäre tot. Bei der
Erinnerung schauderte sie. Sie hatte es ihm zurückgeben wollen, aber als sie es
sich angehört hatte, hatten die Worte sie gerührt und sie hatte erkannt, dass
der einzige Mensch, der etwas von dessen Existenz hatte, sie war. Sich in die Kissen zurücklehnend, drückte sie
die Abspieltaste und ließ seine Stimme, wenn auch ein bisschen verzerrt, über
sich hinwegspülen.
"Ich bin von einem
dieser Menschen hergeschickt worden. Der Mann mit der tiefen Stimme hat gesagt,
trauen Sie niemandem. Es ist hart, Scully, jedem und allem zu misstrauen. Es
zieht dich herab. Du beginnst sogar zu bezweifeln, ob das, was du weißt, die
Wahrheit ist. Vorher konnte ich nur mir selbst vertrauen, jetzt kann ich nur
dir vertrauen und sie haben dich mir weggenommen."
Scully hielt das Band an.
Die Wirkung seiner Worte hatte diesmal eine neue Bedeutung. "Sie haben
dich mir weggenommen." Sie hatten es wieder getan. Sie hatten sie gezwungen, sich zu trennen.
Der Ärger in ihr wurde groß ob der Ungerechtigkeit, ihr Leben in
Selbstverleugnung zubringen zu müssen.
Wegen einer Verschwörung, die sie nicht einmal verstand, wegen Männern
ohne Namen, die über ihre Zukunft entschieden. Kalte Realität ersetzte den
brennenden Ärger, als sie die Erkenntnis überwältigte. Es waren keine Kräfte
von außerhalb, die sie von Mulder fernhielten, sie war es selbst. Sie hatte ihn verlassen. Willentlich. Der
Gedanke traf sie brutal und sie zwang sich, tief einzuatmen. Sie hatte ihn
verlassen. Er hatte ihr gesagt, dass er sie liebte und sie war fortgegangen.
Sie hatte keine Angst vor einer geheimen Schattenorganisation, sie fürchtete
sich vor den Gefühlen, die sie für ihn hatte. So lange Zeit hatte sie sich
keine Gefühle gestattet.
Scully sprang vom Bett,
zerrte ihre Reisetasche darunter hervor und warf ihre Sachen so schnell sie
konnte hinein. Sie würde zu ihm zurückgehen, heute. Sie würden einen
wunderschönen Anfang haben. Sie betete nur darum, dass es nicht zu spät war.
* * *
Sich mit ihm in der Hütte
zu treffen, schien eine gute Idee zu sein, aber es hatte noch nicht geschneit,
als sie ihm die Nachricht auf dem Anrufbeantworter hinterlassen hatte. Sie
beobachtete es mit Besorgnis und ihr Blut rauschte und sie fühlte Schmetterlinge
in ihrem Bauch, als sie sein Auto die Auffahrt heraufkommen sah. Sie konnte
keine Minute länger warten und rannte vom Haus aus dem Auto entgegen.
Mulder sah sie aus der Tür
laufen und drückte das Gaspedal herunter, in dem Versuch, schneller zum Haus zu
kommen. Das Auto kam ins Schleudern und rutschte mit den Vorderreifen in den
flachen Graben neben ihm. Den Gang einlegend und das Auto abwürgend, sprang
Mulder hinaus und lief los, um Scully zu treffen. Die Kraft ihres
Aufeinanderprallens, als sie sich trafen, warf sie beide lachend in den Schnee.
Seine Lippen fanden ihre und sie hielt ihn fest und schwor, ihn nie mehr
loszulassen.
"Das wird aber auch
Zeit," neckte sie ihn, als er von ihr abließ, um
nach Luft zu schnappen.
"Das gleiche könnte
ich von dir sagen," konterte er.
"Alles lohnende ist
es wert, darauf zu warten. Wir haben fünf Jahre gewartet. Ich denke, das
reicht. Was immer uns die Zukunft bringt, wir werden es gemeinsam angehen.
Nicht getrennt, nie wieder getrennt."
"Bist du
sicher?"
"Willst du den Tag
mit reden verbringen oder willst du Liebe machen mit einem Engel im
Schnee?" Ihr Lächeln erleuchtete ihre Augen und er liebte sie dafür.
"Was ist mit
Erfrierungen?"
Sie konnte erkennen, das
er besorgt war, aber sie konnte auch an dem Ausdruck auf seinem Gesicht und dem
Gefühl seines Körpers erkennen, dass er erregt war und begierig darauf, sie
hier draußen im fallenden Schnee zu lieben.
"Wir werden schnell
sein müssen," erwiderte sie lachend und zog schon
an seinem Gürtel.
"Ich kann schnell
sein," versicherte er ihr lachend, als sein Mund
und seine Hände Besitz von ihr ergriffen.
"Solange du
versprichst, langsam zu sein, wenn wir drinnen sind."
"Auch das kann ich.
Ich bin ein Mann mit vielen Talenten, Agent Scully."
"Beweise es, Agent
Mulder."
Das Feuer seines Kusses
wärmte sowohl ihre Seele als auch ihren Körper.
"Ich liebe dich auch," flüsterte sie in sein Ohr, während er ihren Hals mit
unglaublich talentierten Lippen heimsuchte.
Er hielt in seinen
sinnlichen Erkundungen inne und seine Augen fanden ihre.
"Ich liebe dich auch," wiederholte sie.
Die Emotionen in seinen
Augen trugen sie zu neuen Höhen ihrer Verehrung für ihn, ängstigten sie aber
auch.
"Habe ich irgendetwas
falsches gesagt?"
"Nein," antwortete er schnell, ohne zu zögern. "Danke,
Scully, dass du meinen Weihnachtswunsch wahr gemacht
hast."
ENDE