PEPPER
(Originaltitel: Pepper)
von David Hearne
aus dem Englischen
übersetzt von Mary < Eberhard.Gut@t-online.de
> oder < maryx@gmx.net >
Rating: PG
Kategorie: X-Akte, Humor
-und auch ein wenig MSR ;-)
Spoiler: Keine
Disclaimers: "The X- Files" gehören
Chris Carter. "Werewolves
of London" wurde von Warren Zevon geschrieben. "Bad Moon
Rising" ist von John Fogerty in der Performance des Creedence Clearwater Revival. "Cowpoke" wurde
ursprünglich von Stan Jones verfasst; Willie Nelson
schrieb "Three Days".
(Die Versionen, an die ich
hier denke, wurden von Don Walser gesungen. Wenn
ihr jemals Walser singen
gehört habt, wisst ihr, warum Country Musik der
"Soul der Weißen" genannt wird). "Right or
Wrong" stammt ursprünglich von Bob Wills
("Der wahrscheinlich beste Geigenspieler der Welt" – Merle Haggard) und den Texas
Playboys.
Short-Cut: Mulder und Scully werden in das
Südstaaten-Städtchen Pepper, Alabama, gerufen, um
dort die Ermittlungen über einen Werwolf aufzunehmen. Doch sie sind nicht die einzigen, die sich
für die haarige Kreatur interessieren...
X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X
TEASER
"Verdammt ist das
heiß!!"
Kevin Cross, der im Chili Heaven gerade sein Mittagessen hinunterschlang, suchte
fluchend nach einem Glas Wasser. Er hob seine Stimme, die einen belegten,
heiseren Klang angenommen hatte. Es fühlte sich an, als ob die Haut in seinem
Mund abgezogen werden würde. Kevin war immer noch laut genug, um die
Aufmerksamkeit der übrigen Kunden in dem Restaurant auf sich zu ziehen. Einige
begutachteten misstrauisch seinen LL Beat Sweater und die teuren
Joggingschuhen. Sie grinsten, wohl ahnend, dass ein Yankee-Tourist gerade in
den Geschmack von Vic Franklins ganz persönlichem Chili-Taste gekommen war.
Mr. Cross war davon jedoch
nicht sehr angetan. Nachdem er sein Glas Wasser in einem Schluck
hinuntergeleert hatte, brüllte er: "Wo zum Teufel ist hier die
Bedienung?!". Er wirbelte herum- bis er Geena Sawyer erblickte, die gerade
eine Bestellung aufgenommen hatte und nun auf dem Weg zurück zur Küche war. Mr.
Cross´ eisiger Blick ließ sie wie angefroren stehenbleiben.
"Kommen Sie
her", knurrte er und winkte sie zu sich herüber. Sie kam zitternd und
angespannt an seinen Tisch gelaufen ."Kevin, mach
daraus jetzt bitte keinen großen Wirbel.", lenkte seine Frau Patricia ein.
"Halt die
Klappe!", befahl ihr Mr. Cross, dann schaute er Geena an und zeigte mit
dem Finger auf die Schüssel auf seinem Tisch. In der Schüssel befand sich ein
dampfendes Gemisch aus Sauce, Bohnen, Paprikaschoten und Zwiebeln, die genauso
rot waren wie der Kopf des aufgebrachten Kunden. "Was ist das ??",
forderte er.
"Es ist...es ist das,
was Sie bestellt haben.", stotterte sie.
"Es ist, was Sie
bestellt haben.", warf Cross zurück und ahmte spöttisch ihren
Südstaaten-Akzent nach. "Und das
soll ich bestellt haben?"
"Sie haben heißen
Chili bestellt", erwiderte Geena,
die den Gast nun völlig entgeistert anstarrte.
"Das ist richtig.
Heißen Chili. Aber doch nicht etwas, das mir meine Geschmacksnerven völlig
verbrennt!"
"Oh...naja, vielleicht lassen Sie es zuerst mal abkühlen."
"Vielleicht lassen
Sie es erst mal abkühlen...", Mr. Cross warf seiner Frau
ein niederträchtiges
Lächeln zu. Mrs. Cross erwiderte das Lächeln, doch sie
wurde langsam nervös in
Anbetracht der Blicke, mit denen sie die anderen Leute anstarrten.
"Das ist eine großartige
Idee. Lassen Sie es abkühlen. Darauf wäre ich nie gekommen. Natürlich, wie wäre
es mit einer weiteren brillianten Idee: Sie warnen
Ihre Kunden vorher, wie verdammt heiß Ihr Chili ist!"
"Gibt es hier ein
Problem?"
Mr. Cross drehte sich um
und richtete seinen Blick nach oben. Weit nach oben. Vic
Franklin stand hinter ihm- ein großer Mann
mit einer Schürze um die Hüften gebunden.
Er trat der Dreistigkeit
einiger Yankee-Touristen stets mit kühler Gelassenheit entgegen, doch in diesem
Fall war es eher die Ruhe vor dem Sturm.
Sie wollen doch nicht
riskieren, dass eine dieser gewaltigen Fäuste in ihrem Gesicht landet.
Zunächst hatte es Mr.
Cross die Sprache verschlagen. Doch dann dachte er, Zur Hölle, ich habe es zu
einem der wenigen Senatoren Connecticuts gebracht. Ich lasse mich doch nicht
von so einem...Möchtegernkoch einschüchtern.
"Sind Sie der
Besitzer dieses Restaurants?", fuhr er Vic an.
"Ja, das bin ich,
Sir.", erwiderte der große Mann. "Mein Name ist Vic
Franklin." Dann schenkte er Cross die Art von Lächeln, das den meisten
Männern die Niederträchtigkeit genommen hätte. Nicht in diesem Fall.
"Nun, ich möchte
wissen, wie Sie dazu kommen, ihre Kunden mit diesem Zeug zu...vergiften?!"
"Jeder hier isst
dieses Essen.", sagte Vic gelassen, indem er auf
die übrigen Leute in dem Restaurant deutete. Mrs. Cross sah, wie die Leute
zustimmend nickten und die Frauen angesichts der Dreistigkeit ihres Mannes die
Köpfe schüttelten. Sie hatte niemals versucht, ihn zurechtzuweisen, aber in
diesem Moment fragte sie sich, ob er es vielleicht nicht doch verdient hatte.
Wenigstens ein kleines bisschen.
"Es interessiert mich
nicht, was die Leute hier essen. Wo ich herkomme, verbrennt man sich in keinem
Restaurant die Zunge!"
"Nun, Sir. Uns ist es
wichtig, dass Sie sich hier wie zu Hause fühlen. Deshalb schlage ich vor, dass Sie sich jetzt
ein anderes Menü aussuchen-natürlich auf Kosten des
Hauses.
"Na also",
knurrte der Tourist, "Dann bringen Sie mir die verdammte Speisekarte. Und
diesmal möchte ich wissen..."
"Natürlich, Sir.
Natürlich."
Franklin drehte sich zu
seinen Stammgästen um, die Mr. Cross mit verachtenden Blicken anstarrten. Vic warf ihnen ein vielsagendes Grinsen zu. Nichts, worüber
ihr euch aufregen müsstet, Leute. Ich habe alles im Griff. Sie wandten sich wieder
ihren eigenen Mahlzeiten und Gesprächen zu.
Vic würde sich schon um diesen Yankee kümmern.
Nachdem Kevin eine neue
Schüssel mit Suppe bestellt hatte ("Natürlich auf Zimmertemperatur, wenn
ihr mich versteht ;-) "), und sich
vergewissert hatte, dass sie sofort an seinen Tisch gebracht werden würde, schob Vic Geena mit
sanftem Druck in Richtung Theke.
"Es tut mir Leid, Mr.
Franklin", sagte sie, den Tränen nahe,"ich wollte wirklich nicht..."
"Schh...
Ist schon okay. Vergiss das einfach. Das nächste Mal klärst du den Kunden aber
darüber auf, wie wir hier das Essen zubereiten."
Geena nickte und wischte
sich eine Träne aus dem Auge.
"Das ist wohl das
erste Mal, dass du einem Yankee begegnest, oder?"
"Hmm...ja"
"Hier in Pepper kommen ständig welche vorbei. Die meisten von ihnen
sind aber ganz nett. Wirklich. Es ist nur so, dass...jeder einmal...naja, nach ein paar Monaten wirst du dich schon an die
gelegentlichen Idioten gewöhnt haben."
"Das hoffe ich.
Danke."
"Warum setzt du dich
nicht für ein paar Minuten?"
"Okay",
schniefte sie.
"Es wird alles wieder
gut.", versicherte ihr Vic, als sie sich in das
Badezimmer für die Angestellten
zurückzog.
Für ein
gewisse Person in dem Restaurant war es jedoch alles andere als in Ordnung. Er
hatte das gesamte Geschehen durch das Fenster zwischen der Küche und dem
Speisesaal mitverfolgt. Er sah die Tränen in den Augen der hübschen Bedienung
und war bereit, alles dafür zu tun, dass sie wieder verschwinden würden.
X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X
In dem kleinen Badezimmer
seines Hotelraumes kam Mr. Cross zu dem Schluss, dass dies sein mit Abstand
schlechtester Urlaub war, den er jemals gehabt hatte. Gottverdammtes Alabama,
dachte er. Gott verdamm den ganzen Süden.
Wir sollten diesen ...
Teil unseres großartigen Landes wirklich absägen und
ihn davontreiben...
"Grrrrr"
Das Geräusch ließ Cross
blitzartig zusammenzucken. Er spürte, wie ihm der Toilettendeckel auf den
Rücken knallte. Seine Blick wanderten nach rechts und
links, versuchten die Ursache des Lautes auszumachen.
Dann hörte er ein anderes
Geräusch. Über ihm.
Er blickte hinauf und sah,
wie sich an der Decke eine der Fliesen aus den Fugen hob. Der dunkle Innenraum
der Abzugsöffnung wurde sichtbar.
Eine Gestalt mit goldenen
Augen.
Reißzähne, weiß und
scharf.
Eine dunkle, straffe Haut.
Und mehr Haare, als es für das Gesicht eines Menschen normal wäre.
"Grrrrrrrr."
Mr. Cross schrie vor
Entsetzen, dann versuchte er durch die Tür zu entkommen. Er spürte einen warmen
Atem an seinen Füßknöcheln—und im nächsten Moment
stellte ihm etwas das Bein. Cross landete kopfüber in der Badewanne.
Mrs. Cross, die vor dem
Fernseher saß, hörte das Knurren und die Schreie ihres Ehemannes. Sie rannte
zur Rezeption und brachte den Empfangschef dazu, seine Kopfhörer abzunehmen und
mit ihr zu dem Zimmer zu kommen. Er schloss die Badetür auf und fand Mr. Cross
bewusstlos, aus der Stirn blutend und mit entblößtem Hintern vor.
Niemand aber hörte die
Person, die stillvergnügt in sich hineinglucksend durch die Abzugsöffnung
wieder nach draußen verschwand.
X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X
Doch der haarige Übeltäter
hatte zu diesem Zeitpunkt noch keine Ahnung, welche Kette von Ereignissen er
mit diesem Streich ausgelöst hatte.
Cross war ein Lobbyist für
geschäftliche Angelegenheiten aus Connecticut.
Nachdem er wieder zu Hause
war, erzählte er einem Connecticuter Senator von
seinem Erlebnis in Pepper, Alabama. Dieser wiederum
berichtete einem Freund im FBI davon, indem er hinzufügte: "Mr. Cross ist
ein sehr enger Freund von mir und für jegliche Unterstützung wäre ich Ihnen
sehr dankbar." Der Freund des Senators im FBI fragte sich jedenfalls, was
er für Mr. Cross tun könnte. Dann erinnerte er sich an die X- Akten...
X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X
ACT ONE
"Ich erzähle Ihnen
das hier in strengster Vertraulichkeit – sollte auch nur
ein Wort davon an die
Presse geraten, wird man Ihre Leichen im Potmack-River
finden. Haben Sie mich verstanden?"
Agent Fox Mulder war sich
nicht sicher, ob Cross in Metaphern sprach. Er entschloss sich jedenfalls dazu,
einfach zu nicken und nebenbei zu bemerken: "Ich verstehe, Mr.
Cross".
Mr. Cross funkelte Dana Scully an. "Was ist mit ihr? Kann sie ihren Mund
halten?"
Mulder versicherte ihm:
"Agent Scully weiß selbstverständlich, wie derartige Vertraulichkeiten zu
behandeln sind." Er wagte es nicht,
ihr in diesem Moment in die Augen zu schauen.
"Gut", Mr. Cross
atmete erleichtert auf. "Diese Sache ist mir wirklich entsetzlich
peinlich. Ich wusste nicht, an wen ich mich sonst hätte wenden sollen,
außer...", er schaute sich in dem Kellerbüro um und rümpfte angeekelt die
Nase, "hier".
Mulder ignorierte den
beleidigenden Wink. "Ich verstehe. Sie hatten also ein ungewöhnliches
Erlebnis in Alabama..."
"Darauf können Sie
Ihre große Nase setzen.", erwiderte Cross, dann beschrieb er den Agenten,
was sich in dem kleinen Badezimmer in Alabama zugetragen hatte.
"Ähhm,
Mr. Cross. Sind Sie sicher, dass es nicht irgendein Tier gewesen sein könnte?
Vielleicht ein Bär oder ein...", warf Scully ein.
"Natürlich bin ich
mir nicht sicher. Denken Sie, ich wäre hier, wenn ich mir sicher wäre? Denken
Sie, ich bin gerne hier?", unterbrach er sie schroff.
"Nun...".
"Wenn diese
Geschichte an die Öffentlichkeit kommt...wenn die Leute erfahren, was ich Ihnen
hier erzähle...ich weiß nicht..."
"Ein
unidentifizierbares Wesen?", schlug Mulder vor.
"Was auch immer. Das
ist nicht gerade die Art von Ruf, die ich mir wünsche."
"Warum sind Sie dann
hier?", fragte Scully.
"Weil niemand
versuchen kann, Kevin Cross einen Schrecken einzujagen", entgegnete er ihr
mit einem tiefen Klang in seiner Stimme. "Niemand".
Es hört sich nicht gerade
so an, als ob es jemand bloß *versucht* hätte, dachte Scully. Dieser Person war
es auch erstaunlich gut gelungen.
"Diese durchgeknallten Cops dort unten
sind nicht mal einen Pfifferling
wert. Ich möchte, dass Sie
beide nach Pepper gehen und denjenigen, oder was
auch immer es war, finden.
Es ist mir egal, ob es sich dabei um ein paar Kinder mit Halloweenmasken
handelt. Ich möchte, dass er gefunden wird und ich möchte, dass er dafür
bezahlen wird.
"Wir werden den
Schuldigen finden, Mr. Cross.", sagte Mulder. "Das kann ich
Ihnen versichern."
"Ich will keine
Versprechen, ich will verdammte Ergebnisse sehen!", mit diesen Worten
verließ der Yankee das Büro.
"Wir sollten ihn
besser zurückholen.", sagte Scully.
"Warum?"
"Weil Sie es versäumt
haben, seinen Hintern zu küssen."
Mulder lehnte sich in
seinem Stuhl zurück und bedachte seine Partnerin mit
einem amüsierten Lächeln.
"Sind Sie es sonst nicht immer, die mir sagt, ich
sollte etwas
diplomatischer sein?"
"Ja, aber deswegen
brauchen Sie vor diesem Kerl nicht gleich auf die Knie zu fallen."
Mulder stand auf und
meinte zu Scully: "Glauben Sie mir, Scully, ich war wirklich in der Versuchung, ihn in
hohem Bogen wieder rauszuschmeißen. Aber ich will diesen Fall."
"Warum?"
"Weil er definitiv
etwas gesehen hat, sonst wäre er, wie er selbst sagte, nicht zu uns
gekommen." Mulder ging zu dem Kleiderständer
hinüber und nahm seinen Mantel ab. "Lassen Sie uns packen. Ab nach
Alabama!"
"Und was genau
erhoffen Sie sich dort zu finden?"
Doch Mulder schenkte
Scully nur ein unschuldiges Lächeln, als er seinen Mantel anzog. "Was
veranlasst Sie dazu zu glauben, dass ich schon eine bestimmte Theorie
habe?"
Er verließ den Raum durch
die Tür. Aus halber Entfernung konnte Scully ihn singen hören: "He's the hairy-headed
gent who ran amuck in Kent..."
"Oh mein Gott",
seufzte sie und schlug die Hände über dem Kopf zusammen.
X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X
Um die Zeit, als Mulder
und Scully ihren Flug nach Pepper, Alabama antraten,
erhielt Mr. Cross einen überraschenden Besucher bei sich zu Hause. Diese Nacht
hatte er genug davon, dass ihn seine Frau während des Schlafs immer trat. Er
verließ das Schafzimmer und ging murrend über die ungeschnittenen Fußnägel
seiner Gattin in die Küche. Um in die Küche zu kommen und sich dort einen
kleinen Snack zu genehmigen, durchquerte er die Diele.
"Guten Abend, Mr. Cross.",
sagte eine tiefe Stimme in die Dunkelheit.
Mr. Cross´ Körper wurde so
starr, dass man seinen Fuß an ihm zerbrochen hätte, hätte man ihn getreten. Er
starrte in den dunklen Raum. Ohne auch nur das geringste
zu sehen, tastete er nach dem Lichtschalter.
"Lassen Sie das Licht
aus, Mr. Cross. Im Dunkeln gefällt es mir hier viel besser."
Kevin zwang sich dazu, die
Hand von dem Schalter zu nehmen. Er räusperte sich und versuchte, die Stimme
einzuordnen. "Wer sind Sie?", forderte er, weniger selbstsicher, als
er es beabsichtigt hatte.
"Jemand bot mir an,
einen Job für Sie zu erledigen. Ich habe davon gehört, was in Pepper passiert ist."
"Woher wissen Sie
davon?". Nun klang Mr. Cross verärgert. "War es etwa dieser Kerl vom
FBI?"
"Ich weiß nichts vom
FBI. Nur eine kleine Geschichte, die mir zu Ohren kam.
Sie wären überrascht, von
was man alles erfährt, wenn man nur die Ohren lange genug offen hält."
Cross´ Augen hatten sich
allmählich an die Dunkelheit gewöhnt. Er konnte seinen nächtlichen Besucher nun
genau erkennen. Der Mann trug einen
Cowboyhut.
"Na schön",
begann Kevin. "Was genau haben Sie denn gehört?"
"Von dem, was Sie in Pepper gesehen haben...es sah nicht menschlich aus, oder?
In der Überzeugung, dass
es keine gute Idee war, hier zu lügen, antwortete Cross, "Nein, das tat es
nicht."
"Also, wenn es nicht
menschlich ist, wäre es eigentlich kein Verbrechen, es
zu töten, nicht
wahr?"
"Ist es das, weshalb
Sie hier sind?"
"Das kann ich Ihnen
garantieren."
Cross schnaubte, "Was
glauben Sie, wer Sie sind? Eine Art Cowboykiller?"
Der Besucher lehnte sich
nach vorn und entflammte ein Streichholz an der Lehne von Mr. Cross´ 600
Dollar- Stuhl. Die Flamme ließ sein
Gesicht aufleuchten.
"Ich schätze
schon", meinte der Besucher und
bedachte Cross mit einem eisigen Blick. Sein Gesicht war so braun wie das Leder
des Stuhles, in dem er saß, mit Ausnahme der vier langen, blassen Narben auf
der linken Wange. Bartstoppel bedeckten
sein Kinn, widersetzten sich jeder Rasierklinge, abgeschnitten zu werden...
Und diese Augen...
In diesem Augenblick
beschloss Cross, nur noch zu sprechen, wenn er gefragt
wurde.
Der Rauch schien die
Lippen des Mannes zu streicheln, bevor er sich im Raum
verteilte. Der Besucher
schlug das Streichholz aus und die Flamme erlosch.
"O.k.,
für 5000 Dollar werde ich nach Alabama
gehen und mich um die Angelegenheit kümmern. Was meinen Sie?"
"Nun...ich...ich bin
mir nicht ganz sicher. Ich
meine...dieses...Ding hat mich nicht angegriffen. Es hat nur..."
"Es hat Sie nur mit
entblößtem Hintern auf dem Boden eines Badezimmers zurückgelassen..."
*Hey* dachte Cross. * Das
hat es. Es hat mich gedemütigt. Mit welchem
Recht? Und dieser Kerl
hier sagt, wenn es nicht menschlich ist...*
"In Ordnung. Der
Handel steht. Aber ich werde Sie erst bezahlen, wenn der Job erledigt ist.".
"Davon gehe ich aus.
Ich werde sonst in bar bezahlt. Denken Sie, Sie kriegen das hin?"
"Kein Problem."
"Dann ist alles
geregelt." Der Besucher stand auf. Mein Gott, er ist groß, dachte Cross.
"Ich werde mich selbst zur Tür begleiten". Er dehnte die Worte
geradezu.
"Warten Sie einen
Moment", sagte Cross. "Ich hätte gerne einige Beweise..."
Der Lobbyist brauchte ihm
nicht in die Augen zu schauen. Er konnte sie auf sich spüren.
"Sie bekommen
Ihren Beweis.", entgegnete der
Besucher. "Wenn ich mit dem Schädel dieses Scheißkerls zurückkomme."
Das waren seine letzten
Worte, als er den Raum verließ. Nur noch der Gestank von Tabak deutete darauf
hin, dass er gerade noch hier gewesen war.
Draußen ertönte das
Geräusch eines Motors, der Patricia Cross aus dem Schlaf riss. Sie taumelte zum
Fenster und sah eine schwarze Limousine, die ihr an ihrem Haus vorbeifuhr.
Sie verspürte ein sehr
seltsames Gefühl, als der Fahrer durch die Dunkelheit verschwand.
Ab nach Alabama.
X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X
Chief Jill Henriksen war gerade
dabei, einen Mann aus einem Baum herunterzuholen, als Agent Mulder und Scully
in Pepper eintrafen. Der Mann in dem Baum war Lonnie Dodds. Er schaffte es immer wieder, seine Frau
derart zu verärgern, dass sie mit dem nächstbesten Werkzeug auf ihn los ging.
Dies wiederum veranlasste Lonnie, auf den Baum in
ihrem Vordergarten zu klettern, der einen guten Schutz gegen die aufgebrachte
Ehefrau bat, da diese unter Höhenangst litt.
Ein Nachbar der Dodds
hatte Chief Henriksen
angerufen Wie gewöhnlich seufzte Henriksen dann ergebend. Das Problem war nicht, Mrs. Dodds
zu beruhigen. Es war vielmehr, Mr. Dodds aus dem Baum zu bewegen.
"Ich werde hier nicht
runter kommen. Nein, niemals!"
"Lonnie,
das geht jetzt schon seit Monaten so. Und ich kann Ihnen
nur immer
wieder sagen, dass
Beatrice sicher nicht vorhat, Sie umzubringen."
"Sie haben den
Ausdruck in ihren Augen nicht gesehen, Chief. Sie hat
es auf
mich abgesehen."
Henriksen seufzte, "Na schön, warum ist sie so wütend auf
Sie?".
"Sie schlägt mich!
Und dabei habe ich nur etwas über ihre Beine gesagt."
"Was...haben Sie über
ihre Beine gesagt?"
"Ich habe nur gesagt,
dass sie ausschauen wie zwei Teigklumpen."
Henriksen schloss für einen Moment ihre Augen, gegen die
Versuchung
ankämpfend, Lonnie mit Steinen zu bombardieren. Dann hörte sie ein
Auto,
das auf der anderen
Straßenseite anhielt. Sie öffnete ihre Augen wieder und
sah ein Mietauto hinter
ihrem Einsatzwagen parken.
Zwei Personen stiegen aus
dem Auto aus. Einer von ihnen war ein großer
Mann, dessen dunkler Anzug Anzeichen von Schweißflecken erkennen ließ. Er wurde
begleitet von einer Frau, die ebenfalls in dunklem Kostüm gekleidet war. Ihr
schien die Hitze nichts auszumachen. Die Frau hatte ein hübsches Gesicht und
rotes Haar, das dunkler war als Henriksens eigene
kastanienbraune Locken. Sie sahen beide sehr seriös aus.
Henriksen vermutete, dass sie für die Regierung arbeiteten.
Sie hatten einfach dieses typische Erscheinungsbild.
"Sheriff Henriksen?", fragte der Mann.
"Das bin ich."
Der Mann zog seine
Brieftasche heraus und zeigte ihr seinen Ausweis. "Fox Mulder, FBI. Das
ist meine Partnerin, Dana Scully. Es gibt da eine Angelegenheit, über die wir
gerne mit Ihnen sprechen möchten."
"In Ordnung. Lassen
Sie uns aber erst mal dieser schrecklichen Hitze entkommen."
"Oh, Sie scheinen
hier ein Problem zu haben.", Scully deutete auf den Baum.
"Kümmern Sie sich
nicht um den. Der kann hier ruhig ein bisschen schmoren.
Kommen Sie?"
Die drei liefen zu dem
Mietwagen hinüber- Mulder und Henriksen vorne und
Scully hinter ihnen.
Mulder stieß einen Seufzer
der Erleichterung aus, als er die angenehme Brise der Klimaanlage spürte.
"Ich weiß.",
sagte Henriksen. "Aber gutes Wetter für
Chili."
Huh? dachte Mulder. Warum
sollte man Chili bei...
"Worum geht es
denn?" fragte Henriksen.
"Wir ermitteln in
einen Vorfall, der sich in einem hiesigen Hotel abgespielt hat.",
berichtete Mulder. "Einer der Beteiligten war Mr. Cross."
"Hmm,
ja. Ich glaube ich kann mich an ihn erinnern. Mr. Cross behauptete, er sei von
etwas angegriffen worden."
"Behauptete? Glauben
Sie ihm denn nicht?"
"Nun, ich denke
nicht, dass er angegriffen wurde. Er hat sich das wahrscheinlich selbst
angetan."
"Aber da war doch
etwas in dem Badezimmer, oder nicht?"
Henriksen zögerte einen Moment. Dann sagte sie: "Ja.
Etwas."
"Etwas?", echote
Scully.
Henriksen drehte sich zu ihr um und blickte ihr direkt in die
Augen, "Seine
Aussage wies einige
Ungereimtheiten auf."
"Was glauben Sie, wer es war?", fragte Mulder.
Die Polizeichefin wandte sich
wieder Mulder zu und zuckte mit den Schultern. "Es hat sich angehört wie
ein Tier. Vielleicht ein Opossum, das sich in den
Abzugsgängen verirrt hat."
Henriksen musterte den durchdringenden Blick des
FBI-Agenten. "Entschuldigen Sie die
Frage, aber warum interessiert sich das FBI für dafür?"
Sie hörte, wie Scully sich
gequält auf dem Rücksitz wand. Mit einer trockenen, ausdruckslosen Miene
antwortete ihr Mulder: "Wir untersuchen mögliche paranormale
Verbindungen in diesem Fall."
"Würden Sie das für
mich vielleicht kurz zusammenfassen, Agent Mulder?"
"Ich halte es für
wahrscheinlich, dass Mr. Cross einen Werwolf gesehen hat."
Henriksen ließ ihre Zunge langsam über die Zähne gleiten, dann
sagte sie:
"Ich denke, es liegt
näher, dass sich Mr. Cross diese Geschichte einfach ausgedacht hat, weil es ihm
offensichtlich peinlich war, sich selbst
bewusstlos geschlagen zu haben."
"Nun, Mr. Cross hat
nicht direkt den Begriff ,Werwolf ´ benutzt. Zu diesem
Schluss bin ich selbst gekommen. Er hat mir jedoch versichert, dass er von
etwas ... Unmenschlichem angegriffen wurde."
"Selbst wenn es so
wäre. Was würden Sie dann mit diesem Werwolf machen ?"
Bevor Mulder antworten
konnte, hastete Henriksen aus dem Wagen. "Entschuldigen Sie mich für einen
Moment." Sie hatte Mrs. Dodds erblickt, die bewaffnet mit ein paar
Steinbrocken vor dem Baum stand.
"Das ist eine gute
Frage", bemerkte Scully. "Was würden Sie mit einem Werwolf
machen?"
"Naja, was würden Sie
tun? Ich nehme an, es war ein menschliches Wesen, das
in der Lage war, sich zu transmorgifieren."
"Transmorgifieren?"
"Verwandlung.
Umformung. Mutation. Wie immer sie es nennen wollen. Wäre eine solche Person
nicht sehr faszinierend, vom wissenschaftlichen Standpunkt aus gesehen?"
"Ich muss erst noch
den Punkt erreichen, die Existenz eines solchen Wesens zu akzeptieren."
"Weil die
Wissenschaft es nicht akzeptiert oder weil Mr. Cross ein solcher Idiot
ist?"
"Ähmm...ein
bisschen von beidem wahrscheinlich."
"Also, jetzt mal
abgesehen von Mr. Cross´ Persönlichkeitsproblemen, ich denke wir haben hier
einen sehr mysteriösen Fall zu lösen. Eigentlich zwei."
"Und was ist der
zweite?"
"Wer, um Himmels
willen, würde bei diesen Wetter Chili essen?"
Chief Henriksen kam zum Wagen
zurück, nachdem sie Mrs. Dodds wieder beruhigt hatte. "Soweit ich
informiert bin, ist diese Ermittlung eingestellt worden. Aber ich vermute, Sie
beide möchten da noch ein wenig herumschnüffeln. Rufen Sie mich einfach an,
falls Sie Hilfe brauchen."
"Wir werden darauf
zurückkommen", erwiderte Mulder. "Es gibt da nämlich tatsächlich
etwas, mit dem Sie uns helfen könnten. Hatte Mr. Cross Kontakt mit
irgendjemandem hier aus der Umgebung?"
Henriksen zögerte einen Moment. Dann sagte sie: "In einem
Restaurant gab es
einen Aufruhr, in den Mr.
Cross verwickelt war. Er hat sich über den Service beklagt."
"Um welches
Restaurant handelt es sich?"
Nachdem Henriksen den beiden Agenten den Weg zum Chili Heaven beschrieben
hatte, sah sie ihnen
mit einem schuldbewussten Gefühl nach.
Sie wollte
nicht die Person sein, die
sie auf Vic Franklin hetzte. Andererseits hätten
Mulder und Scully
wahrscheinlich auch ohne diesen Hinweis von dem Vorfall erfahren. Sie hätte sie
genausowenig belügen wollen.
Natürlich hatte sie ihnen
auch nicht die ganze Wahrheit erzählt.
"HIIIILLFEEEEE!"
Henriksen rannte zu dem Baum. Mrs. Dodds hatte eine Leiter an
den Baum
gelehnt, in dem ihr Mann
sich immer noch vor ihr versteckt hielt. Sie hatte
jetzt eine Schaufel in der
Hand. Offenbar hatte sie ihre Höhenangst überwunden.
Henriksen seufzte, in der Hoffnung dass sie nicht noch mehr
Probleme erwarteten.
X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X
Die Angst war ihnen ins
Gesicht geschrieben. Die Familien in den Autos unterbrachen ihre fröhlichen
Gesänge, als er mit seinem Motorrad an ihnen vorbeidonnerte. Sein Radio schmetterte.
"I see the bad moon arising...I see trouble on the way."
Die Trucks auf dem Highway
verlangsamten ihre Geschwindigkeit, Streifenwagen waren nun hinter ihm her- er
hatte die Geschwindigkeitsbegrenzungen überschritten.
"I see earthquakes and lightning...I see bad times today."
Eine Gruppe Hell´s Angels versuchte ihn auf
ihren Motorrädern einzuschüchtern, doch ein Blick mit seinem eisigen Ausdruck
in den Augen veranlasste sie dazu, die erste Ausfahrt aus dem Highway zu
nehmen.
"Don´t go around tonight...Well, it´s bound to take your life."
Er fuhr weiter Richtung
Süden.
"There´s bad moon on the rise..."
X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X
"I'm sad, but I'm happy...I'm rich but I'm broke...I'm a carefree,
free-riding, drifting cowpoke..."
Der Sänger gab ein wolfenartiges Aufheulen von sich, als ob er sich
tausende von Meilen inmitten einer
Wüste befände anstelle eines
Tonstudios. Es kam Mulder
und Scully aus der Stereoanlage entgegen, als sie
den Chili Heaven betraten. Unter ihnen befand sich ein symmetrisches
Design
aus blauen und gelben
Vierecken. Geöffnete Fenster und elektrische Ventilatoren dienten als
Klimaanlage, die die erdrückende Hitze zwar kaum mildern konnten, doch keinem
der Kunden schien dies etwas auszumachen.
Sie löffelten nur weiter in ihrem Chili- Chili in Schüsseln, Chili-Sandwiches, Chili auf Toast, Chili Tortillas, Chili
Pizza. An den Wänden hingen Fotos von bekannten Musikern (Hank Williams, Lefty Frizzell, Sister Rose Maddox, Merle Haggard, Don Walser), von
Cowboys (Roy Rogers, John Wayne, Lash LaRue) und großen Naturschauspielen (Monument Valley, Grand
Canyon). In einer Glasvitrine waren außerdem alle sich nur vorstellbaren Arten
von Paprikaschoten in unterschiedlicher Größe und Farbe ausgestellt.
Ein angenehmer Geruch
stieg Mulder in die Nase. Er roch Tomaten und Zwiebeln, Knoblauch und Fleisch,
Hühnchen und Bohnen mit Habanero -Pfeffer.
Es schuf ein warmes,
sinnliches Gefühl in seiner Nase.
"Mhhmmmmmmm.",
meinte er.
Bevor Scully ihm etwas
entgegnen konnte, kam ihnen eine hübsche junge Frau mit gelockten dunklen
Haaren entgegen. Sie trug eine pinkfarbene Bluse und einen Rock, auf dem der
Name GEENA aufgestickt war. In ihrer Schürze steckten Block und Papier.
"Hallo", sagte sie mit einem freundlichen Lächeln .
"Bitte setzen Sie sich."
Doch das Lächeln
verschwand augenblicklich, als Mulder seinen FBI Ausweis aus der Tasche zog.
"Eigentlich sind wir nicht hier, um etwas zu essen." Natürlich wäre
das ein wundervoller Grund, dachte er.
Nachdem er sich und Scully
vorgestellt hatte, sagte Mulder: "Wir ermitteln
in einem Unfall, der im Pepper Hotel geschehen ist. Einem Mann namens Kevin
Cross wurde ein gehöriger
Schreck eingejagt, ausgelöst durch etwas, das er
gesehen hat.
"Oh...ja.",
meinte Geena.
"Wir wissen, dass es
auch hier einen kleinen Vorfall gab, in den Mr. Cross verwickelt war."
"Da war
nichts.", entgegnete Geena schnell. "Überhaupt nichts."
"Was genau war
es?", hakte Scully nach.
Geenas Versuch, den beiden
eine Erklärung abzugeben, wurde unterbrochen, als ein großer Mann Anfang bis
Mitte zwanzig erschien. Er hatte ein hübsches Gesicht, aber sein langer Körper
bewegte sich nur ungeschickt auf sie zu.
Er marschierte zu ihnen
herüber, mit seinem langen Haar, das er in einem
Pferdeschwanz zusammengebunden
hatte, und einer mit Chilisauce
verkleckerten Schürze. Mulder empfand ein merkwürdiges Verlangen,
die
Chilisauce auf der Schürze
abzulecken. "Gibt es hier ein Problem...",
begann er, dann stolperte
er über den auf den Gang herausragenden Fuß eines
Gastes. Er strauchelte
einige Meter und ruderte dazu mit den Armen. Gerade
als er Geena erreichte,
konnte er sich wieder aufrichten. "Gibt es hier ein
Problem?", fragte er
nochmals, als ob nichts geschehen sei.
"Es ist alles okay,
Dale.", versicherte ihm Geena.
"Bist du dir da
sicher?", hakte Dale mit tiefer Stimme nach und bedachte Mulder und Scully
mit argwöhnischen Blicken. Die gesamte
Kundschaft des Chili Heaven starrte nun auf die
Yankees.
"Sie sind FBI-
Agenten", erklärte ihm Geena und presste ihre Fäuste noch fester zusammen.
"Oh.", für einen
kurzen Moment blickte der junge Mann betreten auf den Fußboden. Dann hob er
seinen Kopf und sah in das angespannte Gesicht der hübschen Kellnerin. Dale
entschloss sich selbst um die Angelegenheit zu kümmern. "Na schön, aber was wollen Sie dann von
Geena?", fragte er herausfordernd.
"Wir haben sie gerade
nach einem Mann namens Kevin Cross befragt.", antwortete ihm Scully.
Dales Kopf sank zwischen
seine Schultern, als wolle er sich darin wie eine Schildkröte verkriechen.
"Sie...Sie wollen etwas über Kevin Cross wissen?"
"Wir können aber auch
mir Ihnen darüber sprechen.", sagte Mulder mit gelassener Stimme.
"Wäre Ihnen das lieber?"
"Ähmm...."
"Dale! Geena"
Die Köpfe der gesamten Kundschaft
drehten sich zu dem großen Mann, der in der Küchentür stand.
"Ihr beide werdet
jetzt sofort wieder an eure Arbeit gehen!", rief er. "Ich
werde Ihnen Ihre Fragen
beantworten."
Geena nickte, dann ging
sie zurück zu den Tischen um weitere Bestellungen
aufzunehmen. Dale schaute
ihr fürsorglich hinterher und warf den beiden FBI
Agenten einen
verächtlichen Blick zu, bevor er zurück in die Küche verschwand.
Der große Mann kam auf
Mulder und Scully zu, mit jedem Schritt größer erscheinend. Essen Sie uns bitte
nicht auf, dachte Mulder.
Dann hielt er vor ihnen an
und schenkte ihnen ein aufrichtiges Lächeln, "Ich bin Vic
Franklin. Ich bin der Besitzer dieses Ladens. Wollen Sie sich vielleicht erst
mal setzen?". Er deutete auf einen leeren Tisch. Scully bedankte sich bei
ihm und sie setzten sich alle drei an den Tisch.
"Also, was kann ich
für Sie tun?"
Nachdem ihm Mulder erklärt
hatte, wer und warum sie hier waren, meinte Vic:
"Oh, das. Ja, da gab
es einen kleinen Vorfall. Mr. Cross hat sich offensichtlich an seinem Chili
verbrannt und verlor darauf die Beherrschung. Nichts wirklich
Tragisches..."
"Inwiefern verlor er
die Beherrschung?", lenkte Scully ein.
Vic funkelte die junge Frau an, die am Tisch gegenüber
Bestellungen aufnahm. "Er brüllte Geena an."
"Ich schätze, Dale
war davon nicht sehr begeistert.", bemerkte Mulder.
"Worauf spielen Sie
an, Agent Mulder?"
Scully entschloss sich in
das Gespräch einzumischen. "Mr. Franklin, es ist doch offensichtlich, dass
sich Dale zu Geena hingezogen fühlt."
"Nun, wenn man jeden
Tag mit einer so hübschen Frau wie Geena zusammenarbeitet, muss man sich ja
schließlich zwangsläufig zu ihr hingezogen fühlen." Vic
zog eine Augenbraue hoch. "Denken Sie nicht auch, Agent Mulder?"
Mulder, dem die Situation
ganz offensichtlich unangenehm zu sein schien,
sah sich ausweichend in
dem Restaurant um. Scully räusperte sich und sagte
dann: "Die Frage ist
doch- würde er sich genug zu ihr hingezogen fühlen, um
sich bei Cross mit einem
kleinen Streich für sie zu rächen?"
Vic stütze seine kräftigen Arme auf den Tisch.
"Dale arbeitet nicht nur einfach für mich. Er ist mein Sohn. Mein
Adoptivsohn. Ich kann Ihnen versichern, mein Sohn hat ein gutes Herz und er
würde so etwas nie tun."
"Das ist keine
Antwort auf meine Frage, Mr. Franklin.", sagte Scully mit diplomatischer
Stimme.
Während er nach einer
besseren Antwort suchte, bemerkte Vic, dass Mulder
offensichtlich Gefallen an
den verführerischen Gerüchen gefunden hatte, und
fragte: "Agent
Mulder, gefällt es Ihnen hier?"
"Uhhm,
ja um ehrlich zu sein. Ja."
Vic lächelte amüsiert und stand auf. "Lassen Sie
mich eine Schüssel Chili für Sie holen", grinste er. "Natürlich auf
Kosten des Hauses.", und der Koch war weg, bevor Mulder etwas entgegnen
konnte. (Was er natürlich auch nicht wollte.)
"Vielen Dank auch,
Mulder", murmelte Scully.
"Ach kommen Sie
schon. Ich werde mich von einer Schüssel Chili schon nicht beeinflussen
lassen."
"Also denken Sie
auch, dass man uns hier etwas vorenthält?"
"Das habe ich nicht
gesagt."
"Mulder, Dale Franklin
steht "Der Hauptverdächtige" quasi auf die Stirn geschrieben!"
"Der Hauptverdächtige
für was?"
Scully öffnete ihren Mund,
doch dann schloss sie ihn wieder. Sie wollte erneut ansetzen, resignierte aber
schließlich.
Vic kam wieder mit einer Schüssel Chili. Sogar aus
dieser Entfernung konnte
man erkennen, dass das
Chili heiß war. Dampf stieg aus der Schüssel hervor wie weiße Rauchschwaden bei
einem Waldbrand. "Bitte schön, Agent Mulder", sagte der Koch und
servierte ihm den Teller.
Scully und Mulder blickten
in die Schüssel hinein.
"Möchten Sie es nur
anschauen, oder wollen Sie auch etwas davon essen?", fragte Vic.
Mulder nahm einen Löffel
in die Hand. Er schaute sich kurz um und bemerkte,
dass ihn die meisten Gäste
in dem Restaurant interessiert beobachteten. Er nahm noch einen Atemzug, dann
setzte er seinen Löffel in die Suppe und füllte ihn mit Fleisch, Bohnen und
Zwiebeln. Mulder hob den Löffel an und gewährte ihm in Höhe seines Mundes
Eintritt.
Mulder war für einen
Moment ganz still.
Dann riss er seine Augen
auf, schürzte die Lippen und versuchte kühlende Luft einzusaugen. Seine Zähne
bewegten sich wie nackte Füße auf heißer Kohle. Scully sah, wie sich
Schweißperlen an seinem Haaransatz bildeten.
Sie zog schon ihr Handy heraus, um einen Notruf zu betätigen, als Mulder
den Chili hinunterschluckte, mit der Faust auf den Tisch schlug und rief:
"Verdammt, das
schmeckt gut!"
Vic nickte zufrieden. Die übrigen Kunden glucksten und
wandten sich wieder ihren eigenen Mahlzeiten zu. Scully verdrehte die Augen.
"Sieht so aus, als
wären Sie ein Mann, der heißes Essen zu schätzen weiß.",
beobachtete Vic.
"Das kommt wohl
davon, dass ich drei Jahre in England verbrachte habe. Das
einzige, was bei denen
heiß ist, ist das Bier." Mulder füllte seinen Löffel
erneut mit dem Chili und
schob ihn seiner Partnerin vor den Mund. "Scully, das müssen Sie
versuchen!"
"Mulder, halten Sie
das ja fern von mir!"
Er wandte sich wieder Vic zu und meinte achselzuckend: "Meine Partnerin ist
auf dem Gesundheitstrip.
Da würde ich noch eher Pappe mit Salz bestreuen
und sie dann verschlingen,
als das Zeug, auf dem sie herumkaut, auch nur zu
probieren.
Bevor Scully sich
verteidigen konnte, sagte Vic: "Nun, in Pepper werden Sie
wohl nichts dergleichen finden.
Aber ich bin nicht der einzige, der hier Chili kochen kann. Wir haben ein
großartiges Chilifestival."
"Ein Chili-
Festival?" Mulder schaute wie ein Kind, dem gerade eine Reise ins
Disneyland versprochen worden war.
"Mhhmm.
Aber ich nehme an, dann werden Sie Ihre Arbeit hier erledigt haben."
"Oh, da wäre ich mir
nicht so sicher. Manchmal können sich diese Ermittlungen ewig hinziehen.",
Mulder drehte sich Scully mit einem Grinsen zu. "Stimmt´s
Partner?"
Scully empfand den
plötzlichen Drang, Mulders Gesicht in den Chili zu tauchen.
X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X
"Magst du Icees?"
"W-Was?"
"Ich sagte- Magst
du Icees,
Junge?"
Der siebzehnjährige
Kassierer zitterte. "Uh...ja...ja...ich denke schon.", antwortete er.
Entsetzen hatte ihn gepackt wie so ziemlich jeden in dem Supermarkt, als dieser
Mann eingetreten war. Die Kunden blieben wie angefroren auf der Stelle stehen,
Bierdosen und Sodaflaschen in den Händen.
Sie beteten, der große
Mann in dem langen, dreckigen Mantel würde ihnen keine Beachtung schenken.
"Ich mag sie
sehr.", sagte er und versuchte
seine Stimme so freundlich wie
möglich klingen zu lassen.
"Ich mag ihren Geschmack, so kalt und süß. Zur Hölle, für mich ist es
sogar ein Genuß, sie nur anzuschauen. Es gibt doch
nichts besseres, als diesen farbigen Brei gegen die Plastikwände zu
drücken."
Der Mann lief auf eines
der Regale zu. Die Schritte seiner Lederstiefel
hallten durch die Verkaufshalle, außer ihnen kein einziges
Geräusch. Mit
dem bisschen Verstand, der
ihm geblieben war, bemerkte der Junge die
silbrige Schnalle auf dem
Gürtel des Mannes, auf dem die Initialen "BORN TO
HUNT" eingraviert
waren. Er sah auch den Satz langer Zähne, die daran angebracht waren. Es waren
unglaublich viele. Sie sahen aus, als wären sie die Reißzähne von irgendwelchen
Tieren. Doch der Junge hatte keine Vorstellung von welchem Tier sie hätten sein
können.
Der Mann kam wieder auf die Kasse zu und hielt vor dem
Kassierer an. Er starrte ihn an.
Er hob eine Hand hervor
und ließ einige Münzen auf den Kassentisch fallen.
Der Mann nickte, dann
verließ er das Geschäft, an seinem Icee
schlürfend. Die Leute atmeten
erleichtert auf, als sie hörten, wie der Motor seiner Maschine ansprang.
Weiter auf seinem Weg in
den Süden.
X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X
ACT TWO
Vic Franklin war gerade dabei, einen Topf seines
Spezial-Chilis für das Chili-Festival zuzubereiten, als Chief
Henriksen in dem Restaurant eintraf.
Sie fand Vic in der Küche vor.
"Guten Abend,
Jill.", sagte er.
"Hallo, Vic. Ist Dale hier?"
"Nein. Er ist mit Geena ins Kino gegangen."
"Ah, er hatte also
endlich den Mut, sie zu fragen. Wurde auch Zeit. Er hat das nun schon
aufgeschoben, seit Geena hier in Pepper ist."
Vic gab eine Handvoll gehackter Paprikaschoten in den
vor sich hin köchelnden Topf. "Was willst du
denn von ihm?"
Jill blickte ihn schief
von der Seite an und setzte sich auf einen Stuhl. "Ich habe kein gutes Gefühl dabei, unser
kleines Geheimnis vor dem FBI zu verstecken."
"Das musst du auch
gar nicht. Aber wir haben uns vor langer Zeit einmal darauf geeinigt, dass es
das beste für Dale ist, wenn wir niemandem davon
verraten."
"Und wenn das FBI die
Wahrheit herausfindet?"
"Mach dir darüber
keine Sorgen. Agent Mulder ist offenbar mehr an dem
Chili- Festival
interessiert als an unserem kleinen Geheimnis. Der Mann ist
jetzt schon zwei Tage in Pepper und ich kann dir versichern, dass er bald nicht mehr
wissen wird, weshalb er überhaupt hier ist."
"Wegen Mulder mache
ich mir keine Sorgen. Es geht um Scully. Sie hat gewisse Fragen gestellt....Sie wird sich kaum dazu bewegen lassen, an...diese Dinge
zu glauben. Aber sie weiß, dass hier etwas nicht mit rechten Dingen
zugeht."
"Hmmmm",
meinte Vic, als er eine Zwiebel in papierdünne
Streifen schnitt.
"Es würde uns
wirklich helfen, wenn sich Dale ein wenig zurückhielte."
"Das weiß er doch. Er
weiß es, weil du und ich uns davon überzeugt haben, dass er es weiß."
"Ja, aber morgen
Nacht werden wir Vollmond haben. Die anderen Nächte kann er darüber
entscheiden, ob er sich verwandeln möchte oder nicht. Bei Vollmond passiert es
einfach..."
"Ich werde mich darum
kümmern, dass er unter verschlossener Tür bleibt."
Jill beobachtete, wie Vics geübte Hand die Zwiebelscheiben in den Chili gleiten
ließ. "Okay", sagte sie. "Ich weiß, auf dich ist Verlass, Vic." Sie stand auf. "Und jetzt werde ich dich
nicht weiter vom Kochen abhalten."
"Du willst schon
gehen?", aus Vics Stimme war eine gewisse
Enttäuschung herauszuhören. "Ich bin eigentlich schon fertig. Möchtest du
mal probieren?"
Ein Lächeln erschien auf
dem Gesicht von Chief Henriksen.
"Ja, ich würde gerne probieren."
X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X
Kinofilme liefen in Pepper meist erst fünf, sechs Monate nach ihrer ersten
Veröffentlichung an. Oder wie in dem Fall
von "Tank" fünzehn Jahre.
Auf der Leinwand stürzte
sich James Cromwell auf die Vordertür der
Polizeistation zu, murrend und fluchend angesichts der Polizeisirenen, die er
draußen hören konnte. Seine Wut verwandelte sich in Bestürzung, als er die Tür
öffnete und in den Lauf eines Panzers blickte. James Garner,
der oben auf dem Panzer saß, lächelte auf Cromwell
hinab und sagte: "Ich glaube, diesesmal habe ich
dich..."
Die Zuschauer,
einschließlich Geena, lachten. Sie bemerkte jedoch, dass Dale ganz und gar
nicht danach zumute war. Er saß nur in seinem Sitz, finster dreinschauend. Sie
lehnte sich zu ihm herüber und flüsterte: "Geht es dir gut?"
"Ich bin okay",
gab er zurück. "Ich mag nur den Film nicht besonders."
"Was stimmt denn
nicht mit ihm?"
"Komm schon, Geena.
Es ist doch nur wieder einer von diesen
Hollywoodfilmen, in denen
der Süden so dargestellt wird, als gäbe es dort nichts außer diesen schlimmen Rednecks..."
"Das denke ich nicht.
Ich glaube eher, Garson ist ein Südstaatler."
"Meinst du?"
"Wer sonst sollte
einen Polizei-Deputy mit einem Panzer bedrohen
wollen?"
Dale schenkte Geena ein
gequältes Lächeln. Sie nahm eine Handvoll Chili-Popkorn aus ihrer Schachtel und
kaute darauf herum, während sie Dale nachdenklich anstarrte. Er richtete seine
Aufmerksamkeit wieder auf die Leinwand, um so ihren Blicken auszuweichen.
"Ohh.
Dale?"
"Ja?"
"Ich weiß, ich lebe
erst seit ein paar Monaten hier in Pepper und...jede
Stadt hat ihre Geheimnisse, die die Bürger nicht unbedingt mit Neulingen wie
mir teilen möchten- aber..."
"Was ist?"
Dale zeigte für einen
Moment keine Reaktion. Dann nickte er, den Blick immer noch auf den Bildschirm
gerichtet.
"Du hättest das nicht
tun müssen."
"Ich wollte es aber
tun.", sagte er, nachdem er sich geräuspert hatte.
Dale drehte sich Geena zu.
Dabei berührte sein Ellbogen versehentlich die
Popkornschachtel auf ihren
Knien. Rotes Popkornpulver lag nun überall auf
dem Fußboden des Kinos
verstreut. "Oh, tut mir Leid. Das tut mir wirklich
Leid...", stöhnte
Dale und die übrigen Menschen in dem Raum drehten sich zu
ihnen um.
"Ist schon okay",
versicherte ihm Geena, die versuchte das Chili-Pulver von
ihrer Hose zu
bürsten. "Kein Problem."
"Nein, es
ist...", Dale presste seine Fäuste zusammen und schaute auf den Boden. "Ich muss immer alles vermasseln. Ich muss wirklich
immer..."
Geena legte eine Hand auf
Dales Schulter. "Es ist doch alles in Ordnung.
Alles ist in
Ordnung."
Dale schaute auf die Hand
auf seiner Schulter. Er wollte sie schon berühren, zögerte aber dann
schließlich. "Mach dir darüber keine Sorgen. Entspann dich einfach und schau mit mir den
Film, ja?"
Er nickte und drehte
seinen Kopf zu der Leinwand zurück.
Nach einer Weile räusperte
sich Geena und sagte: "Uhh, Dale?"
"Ja?"
"Was genau hast du
mit Mr. Cross gemacht?"
"Ach...nichts besonderes. Ich habe nur eine Halloween-Maske
aufgesetzt und ihn erschreckt. Boooo!"
"Ach so". Sie
ließ es dabei beruhen.
Auf der Leinwand fuhr
James Garner mit seinem Panzer durch das Gefängnis.
X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X
Scully saß in ihrem
kleinen Hotelzimmer und ging ihre Notizen zu dem nochmals Fall durch, während
aus dem Raum neben ihr Pistolenschüsse drangen.
"Bang! Bang!
Boom!"
Mulder sah sich einen
Westernfilm an. Er schrie mitgerissen auf den Bildschirm ein.
"Bang! Bang!"
Scully seufzte auf. Mulder
war, seit sie in Pepper angekommen waren, wie
ausgewechselt. Die letzten Tage hatte er
ständig dieses gewürzte Fleisch gekostet und mit den Einheimischen verkehrt.
Er hatte sich an
Gesprächen beteiligt oder sich mit den alten Leuten unter deren Vorbau gesetzt,
hatte mit ihnen übers Fischen geredet, wie man guten Chili zubereitete und sich
mit ihnen über diverse Stadtgeschichten unterhalten. Irgendwie gefiel er ihr
so. Sie hatte Mulder noch nie so entspannt und so...liebenswürdig gesehen.
Andererseits waren er und
Scully hier, um in einem Fall zu ermitteln. "Ich arbeite daran,
Scully.", hatte er ihr versichert. "Ich werde mich nach den alten
Stadtlegenden erkundigen und herausfinden, ob es da irgendein Anzeichen für
einen Werwolf gibt."
"Haben Sie denn schon
eines gefunden?"
"Noch nicht. Aber hey, haben Sie schon Mrs. Towers Chili probiert? Sie macht
diesen großartigen Chili mit Käse..."
Nun, einer von ihnen
musste ja schließlich die Arbeit machen. Scully hatte
noch bis morgen einen
Bericht über diverse Haarproben zu verfassen, die sie
in Cross´ Hotelzimmer
genommen und ans FBI Labor geschickt hatte.
Vielleicht würden sie einige Informationen herausfinden, die Mulder
wieder auf den Boden zurückholen konnten.
"Hände hoch, du
Hurensohn!"
Scully schloss ihre Augen
und seufzte.
X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X
Nachts fuhr er allein über
die Highways. Nachts scheuchte das Donnern seines Motorrades die Vögel von den
Bäumen. Nachts gleitete der grelle Scheinwerfer
seiner Maschine durch die Dunkelheit wie ein weißer Hai durch die Unendlichkeit
des Wasser. Nachts wehte ihm der kühle Wind über die
heiße Stirn. Nachts klapperten die langen Zähne gegen den silbernen Gürtel.
Nachts passierte er die
Grenze zu Alabama.
X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X
"Natürlich kann ich
mich daran erinnern, wie es war, als sich noch keine Straße zwischen der
"Main Street" und dem "Edison Lake" befand."
"Wirklich?"
"Ja, Sir. Damals
waren wir es noch gewohnt, lange lange zu gehen.
Jetzt, wo
die Straße da ist... Ich sage
Ihnen, es geht nichts über eine Runde im Edison Lake an Tagen wie diesen."
"Besonders dann, wenn
man schon ein paar Schüsseln Chili
verdrückt hat."
"Oh ja, Mann. Ich
weiß noch, wie ich so ein verdammter Idiot gewesen bin und einen ganzen Habanero Chili auf einmal gegessen hab."
"Ist doch mal eine
nette Erfahrung, finden Sie nicht?"
"Nuuuun,
jedenfalls habe ich dabei jeden Quadratzentimeter meines Magens kennengelernt,
das kann ich Ihnen erzählen."
Mulder und die drei alten
Männer lachten. Es wurde unterbrochen von einer Stimme hinter ihnen, die
Mulders Namen rief. Er drehte sich um und sah Scully, die ihn- mit den Händen
in die Hüften gestützt- anfunkelte. Sie hatte ihn hier unten bei dem Laden
aufgestöbert, als er mit den alten Herren geplaudert hatte (natürlich bei einer
Schüssel Chili).
"Oh, entschuldigen
Sie mich einen Moment.", sagte Mulder und lief zu Scully
hinauf, die in der warmen
Morgensonne stand.
"Ich dachte, dass ich
Sie hier finden würde.", meinte sie mit einem tiefen Klang in ihrer Stimme.
"Tut mir Leid. Ich
hätte..."
"Sie sind gegangen,
ohne mir eine Nachricht zu hinterlassen. Ich bin aufgewacht und habe Sie
nirgends finden können."
"Tut mir wirklich
Leid. Ich bin rechtzeitig aufgestanden um zu frühstücken.
Scully blickte auf die
Schüssel in Mulders Händen. "Soll das etwa Ihr Frühstück sein?"
"Nein, ich hatte ein
paar gebratene Eier im Hotel."
Scully starrte ihn an.
"Eigentlich waren es
ja Eier mit Chili."
"Mulder, wollen Sie
es unbedingt riskieren, dass Ihnen der Magen ausgepumpt
wird, ehe wir diesen Fall
hier abgeschlossen haben?"
"Naja, das wäre es
zumindest wert...", meinte Mulder mit einem Grinsen im Gesicht und tauchte
seinen Plastiklöffel erneut in den Teller.
"Wirklich?"
"Ja, wirklich."
"Haben Sie
Interesse?", fragte Scully und spürte plötzlich eine Hitzewallung in sich
aufsteigen, die nicht das geringste mit der glühenden
Sonne zu tun hatte.
"Ja,
natürlich.", Mulder steckte den Löffel in den Mund und kaute darauf herum,
während er Scully neugierig anblickte.
"Also, zuerst dachten
die im Labor, die Haare seinen die eines Menschen. Dann identifizierten sie sie als die eines
Tieres. Jetzt sind sie sich nicht mehr sicher."
Mulder schluckte und
meinte nur: "Hmmm.". Er nahm einen weiteren Löffel
des Chili.
Nachdem sie keine weiteren Reaktionen von Mulder erhielt,
presste Scully ihre Fäuste
noch fester zusammen und sagte: "Wollen Sie dazu
denn gar nichts
sagen?"
"Der Laborbefund ist
nicht schlüssig, Scully. Es ist schwierig, da etwas hinzuzufügen."
"Ich habe keine Ahnung,
Mulder, was für Ihren kleinen Persönlichkeitswandel
verantwortlich ist.
Vielleicht ist es die Hitze oder der viele Chili. Aber der Mulder, mit dem ich
vertraut bin, würde jetzt aufspringen und sagen:
Wir haben es hier mit
einem Werwolf zu tun!"
"Naja",
entgegnete Mulder und spielte mit dem Löffel in seiner Hand, "die Scully, die ich kenne, würde den
Mulder, den Sie kennen, für solche Anmaßungen auf der Basis eines unschlüssigen
Laborbefundes zurechtweisen."
"Schon möglich. Aber
sowohl der Mulder, den ich kenne, als auch die Scully,
die Sie kennen,
haben über die Fortschritte dieser Ermittlung einen Bericht
an Assistent Director
Skinner abzuliefern. Und dem Skinner, den wir beide kennen, wird der Gedanke,
dass seine beiden Agenten in hiesigen Läden herumhängen und sich mit den
örtlichen Gepflogenheiten vertraut machen, während sie sich die Mägen mit Chili
Pepper vollschlagen, überhaupt nicht gefallen.
"O.k.,
also was würde der Mulder, den Sie kennen, an dieser Stelle tun?".
Mulder beendete sein Spiel
mit dem Löffel.
"Naja...in Anbetracht
der Tatsache, dass wir heute Nacht Vollmond haben, würde er wahrscheinlich
vorschlagen, das Haus von Vic und Dale Franklin zu
überwachen."
"Hmmm.
Ich bin mir da nicht ganz sicher. Der Mulder, den ich kenne, würde sich in Acht
nehmen, der Scully, die er kennt, etwas derartiges vorzuschlagen, weil das zu
verstehen geben würde, dass er denkt, Dale Franklin sei ein Werwolf. Und die
Scully, die ich kenne, ist von solchen Ideen gar nicht begeistert."
"Vorstellbar. Aber
die Scully, die er kennt, ist nicht vollkommen verschlossen bezüglich solch
extremer Möglichkeiten, was er nach all den Jahren mit ihm eigentlich wissen
sollte. Außerdem verdächtigt sie Dale Franklin in dieser Angelegenheit und
würde gerne herausfinden, warum.
"Hmmm...vielleicht
kennen wir diese zwei Leute doch nicht so gut, wie wir geglaubt haben."
Scully gab ihm seinen
Teller wieder zurück. "Und jetzt essen Sie Ihr verdammtes Chili."
X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X
Als er das Schild mit der
Aufschrift "PEPPER, ALABAMA – CHILI
CENTER OF
THE WORLD" sah, fuhr
er zur Seite. Die Stille, die nun herrschte, nachdem
er den Motor seiner
Maschine abgestellt hatte, war beinahe genauso
unheimlich wie dessen
gewaltiges Donnern und Brummen. Er starrte auf das
Schild, dann hinauf in den
Himmel. Die Position der Sonne sagte ihm, dass
es jetzt kurz nach neun
sein müsste. Er ließ seinen Kopf sinken und saß für
einen Moment
gedankenverloren auf dem Motorrad.
Dann schob er die Maschine
von der Straße weg in den Schatten eines Baumes.
Er setzte sich am Stamm
des Baumes nieder, zog seine Mundharmonika heraus, schloss seine Augen und
begann zu spielen. Er blies eine Melodie, die er einmal von einem blinden Mann
in New Orleans gehört hatte.
Er wartete darauf, dass
der Vollmond erscheinen würde.
X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X
ACT THREE
"Glaubst du, dass du
die Handschellen brauchen wirst, Dale?"
Dale Franklin saß auf
seinem Bett, die Knie gegen die Stirn
gepresst und wog sich langsam vor und zurück.
"Also...?"
"Ich...ich denke
nicht."
Vic Franklin schaute seinen Adoptivsohn für einen Moment
an, dann sagte er,
"Okay, Dale. Wenn du
meinst. Aber die Tür werde ich zuschließen."
Dale nickte.
"Brauchst du noch
etwas, bevor ich hier abschließe? Vielleicht noch etwas zu essen?"
"Nein, ich bin schon o.k."
"Nun...ich schätze,
alles, was ich dir jetzt noch sagen kann..."
"Dad, bist du
enttäuscht von mir?"
Dale nannte Vic nur sehr selten "Dad", was dem älteren Mann
zu verstehen gab, dass er solche Momente äußerst ernst zu nehmen hatte.
"Sohn, ich wünschte
du hättest Cross damals nicht diesen Streich gespielt.
Es hat einige Dinge für
uns etwas schwieriger und komplizierter gemacht."
"Es tut mir
Leid."
Vic lächelte. Er ging zu seinem Sohn herüber und
streichelte ihm über den
Kopf, auf dem das Haar mit
jeder Minute länger wurde. "Du bist ein tapferer
junger Mann."
Dales linker Fuß schlug
auf die Matratze, als Vic ihm durch seine Mähne
strich. "Danke, Dad.", sagte er.
"Also dann...gute
Nacht, Sohn."
Mit diesen Worten verließ Vic den Raum und verschloss die Tür hinter sich. Dale schaute sich in dem Zimmer um. Es gab
keine Fenster, aber er konnte dennoch spüren, wie sich die Sonne dem Horizont
näherte.
Er zog das Kopfkissen an
sich heran und fuhr mit einer Hand unter den Bezug, zog einen Schlüssel hervor.
X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X
Scully hatte Mulder
verboten, während ihrer Observierung des
Franklin-Hauses Chili zu
essen. Doch momentan dachte sie, die
Kaugeräusche
ihres Partners wären eine willkommene Ablenkung gegen das nun herrschende
Schweigen gewesen.
Schließlich brach Mulder
das Schweigen. "Sind Sie enttäuscht von mir?"
Scully dachte über die
Frage nach, dann sagte sie: "Ich bin...ein bisschen...überrascht. Das habe
ich wirklich nicht von Ihnen erwartet."
Mulder lächelte ein wenig.
"Tut mir Leid."
"Naja... so schlimm
ist es ja gar nicht. Es ist auch schön, Sie einmal entspannt zu sehen."
"Das war ich,
oder?", Mulder schaute auf die Straße hinaus. "Ich weiß auch nicht
warum. Ich bin einfach nur in den Rhythmus dieser Stadt gekommen. Vielleicht brauche ich einen Ort wie diesen
in meinem Leben. Wenn ich mich mal zur Ruhe setze...dann wäre das genau das
richtige."
"Und zur Krönung des
ganzen lebt vielleicht sogar auch noch ein Werwolf darin."
"Oh...also *glauben*
Sie tatsächlich..."
"Ich versuche nur,
Sie wieder etwas zu motivieren, Mulder."
"Hmm,
naja, ich glaube nicht, dass es hier einen Werwolf
gibt."
"Und warum das?"
"Wenn es hier
tatsächlich einen gäbe, dann würden das die Leute auch
mitbekommen. Ich habe mit
vielen von ihnen gesprochen und keiner
hat etwas
derartiges gesehen. Sie
haben mir von fünffüßigen Schweinen und Gerüchten, denenzufolge
Mrs. Charleston Vodoo-Zauber praktiziere, erzählt.
Aber keine Anzeichen für einen Werwolf. Naja, sofern hier keine Verschwörung
des Schweigens stattfindet, würde ich sagen, dass es hier keinen Werwolf
gibt."
"Mulder, sehen Sie!"
Das tat er. Und er sah
einen Mann, der aus dem zweiten Stock des Hauses durch die Regenrinne nach
unten kletterte. Sogar aus dieser Entfernung und der Dunkelheit konnten sie die
lange Haare, die seinen Körper bedeckten, die hervorstehenden Schultern und den
Schwanz, der aus seinen Shorts baumelte, ausmachen.
Mulder fand als erster die
Sprache wieder. "Ist...ist das nicht Dale?"
Etwa vier Meter über dem
Boden rutschte die Kreatur aus und fiel in die Böschung.
"Ich denke, das ist
er."
Dale kam aus den Büschen
hervor. Er schaute sich kurz um und lief in die entgegengesetzte
Richtung.
"Mulder, wir sollten
vielleicht...", setzte Scully an, doch Mulder hatte
bereits den Zündschlüssel
umgedreht
X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X
Nachdem er das Motorrad
abgedeckt und seine Ausrüstung ausgepackt hatte,
steuerte Silver die Stadt zu Fuß an. Für einen Mann seiner Größe
bewegte er
sich erstaunlich schnell-
und dazu noch erstaunlich leise.
Das spärlich besiedelte Lanschaftsbild von Pepper hätte ganausogut auch ein
Dschungel sein können.
Jegliche Art von Gegenständen, die ihm ins Auge fielen, hätte er als Tarnung benutzen
können. Bäume und dunkle Gassen und geparkte Trucks. Er sah einfach alles, ohne
dabei selbst gesehen zu werden.
Er wartete auf ein
Zeichen. Auf eine Spur, die sein Opfer hinterlassen hatte.
Das letzte, was er jedoch
erwartet hatte, war zu sehen, wie es die Straße entlang gerannt kam und über
Mülltonnen und Briefkästen stolperte. Genauso wenig hatte er mit dem Auto, das
hinter der Kreatur her war,
gerechnet. Sein Opfer bewegte
sich mit beträchtlicher Geschwindigkeit, aber seine Tolpatschigkeit
verschaffte dem Wagen einen Vorteil. Früher oder später würde ihn das Auto
eingeholt haben.
Nun, dachte Silver, ich werde es wohl mit allen aufnehmen müssen.
X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X
Mr. und Mrs. McDonald
saßen auf der Veranda ihres Hauses, wie sie es in warmen Nächten wie diesen
immer taten.
"Heiße Nacht
heute.", bemerkte Mr. McDonald.
"Yep.",
erwiderte seine Frau.
"Eine gute Nacht für
Chili."
"Uhh-uhh."
"Hey, schau mal dort!
Das ist doch Dale Franklin. Er muss aus dem Haus ausgebrochen sein."
"Wenn es draußen
Vollmond ist, können sie ihn nie..."
"Ja, da hast du
Recht."
"Wer fährt denn in
dem Wagen, der ihn verfolgt?"
"Uhh...ich
glaube das ist Agent Mulder. Und Agent Scully ist bei ihm."
"Oh, sie sind so ein
hübsches Paar."
"Yep...aber
..."
"Was war das?"
"Wo?"
"Ich dachte, ich
hätte noch jemanden anderen vorbeilaufen sehen."
"Ich habe nichts
gesehen. Wahrscheinlich spielen dir deine Augen nur mal wieder einen Streich,
mein Honiglämmchen."
"Könnte sein. Könnte
sein."
Dann herrschte für einen
Moment Stille.
"Es ist verdammt heiß
heute Nacht."
"Yep."
X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X
Die haarige Kreatur hatte
die Jagd aufgenommen. Doch seine ständig
strauchelnden Beine
konnten ihn nicht ewig von dem Auto fernhalten, das ihm
dicht folgte. Deshalb
verließ er die Straße und steuerte den Chili Heaven
an. Er machte so eine abrupte Wende, dass Mulder mit quietschenden Bremsen zum
Stehen kam.
Mulder sprang aus dem Auto
und rannte auf die Vordertür zu. Scully, die
verzweifelt versuchte, mit
ihm Schritt zu halten, hinterher. Tiefe Schatten
hinderten sie daran, ins
Innere des Restaurants zu sehen.
Ich weiß, dass du da drin
bist, Dale!", schrie Mulder, als er versuchte die
Tür aufzubrechen. "Kommen Sie raus!"
"Mulder..."
"Öffnen Sie diese
verdammte Tür!"
"Mulder, würden Sie
sich wieder beruhigen?"
"Nicht, ehe diese
Türe nicht geöffnet wird."
"Warten Sie einen
Moment. Wir wissen nicht einmal, was uns da drinnen erwartet."
"Ich weiß es.",
sagte eine Stimme.
Sie wirbelten herum und
sahen ihn am anderen Ende des Parkplatzes stehen –groß und mit einem kalten
Ausdruck in den Augen. Sie konnten auch das silberne Aufblitzen von Waffen in
seiner Jacke erkennen.
"Ich werde es von
hier weg bringen.", meinte der große Mann zu den beiden Agenten. Seine
Schritte erinnerten an das unaufhaltbare Rollen eines Panzers, als er über den
Parkplatz auf sie zulief. Es wäre keine gute Idee gewesen, ihm in die Quere zu
kommen.
Das dachte auch Mulder.
"Ohh...Sir",
sagte er und schickte sich an, den Mann abzufangen. "Ich weiß
nicht, wer Sie sind, aber
meine Partnerin und ich wären Ihnen dankbar, wenn
Sie ..."
Mulder fühlte, wie seine
Füße den Boden verließen, als der Große ihn am
Shirt packte und ihn in
hohem Bogen durch die Luft warf. Er landete unsanft
auf dem Mietwagen.
Scully, die das ganze
beobachtet hatte, zog reflexartig ihre Waffe aus dem Holster
und richtete sie auf Silver. "Fre-", setzte sie an.
Doch bevor sie zu Ende
sprechen konnte, zielte eine der Waffen
des Mannes auf sie. Sie schaute in den
Lauf einer blitzenden Colt 45.
"Ich möchte weder mit
Ihnen noch Ihrem Freund hier aneinandergeraten.
Halten Sie sich hier einfach heraus und lassen Sie mich meinen Job
erledigen. Aber wenn Sie sich dennoch einmischen sollten, wird das Konsequenzen
für Sie haben..."
Scully erkannte, dass sie
nur wenige Sekunden hatte, um eine Entscheidung zu treffen. Sie konnte schlecht
zur Seite treten und den Mann auf Dale loslassen.
Es nicht zu tun, wäre
dagegen ein tödliches Risiko.
Mulder konnte seine eigene
Waffe ziehen, doch die Schnelligkeit des Großen
war unmenschlich. Es war
möglich, dass er sein zweites Revolver hervorholte
und sie auf Mulder
richtete, ehe dieser abdrücken konnte.
Sie hatten die Wahl. Sich
herauszuhalten wäre falsch. Sich nicht herauszuhalten könnte...*würde* tödlich
sein.
Wir könnten hier etwas
Hilfe gebrauchen, dachte Scully.
Dann hörte sie das
Aufheulen einer Sirene.
Auch der große Mann hörte
sie. Seine Augen bewegten sich nur wenige Zentimeter zur Seite, doch es reichte
aus, um den Streifenwagen zu erkennen, der sich ihnen näherte.
Die kalten Augen des
Mannes wandten sich wieder Scully zu. Er hatte noch
immer seine Waffe auf sie
gerichtet. Die Waffen, die auf ihn zielten, sah
er eher als eine
Herausforderung, der er sich stellen würde. Dennoch war er
unsicher, was ihn in den
nächsten Minuten erwarten würde- und das gefiel ihm ganz und gar nicht.
Dann hielt der
Streifenwagen in der Nähe des Restaurants. Chief Henriksen und ein junger Hilfssheriff stiegen mit erhobenen
Pistolen aus. "Hände hoch!", befahl Henriksen.
"Na los!".
Drei volle Sekunden
vergingen und das einzige, was sich in
diesem Moment bewegte, war das Blaulicht des Streifenwagens.
"Das ist meine
Nacht!", schrie er.
X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X
Alles war still, als Vic Franklin den Schauplatz erreichte. Mulder funkelte
verärgert den Chief an, doch Henriksen ließ
sich davon nicht das geringste beeindrucken. Scully
bemerkte diesen stillen Schlagabtausch und überlegte sich schon, ob es
notwendig wäre, den Schiedsrichter zu spielen.
Schweigend und mit
verbundenen Handgelenken saß der große Mann auf dem Rücksitz des
Streifenwagens. Er schaute nicht verärgert oder wütend drein. Er hatte die Haltung eines
Mann angenommen, der auf einen Bus wartete.
"Wo ist er?",
fragte Vic, als er aus seinem Pick-up
ausstieg. Henriksen deutete mit dem Kinn auf das
Restaurant. Ohne jemand anders anzuschauen, schrat Vic zur Voderdertür des Chili Heaven und hämmerte dagegen. "Dale, ich bin es!",
schrie er. "Entweder du bist ein Mann und kommst da jetzt raus, oder ich
komme selbst."
Nichts rührte sich.
"Ich warte auf eine
Antwort, Junge."
Für einen Moment herrschte
immer noch Stille.
Dann wurde die Tür
aufgeschlossen und die Kreatur kam mit zusammengezogenen
Schultern herausgetrottet.
Sein Körper war nun überall mit Haaren bedeckt, seine Zähne noch länger und die
Augen schimmerten golden gelb; es war
unverkennbar Dale Franklin. Er gab ein wimmerndes Geräusch von sich, wie ein
Hund, der um einen Knochen bettelte.
"Damit brauchst du
erst gar nicht anzufangen.", sagte Vic. "Du
hast jetzt bedeutend mehr Probleme mit mir, als du es noch vor ein paar Stunden
hattest. Geh in den Truck und warte dort auf mich."
Mit eingezogenem Schwanz
setzte sich der Junge in den Truck seines Vater.
Scully wandte sich Mulder
zu und sagte: "Naja, wäre der Satz "Das habe ich Ihnen doch gleich
gesagt" hier angebracht?"
X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X
ACT FOUR
Am nächsten Morgen betrat
Mulder schlecht gelaunt den Chili Heaven. Der
finstere Blick des FBI- Agenten zog die Aufmerksamkeit aller Leute in dem
Restaurant auf sich.
"In Ordnung",
sagte er. "Keine Ausreden mehr. Ich werde euch jetzt ein paar
Fragen stellen und möchte
darauf eine Antwort...*sofort*!"
Vic Franklin kam aus der Küche hervor. "Agent
Mulder, das ist jetzt kein guter Zeitp...."
"Halten Sie die
Klappe!", knurrte Mulder ihn an. Zur allgemeinen Überraschung tat er das
auch.
"Ich habe mit euch
allen gesprochen und ich habe mit euch gegessen und ich habe das in dem Glauben
getan, dass ihr nichts vor mir zu verstecken versucht.", fuhr Mulder fort.
"Nun, aber es hat sich herausgestellt, dass ihr ein kleines Geheimnis
hattet."
"Mulder...",
setzte Vic an.
"Halten Sie die
KLAPPE!", fuhr Mulder den Koch an. "Die Frage ist doch –wie viele von
euch wussten davon? Wie viele von euch wussten, dass Dale Franklin ein Werwolf
ist?"
Eine lange Zeit sagte
niemand etwas. Nur das blubbernde Geräusch des Chili war aus der Küche
hervorzuhören.
Dann, mit einem verlegenen
Ausdruck in seinem Gesicht, hob einer der Gäste die Hand.
Eine weitere Kundin mit
ebenfalls verlegenem Ausdruck im Gesicht, hob nun
ihre Hand.
Und weitere folgten. Es
ging nicht lange, bis jeder in dem Restaurant seine
Hand oben hatte.
Nur eine Person, deren
Hand noch immer unten geblieben war, beharrte darauf: "Ich habe nichts
gewusst."
"Doch, das hast du,
Joe.", lenkte der Mann neben ihm ein. "Ich habe dir letzte Woche
davon erzählt, kannst du dich denn nicht erinnern?"
Joe dachte darüber nach,
dann sagte er, "Oh, doch.", dann erhob auch er seine Hand.
"Oh, das ist einfach
großartig.", murrte Mulder, als die Hände wieder
heruntergingen. "Das
ist einfach prima. Jeder wusste es. Jeder von euch hat
dieses hübsche kleine
Geheimnis vor dem Yankee versteckt."
"Mulder, das ist
wirklich nicht der richtige Ort, das auszudiskutieren.", unterbrach ihn Vic.
"Ach so? Ich sage
Ihnen etwas – das ist der perfekte Ort, um das auszudiskutieren. Denn ich
möchte wissen, warum die ganze Stadt versucht, die Tatsache zu leugnen, dass
Ihr Sohn ein Werwolf ist!"
"Er ist was?"
Die Stimme kam aus dem
hinteren Teil des Restaurants. Mulder drehte sich um
und erkannte Geena Sawyer,
die gerade aus dem Badezimmer erschienen war.
"Er ist ein....was?", Ungläubigkeit sprach aus ihrem Gesicht.
Mulder schaute sie an. Dann
wandte er sich Vic zu. Der Koch schloss seine Augen
und stieß einen Seufzer aus.
Mulder fühlte sich
plötzlich sehr unwohl in seiner Haut.
"Oh-oh.", sagte er kleinlaut.
"Sie- Sie wussten es nicht?"
Geena blieb für einen
Moment wie erstarrt stehen, dann rannte
sie aus dem Raum.
"Vielen *Dank*, Agent
Mulder!", sagte Vic.
"Tut...tut mir
Leid."
Die Leute in dem
Restaurant schüttelten ihre Köpfe und wandten sich von Mulder ab.
X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X
Silver blickte angewidert die Betonwände an, die sich rings
um ihn
befanden. Seine Augen
wanderten langsam nach links und dann nach rechts,
bis sie schließlich an
einer Person haften blieben, die direkt auf ihn
zukam. Die Frau stellte
sich ihm vor den Eisenstangen gegenüber. "Ich fühle
mich hier nicht
wohl.", klärte er Agent Scully auf. "Das ist alles so
unnatürlich."
"Aber es ist
natürlich, wenn man den Drang besitzt, andere Menschen umzubringen?",
erwiderte Scully und versuchte einen möglichst strengen Blick aufzusetzen. Es
war wirklich nicht einfach. Sogar jetzt, als er auf dem Boden seiner Zelle
hockte, schien der Mann größer zu sein als sie selbst. Und dieser kalte
Ausdruck in seinen Augen schien in der Lage zu sein, die Eisengitter zwischen
ihnen erstarren zu lassen. Auch ohne seine Waffen erschien dieser Mann ihr so
gefährlich wie keine andere Person, der sie jemals begegnet war.
"Sie haben das letzte
Nacht doch auch gesehen.", antwortete Silver
kühl.
"Es war mit
Sicherheit kein menschliches Wesen."
"Dale Franklin ist-
trotz seiner zugegeben etwas merkwürdigen Fähigkeit, sich zu...verwandeln -
sehr wohl ein menschliches Wesen."
"Dieser Junge ist
eine Bestie. Und zwar eine sehr gefährliche."
"Dafür sehe ich
keinerlei Anzeichen. Sie jedoch haben meinen Partner angegriffen und mit einer
Waffe auf mich gezielt."
Silver seufzte. "Ich musste Ihnen doch irgendwie klar
machen, dass Sie mir aus dem Weg gehen sollten."
Scully schaute auf den
Mann herab. "Sie haben schon mehrmals getötet, nicht
wahr?"
"Naja, ich schätze
Übung macht den Meister."
"Ich kann jedoch
nicht glauben, dass Sie das aus moralischer Überzeugung tun. Ich glaube eher,
Sie werden dafür bezahlt."
"Sagen wir...ich habe
meine Gründe."
"Ja, und wir haben
unsere Gründe, Sie hier festzuhalten.", sie lehnte sich zu den
Eisenstangen vor. "Und an die sollten Sie sich besser gewöhnen."
Mit diesen Worten verließ
Scully den Raum. Silver schwieg für einen Moment,
dann sagte er: "Nein,
ich glaube das werde ich wohl nicht."
X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X
"Three days filled with pain and sorrow...yesterday, today and
tomorrow..."
Die Musik aus der
Stereoanlage kam Geena entgegen, als die Tür des Franklin-Hauses geöffnet
wurde. "Was machst du denn hier?", fragte Dale überrascht.
"Solltest du nicht im Chili Heaven sein?"
"Du nicht auch?"
Er wich ihrem Blick aus.
" Ich bin...ich bin bestraft worden."
"Für was?"
"Das ist eine Sache
zwischen Vic und mir."
"Hat es etwas damit
zu tun, dass du ein Werwolf bist?"
Dale hob langsam seinen
Kopf und blickte in Geenas Augen. Sie schien hin und hergerissen zu sein
zwischen Zorn und Verwunderung.
"Es gibt da ein paar
Dinge, über die wir reden sollten, meinst du nicht auch?", sagte sie.
Dale nickte.
"Kann ich
reinkommen?"
Dale zögerte, doch dann
trat er zur Seite und ließ Geena ein. Die zwei liefen ins Wohnzimmer und
setzten sich aufs Sofa.
"Ich kann ja
verstehen, dass du vorsichtig sein möchtest und es nicht jedem
erzählst.", begann
Geena. "Aber warum konnte ich es denn nicht erfahren?"
Dale lehnte sich zurück
und schloss die Augen. "Und was hättest du von mir gedacht, wenn ich es
dir erzählt hätte?"
"Möchtest du wissen,
was ich jetzt denke?"
Dale zögerte kurz, dann
sagte er: "Oh..okay."
"Ich bin...etwas
verwirrt, wie du dir vielleicht vorstellen kannst. Und es
ist auch....nicht
gerade das, was ich erwartet hatte. Wenn
ich an Werwölfe
denke, dann denke ich an
fleischfressende Monster.". Sie schaute zu ihm
herauf.
Dale lächelte, ohne jedoch
seine Augen zu öffnen. "Ich werde niemals jemanden auffressen. Gott, ich
möchte noch nicht einmal in einen Kampf verwickelt werden."
"Ich glaube
dir."
Dale öffnete seine Augen
und drehte seinen Kopf zu Geena.
"Du bist der
liebenswürdigste Mensch, den ich jemals getroffen habe, Dale.
Ich kann mir nicht vorstellen,
dass du jemandem wehtun könntest."
"Warum bist du dann
verwirrt?"
"Ich bin
verwirrt...weil ich weiß, dass ich jetzt eigentlich schockiert sein sollte.
Doch das bin ich nicht." Sie zog eine Augenbraue hoch. "Ich bin zwar
ein wenig verärgert, dass du mir nicht erzählt hast..."
"Tut mir Leid."
"Aber am meisten bin
ich erleichtert."
"Erleichtert?"
Geena rückte auf dem Sofa
näher zu ihm heran, bis sich ihre Beine berührten. Sie ergriff seine Hand.
"Yeah", sagte
sie. "Denn jetzt weiß ich alles über dich. Und es gibt nichts, was mir an
dir nicht gefällt."
Sie lächelte. Und Dale
lächelte etwas überrascht zurück.
X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X
Chief Henriksen und Scully kamen
in den Chili Heaven. In der Küche trafen sie auf
Mulder und Vic, die dort ihr kleines Dilemma
ausdiskutierten.
"Sieht aus, als
hätten wir hier ein kleines Problem.", bemerkte Scully.
"Das sehe ich
genauso", sagte Vic.
"Agent Mulder und ich
sind hierhergekommen, um herauszufinden, was Kevin Cross zugestoßen ist. Und
die Ursache haben wir auch gefunden. Es ist ziemlich...ungewöhnlich, aber es
ist die Wahrheit, wegen der wir hier sind.
Die Frage ist nur – sollen
wir irgendjemandem davon erzählen?"
"Das ist nun wirklich
eine Sache, die Sie und Agent Mulder entscheiden müssen, meinen Sie
nicht?", fuhr sie Henriksen an.
"Vielleicht. Aber ich
wüsste gerne, warum Sie Dales Geheimnis so lange versteckt haben."
Henriksen blickte Vic an. Er atmete
tief durch, dann sagte er, "Ich habe Dale im Wald gefunden, als er zwei
Jahre alt war. Ich habe immer Angst gehabt, dass er irgendwann in diesen Wald
zurückgehen hätte müssen..."
"Diese Stadt hat ihn
akzeptiert.", meinte Scully. "Warum sollte es die restliche Welt
nicht auch tun?"
"Pepper
ist nur ein winziger Fleck auf dieser Welt, Agent Scully. Und ich wollte keinem
die Last auferlegen, diese Art von Akzeptanz zu erreichen."
Scully nickte, doch in
ihrem Gesicht war immer noch ein Ausdruck des Zweifels.
"Haben Sie Angst,
Dale könnte eine Bedrohung darstellen? Ich kann Ihnen versichern, dass er das
nicht ist.", sagte Henriksen.
"Ich würde Ihnen das
gerne glauben. Aber gestern Nacht schien es offenbar ein Problem mit ihm zu
geben?"
Vic seufzte. "Meistens hat Dale seine Verwandlung
unter Kontrolle. Außer bei Vollmond. Wenn das passiert...naja...hatten
Sie schon mal einen Hund, der Ihnen davongelaufen ist und dem Sie durch die
Nachbarschaft nachjagen mussten?"
"Ja."
"So ähnlich ist das
auch mit Dale. Er bekommt dann Angst und muss einfach
umherstreifen. Es ist ein
natürlicher Instinkt. Womit ich nicht sagen will,
dass er mit mir deswegen
keinen Ärger bekommen hat."
"Ich verstehe."
"Also- was denken
Sie, Agent Scully?"
"Ich denke...es ist
das beste, es dabei zu belassen."
"Und was ist mit Mr.
Cross?"
"Mr. Cross ist eine Sache
für sich. Ich vermute stark, dass dieser...Cowboy-Killer von jemandem
angeheuert wurde. Und Mr. Cross steht auf meiner Liste ganz oben."
"Also- werden Sie
nichts sagen?". Scully nickte.
"Was ist mit Ihnen,
Agent Mulder? Sie waren gerade ziemlich ruhig."
"Ich werde meinen
Mund so schnell nicht mehr öffnen."
"Oh, das war nicht
ihre Schuld. Geena zog vor etwa fünf Monaten hierher.
Wir hätten ihr von Dales
Geheimnis erzählen sollen, aber Dale bestand
darauf, dass sie nichts
erfahren durfte. Ich vermute, er hatte Angst davor,
was sie dann von ihm
denken würde. Was ich aber wissen möchte, ist, was Sie
denken."
Mulder schob seine Hände
in die Manteltaschen und starrte auf einen Punkt über Vics
Schultern. "Es ist selten...es ist wirklich selten, dass ich jemals einen
konkreten Beweis für ein paranormales Phänomen finde
wie Dale es ist.
Irgendwie habe ich mein
ganzes Leben darauf gewartet, jemanden wie Dale zu treffen."
Mulder richtete seine
Augen auf Vic. "Aber ich könnte ihm das nicht
antun."
"Sie sagen also..."
"Ich werde wie Agent
Scully über diese Angelegenheit schweigen."
"Okay, also...",
sagte Henriksen, "war´s
das jetzt?"
X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X
In seiner Zelle wartete Silver auf die Nacht
X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X
Mulder lag ausgestreckt
auf seinem Bett im Hotelzimmer, als jemand an die Tür klopfte. "Kommen Sie
rein.", sagte er mit belegter Stimme.
Scully trat ein. Sie
betrachtete Mulders niedergeschlagenes Gesicht, dann sagte sie, "Ich habe
gerade mit Skinner gesprochen. Er sieht keine Anzeichen dafür, dass Cross mit Silver Kontakt gehabt haben könnte."
"Hmm.
Naja, wir haben Silver. Es wird nicht allzu schwierig
sein, eine Verbindung zu Cross zu finden."
"Das hoffe
ich.", sie hielt einen Moment inne. "Sind Sie in Ordnung, Mulder?"
"Ich....oh...ich weiß nicht."
"Sind Sie darüber
enttäuscht, dass Sie endlich einen Werwolf gefunden haben
und niemandem darüber
erzählen dürfen?"
"Eigentlich...nicht.
Das ist es nicht."
Scully setzte sich neben
ihn auf das Bett. "Was dann?"
"Die letzten Tage
habe ich wirklich gedacht, die Leute hier würden mich akzeptieren. Ich habe
mich ihnen irgendwie verbunden gefühlt..."
"Mulder, das haben
sie doch auch."
"Vielleicht. Aber
dann muss ich herausfinden, dass sie etwas vor mir
versteckt haben. Wie die
meisten Menschen, denen ich in meinem Leben bisher
begegnet bin."
"Mulder, Geena wusste
es doch auch nicht."
"Oh, erinnern Sie
mich nicht daran. Aber ich wünschte wirklich, sie hätten es mir erzählt."
"Mulder, ich würde
sagen, das hätten sie auch. Es war eben
eine...etwas heikle Situation. Sie waren sich nicht sicher, ob sie Ihnen
vertrauen konnten. Vor einiger Zeit wären sie nicht einmal so falsch damit
gelegen, Ihnen gegenüber etwas misstrauisch zu sein."
Er schaute sie an.
"Was meinen Sie damit?"
"Naja, der Mulder,
den ich vor Jahren kennengelernt habe, hätte nicht damit
gezögert, Dales Geheimnis
sofort aufzudecken. Aber ich glaube, er hat seit damals einige Dinge
dazugelernt."
"Denken Sie?"
Scully lächelte und
nickte. Mulder dachte darüber nach, was sie ihm gerade gesagt hatte.
"Danke".
"Gern
geschehen."
"Es gibt aber noch
etwas anderes, das mich beschäftigt."
"Und was wäre
das?"
"Morgen ist das
Chili-Festival. Aber da werden wir schon wieder zurück in Washington
sein."
"Nein, das werden wir
nicht."
"Nicht?"
"Ich habe Skinner
gesagt, dass wir hier noch einige Dinge erledigen müssen.
Sie werden auch morgen
noch hier sein."
Mulder legte seinen Kopf
etwas schief. "Warum sind Sie so lieb zu mir, Scully?"
"Irgendjemand muss es
ja sein."
X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X
Die Nacht rückte näher.
Ein weiterer Vollmond stand bevor.
X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X
"Ich möchte einen
Anruf tätigen."
Officer Harry Lane gefiel es gar
nicht, dass er mit...mit...dieser *Person*
allein im Gefängnis
zurückgelassen worden war.
"Ahh...was?"
"Ich habe das Recht
auf einen Anruf. Den würde ich jetzt gerne machen."
Lanes Oberlippe zuckte. Ihm war nicht gerade geheuer bei
dem Gedanken, seinen großen Häftling aus der Zelle zu lassen. Andererseits-
wenn Henriksen kam und erfahren würde, dass er dem
Gefangenen nicht erlaubt hatte zu telefonieren...
"In Ordnung. Aber Sie
bleiben die ganze Zeit fünf Meter von mir entfernt, verstanden?"
"Was immer Sie
wollen, Officer", sagte Silver.
Lane löste den Gurt aus seinem Holster.
Es dauerte einen Augenblick, bis er
den passenden Schlüssel
für die Zelle gefunden hatte. Die Augen
immer auf Silver gerichtet, schloss er die Tür auf und trat zurück.
Silver stand auf.
Er ging auf die Zellentür
zu.
Dann blieb er dort stehen
und fixierte Lane mit seinem Blick. Der Officer wies ihm den Weg und sagte: "Zum
Telefon."
"Ich danke
Ihnen.", entgegnete Silver, wandte sich von ihm
ab und lief den Gang hinunter. Lane folgte ihm, stets
mit griffbereiter Waffe.
Fünf Meter trennten ihn
und Silver.
Silver kam vor dem Telefon, das an der Wand angebracht war,
zum Stehen. Seine kräftigen Hände nahmen
den Höhrer ab und pressten ihn gegen sein
braungebranntes Ohr. Er wählte eine Nummer, während Lane
ihn aufmerksam beobachtete.
Schließlich hörte er die
Stimme am anderen Ende der Leitung: "Nach dem Piepston ist es genau sieben
Uhr und dreizehn Minuten."
Er legte den Höhrer auf. Dann drehte er sich zu Lane
um.
"Na los!",
forderte er ihn auf.
"Was?"
"Schießen Sie auf
mich!"
Seine kalten Augen
blickten tief in die des Officers. Sie forderten ihn
heraus – testeten ihn.
Er zog seine Waffe heraus
und richtete sie auf Silver.
Silver blickte ihn missbilligend an. "Nein nein, so geht das nicht."
Lane schob seine Waffe in das Holster zurück. Plötzlich spürte er ein Verlangen, sich mit
diesem Mann zu messen. Er wollte ihm zeigen, wie schnell seine Hand war.
Er zog diesmal
blitzschnell die Waffe aus dem Holster und zielte
damit auf Silver.
Silver nickte. "Gut. Sie sind wirklich gut, mein
Sohn."
Lane konnte ein Lächeln nicht verkneifen, als er seine
Waffe zurück in das Holster
schob.
Dieses Lächeln verschwand
urplötzlich, sowie ihn der große Häftling angriff
und ihm die Waffe entriss.
"Sie sind aber noch
nicht gut genug."
X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X
Chief Henriksen war nicht dumm.
Als sie das Gefängnis mit Kaffee und einem Teller Chili betrat, merkte sie
sofort, dass etwas nicht stimmte. Sie zog ihre Waffe heraus und tastete mit den
Augen den Raum ab, suchte nach einem entflohenen Häftling.
X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X
Wie gesagt, Vic war ein großer Mann. Und er war mit Sicherheit auch
kein Mann, den man zu einem Kampf herausfordern sollte.
Doch Silver
tat nichts Unüberlegtes. Und alles, was
nötig gewesen war, um Vic aufzuspüren, war ein kurzer
Blick ins Telefonbuch.
Vic traf gerade die letzten Vorbereitungen für sein
Chili, mit dem er an dem Festival teilnehmen würde. Dieses Jahr war seine
Geheimwaffe ein besonderer Pfeffer, der noch nicht mal namentlich benannt war. Es
war eine Kreuzung, die er aus El Salvador importiert hatte. Man hatte ihm
versprochen, es sei eine wirklich einzigartige Zutat.
Plötzlich hörte er
jemanden hinter sich. Er wirbelte herum und sah Silver. Einen Moment lang stand er wie angewurzelt
da, dann wurde er niedergeschlagen.
Nachdem Vic auf den Boden gestürzt war, trat Silver
über ihn und roch genüsslich an dem vor sich hin köchelnden
Chili. Er nahm sich einen Löffel und kostete davon.
"Gut, wirklich gut,
Mr. Franklin.", kommentierte er. Dann schrieb er eine kurze Notiz und
legte sie daneben.
X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X
Mulder hielt vor Vics Haus. Er war hergekommen, um ihn nach Karten für das
Chili-Festival zu fragen. Als er die offenstehende Tür sah und bemerkte, dass
der Pick up vor der Garage fehlte, war sein Instinkt bereits in
Alarmbereitschaft. Seine schreckliche Vorahnung
wurde bestätigt, als er durch die Tür trat und die Nachricht fand.
Er las sie und hörte
plötzlich, wie jemand das Haus betrat. Es waren Geena
und Dale, Dale immer noch
mit allkörperlicher Behaarung und Reißzähnen. Die
beiden hatten einen
Spaziergang gemacht. "Was ist passiert?", fragte Geena,
als Dale schniefend und
wimmernd aus der Küche kam.
Mulder nahm einen tiefen
Atemzug, dann sagte er: "Silver hat Vic mitgenommen. Er will ihn in einem Handel gegen Dale
austauschen."
Geena blickte sprachlos
drein. Dale hob seinen Kopf und begann zu heulen.
"Dale? Dale! Beruhige
dich doch!"
"Das kriegen wir
schon hin, Dale", sprach Geena auf den Werwolf ein und rieb besänftigend
seine Schulter. "Wir holen deinen Vater zurück. Du wirst sehen."
Dale ließ sich auf alle
Viere nieder und wimmerte, Geena steichelte zärtllich durch sein Fell. Nachdem ihn Geena wieder etwas
beruhigt hatte, ging Mulder in einen anderen Raum und rief Scully an. Er
erzählte ihr, was passiert war und bat sie, einen Krankenwagen zum Gefängnis
schicken zu lassen.
Als der Krankenwagen
ankam, fand man Henriksen und Lane
bewusstlos auf dem
Boden liegen. Silvers Waffen, die
in der Vitrine als Beweisstücke gelagert
waren, waren weg. Sowohl Henriksen als auch der Officer
hatten beide ihre Arme gebrochen.
"Sie zeigen keine
Anzeichen, uns in irgendeiner Art zu helfen.", berichtete
Scully Mulder, nachdem sie
ihn zurückgerufen hatte. "Jetzt sind wir auf uns
allein gestellt."
Sie schwiegen beide für
einen Moment, um über die Situation nachzudenken.
"Scully?"
"Ja?"
"Ich befürchte, es
gibt nur einen Weg, diesen Fall zu lösen."
"Und die wäre?"
"Wir müssen es auf
die altmodische Weise versuchen."
X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X
Ein kühler Wind blies
durch die Bäume, doch die erdrückende Hitze konnte selbst er nicht mildern. Es
war, als würde man einem Mann, der in
der Wüste am Verdursten war, einen Tropfen Wasser geben. Natürlich konnte sie
jemandem wie Silver nichts anhaben.
Doch heute Nacht tat es
das. Er fühlte sich, als würde er auslaufen, als sich dicke Schweißperlen ihren
Weg durch die zersausten, filzigen Haare hinunter zu
den rauen Bartstoppel des Mannes bahnten. Er ging noch immer mit großen
Schritten und richtete seine ganze Konzentration auf den bewusstlosen Mann, den
er auf den Schultern trug.
Er saß in den Wäldern.
Er wartete.
X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X
Mulder und Scully fuhren
an den Rand der Stadt – wo Silvers sie in seiner
Notiz aufgefordert hatte,
Dale hinzubringen. Doch der Werwolf war nicht bei
ihnen.
"Wenn wir uns diesen
Kerl zu zweit vornehmen, haben wir vielleicht eine Chance", sagte Mulder.
"Sie meinen, eine
bessere Chance als gar nichts."
Mulder zögerte.
"Ja."
X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X*X
Silvers Magen gab ein sonderbares Geräusch von sich. Verdammt, dachte er.
Was war in diesem Chili?
Ich hatte doch nur einen Löffel von diesem Zeug.
Dies stellte allerdings
ein wesentlich geringeres Problem dar.
Seine Aufmerksamkeit war nun auf das Auto gerichtet, das etwa zehn Meter
vor dem Ortsschild anhielt. Die Scheinwerfer erleuchteten das blutverschmierte
Gesicht von Vic Franklin.
Die zwei FBI- Agenten
stiegen aus. Sie hatten die Jacken ausgezogen, wodurch man ihre Holster erkennen konnte. Der Ausdruck in ihren Gesichtern
war hart und versteinert.
Der Mann sah sich um und
schrie: "Silver!"
"Wo ist der
Werwolf?", antwortete Silver. Seine Position war
inmitten der dunklen Schatten, die die Bäume um ihn herum warfen, unmöglich
auszumachen.
"Er ist nicht
hier."
"Das ist nicht, was
ich verlangt habe!"
Die zwei Agenten tauschten
einen Blick aus – eine letzte Bestätigung ihrer Bereitschaft – dann sagte der
männliche Agent: "Hier haben Sie, was wir wollen. Wir holen Sie jetzt da
raus, Silver."
Das hatte Silver nicht erwartet. Er wischte sich den Schweiß aus den
Augen und sagte: "Und was wäre das nochmal?"
"Sie haben ihn
gehört.", warf die Frau mit ruhiger Stimme ein. "Kommen Sie
heraus!"
"Ich bin nicht in der
Stimmung für solche Tricks."
"Keine Tricks.",
sagte die Frau. "Wie ich schon sagte, es sind nur wir und Sie."
Silver warf einen schnellen Blick in die Umgebung. Seine
scharfen Augen konnten niemanden entdecken. Niemand hinter ihm, niemand, der
hinter einem Baum lauerte, keine Heckenschützen, niemand, außer den beiden
Agenten.
Zu Hölle!
"Wollen Sie das
wirklich auf diese Art regeln?"
"Kommen Sie jetzt
endlich da raus, Silver. Wie oft müssen wir das denn
noch
sagen?"
Der Cowboy mit dem eisigen
Blick rieb seine Stirn. Es ist schon lange her, dachte er. Könnte interessant
werden.
Er stand auf und lief in
Richtung der Straße.
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Mulder und Scully spürten,
wie ihre Knie weich wurden, als der Werwolf-
Jäger auf sie zukam. Die beiden
widerstanden dem Drang, untereinander einen
Blick auszutauschen und
wagten es nicht, sich von dem Mann abzuwenden, der nun immer näher kam.
Mit schweren Schritten
marschierte er in die Mitte der Straße. Scully und Mulder wiederum stellten
sich ihm jeweils gegenüber. Um zu
gewinnen, musste Silver beide Seiten gleichzeitig
erschießen.
Doch es war dennoch sehr
wahrscheinlich, dass er gewinnen würde.
Sie standen auf der
Straße, bildeten ein Dreieck, durch das die gelbe
Mittellinie des Highway verlief. Jeder von ihnen schwitzte, doch das schien
nur die beiden Agenten zu
stören. Der Schweiß rann Silver übers Gesicht.
Nichts und niemand bewegte sich. Nicht ein einziges Tier war in der Nähe.
Nicht einmal der Wind
blies mehr durch die Bäume.
Ist es jetzt? Ist es
jetzt? Diese Frage spielte sich immer und immer wieder
in den Gedanken der beiden
Agenten ab. War es Zeit, die Waffe zu ziehen?
Wer würde sie zuerst
ziehen? Würde es Silver sein- oder Mulder und Scully?
Eine weitere Sekunde
verging.
Dann wurde die Stille
durch ein gewaltiges Knurren gebrochen. Zuerst dachte
Mulder, Dale war trotz
ihrer Anweisungen gekommen.
Silvers Hände bewegten sich.
Scully und Mulder griffen
nach ihren Waffen, ihre ganze Konzentration auf diese eine Handlung fixiert.
Der einzige Gedanke, der ihnen in diesem Moment durch den Kopf schoss, war eine
laute Stimme, die ‘Erschieß ihn!
Erschieß ihn’ rief.
Ihre Waffen kamen hervor.
Sie zielten.
Silver fiel zu Boden.
Für einen kurzen Moment
fragten sie sich, ob es der andere getan hatte, ob ihr Partner den schnellsten
Cowboy der Welt erlegt hatte. Im nächsten Moment begriffen sie, dass keiner von
ihnen abgefeuert hatten.
Silver war in Panik geraten. Er stöhnte und wand sich auf
dem schwarzen Asphalt. Er umklammerte seinen Bauch, als wäre dieser gerade
explodiert.
Mulder und Scully schauten
einander an. Dann liefen sie schnell auf den
wimmernden Jäger zu, die
Waffen noch immer auf ihn gerichtet. Sie
erreichten ihn und
blickten auf sein Gesicht herab, das eine nette
grünliche Tönung erhalten
hatte. Sie tauschten einen kurzen Blick aus. Dann
sagte Mulder: "Ich
kann mich wirklich nicht beklagen". Als er Silver
die Colts ablöste und in Handschellen steckte, band Scully Vic
von den Fesseln los. Der Koch war bewusstlos geschlagen worden, aber sonst schien
es ihm gut zu gehen.
Nachdem er aufgewacht war,
erblickte Vic Silver und
fragte: "Was ist mit ihm?"
"Du
Scheißkerl!", zischte ihn Silver an. "Du
hast mich vergiftet!"
"Entschuldige?"
"Dieses...gottverdammte
Chili...ich hatte nur einen Löffel davon, aber schau mich jetzt an."
Silvers Worte wurden von einem Stöhnen übertönt, als er sich
wie ein Igel zusammenkauerte und die Beine zur Brust zog.
Alle rätselten. Wie konnte
ein Mann von einem Löffel Chili vergiftet werden? Dann fanden sie Silvers Motorrad und seine Essenvorräte, die in einer
silbernen Alufolie eingewickelt waren.
"Mein Gott, kein
Wunder, dass diesem Kerl so schlecht ist!", verkündete Vic.
"Schauen Sie sich an, was er da gegessen hat! Körnerstangen, Bananen,
Joghurt...dieser Mann ist ein verdammter Tofu-Esser!"
Mulder schüttelte den Kopf
und sagte, "Ich wusste ja, dass er böse ist, aber das..."
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EPILOG
Silver wurde später in ein Hochsicherheits-Gefängnis
gebracht. Auch Mr. Cross wurde
verhaftet. Der Schlüssel zu seiner Überführung war die Aussage seiner Ehefrau,
die Silver als den Mann identifizierte, der in jener
Nacht mit einer Limousine an ihrem Haus vorbeigefahren war. "Verdammte
Ehefrau, kannst du nicht einmal deine Klappe halten? Wir wären nochmal davon gekommen, hättest du nicht deinen dämlichen
Mund aufgerissen!"
Sie warf ihm einen missmilligenden Blick zu. "Was meinst du mit
‘wir’?"
Cross gab zu, dass er Silver angeheuert hatte, doch er versicherte, dass er
das nur in der Annahme
getan hatte, dass Dale Franklin kein menschliches Wesen sei.
Agent Mulder gab in dieser
Angelegenheit ein öffentliches Statement ab:
"Ein Werwolf? Wow.
Glaubt er, dass er das ist?"
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Es gab eine große
Ansammlung von Menschen im Square Garden der kleinen Stadt. Ein riesiges,
orange-rotes Plakat begrüßte die Leute zum "16. Alljährlichen Chili Festival von Pepper". Auf anderen Plakaten war zu lesen:
"Lasst eure Freunde keinen Tofu essen!" oder: "Wenn es im Himmel
keinen Chili gibt, dann gehe ich wieder!". Es war ein heißer Tag, was
jedoch niemanden zu stören schien. Alte und junge Leute lachten und man spielte
miteinander Baseball.
Die Köche der Umgebung
hatten hunderte von Töpfen mit feurigem Chili an ihren Ständen aufgereiht. Dazu
kamen Unmengen von Bier und Limonade.
Die Musik, die aus den
Lautsprechern klang, war altmodischer Texas-Swing. ("Right or wrong...I'll always
need you..."). Paare
in ihren besten Klamotten oder ausgefransten Jeans tanzten. Zu einem der Paare
gehörten auch ein großer Koch und der Sheriff. Ganz in der Nähe tanzten ein
junger Mann und eine Frau, die sehr glücklich wirkten, auch wenn der Mann
ständig auf die Füße der Frau trat.
Am Rande der Tanzfläche
standen eine rothaarige Frau und ein dunkelhaariger
Mann, der verzweifelt
versuchte, die Frau dazu zu bringen, etwas zu essen.
"Kommen Sie schon,
Scully. Versuchen Sie es nur einmal.", bettelte er, als er einen Löffel
Chili in ihre Richtung schob.
"Mulder, ich..."
"Sie sind auf einem
Chili-Festival und möchten nicht mal etwas essen?
Bitte. Für mich."
Scully seufzte und öffnete
ihren Mund. Mulder tauchte den Löffel in den Teller und schob ihn ihr in den
Mund.
Sie würgte es herunter, als
ob es das Schlimmste sei, was sie in ihrem Leben je gegessen hatte. Dann griff
sie nach einer Flasche Mineralwasser und leerte den Inhalt bis zur Hälfte aus.
"Gut, nicht?",
sagte Mulder.
Sie blickte ihn an. Er
lächelte nur. Schließlich erwiderte sie seinen Blick.
Sie schauten beide auf die
Tanzfläche. "Right or wrong,", schmachtete der Sänger. "I´m
still in love with you."
Mulder öffnete und schloss
seinen Mund mehrere Male, ehe er sagen konnte:
"Uhmm..."
"Ja?",
antwortete Scully.
"Würden Sie
vielleicht...würden Sie...."
"Ja, Mulder?"
"Ich meine...wenn Sie
nicht wollen, dann verstehe ich das...aber würden Sie
vielleicht...würden
Sie..."
In diesem Moment kamen Vic und Henriksen zu ihnen
herüber. Der Chief musterte die beiden, dann sagte
sie, "Oh, wollen Sie beide denn nicht hoch kommen für einen Tanz?"
Mulder und Scully blickten
sich in die Augen. Er setzte seinen Löffel und den Teller mit dem Chili auf den
Boden und hielt ihr seine Hand entgegen, sie stellte die Flasche Mineralwasser
weg und nahm die Hand ihres Partners.
Dann schritten sie auf die
Tanzfläche und fanden ihr eigenes kleines Plätzchen. Sie tanzten langsamer als
die anderen, ihre Körper näher beieinander.
Mit einem noch breiteren
Grinsen als zuvor fragte Mulder, "Ist es nicht schön, wenn wir mal ein Happy-End haben?"
"Ich liebe solche
Enden."
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Finis
Translators Note: Und, hat euch die Story gefallen? Ich würde
mich sehr über Feedback oder kontruktive Kritik
freuen ;-)) Oder wendet euch an David (dann aber bitte in Englisch, er versteht
denk ich mal kein Deutsch ;-)) ).