WORLD WITHOUT END: ERSTER BAND

 

Originaltitel: World Without End: Book One

Autor: Rachel Anton < RAnton1013@aol.com >

Übersetzung: Kristin (tini243@crosswinds.net )

Rating: NC-17

Keywords: Post-colonization, Angst, Scully/Krycek

Zusammenfassung: Wohin wendet man sich, wenn alles was man kannte nicht mehr existiert?

Disclaimer: Die meisten der Charaktere gehören nicht mir.

Spoiler: Ich nehme an der gesamte Myth Arc bis One Son.

Danksagung: Ein riesengroßes Dankeschön an Laura, Cynthia, Alanna, Heather und Naina. Und danke an jeden, der auf meine verzweifelte Bitte um russische Übersetzungen geantwortet hat, ganz besonders Anna und Dasha.

Bemerkung von Kristin: Ich danke an dieser Stelle ganz besonders ClaudiaQueequeg für die hervorragende Arbeit, die sie mit dem Betalesen der Übersetzung gemacht hat (und noch macht). Und mein Dank geht auch an alle, die die ganze Zeit mit meinem WWE Wahnsinn leben mussten. ;-)

 

WORLD WITHOUT END
Erster Band

 

Die Tage hier sind sehr lang. Ich erinnere mich an nichts von dem, was die anderen "das Leben vorher" nennen, aber ich frage mich, ob meines immer schon so trübsinnig war. Ich stehe im Morgengrauen mit den anderen auf. Wir essen zusammen Frühstück und begeben uns dann zu unseren verschiedenen Pflichten. Ich bin die persönliche Dienerin der Hausherrin. Bei einem solchen Titel könnte man erwarten, dass ich tatsächlich etwas zu tun habe. Meistens halte ich ihre Zimmer sauber und höre ihr zu. Sie redet viel. Ich würde ja auch mit ihr reden, wenn ich irgendetwas zu sagen hätte. Es fällt mir meistens sehr schwer, Sätze zu bilden, deswegen höre ich nur zu. Sie redet viel über ihren Mann. Ich habe den Eindruck, dass ihr Mann irgendwie sehr wichtig ist in der "Welt draußen". Ich habe auch keinerlei Kenntnisse über diese Welt.

Normalerweise vergesse ich die Dinge, die sie erzählt in dem Moment, in dem ich einschlafe.

Meine Pflichten sind nicht kompliziert. Ich kann die Tätigkeiten ohne nachzudenken oder ohne Anstrengung durchführen. Sogar am ersten Tag wusste ich automatisch, was zu tun war. Ich weiß es immer noch. Manchmal frage ich mich, wie es wäre, draußen zu arbeiten. Oder etwas zu bauen. Die Männer müssen draußen arbeiten und Dinge bauen. Ich denke, dass ich das auch gern tun würde, aber ich bin mir sicher, dass ich nicht wissen würde wie. Dafür wurde ich nicht geschaffen.

Ich scheine die einzige zu sein, die sich über andere Aufgaben Gedanken macht, über das Leben in der Welt da draußen. Die anderen scheinen zufrieden zu sein. Wenn wir uns wieder zum Abendessen versammeln, beschwert sich niemand über Langeweile oder Ruhelosigkeit. Niemand beschwert sich über die Leere.

Die Tage sind lang, aber die Nächte sind schlimmer. Nachtruhe ist um 21 Uhr. Nachtruhe war immer um 21:00 Uhr. Ich frage mich, warum ich um 21 Uhr nie müde bin. Ich teile mir mein Schlafzimmer mit drei anderen Frauen. Die gehen um 21 Uhr ins Bett und schlafen ohne ein weiteres Wort ein. Ich liege sehr lange mit offenen Augen und starrem Körper im Bett. Ich habe den Eindruck, dass ich im Leben vorher kaum vor Mitternacht ins Bett gekommen bin.

Manchmal, während dieser langen Nächte versuche ich, mich zu erinnern. Normalerweise bekomme ich nach einigen Stunden Kopfschmerzen davon. Ich frage mich, ob ich vorher solche Kopfschmerzen kannte. Einmal hatte ich einen kurzen Erinnerungsblitz - nicht mehr, als ein Bild, das durch mein Unterbewusstsein rauschte. Es war ein sehr eigenartiges Bild; ein Mann und ein kleines Mädchen, die auf dem Boden saßen. Der Mann machte ein komisches Gesicht und das Mädchen lächelte. Das Bild schmerzte. Dann war es verschwunden. Mir blieben schlimmere Kopfschmerzen, als ich sie je gehabt hatte und ein so überwältigenden Gefühl von Verlust, dass ich es noch nicht einmal ergründen konnte. Warum bin ich die einzige, die fühlt? Bin ich die einzige, die versucht sich zu erinnern?

Ich denke, dass ich träume, wenn ich schließlich schlafe. Ich kann mich nie an die Träume erinnern.

Dann beginnt wieder der Tag und der Ablauf wiederholt sich. Es war schon immer so.

Heute ist es anders. Heute passiert irgend etwas. Ich sitze auf meinem Stuhl neben dem Sofa der Hausherrin. Sie liegt dort auf ihren Samtkissen, immer noch in Nachtwäsche, obwohl es schon Nachmittag ist. Sie redet über irgendwelchen Ärger, der auf ihren Mann in der Welt draußen zukommt. Ich hoffe, dass es ihm gut geht. Ich weiß nicht, was mit uns passieren würde, wenn er sich nicht mehr um uns kümmern kann.

"Ich bin sehr beunruhigt", sagt sie zu mir. "Es wird wieder von Krieg gesprochen. Warum können nicht alle so lieb wie du sein, mein Schatz?"

Ich zucke mit den Schultern und sie tätschelt sie mit ihrer faltigen Hand. Ich frage mich, was Krieg ist. Ein sehr lautes Geräusch lässt uns beide zusammenzucken. Ihre Hand umfasst meine Schulter fester.

"Oh mein Gott! Ich denke, das war ein Schuss."

Ich frage mich, was ein Schuss ist. Es gibt so vieles, das ich nicht weiß. Ich frage mich, ob ich es jemals gewusst habe. Ein paar mehr von den lauten Geräuschen, von denen die Herrin überzeugt ist, dass es Schüsse sind, dröhnen durch das Haus. Sie verriegelt und verschließt die Tür zu ihrem Zimmer. Sie rennt wieder zu mir und sieht sehr unglücklich aus. Ängstlich? Ist das Angst?

"Wir müssen hier raus. Oh mein Gott! Wir müssen hier raus!"

Sie zieht die Vorhänge auf und schaut aus dem großen Fenster. Ich nehme an, dass sie vorhat herauszuspringen. Diese Schüsse müssen tatsächlich etwas ziemlich schlimmes sein. Aber aus irgendeinem Grund bringt mich ihr Klang zum Lächeln. Es passiert etwas.

"Gott, sie sind auch da draußen."

Ich stehe auf und schaue aus dem Fenster. Dort sind mehrere Männer, die große, eigenartige Dinger in ihren Händen halten. Ich frage mich, ob die Schüsse aus diesen Dingern kommen. Ich frage mich, wie sie durch die Tore gekommen sind. Wenn die reinkommen konnten, warum komme ich dann nicht raus? Ich nehme an, dass ich es niemals wirklich versucht habe.

Die Herrin macht sonderbare Geräusche und es kommt Wasser aus ihren Augen. Ich nehme an, dass das Weinen ist. Ich denke, sie hatte das schon mal erwähnt.

Die lauten Geräusche kommen näher und dann sind sie direkt vor der Tür. Die Herrin scheint im Moment extrem unglücklich zu sein. Ich möchte ihr sagen, dass es okay ist, die Tür ist verschlossen und die Geräusche können nicht herein, aber ich denke, dass ein Teil von mir will, dass sie hereinkommen.

Ich höre mehrmalige hämmernde Geräusche von draußen und dann ist die Tür plötzlich auf. Zwei Männer stehen dort, die ich nie vorher gesehen habe. Männer sind im Zimmer der Herrin nicht gestattet. Ich stehe auf, um ihnen das zu sagen, aber bevor ich irgend etwas sagen kann, macht eines der Dinger, die sie in der Hand halten einen Schuss und die Herrin fällt auf den Boden. Schwarze Flüssigkeit kommt aus ihrer Brust. Blutet sie auf diese Weise?

Ich knie mich neben sie, ein Instinkt, mich in die Linie des Schusses zu stellen verschlingt mich. Die Herrin ist tot. Ich muss auch sterben.

Der Mann, der den Schuss abgefeuert hat, kommt auf mich zu und zieht mich an meinem Arm in die Höhe.

"Hast du gemacht, dass sie stirbt?" frage ich ihn. Er sieht mich eigenartig an. Er hat grüne Augen.

"Scully? Mein Gott, bist du das?"

Ich zucke mit den Schultern. Ich weiß nicht, ob ich ein Scully bin. Ich habe das Wort noch nie gehört.

"Oh mein Gott. Natürlich bist du es. Der Chip. Ich hatte es fast vergessen."

Ich zucke wieder mit den Schultern. Ich weiß nichts von dem Chip, von dem er spricht aber ich bin irgendwie glücklich, dass er hier ist. Obwohl er die Herrin hat sterben lassen. Vielleicht hat er ja eine interessantere Aufgabe für mich.

"Hast du auch gemacht, dass der Master stirbt?" frage ich ihn, plötzlich sehr aufgeregt.

"Gott, das ist so verdammt seltsam. Ich werde dich hier raus holen, Scully."

"Wer ist diese Frau?" fragt der andere Mann. Er ist ein sehr großer Mann. Sie sind beide groß, aber dieser ist größer als jeder andere Mann, den ich gesehen habe. Größer als der Master oder einer der anderen Arbeiter. Der Mann mit den grünen Augen schüttelt seinen Kopf.

"Jemand den ich kannte. Sozusagen. Sie war ... sie hat für das verdammte FBI gearbeitet, falls du dir das vorstellen kannst."

Jemand, den er kannte. Jemand ... jemand aus der Zeit vorher! Jemand, der sich an die Zeit vorher erinnert! Ich wusste nicht, dass solche Menschen existieren.

"Komm Scully, ich bringe dich hier raus."

Er nimmt wieder meinen Arm und ich folge ihm durch das Haus. Viele tote Menschen liegen in den Räumen, durch die wir gehen. Es sind dort auch viele lebende Leute, alle von draußen. Sie alle nehmen Sachen und stopfen sie in Taschen.

Im Vorgarten sind noch mehr tote Menschen. Ist das Krieg?

Der Mann mit den grünen Augen bringt mich zu etwas, dass ich als Auto wiedererkenne, obwohl ich nie in einem gewesen bin. Ich habe den Master darin wegfahren sehen, als ich mal aus dem Fenster geschaut habe. Das Auto hat ihn zu der Welt draußen gebracht. Wir gehen also in die Welt draußen.

Wir sitzen zusammen auf dem Rücksitz und der große Mann setzt sich hinter das Rad. Ein anderer großer Mann setzt sich neben ihn.

"Bring uns schnell hier raus", sagt der Mann, der mich mal kannte zu ihm. Wir fangen an, uns zu bewegen. Sehr schnell. So schnell, dass ich ein eigenartiges Gefühl in meinem Bauch spüre. Es fühlt sich so an, wie die Vögel sich fühlen müssen. Fliegen. Es fühlt sich wie fliegen an.

Als wir aus dem Tor heraus fahren, spüre ich einen Schlag, fast wie Kopfschmerzen, aber stechender. Es schießt durch meinen Kopf und meinen Nacken. Der Mann neben mir dreht sich zu mir um. Sein Gesicht ist mit Bartstoppeln bedeckt. Nicht wie das der Arbeiter. Die rasieren sich jeden Morgen.

Er starrt mich an und ich starre zurück. Wir sprechen eine sehr lange Zeit gar nichts. Es ist schön, bei jemandem zu sein, der nicht so viel redet wie die Herrin.

Wir fahren wortlos in die Nacht. Viele Stunden vergehen und es wird mir klar, dass es wahrscheinlich schon nach 21 Uhr ist. Die Welt draußen ist sehr leer. Während wir fahren sehe ich aus den Fenstern des Autos und dort gibt es nichts als Schmutz. Wir fahren an Orten vorbei, die so aussehen, als wenn dort einmal etwas gewesen wäre, aber sie sind kaputt. Gebäude, die aussehen, als wären sie nicht ganz fertig gebaut. Oder vielleicht waren sie fertig und jemand hat sie kaputtgeschlagen. Es sind keine Menschen da. Die Welt draußen scheint sogar noch langweiliger zu sein, als das Haus des Masters.

Irgendwann erreichen wir ein Gebiet, wo es keinen richtigen Weg mehr gibt. Nur Bäume. Der große Fahrer bringt uns zu den Bäumen. Es ist dort sehr dunkel, aber es scheint so, als wüsste er, wo er hinfährt.

"Ich glaube nicht, dass wir verfolgt werden", sagt er.

"Nein, aber die anderen ... ich fühle mich noch nicht ganz wohl", sagt der mit den grünen Augen.

"Bring uns einfach zurück, Brian. Hoffentlich haben alle soviel Glück wie wir gehabt."

Brian. So nennen sie den Großen. Diese Leute geben sich sonderbare Namen.

"Mich nennt man Vierundzwanzig", melde ich mich zu Wort und jeder im Auto dreht sich zu mir und runzelt die Stirn. Okay, das ist kein besonderer Name. Aber immer noch besser als Scully. Was *ist* überhaupt ein Scully?

"Mein Gott", murmelt der Mann neben mir. Ich nehme an, dass ihm der andere Name besser gefällt.

Ich zucke mit den Schultern und stelle fest, dass es besser war, still zu sein.

Wir fahren wieder eine lange Zeit durch die Bäume und kommen irgendwann zu einer Lichtung. Dort gibt es einen Weg und wir fahren darauf entlang zu einem Gebäude, das so groß ist, dass ich es aus der Ferne erkennen kann. Es sieht sogar größer aus als das Haus des Masters.

"Ist das dein Haus?" frage ich den Mann mit den grünen Augen, der wie ich glaube jetzt mein neuer Meister ist.

"Ich denke, das könnte man so sagen."

Wir fahren durch ein Tor und der Fahrer zeigt einem anderen Mann in einer Kabine so eine Art Karte. Der Kabinenmann schaut zum Rücksitz und lächelt, als er den Master erkennt.

"Freut mich sie wiederzusehen, Sir", sagt er und winkt uns durch.

Als wir näher an das Haus heranfahren, erkenne ich, dass sich drumherum noch weitere Gebäude befinden. Es sieht aus wie auf einem der Bilder, das ich in einem der alten, verbotenen Magazine der Herrin gesehen habe. Sie hatte einen Stapel davon in einer Kiste unter ihrem Bett eingeschlossen. Manchmal hat sie mir die Bilder gezeigt. Trotzdem konnte ich die Schrift nicht lesen. Sie hatte mir ein Bild von einem Ort wie diesem gezeigt und gesagt, "Das haben sie früher ein Gefängnis genannt.. Früher hat man solche Orte gebraucht." Der Ort hatte auch Zäune mit scharfen Spitzen und Wachleute, die dort standen. Ist dieser Ort ein Gefängnis?

Wir fahren zu einem verborgenen Platz unter dem Gebäude, wo noch andere Autos stehen und steigen aus. Die zwei großen Männer gehen in eine Richtung und der Master nimmt mich am Arm und führt mich in eine andere Richtung. Wir gehen einige Stufen hinauf und dann laufen wir durch einen langen Korridor mit vielen Türen. Es ist hier nicht so hübsch wie im Haus des anderen Masters. Die Wände sind grün und der Fußboden ist orange. Es ist hässlich.

Wir gehen noch mal ein paar Treppen hinauf und um einige Ecken, noch mal Treppen, einige verschlossene Türen, zu denen er den Schlüssel hat und schließlich kommen wir dort an, wo wahrscheinlich sein Quartier ist. Das ist eigenartig. Die Frauen durften in dem anderen Haus niemals in das Quartier des Masters.

Das Zimmer meines neuen Masters ist nicht sehr groß. Er hat einen kleinen Tisch, an dem er sicherlich isst, eine kleine Küchenecke und eine Couch. Es gibt ein paar Tischchen und Lampen und ein paar Sachen, die aussehen wie Magazine, aber sie sind größer und haben harte Einbände. Könnten das Bücher sein? Die Herrin hat sich früher immer beschwert, dass wir keine Bücher haben.

"Setz dich", sagt er zu mir und ich setze mich auf den Stuhl neben der Couch. Ich öffne eines der Bücher von dem Tisch neben mir und betrachte die Wörter, die dort auf den Seiten stehen. Ich wünschte ich wüsste, was sie bedeuten.

Er wirft seine Jacke auf die Couch und geht in die Küchenecke. Er legt seine Schussmaschine auf den Tisch und gießt sich ein Glas Wasser ein.

"Möchtest du was trinken?" fragt er mich und ich zucke mit den Schultern. Ich weiß nicht, was ich möchte.

Er seufzt, kommt zurück und setzt sich auf die Couch.

"Scully, weißt du, wer ich bin?"

"Du bist mein neuer Master, von der Welt draußen."

Ich denke, dass das eine gute Antwort war, aber sie scheint ihm nicht zu gefallen.

Er rollt seine Augen und fährt sich mit den Fingern durch sein dunkles Haar.

"Sie haben dich verdammt gut hingekriegt, richtig?"

"Was bedeutet das?"

"Das bedeutet, dass du nicht die Frau bist, an die ich mich erinnere. Scully, sieh mal, du hast die Wahl."

"Was ist eine Wahl?"

Er kneift seine Augen zu und macht ein stöhnendes Geräusch.

"Scully, es ist etwas in dir, in deinem Nacken. Das lässt dich ... das lässt dich nicht mehr du selbst sein. Es lässt dich vergessen. Es lässt zu, dass sie in deinen Kopf gelangen und alles kontrollieren, was du tust, alles, was du fühlst."

Ich verstehe nicht, was er sagt und trotzdem macht es Sinn. Ich habe vergessen. Ich dachte, jeder hätte das, aber dieser hier erinnert sich. Ich möchte wie dieser hier sein. Ich will nicht, dass sie mich kontrollieren. Wer auch immer 'sie' sind.

"Kannst du es raus machen?" frage ich und er nickt.

"Ich kann es raus machen, Scully, aber ... ich muss dir sagen, dass wenn ich es tue, dir etwas schlimmes zustoßen könnte. Du könntest sehr krank werden. Du wirst wahrscheinlich irgendwann Krebs bekommen und dann, es sei denn, wir finden eine Heilung, wirst du sterben."

Er sieht sehr ernst aus. Ich habe keine Angst vor dem Tod. Ich möchte mich erinnern. Ich möchte mich an diesen Fremden mit den grünen Augen erinnern, der mich kennt. Ich möchte wissen, wer der Mann und das kleine Mädchen sind. Ich möchte dieses Buch lesen können.

"Nimm es raus, bitte."

"Scully, bist du sicher? Es wird ... es wird sehr eigenartig für dich sein. Du wirst dich an jede Menge Sachen auf einmal erinnern und nicht alles davon wird schön sein. Ich meine, ich beneide dich in gewisser Weise um deine Unfähigkeit, dich daran zu erinnern, wie es früher war."

"Ich möchte mich erinnern. Bitte mach, dass ich mich erinnern kann."

Er lächelt und ich denke, dass ich dieses Mal meinen neuen Master glücklich gemacht habe.

"Komm her", sagt er und rückt auf der Couch ein Stück zur Seite, so dass ich neben ihm sitzen kann.

"Warte eine Sekunde" Er steht auf und verlässt das Zimmer. Als er wiederkommt, trägt er eine Flasche und ein Zellstofftaschentuch. Und ein Messer, mit dem wir früher unser Essen geschnitten haben. Obwohl es sehr viel schärfer aussieht. Er setzt sich wieder neben mich.

"Dreh dich um."

Ich drehe ihm den Rücken zu. Er legt mein Haar zur Seite über meine Schulter.

"Es ist so lang geworden", murmelt er und ich zucke mit den Schultern.

"Das wird wehtun, Scully. Es tut mir Leid. Ich bin kein Arzt wie du. Wir brauchen einen Arzt. Ich hoffe, dass du dich entscheidest hier zu bleiben. Und Scully, ich möchte, dass du den Chip behältst. Für den Fall, dass du deine Meinung änderst und ihn zurück haben willst."

Bei diesen Worten fühle ich einen scharfen, brennenden Schmerz in meinem Nacken. Es ist furchtbar. Schlimmer als jeder Schmerz, den ich je gefühlt habe. Sein Schneiden und Ziehen scheint unendlich lange zu dauern. Ich beiße auf meine Lippe und versuche, keinen Laut von mir zu geben.

"Es tut mir so Leid", sagt er wieder und dann spüre ich die kühle Flüssigkeit auf der Wunde und einen Verband und ich halte einen kleinen, runden Chip in meiner Hand. "So Leid", sagt er ein letztes Mal. Und dann ... und dann erinnere ich mich.

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Es dauerte jetzt schon einige Nächte. Genau wie vorher. Wie das letzte Mal. Skyland Mountain. Das Ziehen, die Empfindungslosigkeit, die Gefühle und das Fehlen der Gefühle, das sie nicht erklären konnte, aber an das sie sich gut erinnerte. Sie ertappte sich an unzähligen Momenten dabei, mit derselben Sehnsucht, ja fast mit Verlangen, aus dem Fenster zu sehen. Immer nachts. Sie riefen sie. Sie wollten sie zurück. Sie wollte nachts gehen.

Als das Verlangen sie tagsüber befiel, ging sie zu Mulder. Er würde ihr helfen dagegen anzukämpfen. Er würde es aufhören lassen, sie beschützen. Sie würde es ihm sagen. Sie würde es ihm endlich sagen.

Sie fuhr schnell zu seinem Apartment. So schnell, dass sie kaum die Menschen bemerkte, die auf den Straßen starben.

Sie klopfte und ließ sich schließlich selbst ein, als niemand antwortete. Auf der Couch. Er war krank. So krank. Es war so heiß. Juli, es war Juli und im Apartment war die Heizung an und er zitterte und war in eine Wolldecke eingewickelt. Das Band, das sie hielt zerriss, verschwand ins Nichts.

"Scully.. Hilfe", flehte er. Sie wollte um das Gleiche bitten, aber konnte es nicht. Ihn in den Arm nehmen, versuchen ihn warm zu halten, versuchen, ihn nicht zu verlassen. Das Ziehen war fast überwältigend, aber ihr Bedürfnis, sich um ihn zu kümmern war immer noch stärker.

Er schüttelte sich in ihren Armen und sie dachte, dass sie ihn vielleicht küssen sollte. War es zu spät für all das?

"Mulder, du hast Fieber. Ich schau mal nach, ob du Ibuprofen hier hast."

Sie stand auf und er wimmerte, streckte seine Hand nach ihr aus. Sie hoffte, dass sie nicht aus dem Badfenster springen würde. Zitternde Hände, Medizinschrank öffnen, Flasche fallenlassen, einmal, zweimal. Sie schrak bei dem Geräusch zusammen, das die Flasche machte, als sie ein drittes Mal zu Boden fiel.

"Geh nicht, geh nicht, geh nicht", sagte sie ihrem Spiegelbild.

Schreie aus dem Nebenzimmer und Tränen, die ihre Augen füllten.

"Geh nicht..."

Sie rennt zu ihm, aber es ist zu spät. Er liegt auf der Couch, so, wie sie ihn verlassen hat. Kopf auf dem Kissen, Hände schlaff an seiner Seite, aber jetzt ist ein klaffendes, blutiges Loch, wo einmal sein Bauch gewesen ist.

Sein Gesicht, verzerrt zu einer schmerzvollen Grimasse, einer Totenmaske. Sie berührt das Gesicht einmal und weiß, dass sie jetzt gehen kann.

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Ich denke nicht, dass das eine gute Idee war.

Okay, enorme Untertreibung. Das war die schlechteste Idee, die ich je hatte. Ich wusste, dass es schwer für sie werden würde. Ich habe diesen Prozess schon gesehen. Eine Menge Leute hier sind ehemalige Sklaven. Es ist immer schmerzlich. Alle deine Erinnerungen, all deine Gefühle, totale Selbsterkenntnis auf einen allumfassenden Schlag, das kann nicht einfach sein.

Mir war nicht klar, dass es so schlimm sein würde. Ich habe nicht von ihr erwartet, hier zu sitzen und fast zwei Stunden lang an die Wand zu starren, ohne sich zu bewegen, ohne zu sprechen. Ich weiß nicht, ob meine Bewegungen sie erschrecken würden und sie veranlassen, wie ein verschrecktes Tier nach mir zu schlagen, aber mein Hintern fängt an wehzutun und ich will wirklich nur noch ins Bett kriechen und schlafen.

"Scully?"

Sie zuckt ein wenig und dreht sich zu mir. Ihr Gesicht bleibt ungefähr zehn Sekunden lang ausdruckslos und dann scheint ihr ein Licht aufzugehen. Sie kneift ihre Augen zusammen und ihr Mund sieht schmal und ärgerlich aus.

"Du? Du ... Was hast du mir angetan? Oh Gott.."

Ihre Stimme bricht und sie drückt sich in die Ecke der Couch, so weit weg von mir wie möglich.

"Scully ... ich ..."

"Oh Gott", stöhnt sie und vergräbt ihr Gesicht in ihren Händen.

"Was..."

"Ich habe ihn einfach dort gelassen. Ich bin einfach ... gegangen. Oh Gott", jammert sie kaum hörbar in ihre Hände.

"Wovon redest du?"

"Ich bin einfach gegangen", sagt sie wieder. Und wieder. Und wieder. Sie muss sich an die Entführung erinnern. Sie weiß nicht, was für ein Glück es für sie war wegzugehen. Ich habe die Sklaven immer darum beneidet. Sie wurden geholt, bevor wirklich alles zur Hölle ging. Sie scheint allerdings sehr verstört darüber zu sein, dass sie gegangen ist. Sie fängt an, vor und zurück zu wippen und zu zittern.

"Scully, ich glaube nicht, dass du eine Wahl hattest. Eine Menge Leute sind gegangen. Sie haben dich dazu gebracht zu gehen."

"Ich...ich habe ihn verlassen und er war ... er war ... oh Gott."

Ich nehme an, dass 'er' Mulder ist. Ich habe mich eine Zeitlang gefragt, was wohl aus ihm geworden ist. Ich warte darauf, dass er eines Tages zur Tür hereingeplatzt kommt und mir sagt, dass die kleine Widerstandsbewegung, die ich hier am Laufen habe zwar ganz nett ist, aber er könnte er es ganz ohne Zweifel so viel besser. Manchmal muss ich lächeln wenn ich daran denke, dass dieser Tag kommen könnte.

Manchmal macht es mir tatsächlich etwas Hoffnung. Frag nicht, warum.

"Er war was?" frage ich. Und wieder weiß ich nicht warum.

"Er war ... er ..." Sie beugt sich nach vorn und hält sich ihren Bauch.

"Scully?"

"Er war, es war nur ... Blut ... er war ... Gott..."

Verdammte Scheiße. Ich hätte wissen müssen, dass er irgend sowas lahmes machen würde, wie einfach zu sterben, bevor überhaupt alles richtig losgegangen ist. Und anstatt traurig zu sein, oder glücklich oder mich wenigstens im Recht zu fühlen, macht mich diese offensichtliche Nachricht von seinem Ableben wirklich stinksauer.

Scully ist immer noch zusammengekrümmt, ihre Haare hängen in Strähnen über ihr Gesicht, ihr ganzer Körper zittert. Bei allen Heiligen, Mulder. Was für ein Vermächtnis hast du mir da auf meiner Couch hinterlassen.

"Wie konnte ich ihn verlassen? Was für ein .. was habe ich .. ich kann nicht ... ich, ich kann nicht..."

"Scully, atme tief durch. Willst du ein Glas Wasser?"

"Ich kann nicht ... ich kann nicht..", flüstert sie weiter. Ich habe keine Ahnung, wie ich damit umgehen soll. Sollte ich sie alleine lassen? Was, wenn sie mein Zimmer verwüstet? Ich habe gesehen, wie Leute einige ziemlich irre Sachen gemacht habe, nachdem ihnen der Chip entfernt wurde. Sollte ich einfach hier sitzen bleiben und versuchen, weiter mit ihr zu reden? Sollte ich versuchen, sie in ein eigenes Zimmer zu bringen, so dass sie Dinge auf eigene Gefahr zerstört?

Aus irgendeinem Grund gewinnen meine Instinkte gegen meine Logik und ich tue etwas sehr, sehr Dummes. Ich hebe meine Hand und berühre ihren Rücken. Ich kann sogar durch den dünnen Stoff ihres Kartoffelsackkleides spüren, wie kalt ihre Haut ist. Sie steht sicher unter Schock. Einen Moment lang scheint sie nicht zu bemerken, dass ich sie berühre und ich lasse meine Hand auf ihr ruhen in der Hoffnung, sie würde es weiterhin nicht bemerken, aber es würde ein wenig helfen. Kein Glück.

Ihr Kopf schießt plötzlich hoch und ihre Augen, rot und wässrig, verloren und wütend, heften sich auf mein Gesicht.

"Nimm sofort deine Hand weg", knurrt sie durch zusammengebissene Zähne. Ich tue es. Schnell.

"Scully..."

"Was willst du? Warum bin ich hier? Was hast du mit Mulder gemacht?"

Wie habe ich nur geahnt, dass ich schließlich wieder für alles beschuldigt werden würde, was Mulder zugestoßen ist?

"Ich habe nichts mit ihm gemacht."

"WARUM BIN ICH HIER?"

Meine Güte. Ich weiß noch nicht einmal, wo ich anfangen soll. Ich weiß noch nicht einmal, was sie eigentlich meint. Und sie wird immer wütender. Warum habe ich eigentlich erst angefangen, mit ihr zu reden?

"Ich habe dich sozusagen ... gefunden",, bringe ich schwach heraus. Das stimmt, aber sie wird mir das wohl nicht glauben.

"Jaa? Weißt du was. Jetzt, wo du mich 'gefunden' hast, wirst du mir helfen, Mulder zu finden."

"äh..."

Redet sie von seiner Leiche? Oder von ihm? Die Chancen für Ersteres sind minimal und danach zu urteilen, was sie vorher sagte, scheinen die für das Zweitere nicht zu existieren.

"Ist das klar?"

"Scully..."

"Verdammt Krycek, IST DAS KLAR?"

Ich beschließe, dass jetzt nicht die richtige Zeit ist, um mit ihr zu diskutieren.

"Ja, es ist klar."

Mir ist klar, dass dieser Frau eine wirklich furchtbare Enttäuschung bevorsteht. Mir ist klar, dass ich zu dem Zeitpunkt, an dem ihr die Realität bewusst wird, der einzige sein werde, der ihre Scherben aufsammelt. Mir ist klar, dass dies das letzte ist, was sie jemals wollen würde.

Ende Kapitel 1

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Kapitel 2

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Es war einmal ein Mädchen. Sie lebte in einem Haus. Eines Tages brach das Haus zusammen.

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Mulder,

ich schreibe dies in der Hoffnung, dass es dich eines Tages, wo immer du auch bist, erreichen wird und du dich dazu entschließt, zu mir zu kommen.

Ich verstehe, dass du im Moment nicht bei mir sein kannst. Ich habe in den vergangenen Monaten gelernt, das zu akzeptieren, weil ich tief in meinem Herzen weiß, dass du etwas sehr wichtiges, etwas sehr bedeutendes tust. Etwas, das diese Trennung notwendig gemacht hat. Ich bin nicht wütend.

Nicht auf dich. Aber auf sie. Auf die Leute hier bin ich sehr wütend. Die Lügen, die sie mir erzählen sind unverzeihlich. Ich würde hier weggehen, wenn ich wüsste wohin. Aber die Welt hat sich verändert und ich denke, dass ich nicht mehr weiß, wie man überlebt. Manchmal bin ich tatsächlich überrascht, die Sonne jeden Tag auf- und untergehen zu sehen. Wie kann sie das weiterhin tun? Und der Schnee. Es schneit weiterhin so wie früher.

Ich frage mich, ob es dort schneit, wo du jetzt bist.

Ich frage mich, ob du sicher bist, ob du es warm hast. Wir waren so dumm, Mulder. So unvorbereitet. Wir haben es nicht verstanden.

Als ich ein kleines Mädchen war, hatte mein Bruder Charlie eine Ameisenfarm. Er hielt sie in einem Glaskasten auf seinem Schrank. Er beobachtete sie, wie sie ihre Städte bauten und ihr Leben lebten, jeden Tag, stundenlang. Eines Tages hat Bill beschlossen, dass er Charlie nicht mehr leiden kann und hat seine Ameisenfarm gestohlen. Er brachte sie nach draußen und kippte sie auf die Erde. Dann zertrat er einige von ihnen mit seinen Turnschuhen. Andere schnappte er und riss ihnen die Beine aus. An anderen testete er seine Lupe und versengte sie mit gebündelten Sonnenstrahlen. Einige schafften es, seiner Tyrannei zu entkommen und ich nehme an, dass sie hinten im Garten Ameisenhaufen gebaut haben. Ich dachte damals, dass das grob und gemein Charlie gegenüber war. Aber nicht gegenüber den Ameisen.

Als ich auf der Highschool war, mussten wir einen Frosch sezieren. Wir haben das alle ekelerregend gefunden, aber niemand fragte, wo sie die Frösche herhatten. Wir haben ja gelernt.

Das College, auf das ich gegangen bin, war auf einem ehemaligen Sumpfgelände gebaut worden. Sie mussten ihn trockenlegen und alles umbringen, was dort gelebt hatte, um die Wohnheime zu bauen. Wir wollten nur einen Ort zum Wohnen.

Im Medizinstudium haben wir mit Ratten experimentiert. Wir wollten versuchen, Menschen zu helfen.

Wir scheinen immer mehr Rechtfertigungen zu brauchen, je höher wir auf der Leiter der Evolution klettern, je mehr Qualen wir verursachen, aber es hat uns nie aufgehalten. Wer hätte gedacht, dass es noch etwas höheres geben könnte? Etwas, das auf uns herabschaut und denkt, Ratten, Frösche, Ameisen? Etwas, das sich genauso sicher ist, wie wir es immer waren, dass es zu einem höheren Zweck das Opfer wert ist? Du hast das gedacht, nehme ich an. Es ist nicht wirklich so unglaublich. Selbst ich als Wissenschaftlerin hätte es kommen sehen müssen.

Ich erinnere mich jetzt Mulder. Ich erinnere mich an den Tag, an dem sie kamen. Sie haben mit uns gesprochen. Nicht so, wie wir miteinander reden, sondern so, wie wir mit unseren Haustieren reden. Mit Hunden. Wir sagen sitz, platz, dreh dich, aber wir sagen ihnen nie, warum. Wir erklären ihnen nicht, warum wir uns dazu entschlossen haben, nach Florida zu ziehen, oder warum der Tierarzt ihnen eine Spritze geben muss. Oder wenn wir es tun, dann bitten wir sie sicher nicht um ihre Meinung. Sie haben uns nicht gefragt. Und sie haben uns nichts gesagt. Und wir hätten sie wahrscheinlich auch nicht verstanden, wenn sie es versucht hätten. Nach all dem Mulder, kennen wir immer noch nicht die Wahrheit. Wir wissen immer noch nicht mehr über sie, als unsere Hunde über uns wissen.

Ich erinnere mich daran, Sklavin gewesen zu sein. Jede Nacht erlebe ich den Horror in meinen Träumen. Ich erinnere mich daran, wie es ist, sich nicht zu erinnern. Keinen Willen zu haben, keine Stärke, keine Wut. Ich erinnere mich aber nicht daran, was ich tun musste. Nur an das, was ich nicht gefühlt habe.

Ich erinnere mich daran, dich zu sehen, das, von dem ich dachte, dass du es wärst, sterbend, tot, blutend. Ich weiß, dass das alles eine Illusion war, dass es jemand anderes war, aber zu der Zeit war es die schrecklichste Sache, die ich je erlebt habe.

Gott sei Dank verstehe ich es jetzt. Ich erkenne, dass es eine Lüge war, ein Trick, um mich auf die Seite der Entführer zu ziehen, dich zu verlassen.

Krycek, er denkt, dass er mir Dokumente und Bilder zeigen kann und ich dann einfach die Lüge akzeptieren werde und dich gehen lasse. Er denkt, er kann mich wieder vergessen lassen.

Ich hasse ihn.

Ich hasse sie alle, Mulder. Ich hasse jeden den ich sehe dafür, dass er hier bei mir ist, wenn du so weit weg bist. Aber die Menschen hier kümmern sich um mich und ich bin sicher, dass sie das gleiche auch für dich tun würden. Sie geben mir warme Sachen und ein eigenes Zimmer. Ich lebe in einem Studentenzimmer, Mulder. Einem winzig kleinen Studentenzimmer. Jede Nacht versuche ich mir vorzustellen, wie du in eines dieser Miniatur Doppelstockbetten kriechst und deine riesigen Füße am Fußende heraushängen. Manchmal muss ich darüber lächeln. Ich esse in einer Speisehalle. Bei jeder Mahlzeit die ich esse, stanzt eine Frau ein Loch in die weiße Karte, die ich bekommen habe. Zwei Mahlzeiten stehen uns am Tag zu. Meinen anderweitigen Bedarf kann ich in einem großen Lagerhaus mit einer anderen Karte decken. Ich habe gestern meine Regel bekommen und war ziemlich bestürzt, feststellen zu müssen, dass uns nur zwei Tampons pro Monat zustehen. Für den Rest der Zeit müssen wir Binden verwenden. Ich nehme an, dass wir dankbar sein können, dass wir überhaupt welche bekommen.

Ich bin nicht ganz sicher, woher sie diese Vorräte beziehen. Es scheint, als wenn die Situation schwierig, aber nicht völlig verzweifelt ist. Es gibt hier eine Farm, auf der viele Leute täglich arbeiten. Eine Menge von den Lebensmitteln, die wir hier essen, wurden hier angebaut. Aber jetzt ist es Winter und sie können sich nicht mit allem selbst versorgen. Sie haben Verbindungen. Verbindungen, die Alex Krycek schon vor langer Zeit geknüpft hat, während wir in einem feuchten Kellerbüro unsere Spielchen gespielt haben. Verbindungen zu der Rasse der Rebellen. Es ist eine dürftige Allianz, so wie alle von Kryceks Allianzen, aber sie ist für beide Seiten von Vorteil.

Er hat ihre Arbeit gemacht, als er mich gefunden hat, einen Krieg geführt gegen die Agenten der Kolonisten auf der Erde. Mein 'Master' war einer von ihnen. Ein Verräter an seiner eigenen Rasse, an seinem eigenen Planeten. Ein Mann, der lieber gewählt hat, zu einem Mutanten gemacht zu werden, zu einem von ihnen zu werden, anstatt zu kämpfen. Das ist es zumindestens, was Krycek sagt.

Ich kann nicht anders als mich zu fragen, warum es so sein muss. So wenige Menschen haben es geschafft, den Erstangriff zu überstehen. Warum mussten die Glücklichen überleben, nur um deren Arbeit der Zerstörung unserer Spezies fortzuführen, uns gegenseitig umzubringen aus Gründen, die nichts mit uns zu tun haben, für Kreaturen, die im Himmel leben, die über uns schweben und uns dabei zusehen, wie wir uns gegenseitig ihretwegen zerstören, eine Gruppe von Söldnern.

Es erinnert mich an die Kriege, die vor so langer Zeit um Amerika geführt wurden.

An die Spanier und Franzosen und Engländer, die sich gegenseitig umgebracht haben für ein Stück Land, das keinem von ihnen gehörte, an die Eingeborenen, die sich mit ihnen verbündet haben, immer auf die Seite geschlagen haben, deren Macht ihrem Stamm die größte Chance auf das Überleben zu versprechen schien, mehr Vorräte für das tägliche Leben, mehr von dem, was dem Stamm am wertvollsten erschien. Krycek scheint für seinen Stamm die Freiheit gewählt zu haben. Er kämpft für die gesichtslosen Rebellen, setzt sein Leben aufs Spiel für ihren Krieg, so dass er und seine Leute hier in relativer Sicherheit leben können.

Ich kann ihn für seine Entscheidung nicht verurteilen. Ohne sie wären viele dieser Menschen sicher tot. Und ich wäre noch immer Sklavin. Ich bin mir nicht sicher, wie lange diese Gruppe schon hier lebt, wie lange ihnen schon gestattet wird, hier zu existieren. Ich weiß nicht, wie sie es geschafft haben, sich am Anfang der Unterwerfung unter Das Gesetz zu entziehen und ich weiß nicht, ob es noch andere wie sie gibt. Wir sind hier verborgen in diesem kalten Niemandsland im Osten Kanadas, weit weg von den Ansiedlungen. Vielleicht wissen sie nicht, wo wir sind. Oder vielleicht sind sie völlig inkonsequent. Vielleicht sind wir wie diese Ameisen, die es geschafft haben, meinem Bruder zu entkommen. Er hat sich nie die Mühe gemacht, sie zu fangen.

Ich frage mich, wo Bill ist. Und Charlie. Mom...

Ich versuche nicht an sie zu denken, Mulder, aber manchmal kann ich es nicht verhindern. Manchmal erscheinen sie in meinen Träumen und sagen mir, dass sie gegangen sind, dass ich ohne sie weitermachen muss. Ich möchte ihnen nicht glauben. Ich weiß nicht, was ich tun soll. Ich denke, dass es dir hier mit mir gefallen würde, Mulder. Ich denke, das hier könnte der beste Ort für uns sein. Wir könnten hier in Sicherheit sein. Wenigstens wären wir frei.

Ich vermisse dich, Mulder. Ich bin so einsam hier. Ich hoffe, dass du dich entschließt, zu mir zurückzukehren, wenn du das hier erhältst.

Für immer die Deine

Scully

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Ich stecke den zusammengefalteten Brief in die Tasche meines dicken, weißen Parkas, setzte meine Wollmütze auf und ziehe meine Fäustlinge an und drücke die schwere Metalltür mit meiner Schulter auf. Heute weht ein starker Wind und der stellt einen ziemliche großen Widerstand dar. Ich muss mich mit meinem ganzen Gewicht gegen die Tür werfen.

Als ich schließlich draußen bin wird mir klar, dass die Kälte bis unter meine Haut dringt, obwohl ich so dick eingepackt bin. Der Himmel ist grau und verhangen, aber bis jetzt hat es noch nicht geschneit. Der Weg, der von dem Gebäude in dem ich wohne zur Bibliothek führt ist einer der häufig benutzten Pfade, so dass der Schnee und das Eis dort nicht ganz so hoch aufgetürmt sind, wie auf den anderen Wegen. Es ist kein fürchterlich schwieriger Spaziergang. Das ist gut für mich, weil ich mir ziemlich sicher bin, dass es in der Nähe der Bibliothek einen Briefkasten geben wird.

Soweit ich es beurteilen kann, ist das sechsstöckige Bibliotheksgebäude das größte hier. Abgesehen von der Speisehalle, die zum Glück nur zwei Schritte von meiner Unterkunft entfernt ist, befinden sich die meisten der öffentlichen Einrichtungen entweder in der Bibliothek oder in den kleineren Gebäuden in deren Nähe.

Auf dem halben Weg zwischen meiner Unterkunft und dem Gebäude, in dem die Bibliothek untergebracht ist, befindet sich Patterson Hall und als ich dort ankomme seufze ich etwas erleichtert, weil nun schon der halbe Weg hinter mir liegt. In diesem Gebäude wird all das geplant und organisiert, was diese Gemeinschaft betrifft. Ich war noch nicht wirklich dort drin, aber sicherlich sind dort die Büros der Vorstände der verschiedenen Komitees, sowie Konferenzräume und ein großer Vorlesungssaal.

Als ich an dem Gebäude vorbeilaufe, sehe ich einen Mann auf mich zukommen, der erste Mensch, den ich heute draußen sehe. Ich kann nicht sagen wer es ist, weil eine schwarze Skimaske sein Gesicht bedeckt. Ich wünschte, ich hätte meine angezogen. Meine Wangen sind fast taub.

Als er näher kommt sehe ich, dass seine schwarzen Jeans ein Loch am Knie haben und er darunter lange weiße Unterhosen trägt. Das wäre für mich eine ebenso gute Idee gewesen.

"Scully?" ruft er, den Wind übertönend. Es fängt an leicht zu schneien.

Er erreicht den Haupteingang von Patterson Hall und winkt mir zu, dass ich ihm folgen möge. Vielleicht ist dort ja der Briefkasten. Er schließt die Tür auf und wir gehen gemeinsam hinein. Die plötzliche Wärme schmerzt auf meinem Gesicht.

Er zieht sich seine Maske mit einer vertrauten Grimasse aus.

"Scully, was machst du heute draußen? Es sind mindestens 40 Grad unter Null."

"Wo ist der Briefkasten, Krycek?"

Er zieht seine Augenbrauen zusammen und setzt sich auf eine kleine Holzbank. Es scheint in dieser Halle die einzige Sitzmöglichkeit zu sein, also setze ich mich neben ihn.

"Der was?"

"Der Briefkasten. Ich habe einen Brief, den ich wegschicken muss. Und ich brauche einen Umschlag. Ich konnte im Lagerhaus keinen finden."

"Es gibt...es gibt keinen Briefkasten. Es gibt keine Post mehr, Scully."

"Keine Post?"

Panik schießt in mir hoch und raubt mir den Atem. Wie kann es keine Post geben? Wie soll ich meinen Brief wegschicken?

"Nicht zu dieser Jahreszeit. Die Straßen sind unpassierbar. Nichts kommt hier heraus oder herein, es sei denn, es kommt von..." er verstummt und zeigt himmelwärts.

"Gut, dann schicken wir es so."

"Scully, so funktioniert es nicht. Sie werden nicht..."

Er seufzt schwer und schüttelt seinen Kopf, offensichtlich zu ungeduldig, um mir alles vollständig zu erklären. Er macht das oft.

"Was hast du eigentlich zu verschicken?"

Ich überlege eine Weile hin und her, ob ich es ihm zeigen soll. Es ist ein privater Brief, aber wenn er sieht wie wichtig er ist, wird er mir vielleicht helfen, einen Weg zu finden, wie wir ihn an die richtige Stelle bringen können. Ich greife in meine Tasche, ziehe das Blatt heraus und gebe es ihm.

Während er liest, ist sein Gesicht ausdruckslos. Als er fertig ist, schließt er sehr lange seine Augen. Als er sie schließlich wieder öffnet, mag ich nicht, was ich darin sehen kann. Es sieht wie Mitleid aus.

"Scully, du kannst nicht..."

Er atmet tief durch und fährt sich mit den Fingern durch die Haare, schaut von mir weg aus dem Fenster.

"Du kannst das nicht wegschicken."

"Warum nicht?"

"Aus mehr Gründen, als ich überhaupt aufzählen kann. Zuerst einmal, Scully ...Mulder....Mulder ist tot."

Nein. Noch mehr Lügen. Ich hätte es besser wissen müssen, als ihn um Hilfe zu bitten. Mein Gott Mulder, warum kannst du nicht herkommen, und dafür sorgen, dass er aufhört, all diese Lügen über dich zu erzählen?

Ich reiße das Papier aus seiner Hand und stecke es in meine Tasche, während ich versuche, Tränen der Wut und der Frustration zurückzuhalten. Ich stehe auf, weil ich weg muss von Alex Krycek und seinen dummen, erbärmlichen Lügen. Aber er lässt mich nicht gehen. Er packt mich mit der Hand, an der er einen schwarzen Lederhandschuh trägt, an meinem Ärmel.

"Scully, warte. Selbst wenn er noch lebt, du kannst nicht einfach einen Brief los schicken, auf dessen Umschlag 'Mulder' steht und erwarten, dass er ihn bekommt. Und selbst wenn du das könntest, du kannst nicht einfach solche Briefe los schicken! Das ist ... wenn das die falschen Leute lesen, Scully, dann sind wir tot. Verstehst du das? Es gibt bestimmte Dinge, die du nicht einfach in einem Brief ausplaudern kannst. Du kannst nicht..."

"Geh zur Hölle", flüstere ich, befreie meinen Arm aus seinem Griff und renne aus der Tür, zurück in die Kälte. Ich werde es selbst hinbekommen. Ich werde dich finden, Mulder. Mit oder ohne Hilfe.

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Es ist jetzt fast neun Monate her, seit ich Dana Scully gefunden habe, hirntot und ihrer Seele beraubt in der Villa eines Verräters. Neun absolut schreckliche Monate.

Es sind drei Monate, seit ich sie fand, als sie ziellos durch den Schnee wanderte, ein Stück Papier an sich gedrückt wie ein kleines Mädchen mit einem Brief an den Weihnachtsmann. Es war mir bis dahin nicht klar, wie schlimm es wirklich war. Meine Quellen hatten mir einige Wochen vorher die Dokumente beschafft, die Beweise für Mulders Tod und ich habe wirklich geglaubt, dass sie denen Glauben schenken würde. Sie hatte nicht viel gegessen oder geredet seit ich ihr die Papiere gezeigt hatte, aber das war damals ebenso  wenig ungewöhnlich für sie, wie es das jetzt ist. Ich habe gedacht, dass sie still um ihn trauert.

An diesem Tag ist mir klar geworden, dass sie noch gar nicht angefangen hatte, ihren Verlust zu betrauern. Sie hat sich vollständig Illusionen hingegeben.

Ich nehme an, dass Leugnen das erste Stadium eines schwierigen Prozesses ist, und Scullys Leugnen war lang und traurig. Ich musste sie wie einen Sack Kartoffeln über meiner Schulter zurücktragen, nachdem ich sie einige Stunden nach unserem Gespräch über den Brief halb bewusstlos zusammengekauert unter einem Baum gefunden hatte. Sie hielt das Papier noch immer in ihren blaugefrorenen Händen, suchte immer noch nach dem sagenumwobenen Briefkasten. Es war der mitleiderregendste Anblick, den ich je gesehen habe.

Die folgenden Wochen waren noch schlimmer, als die vorher. Sie wurde täglich dünner und blasser und sie sprach weder mit mir noch mit irgend jemand anderem. Es war schlimm. Aber es war noch nie so schlimm, wie in den vergangenen zwei Wochen.

Vor zwei Wochen hat sie sich entschlossen mir zu glauben, den Beweisen, den Dokumenten zu glauben, die ich gefunden hatte. Vor zwei Wochen hat sie endlich angefangen, Mulder gehen zu lassen.

Ich habe gerade mein Mittag in der Cafeteria gegessen, als ich sie sah. Sie stand in der Reihe, wartete auf ihr Essen, als ihr Gesicht plötzlich geisterhaft weiß wurde, sie ihren Teller auf den Boden fallen ließ und dieser in Millionen Scherben zersprang. Ich rannte zu ihr, hielt sie an den Schultern und sah in ihre Augen - und ich wusste es sofort.

"Er ist gegangen. Ich kann ihn nicht fühlen. Er ist gegangen", das hat sie gesagt. Ich brachte sie in ihr Zimmer zurück und sie setzte sich auf ihr Bett und rollte sich zu einer Kugel zusammen. Ich erwartete, dass sie weinen oder mich vielleicht rausschmeißen würde. Aber sie hat gar nichts getan, hat bis jetzt nichts getan. Nicht das geringste. Ich habe nicht ein einziges Mal gesehen, dass sie ihr Zimmer seit diesem Tag verlassen hätte.

Ich habe ihr seitdem jeden Tag Essen gebracht, da sie selbst ja nicht mehr in die Cafeteria geht. Ich lasse ihr einen vollen Teller am Vormittag da und noch mal einen um 18:00 Uhr. Normalerweise fehlen höchstens ein paar Bissen von den Mahlzeiten, wenn ich komme, um die Teller wieder abzuholen.

Gestern habe ich ihre Haare gebürstet. Sie sind schon bis zur Mitte ihres Rückens gewachsen und ich nehme an, dass sie ziemlich schön sein könnten, wenn sie sich darum kümmern würde. In letzter Zeit hängen sie über ihr Gesicht in fettigen, filzigen Strähnen. Ich sagte ihr, dass sie bald Dread-Locks haben würde, wenn sie mich sie nicht mal kämmen lassen würde. Sie hat darauf nicht reagiert, also habe ich es gemacht.

Es macht mich krank. Zuzusehen, wie sie sich in diese leere Hülle einer Frau verwandelt, dieses erbärmliche Sylvia-Plath-Imitat, das ist nur zu symbolisch dafür, wie die ganze Welt zugrunde gerichtet wurde. Und außerdem ist sie eine Belastung geworden, sie nimmt uns Platz und Ressourcen weg und gibt nichts zurück. Wir können sie uns nicht leisten. Ich kann sie mir nicht leisten. Ich kann nicht meine Tage damit verbringen, Kindermädchen für eine verrückte Frau zu spielen, die sich noch nicht einmal erholen *will*. Wenn es ihr nicht bald besser geht, werde ich sie wegschicken müssen. Ich möchte nicht, dass das passiert.

Ich kann nicht fassen, dass es März ist. Es war ein langer, tödlicher Winter. Endlos. Kälter als normal und sogar mehr Schnee. Das Gefühl des Eingesperrtseins ist überwältigend. Nur allein der Weg von der Cafeteria zu Scullys Zimmer ist eine Qual, wegen des Windes, des bitteren, schmerzhaften Windes und des Eises auf dem Boden.

Ich frage mich, wie die anderen das ertragen können. Ich laufe an Gruppen von ihnen vorbei, die sich zusammengefunden haben, mit ihren gebrauchten Wollmützen und Fausthandschuhen, die trotz der Unannehmlichkeiten lachen und sich freuen. So lange, bis sie mich sehen. Als sie mich sehen, setzen sie ernste Gesichter auf, nicken und zerstreuen sich in verschiedene Richtungen. Sie haben Angst. Vor mir.

Es überrascht mich immer noch. Manchmal amüsiert es mich. Eine ganze Gemeinschaft, zur Zeit fast vierhundert Leute, und sie haben alle Angst vor mir. Sie respektieren mich. Sie sehen zu mir auf. Ich bin hier der Chef, das erste Mal in meinem Leben. Obwohl ich nie erwartet hätte, dass es genau auf diese Weise passiert, ist es genau das, was ich immer gesucht habe, wonach ich mich gesehnt habe und dem ich immer hinterher gejagt bin. Das ist es, wofür ich alle Anzeichen für ein normales Leben geopfert habe. Ich sollte glücklich sein wie ein Schwein im Schlamm. Und manchmal bin ich es. Manchmal. Trotzdem wünschte ich manchmal, dass es nicht die Vernichtung der ganzen Welt gebraucht hätte, damit ich das Kommando habe.

Als ich an ihrer Tür ankomme, öffne ich diese ohne überhaupt darüber nachzudenken, vorher zu klopfen. Ich habe vor einigen Tagen endlich eingesehen, dass sie nie geantwortet hat, wenn ich angeklopft habe, also bin ich seitdem einfach immer gleich reingegangen. Es ist ja nicht so, dass sie jemals irgendwas privates machen würde. Sie tut niemals auch nur irgend etwas.

Es ist die selbe Tragödie wie immer, sie hat ihre Knie an ihren Oberkörper gezogen, die Haare sind zerzaust, sie wippt vor und zurück wie eine Geisteskranke in einem schlechten Film und schaut auf ihren Arm hinunter. Ich folge ihrem Blick zu ihrer linken Hand, die sie zu einer Faust geballt hat, der Arm ruht auf ihrem angewinkelten Oberschenkel und ihre rechte Hand schneidet präzise und gekonnt in ihr Fleisch. Eine Spur von Rot färbt das Porzellan ihres Handgelenks und ein Moment lang sind wir beide so erschüttert, dass wir nur zusehen können. Sie mit unbeteiligter Neugier, ich mit erschrockenem Verständnis.

Ich schaue auf ihre Arme, auf das Messer, auf das Tablett auf dem Tisch, ein unberührtes Stück Fleisch auf einem Teller und eine unbenutzte Gabel daneben. Kein Messer.

Die Sekunden scheinen zur Ewigkeit zu werden, wir zwei starren auf die Spur von Blut, die breiter wird und anfängt zu tropfen, bis sie schließlich zu mir hoch und direkt in meine Augen schaut. Damit bricht sie meine Starre und bringt wieder Leben in meinen Körper. Das Tablett, dass ich auf meiner Armprothese balanciert habe, klirrt zu Boden und das Geräusch zerbrechenden Glases erfüllt den Raum.

"Scully...SCULLY!"

Ich knie mich vor sie hin und halte meine Hand auf.

"Gib mir das Messer."

Sie zwinkerte und ich kann kaum einen Funken des Wiedererkennens in ihren Augen sehen.

"GIB MIR DAS MESSER!"

Keine Reaktion. Ich greife nach dem verdammten Ding, bemerke abwesend, dass ich es an der Klinge angefasst habe und das auch noch mit meiner richtigen Hand und dass ich vermutlich selbst verbluten werde, und entwinde es aus ihrem schwachen Griff. Ich lasse es mit einem weiteren Klirren auf den Boden fallen und mein Verstand scheint durch die Macht meiner Panik fast zu implodieren. Ich weiß absolut nicht, was ich tun soll. Ich fasse sie an den Schultern und schüttle sie.

"WAS ZUM TEUFEL TUST DU DA?"

Sie starrt mich immer noch an und sie blutet immer noch. Ich schaue mich verzweifelt nach etwas um, womit ich die Blutung stoppen könnte. Socken. Sie hat Socken an. Ich nehme ihren Fuß in meine Hand, ziehe sie aus und mache daraus einen Notverband. Es ist nicht unbedingt die Medizin des Jahrtausends, aber es wird reichen.

"Verdammt Scully, ich weiß, du bist da drin. Sag etwas. Irgendwas."

Mein grauen Zellen fangen schließlich wieder an zu arbeiten und mir fällt ein, dass es vielleicht eine gute Idee wäre, sie auf die Krankenstation zu bringen. Die Socke wird schon rot. Ich versuche aufzustehen und sie über eine Schulter zu werfen, aber sie ist so schlapp und leblos, dass es beinahe unmöglich ist, sie zu fassen zu bekommen. Sie gleitet durch meine Finger und sinkt wieder nach unten.

"Scully, du musst zu einem Arzt. Du musst aufstehen. Komm schon."

Ich greife wieder nach ihr und sie zuckt ein wenig zurück.

"Lass mich einfach sterben", sagt sie, so leise, dass ich es kaum verstehe und rollt sich wieder auf ihrem Bett zusammen. Es ist das erste, was sie seit zwei Wochen gesagt hat.

Lass mich einfach sterben, hat sie gesagt. Was zur Hölle denkt sie sich? Das es heutzutage ein Recht auf Leben gibt? Das es ein Geschenk ist? Hat sie denn keine Ahnung, was für ein verdammtes Glück sie hat? Es gibt ein paar Sachen, für die ich absolut keine Geduld habe und diese Sorte abstoßendes Selbstmitleid ist eine davon.

"Verdammt Scully, was ist dein Problem? Weißt du nicht, was du für ein Glück hast, am Leben zu sein? Wie kannst du das wegwerfen?"

Sie starrt durch mich hindurch, ihr Kopf sinkt auf die Matratze und ihre Arme hängen jetzt kraftlos an ihrer Seite.

"Ich muss gehen...Ich muss zu ihm gehen. Er wird nach mir suchen. Er braucht mich an seiner Seite dort."

"Er ist tot, Scully. TOT. Er sucht nicht nach dir. Er tut gar nichts. Er ist GEGANGEN. Das heißt nicht, dass du auch gehen musst. Er würde das nicht wollen, Scully. Er würde nicht wollen, dass du das tust."

Ich knie vor ihr, diese verdammte Panik kocht wieder in meiner Brust und ich drücke ihre Oberarme und schüttle sie.

"Du musst das nicht tun! TU DAS NICHT. Verdammt, sieh mich an! SIEH MICH AN!"

Ihr Blick trifft meinen und diesmal gibt es dort eine Reaktion, eine Änderung. Vom völligen Fehlen des Erkennens zu plötzlicher, finsterer Wut. Ihre Augenbrauen, sind zusammengekniffen und ihre Pupillen geweitet und sie spuckt mir ins Gesicht.

"Nimm deine Hände von mir", flüstert sie mit leicht spürbarer Emotion. Mehr, als ich seit Ewigkeiten von ihr gesehen habe.

"Wir müssen zum Arzt gehen Scully. Du..."

"Nein. Du solltest tot sein. WARUM BIST DU NICHT TOT?"

Plötzlich ist sie auf dem Boden und angelt wieder nach ihrem Messer. Ich sehe, wie sich ihre rechte Hand fast um den Griff schließt und setzte meinen Fuß fest auf ihr Handgelenk.

"Ich denke nicht daran, Scully."

Ich greife nach unten, hebe das verdammte Ding auf und stecke es in meine Jackentasche, wobei ich mir eine geistige Notiz mache, Scully nie wieder Essen zu bringen, das man schneiden muss.

"Du...du solltest tot sein. DU! WARUM NICHT DU?"

Warum, das ist eine gute Frage. Es ist sogar so, dass ich mich das selbst schon ein paar Mal gefragt habe. Wohl aus dem gleichen Grund, aus dem all die andern noch lebenden Menschen es geschafft haben zu überleben. Ich war willens zu tun, was nötig war, um den Impfstoff in meine Hände zu bekommen. Das Überleben des Stärksten. Obwohl das nicht das ist, was sie mich gefragt hat. Sie will wissen, wie das Schicksal so grausam sein konnte, einen ekelhaften Speichellecker wie mich überleben zu lassen und dafür ihren geliebten Engel Mulder zur Strecke zu bringen. Warum ich und nicht er. Warum er und nicht ich.

"Steh vom Boden auf und komm mit mir zum Arzt, Scully. Das hier wird ihn nicht zurückbringen."

"Lass mich gehen. Lass mich einfach zu ihm gehen..."

"HÖR AUF! WACH AUF! Du wirst nicht zu ihm gehen, wenn du dich umbringst. Du wirst nirgendwohin gehen. Du wirst einfach sterben. Das ist alles, was passieren wird, Scully. Du siehst keinen weißen Tunnel mit Mulder am Ende. Du läufst nicht mir ihm gemeinsam in den Sonnenuntergang des Lebens nach dem Tod. DU STIRBST! Du stirbst und verrottest in der Erde und das ist alles."

"SEI RUHIG! Hör auf! Hör auf!"

Sie kommt auf ihre Füße und bevor ich überhaupt mitbekomme, was zum Teufel eigentlich vorgeht, prügeln ihre Fäuste auf meine Brust ein. Ihr plötzlicher Anfall von Stärke überrascht mich so sehr, dass ich buchstäblich fast umfalle.

"Du bist ein verlogenes Stück DRECK! Das passiert nicht...nicht...nicht ihm...nicht Mulder...Mulder...Mu..."

Ich schaffe es schließlich, ihre fliegenden Hände festzuhalten und sie sinkt gegen mich.

"Mulder", flüstert sie und eine einsame Träne rollt ihre Wange hinab. Ich habe das Gefühl, es ist die erste von vielen.

Ende Kapitel 2

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Kapitel 3

Heute habe ich die Sonne gesehen.

Der Winter hier ist lang. Er beginnt im Oktober und nach allem, was ich so gehört habe, dauert er oft bis Mitte April. Der Himmel ist jeden Tag grau. Der Schnee türmt sich höher auf, als manche Gebäude hoch sind. Die Kälte...die Kälte ist überall. Die Sonne steht nur für einige Stunden am Tag am Himmel und dann ist sie immer wolkenverhangen.

Heute ist der erste April. Heute habe ich die Sonne gesehen.

Ich bin an diesem Nachmittag spazieren gegangen. Es war warm genug, dass man einige Stunden draußen sein konnte, ohne sich um Erfrierungen Gedanken machen zu müssen, aber nicht so warm, dass der Schnee schmelzen würde.

Ich habe ihn dreißig Meter hinter dem Forschungszentrum gefunden, dort, wo der Wald beginnt, auf der anderen Seite des Zaunes. Ich sah seine Mutter dort, Eiszapfen hingen an ihrer Schnauze, die Augen waren geöffnet. Ich bat den Wachposten, das Tor für mich zu öffnen und mich zu ihr gehen zu lassen. Ich bin mir nicht sicher, warum.

Ich kniete mich neben sie und berührte sie, obwohl ich wusste, dass sie schon tot war, aber ich konnte nicht anders. Sie schien so friedlich und ich wollte das auch fühlen.

Ich fuhr mit den Fingern über ihre Nase. Sie war kalt und nass.

Dann hörte ich das Winseln. Ich hob ihren Körper so vorsichtig wie möglich an und legte ihn neben ihren Sohn, einen zappelnden, schnüffelnden, sehr lebendigen Rottweiler Welpen. Er war vielleicht vier Wochen alt. Er war kalt und unglücklich, wahrscheinlich hungrig, aber er war am Leben. Sie hatte sein Leben gerettet, hatte ihn unter ihrem Körper geschützt und trocken gehalten.

Ich habe den Hund im Schnee vergraben, weil ich die Erde mit den bloßen Händen nicht erreichen konnte und habe ihr Baby in meine Arme genommen. Er hat glücklich mit dem Schwanz gewedelt und meine Wange abgeleckt.

Ich hätte weinen können.

Und dann habe ich die Sonne gesehen.

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Scully wurde vor einigen Tagen aus der Krankenstation entlassen. Als ich sie nach ihrem Selbstmordversuch dorthin gebracht hatte, hatten sie entschieden, sie eine Weile dort zu behalten. Sie war gefährlich untergewichtig und musste intravenös ernährt werden. Sie hat die Kanüle ständig herausgezogen bis ich Brian befohlen habe, 24 Stunden am Tag neben ihr zu sitzen.

In manchen Nächten bin ich sie besuchen gegangen. Sie schien ständig Alpträume zu erleiden, sie stöhnte schmerzvoll und rief Mulders Namen im Schlaf.

Das ließ mich froh darüber sein, dass ich mich niemals verliebt hatte. Natürlich habe ich es gewusst. Als ich dreizehn war, hat mein Vater mir erzählt, was zu meinen Lebzeiten passieren würde, was ich tun müsste, um zu überleben und ich habe an diesem Tag entschieden, dass ich niemals jemanden so nahe an mich heranlassen würde, dass es mir etwas ausmacht, wenn er stirbt. Das hat in meinem Fall ziemlich gut funktioniert. Ich habe niemals gefühlt, was Scully fühlt.

Wie auch immer, die Ärzte haben entschieden, dass es Scully gut genug geht, um entlassen zu werden, so lange wie sie etwas isst. Ich wollte wissen, ob sie irgend etwas tun können, um sicherzugehen, dass sie das auch wirklich tut, aber sie sind natürlich Ärzte, keine Zauberer. Zum Teufel, sie sind noch nicht einmal richtige Ärzte. Scully ist eine richtige Ärztin, ausgebildet und erfahren auf anderen Gebieten als dieser Hackfleischmedizin, die wir hier anbieten. Wir brauchen sie. Es ist wichtig für uns, dass sie gesund ist.

Ich werde sie heute zum Mittagessen treffen. Ich will sichergehen, dass sie etwas isst. Sie geht wieder in die Cafeteria, aber ich habe noch nicht mit eigenen Augen gesehen, dass sie tatsächlich Essen in ihren Mund steckt. Ich kann aber trotzdem sagen, dass sie etwas zugenommen hat. Und sie kümmert sich um ihr Aussehen, Gott sei Dank. Ich hatte recht. Ihre Haare sind wirklich hübsch, wenn sie sauber und gekämmt sind. Ich denke, dass sie bald wieder gesund genug sein wird, so dass ich ihr ein paar leichte Aufgaben zuteilen kann.

Die Sonne steht immer noch am Himmel, als ich den Vorplatz der Cafeteria erreiche. Die Leute sitzen an Picknicktischen, essen und unterhalten sich, nutzen soviel vom Tageslicht, wie sie können. Ich sehe sie auf einer Bank unter einem Baum sitzen, mit einem Teller auf ihrem Schoß, wie sie kleine Stückchen ihres Essens auf den Boden wirft. Einen Moment lang mache ich mir Sorgen, dass sie eine Rückfall hat, aber als ich auf ihre Füße sehe, erkenne ich, was dort vor sich geht. Sie füttert einen Hund. Sie verfüttert ihr Mittagessen an einen verdammten Hund.

"Was zum Teufel machst du da?"

Sie sieht mich mit einem eigenartigen Lächeln an und ich bin genervt. Ich weiß nicht, ob ich sie jemals lächeln gesehen habe.

"Was meinst du?"

"Scully, warum gibst du dein Essen einem Hund?"

"Ist er nicht bezaubernd?" flüstert sie lächelnd und wirft einen weiteren Bissen Fleisch von ihrem Sandwich in das Mauls dieses Dings. Dann, wahrscheinlich um mich zu besänftigen, nimmt sie selbst auch einen Bissen. Der Hund kläfft aufgeregt und rennt im Kreis um ihre Beine.

"Warum gibst du dein Essen einem Hund?" frage ich wieder verärgert. Was zur Hölle denkt sie sich?

"Er hat Hunger. Nicht wahr, du hast Hunger? Bist du nicht ein hungriges kleines Hündchen? Ja, Mammi hat dich gern", plappert sie zusammenhanglos. Sie stellt ihren Teller weg und hebt den widerlichen Köter hoch, um ihn auf ihren Schoß zu setzen.

"Scully, ich will nicht, dass du auf diese Weise Essen verschwendest."

"Es ist doch mein Essen, oder? Ich esse etwas davon. Ich will nur ein wenig davon teilen."

Es folgt Schanzwedeln und Gesichtablecken und ich werde mit jeder weiteren Sekunde immer wütender.

"Scully, woher kommt dieses Ding?"

"Ding? Es ist ein Welpe, Krycek, kein Ding. Er ist eine Waise. Ich habe ihn gefunden und jetzt gehört er mir."

Sie sagt all das, während sie meistens den Hund statt mich ansieht.

"Du wirst ihn nicht behalten."

"Doch das werde ich."

Sie sieht mich wieder an und wir starren uns ein oder zwei Minuten in einer Art stillem Zweikampf an.

"Du kannst ihn nicht behalten."

"Ich behalte den Hund. Das ist keine Frage."

"Scully, was...was willst du ihm zu fressen geben? Du kannst nicht weiterhin dein Essen mit einem Tier teilen."

"Ich habe mit einem der Köche gesprochen. Er wird mir Essensreste geben, Zeug, das sie sowieso wegschmeißen würden."

"Wo wird er leben?"

"In meinem Zimmer."

"In deinem Zimmer?"

Sie nickt und küsst die Schnauze des Hundes mit einem eigenartigen Schmatzen.

"Scully, er wird riesig werden. Er ist jetzt klein, aber..."

"Es gibt genug Platz. Und die anderen Leute auf meinem Flur haben nichts dagegen, wenn er sich manchmal in der Vorhalle aufhält."

"Aber was...was wird er *tun*?"

"Tun?"

"Wir brauchen keine Hunde für die Farm. Und wir können ihn nicht essen."

"Nein, das können wir ganz sicher nicht! Er wird nichts *tun*. Er wird mein Haustier sein."

"Du kannst ihn nicht behalten. Er ist unpraktisch."

Sie steht plötzlich auf und drückt mit einem finsteren Blick den Hund an meine Brust.

"Okay, alles klar, Mr. Spock. Nimm ihn. Nimm ihn und bring ihn um."

Sie lässt ihn aus ihrer Hand in meinem Arm fallen und er kläfft wieder und fährt mit seiner glitschigen Zunge über mein Gesicht.

"Scully..."

"Na los. Bring ihn um, Krycek. Er kann dir nichts geben, also werde ihn besser los."

Sie verschränkt ihre Arme und nickt kurz. Sie denkt, dass ich es nicht machen werde, dass ich es nicht kann. dass allein die Tatsache, dass ich dieses dumme Ding halte und ihn mein Gesicht ablecken lasse, mich zu einem nutzlosen, welpenliebenden Weichei machen würde.

"Gut. Ich werde es tun."

"Gut."

Er winselnd, zappelt in meiner Hand herum und schnuppert an meinen Fingern. Er fühlt sich so klein an, dünn und krank.

"Erbärmliches kleines Ding", murmle ich und sie sieht mich an und dann wieder auf den Boden.

"Sagst du das auch über mich?"

Oh Mann.

Ich schiebe das Ding seufzend wieder in ihre Arme.

"Also gut. Behalte ihn. Aber du sorgst besser dafür, dass er so schnell wie möglich stubenrein wird. Und du musst ständig mit ihm rausgehen. Auch bei Schnee. Du wirst ihm nicht beibringen, auf einen Lappen zu pinkeln oder irgend so ein Mist."

"Ja Sir", salutiert sie gekünstelt. Sie setzt sich wieder auf die Bank und spielt weiter mit ihrem neuen Haustier und obwohl dieses Ding eine Verschwendung von Platz und Nahrung ist, scheint es sie glücklich zu machen. Mir fällt nichts anderes ein, das das geschafft hätte. Ich nehme an, so lange wie er sie davon abhält sich einen Kopfschuss zu verpassen, weil sie etwas hat, um das sie sich kümmern kann, dann ist er nicht völlig nutzlos.

"Und wie wirst du ihn nennen?" frage ich, während ich mich hinknie, um ihn nach Flöhen und andern Parasiten abzusuchen.

"Retikulaner. Ret abgekürzt."

Ich zucke mit den Schulter, weil ich nicht sicher bin, ob das ein guter Name für einen Hund ist, aber ich habe keine Lust, wegen so etwas idiotischem mit ihr zu streiten. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es irgendeine sentimentale Bedeutung für sie hat.

"Sieh mal, Krycek, du musst dir keine Gedanken darüber machen, dass er eine Belastung sein wird. Wir werden wahrscheinlich sowieso weggehen, sobald der Schnee geschmolzen ist."

"Was?"

Das ist das erste Mal, dass sie so etwas erwähnt. Weggehen? Wo um alles in der Welt will sie denn hingehen?

"Ich möchte gehen....ich möchte sehen, was da draußen ist, Krycek. Ich muss gehen."

"Nichts ist dort draußen. Es ist nicht sicher."

"Ich muss das selbst sehen."

"Nein."

"Nein?"

Sie sieht geschockt aus und ein kleines bisschen amüsiert darüber, dass ich es wage, ihr zu sagen, was sie zu tun hat. Ich sehe einen Schimmer der Dana Scully, die ich mal gekannt habe. Das verstärkt nur meinen Wunsch danach, dass sie bleibt.

"Wir brauchen dich, Scully. Du könntest eine große Hilfe sein."

"Ich...ich denke noch darüber nach. Wir werden sehen."

Warum krampft sich mein Brustkorb zusammen bei dem Gedanken daran, dass sie weggehen könnte?

"Lass uns essen gehen, Krycek. Wir reden später darüber."

Sie steht auf und geht in Richtung der Cafeteria. Ich nicke, aber kann ihr eine Minute lang nicht folgen. Aus irgendeinem Grund kann ich nur hier stehen und auf ihren Hinterkopf starren, als sie weg läuft.

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Der Schnee fängt an zu schmelzen, Mulder. Bald ist es Zeit für mich zu gehen.

Krycek will nicht, dass ich gehe. Er denkt, dass ich umgebracht werde, wenn ich weggehe. Aber er hat mir angeboten, mir Ausrüstung und ein paar Waffen zu Verfügung zu stellen, wenn ich gehe. Wenn man bedenkt, wie viel ihm diese Dinge wert sind, ist das ein ziemlich großzügiges Angebot.

Ich kann es kaum glauben, dass ich schon fast ein Jahr hier bin. Und das es schon fast zwei Jahre sind, seit ich dich das letzte Mal gesehen habe. Ich frage mich, wie viele Jahre es wohl noch dauernd wird, bis ich nicht mehr mitten in der Nacht aufwache und sterben will, damit ich endlich bei dir sein kann, zusammen bis in alle Ewigkeit. Wärst du enttäuscht von mir, dass ich so schwach bin? Vielleicht würdest du mir nach dem ersten Jahrhundert verzeihen und wir könnten gemeinsam glücklich sein.

Krycek hat mich überredet, heute an meinem ersten Meeting mit der Gruppe teilzunehmen. Es scheint ein bisschen albern zu sein, wenn man bedenkt, dass ich bald nicht mehr hier sein werde, aber ich bin ehrlich gesagt ein wenig neugierig, was in diesen Meetings so vor sich geht. Sie finden alle sechs Monate im großen Vorlesungssaal von Patterson Hall statt. Als ich den Raum betrete, bin ich ein bisschen geschockt, wie viele Menschen dort sind. Ich habe bisher nur ein paar Mitglieder der Gruppe kennengelernt und obwohl Krycek mir gesagt hat, wie viele es sind, ist es immer noch überraschend, vierhundert Leute in diesem Raum zu sehen. Manche von ihnen sind Klone, einige ehemalige Sklaven, einige Formenwandler, einige Hybriden und einige, die es wie Krycek irgendwie geschafft haben Glück zu haben und zu überleben. Jeder hier ist mit dem Gegenmittel geimpft worden, das du damals vor vielen Jahren in mein Blut injiziert hast. Hast du in dem Moment gewusst, was du tust? War dir klar, dass meine Rettung den Tod so vieler anderer bedeuten würde? Ich nehme nicht an, dass du wusstest, dass du sie aufgescheucht hast. Ich nehme nicht an, dass dir klar war, dass deine Handlung so eine schreckliche Kette von Vorfällen in Gang setzen würde. Aber wenn du es gewusst hättest, bezweifle ich, dass du irgend etwas anders gemacht hättest. Manchmal werde ich wütend, wenn ich daran denke.

Ich setze mich in die erste Reihe neben Roseanne. Sie ist Wissenschaftlerin und leitet das Labor hier. Sie ist ein Klon. Wahrscheinlich sind alle anderen aus ihrer Gruppe tot. Sie ist eine der wenigen Personen, mit denen ich gesprochen habe und ich finde ihr Gegenwart aus einem bestimmten Grund sehr beruhigend. Vielleicht weil sie ein bisschen wie Samantha aussieht. Ihr Haare haben ein etwas dunkleres Braun und sie ist ein bisschen kleiner, aber es gibt etwas vertrautes in ihren Augen.

Vorn im Raum steht ein Podium, von dem aus sicher früher ein grauhaariger, zerstreuter Professor seinen Studenten etwas über geheimnisvolle, akademische Weisheiten gelehrt hat. Heute steht Alex Krycek hinter diesem Podium und beginnt eine surreale Rede über den Beginn einer neuen Anbauperiode und die Tatsache, dass der Winter endlich vorbei ist und dass es wieder Zeit wird, in den Angriffsmodus überzugehen.

Ich weiß, dass das hier die richtige Seite ist, aber die Frontlinien verschwimmen in meinem Kopf. Wenn alle damit beschäftigt sind, sich gegenseitig umzubringen, wie kann es da eine richtige Seite geben? So ist der Krieg, nehme ich an.

Sollte ich hier bleiben, Mulder? Hättest du gewollt, dass ich hier bleibe?

Es ist eigenartig, Krycek so zu sehen. Ich muss zugeben, er scheint wirklich in seinem Element zu sein. Er ist ein leidenschaftlicher und entschlossener Redner und, so wie ich annehme ein starker Führer. Und diese Leute starren ihn ehrfürchtig und verängstigt an. Es ist eigentlich fast lustig. Ich kann mich erinnern, wie du ihn früher herumgeschubst hast, Mulder, die Art und Weise, wie er für dich mehr ein Ärgernis als eine wirkliche Bedrohung war. Wer hätte gedacht, dass er mal so dastehen würde? Wer hätte gedacht, dass ich hier bei ihm landen würde und jeder andere, den ich je gekannt habe, ist spurlos verschwunden?

Er fährt damit fort, über die Arbeit der verschiedenen Komitees zu sprechen und wie es um die Waffenentwicklung steht. Er hält eine verletzende, nervtötende Predigt über die Wichtigkeit der Entwicklung besserer, größerer und effizienterer Tötungsmaschinen, was hier scheinbar jeden in Atem hält. Es dreht mir den Magen um. Ist das alles? Ist das alles, worum es je ging?

Dann kommt schließlich der endgültige Tiefschlag, er fängt an darüber zu reden, mehr Ressourcen für die Entwicklung einer biologischen Waffe bereitzustellen, eine Art Gas, das gegen Formenwandler wirkt, und diese Ressourcen von der medizinischen Forschung abzuziehen. Er beginnt über die Leute, die im Labor arbeiten herzuziehen, und darüber, wie sie viel zu viel Zeit mit diesem "medizinischen Mist" verplempern und dass sie sich zusammenreißen und das blöde Gas verbessern sollen.

Und ich kann es einfach nicht mehr aushalten. Ich weiß nicht, warum es mich kümmert. Ich will ganz sicher nicht mich selbst retten. Wenn meine Zeit kommt, werde ich glücklich gehen. Man wird mich nicht kämpfen sehen, Mulder. Aber all diese Leute hier, es ist einfach nicht richtig.

Ich weiß, dass es nicht höflich ist, das zu tun, aber ich habe das Bedürfnis, etwas zu sagen. Ich schaue rüber zu Roseanne, die mit gerunzelter Stirn an ihrem Bleistift kaut. Sie sieht aus, als wenn sie über die Richtung dieser ganzen Sache unglücklich wäre, aber ich denke nicht, dass sie ihn jemals herausfordern würde. Ich denke nicht, dass ihn irgend jemand hier herausfordern würde. Es ist wirklich ärgerlich. Wovor haben die so viel Angst? Es ist Alex Krycek, um Himmels Willen.

Ich räuspere mich, stehe auf und kann fast hören, wie du mich aus dem Hintergrund anfeuerst, Mulder.

"Krycek, kann ich etwas sagen?"

Er starrt mich eine Sekunde lang ausdruckslos an, offensichtlich verwirrt über die Unterbrechung seiner Hetzrede.

"Scully?"

"Ja, ich ... ich würde gern etwas sagen."

Ein leises Murmeln geht jetzt durch die Menge. Es ist sicher das erste Mal, dass jemand Seine Heiligkeit unterbricht.

"Äh...ja, du kannst sprechen, denke ich."

"Okay, es scheint mir so, dass es im Interesse aller wäre, dass statt die Wichtigkeit der medizinischen Forschung zu reduzieren, ihr eigentlich noch mehr Aufmerksamkeit und Konzentration gewidmet werden sollte."

Der Raum wird völlig still und Krycek starrt mich noch intensiver an, Mund weit offen.

"Ich meine, ehrlich, ich habe euer sogenanntes medizinisches Labor gesehen und ich weiß nicht genau was ihr tun wollt, wenn alle ehemaligen Sklaven, die hier leben, in ein paar Jahren anfangen wegzusterben wie die Fliegen. Wir stellen fast ein viertel deiner Gruppe dar, Krycek."

Er scheint endlich wieder ein wenig seine Fassung wiederzugewinnen, nachdem der Schock abgeklungen ist und brummt in sein kleines Mikrophon, "Dafür ist später noch genug Zeit. Im Moment müssen wir uns auf Verteidigung, Angriff und Rettung konzentrieren. Das ist unser wichtigstes Ziel und wir sind erfolgreich."

"Was ist der Sinn einer Rettung, wenn die Leute, die du rettest sterben werden?"

Ich sehe, wie einige ehemalige Sklaven zustimmend nicken und je länger ich rede um so stärker wird meine Überzeugung. Sie müssen eine Heilung für diese verdammte Krankheit finden.

"Möchtest du nicht, dass diese Bewegung weiter wächst, Krycek? Dass sie weitermacht?"

"Es ist ...es ist noch Zeit dafür. Wir haben jede Menge Zeit. Es hat bis jetzt noch nicht mal jemand Krebs, Scully."

"Großartig. Freut mich zu hören. Aber weißt du was, du hast nicht jede Menge Zeit. Das ist etwas, was einem klar wird, wenn eine tödliche Krankheit bei einem diagnostiziert wird. Ich kann das bestätigen."

Er lehnt sich jetzt gegen das Podium, klammert sich mit seiner rechten Hand an der Seite fest und schaut an die Decke. Er öffnet seinen Mund um zu sprechen und hört wieder auf. Dann schaut er mich wieder an und wenn Blicke töten könnten....

"Alles klar. Was sollten wir also Ihrer Meinung nach tun, Doktor? Was ist Ihr brillanter Plan?" fragt er mich mit einer Stimme, die vor Ärger und Sarkasmus trieft.

"Ich empfehle, dass du das nächste Mal, wenn du in eine dieser Kolonien gehst und anfängst, Leute umzubringen, du bevor du dort weggehst einen Blick auf deren Akten wirfst, in deren Computer und nachschaust, ob es dort verwertbare Informationen gibt. Informationen über die Krankheit. Informationen über eine Heilung. Und ich empfehle, dass du mehr Zeit und Energie in die medizinischen Anlagen investierst und wenn du das selbst nicht kannst, finde jemanden, der es kann."

"Oh wirklich? Ist es das, was Sie empfehlen?"

Er geht einen Schritt vom Podium herunter und kommt auf meine Ebene, so dass er mir Auge in Auge gegenübersteht. Er sieht aus der Nähe sogar noch wütender aus. Seine Wangen sind rot und seine Pupillen geweitet.

"Und wen empfehlen Sie, der diese ganze Arbeit tun soll, Dr. Scully?"

"Es gibt sicher eine Menge Leute, die willens wären mitzuarbeiten. Vielleicht würdest du das ja rausfinden, wenn du die Leute tatsächlich mal fragen würdest, was sie wollen, was ihnen wichtig ist."

Er atmet tief durch und sieht so aus, als wenn er mich jeden Moment in Stücke reißen wollte, hört dann aber auf, weil er sich daran erinnert, dass wir Publikum haben.

"Okay, wer von euch ist willens an der Sache, die Dr. Scully empfiehlt mitzuarbeiten?" fragt er in die Menge.

Ein paar zaghafte Hände heben sich, einschließlich Roseannes, und ein paar mehr und ein paar mehr bis irgendwann ungefähr dreißig Hände in der Luft sind. Auf jeden Fall genug für ein arbeitsfähiges Komitee.

"Siehst du, da hast du es", sage ich und setze mich hin mit dem Gefühl, meinen Standpunkt ausreichend untermauert zu haben. Nicht nötig, die Debatte fortzuführen. Er nickt kurz in meine Richtung und wendet sich wieder dem Publikum zu.

"Okay, wer gerne dieses kleine Projekt leiten möchte, tritt bitte nach vorn."

Ohrenbetäubende Stille.

"Irgend jemand?"

Noch mehr Stille.

"Irgend jemand?"

"Krycek, man braucht nicht unbedingt einen Leiter. Es reicht ein Komitee, eine Gruppe von Leuten, die auf gleicher Ebene zusammenarbeiten. Nicht jede Gruppe braucht unbedingt eine autoritäre Führungspersönlichkeit. Ist nicht persönlich gemeint."

Ich grinse und ein paar Leute lachen tatsächlich leise. Sie hören damit auf, als Krycek sie ansieht.

Roseanne räuspert sich und sagt dann, "Warum könnten Sie das nicht übernehmen, Doktor Scully?"

Ich schaue sie völlig entsetzt an und schüttle meinen Kopf. Wie kann sie so was nur vorschlagen?

"Also...ich...ich bin, ich weiß noch nicht einmal, ob ich hier bleibe. Ich meine...es würde..." Ich sehe Krycek hilfesuchend an, aber jetzt ist er derjenige, der grinst.

"Ihr Wissen, Ihre Erfahrung, Ihre Einsichten sind umfassend, Doktor Scully. Ich denke ich spreche für jeden hier, wenn ich sage, dass wir Sie brauchen. Wir brauchen Ihre Hilfe."

Mein Gott, Roseanne, ich dachte, du wärst meine Freundin.

"Sicher gibt es hier jemanden mit medizinischer Praxiserfahrung, jemanden der willens ist..."

"Wir haben ein paar Wissenschaftler, aber keine richtigen Ärzte. Niemanden mit Ihrer Erfahrung. Sie wären für uns von unschätzbarem Wert. Und Sie wären eine hervorragende Leiterin."

Oh mein Gott. Lass es aufhören. Ich beginne mich zu fragen, warum ich überhaupt meinen Mund aufgemacht habe.

"Sollen wir darüber abstimmen, Doktor Scully?" fragt mich Krycek, plötzlich übers ganze Gesicht strahlend.

"Kann ich kurz mit dir reden?" brumme ich ihn an und er hört nicht auf zu grinsen.

"Wir sind gleich zurück, Leute. Doktor Scully möchte mir ein Geheimnis verraten."

Alle lachen und ich habe das Bedürfnis, ihn zu schlagen. Ich gehe mit ihm in die Vorhalle und frage ihn, was zur Hölle er sich dabei denkt.

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"Was zur Hölle denkst du dir dabei?"

"Ich? Du bist diejenige, die durchgedreht ist. Ich habe nur versucht, ein nettes Routinemeeting durchzuführen."

"Warum lässt du sie...warum kannst du nicht..."

Sie gestikuliert frustriert mit den Händen, ich nehme an deswegen, weil sie keine richtigen Grund dafür hat, auf mich wütend zu sein.

"Ich bin es nicht, der dich diesmal bittet, Scully. Sie wollen dich. Sie brauchen dich. Es ist nicht so, dass ich Roseanne gesagt habe, sie soll diese Dinge sagen."

Nicht dass ich es nicht gemacht hätte, wenn es mir eingefallen wäre. Glücklicherweise musste ich das nicht tun. Glücklicherweise bin ich nicht der einzige, der denkt, dass sie hierher gehört. Sie hat so lebendig dort drin ausgesehen, so anders als der Zombie, der sie war, seit wir Mulder gefunden haben. Ich denke, dass der einzige Spaß, den sie im Moment hat die Tatsache ist, mir Fehler nachzuweisen. Es macht mir noch nicht mal mehr etwas aus, dass sie mich wie einen Idioten dastehen lassen hat. Vielleicht ist es okay, manchmal wie ein Idiot dazustehen.

"Krycek, ich weiß...ich meine, ich fühle...ich möchte helfen. Ehrlich."

"Dann tu es, Scully. Du bist perfekt für diesen Job. Du würdest eine großartige Chefin abgeben."

"Ich möchte keine Chefin sein, Krycek. Ich kann nicht...ich weiß nicht, ob ich es kann. Ich meine, es fällt mir schon schwer genug, jeden Morgen aus dem Bett zu steigen. Wie soll ich da irgend sowas wie eine Chefin sein?"

"Scully, vielleicht ist es das, was du brauchst. Vielleicht gibt dir das den Grund dafür, morgens aufzustehen. Sieh mal, Scully, so sehr es mich schmerzt es zuzugeben, aber du hattest vorhin recht. Alles was du sagtest war absolut richtig und ... und wenn du nicht da wärst, hätte ich noch nicht einmal daran gedacht. Ich meine, tun dir alle diese Leute nicht Leid, dass sie mich als einzige Autoritätsperson haben?"

Sie nickt und lächelt und ich wünschte, sie hätte mir nicht so verdammt schnell zugestimmt.

"Und außerdem, ich weiß das ist billig, aber was würde Mulder denken? Würde er nicht wollen, dass du das tust, dass du weitermachst? Würde er nicht wollen, dass du die Welt rettest, Scully?"

Das scheint einen Nerv getroffen zu haben, weil sie eine Grimasse zieht und mich anstarrt.

"Das ist billig. Du bist ein manipulativer Bastard."

"Und trotzdem ziemlich sexy, nicht?"

"Arrogant. Aber du hast recht."

"Was das sexy betrifft?"

Sie rollt ihre Augen, aber sie versucht weder mich noch sich selbst umzubringen und deswegen würde ich sagen, dass wir Fortschritte machen.

"In Ordnung. Schön. Du hast gewonnen. Ich bleibe. Ich werde dieses Projekt leiten, aber ich habe eine Bedingung."

"Alles, Scully. Ich bin dir auf Gedeih und Verderb ausgeliefert."

Oh Gott, wann zum Teufel ist das eigentlich passiert?

"Ich will Autonomie, Krycek. Ich will, dass das mein Projekt ist. Das heißt, du mischt dich nicht in meine Arbeit ein, du sagst mir nicht, was und wie ich etwas zu tun habe, du wirst mich nicht übergehen und den Leuten, die für mich arbeiten, sagen, was sie zu tun haben. Genaugenommen will ich dich noch nicht mal im Labor sehen, es sei denn, ich habe dich extra darum gebeten... worüber lachst du?"

"Upryamaja djewotschka..."

"Was hast du gesagt?"

"Nichts weiter, Scully?"

"Worüber lachst du?"

"Es ist nur...du bist so..."

"So was?"

Ich nehme an, dass sie mich schlagen wird, wenn ich auch nur eines der Worte sage, die mir gerade im Kopf herum schwirren, deswegen sage ich gar nichts.

"Sieh mal, Krycek. Das sind meine Bedingungen. Wenn du damit nicht leben kannst, geh los und suche dir jemand anderen."

"Nein, Scully, das ist in Ordnung. Richtig perfekt. Der Job gehört dir."

Der Lärm von Gesprächen und Spekulationen aus dem Nachbarraum wird lauter und lauter. Wir sollten wieder rein gehen, bevor sie sich entscheiden, mich zu ermorden und Scully zu ihrem neuen Oberbefehlshaber zu machen.

"Warum überbringst du nicht die guten Neuigkeiten, Doktor Scully?"

Ich halte ihr die Tür auf und als sie den Gang hinunter zum Podium läuft, fangen alle an zu applaudieren und sie anzufeuern. Sie werden immer enthusiastischer und zu dem Zeitpunkt, als sie hinter dem Mikrophon steht, hört es sich wie ein verdammtes Michael Jackson Konzert von 1986 an. Sie sieht klein und überwältigt aus. Sie muss das Mikrophon auf ihre Größe einstellen und als sie sich räuspert, ist der Lärm fast ohrenbetäubend.

Ich gehe selbst den Gang entlang, bei völliger Stille, danke der Nachfrage, und setze mich auf ihren früheren Platz neben Roseanne.

"Was hast du ihr gesagt?" fragt sie mich.

"Ich habe sie gebeten, mich zu heiraten."

"Und sie ist immer noch hier?"

"Sei ruhig, sie spricht."

Und das tut sie. Aber selbst wenn es um mein Leben ginge, könnte ich mich nicht darauf konzentrieren, was sie sagt. Alles, was ich bemerke ist das Licht, die Energie in ihren Augen. Sie ist lebendig, selbstbewusst, konzentriert. Ich weiß, dass sie nie wieder die Frau sein wird, die sie einmal war. Sie wird Mulders Verlust niemals verwinden. Aber sie kann eine andere Frau werden. Eine noch viel stärkere Frau, härter durch ihr Leid, aber nicht weniger entschlossen. Eine wütende Frau. Eine Frau, die an meiner Seite zu haben, ein Segen für mich sein wird.

Ende Kapitel 3

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Kapitel 4

"Verdammt, weshalb brauchen die so lange?"

Brian sieht von seinem eselsohrigen, alten Buch auf, das er gerade liest, erschrocken von meinem Ausbruch, und zuckt mit den Schultern. Ich habe das Gefühl, ich müsste ihm für diese Geste eine runterhauen. Brian ist ein wundervoller Mensch, aber wenn man jede wache Minute mit jemandem verbringt, kann einen schon ein Schulterzucken auf Mordgedanken bringen. Ganz besonders, wenn dieser jemand so mit den Nerven fertig ist, wie ich.

Brian ist jetzt mein Bodyguard. Ich bin die einzige, die einen hat. Ich habe um keinen gebeten. Er hat nicht darum gebeten, einer zu sein. Und trotzdem, hier sind wir. Krycek hat entschieden, ihn mir zu "geben", als er mich zu seiner Stellvertreterin gemacht hat. Er schient zu denken, dass mich diese Position ständiger Gefahr aussetzen würde, aber bis jetzt habe ich dafür keine Anzeichen gesehen. Ich habe ihn gefragt, warum er keinen hat, wenn die ganze Sache so gefährlich ist und er hat bloß gelacht. Er ist dem Tod schon so oft von der Schippe gesprungen, dass ich annehme, dass er denkt er ist verdammt viel zu unsterblich für einen Bodyguard. Ich hoffe, er hat recht.

Er ist jetzt schon fast eine Woche weg. Verdammt, viel zu lange. Es hat höchstens zwei Tage gedauert, zu dem Standort zu fahren, zwei Tage zurück, plus / minus einen Tag für eventuelle Schwierigkeiten. Fünf Tage. Allerhöchstens sechs. Es sind schon sieben Tage.

Er hat nur eine kleine Gruppe mitgenommen, ungefähr fünfzehn Männer, weil es nur geplant war, eine Person zu töten. Ein Wissenschaftler, wenn man ihn so nennen kann, einer der Gentechniker, einer der Schlächter. Es war meine Idee. Er schien ein strategisch wichtiges Ziel zu sein, jemand mit Zugriff auf massenweise Informationen und wirklich durch und durch ein Schweinehund.

Meine blöde Idee. Wenn irgend etwas schiefgelaufen sein sollte, weiß ich nicht, was ich tun werde.

Ich habe jeden Tag seit dem sie gegangen sind im Labor verbracht, habe versucht, mich von der Gefahr abzulenken, in die ich sie vielleicht gebracht habe und wirklich verdammt ernsthaft versucht, mich nicht zu fragen, warum zur Hölle ich mir seit dem Augenblick, in dem er aus der Tür gegangen ist, Sorgen um Krycek mache.

Ich vermisse dich, Mulder. Ich vermisse dich jeden Tag. Aber diese Arbeit hier hilft mir. Sie gibt mir einen Grund zum Leben. Ich stelle mir gern vor, dass du stolz auf mich wärst. Ich stelle mir gern vor, dass du hier bei mir wärst, mir dabei hilfst, die Rätsel dieses Lebens hier zu lösen. Ich kann dich immer noch hier spüren. Ich denke nicht, dass sich das je ändern wird.

Es ist eigenartig zu entdecken, dass ich mir um jemand anderen Sorgen mache. Nicht auf die Art, auf die ich mich um dich gesorgt habe, Mulder. Nichts auf dieser Welt wird sich je mit dem vergleichen lassen, was wir beide miteinander hatten. Und der Gedanke daran, dass ich so mit jemandem verbunden sein könnte, wie ich mit dir verbunden war, oder sogar mit meiner Familie, ängstigt mich zutiefst. Ich habe mir vor langer Zeit geschworen, dass ich mich niemals wieder auf eine solche Weise verletzen lassen würde. Ich habe meine Lektion gelernt. Aber Krycek hat mir viel gegeben. Und ich denke, dass er ein guter Mensch ist. Ich kann dich fast darüber lachen hören, Mulder. Aber es ist trotzdem wahr. Er kann hart sein und kalt und unerträglich eigennützig, aber er hat mich gerettet. Er hat mich so oft gerettet und auf so viele verschiedene Arten, dass ich an dieser Stelle den Überblick verloren habe. Ich habe einen Schimmer, vorübergehende Einblicke in das Gute, das in ihm ist, gesehen. Ich sehe Güte in ihm und eine seltsame Art von Liebenswürdigkeit.

Ich schau zum zwanzigsten Mal in dieser Stunde auf die Uhr und dann wieder in das Mikroskop. Alles darunter fängt an, irgendwie gleich auszusehen. Ich fange an darüber nachzudenken, dass ich für heute fertig bin. Ich will aber nicht gehen. Wenn ich gehe würde das heißen, dass ein weiterer Tag vorbei ist und sie immer noch nicht wieder zurück sind.

"Brian, ich denke, dass du jetzt gehen kannst. Ich werde in ein paar Minuten auf mein Zimmer gehen."

"Sind Sie sicher, Doc? Der Boss wird sauer sein, wenn ..."

"Brian, bitte. Ich möchte eine Weile allein sein. Es ist in Ordnung."

Er nickt verständnisvoll und geht eilig aus der Tür. Es ist selten, dass ich ihm sage, er soll mich gefälligst allein lassen, aber wenn ich es tue, hört er normalerweise auf mich. Ich bin mir sicher, dass er trotzdem nicht weit weg ist, sicher nicht außer Hörweite. Und Ret sitzt still in einer Ecke. Er ist der sanfteste und gehorsamste Hund geworden, den ich je gesehen habe. Außerdem ist er ein feuriger Beschützer und somit ein sehr effektiver Wachhund für mich.

Ich beginne damit, alles ein wenig aufzuräumen, sauberzumachen und auf den Geräten ein wenig Staub zu wischen. Jetzt, wo ich wirklich allein bin, gehen meine Gedanken an Orte zurück, die ich bisher vermieden habe.

Ich habe heute Nachmittag mit Roseanne gesprochen. Sie hat mir ein paar eigenartige Dinge erzählt. Dinge über Krycek. Scheinbar war er früher ein bisschen, naja, schamlos ist vielleicht das beste Wort dafür. Sie sagt, dass er bevor ich hier herkam, mit jeder Frau hier auf dem Campus geschlafen hat wie ein betrunkener Erstsemester-Student und dass er dabei ziemlich viele Herzen gebrochen hat. Sie hat mir auch gesagt, dass er in den zwei Jahren seit denen ich hier bin, mit niemandem zusammen war. Ich weiß nicht, warum sie mir das erzählt hat. Ich denke nicht, dass ich das wirklich wissen wollte. Ich habe sie fast gefragt, ob sie auch eine seiner Eroberungen war, aber ich habe mich vor der Antwort gefürchtet.

Ich habe sie den ganzen restlichen Tag beobachtet, nach einem Zeichen von gebrochenem Herzen Ausschau gehalten, um zu erfahren, warum sie glaubte, diese Information heute mit mir teilen zu müssen. Vielleicht hat sie bemerkt, dass ich an ihn gedacht habe, dass ich Angst hatte. Als sie ging, hat sie ihre Hand auf meine Schulter gelegt und gesagt, "Es wird ihm gut gehen. Es geht ihm immer gut." Ich habe gelächelt und genickt und versucht zu verbergen, dass ich mir dessen nicht so sicher war.

Okay, ich habe nun alles außer den Fenstern geputzt. Ich nehme an, ich sollte jetzt gehen. Als ich anfange, meine Sachen zusammenzusuchen, steht Ret auf und bellt wie verrückt. Die Tür fliegt auf und einen Moment lang bin ich so glücklich, ihn zu sehen, dass mir nicht auffällt, wie er aussieht.

"Scully! Scully!!"

Er rennt auf mich zu und meine Augen stellen sich auf seinen Anblick ein. Er sieht furchtbar aus. Sein Gesicht ist dreckig und verschwitzt und seine Jeans ist zerrissen und das Weiß seines T-Shirts, das er unter der Lederjacke trägt, ist mit tiefdunklem Rot gefärbt. Ret ist zu ihm gerannt, schnuppert an ihm und winselt besorgt.

"Krycek, oh mein Gott, was ist mit dir passiert?"

"Was? Es geht mir gut. Scully, schau dir das an!"

Er greift in seine Jackentasche und holt zwei Computerdisketten hervor. Er hält sie mir mit dem breitesten Lächeln entgegen, das ich je gesehen habe.

"Schau, schau was ich habe", sagt er wieder und klingt dabei wie ein Zehnjähriger, der eine Eins für seine Buchbeschreibung bekommen hat. Ich nehme ihm die Disketten ab, ohne sie überhaupt eines Blickes zu würdigen und lege sie auf den Tisch.

"Krycek setzt dich und lass dich untersuchen."

"Was? Scully, nein, du musst dir das ansehen. Schalte den ...ahhhh...schalte den Computer an."

"Ich werde sie mir später ansehen. Gott, du bist voller Blut."

Ich gehe auf ihn zu und versuche, ihm seine Jacke auszuziehen und ihm zum Sitzen zu bewegen, aber er hält nicht einen Moment still. Ret bellt wieder und läuft im Kreis, imitiert Kryceks hyperaktive Bewegungen.

"Es ist vielleicht gar nicht meines. Schau mal, Scully, ich denke das ist es. Das ist es, nachdem wir gesucht haben. Was du wolltest, Scully. Ich denke, du findest es ... auf den Disketten."

"Krycek, es ist mir im Moment egal, was auf den Disketten ist. Wir haben überhaupt nichts davon, wenn du... Mein Gott, wirst du dich jetzt endlich hinsetzen!"

"Scully, es geht mir..."

Er schwankt ein bißchen und faßt schließlich auf der Suche nach dem Stuhl hinter sich, auf den ich ihn schon die ganze Zeit setzen wollte. Er setzt sich ächzend hin und wischt über seine Augenbrauen.

"Es geht mir gut. Es wird mir gut gehen. Wir müssen...wir sollten...äh...schau was...ahhh", stöhnt er unartikuliert, als ich seine Jacke ausziehe. Der rechte Ärmel seines Shirts ist völlig mit Blut getränkt.

"Ich werde dein Shirt ausziehen", sage ich während ich mich nach einem Messer umsehe, mit dem ich es aufschneiden kann. Ich finde eine Schere und laufe zu ihm zurück. Er lächelt mich wieder an.

"Erst du dann ich. Wie wär's damit, Doktor?"

Ich schneide so vorsichtig wie ich kann durch die Mitte des Shirts hindurch, und schlage die rechte Seite zurück. Genau wie ich es erwartet hatte. Er hat eine verdammte Schußwunde in seiner rechten Schulter. Mein Gott, da ist so viel Blut. Ich begreife noch nicht einmal, wie er überhaupt noch bei Bewusstsein sein kann. Er muss aus purem Adrenalin bestehen.

"Krycek, du bist angeschossen."

Er zuckt mit den Schultern und wimmert wegen der Schmerzen, die diese Bewegung verursacht.

"Ist nur eine Schramme. Glatter Durchschuß. Scully wir..."

"Wir müssen dich auf die Krankenstation bringen. Sofort."

Meine Stimme klingt schrill und ängstlich. Oh Gott, ich bin der Panik nahe. Wie bin ich so geworden?

"Scully...wir haben Curtis verloren."

Ich weiß nicht, wie ich darauf reagieren soll. Ich kannte ihn kaum, habe aber gewusst, dass es einer von Kryceks besten Kämpfern war. Es ist wirklich schrecklich, aber alles, an was ich momentan denken kann, ist die Tatsache, dass Krycek hier sitzt und wie verrückt blutet.

"Oh...oh Gott. Sonst noch jemand?"

"Nein, nur ein paar Verletzungen. Leichte Verletzungen."

"So leicht wie deine? Mein Gott, Krycek, was machst du hier? Warum bist du nicht gleich auf die Krankenstation gegangen? Warum haben sie dich nicht gleich..."

"Ich wollte dir das hier geben. Es wird mir gut gehen. Schau einfach mal, was auf den ... auf den .... Disketten ist."

"Das kann warten. Es kann...oh Gott..."

Endlich fällt mir ein, um Hilfe zu rufen und ich tue das auch aus vollen Leibeskräften. Ich nehme an, dass Brian immer noch irgendwo in der Nähe ist. Irgend jemand muss in der Nähe sein. Irgend jemand muss in der Lage sein, mir zu helfen.

"Scully, meine Güte, hör auf zu brüllen. Du wirst...du...oh...ich fühle mich plötzlich gar nicht mehr so gut."

Seine Augen fallen zu und er sinkt auf dem Stuhl zusammen. Ich knie mich neben ihn und wische den Schweiß von seiner Stirn.

"Es ist gut. Es wird alles gut. Es wird dir wieder gut gehen. Einfach gut..."

Brian kommt hereingestürmt und hält plötzlich inne, als er Krycek sieht.

"Doktor Scu...oh mein Gott."

"Brian, du musst in die Krankenstation gehen und eine Trage holen. Und bring eine Schwester mit hierher. Sag ihnen, dass Krycek angeschossen wurde und dass er sofort eine Betäubung und eine Operationsvorbereitung braucht."

"Was ist passiert D..."

"Stell keine Fragen" Tu es einfach!"

"Ist..."

"Tu es SOFORT!"

Er rennt ziemlich verängstigt davon und ich drehe mich wieder zu Krycek. Er scheint zwischen Wachzustand und Bewusstlosigkeit hin- und her zu pendeln.

"Brauch keine Operation. Glatter .... Durchschuss", murmelt er, ohne die Augen zu öffnen.

"Es könnten noch Splitter drin stecken. Und wir müssen die Wunde säubern und dass würde scheußlich weh tun, wenn du dabei bei Bewusstsein bist."

"Mmmm, ich brauch nur 'n paar Stiche."

"Verdammt Krycek, willst du einen Wundbrand kriegen und den anderen Arm auch noch verlieren? Halt einfach die Klappe und lass das meine Sorge sein. Ich *bin* Ärztin, erinnerst du dich?"

"Mmmm....Doktoorr", murmelt er und tritt wieder weg. Mein Gott, wo zur Hölle ist diese Krankenschwester? Am liebsten würde ich selbst in die Krankenstation rennen und alles holen, um die Operation gleich hier durchführen zu können. Aber ich will ihn nicht verlassen. Ich habe Angst, wenn ich ihn hier lasse, dass dann wenn ich wiederkomme... Mein Gott, Krycek. Wage es ja nicht zu sterben. Nicht du auch noch. Bitte, Gott, lass ihn nicht sterben.

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Als ich aufwache, schreie ich. Als wenn ich aus einem beängstigenden Traum aufschrecken würde. Abgesehen davon, dass es kein Traum ist. Das ist mein Leben. Ich brauche eine Weile, bis mir klar ist, dass ich nicht mitten in einem Gefecht bin. Als ich bemerke, dass mich etwas berührt, taste ich verzweifelt nach meiner Waffe. Bis ich meine Augen öffne.

"Du...ich, äh ... whoa..."

Mir wird plötzlich schwindlig von der Anstrengung, vollkommen aufrecht zu sitzen und ich lehne mich gegen das leicht aufgestellte Kopfende des Bettes.

"Geht es dir gut, Krycek?"

"Mir tut alles weh", wimmere ich, ohne auch nur eine Sekunde darüber nachzudenken. Blöder, blöder Idiot. Du hättest wenigstens versuchen können, hier ein *bisschen* Haltung zu zeigen.

Aber dann fährt sie mit einem kühlen Waschlappen über meine Stirn und lächelt mich mit einem tausend-Watt Lächeln aufmunternd an und ich denke, dass es vielleicht seine Vorteile hat, ein Jammerlappen zu sein.

"Was zur Hölle ist passiert, Scully?"

Und weil wir gerade davon sprechen, wie zur Hölle kommt es, dass ich nackt bin? Wer auch immer meine Sachen ausgezogen hat, hat sich auch gleich die Freiheit genommen, meine Prothese zu entfernen und ich fühle mich nun sogar noch jämmerlicher, hier so zu sitzen. Wenigstens sitzt sie zu meiner Rechten.

"Du erinnerst dich nicht?"

Langsam kommen die Bilder zurück. Wir haben die Disketten gefunden und...

"Ich erinnere mich an Curtis."

Sie nickt traurig.

"Ich war in diesem Raum, ein riesengroßer Serverraum, Scully und dort waren Disketten, Datenbänder. Ich griff mir, was ich kriegen konnte, aber dann kamen Soldaten durch die Tür und Curtis, er ... Gott, er hatte keine Chance Scully. Sie haben mich allerdings nicht gesehen."

"Aber du hast es immerhin geschafft, angeschossen zu werden."

"Nein, nicht gleich. Ich bin weggerannt und als sie mich gesehen haben, haben sie das Feuer eröffnet und ... Scully, hast du dir die Disketten angesehen?"

"Ja, habe ich. Es sind sehr viele wertvolle Informationen dort drauf."

Gott sei Dank.

"Curtis ist für diese Informationen gestorben, Scully."

"Ich weiß. Ich...ich weiß nicht, ob das überhaupt eine so gute Idee war."

"Was?"

Ich kann es kaum glauben, dass sie so etwas sagt. Mein Gott, das ist es, wofür wir die ganze Zeit gearbeitet haben. Es ist das, was sie wollte.

"Ich denke ich hatte Unrecht, Krycek. Ich denke... ich denke das Risiko ist zu groß."

Das ist sicher wegen Curtis. Sie fühlt sich sicher schuldig, weil er bei einem Auftrag gestorben ist, den sie ihm erteilt hatte. Ich kenne dieses Gefühl selbst verdammt genau. Aber sie muss erfahren, dass es immer ein Risiko ist.

"Scully, komm schon, er kannte die Gefahr. Ich denke nicht, dass er es anders gewollt hätte..."

"Ich möchte nicht, dass du so etwas noch mal machst", platzt es mit zitternder Stimme aus ihr heraus, es klingt fast so, als sei sie den Tränen nahe.

"Ich?" Okay, vielleicht geht es hier nicht nur um Curtis. Es könnte auch um mich gehen. Warum macht sie sich um mich Sorgen?

"Aber Scully, was ist mit..."

"Tu es einfach nicht. Bitte, tu es einfach nicht."

"Was ist mit der Beschaffung wertvoller Informationen, Doktor Scully? Was ist mit deiner Arbeit? Mit unserer Arbeit?"

"Es ist nicht...es ist es nicht wert, Krycek. Nicht wenn du..."

Ihre Hand fliegt nach oben, um ihren Mund zu bedecken und sie schaut von mir weg. Ihre Augen füllen sich mit Tränen. Mein Gott, Scully, ich wünschte...ich weiß nicht, was ich wünschte.

"Wenn ich...?"

Sie schließt ihre Augen und atmet ein paar Mal tief durch, aber sie lässt diesen letzten Satz immer noch unvollendet im Raum stehen.

"Scully?"

"Verdammt Krycek, ich kann dich nicht sterben sehen. Nicht dich auch noch."

"Hey, Scully, ich werde nicht sterben. Komm schon. Ich habe mindestens noch zwei oder drei von meinen neun Leben übrig. Ich bin immer noch hier. Ich bin nicht..."

"Du hättest sterben können. Du hättest genauso einfach sterben können wie Curtis."

"Scully, es ist immer so, dass ich sterben könnte. Aber ich es ist nichts passiert. Und so sehr ich froh bin zu wissen, dass du mich nicht sterben sehen willst, du weißt, ich kann dir das nicht versprechen, nicht in meiner Position."

Ich wünschte ich könnte es. Das ist es, was ich wünschte. Ich wünschte ich könnte ihr alles geben, was sie möchte, inklusive meiner Sicherheit. Mein Gott, ich kann es kaum glauben, dass sie sich überhaupt Sorgen macht.

Sie nickt kurz und wischt über ihre Augen während sie es noch immer vermeidet, mich anzusehen.

"Ich weiß. Ich weiß das. Ich bin nur... ich bin nur..."

"Nur was?"

"Ich habe Angst. Ich will...ich will dich nicht verlieren. Ich habe sonst niemanden."

Dieser eine Satz lässt alle meine körperlichen Schmerzen spurlos verschwinden. Ich bin es. Sie will *mich* nicht verlieren. Es fühlt sich an, als würde sich mein Herz in sich zusammenziehen. Es ist fast schmerzhaft, aber auf eine andere Art. Niemand hat jemals...ich meine, ich weiß, dass die Leute hier durcheinander wären, wenn ich sterben würde, durcheinander auf die selbe Art, in der ein Land durcheinander ist, wenn der Präsident stirbt, aber sie würden weitermachen und einen anderen Anführer finden. Ich weiß nicht, ob mich jemand persönlich vermissen würde. Ich weiß nicht, ob es jemals jemanden gab, der mich persönlich vermisst hätte. Ich denke nicht. Ich denke nicht, dass es irgend jemanden irgendwann auch nur einen Scheißdreck interessiert hat, ob ich lebe oder tot bin, soweit wie es nicht zu ihrem persönlichen Vorteil oder auch Schaden war.

Ich bin eine Weile so geschockt, dass ich nichts sagen kann. Ich bin tatsächlich sprachlos. Ich kann mich nicht erinnern, wann das das letzte Mal passiert wäre.

"Es tut mir Leid, Krycek. Ich bin einfach egoistisch. Du hast etwas wundervolles getan und es wird uns allen helfen. Ich sollte dir dafür gratulieren..."

"Du bist auch alles, was ich habe, Scully."

Sie dreht sich um und sieht mir schließlich ins Gesicht. Dann lächelt sie und nimmt meine Hand in ihre. Ich muss dem Bedürfnis widerstehen, sie an ihrer Hand auf meinen Schoß zu ziehen. Ich möchte einfach für immer hier liegen, sie in meinem Schoß halten und ihr Gesicht küssen. Was zu Hölle passiert mit mir? Was um alles in der Welt hat mich das sagen lassen? Es muss an den Medikamenten liegen, weil es scheinbar nicht aufzuhalten ist.

"Das ist mehr...mehr, als ich je im Leben gehabt habe, Scully. Was du mir gerade gesagt hast, ist..."

Mein Gott, wie fasse ich das in Worte, ohne dass ich noch jämmerlicher und unmännlicher klinge? Gibt es überhaupt Worte für das, was ich fühle? Es ist noch nicht einmal ein vollständig gutes Gefühl. Es fühlt sich an, als hätte man ein zehn-Gänge-Menü gegessen, nachdem man ein Jahr lang in der Wüste gehungert hat. Aufgedunsen und schmerzhaft und wund.

"Was, Krycek?"

"Es ist nur...du bedeutest mir sehr viel, Scully."

"Du bedeutest mir auch sehr viel. Also...also versuche, dich nicht umbringen zu lassen, okay?"

"Äh...ich werde es versuchen, Scully. Ich verspreche es."

Sie hält immer noch meine Hand. Ich verstehe es immer noch nicht. Wir sitzen einfach hier und halten Händchen, sehen uns eine Weile in dieser eigenartigen, unbehaglichen Stille an und ein Teil von mir möchte, dass sie einfach weggeht und aufhört, mich so eigenartig fühlen zu lassen. Ein Teil von mir will sicher gehen, dass sie niemals wieder geht. Sie ist so schön. So wunderschön. Es ist nicht so, dass ich es noch nie bemerkt hätte, aber gerade jetzt ... gerade hier, ist es fast überwältigend. Es ist fast zu viel.

"Du solltest dich ausruhen", sagt sie zu mir, bricht damit die Stille und steht auf.

"Warte, Scully nicht...geh noch nicht. Kannst du nicht einfach..."

Ich ziehe an ihrer Hand und sie setzt sich wieder.

"Möchtest du, dass ich so lange bei dir bleibe, bis du eingeschlafen bist?" fragt sie mit der beruhigendsten, honigsüßesten Stimme, die ich je von ihr gehört habe. Trotz meiner momentanen Unfähigkeit, hat das einen Effekt auf meinen Körper, der einen total unwillkommenen Schock darstellt. Oh Scully, bitte hör auf, mich das fühlen zu lassen. Ich habe so sehr versucht, dich nicht zu wollen. Es hat bis jetzt einigermaßen funktioniert. Ich sollte dir sagen, dass du gehen sollst. Ich sollte dir sagen, dass du mich gefälligst allein lassen sollst und dass du aufhören sollst, mein Gesicht zu berühren und mir beruhigend zuzuflüstern, dass du nicht willst, dass ich sterbe. Ich sollte das wirklich, wirklich machen.

"Ja. Würdest du?"

Ende Kapitel 4

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Kapitel 5

Fühlt es sich so, betrunken zu sein? Es ist so lange her, dass ich mich kaum erinnern kann, ob ich es richtig mache. Roseanne kam vor einer Stunde mit einer Flasche Wodka vorbei. Richtiger, echter Wodka. Ich habe keine Ahnung, wo sie ihn her hat, oder was sie dafür tun musste, aber es ist mir eigentlich auch egal. Er ist in meinem Zimmer und das ist alles, was zählt.

Wir hatten einen furchtbaren Arbeitstag. Der Strom war unerwartet ausgefallen und wir haben fast die ganze Arbeit eines Vormittags verloren. Typisch, aber deswegen nicht weniger ärgerlich in dieser Regelmäßigkeit. Ich nehme an, dass sie annahm, dass wir beide etwas Aufheiterung gebrauchen könnten.

"Ziehst du das tatsächlich an?"

"Häh?"

Roseanne steht vor meinem Schrank und hält eine Art kurzes, rotes Satin Tank Top gegen ihren Oberkörper und drückt ihre Brüste lächerlicherweise dagegen.

"Es war im Schrank, als ich hier eingezogen bin."

Sie wirft es zu mir herüber und es fliegt mir direkt ins Gesicht und das führt dazu, dass ich fast die wertvolle Flasche auf meine Bettdecke fallen lasse.

"Probier es mal an. Ich wette, du siehst großartig darin aus."

"Vielleicht das nächste mal, wenn wir bei einem Angriff dabei sind."

Sie lacht abfällig und lässt sich auf den Boden fallen. Sie ist auf jeden Fall betrunken. Ich bin immerhin noch nüchtern genug um zu wissen, dass es eine dumme Idee wäre, dieses Ding anzuziehen.

"Du solltest es für Alex tragen. Ich bin mir sicher, dass er es lieben würde. Nicht dass er dich unbedingt in so etwas sehen müsste, um verrückt nach dir zu sein..."

Nicht das schon wieder. Roseanne scheint irgendeine Fixierung auf mein Sexleben entwickelt zu haben, oder besser das Fehlen desselben. Ich scheint so, dass sie jedes Mal, wenn ich in letzter Zeit mit ihr rede, eine kaum verdeckte Anspielung auf Kryceks sogenanntes Verlangen nach mir macht. Jetzt wo sie betrunken ist wird sie wahrscheinlich auf die Einleitung verzichten und gleich zur Sache kommen. Und ganz ehrlich, ich weiß nicht, wo zur Hölle sie das her hat. Es ist lächerlich. Ich bin zu der Überzeugung gelangt, dass sie sich Illusionen macht und alle Dinge, die möglicherweise zwischen den beiden ungeklärt sind, auf mich überträgt.

"Roseanne, du bist wirklich abgefüllt." Abgefüllter als ich. Neidisch nehme ich einen großen Schluck aus der Flasche.

"Nein Dana, komm schon. Du kannst mir nicht erzählen, dass dir nicht auffällt, wie er dich bei den Meetings und dem ganzen Zeug immer ansieht. Der Mann braucht ein verdammtes Lätzchen, so viel wie er sabbert."

"Du bist verrückt."

"Du bist verrückt, wenn du das nicht bemerkst."

"Vielleicht sabbert er ja nicht wegen mir?"

"Jaaa, wahrscheinlich wegen Brian."

"Halt die Klappe, du dumme Pute. Ich rede von dir. Ich meine, hast du nicht..."

Mein Gott, ich muss wirklich ziemlich angeheitert sein, dass ich es überhaupt in Erwägung gezogen habe, sie das zu fragen. Seit fast einem Jahr habe ich mich das nun schon gefragt und ich hatte meine Vermutungen, aber ich war nie dreist genug, sie einfach zu fragen und in ihren Privatangelegenheiten herumzuschnüffeln. Aber andererseits, sie war heute Abend auch nicht gerade taktvoll.

"Habe ich nicht was? Ihn gevögelt?"

Okay, Takt ist heute absolut nicht angesagt.

"Äh, naja, ja."

"Ja, ich habe s mit ihm getrieben. Also was beweist das? Er will mich nicht mehr. Er hat mich nie wirklich gewollt."

Sie klingt...amüsiert. Ich habe Bitterkeit erwartet, wenn wir schließlich auf dieses Thema zu sprechen kommen würden, aber sie scheint die ganze Sache für ziemlich komisch zu halten. Oder vielleicht ist sie wie Mulder, dass sie darüber lacht, um den Schmerz zu verdecken. Ich kann mir das trotzdem nicht vorstellen.

"Also äh... also was, ich meine ..."

Mein Gott, was ist mein Problem? Entweder du fragst, oder du fragst nicht. Ich weiß gar nicht, warum ich überhaupt so neugierig bin. Dieser ganze Abend degeneriert in rasender Geschwindigkeit zu einen Teenager- Schlummerparty.

"Was möchtest du wissen, Dana? Ich werde dir alles erzählen, aber es ist irrelevant für unser Thema."

Was möchte ich wissen? Jede Menge Dinge. Zu viele Dinge.

"Willst du alle schändlichen Einzelheiten wissen?"

"Wa ... NEIN! Mein Gott, Roseanne. Natürlich nicht. Nur ... naja, was ist passiert?"

Sie zuckt mit den Schultern und zieht ein eigenartiges, angewidertes Gesicht.

"Keine Ahnung. Ich weiß nicht Dana. Wir waren eine Weile ziemlich heiß und heftig. Eine helle Flamme, die schnell abgebrannt ist. Ich denke, uns ist irgendwie der Brennstoff ausgegangen. Er hat mich den einen Tag im Schrank gebumst und am anderen einfach...nicht. Ich denke, er hat das Interesse verloren."

Im Schrank gebumst? Ich will es gar nicht wissen. Das ist sowieso total verkehrt. Ich sollte sie nicht so aushorchen, wenn sie betrunken ist.

"Einfach so?"

"Er hat einfach gesagt, wir sollten aufhören."

"Er hat dir keinen Grund genannt?"

"Ich denke einfach, dass er Angst hat, jemandem zu nahe zu kommen. Irgend jemandem. Wenn er jemanden an sich heranlässt, ist er verwundbar und Alex Krycek lässt sich nicht verwundbar machen. Aber natürlich braucht er Sex und so ist er einfach ziellos von einer Geliebten zur nächsten gegangen. Naja, wenigstens hat er das früher so gemacht. Jetzt holt er sich wahrscheinlich nur einen runter..."

Er hat Angst, jemanden an sich heranzulassen. Klingt beängstigend bekannt. Ich frage mich, ob ich jemals aufhören werde, mich dafür zu hassen, dass ich Mulder nicht an mich herangelassen habe, als ich die Gelegenheit hatte. Ich hatte ihn näher an mich herangelassen, als irgend jemand auf der Welt mir jemals nahe war oder jemals sein wird, aber es war nicht nah genug. Ich fühle wie eine weinerliche Stimmung in meine alkoholgeladene Fröhlichkeit kriecht und fahre mit der Hand über mein Gesicht, um sie zu verdrängen. Dann bemerke ich, dass Roseanne immer noch redet.

"...war trotzdem keine Liebe. Ich habe ihn nicht geliebt und er hat mich nicht geliebt. Wir waren wirklich Freunde. Wir sind es immer noch. Ich denke nicht, dass ich jemals dumm genug war, um mir einzureden, dass es mehr sein könnte. Bevor du gekommen bist, habe ich nicht geglaubt, dass er überhaupt dazu fähig sein könnte, für einen anderen Menschen tiefe Gefühle zu empfinden."

Über was redet sie jetzt? Tiefe Gefühle? Krycek hat keine tiefen Gefühle für mich. Mulder ... oh Mulder. Selbst nach all dieser Zeit, fast drei Jahre mittlerweile, ist es so, als wenn du immer noch hier wärst. In mir. Es ist so, als wenn unsere Gefühle füreinander stark genug wären, um einen Teil von dir am Leben zu erhalten. Was würdest *du* von all dem halten? Ich versuche deine Urteilsfähigkeit zusammen mit meiner zu benutzen, aber es gibt ein paar Dinge, bei denen ich nicht abschätzen kann, wie du reagieren würdest.

"Dana? An was denkst du?"

Gott, wie lange war ich wohl weggetreten? Es passiert manchmal immer noch. Ich werde von die Decke meiner Melancholie und meiner Vergangenheit eingehüllt und vergesse die Zeit.

"Ich...ich weiß nicht. Ich nehme an daran, wie eigenartig das alles ist. Wie anders, als es früher war..."

"Als was früher war?"

"Wir waren früher Feinde. Ich wollte ihn umbringen, Roseanne. Er wurde damit beauftragt, *mich* umzubringen und er ... und Mulder ... es ist alles einfach sehr eigenartig."

"In verzweifelten Situationen ändern sich die Dinge."

War mein Leben nicht immer eine verzweifelte Situation nach der anderen?

"Und er hat sich auch geändert, denkst du nicht?"

"Oh, ich weiß nicht Roseanne. Ich habe ihn früher nicht wirklich gekannt. Alles was ich von ihm wusste war, was er getan hatte, die Dinge, die er mir angetan hat. Und Mulder ..."

"Dana, in diesem Leben, in dieser Zeit denke ich, dass das alles einen Dreck zählt. Es ist eine neue, harte Welt da draußen, wie du weißt. Und wir sitzen alle im selben verdammten Boot. Was du dich fragen musst ist, was du von ihm hier hältst, jetzt, unabhängig von all dem anderen."

War das eine Frage?

Ich nehme einen Schluck aus der Flasche und versuche, in meinem Kopf eine Antwort zu formulieren.

"Naja, ich denke er ist ... er ist ein sehr guter Anführer. Sehr entschlossen und rücksichtslos und das ist hier notwendig. Ich denke, dass all die Dinge, die ihn zu einem guten Verbrecher gemacht haben, ihm auch hier gute Dienste leisten..."

"DANA! Ich meine nicht als Anführer. Ich meine als Mensch. Als Mann."

Oh.

"Ich...ich weiß nicht Roseanne. Er hat viel für mich getan. Mehr als ich je erwartet hätte. Und ich schätze ... äh ... er ist sehr mutig."

So mutig, dass er schon mehrmals fast umgekommen wäre, öfters als ich es zählen möchte.

"Ja, und..."

"Und was, Roseanne?"

Sie rollt ihre Augen und sieht mich an, als ob ich irgendwie geistesgestört wäre.

"Dana, denkst du nicht, dass er sexy ist?"

Sexy? Gott, das hier geht aber ziemlich schnell abwärts.

"Naja, er scheint das ganz sicher zu denken."

"Ja gut, darüber haben wir uns auch nie gestritten."

"Roseanne, du scheinst eine intelligente, starke Frau zu sein. Wie konntest du dich verführen lassen von diesem ... diesem..."

Schwein? Schürzenjäger? Egomanen?

"Er ist wirklich gut im Bett, Dana."

Sie lacht als sie sieht, wie ich mich verschlucke.

"Entschuldige, das war es nicht, was du gefragt hast, oder? Ich hatte nur gedacht, es könnte von Interesse sein."

Warum um alles in der Welt sollte das von Interesse für mich sein? Mein Gott, *was* denkt sie sich?

"Er will dich wirklich sehr, Dana. Ich sage dir..."

"Wenn er das tut, dann wahrscheinlich nur, weil keine andere mehr übrig ist. Ich bin die einzige Frau hier, mit der er es noch nicht getrieben hat."

"Naja, er hat früher nichts gegen Wiederholungen gehabt. Bevor du her kamst, hat er eine paar Lieblingsfrauen gehabt, zwischen denen er sozusagen immer mal gewechselt hat und..."

"Gott, was für ein verdammtes SCHWEIN!"

Ich weiß nicht, ob es am Alkohol liegt oder was, aber das fängt wirklich an, mich wahnsinnig zu ärgern. Es ist nicht so, dass ich es nicht schon gewusst hätte, aber das ist einfach ein bisschen zuviel an Information.

"Ja, das war er. Aber Gott, Dana. Gott. Er ist wirklich erstaunlich gut darin. Es ist als wenn...es ist so, als wenn es nichts weiter auf der Welt geben würde, als du und er, die es miteinander treiben. Er ist so leidenschaftlich, dass du davon einfach überwältigt wirst. Als wenn man von einem Hurrikan mitgerissen wird oder so was. Ich nehme an, weil es seine einzige Möglichkeit ist, Dampf abzulassen, sein einziges Ventil, oder was auch immer. Vielleicht ist er deshalb so verdammt viel angespannter, seit du hier bist. Er muss wirklich unbedingt mal wieder mit jemandem schlafen, Dana."

Bitte hör jetzt auf zu reden. Das war eine schreckliche Idee. Ich will nichts darüber wissen.

"Weißt du, dass wir es nie in seinem Bett getan haben? Niemals. Nicht ein einziges Mal. Er sagt, dass er es hasst, im Bett Sex zu haben. Was zum Teufel soll das bedeuten? Er hat kaum jemals seine Sachen richtig ausgezogen! Aber, bei Gott, es war trotzdem gut. Weißt du, wenn man ihn hinter dem Ohr leckt, dass er dann .... knurrt?"

"Nein, das habe ich nicht gewusst. Und es ist mir auch egal."

"Und wenn er kommt..."

"Roseanne! Mein Gott, es ist mir EGAL. Er ist ein Schwein. Ein Schwein Schwein Schwein. Schweinisches Schwein. Blödes, eingebildetes, herrisches...SCHWEIN!"

Großartig, jetzt lacht sie wirklich. So sehr, dass ihr Gesicht rot wird und sie mit den Füßen aufstampft. Sie sieht so aus, als wenn sie jeden Moment ohnmächtig wird. Als sie schließlich ihr Fassung wiedererlangt, zeigt sie vorwurfsvoll mit dem Finger auf mich.

"Du bist wirklich ein hartes Stück Arbeit, Dana. Denkst du..." sie kichert wieder und schnappt die Flasche aus meinem Griff. Sie runzelt die Stirn als sie sieht, dass sie fast leer ist. "Du denkst, du könntest ihm widerstehen? Ist es das, was du denkst?"

"Ich denke nicht, dass ich mir darum Gedanken machen muss..."

"Zieh das Shirt an, Dana."

"Was?!"

"Zieh es an und geh zu ihm und sieh, was er tut. Und sieh, was du tust. Ich wette eine Schachtel Zigaretten, dass ihr es miteinander treiben werdet."

Zigaretten? Wo hat sie die her? Ich wünschte, ich hätte ihre Beziehungen.

"Ich ziehe dieses blöde Ding nicht an. Sieh es doch mal an. Das ist für achtzehnjährige mit ausgestopften Büstenhaltern gemacht."

"Was hast du, Angst?"

"Warum zur Hölle sollte ich Angst haben?"

"Weil du dich darin vielleicht wie eine Frau fühlen könntest und du zugeben müsstest, dass du eine bist und dass du mit jemandem schlafen willst."

"Gut. Na schön. Ich werde dieses blöde Ding anziehen!"

Ich rupfe mir mein Sweatshirt und den BH vom Leib, schmeiße die Sachen auf den Boden und ziehe das blöde Ding über meinen Kopf, begleitet von Roseannes immer lauter werdendem Kichern.

"So. Bist du jetzt glücklich?"

"Richte deine linke Brust." Bringt sie zwischen ihre Lachanfällen hervor. Ich schaue nach unten und bemerke, dass sie aus dem Top heraushängt. Dieser Anblick reicht aus, meine schlechte Laune zu vertreiben und ich lache auch. Könnte irgend etwas noch lächerlicher sein?

Wir müssen wirklich völlig daneben sein, wenn wir das auch nur ansatzweise komisch finden. Eine dürre Rothaarige in einem nuttigen Shirt. Was für ein Brüller. Aber aus irgendeinem Grund ist es das. Es ist mir jetzt auch egal, ob wir uns wie Teenager verhalten. Es fühlt sich so schön an, nur mal zur Abwechslung.

Gott, es muss Jahrhunderte her sein, dass ich das letzte Mal gelacht habe. Bestimmt einige Jahre. Und wie wir lachen. Sehr lange. Bis wir ein lautes und hartnäckiges Klopfen an der Tür hören. Bevor ich aus dem Bett komme, um die Tür aufzumachen, bricht sie auf und gibt den Blick auf eine sehr wütend aussehende Person frei. Einen Augenblick lang habe ich Angst. Dann stelle ich fest, dass es Krycek ist, der einfach wie ein Idiot hier steht, keuchend und uns anstarrend und ich fange wieder an zu lachen.

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Zu sagen, dass das nicht das ist, was ich erwartet hätte, ist eine gigantische Untertreibung. Zuerst einmal hatte ich, als ich auf der Suche nach Scully hierher kam um mit ihr über das morgige Meeting zu sprechen, erwartet, dass Brian vor ihrer Tür sitzt, wie er es normalerweise tut. Das tat er nicht. Ich hatte erwartet ... ich nehme an, ich hatte erwartet nichts hinter Scullys Tür zu hören. Ich hörte etwas, was klang wie ein paar schreiende Frauen. Ich weiß nicht, was ich erwartet hatte, als ich die Tür eintrat, aber es war ganz sicher *nicht* das hier.

Scully auf ihrem Bett ausgestreckt, ihren Rücken gegen die Wand gelehnt, die Hände auf den Bauch gepresst und der Rest ihres Körpers von einem albernen Lachanfall geschüttelt. Sie trägt eine abgetragene, enge Jeans und ... ich weiß noch nicht einmal, wie man diese Art Shirt bezeichnen soll. Alles was ich weiß ist, dass es verdammt eng ist und das ihre Brüste darunter hervorquellen und wackeln, während sie lacht. Ich schwöre bei Gott, wenn es nur einen Zentimeter weiter ausgeschnitten wäre, würden ihre verdammten Brustwarzen rausschauen. Ihr Gesicht ist gerötet und ihre Haare sind völlig durcheinander und habe ich schon erwähnt, dass sie *lacht*? Ich weiß nicht, ob ich sie jemals so habe lachen sehen.

Ich sehe nach unten und bemerke Roseanne, die irgendwo in der Nähe meiner Füße zusammengekrümmt hockt in ihrem eigenen verrückten Anfall. Dann sehe ich die leere Flasche. Jesus Christus. Sie haben sich betrunken?

Was zur Hölle geht hier vor?

Ich fange an, mich extrem unwohl zu fühlen. Fast als hätte ich eine rauschende Liebesnacht unterbrochen oder so. Roseanne ist fast genauso eine Schlampe wie ich und es würde mich nicht überraschen, wenn sie versucht hätte, Scully zu verführen. Würde es klappen, frage ich mich? Würden sie mich mitmachen lassen? Oder wenigstens zusehen?

Verdammt. Das ist kein Spaß. Sie sind verdammt besoffen.

"Ihr beide seid verdammt betrunken!"

"Nicht verdammt, Alex. Nur betrunken." sagt Roseanne inmitten ihres Gelächters.  (*Anmerkung am Ende des Absatzes)

"Das ist nicht komisch. Wo zum Teufel ist Brian?"

"Ich sagte ihm, er soll ins Bett gehen", sagt Scully und wischt sich die Tränen aus den Augen.

"Du hast was gemacht? Was denkt ihr euch dabei?"

Ich habe angefangen zu schreien und sie scheinen sich langsam genug beruhigt zu haben, um mir zuzuhören.

"Wir haben nur versucht, ein wenig Spaß zu haben, Alex. Mein Gott, geh und nimm deine Medizin oder sowas."

"Roseanne, hau ab."

"Bitte?"

Ich fasse nach unten und ziehe sie an ihrem Arm nach oben und sie stolpert bei dem Versuch, sich von mir loszureißen.

"Ich sagte, hau ab. Geh weg. Jetzt."

"Mann, Alex. Du musst wirklich mal wieder mit jemandem ins Bett. Ich werde euch zwei dann mal alleine lassen."

Sie stellt sich auf ihre Zehenspitzen und gibt mir einen nervenden Kuss auf die Wange und fällt schließlich fast aus der Tür.

"Pass auf, dass du auf dem Weg nach draußen nicht auf deinen Arsch fällst!" schreie ich ihr hinterher und knalle die leicht ramponierte Tür hinter ihr zu.

Ich drehe mich wieder zu Scully um, die nicht mehr lacht.

"Was zum Teufel *ist* dein Problem, Krycek?"

"Mein Problem? Was ist *dein* Problem? Mein Gott! Es ist mitten in der Nacht und du sitzt hier und lässt dich vollaufen und es ist niemand da, der dir helfen könnte..."

"Roseanne war da."

"Roseanne war ja noch besoffener als du! Und sie ist keine Hilfe, Scully! Was wenn...was wenn etwas passiert wäre? Was zur Hölle hast du dir dabei gedacht, Brian einfach wegzuschicken?"

"Okay. Das reicht."

Sie steht auf und schwankt ein bisschen. Ich kann aber trotzdem sehen, dass sie genauso sauer ist wie ich. Sie zeigt mit ihrem Finger in mein Gesicht und beginnt, mich anzuschreien.

"Punkt eins, du hast KEIN RECHT hierher zu kommen und meiner Freundin zu sagen, was sie tun soll. Punkt zwei, Brian ist MEIN Bodyguard und ich kann ihm sagen ins Bett zu gehen, wann ich das für richtig halte. Ich kann nicht mit ihm auskommen, wenn er mir jede verdammte Minute über die Schulter sieht. Punkt drei, ich kann auf mich selbst aufpassen. Punkt vier, ich KANN hier NICHT wie eine Gefangene leben, Krycek!"

Ich weiß, dass sie Recht hat, aber wie soll ich ihrer Tirade Aufmerksamkeit schenken, wenn ich meine Augen nicht von ihrer Brust weg kriege?

"Scully, zieh um Himmels Willen ein Sweatshirt an. Was zum Teufel trägst du da eigentlich?"

"Und Punkt fünf, wer bist du eigentlich, dass DU MIR sagst, was ich anziehen soll?? Du bist nicht mein verdammter Vater und ich bin nicht dein gottverdammtes kleines Mädchen!"

Sie hat recht. Natürlich hat sie recht. Aber wie soll ich abends einschlafen können, wenn ich weiß, dass sie sich ganz alleine vollaufen lässt und jeder einfach reinkommen und sie nehmen könnte, ihr wehtun könnte?

"Das geht hier nicht um eine Machtdemonstration von mir, Scully."

"Worum geht es dann?"

"Es geht um deine Sicherheit."

Sie lacht abfällig und verdreht ihre Augen.

"Es gibt keine Sicherheit, Krycek. Und was ist schon so toll an Sicherheit, wenn ich mein Leben nicht genießen kann? Mann, du *musst* mal auf andere Gedanken kommen. Du bist schlimmer als..."

Sie schließt ihre Augen und sieht plötzlich sehr traurig aus. Schlimmer als Mulder. Der andere Mann, der sie mit einer an Wahnsinn grenzenden Verzweiflung beschützt hat. Er hat einen ziemlich guten Job gemacht. Sie ist immerhin noch hier. Nach allem, was passiert ist.

"Ich genieße das Leben manchmal, Scully."

"Wann?" fragt sie und sieht mich wieder vorwurfsvoll an.

Naja, wenn ich mit einer Frau geschlafen habe zum Beispiel.

"Keine Ahnung, manchmal..."

"Krycek, ich habe noch nie gesehen, dass du dein Leben genossen hat, IRGEND ETWAS genossen hast. Du läufst mit diesem verdammten finsteren Gesichtsausdruck herum, als wenn du Verstopfung hättest, du lachst nie, du redest über nichts anderes, als darüber, diesen Ort hier zu leiten.."

"Scully, ich habe keine ZEIT für etwas anderes. Diesen Ort hier zu leiten ist mein Leben."

Mein Gott, denkt sie wirklich so über mich? Dass ich so eine Art Blindgänger bin? Was zur Hölle erwartet sie von mir?

"Ich weiß und du machst das sehr gut, aber vermisst du es nicht, andere Sachen zu machen?"

"Natürlich vermisse ich das. Jeder vermisst das. Ich denke das ist es, wofür wir kämpfen. Für die Freiheit zu tun, was immer wir möchten."

"Aber möchtest du niemals etwas machen, nur um es gemacht zu haben?"

Ich zucke nur mit den Schultern, weil ich jetzt wirklich keine Ahnung mehr habe, wovon sie verdammt noch mal spricht. Sie seufzt übertrieben, öffnet eine der Schubladen und beginnt, darin herumzusuchen.

"Scully..."

"Geh los und zieh dir eine Badehose an."

"Was?!"

"Geh los, zieh dir eine Badehose an und triff mich in zehn Minuten am Pool."

Mann, sie ist *wirklich* völlig betrunken.

"Warum sollte ich das machen wollen?"

"Keine Ahnung, Krycek. Nur, um es gemacht zu haben?"

Sie dreht sich zu mir, Badeanzug in der Hand und ich weiß nicht mehr, was ich ihr sagen soll.

"Scully ich denke wirklich nicht..."

"Denke nicht. Tu es einfach."

Ich nehme an ich wäre ein Idiot, wenn ich die Chance verschenken würde, sie in einem Badeanzug zu sehen.

Ende Kapitel 5

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*Anmerkung des Übersetzers: An dieser Stelle steht im Original ein unübersetzbarer Wortwitz, den ich euch nicht vorenthalten will:
"You guys are fucking drunk!" -  "Not fucking, Alex. Just drunk",

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Kapitel 6

 

Ich denke nicht, dass ich tatsächlich schon mal am Pool gewesen bin. Ich gehe zwar wenn ich Zeit habe zum Trainieren in die Sporthalle, aber ich habe den Pool nur von oben gesehen. Es gibt eine Laufstrecke, die sich über den die Sporthalle umgebenden Balkon erstreckt, wo ich manchmal laufe. Das Wasser hat immer einladend ausgesehen.

Die ganze Sache war Scullys Idee. Als sie hierher kam, war das ganze nur ein ausgetrocknetes, altes Loch im Beton. Aber in einer der unglaublichsten Szenen, die ich je miterleben konnte, hat sie es geschafft, den Botschafter aus dem Land der Gesichtslosen zu becircen und mit ihm auszuhandeln, dass er bei der nächsten Versorgungsladung etwas Chlor mitbringt und dann hat sie das in ein erstklassiges Schwimmbecken zurück verwandelt.

Ich bin früher gerne geschwommen. Das ist jetzt aus naheliegenden Gründen nicht mehr meine Sache. Es ist trotzdem ein netter Pool. Ganz besonders jetzt in der Nacht, wenn das Wasser von dem Licht am Ende erleuchtet ist.

Als ich dort ankomme, schwimmt Scully schon. Sie bemerkt mich nicht, während sie in einem ruhigen Rhythmus ihre Bahnen schwimmt und ich mache mich nicht bemerkbar.

Ich musste ziemlich tief graben, um eine verdammte Badehose zu finden. Ich habe eine schwarze, knielange Shorts gefunden, von der ich annahm, dass sie ausreichen würde und zog sie an, zusammen mit einem langärmligen Hemd und ein Paar Turnschuhen und kam hier herunter, nicht wissend, was mich erwarten würde. Hat sie wirklich gedacht, ich würde in den Pool springen und mit ihr zusammen Bahnen schwimmen?

Ich ziehe meine Schuhe aus, setze mich an den Rand des Pools und tauche meine Füße in das überraschend warme Wasser. Es fühlt sich fast wie ein Bad an. Die gegenüberliegende Wand ist fast vollständig aus Glas und ich kann die Zuschauerbänke erkennen, von denen aus die Leute wahrscheinlich früher mal Footballspiele angesehen haben. Scully ist sehr viel interessanter.

Sie schwimmt wirklich gut. Sie trägt einen schwarzen Einteiler und ihre Haare fächern sich hinter ihr auf, während sie sich im Wasser bewegt. Sie sieht aus wie eine Art Meerjungfrau oder so was. Total schön.

Ich sitze einfach da und schaue ihr zu, wie sie ungefähr fünf Mal hin und her schwimmt, bis sie schließlich in der Nähe der Treppen aufhört und sich hinstellt. Sie zuckt zusammen, als sie mich dort sitzen sieht.

"Hast du gedacht, ich würde mich nicht blicken lassen?"

"Nein, ich habe nur...ich habe dich nicht gehört."

"Es ist vielleicht nicht die beste Idee zu schwimmen, wenn du betrunken bist. Nicht dass ich irgendwie herrisch sein oder dir was vorschreiben will."

"Ich bin nicht betrunken. Ich war nur ein bisschen beschwipst. Roseanne hat fast die ganze Flasche allein getrunken."

Naja, das erklärt einiges.

Ihr Badeanzug ist ziemlich hochgeschlossen. Es ist einer dieser sportlichen Dinger, mit Rennstreifen an der Seite und einem Reißverschluss, der von der Mitte ihrer Brust bis zum Hals geht. Aus irgendeinem Grund ist das erotischer, als ihre Brüste tatsächlich zu sehen, so wie vorhin. Nur eine Handbewegung würde genügen....

"Also, willst du nur dasitzen oder willst du mit schwimmen?"

"Mir geht es gut hier, Scully. Ich ... ich schwimme nicht."

"Wie kommt das?"

Sie sieht mich eine Minute lang neugierig an, dann geht ihr plötzlich ein Licht auf und sie sieht furchtbar schuldbewusst aus.

"Oh Gott, natürlich. Ich bin so eine Idiotin..."

Nein, Scully. Bitte fühle dich nicht schuldig. Bitte fühle dich nicht meinetwegen schlecht. Bitte, bitte bereue es nicht, mich gebeten zu haben, das zu tun.

"Manchmal vergesse ich das. Ich meine es...du hast nur so viel mehr getan als ... oh Gott. Ich bin *so* ein Trottel. Bitte sag mir, ich soll meine Klappe halten."

Sie setzt sich auf die Treppe, stützt ihre Ellenbogen auf ihre Knie und vergräbt ihr Gesicht in ihren Händen.

"Nein, was wolltest du sagen?"

Sie lacht durch die Nase und schüttelt ihren Kopf.

"Ich kann mich erinnern, dass Mulder mal sagte, er wünschte, ein Holzbein zu haben. Oder einen Haken als Hand."

"Wie bitte?"

Das klingt wie etwas, was dieser Idiot tatsächlich gesagt haben könnte.

"Er hat gesagt, dass die Leute vielleicht nicht so viel von einem erwarten würden, wenn man diese Dinge hätte. dass es schon ausreichend wäre, ja schon fast beeindruckend, nur zu überleben."

Sie lacht wieder über die Erinnerung und ich habe den Eindruck, dass es aus irgendeinem bizarren Grund ein wohlwollendes Lachen ist.

"Er hat nur herumgealbert, aber es ist nur, du hast so viel mehr getan, als zu überleben, Krycek. Ich vergesse es einfach manchmal.."

Ich fühle, wie mein Kopf und mein Herz auf das dreifache ihrer normalen Größe anschwellen, wie bei dieser Comicfigur in dem blöden Film und ich lächle sie an. Ich nehme an, dass ich nach Mulders verschobenen Standards ein verdammter Superheld bin. Natürlich hat sie Unrecht. Ich habe nicht viel mehr getan, als zu Überleben. Diese ganze Sache ist nichts weiter, als ein verzweifeltes Ringen ums Überleben.

"Naja, wie dem auch sei, du musst nicht schwimmen, um in den Pool zu gehen, Krycek. Komm einfach rein und werde nass."

"Ich kann wirklich nicht, Scully", sage ich zu ihr, während ich die Prothese bekräftigend anhebe. "Dieses Ding ist elektrisch und es ist keine gute Idee, es ins Wasser zu tauchen. Ganz besonders da ich keine Ahnung habe, wie ich es in nächster Zeit würde ersetzen können. Ich versuche es so gut wie möglich zu behandeln."

"Dann mach es ab", empfiehlt sie. Als wenn das die einfachste Sache der Welt wäre.

"Äh ...Scully, ich kann wirklich nicht..."

"Komm schon, wir sind alleine hier."

Ja, und das ist genau das Problem du verrücktes, kleines Mädchen. Uuups, 'tschuldigung. Nicht kleines Mädchen. Frau. Dame. Wie auch immer sie genannt werden möchte. In jedem Fall ist Scully so ziemlich die letzte Person auf dieser Welt, der gegenüber ich irgendeine Schwäche zeigen möchte. Und das ist die größte Schwäche, die ich habe.

Abgesehen von der Tatsache, dass es einfach nur völlig hässlich ist. Ich kann den Gedanken nicht ertragen, dass sie mich in irgendeiner Weise körperlich hässlich findet. Emotional, in Ordnung. Das bin ich gewöhnt. Aber ich denke, dass ich einfach ziemlich eitel bin, wenn es um meine äußere Erscheinung geht. Vielleicht werde ich eines Tages, sollte ich lange genug leben, ein verrückter alter Mann sein, der mit seinem schrecklichen Armstumpf kleinen Kindern das Fürchten beibringt, aber soweit bin ich einfach jetzt noch nicht. Ganz besonders nicht, wenn es um sie geht. Ich möchte, dass sie mich so schön findet, wie ich sie schön finde.

"Komm schon, Krycek. Sei kein großes Baby. Nimm es einfach ab und komm hier rein. Es ist wirklich wunderbar."

"Ein was? Ein Baby??"

Okay, sie weiß, welche Knöpfe sie drücken muss. Mein Gott, allein die Tatsache, dass sie es geschafft hat, mich hierher zu bringen, ist eine Leistung für sich. Ich nehme an, dass es noch viel blöder aussieht, wenn ich hier sitze und ihr den ganzen Abend zusehe.

Sie zuckt mit den Schultern und grinst und ich fange an, mein Hemd aufzuknöpfen.

"Du lachst jetzt. Das wird dir noch leid tun. Das Ding ist nicht gerade hübsch", warne ich sie und versuche, sie auf das schlimmste vorzubereiten. Sie fängt wieder an herum zu schwimmen und es erleichtert mich ein wenig zu wissen, dass sie nicht einfach dastehen und mir zusehen wird, während ich das tue.

"Kann nicht schlimmer sein, als dein Gesicht", scherzt sie und bespritzt mich beim Vorbeischwimmen mit Wasser.

"Du bist ein riesen Komiker."

Ich ziehe das Hemd auf und beginne mit dem immer wieder nervenraubenden Prozess des Abschnallens der Prothese. Wenigstens muss ich mich dann nicht mehr damit rumquälen, wenn ich heute schlafen gehen will. Scully fängt wieder an, Bahnen zu schwimmen, was ebenfalls gut ist.

Als ich endlich das dumme Ding abgemacht habe, lasse ich mich ins Wasser gleiten und sie hat Recht. Es ist wirklich wunderbar. Wie ein Vollbad. Sogar noch besser, weil Scully hier ist. Sie schwimmt zu mir und stellt sich ein oder zwei Meter von mir entfernt hin. Das Wasser geht ihr bis über die Brust, aber mir reicht es nur bis zum Bauch.

"Schön, oder?"

"Ja. Ja das ist es."

"Spürst du ihn manchmal?"

Ich sehe sie einige Sekunden lang an, bevor mir klar wird, worüber sie redet.

"Äh, manchmal, denke ich. Nicht so oft, wie damals, als es passiert ist, aber ja, gelegentlich fühlt es sich an, als wenn er immer noch da ist."

Sie nickt und fährt mit ihrer Hand über das Wasser, beobachtet die Spuren, die sie auf der Oberfläche zieht.

"Ich denke ich weiß, was du meinst. Manchmal fühle ich ihn hier. Ich denke, das ist irgendwie ähnlich."

Mulder. Ich habe niemals so darüber gedacht. Ich nehme an, dass er wie ein Arm für sie war. Etwas das ... das einfach da war, ein wesentlicher Teil von dir und wenn er nicht mehr da ist, wirst du nie wieder derselbe Mensch sein. Man hat immer das Gefühl, dass etwas ganz wichtiges fehlt.

"Oh, warte mal. Ich werde dir was zeigen."

Sie schwimmt zu den Treppen und einen kurzen, bizarren Moment lang bin ich mir sicher, dass sie ihren Badeanzug ausziehen wird. Jaa genau, zeig mir deinen Stumpf und ich zeige dir meine Titten. Scheint nicht gerade ein fairer Handel zu sein, aber was soll's.

Dann geht sie zur Wand und rückt auf einen Schalter, der alle Lichter in der Halle löscht, bis auf das im Pool. So ist es viel einfacher, aus dem Fenster zu sehen und es kommt einem fast vor, als wäre man draußen. Aber das ist nun wirklich nicht besonders toll. Ich frage mich, ob sie die Lichter ausgeschaltet hat, damit sie mich nicht so genau sehen muss.

Dann kommt sie wieder in den Pool und zeigt nach oben. Ich schaue an die Decke und bemerke das erste Mal, dass diese auch aus Glas ist. Ich muss es gewusst haben, aber ich habe niemals wirklich hingesehen. So wie dieses Glasdach gestaltet ist, kann man nichts weiter als die Sterne sehen. Es ist irgendwie atemberaubend. Wenn man was für Sterne übrig hat.

Ich sehe sie wieder an und bin immer noch überzeugt, dass sie der beeindruckendste Anblick an diesem Ort ist. Sie sieht in den Himmel mit einem Ausdruck der Bewunderung, den ich einfach nicht verstehe, obwohl er ihr gut steht.

"Hübsch. Schwer zu glauben, dass so viel Böses von den Sternen kommen kann", sage ich ziemlich dümmlich. So kann ich der Frau auch beweisen, dass sie recht hat. Vielleicht bin ich ja ein Blödmann.

"Es ist nicht die Schuld der Sterne, Alex", murmelt sie und ich muss heftig schlucken, als sie meinen Vornamen benutzt. Sie nennt mich selten so. Normalerweise heißt es "Krycek", harte Silben in einer Art ausgesprochen, die fast unausweichlich angewidert klingt, egal wer es sagt. Ich habe diesen blöden Namen immer gehasst. Aber Alex ... Alex ist gar nicht so schlecht. Alex ist nicht unbedingt ein Schweinehund.

"Ich weiß. Es ist nur schwer, im Moment mit irgendeiner Art von Bewunderung oder Neugier da hinauf zu schauen. Alles was ich fühle, ist Abscheu und eine krankmachende Angst davor, was als nächstes kommt."

"Siehst du keine Hoffnung in ihnen?" fragt sie und sieht mich wieder an. "Ich meine, das Universum ist so groß. Sie sind nicht alles, was es gibt. Das ist in Wirklichkeit alles so belanglos. Es gibt so viel mehr, was das draußen ist, so viel mehr Potential..."

Und das von unserer früheren Oberskeptikerin. Ich nehme an, jetzt ist es nicht mehr zu leugnen. Die Dinge haben sich wirklich geändert.

"Ich sehe mehr Hoffnung in dem, was vor mir steht. Die Tatsache, dass wir immer noch hier sind. Du und ich. Ich denke, dass ist ein bisschen beeindruckender."

Sie lacht leise und schaut mich ungläubig an.

"Du glaubst das wirklich, oder?"

"Das ist keine Ego Sache."

"Nein, ich weiß. Es ist nur, du bist so...ich weiß nicht, erdgebunden. So...ich weiß nicht. Ich meine es gibt doch noch mehr Dinge im Leben, die nicht so greifbar wie das sind. Ich meine, zum Leben gehört mehr als nur essen, atmen, schlafen, überleben."

"Ja das tut es. Du hast das wichtigste vergessen, Scully."

Sie verdreht ihre Augen. Frau Philosophin. Ich nehme an, ich bin so eine Art Philister, weil ich nicht herumsitze und über diesen Schwachsinn nachgrübele, wie es Mulder früher getan hat.

"Selbst dabei", sagt sie, "gibt es ein Element, dass über dass körperliche, das biologische hinausgeht."

"Oh wirklich? Was ist das?"

"Naja, im günstigsten Fall der gegenseitige Respekt, die Liebe und Zuneigung, die du mit dem anderen Menschen teilst."

"Mmm, im günstigsten Fall. Wie oft ist das aber wirklich so?"

Und wie zur Hölle haben wir plötzlich angefangen, über Sex zu reden?

"Naja, wahrscheinlich nicht oft genug. Aber es ist immer mehr als nur körperlich. Egal wie. Neunzig Prozent vom Sex finden im Kopf statt."

"Oh, neunzig Prozent, ja? Wo haben Sie denn diese Tatsache her, Doktor?"

"Gott, du bist so ein Rindvieh. Siehst du nicht die Wahrheit in dem, was ich sage? Kannst du nicht wenigstens etwas davon nachvollziehen?"

"Keine Ahnung, Scully. Ich nehme an, wir beide haben unterschiedliche Erfahrungen gemacht. Ich meine du warst...."

Warst was? Gott, ich weiß noch nicht mal, ob sie und Mulder irgendwann wirklich miteinander geschlafen haben. Es tut aber eigentlich nichts zur Sache. Sie haben sich geliebt. Da gibt es keinen Zweifel.

"Warst?"

"Naja, du warst verliebt, Scully. Du hattest diesen ganzen 'gegenseitige Zuneigung' Mist."

"Mist?"

"Kram. Was auch immer."

"Mann, du bist wirklich eine harte Nuss, Alex Krycek."

Ich? Ich bin nicht derjenige, der hier ganz trübsinnig davon wird, in die blöden Sterne zu schauen.

"Alles was ich sage ist, dass ich wahrscheinlich keine Ahnung von dem habe, worüber du redest."

"Du hast. Ich denke wirklich, dass du eine Ahnung hast. Du willst nur nicht. Wovor hast du solche Angst, Alex?" fragt sie und kommt mir ein bisschen näher. Oh Gott. Was passiert hier. Mein Herz rast und ich fange tatsächlich an zu schwitzen, obwohl ich in lauwarmem Wasser stehe.

"Angst? Ich habe keine Angst. Ich denke nur, dass es so besser ist. Ich ... ich kann mir diese Art von Gefühlen nicht leisten."

"Mein Gott, Alex, diese Gefühle sind die *einzigen* für die es sich zu leben lohnt. Ich weiß, wie du fühlst, weil ich selbst mal so war. Und ich habe die Chance meines Lebens weggeworfen. Es ist es nicht wert. Man sollte die Chance immer ergreifen. Ergreife die Chance, Alex."

Sie steht nun noch näher bei mir. Will sie, dass ich sie küsse?? Ist es das, was sie mir gerade sagen will? Es scheint wirklich einer dieser Momente zu sein, aber es ist nur...habe ich Angst? Ich weiß es noch nicht einmal. Sie bringt mich total durcheinander.

"Ich habe niemals wirklich jemanden getroffen, von dem ich gedacht habe, dass er es wert wäre, Dana."

"Naja, vielleicht ist die Liebe deines Lebens gleich hier um die Ecke. Könnte jemand sein, bei dem du es nie vermuten würdest. Hey, es könnte Brian sein."

"Das ist überhaupt nicht komisch."

"Oh, das ist sehr komisch. Das Bild ist sogar so erheiternd, dass ich es kaum aushalten kann."

Sie fängt an zu kichern und mein fast psychotischer Drang, sie zu küssen, ebbt etwas ab und so greife ich nach ihrem Kopf und tauche sie statt dessen unter. Sie kommt wieder hoch, hustend und spritzend, aber wundersamerweise, immer noch lachend. Wir fangen ein kleines Wassergefecht an, Vollspritzen und Untertauchen und lachen wie ein paar achtjährige und ich denke, dass ich schließlich verstehe, was sie damit meint, etwas zu tun, nur um es getan zu haben. Fühlt es sich so an, Spaß zu haben? Es ist so verdammt lange her.

Unglücklicherweise hat mich all dieses Herumalbern mit einer halbnackten, nassen Dana in einen peinlich erregten Zustand versetzt. Als wir uns schließlich beruhigen, sagt sie mir, dass sie geht.

"Es ist noch nicht so spät, Dana."

"Wir haben morgen eine Meeting um Punkt 6:30."

"Ja, stimmt. Die Idee von welchem Idioten war das überhaupt?"

"Dein Befehl, Captain."

"Gut, das nächste Mal, wenn ich mit einer blödsinnigen Bemerkung wie dieser da komme, kannst du mir eine hinter die Ohren hauen."

"Wird gemacht."

Sie beginnt die Treppen hochzusteigen und dreht sich wieder zu mir um.

"Brauchst du äh...brauchst du irgendwelche Hilfe?"

Hilfe? Ja ich brauche Hilfe. Ich brauche Hilfe dabei, mir heute Abend einen runterzuholen, Dana.

"Nein, mir geht es gut. Ich werde sogar tatsächlich noch eine Weile hier bleiben."

"Oh, gut. Ich werde eine der Wachen bitten, mich zurück zu bringen. Ich sehe dich morgen um sechs zum Kaffeetrinken und wir können zusammen hingehen."

"Alles klar. Sei vorsichtig."

Sie trocknet sich ab und zieht ihre Sachen wieder an und ich denke, ich sollte ihr wirklich danken, aber ich weiß noch nicht einmal, wo ich anfangen soll.

"Äh, Dana..."

"Hmmm?"

"Danke. Für heute Abend. Das war...das war wirklich schön."

Geschafft. War gar nicht so schwer. Und sie lächelt wieder ganz zuckersüß.

"Ja das war es. Wir sollten das wiederholen. Es könnte, hmm, unsere Sache werden."

Unsere Sache? Wir haben eine Sache. Ich mag das.

"Würde mich freuen."

"Okay, wir sehen uns morgen früh. Süße Träume."

Oh Mann, sie ahnt nicht die Hälfte davon.

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Als ich es in mein Zimmer zurückgeschafft habe, bin ich immer noch verflucht hart. Es ist ein Wunder der modernen Wissenschaft. Ich weiß nicht, was zur Hölle sie gerade mit mir gemacht hat oder was die da in das Wasser mischen, aber ich war noch nie in meinem ganzen Leben so geil.

Ich ziehe schnell meine Sachen aus und falle im Dunkeln in mein großes, plötzlich sehr einsames Bett. Mir ist noch nicht mal wirklich nach Selbstbefriedigung. Ich habe diese Sache so verdammt satt. Aber es muss getan werden. Es ist, wie wenn man pinkeln muss. Wenn ich es nicht tue, werde ich die ganze Nacht wach liegen, weil ich es tun muss und ich werde immer müder und habe immer weniger Lust, es zu tun und um 5:30 werde ich mich umdrehen und immer noch dasitzen, hart wie ein Stein und dann wahrscheinlich zusätzlich auch noch pinkeln müssen.

Ich habe normalerweise keine Phantasien. Ich nehme an, dass das irgendwie ungewöhnlich für einen Mann ist. Nach dem zu urteilen, was ich so gehört habe, haben die meisten Männer eine Sammlung von Szenarios, die sie im Kopf abspielen, wenn sie sich selbst anfassen. Vielleicht habe ich nur keine Vorstellungskraft. Normalerweise denke ich an Dinge, die ich tatsächlich getan habe. Manchmal denke ich noch nicht mal an etwas sexuelles. Manchmal plane ich Meetings, während ich es tue. Manchmal denke ich daran, in einer Schlacht zu sein. Manchmal an einen Streit mit Scully.

Manchmal denke ich an gar nichts außer daran, wie sich mein Schwanz in meiner Hand anfühlt. Ich konzentriere mich einfach auf die Empfindungen und nutze diesen Augenblick, um meinen Kopf völlig frei zu kriegen. Phantasien erschienen mir immer wie Zeitverschwendung.

Heute Abend ist es anders. Heute Abend bin ich völlig ohne Grund schwimmen gegangen, habe in die Sterne gesehen und über Liebe geredet - einfach über alles, und das mit Dana Scully. Heute Abend erlaube ich mir eine Phantasie.

Als ich mich selbst in die Hand nehme, benutze ich das erste Bild, was mir in den Kopf schießt. Dana und Roseanne, auf dem Boden des Labors, den Kopf zwischen den Beinen der jeweils anderen vergraben. Vielleicht hätte es eine Einleitung oder so was geben sollen, aber so reicht es für mich völlig aus. Ich schließe meine Augen und kann es fast vor mir sehen. Gott, wäre das ein herrlicher Anblick.

Allerdings kann ich Danas Gesicht nicht sehen und deswegen lege ich sie auf den Rücken mit Roseanne zwischen ihren Beinen und Dana schaut mich nur an, mit weit geöffneten Augen und sich auf die Lippe beißend, während sie sich dem Orgasmus immer mehr nähert.

Ihre Haare fallen über ihre Brust und auf den Boden und ihre Hände vergraben sich in Roseannes lockigen braunen Haaren.

Jaaa, das funktioniert definitiv. Ich bin schon fast soweit.

Aber als ich mich schließlich in dieser Phantasie verliere, ändert sie mein Unterbewusstsein fast gegen meinen Willen. Und plötzlich bin ich es, der zwischen Danas Beinen ist. Hier. In diesem Bett.

Ich hatte noch nie mit einer Frau in diesem Bett Sex. Nicht ein Mal. Frauen sind wie Katzen. Lässt du sie einmal rein und gibst ihnen Milch, wirst du sie nie wieder los. Ich wollte nie, dass eine Frau hier bleibt und die Nacht mit mir verbringt. Aber ich bringe es auch nicht übers Herz, sie danach raus in die Kälte zu schicken. Also vögle ich sie wo ich nur kann und gehe, wenn es vorbei ist. Wenn es in ihrem Bett ist, ist es meine Wahl. Normalerweise gehe ich trotzdem noch nicht mal das Risiko ein.

Aber heute Abend in meiner Phantasie bringe ich Dana Scully in mein Bett und ich lecke sie, bis sie fast ohnmächtig wird und sorge dafür, dass sie kommt. Sie schreit meinen Namen und dann schläft sie ein. Sie schläft in meinem Bett ein, in meiner Umarmung.

Die Wucht und das pure Vergnügen meines plötzlichen, unerwarteten Orgasmus bringt mich dazu, in meine Hand zu stoßen und zu stöhnen. Ich stöhne nie, wenn ich masturbiere. Und ich habe mir noch nicht mal ein Zellstofftaschentuch geholt und jetzt ist mein Bauch mit meinem eigenen Sperma bedeckt. Und es ist mir völlig egal.

"Dana..." flüstere ich in die Dunkelheit. Dass mir niemand antwortet, ist keine Überraschung.

Ende Kapitel 6

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Kapitel 7

Das erste Mal seit einer sehr langen Zeit hatte sie um ihr Leben gefürchtet.

Sie hatte sich die meiste Zeit sicher gefühlt. Beschützt.

Nichts hätte sie darauf vorbereiten können. Gedankenfetzen aus ihrem früheren Leben fielen ihr ein: ihr FBI Training ("Feuern Sie keine tödlichen Schüsse ab, wenn Ihr Leben nicht in Gefahr ist."), der militärische Background ihres Vaters ("Warum haben die Soldaten diesen Mann umgebracht, Daddy?", "Manchmal, Starbuck, wenn Krieg ist, heißt es töten oder getötet werden...")

Töten oder getötet werden.

Sicher musste man das in Erwägung ziehen. Diese Menschen, diese ... diese Verräter, hätten sie umgebracht, ihr Heim zerstört, ihr Leben, ihre Arbeit, wenn sie nicht zuerst zugeschlagen hätte.

(Alex ... "Ziele auf ihr Herz, Dana, das ist die einzige Möglichkeit, sie zu töten.")

Schwarzes Blut fließt und erinnert sie daran, dass das keine Menschen sind. Es waren ... es waren einmal Menschen, die zu dem hier geworden sind. Die das hier gewählt haben. Du musst daran denken, dass sie das gewählt haben.

Keine Sklaven. Er hatte ihr gesagt, dass es dort keine Sklaven gibt. Kein rotes Blut und sie glaubt es, weil sie keines sieht. Allerdings ist das auch nicht einfach in diesem Chaos.

Gleichzeitig rennen und schießen. Die kennen so viele Methoden jemanden umzubringen. So viele.

Sie sucht nach ihm und sie gehen gemeinsam gegen ihre Primärziele vor, nehmen sich, was sie brauchen. Er ist heiter und entspannt, er lacht und macht es ihr so viel leichter. Bis sie an die Bombe denkt.

Das ganze Gebäude wird in fünf Minuten explodieren.

Vier ...

Sie muss ihn mit blutbefleckten Händen dort wegschleppen.

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Wir haben heute Abend gesiegt. Ich denke, es war ein großer Sieg.

Wir hatten vor einiger Zeit erfahren, dass eine neue Dronenkolonie in der Nähe unseres Territoriums entstanden ist. Sie hat sich sehr schnell vergrößert und es bestand die Gefahr, dass sie schon bald in unser Land eindringen würde, wenn wir nichts dagegen unternehmen. Wir wären völlig zerstört worden. Wenn man der Ausbreitung im Wege steht, wird man wie ein Käfer zerquetscht.

Es gab zwei Möglichkeiten. Weiterer Rückzug Richtung Norden, oder angreifen, bevor sie sich richtig festsetzen können. Ich habe ungefähr fünf Minuten gebraucht, um diese Entscheidung zu treffen. Scully sagte mir, dass ich es ihrer Meinung nach mehr genieße Cowboy und Indianer zu spielen, als es mir gut tun würde. Ich habe ihr gesagt, dass die Indianer nur deswegen verloren haben, weil sie sich zurückgezogen haben.

Ich kann es immer noch nicht fassen, dass wir gewonnen haben. Dass wie diesen ganzen verdammten Ort in die ewigen Jagdgründe befördert haben. Ich weiß nicht, ob das ohne sie möglich gewesen wäre. Es hört nicht auf, mich zu erstaunen, wie viel Intelligenz, taktisches Wissen und brutale Gewalt in diesem einen, kleinen Körper steckt.

Ich wollte nicht, dass sie mitkommt. Sie hat darauf bestanden. Es war ihr erster Kampf und hoffentlich auch ihr letzter. Es war einigermaßen schwierig für mich, mich in ihrer Gegenwart zu konzentrieren. Es war erschütternd festzustellen, dass ich mich mehr um ihre, als um meine eigene Sicherheit gesorgt habe. Und es war mehr als nur ein bisschen beunruhigend zu erkennen, dass ich diesen ganzen Ort geopfert hätte, wenn es bedeutet hätte, sie überleben zu lassen.

Trotzdem war da noch etwas anderes dabei, sie so zu sehen.

Die Kombination von überschüssigem Adrenalin, die Freude, dass wir gewonnen haben, das Wissen, dass ich wieder mal dem Tod von der Schippe gesprungen bin und die Erinnerung an Dana, die einem wirklich gefährlichen Feind in den Hintern tritt, hat mich in einen sehr eigenartigen Zustand versetzt.

Als wir ins Camp zurückkommen, werden wir mit einer Siegesfeier begrüßt. Alle sind ausgelassen und feiern in den Gesellschaftsräumen und ich bin versucht, dort zu bleiben und an den Festlichkeiten teilzunehmen, aber ich zittere so sehr, dass ich wahrscheinlich im Moment allein besser dran bin. Ich denke nicht, dass ich heute Abend normal mit jemanden reden oder umgehen kann. Ich denke nicht, dass ich trinken und lachen und auf unseren Sieg anstoßen kann. Ich brauche eine andere Art der Entspannung.

Als ich den menschenleeren Flur zu meiner Unterkunft entlang gehe, höre ich sie in der Ferne singen. Singen. Mein Gott, was für eine seltsame Welt.

Dann höre ich Schritte kleiner Füße hinter mir. Oh Scully, nicht heute Abend. Ich denke nicht, dass ich das aushalten kann.

Und trotzdem halte ich ihr die Tür auf, als ich an dieser angekommen bin und lade sie gegen mein besseres Wissen dazu ein, sich zu mir zu gesellen.

Wir treten ein und ich mache mir gar nicht die Mühe, das Licht einzuschalten. Der Mond scheint hell durch die Fenster.

Ich habe das Gefühl, als wenn mein verdammte Inneres gerade dabei ist, durch meine Haut zu platzen, aber ich bringe es fertig, die normale Handlung auszuführen, den Kühlschrank zu öffnen und eine alte, gestohlene Flasche Champagner herauszuholen, die ich all die Jahre für eine solche Gelegenheit aufgehoben hatte.

Ich drehe mich das erste Mal wieder zu ihr um, Flasche in der Hand und zweifellos ein wahnsinniges Grinsen auf meinem Gesicht, um sie zu bitten, an meiner kleinen privaten Siegesfeier teilzunehmen und bleibe wie angewurzelt stehen.

Sie lehnt am Küchentisch, leicht zusammengekrümmt und zittert noch mehr als ich. Allerdings scheint es bei ihr nicht wegen der Aufregung zu sein. Sie hat einen gequälten Gesichtsausdruck und ihre Haare und Kleidung sind von Schmutz und Blut durchtränkt. Sie sieht aus, als wenn sie einen Schock hätte. Es kommt mir das erste Mal in den Sinn, dass sie vielleicht irgendwie verletzt worden sein könnte und ich stelle die Flasche auf der Arbeitsplatte ab, gehe zu ihr und stelle mich vor sie hin.

"Geht es dir gut? Bist du verletzt, Dana?"

Sie schüttelt ihren Kopf und murmelt, " Habe niemals ... so viele ... umgebracht..."

Natürlich. Ich hätte es wissen müssen, dass sie sich so fühlen würde. Sie hat immerhin noch so etwas wie ein Herz.

"Mein Gott, Alex, alle diese lebenden, atmenden ... was wenn ich ... was wenn wir ... oh Gott."

Ich sehe, wie Tränen ihre Wangen herunter rollen und ich möchte sie so gern berühren, sie in meine Arme nehmen und dafür sorgen, dass es ihr besser geht, dass sie etwas anderes fühlt als das, was sie gerade fühlt. Ich kann es trotzdem nicht, weil mein Herz in meinem Brustkorb hämmert und mein Schwanz wegen ihr steinhart ist und ich nicht weiß, ob ich dieses Mal in der Lage sein werde, bei einer tröstenden Berührung aufzuhören.

"Wir haben getan, was wir tun mussten. Du hast nichts falsch gemacht. Und du warst sehr mutig."

Mein Gott, sogar meine Stimme zittert. Ich habe das Gefühl, als ob ich jeden Moment in eine Million Stücke zerspringen werde.

"Was wenn...was wenn wir Fehler gemacht haben? Was wenn ich ... ich hätte in dieser Kolonie sein können, Alex. Ich *war* in dieser Kolonie. Jedenfalls in einer wie dieser."

"Sie hatten dort keine Sklaven. Alle Leute dort haben dieses Leben gewählt. Wir haben niemanden getötet, der es nicht verdient hätte zu sterben."

Sie zuckt zusammen und ich nehme an, dass ich wieder mal das falsche gesagt habe. Mein Gott, Dana, nach allem, was du gesehen hast, wie kannst du da immer noch so verdammt viel Mitleid haben?

"Diese Leute haben für die Hurensöhne gearbeitet, die dich zur Sklavin gemacht haben, Dana. Die selben Schweinehunde, die Mulder umgebracht haben."

Sie seufzt und sieht schließlich in mein Gesicht. Sie ist so schön, dass es fast schmerzt, sie anzusehen.

"Ich nehme an, dass es immer so sein wird, richtig? Ich meine, ich nehme an, ich sollte mich daran gewöhnen. Auf die selbe Art, wie ich mich daran gewöhnt habe, als ich für das FBI gearbeitet habe. Ich erinnere mich daran, wie ich mich damals gefühlt habe, als ich das erste Mal einen Menschen im Dienst getötet habe. Es war nicht...es war nicht wie das hier, aber es war schlimm."

"Ich weiß, es ist ... es ist ein eigenartiges Gefühl..."

Ich bin mir nicht sicher, was ich dazu sagen soll, weil ich das alles kaum noch nachempfinden kann. Ich habe eine schwache Erinnerung an das Gefühl der Reue und Schuld, als ich das erste Mal ein lebendes Wesen getötet habe, das erste Mal, als ich eine ganze Gruppe lebender Wesen getötet habe, aber das ist jetzt alles so lange her, so weit entfernt.

"Aber das ist Krieg, Dana. Und du stehst auf der richtigen Seite. Du musst wissen, dass du das Richtige tust."

Bitte denke daran. Bitte geh nicht weg.

"Wir tun das nicht nur aus Rache, Dana, sondern auch für die Zukunft. Du bist eine Heldin. Ich weiß nicht, ob dir das klar ist."

Sie starrt mich wortlos an und ich bemerke jetzt erst, wie schnell wir beide atmen. Ich zittere immer noch heftig, von innen nach außen. Und in der aufgeladenen Stille zwischen uns kann ich die draußen immer noch rufen und singen hören.

"Du warst auch sehr mutig, Alex. Ich denke nicht, dass ich ... ich meine, ich wäre nicht fähig gewesen, all das dort ohne dich zu tun."

"Übertreib's nicht", lache ich kurz. "Ich wette, du hättest die ganze Bande mit einer Hand ausschalten können."

"Nein, ich meine es ernst. Ich hätte nichts von all dem tun können, von all der Arbeit oder ...mein Gott, ich wäre immer noch Sklavin, wenn du nicht gewesen wärst. Und seitdem bin ich ... warst du..."

Sie beißt sich nervös auf die Lippe, als sie nach Worten sucht.

"Du bist so schön", platzt es unvorsichtig aus mir heraus und es ist mir mittlerweile sogar egal, wie sie reagieren könnte. Sie hätte es besser wissen müssen, als zu mir zu kommen, wenn ich mich so fühle.

"Alex...bei dir fühle ich mich...mein Gott, bei dir fühle ich mich..."

Sie beendet ihren Satz nicht, aber ich sehe es in ihren Augen. Bei mir fühlt sie sich schön. Bei mir fühlt sie sich stark. Bei mir fühlt sie sich, als wenn sie alles tun könnte.

Oder, ich mache mir vielleicht nur etwas vor.

"Ich bin so stolz auf dich, Dana..." murmle ich und höre wieder auf, weil mir sofort auffällt, wie lächerlich das klingt. Als wenn ich ihr Vater oder ihr Mentor oder so was wäre. Stolz ist nicht das richtige Wort. Erstaunt vielleicht. Ehrfürchtig. Und im Moment, Jesus, weiß ich noch nicht mal, ob ich es in Worte fassen kann. Ich bemerke plötzlich, dass ich ihr viel näher bin, als noch vor fünf Minuten, und wenn sie nicht sofort hier verschwindet, werde ich ihr noch näher kommen. Ich kann nicht aufhören. Ich habe keine Ahnung, ob sie will, dass ich aufhöre. Ich habe so lange so sehr versucht, damit aufzuhören. Einfach nur damit aufzuhören. Ich kann mir das nicht leisten. Und dennoch brauche ich es so verzweifelt. Es ist so, als wenn sie etwas in mir aufgebrochen hätte, das so lange verschlossen und versiegelt war, dass ich von seiner Existenz gar nichts mehr wusste.

"Dana, ich kann nicht ... ich denke, ich denke du solltest jetzt vielleicht gehen", bringe ich heraus und flehe sie im Stillen an, das nicht zu tun.

"Ich kann nicht", sagt sie einfach und ich habe das Gefühl, dass diese Worte das Seil gekappt haben, das mich vier Jahre lang zurückgehalten hat. Ich schließe den verbliebenen Abstand zwischen uns und mein Körper ist so nah an ihrem, dass ich fast das Hämmern in ihrer Brust und die Schauer, die durch sie hindurchgehen spüren kann.

"Ich möchte nicht ... gehen. Ich brauche ... ich kann heute nacht nicht alleine sein."

"Bist du sicher?" frage ich und zeige ihr damit den letzten Ausweg, bevor ich jede Hoffnung auf Zurückhaltung aufgebe. Ich versuche ihr durch meinen Gesichtsausdruck, meinen Körper und meine Stimme mitzuteilen, auf was sie sich einlässt, wenn sie bleibt.

"Dana, wenn du bleibst..."

"Alex..."

Ihre Hand hebt die Hand, mit der sie den Küchentische umklammert hatte und bewegt sie in Richtung meines Gesichtes. Eine wahnsinnig kleine Geste, aber im Moment reicht sie aus, um mich über den Punkt ohne Umkehr hinaus zu schicken.

Bevor ihre Handfläche überhaupt meine Wange erreicht, greife ich ihr Handgelenk und drücke meinen Körper völlig an ihren. Ihre Augen weiten sich überrascht und sie schnappt leise nach Luft...

"Alex..." flüstert sie wieder und dann stürzen wir uns aufeinander, küssen uns so sehr, dass ich nicht mal mehr atmen kann.

Ich habe mich ziemlich gut daran gewöhnt, nur eine voll funktionsfähige Hand zu haben, aber in Momenten wie diesem vermisse ich die andere. Ich kann sie fast spüren, wie sie in dem Verlangen zuckt, ihre Haut zu berühren, als ich unter ihr Shirt fasse und mit meinen Fingern über die Zartheit ihres Bauches gleite. Sie stöhnt leise gegen meine Lippen und ich schiebe meine Zunge in ihren Mund.

Sie ist verdammt weit weg da unten. Ich kann das nicht ertragen. Ich schubse sie gegen den Tisch und sie setzt sich auf die Tischplatte, mit erhobenem Kopf, so dass sie ein bisschen mehr auf meiner Höhe ist. Ich fasse nach unten zwischen ihre Schenkel, drücke sie auseinander und dränge mich in die warme Geborgenheit ihrer Beine. Zu viele Orte zu berühren, zu viele Bedürfnisse, viel zu viel...

Sie passt sich mir schwerfällig an, drückt ihre Hüften gegen meine, unbeabsichtigt wie ich annehme, und vergräbt ihre Finger in meinen Haaren. Mir ist danach, ihre Finger zu nehmen und mit ihnen jeden Zentimeter meines Körpers zu berühren.

Ich lasse meine Zunge an ihrem Kinn hinunter gleiten, schmecke die eigenartige Mischung von salzigem Schweiß und dem Blut anderer Leute, und dann wieder zurück zu der eingekerbten Narbe hinter ihrem Ohr. Ihre Beine schlingen sich fest um meine Taille und diese Mal ist die Reibung zwischen uns Absicht. Es sollte sich eigentlich gut anfühlen, aber im Moment ist es Folter. Es tut weh.

Dann greift sie zwischen uns und fährt mit ihrer Hand über die Beule in meiner Jeans und ich weiß, dass es genau an dieser Stelle aufhören muss. Naja, nicht genau an dieser Stelle. Nicht so lange, wie ich mich an sie heranschmeiße, wie ein geiles Hündchen an das Bein eines armen Ahnungslosen.

"Dana..." stöhne ich ihr gequält ins Ohr und schmeiße gleichzeitig das Buch und das Geschirr vom heutigen Frühstück vom Tisch hinter ihr. Das Klirren zerbrechenden Glases auf dem Boden mischt sich mit den Geräuschen der draußen immer noch stattfindenden Feier und dem Takt meines schlagenden Herzens, das so laut hämmert, dass ich es hören kann.

Ich schiebe sie weiter über die Oberfläche des Tisches und ziehe frustriert an ihrem Shirt während ich ein geradezu gemeines Gefühl des Eingeschränktseins empfinde. Vergiss die eine Hand, die ich verloren habe, ich könnte im Moment noch zwölf weitere gebrauchen. Eine um ihr das Shirt vom Leib zu reißen, eine um ihr Gesicht zu berühren, eine um ihre Jeans auszuziehen, eine weitere um zwischen ihre Beine zu fassen und noch ein paar weitere, um mich meiner eigenen Sachen zu entledigen.

Sie zieht ihr Oberteil über ihren Kopf und wirft es zur Seite. Oh ja. Sie hat auch Hände. Und ich habe immer noch einen Mund, verdammt noch mal. Ich berühre mit diesem speziellen Körperteil ihre Brustwarze durch den Stoff ihres BH's hindurch und sie stöhnt und biegt sich mir entgegen.

"Alex...nimm...ich...oh..."

Jaa, sag mir, was ich tun soll, Dana. Es ist mir egal, ob es zusammenhangslos ist. Rede einfach weiter mit mir, erinnere mich weiter daran, dass du das hier wirklich willst.

Ich fahre mit meiner Zunge über ihren Bauch und ihr Zittern steigert seine Intensität. Wir zittern beide immer noch so sehr, dass es uns fast umwirft.

Mein Mund und meine rechte Hand arbeiten zusammen, um ihre Jeans aufzubekommen und ich sinke vor ihr auf die Knie, ziehe die Hosen bis ganz nach unten. Bis ganz nach unten zu ihren verdammten Kampfstiefeln. Verfluchte Scheiße! Ich könnte heulen.

Aber ich tue es nicht. Und ich denke auch erst gar nicht daran, mich hier geduldig hinzusetzen und diese Scheißdinger aufzubinden. Ich greife wieder nach oben, zerre ihre Unterwäsche bis zu ihren Knien hinunter und vergrabe mein Gesicht zwischen ihren Schenkeln.

Bei allen Heiligen. Sie schmeckt verdammt wunderbar. Und der Geruch...gute Güte. Ich fange gar nicht erst mit irgendeiner Art von Vorspiel an, kein reizen, gar nichts. Sie ist tropfnass und drückt sich gegen mich und ich denke, dass diese Dinge sie im Moment nur total frustrieren würden und so steuere ich direkt mein Primärziel an. Ich lasse meine Zunge schön heftig über ihre Klitoris schnellen und sie greift nach meinem Hinterkopf und schreit.

Ich tue es wieder, fester, und immer wieder, so schnell ich nur irgendwie kann und sie beginnt sich zu winden und zu keuchen und versucht, ihre Beine weiter zu spreizen. Ich mag das irgendwie. Als ich sie ansehe, erkenne ich die Dringlichkeit in ihren Augen. Es ist die selbe Verzweiflung, die ich spüre.

Ich stehe auf und knöpfe meine Hose auf, ziehe sie bis zu meinen Knöcheln und bemerke, dass das gleiche Problem auch auf meiner Seite des Zauns existiert. Keine verdammte Zeit. Wir werden das so tun müssen, wie wir alles tun. Mit unseren Stiefeln an den Füßen.

"Dreh dich um", sage ich grob zu ihr. Sie steht auf, dreht mir den Rücken zu und ich drücke sie nach unten, so dass sie über den Tisch gebeugt ist. Ich führe meinen Schwanz mit meiner Hand und dringe mit einem schnellen, kräftigen Stoß endlich, endlich in sie ein.

Es ist so verdammt eng hier drin, dass ich einen verrückten, panischen Moment lang fürchte, dass ich vielleicht in meiner Eile versehentlich das falsche Loch erwischt haben könnte. Aber nein, es ist feucht und weich und, Gott, einfach wunderbar. Eigentlich zu wunderbar.

"Alex?"

Mein Gott, ich stehe einfach hier wie ein verdammter Geisteskranker. Ich habe Angst davor, mich zu bewegen.

Okay, atme tief durch, nimm dich zusammen, konzentrier dich, Augen an die Wand, das ist wahrscheinlich das einzige Mal, dass du das jemals tun darfst.

Ich bringe es fertig, mich wieder so weit unter Kontrolle zu bekommen, dass ich mit erstaunlicher Geduld fast vollständig aus ihr heraus und wieder langsam in sie hinein gleiten kann. Jap, es ist so einfach. Ich habe das einfach schon oft genug getan, um mich nicht vollständig zu blamieren.

Mit meiner Hand umfasse ich ihre Hüfte um erfolgreich einen weiteren, ruhigen, gleichmäßigen Stoß zustande zu bringen und ich denke, dass ich das vielleicht tun kann. Genau in diesem Moment beginnt sie, dieses eigenartige, miauende Geräusch zu machen, ihren Rücken zu krümmen und sich gegen mich zu pressen. Ich sehe nach unten und bemerke, dass ihre kleinen Füße noch nicht einmal den Boden berühren. Ihre Beine baumeln einfach so über der Tischkante in der Luft. Man vergisst so schnell, wie klein und zierlich sie eigentlich ist. Dann sehe ich das Mal auf ihrem Rücken. Ein Tattoo? Sie hat ein Tattoo. Mein Gott, wer ist diese Frau? Wer war sie?

"Mmm...mehr Alex, fester", stöhnt sie und zieht ihre Scheidenmuskulatur um mich zusammen, zieht mich tiefer in sich hinein und umschließt mich noch enger. Mein Gott sie ist so verdammt eng. Verdammt. Okay, ich gebe auf.

"Gott, Alex...Gott", keucht sie, als ich anfange, in sie hineinzustoßen, nachdem ich alle Versuche, Anstand und Kontrolle zu behalten, völlig aufgegeben habe.

"Ja? Sag's mir. Sag's mir, Dana", ächzte ich zwischen meinen kurzen Atemzügen, lege meinen Körper auf sie und drücke meine Lippen an ihr Ohr.

"Ich...ich kann nicht..."

"Doch du kannst. Sag's mir, sag mir, dass es gut ist. Sag mir, dass du es willst, Dana. Sag mir, dass du mich willst."

"Ich wi...ich..." Sie dreht ihren Kopf zur Seite, so dass ihre Lippen nahe an meinen sind und ich kann ihre Augen sehen.

"Du verfluchter Ego...mane...Gott!"

Ich nehme an, dass sie sich fragt, ob ich das alles nicht allein deswegen tue, um sie sagen zu hören, wie großartig ich bin. Es wäre nicht das erste Mal, dass ich solch einer Sache beschuldigt werden würde.

Ich stoße diesmal absichtlich hart in sie hinein, nehme ihre Haare in meine Faust, um ihr Gesicht weiter in meine Richtung zu drehen und meine Zunge brutal zwischen ihre Lippen zu schieben. Sie saugt daran, während sie gleichzeitig ihre Scheidenmuskulatur um meinen Schwanz verengt und wir sehen uns gegenseitig vorwurfsvoll in die Augen. Dann spüre ich, wie sich ihre Zähne in meine Zunge graben und ich ziehe mich mit einem absolut unmännlichen Jaulen zurück. Sie lächelt schüchtern und reibt ihren Hintern kreisförmig an meinem Bauch.

"Sag's mir", verlange ich wieder, stoße mit steigender Heftigkeit und Geschwindigkeit in sie hinein, versuche fast, ihr wehzutun, nur damit sie mir etwas sagt. Irgendetwas darüber, was sie empfindet. Natürlich bringe ich mich selbst dabei dem Orgasmus immer näher und es wird ziemlich bald für mich kein Zurück mehr geben.

"Warum...warum sagst du es mir nicht, Alex?"

Das kann nicht ihr Ernst sein. Es ist unmöglich, dass sie das nicht wissen kann.

"Sag *mir*, wie es ist."

Sie versteht mich nicht. Ich will nicht wissen, wie sich mein Schwanz in ihr anfühlt. Ich meine, das auch, aber noch mehr als das möchte ich wissen, ob sie das genauso gewollt hat, wie ich. Ich möchte wissen, dass ich es bin, den sie will. Nur ich.

"Es ist wie...Jesus, Dana, es ist wie sterben."

Verdammt. Das ergibt überhaupt keinen Sinn und jetzt bin ich wirklich, wirklich nahe dran. Ich greife an die Stelle, wo ihr Schritt gegen die scharfe Tischkante gepresst ist und mir wird klar, dass ihr das wahrscheinlich weh tut. Ich schiebe meine Hand dazwischen und drücke meine Finger gegen ihre Klitoris und nehme so den Schmerz auf meine Hand.

"Mmmjaaahh", wimmert sie und ihre Hände tasten auf der Tischplatte herum und suchen nach etwas zum festhalten.

"Jaa? Gut?"

"Ich ka...ich kann nicht...ich werde nicht..."

"SAG'S MIR!"

Mist. Mist. Mist.

Ich kann nicht aufhören. Verdammter Mist. Ich kann verdammt noch mal nicht aufhören und ich kann es nicht besser machen und das, weil ich keine Beherrschung mehr übrig habe und es in meinen Ohren klingelt und ich nicht mehr geradeaus sehen kann und ich nicht aufhören kann, wie ein Wahnsinniger in sie hineinzustoßen.

Ich klammere mich zwischen ihren Beine fest und schreie irgendein sinnloses Wort als ich in ihr komme, in einer Zeitspanne, die mir wie eine Ewigkeit vorkommt. Als ich schließlich den Punkt erreiche, an dem unmöglich noch ein Tropfen Sperma in meinem Körper sein kann, hört es auf. Es hört auf und mir wird klar, dass die Frau, die ich anbete, jetzt wahrscheinlich völlig angewidert von mir ist.

So kann man eine gute Sache total versauen.

Ende Kapitel 7

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Kapitel 8

Ich habe früher an solche Sachen wie Schicksal geglaubt. Ich hätte es nie zugegeben, aber es gab sicher eine Zeit, in der ich geglaubt habe, dass es Mulder und mir "bestimmt" war zusammen zu sein. Das er mein Schicksal war. Und das war er auch auf gewisse Weise. Er muss es gewesen sein, weil ich, obwohl mich Alex gerade gevögelt hat, Mulder immer noch in meinem Inneren spüren kann, wie er mein Leben zusammen mit mir lebt. Ich und Mulder sind gerade von Alex Krycek gevögelt worden. Das ist ganz ehrlich das, was ich jetzt fühle und ich weiß nicht, was ich darüber denken soll.

Ich weiß nicht, ob ich immer noch an das Schicksal glaube, weil keine Macht des Universums das hier geplant haben könnte.

"Dana...Mist..." keucht er in mein Ohr, auf mir liegend, immer noch fast vollständig bekleidet. "Ich...ich möchte...ich möchte es besser machen. Komm mit mir ins Bett."

Er will, dass ich komme. Er will dafür sorgen, dass ich komme. Ich weiß nicht, ob ich das kann. Ich weiß nicht, ob ich das will. Ich habe das Gefühl, als ob jedes meiner Nervenenden zittert und blank liegt. Es ist alles einfach zu viel.

Er geht von mir herunter und knöpft seine Hose wieder zu, während ich mich zu ihm umdrehe und ihn ansehe. Jesus, er hat immer noch seine verdammte Lederjacke an.

Aber irgendwie, trotz all der Kleidung, sieht er nackt aus, wie er so da steht, sein Gesicht gerötet und verschwitzt, mit leise flehenden Augen. Er hält mir die Hand hin und hilft mir beim Aufstehen.

"Komm mit mir ins Bett."

Er möchte sich mit mir hinlegen, um mich in die Arme zu nehmen, um mit mir Liebe zu machen, nach diesem rasenden Fick. Wir beide zittern immer noch. Mein Gott, ich glaube, dass ich das will. Ich glaube, dass ich das im Moment mehr als alles andere brauche. Und in Gottes Namen, es ist das, was ich ihm empfohlen habe anzustreben. Nun tut er es. Er bittet mich, ihn hereinzulassen. Er bittet mich um die Erlaubnis, mich einlassen zu dürfen. Ich sollte ihm zu seinem Versuch gratulieren, eine reife, erwachsene Beziehung aufzubauen. Eine aufmerksame, liebevolle Beziehung. Aber ich habe solche Angst. Sex ist Sex aber das...das würde Vertrautheit sein. Ich war so lange so vorsichtig. Mein Gott, Mulder, was sollen wir tun?

"Ich dachte, du tust es nicht gern in Betten?"

Er zuckt zusammen und ich komme mir sofort dämlich vor, dass ich das gesagt habe.

"Wer hat dir das gesagt?"

Ich antworte nicht, weil ich kein Geheimnis verraten und auch nicht mehr darüber reden möchte. Es war falsch, das zu sagen.

"Roseanne? Hat sie dir das gesagt?"

Er sieht ärgerlich aus. Mist. Was ist mit mir nicht in Ordnung?

"Ist nicht wichtig, Alex. Ich..."

"Nein, nein es ist in Ordnung. Sie hat recht. Das tue ich nicht. Nicht normalerweise. Ich würde es gerne mit dir tun, Dana. Bitte."

Bitte? Ich glaube nicht, dass ich Alex *jemals* vorher habe bitte sagen hören. Noch nicht einmal "Bitte wegtreten". Niemals.

Meine Worte von diese ersten Nacht im Pool fallen mir wieder ein. Wovor hast du solche Angst? Ergreife die Chance.

"Bitte. Komm mit mir ins Bett."

Und das tue ich. Oh, Mulder, ich hoffe, das ist das, was du gewollt hättest.

Als wir in seinem Schlafzimmer sind ziehen wir uns in einer eigenartig scheuen und verschämten Zeremonie mit dem Rücken zueinander aus. Ich krieche unter die Decken und sehe zu ihm, der immer noch da steht. Das einzige Licht im Zimmer kommt vom Fenster. Heute ist Vollmond und es liegt Schnee, deswegen ist es eigentlich ziemlich hell.

Er ist wirklich sehr schön. Ich weiß nicht, ob mir jemals vorher aufgefallen ist, wie schön. Aber irgendetwas ist falsch, etwas, das nicht zu ihm gehört.

"Nimm ihn ab", sage ich zu ihm, als er zum Bett geht.

"Bist ... bist du sicher?" Er sieht aus irgendeinem Grund ängstlich aus. Als wenn ich ihn noch nie vorher so gesehen hätte.

"Ja. Ich möchte dich sehen, Alex. Nur dich. So, wie im Pool."

Er lächelt nervös und beginnt, sich den Plastikarm abzuschnallen, während ich zur Ablenkung aus dem Fenster sehe. Ich weiß, dass er es nicht mag, wenn ich ihm dabei zusehe, obwohl ich nicht wirklich verstehe warum. Als ich höre, wie er die Prothese auf den Schrank legt, drehe ich mich wieder zu ihm und seufze. Sehr, sehr viel besser.

Gott, er ist wirklich ein toller Mann. Sogar ohne den Arm hat er einen Körper wie ein griechischer Gott. Breite Schultern, muskulöser Brustkorb und Bauch mit genau der richtigen Behaarung, seine Haut ist so hell, dass sie fast schimmert, kräftige, muskulöse Beine.

Mein Gott, gehört das alles mir?

Ich hatte mich auf die linke Seite des Bettes gelegt, so dass er sich rechts neben mich legen muss. Wir liegen eine Weile auf dem Rücken und starren an die Decke, während wir mit halben Ohr der Feier draußen lauschen. Es hört sich so an, als würden die sich da draußen ziemlich besaufen. Ich kann ihn trotzdem, selbst über den Lärm, neben mir atmen hören. Er atmet sehr laut, sehr schnell. Er zittert immer noch.

Ich weiß gar nicht genau, was ich sagen oder tun sollte. Ich war schon seit über einem Jahrzehnt nicht mehr in so einer Situation.

"Woran denkst du, Alex?"

"Hmm? Äh, eigentlich an nichts."

"Nichts?" Wir hatten gerade Sex und er denkt an nichts? Ich kann das kaum glauben.

"Ich war nur...du weißt, es ist komisch. Ich wollte nie wirklich Sex mit Leuten in meinem Bett haben, weil ich befürchtet habe, dass sie dann bleiben würden und jetzt habe ich Angst, es mit dir hier zu tun, weil ich befürchte, dass du dann gehen willst."

"Warum sollte ich gehen wollen?"

Er antwortet mir nicht und ich drehe mich auf die Seite und stütze meinen Kopf auf meinen Ellenbogen, so dass ich ihn ansehen kann. Ich fasse zu ihm hinüber und wische mit meinen Fingerspitzen ein wenig Feuchtigkeit von seiner Augenbraue. Er schließt seine Augen und bebt ein wenig.

"Alex? Warum? Warum denkst du das?"

Er seufzt und als er seine Augen wieder öffnet sieht er ärgerlich aus. Allerdings nicht auf mich. Vielleicht auf sich selbst, weil er einen Anflug von Unsicherheit spürt.

"Dana, du bist...ich wie nicht, du bist einfach so verdammt perfekt. Es ist fast ein bisschen beängstigend. Du verdienst...ich meine du willst sicher...ich weiß nicht. Ich bin kein besonders netter Mann, Dana."

Was ist los mit den Männern, dass sie nach dem Sex von post-koitalen Gedächtnisschwund befallen werden? Erinnert er sich nicht daran, dass ich ihn seit vier Jahren kenne? Hat er vergessen, dass er mich nicht irgendwo in einer Bar aufgelesen hat? Ich hätte gedacht, dass er mich nach all den Jahren gut genug kennen würde um zu wissen, dass ich nicht einfach damit anfangen würde, ohne ganz genau zu wissen, wer und was er ist.

"Nett wird überschätzt. Ich bevorzuge Leidenschaft. Außerdem, nett bedeutet nicht immer auch gut. Du kannst sehr nett sein und trotzdem kein guter Mensch und umgekehrt."

Er lacht rau, als wolle er sagen, dass er weder das eine noch das andere ist, dann dreht er den Kopf etwas zur Seite und sieht mich endlich an.

"Dana, ich bin nicht mal...ich meine ich bin...ich bin nicht ganz. Kein ganzer Mann."

Er sieht dorthin, wo früher sein Arm war und zieht eine Grimasse.

"Mein Gott, Dana. Was zur Hölle machst du mit mir? Ich habe mich noch nie im Leben so verdammt unsicher gefühlt."

Großartig. Ich liebe es, genau diese Wirkung auf Männer zu haben. Was ist mit mir los?

Ich sehe mir die Überreste seines Armes das erste Mal wirklich sorgfältig an. Ich war ihm noch nie vorher so nah. Er ist nur wenige Zentimeter von meinem Gesicht entfernt. Ich weiß immer noch nicht sehr viel darüber, wie es passiert ist. Nur das, was mir Mulder erzählt hatte und er war ja noch nicht einmal dabei. Ich kann alleine vom Anblick aus der Nähe sagen, dass es nicht gerade ein sauberer Schnitt war. Es erinnert mich an die Bilder, die man uns während des Studiums gezeigt hat, von Farmern und Fabrikarbeitern, deren Arme von einer Heuerntemaschine abgerissen wurden. Die Haut ist dünn und glänzend. Ich wette, es tut ihm immer noch sehr oft weh.

"Alex, die ganze Sache hat nichts damit zu tun, ein bestimmtes Körperteil zu haben. Es hat damit zu tun, was für ein Mensch du bist. Es sind nicht die Einzelteile, sondern wie sie zusammenpassen. Und du...du bist schön und vollständig, Alex. Überall."

Ich berühre mit meinen Fingern flüchtig die Überreste seines Arms und er schaudert bei meiner Berührung.

"Ist es sehr empfindlich?"

Er nickt und sieht mich mit einem fast panischen Gesichtsausdruck an. Ich setze einen federleichten Kuss auf den Stumpf und er schnappt nach Luft und kneift seine Augen zu.

"Tut es dir immer noch weh?" frage ich, während ich mit meinen Lippen über ihn gleite in einem Regen von Küssen.

"Nicht...nicht jetzt", bringt er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Ich beginne mit meiner Zunge über die gespannte Haut zu fahren und bemerke, wie er unter der Decke in kürzester Zeit wieder hart wird.

"Ist das gut, Alex?"

Er atmet ein paar mal tief durch und stöhnt dann einfach. Ich nehme an, es ist gut. Ich lecke ihn weiter dort und beginne mit meiner Hand über seine Brust zu streichen, die sich hebt und senkt.

"Wirst du es mir erzählen?" flüstere ich.

"Dir erzählen...?"

"Mir erzählen wie. Mir erzählen, was dir zugestoßen ist."

Sein Körper spannt sich noch mehr an und ich frage mich, ob das eine gute Idee war. Ich hatte einfach das Gefühl, ich müsste das aus irgend einem Grund wissen.

"Hat Mulder es dir nicht erzählt?"

"Er hat mir erzählt, was er wusste. Er war nicht dort, Alex. Ich möchte wissen, wie es für dich war." Ich streichle seine Wange mit meinen Fingern und setzte einen weiteren Kuss mit offenem Mund auf seinen Armstumpf und er windet sich tatsächlich. Er wimmert. Und ich lege fest, dass ich dieses Geräusch noch sehr oft hören möchte.

"Bitte erzähl es mir." Ich küsse mich über seine Schultern herauf zu seinem Hals. "Bitte." Meine Lippen schließen sich über sein Ohrläppchen und ich sauge zart daran und fahre mit meinen Fingernägeln über die Innenseite seines rechten Arms. "Bitte." Schließlich lecke ich ihn hinter dem Ohr, so wie es Roseanne empfohlen hat. Er knurrt nicht. Genaugenommen ist das kindliche Wimmern, was tief aus seiner Kehle kommt, weiter von einem Knurren entfernt, als ich es mir vorstellen kann. Aber es gefällt mir sogar noch viel besser. "Bitte."

Ich fühle, wie sich seine Finger in meinen Haaren vergraben und plötzlich zieht er mein Gesicht von seinem Ohr weg und dann küsst er mich tief und feucht. Seine Absicht ist klar. Es ist offensichtlich, dass er es lieber noch mal mit mir treiben würde, als darüber zu reden. Und obwohl er es sehr verlockend macht mit seinem heißen, leidenschaftlichen Kuss, bin ich immer noch überwältigt von dem Verlangen, seine Geschichte zu hören.

Ich entziehe mich seinem Kuss und er stöhnt protestierend.

"Erst erzählen."

Er lacht und schüttelt den Kopf.

"Uprijamui."

Er hat mich so schon oft genug genannt, dass ich mittlerweile weiß, was das bedeutet. Stur.

"Darauf kannst du wetten."

"Ich erinnere mich gar nicht mehr an so viel, Dana. Es ist alles schon so lange her und ich war auch nicht ganz bei mir, um es mal so zu sagen."

"Erzähl mir einfach, woran du dich erinnerst."

Er atmet tief ein und beginnt, mit meinen Haaren zu spielen, wickelt sie um seine Finger und kämmt sie über meine Schultern.

"Ich erinnere mich daran, dass es sehr kalt war. Ich war ziemlich fertig, als es passierte. Ich hatte schon seit Tagen nicht mehr richtig gegessen oder geschlafen und so war ich körperlich nicht mehr in der besten Verfassung. Und es waren so viele von denen also konnte ich nicht...ich meine, ich habe versucht zu kämpfen aber..."

Er seufzt und seine Hände fassen meine Haare fester. Und ich spüre den leichten Selbstvorwurf. Denkt er tatsächlich, dass etwas mit ihm nicht stimmt, weil er nicht in der Lage war, es zu verhindern? Aber wiederum, wäre es nicht genau das, was ich mich fragen würde, wenn ich es wäre? Ist es nicht das, womit ich mich nun schon seit über vier Jahren selbst quäle?

"Jedenfalls bin ich am Feuer eingeschlafen. Ich war einfach so müde...Sie haben mich geweckt und ich war so desorientiert...sie haben es fertig gebracht, mich am Boden festzuhalten. Mir war nicht voll bewusst, was überhaupt vorging, bis ich gesehen habe, wie einer von den Kerlen ein Messer ins Feuer hielt. Dann ist mir schließlich die Bedeutung der Tatsache bewusst geworden, dass die alle keinen linken Arm mehr hatten, was sie mit dem Messer vor hatten...ich denke die Erkenntnis war schon fast genug, um mich tatsächlich ohnmächtig werden zu lassen. Komischerweise wurde ich es aber nicht."

Ich erinnere mich, wie ich einmal an einen Stuhl gefesselt war, als Gefangene eines Verrückten, auf die Nadel in seiner Hand gesehen habe und wusste, dass er mich damit lobotomieren wollte. Ich erinnere mich an den Moment der Erkenntnis und die furchtbare Angst, die ich hatte. Abgesehen davon, dass ich davongekommen bin. Ich wurde gerettet. Von Mulder. Alex hatte niemanden, der ihm zu Hilfe gekommen wäre. Nicht dass ich damals gedacht hätte, er hätte es verdient gerettet zu werden. Ich erinnere mich daran, dass ich als Mulder mir die Geschichte erzählte so glücklich war, dass es ihn nicht getroffen hatte, dass ich gar nicht an Krycek gedacht habe. Es schien eine gute Strafe zu sein. Aber niemand verdient es, so brutal behandelt zu werden. Niemand verdient es, so voller Furcht allein in der Kälte zu sein.

"Alex", flüstere ich an seiner Brust und er drückt mich an sich.

"Ich weiß nicht, wie lang es wirklich gedauert hat. Ich denke, dass ich nach ungefähr fünfzehn Minuten weggetreten bin. Irgend etwas muss sie vertrieben haben, denn als ich aufwachte, waren sie weg. Und äh...auch mein Arm. Es war nacht und es war wahrscheinlich ungefähr minus vierzig Grad. Wahrscheinlich eine gute Sache. Ich denke, dass die Kälte das Blut etwas gefroren hat, sonst wäre ich wahrscheinlich verblutet. Ich konnte mich nicht richtig bewegen, also habe ich einfach die ganze Nacht dort gelegen, bin immer mal wieder bewusstlos geworden. Ich war mir sicher, dass ich es nicht bis zum Sonnenaufgang schaffen würde. Ich denke, das war die längste Nacht meines Lebens. Das nächste, woran ich mich erinnere ist, wie ich in diesem schäbigen Krankenhausbett aufgewacht bin...Dana, warum weinst du?"

Mein Gott, tue ich das? Ich denke ja. Da sind überall Tränen auf meinem Gesicht und seiner Brust.

"Ich habe nicht...ich bin nur...ich bin froh, dass du hier bist", krächze ich, aber aus irgendeinem Grund macht es das sprechen nur noch schlimmer. Das Brennen in meinem Hals wird schlimmer und ich fange an zu zittern.

"Es tut mir leid, ich hätte dir das nicht erzählen sollen. Es ist nicht gerade die angenehmste Gute-Nacht-Geschichte der Welt."

Ich kann noch nicht mal sprechen. Alles was ich tun kann ist schniefen und meinen Kopf schütteln.

"Weine nicht, Dana. Ich kann nicht... ich kann das nicht ertragen."

Er zieht meine Gesicht wieder an seines und küsst meine Wangen, wischt meine Tränen mit seiner Zungenspitze weg.

"Schhh, weine nicht. Es ist gut."

Er küsst wieder meine Lippen, diesmal weich und zärtlich. Seine Hand fährt über die Seite meines Gesichtes, über meinen Hals und lässt sich auf der Rundung meiner Hüfte nieder.

"Ich habe noch nie jemandem die ganze Story erzählt, Dana", flüstert er in meinen Mund. "Ich weiß nicht, was du an dir hast."

Seine Hand wandert weiter nach unten, weiter über die Außenseite meines Oberschenkels und auf der Innenseite wieder zurück. Er rollt sich auf seine Seite, so dass er mich völlig ansehen kann und so, dass ich ihn an meinem Bauch gepresst fühlen kann, immer noch hart, obwohl er gerade diese fürchterliche Erinnerung durchlebt hat. Seine zarten Küsse und das sanfte Streicheln trösten mich und ich höre irgendwann auf zu weinen.

Und irgendwie, nach einer Weile, bin ich nicht mehr nur getröstet, sondern bewege mich sehr schnell darauf zu, wieder sehr erregt zu sein. Er scheint diesen Wandel in mir zu bemerken und passt seine Aufmerksamkeiten entsprechend an, küsst etwas heftiger, berührt ich etwas aggressiver. Trotzdem ist er überraschend zärtlich. Ich fühle, wie sich wieder etwas in mir aufbaut, etwas, das scheinbar vor Stunden angefangen hatte und nicht richtig zu Ende gebracht wurde.

Ich lege meine Bein über seines und er drückt seinen Oberschenkel etwas nach vorn. Dieser angedeutete Kontakt reicht aus, um mich stöhnen zu lassen und ihn zwischen meine Beine zu ziehen. Ich reibe mich über seinen Schenkel und er lacht an meinem Hals während er ihn küsst.

"Geht es dir besser?"

Ich nicke und spüre seinen Hand auf meinem Hintern, die sich immer weiter nach unten bewegt nach vorn und, oh Gott, sein Finger ist in mir. Ich stöhne wieder und klammere mich mit beiden Händen an seinem Kopf fest, drücke seinen Mund fester an meinen Hals. Er gleitet mit seinem Finger langsam aus mir heraus und wieder hinein, mit einer entsetzlichen Langsamkeit, so zärtlich, so sanft, dass es mich fast wieder zum Weinen bringt.

"Ich möchte, dass du dich gut fühlst, Dana. Fühlt es sich gut an?"

"Jaa", wimmere ich. Trotzdem nicht gut genug. Ich bin wieder da, wo ich ganz am Anfang auf diesem Küchentisch war, bereit zu explodieren, aber ich habe nicht die ausreichende Stimulation bekommen.

Ich rolle mich auf meinen Rücken und nehme ihn mit mir, so dass er auf mir liegt. So dass er zwischen meinen Beinen liegt. Ich biege mich nach oben, fühle, wie er gegen mich drückt und es ist so gut, dass ich denke, ich könnte sterben.

"Dana...mein Gott, Dana. Was willst du? Sag mir, was ich tun soll."

Ich weiß es noch nicht einmal. Ich kann noch nicht einmal denken. Alles was ich tun kann ist frustriert zu stöhnen und mich gegen ihn zu drücken. Wie konnte ich so schnell wieder so übererregt werden?

"Ich...ich will dich in mir", murmle ich während ich denke, dass es dieses Mal vielleicht ausreichen wird, aber er schüttelt den Kopf.

"Nein, das willst du nicht. Noch nicht."

Und dann küsst eine Spur auf meinem Oberkörper hinunter, hält für eine Weile an, um an meinen Brustwarzen zu saugen und bewegt sich dann weiter hinunter, hinunter, hinunter. Über meinen Bauch und dann in einer Linier über diese hypersensible Stelle zwischen meinem Bauchnabel und dem Beginn meines Schamhaares. Er taucht zwischen meine weit gespreizten Beine und leckte die Innenseiten meiner Schenkel, wobei ich fast schreien möchte und sieht dann zu mir und lächelt mich an.

"Du bist so nass. Es ist überall auf deinen Beinen", teilt er mir mit, als ob ich nicht wüsste, dass ich heiß wie die Hölle oder so bin.

"Al-eexx..."

"Schhh, es geht dir gleich besser."

Im Gegensatz zu vorhin schießt er jetzt nicht gleich auf das Hauptziel los. Statt dessen läuft er mit seiner Zunge über das Gebiet zwischen meinen Oberschenkeln und meinen äußeren Schamlippen. Ein ganzer Kreis und dann noch einer, etwas enger. Und immer wieder in aufreizenden, sich immer weiter verengenden Kreisen, die meinen Kopf hämmern und mich Sterne sehen lassen und als ich hinuntersehe lächelt er einfach und dann endlich...ENDLICH ist seine Zunge auf meiner Klitoris. Meine Schenkel krampfen sich ums einen Hals zusammen und wir beide stöhnen zur gleichen Zeit.

Ich kann es nicht glauben, wie nahe ich bereits bin. Ich denke nicht, dass ich das Talent dieses Mannes richtig zu würdigen gewusst habe, als er das das erste Mal gemacht hat. Es war alles so schnell und verwirrend, ich hatte noch nicht mal vollständig verstanden, was da vor sich ging. Aber dieses Mal ist mir jede Feinheit, jede Empfindung voll bewusst. Er weiß es. Oh Gott, er weiß genau, was er tun muss und er macht es so gut. Ich beobachte ihn, weil es so ein wundervoller Anblick ist und er sieht mich ebenfalls an. Seine Augen, ich habe nie bemerkt, wie schön und ausdrucksstark seine Augen sind.

"Du schmeckst so gut", flüstert er und ich stoße meine Hüften nach oben, weil ich ihn sofort wieder dort brauche, wo er vorher war.

"Nihi ..nicht! Nicht aufhören!"

Gott, das war laut. Wie bin ich so geworden? Er lacht über meinen Ausbruch und setzt seine Arbeit fort.

Dieses Mal kommt er wirklich zur Sache, schnell und fest und dann schiebt er wieder zwei seiner Finger in mich und beginnt in mich zu stoßen und plötzlich fühle ich mich sehr leicht, als wenn ich schwebe. Dann krampft sich mein ganzer Körper zusammen und ich fühle die Welle des Vergnügens so intensiv, dass ich es fast nicht aushalten kann und dann noch eine und noch eine.

Ich kann nicht glauben, dass so etwas gutes aus so etwas schlechtem entstehen kann.

Ende Kapitel 8

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Kapitel 9

Ich hoffe wirklich, dass sie diese Geräusche macht, wenn sie einen Orgasmus hat und nicht, wenn sie extreme Qualen erleidet. Es muss ein Orgasmus sein, weil sie während sie wie am Spieß schreit ihren Schritt in mein Gesicht drückt und an meinen Haaren zieht und ihr ganzer Körper zuckt, als wenn sie gerade einem Stromstoß ausgesetzt gewesen wäre.

Verdammt, ich wusste, dass ich gut bin, aber ich dachte nicht, dass ich *so* gut bin.

Allerdings, in dem Moment, in dem ich wieder zurück krieche um mich neben sie zu legen, sie im Arm zu halten und mich im Ruhm meiner sexuellen Leistungsfähigkeit zu sonnen, löst sich meine Selbstzufriedenheit in nichts auf. Sie weint wieder. Und lacht und zittert und gleich als ich sie loslasse, setzt sie sich hin und rollt sich zu einem Ball zusammen, Knie an die Brust gezogen und die Arme um sich selbst gelegt.

"Dana? Mein Gott, geht es dir gut?"

Ich berühre leicht ihre Schulter und sie zuckt tatsächlich verdammt noch mal zusammen. Himmel, was zum Teufel habe ich jetzt getan?

"Dana, bitte sprich mit mir. Habe ich dir weh getan oder so?"

Sie fängt an zu kichern und Tränen laufen über ihr Gesicht.

"Was es so schlimm?"

Sie sieht mich an, als wenn mir gerade ein zweiter Kopf gewachsen wäre und schüttelt entschieden ihren Kopf. Ihre Augen sind so groß wie Untertassen. Sie ist so verdammt schön. Ich möchte sie einfach in den Arm nehmen. Ich verstehe nicht, warum sie mir so einen verdammten Schreck einjagt.

"Es war...Alex...Gott..."

"Es war was? Bitte sprich mit mir, Baby, du machst mir Angst."

"Ich kann nicht...ich...Gott, es tut mir leid. Ich habe nur...es ist nur schon so...lange her."

Erzähl mir davon, Frau. Jesus. Sie scheint nicht mehr zu weinen, aber sie zittert und reibt ihre Arme über ihre Beine.

"Ist dir kalt? Komm zu mir unter die Decke."

Ich ziehe die Decke über mich und bringe es fertig, sie zu berühren, ohne sie wieder zum Weinen zu bringen. Sie legt sich hin und kuschelt sich an mich und ich greife zu ihr hinüber, um sie in den Arm zu nehmen, aber sie dreht sich wieder von mir weg und dann wieder zurück.

"Dana?"

"Mein Gott, es ist einfach schon soooooo lange her."

Sie lacht wieder und ich fange an, mich ein wenig besser zu fühlen. Ich beginne zu denken, dass sie ja vielleicht einfach nur glücklich ist.

"Wie lange, Dana?"

"Mein Gott, das weiß ich noch nicht einmal. Es sind wahrscheinlich...naja, also ich würde sagen, das letzte Mal, dass ich einen Orgasmus mit einem anderen menschlichen Wesen im Zimmer hatte, ist jetzt wahrscheinlich ungefähr fünfzehn Jahre her."

Fünfzehn was?

"Das ist nicht dein Ernst."

"Das ist mein voller Ernst." Sie wischt über ihre Augen und schmiegt sich neben mich. Sie legt ihren Arm über meine Brust und küsst die Seite meines Halses. "Danke, Alex."

"Fünfzehn Jahre?!"

Ich komme nicht darüber hinweg. Es ist unvorstellbar.

"Ja, fünfzehn Jahre. Könnten wir bitte aufhören, uns über meine erbärmliche Entschuldigung für ein Sexleben zu unterhalten?"

"Es tut mir Leid, Dana. Ich kann mir bloß noch nicht einmal vorstellen...ich meine, warst du mit jemandem zusammen? Hat es irgend jemand versucht?"

"Ja und nein."

Gott, das war die schlimmste mögliche Antwort.

"Himmel, das ist bedauernswert. Dana, du hättest eine verdammte Armee von Sexsklaven verdient, deren einziger Lebenszweck es ist, dich zu befriedigen."

"Ich wollte keine Armee."

Richtig. Sie wollte Mulder. Und Mulder dachte, sie würde etwas besseres verdienen und so hat sie etwas schlechteres bekommen. Was für ein verdammter Blödmann. Er hätte es wahrscheinlich wenigstens hinkriegen können, dass sie kommt.

"Naja, jetzt hast du eine Ein-Mann-Armee."

Sie lächelt und wirft ihr Bein über meines und ich beginne damit, mit meinem Finger Muster auf ihren Oberschenkel zu malen. Ich möchte mich weiter nach oben bewegen, aber ich will nicht, dass sie böse auf mich wird.

"Kann ich es wieder tun, Dana?"

"Was?"

"Ich möchte dafür sorgen, dass du noch mal kommst. Darf ich?"

Ich bewege meine Hand zur Innenseite ihres Schenkels und streichle sanft ihre Haut. Sie schaudert und zieht meine Hand weg, legt sie wieder auf die Außenseite ihres Beines.

"Ich kann nicht Alex. Es ist zu..ich denke es würde weh tun, wenn du es auch nur versuchen würdest."

"Na gut, okay. Nicht jetzt. Aber bald. Du musst eine ganze Menge Orgasmen nachholen, junge Dame. Und ich habe die Absicht, dich mein Lebenswerk aufholen zu lassen."

"Mmmm, klingt nach einem Plan."

Sie vergräbt ihren Kopf an meiner Brust und ich fahre mit den Fingern durch ihr Haar, breite es aus, so dass es mich wie eine weitere Decke bedeckt. Gott, ich liebe diese Haare.

"Was ist mit dir Alex?" murmelt sie gegen mich. "Bist du...ich meine, war es gut?"

Gut? Sie macht sicher Witze.

"Dana, wie kannst du da überhaupt fragen?"

"Naja, das letzt Mal, als ich gefragt habe, hast du gesagt, du fühlst dich, als würdest du sterben. Das ist nicht gerade ein besonders tolles Gefühl."

"Das ist ein Kompliment, Dana. Vertrau mir."

"Wie? Ich meine, wenn ich jetzt meine Waffe raushole und dich gleich hier erschießen würde, würdest du sagen, es ist das gleiche Gefühl, wie Sex mit mir zu haben? Wie kann das ein Kompliment sein?"

"Es ist...ich meine nicht, das es das gleiche ist. Ich meine es ist nur das gleiche in der Hinsicht, dass es so...so...ich nehme an so schwer richtig zu beschreiben ist."

Sie lacht und schüttelt ihren Kopf und ich stöhne fast laut auf von dem Gefühl ihrer seidigen Haut und ihrer Haare, die gegen meine Brust reiben.

"Was?"

"Ich weiß nicht, Alex, es ist einfach komisch. Ich meine du kannst dich vor hunderte von Leuten hinstellen und ihnen sagen, was sie tun sollen und wie sie es tun sollen bis dahin, wann sie an diesem Tag pinkeln dürfen und einmal mit mir im sprichwörtlichen Heu und du bist sprachlos. Ich finde das bezaubernd."

Bezaubernd? Mann, es muss eine Millionen Jahre her sein, dass diese Frau mit jemandem geschlafen hat, wenn sie *mich* bezaubernd findet. Niemand hat mich je in meinem Leben bezaubernd genannt. Noch nicht einmal meine Mutter.

"Bezaubernd?"

"Ja, du bist bezaubernd. Und weißt du, was noch bezaubernd ist?"

"Hmm?"

Absolut ohne jede Vorwarnung fühle ich, wie sich ihre Faust um meinen Schwanz schließt, der ohne mein Wissen und ohne, dass es mich gekümmert hätte, scheinbar die ganze Zeit hart gewesen ist.

"Das", sagt sie mit einem teuflischen Klang in der Stimme, während sie beginnt, mich zu streicheln.

"D..das?"

"Mmm, naja bezaubernd ist vielleicht nicht ganz das richtige Wort. Obwohl er mich durchaus bezaubert. Ich habe ihn bis jetzt ja noch nicht einmal richtig sehen können. Jedenfalls nicht hart. Ich meine ich habe ihn gefühlt. In mir. Aber es war lange her. Ich war mir nicht sicher, ob er sich nicht vielleicht nicht größer anfühlte, als er tatsächlich ist."

"Uh.."

Redet sie wirklich über meinen Schwanz? Das ist die surrealste Nacht, die ich je erlebt habe. Gott, diese Stimme. Sie hat manchmal die erstaunlichste heiße Stimme überhaupt.

"Ich denke, er könnte trotzdem sogar noch dicker sein, als er sich angefühlt hat. Gott, Alex, er ist so dick. Ich kann noch nicht mal meine ganze Hand darum legen. Sieh mal."

Oh mein Gott. Ich kann nicht hinsehen. Wenn ich hinsehe, werde ich denke ich kommen und wenn ich komme, könnte sie aufhören darüber zu reden, wie wundervoll mein Schwanz ist und das würde mir im Moment wirklich zu schaffen machen.

"Kla...kleine Hände", sprudelt es aus mir heraus und sie kichert sanft in mein Ohr.

"Vielleicht. Trotzdem, es ist ein schöner Schwanz, Alex. Er ist gerade richtig. Glatt und seidig, heiß und hart, lang, aber nicht so lang, dass ich ihn nicht vollständig in den Mund nehmen könnte..."

Was? Oh Gott. Was hat sie gerade gesagt? Wer IST diese Frau?

"Er hat sich so gut in mir angefühlt, Alex. Ich habe mich so ausgefüllt, so gut gefühlt. Und gerade jetzt in meiner Hand ist er so schwer so voll, pulsierend...Gott, Alex..."

Ich will es wieder mit ihr tun. Ich will es so sehr, dass ich weinen könnte. Trotzdem ist sie müde und sie hat gerade gesagt, dass sie keine weitere Stimulation mehr ertragen kann. Wenn sie mich allerdings weiter so berührt und diese Dinge sagt, weiß ich nicht, ob ich in der Lage sein werde, mich zurückzuhalten. Beherrschung, Gott, beherrsche dich. Wo ist meine Beherrschung?

"Ähm...du musst nicht...wir müssen ...nicht, oh mein Gott!"

Ihre Hand verengt sich um meinen Schwanz und sie sieht mich mit einem sexy Schmollmund an, der mich wünschen lässt, ihr Gesicht wie ein kleines Hündchen ablecken zu können.

"Ich meine, du...du scheinst so...müde zu sein."

"Naja, ich werde ziemlich sicher nicht schlafen können, wenn mir dein Schwanz die ganze Nacht in den Rücken piekt."

"Ähm..es wird weggehen. Wenn wir nur...mmmmah...wenn wir ihn einfach in Ruhe lassen, wird es irgendwann weggehen."

Wie zum Beispiel irgendwann morgen. Jesus, was zur Hölle tut sie mit mir?

Plötzlich ist ihre Hand weg und sie zieht sich ein wenig zurück.

"Willst du, dass ich gehe, Alex?"

Ich habe keine Ahnung, wo diese Bemerkung herkam. Wie haben wir so vollständig und plötzlich die Gangart gewechselt? Vielleicht habe ich sie irgendwie beleidigt.

"Weil ich meine, ich kann in meinem eigenen Zimmer schlafen, wenn du lieber..." Gott, sind das Tränen da in ihren Augen? Oh Gott, was habe ich getan?

"Dana, wovon sprichst du?"

"Wenn es dir lieber wäre, bleibe ich nicht. Ich meine, es ist in Ordnung. Ich verstehe das."

"Natürlich möchte ich, dass du bleibst. Dana, ich habe dich gebeten ins Bett zu kommen, weil ich möchte, dass du hier bleibst."

Jede Nacht. Für den Rest meines Lebens.

"Bist du sicher? Es wird dich nicht stören?"

"Es würde mich stören, wenn du gehen würdest. Ich verstehe noch nicht einmal, warum du mich das fragst. Komm her. Bitte."

Ich ziehe sie wieder zu mir und sie kuschelt sich wieder an mich und scheint etwas beruhigt zu sein.

"Also okay, ich werde einfach hier liegen, meinen nackten Körper gegen dich gepresst und wir werden darauf warten, dass sich dein kleiner Freund niederlässt."

Sie drückt sich wieder an mich und legt ihr Bein sogar noch fester um meinen Oberschenkel. Ihre Fingernägel fahren leicht über meine Brust und über meinen Bauch. Ich frage mich, ob dieses verrückte kleine Mädchen jemals aufhören wird, mich zu verwirren.

"Achte einfach nicht darauf, wie sich mein Atem auf deiner Brust anfühlt. Oder wie meine Finger deine Oberschenkel berühren, während ich hier einschlafe. Oder auf die Tatsache, dass du mich immer noch in deinem Bett riechen kannst."

Okay, ich denke es ist naheliegend zu schlussfolgern, dass sie nicht will, dass es weg geht. Aber ich bin mir ihrer Absichten immer noch nicht ganz sicher.

"Ich dachte...ich dachte, du wolltest nicht..."

"Ich will nicht. Schließe einfach deine Augen, Alex."

"Ich bin verwirrt..."

"Schließe deine Augen und schlafe ein. Ich kümmere mich um dich."

Ich schließe meine Augen und versuche, mich ein bisschen zu entspannen, denke, dass sie vielleicht wirklich einfach einschlafen will. Ich atme ein paar Mal tief durch und ein Augenblick geht vorbei und ich spüre ihren Atem, heiß und gleichmäßig auf meiner Brust und dann plötzlich, ist ihre Hand wieder an meinem Schwanz und ihre Zunge auf meiner Haut.

Ich wimmere mitleiderregend und sie beruhigt mich.

"Es ist in Ordnung, schließe einfach deine Augen und lasse zu, dass ich mich um dich kümmere."

Ihre Finger sind sanft und zart, pochen regelmäßig auf meinen Schwanz und ihr Mund ist überall, leckend und küssend und saugend. Ich bemerke, wie sie sich auf den zerstörten Teil von mit zu bewegt und das zweite Mal heute nacht küsst sie mich dort.

Zusammen mit dem, was sie mit ihrer Hand macht, reicht es aus, um mich zum Weinen zu bringen. Ich habe noch nie etwas wie das erlebt. Ich habe noch nie so viel Fürsorge und ehrliche Zuneigung eines anderen Menschen gespürt. Ich war noch nie so dicht am Höhepunkt dran. Beherrschung...ich habe keine Beherrschung. Und dann denke ich, dass ich schließlich etwas verstehe. Das ist es, was sie will. Sie will, dass ich bei ihr die Beherrschung verliere, dass ich verletzbar und ihr ausgeliefert bin. Deswegen war sie so verletzt, als ich versucht habe, sie zu stoppen.

"Dana..."

Ich denke, dass ich irgend etwas sagen wollte, aber ich kann wirklich nicht mehr denken. Also stöhne ich einfach und zittere und stoße in ihre Hand.

"Schhh, es wird weggehen, erinnerst du dich?" flüstert sie und ich schüttele auf dem Kissen meinen Kopf hin und her.

"Ich...ich denke nicht."

"Sicher wird es das, wenn ich das tue..."

Und dann bin ich plötzlich umgeben von dem heißesten, feuchtesten und weichesten Platz in der Geschichte der Welt. Meine Augen fliegen auf, teilweise aus Schock und teilweise aus Neugier. Ich bin mir nicht sicher bis ich es gesehen habe, ob es ihre Pussy oder ihr Mund ist.

Dann sehe ich den Ozean roten Haares über meinen Schenkeln und meinem Bauch ausgebreitet, der sich langsam auf und ab bewegt. Mund. Es ist ihr verdammter Mund. Ich liebe ihre Haare, aber das ist etwas, was ich sehen muss und im Moment ist es im Weg.

Ich greife nach unten und nehme so viel wie ich kann davon in die Hand, ziehe es von ihrem Gesicht weg und halte es an der Seite ihres Gesichtes in einem notdürftigen Pferdeschwanz, als sie mich in sich aufnimmt. Die ganze Länge. Und dann langsam wieder heraus.

Einmal habe ich ein paar Kerle hier über Doktor Scullys Blow-Job Lippen reden hören. Nachdem ich sie windelweich geprügelt hatte, habe ich ein wenig über ihr Gespräch nachgedacht und bin zu der Meinung gelangt, dass sie nicht ganz unrecht hatten. Ich hatte keine Ahnung, wie recht sie hatten. Der Anblick von diesen Lippen auf meinem Schwanz reicht aus, dass ich einen Herzinfarkt bekomme.

Ich nehme an, dass es niemanden schockiert, dass ich den Orgasmus in Sekundenschnelle erreiche. Sie scheint völlig darauf vorbereitet zu sein, durchlebt die Wellen mit mir, schluckt ohne Beschwerde jeden Tropfen, den ich in ihren Mund schieße. Wie ich sagte, ich bin nicht überrascht, aber auch nicht komplett vorbereitet. Die Empfindungen sind überwältigend und erschütternd in ihrer Intensität. Ich denke, dass ich ihren Kopf auf mich herunter gestoßen habe. Ich denke, dass ich in ihre Kehle gestoßen und sie dabei wahrscheinlich gewürgt hat. Ich denke, dass ich das ein oder andere gesagt habe. Ich kann mir nicht völlig sicher sein, weil alles in einem Rausch des Vergnügens vorüberging. Keine Beherrschung. Gott. Nicht ein bisschen.

Als ich wieder zusammenhängend denken und verstehen kann, ist sie wieder in meinem Arm und küsst mich zart. Sie schmeckt eigenartig und salzig. Nach mir nehme ich an.

Ich drehe mich weg, im verzweifelten Ringen nach Luft, und nehme ihren Kopf unter mein Kinn. Sie küsst meinen Hals. Ich denke, ich liebe sie.

"Was hast du gesagt?"

"W...wha?"

Mein Gott, ich kann wirklich nicht atmen. Ich habe das Gefühl, als hätte ich gerade eine verdammten Herzanfall gehabt. Nach all den Blow-Jobs, die ich in meinem Leben hatte, so viele, dass es schon fast peinlich ist, sollte man meinen, dass es keine solche verdammt große Sache mehr sein müsste. Aber ich schwöre bei Gott, niemand hat mich jemals so fühlen lassen, wie sie es gerade getan hat. Bei keinem ist die gesamte Welt so im Nichts verschwunden.

"Was hast du gesagt? Gerade eben, als du gekommen bist."

Himmel, wie zur Hölle soll ich das wissen. Ich habe wirklich nicht bemerkt, dass ich irgend etwas zusammenhängendes gesagt habe.

"Das äh...djewotschawaka...was auch immer. Was heißt das?"

Oh Gott. Ich habe das nicht getan. Oder doch?

"Ich ...äh...habe das gesagt?"

"Eigentlich gebrüllt."

"Mist."

"Mist was? Ist es etwas schmutziges, Alex?" fragt sie mit einem leichten, neckenden Tonfall. Es wäre vielleicht besser für mich, wenn es so wäre.

"Äh...nicht direkt. Ich habe nur...ich denke nicht, dass du es mögen würdest. Ich wollte es nicht sagen."

"Ich habe dich das schon früher sagen hören. Zu mir. Was bedeutet es, Alex?"

"Äh, es ist sozusagen...es ist nur so eine Redewendung, wirklich. Es ist nicht äh...es läßt sich nicht sehr gut übersetzen..." murmle ich in mein Kissen und hoffe, sie würde das Thema endlich fallen lassen.

"Alex! Sag es mir. Wenn du jemals wieder von mir einen geblasen kriegen möchtest, sprich jetzt."

Vielleicht sollte ich mir etwas ausdenken. Die Wahrheit ist, wenn ich jemals von ihr wieder einen geblasen kriegen möchte, ist das letzte, was ich ihr sagen sollte, wie ich sie die ganze Zeit lang genannt habe. Das Problem ist, dass sie vielleicht weiß, dass ich lüge und dann wird sie losgehen und es nachschlagen oder sowas.

"Kleines Mädchen."

"Häh?"

"Kleines Mädchen. Das heißt es. Djewotschka. Kleines Mädchen."

Sie ist sehr lange still und ich halte den Atem an und warte darauf, dass der Zorn Gottes auf mich herniederfällt.

"Kleines...kleines Mädchen?" fragt sie misstrauisch. Wenigstens denke ich, dass das der Ton ihrer Stimme ist. Ich kann es nicht wirklich beurteilen.

"Es tut mir leid. Ich werde dich nicht mehr so nennen."

Zumindestens nicht laut. Gute Güte, was habe ich mir dabei gedacht. Ich nehme an, ich habe nicht gedacht.

"Dana?"

Sie sieht mich mit offenem Mund an und dem seltsamsten Gesichtsausdruck, den ich in meinem Leben gesehen habe. Manchmal wünschte ich, ich könnte ihre Gedanken lesen. Sie ist so kompliziert.

"Dana, bist du sauer? Ich denke nicht wirklich...ich meine, ich weiß, dass du kein Kind bist..."

"Nein, ich weiß, dass du das nicht denkst. Es ist nur...du nennst mich schon so lange so, wie ich mich erinnern kann."

"Ich werde es nicht mehr sagen. Ich verspreche es. Ich werde dich große, starke Frau nennen. Mit Gewehr. Die mich in den Hintern treten kann."

"Sag es noch mal."

"Große, starke Frau mit Gewehr, die mich in den Hintern treten kann."

Sie lacht und schiebt sich nach oben, so dass ihr Kopf auf meiner Schulter liegt.

"Nicht das. Das andere. Djewoka?"

Sie will, dass ich es noch mal sage? Mein Schock, obwohl der riesig ist, wird momentan übertönt von meinem Amüsement über ihre eigenartige Aussprache.

"Netter Versuch", scherze ich und sie boxt mich in die Seite.

"Sag es!"

"Djewotschka."

"Sag es noch mal", flüstert sie und hält ihr Ohr an meine Lippen. "Sag es hier."

Oh mein Gott. Könnte sie das wirklich...mögen?

Ich atme tief ein und flüstere das Wort, während ich versuche, ein besonders verführerisches Timbre in meine Stimme zu bekommen und sie erbebt neben mir. Sie bebt, verdammt noch mal. Ich beiße zart in ihr Ohrläppchen und sage es noch mal uns sie zittert. Wow. Das ist sehr aufregend.

"Du magst das?"

"Mmmmm, ich liebe es. Du solltest öfter russisch sprechen."

"Du würdest nie wissen, wovon zur Hölle ich rede."

"Das ist egal. Es ist wie du es sagst. Es ist wie...Gott, ich weiß nicht, so angenehm. So sexy..."

Notiz an mich selbst: sprich niemals wieder ein einziges Wort englisch. Zum Teufel, wir werden wahrscheinlich wesentlich besser miteinander auskommen, wenn sie nicht eine Sache von dem versteht, was so aus meinem Mund kommt.

Sie gähnt und dreht sich um und ich schlinge meinen Arm um ihre Hüfte und vergrabe mein Gesicht in ihrem Haar.

"Sag etwas anderes."

"Ja tebja ljublju", flüstere ich wie ein verdammter Blödmann. Ich hoffe wirklich, dass sie mich nicht fragt, was das heißt, weil ich noch nicht einmal weiß, ob ich es auf englisch sagen kann. Ich glaube nicht, dass ich es je in meinem Leben getan habe.

Sie seufzt und kuschelt sich enger an mich.

"Ja teba lulu..." murmelt sie unter Gähnen. Sie ist offensichtlich zu müde, um sich darum zu kümmern, was es heißt.

Wir liegen eine lange Zeit so da und ich habe das Gefühl, dass ich tatsächlich so einschlafen könnte. Ich fühle nicht das kleinste Anzeichen von Klaustrophobie oder Spannung. Es ist einfach perfekt. Ich weiß allerdings nicht, wie ihr das vorkommt, dass sie so von meinem ganzen Körper eingeschlossen wird.

Ich will sie gerade fragen, ob ich sie erdrücke, als ich höre, wie sich ihr weicher Atmen in ein eher unweibliches Schnarchen verwandelt. Ich darf nicht vergessen, sie morgen früh deswegen zu necken. Es stört mich aber nicht wirklich. Es ist sogar das schönste Geräusch, dass ich je gehört habe.

Meine Güte, hat sie mich schon in einen Trottel verwandelt? Ich nehme es an. Macht es mir etwas aus? Nicht im Augenblick. Nicht im Augenblick.

Ende Kapitel 9

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Kapitel 10

Dies ist der Beginn des zweiten Tages des fünften Kalenders, den ich hinter mir habe. Als ich aufwache habe ich große Freude daran, mit einem roten Stift den Tag durchzustreichen, der gestern darstellt. Gestern ist vorbei.

Ich habe gestern ein neues Apartment bekommen. Ich weiß wirklich nicht genau, warum. Sie haben veranlasst, dass ich ein paar Stockwerke nach oben in die Penthouse Suites gezogen bin. Es ist ungefähr zehn mal größer als das alte und ich frage mich, ob ich befördert wurde. Bitte Gott, lass es keine Beförderung sein. Ich denke nicht, dass ich das ertragen könnte.

Jedenfalls habe ich jetzt eine bessere Aussicht. Von meinem alten Fenster aus habe ich den Erholungsbereich sehen können. Ich hatte es wirklich satt, den ganzen Tag zuzusehen, wie die alten Knacker herumgestanden und den ganzen verdammten Tag lang mit ihren Pferden gespielt haben. Von diesem Fenster aus kann ich direkt auf die Stadt sehen. Jetzt kann ich die alten Knacker dabei beobachten, wie sie in den Plexiglas überdachten Personentransportern von Gebäude zu Gebäude bewegen. Sie haben die verdammten Dinger vor ein paar Monaten endlich perfektioniert.

Es ist wirklich eine angenehme Stadt. Sehr sauber. Eine nette kleine Dronenkolonie. Und ich kann von hier aus noch nicht einmal die Mauern sehen. Ich muss allerdings zugeben, dass es mir besser gefiel, als es noch Staten Island war.

Dieses Apartment hat auch ein besseres Aquarium. Ich habe eines dieser Breitwand Dinger bekommen, in denen hunderte verschiedene Arten tropischer Fische herumschwimmen.

Jap, ich habe wirklich Glück. Das erzählen sie mir immer wieder.

Ich höre, wie sich die Tür hinter mir öffnet, als ich mein Frühstück zusammenstelle und drehe mich um, um eine faltige Masse von Knochen hinter einer Rauchwolke zu sehen.

"Wird nicht mehr angeklopft?"

"Ich hatte den Eindruck, du wolltest mich sprechen, Mulder", sagt er, während er näher an meinen Esstisch heranschleicht und Asche auf meinen brandneuen, schneeweißen Fußbodenbelag schnippt.

"Ja, es ist eine Weile her. Ich wollte...naja, wie geht es ihr?"

Er nimmt einen langen Zug aus seiner verdammten Zigarette, um, wie ich annehme, die Spannung zu erhöhen.

"Es geht ihr gut. Ziemlich gesund und glücklich. Wie immer."

Wie immer. Richtig. Es ist schwierig, unglücklich zu sein, wenn man nicht eine einzige verdammte Sache spüren kann.

"Sind sie noch...ich meine behandeln sie sie gut?"

"Natürlich. Ich kenne ihren Master persönlich und er hat mir versichert, dass ihr eine Sonderbehandlung zukommt. Wir haben das alles schon besprochen, Mulder. Unzählige Male. Gibt es noch etwas anderes?"

Ich atme tief durch, in der Erwartung, abgewiesen zu werden, aber trotzdem nicht weniger entschlossen.

"Sir, ich habe mich gefragt.. ich meine, alles ist möglich...ich möchte sie sehen."

Er krümelt noch mehr Asche auf meinen Boden und seine Lippen verziehen sich auf eine uninterpretierbare Weise.

"Ich habe ein paar neue Bilder, wenn du möchtest..."

"NEIN!"

Ich denke, wir sind beide von meiner Hartnäckigkeit erschrocken.

"Ich möchte sie SEHEN. Persönlich. Von Angesicht zu Angesicht."

"Das ist unmöglich", teilt er mir mit und lässt ungerührt seine Kippe in meinen Morgenkaffee fallen. "Und es war nicht Bestandteil der Abmachung."

Ich wusste, dass das kommen würde. Ich wünschte, ich hätte noch etwas anderes, einen anderen Verhandlungsgegenstand. Er hat full-house und ich habe einen Joker und eine Zwei.

"Das ist mir bewusst. Es ist nur...es ist schon fast fünf Jahre her. Fünf Jahre sind eine lange Zeit."

"Ja, fünf Jahre. Du hast schon mehr als die Hälfte geschafft, Mulder. Willst du mir sagen, dass du jetzt die Bedingungen ändern willst?"

Ist es das, was ich will? Was könnte das bedeuten? Was müsste ich geben, um etwas zu bekommen?

"Ich will nicht...nicht direkt. Ich möchte nur, ich möchte sie nur mal persönlich sehen, nur für ein paar Minuten. Nur um zu wissen...zu wissen, dass..."

Verdammt noch mal! Es gibt nichts ekelerregenderes und demoralisierenderes, als vor diesem Hurensohn zu Kreuze kriechen zu müssen.

"Sie würde dich doch gar nicht erkennen. Was hätte das für einen Sinn?"

Ein Bild der Frau, die früher mal meine Scully war blitzt in meinem Gehirn auf, eines von den ersten Videobändern. Ich erinnere mich daran, wie ich gedacht habe wie schön sie war, trotz der toten Augen und der Tatsache, dass sie sich wie eine Marionette bewegte. Sie würde weder mich noch jemand anderen erkennen. Ich muss sie dort rausholen. Bitte, Gott, lass sie mich dort rausholen.

"Haben Sie jemals jemanden verloren, der Ihnen nahe stand? Wissen Sie nicht, wie das ist, sie einfach nur sehen zu wollen, einfach nur die selbe Luft atmen zu wollen, wenn auch nur für einen Moment?"

Nein, ich denke nicht, dass dieser Mann diese Gefühle jemals verstehen kann. Und ich muss aufhören, so viel von mir zu zeigen. Natürlich kennt dieser alte Bastard meine Schwäche schon, meine Bedürfnisse.

"Du arrogantes Kind", murmelt er, bevor er sich eine weitere Zigarette anzündet. "Du denkst wohl, du bist der einzige, der Verluste erlitten hat? Das haben wir alle, manche von uns größere als deinen. Nimm meinen Rat an und sei dankbar für das, was dir gegeben ist. Scully ist sicher und du bist am Leben. Ihr müsst beide noch zwei Jahre Dienst tun und dann werdet ihr wieder zusammensein und die Freiheit haben zu tun, was ihr wollt. Du hast wesentlich mehr zu erwarten, als jeder andere. Sei dankbar und konzentrier dich auf deinen Job."

Mein Job. Wundervoll, post apokalyptischer Schreibtischtäter.

"Und weil wir gerade von deinem Job sprechen, Mulder, ich glaube, dass es Teil der Abmachung war, dass du ihn auch wirklich ausübst."

"Das habe ich. Ich bin zu den Treffen gegangen, habe meinen Beitrag geleistet und habe niemandem Ärger gemacht. Was wollen Sie noch?"

"Du bist eine Enttäuschung, Mulder. Du bringst dich nicht entsprechend deiner Fähigkeiten ein. Vergiss nicht, was hier auf dem Spiel steht."

Wie könnte ich das!? Um Himmels Willen, wie könnte ich eine verdammte Minute lang vergessen, dass er mich an den Eiern hat? Warum habe ich mir überhaupt die Mühe gemacht zu fragen? Ich fange an zu glauben, dass das ein schlimmer Fehler war. Wenn ich jetzt anfange, nach ihr zu suchen wird es sehr viel schwieriger sein, keinen Verdacht zu erregen.

"Kann ich wenigstens ein neues Band sehen?"

Ich versuche, den weinerlichen Tonfall aus meiner Stimme zu verbannen, aber ich kann nichts gegen die Verzweiflung tun.

"Ich habe neue Fotos. Das ist alles, was ich dir im Moment geben kann."

"Ich möchte ein Band. Wie am Anfang. Das war auch Teil der Abmachung, wenn Sie sich erinnern."

"Es ist unmöglich. Außerdem sind ihre Tage völlig identisch. Es ist zwecklos, ihren nervtötenden Alltag zu beobachten."

"Es war Teil der Abmachung. Ich will die Bänder!"

"Was du willst ist hier kein Thema. Und mir gefällt dein Tonfall nicht. Vergiss nie, dass sie eliminiert werden kann, Mulder. Ziemlich einfach. Ich wäre an deiner Stelle sehr vorsichtig."

Wir starren uns eine Weile in einem lahmen und völlig sinnlosen Zweikampf an. Wir beide wissen, wer hier die Kontrolle hat.

Schweinehund. Ich werde sie finden. Ich muss sie finden. Ich kann nicht einen verdammten Tag so weiterleben.

"Kommst du nicht zu spät zur Arbeit, Mulder? Du solltest deinen Partner nicht länger warten lassen."

Partner. Jeffrey Spender ist nicht mein Partner. Scully ist meine einzige Partnerin.

Er hat trotzdem recht. Ich muss wenigstens den Schein wahren. Jetzt noch. Ich laufe an ihm vorbei zur Tür und es ist mir egal, ob er den Rest des Tages damit verbringt, in meinem Apartment herumzuschnüffeln, das letzte Schubfach zu durchwühlen. Ich schreibe mir nichts mehr auf. Keine Aufzeichnungen. Alles bleibt in meinem Kopf.

Bevor ich gehe, drehe ich mich zu ihm um, komplett angewidert von mir, ihm und der ganzen Welt.

"Diese verdammten Bilder sind besser hier, wenn ich wiederkomme!"

Ich schmeiße die Tür gewaltsam hinter mir zu, in einer erbärmlichen Machtdemonstration. Mein Gott, Scully, was würdest du von mir denken?

Ich habe in letzter Zeit Alpträume, Träume davon, dich wiederzusehen, aber du bist nicht mehr du selbst. Du bist jemand anderes.

Jemand der mich für das hasst, was ich getan habe.

Ich sage dir, dass ich versucht habe, dich zu beschützen, aber dafür hasst du mich sogar noch mehr.

Es tut mir Leid, Scully. Es tut mir Leid und ich verspreche, dass ich dich finden werde. Ich werde dich finden.

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Verdammt. Sie ist so verdammt schön.

Ich hatte das nicht vor. Ich bin keiner, der Frauen nachschleicht. Ich schwöre es. Es ist nur, ich kann nicht aufhören, sie anzusehen.

Es ist niemand weiter hier. Die Bibliothek ist abends zu dieser Zeit ziemlich verlassen. Oh Mann, wem mache ich was vor. Das ist nicht gerade der begehrteste Ort auf einem Campus, egal zu welcher Tageszeit.

Aber Dana verbringt viel Zeit hier. Selbst wenn sie nicht arbeitet kommt sie gern her um zu lesen. Aber heute Abend ist sie geschäftlich hier, nicht zum Vergnügen. Sie sitzt an einem der Computerterminals in der Mitte der ersten Etage und gibt Daten ein.

Ich stehe hinter einem Regal in der Katalogabteilung und beobachte sie, wie ihre Finger über die Tasten gleiten und sich ihr Kopf zwischen dem Notizbuch und dem Computermonitor hin und her bewegt.

Es ist eigenartig; in der Zeit vorher, als ich sie das erste Mal kennen lernte, dachte ich, dass ihre Vornehmheit, ihre Haltung davon kam, wie sie sich zurechtmachte. Der strenge Haarschnitt und diese dunklen, ernsten, maßgeschneiderten Kostüme, die beängstigend hohen Schuhe, das makellose Make-Up. Aber das ist es nicht.

Sie sitzt hier in einer alten, grauen Jogginghose und einem dicken, weißen Fischerpullover aus Wolle, der ihr bestimmt zwei Nummern zu groß ist, ihre Haare sind auf ihrem Kopf mit einem Bleistift zu einem notdürftigen Knoten zusammengesteckt und sie sieht wirklich so aus wie eine Collegestudentin, die für ihr Examen lernt. Aber selbst jetzt, selbst mit dem Rücken zu mir, umgibt sie diese stille Aura der Autorität. Durch ihre Körperhaltung, ihre anmutigen Bewegungen, ihre Konzentration und ihre Intensität.

Unberührbar.

Aber nicht für mich. Nicht mehr.

Ich bin hergekommen um sie zu fragen, ob sie mit mir Abendbrot essen möchte. Es ist ein bisschen spät dafür, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass sie noch nicht gegessen hat.

Und ich wollte sie sehen. Ich musste sie sehen.

Es ist sechs Tage her, dass ich diese Frau, diese ...Gott diese Frau, das erste Mal geliebt habe. Geliebt. Gott. Ich habe das aber wirklich getan. Wir haben es nicht einfach nur miteinander getrieben, selbst dieses erste Mal auf dem Tisch nicht. Es war heiß, es war rasend, es war wahnsinnig, aber ich habe sie geliebt, auch wenn ihr das möglicherweise nicht bewusst war.

Wir sind beide sehr beschäftigte Leute. Jeder hier ist das. Aber ich habe mir Zeit genommen, so viel wie es irgendwie menschenmöglich war. Ich bin in drei der letzten sechs Nächte ohne Schlaf ausgekommen. Selbst wenn der Sex vorbei war, bin ich wach geblieben und habe die zusätzliche Zeit einfach damit verbracht, ihr beim Schlafen zuzusehen, mit ihren Haaren zu spielen. Wir sind am zweiten Tag fast ohne etwas zu essen ausgekommen, weil wir nicht lange genug aus dem Bett herauskamen, um in die Cafeteria zu gehen und mein Kühlschrank war leer. Es ist nicht genug. Es wird nie genug sein können.

Ich hatte noch nie eine richtige Freundin.

Das klingt jämmerlich. Das ist es aber nicht. Ich meine, ich hatte Verabredungen...denke ich. Naja, und ich hatte eine Menge Sex. Aber ich hatte niemanden wie...wie sie. Ich war nie jemandem so nahe. Niemandem. Ich dachte nie, dass ich das wollen würde. Aber jetzt kann ich an nichts anderes denken.

Einige Leuten mögen es für eigenartig halten, inmitten all dieses Chaos eine Beziehung anzufangen. Ich nehme an, dass es das ist. Aber es ist nicht eigenartiger, als es das gesamte Konzept einer Beziehung selbst für mich ist.

Ich weiß wirklich nicht, wie ich mich ihr gegenüber verhalten soll. Es sind ja immerhin erst sechs Tage. Ich fühle mich nicht unwohl mit ihr, aber manchmal habe ich Angst, dass ich etwas falsches sagen und sie dann Angst haben und mich verlassen könnte. Ich neige dazu, Menschen zu verschrecken. Und wie ich bereits sagte, die ganze Sache ist sozusagen neu für mich.

Ich habe niemals ... so viel gefühlt. Und ich weiß nicht, ob ich ihr das alles zeigen, sagen, oder wenigstens ein wenig davon für mich behalten sollte.

Mein Gott, sie würde lachen wenn sie wüsste, zu was für einem erbärmlichen Trottel sie mich in sechs kurzen Tagen gemacht hat. Ich weiß ich bin besser dran, wenn ich sie das nicht alles wissen lasse, aber manchmal möchte ich ihr alles sagen. Alles, was sie mir bedeutet und alles, was ich für uns will.

Manchmal staut es sich so stark in mir an, dass ich das Gefühl habe ich würde explodieren, wenn ich es nicht herauslasse.

Wie jetzt.

Gott, selbst wenn ich sie einfach nur so ansehe, habe ich Schmetterlinge im Bauch und ein Brennen im Hals, als müsste ich in Tränen ausbrechen und einen Schmerz in meinem Inneren, den ich überhaupt nicht beschreiben kann. Und ich bin glücklich. Ich bin wirklich glücklich.

Und hart. Immer. Ich schwöre, ich muss nur in ihre Richtung sehen, oder einfach nur an sie denken und ich bin spitz wie ein Fünfzehnjähriger. Ich weiß nicht, was das Gesundheitskomittee heute Nachmittag von meinem plötzlichen Ständer gehalten haben muss. Es war noch nicht mal eine Phantasie oder ein Tagtraum oder sowas. Ich habe nur daran gedacht, sie heute Abend zu sehen mit einem flüchtigen 'hey, ich möchte sie heute Abend sehen' und da war er, der Beweis für meinen liebeskranken Schwachsinn gegen meinen Reißverschluss gepresst, während ich vor einem Raum voller Leute stand und einen Vortrag über die Notwendigkeit der Hygiene und Desinfektion gehalten habe.

Das Tastaturklicken hört auf und ich höre sie seufzen. Sie schiebt die Tastatur über den Tisch und reibt sich über das Gesicht. Ich nehme an, dass jetzt eine gute Gelegenheit ist, mich bemerkbar zu machen. Wie ich sagte, ich weiß nicht viel über Beziehungen. Aber ich weiß genug, dass mir klar ist, dass es die meisten Frauen nicht mögen, wenn man ihnen nachspioniert.

Ich laufe auf sie zu, mein Herz klopft in meiner Brust, immer schneller, je näher ich ihr komme. Mann, wie schlimm hat es mich erwischt? Mein Gott.

Sie sieht nicht auf, als ich ankomme. Sie hat jetzt ihr Gesicht in ihren Handflächen vergraben und sie macht nicht den Eindruck, als hätte sie mich überhaupt gehört. Als ich hinter ihr stehe reiche ich vorsichtig zu ihr hinüber. Ich bin mir immer noch nicht sicher, was die Sache mit der öffentlichen Zuneigungsbekundung anbetrifft. Sie ist ein ziemlich zurückhaltender Mensch und deswegen unterdrücke ich mein Bedürfnis sie zu berühren so gut es geht, wenn wir unter Leuten sind. Aber jetzt ist niemand hier. Wie gesagt, es ist abends verlassen.

Ich lege meine Hand auf ihre Schulter und sie zuckt kurz zusammen, entspannt sich aber sofort unter meiner Berührung. Sie weiß, wer ich bin. Nur dadurch, wie ich sie berühre.

Sie seufzt noch einmal tief und schwer und ich drücke ihre Schulter, fast schwindelig von der Elektrizität, die ich spüre, wenn wir verbunden sind. Ich beginne die verspannten Muskeln ihrer Schulterblätter zu massieren und sie seufzt wieder. Ein anderes Seufzen. Ein glückliches Seufzen. Ich knete etwas fester, erregt und immer noch ein wenig überrascht, dass sie es mag, wenn ich sie berühre.

Sie rutscht nach vorn, so dass sie auf der Stuhlkante sitzt. Eine Einladung.

Ich hebe ein Bein, hoffe wie verrückt, dass ich sie nicht versehentlich treten werde und setzte mich rittlings auf den Stuhl hinter ihr. Um mich zu setzen muss ich mit meinem Schritt an ihrem Rücken hinunterrutschen, wobei ich ein Stöhnen, das irgendwo tief aus meiner Brust kommt, nicht unterdrücken kann.

Als ich schließlich sitze, drückt sie sich gegen mich, positioniert ihr perfektes, anbetungswürdiges Hinterteil zwischen meinen Oberschenkeln und legt ihren Kopf an meine Brust. Ich massiere weiterhin ihre Schultern bis sie ihre Kopf nach unten nimmt, eine stille Bitte, mich ihrem Hals zuzuwenden. Ich vergrabe meine Finger in das verspannte Fleisch und sie stöhnt. Ich arbeite mich bis zu ihren Haaren hoch, löse den Haarknoten und lasse die Haare über ihre Schultern fallen. Der Bleistift, der das ganze Gebilde zusammengehalten hat, fällt auf den Boden.

"Mmm...Alex."

Ich frage mich, woran sie denkt, wenn sie meinen Namen sagt. Ich frage mich, was sie in Momenten wie diesem fühlt.

Ich möchte sie das fragen, aber aus irgendeinem Grund habe ich Angst vor der Antwort.

Also reibe ich weiter ihren Hals, ihren Kopf, ihre Schultern und hoffe, dass ich ihr dadurch etwas mitteilen kann.

"Hast du Hunger?" frage ich, mein Kopf ruht, während ich mich um die Verspannungen ihrer rechten Schulter kümmere, auf ihrer Linken.

"Mmmmmhuummm", seufzt sie und ich habe keine Ahnung, was das heißt, also drehe ich meinen Kopf auf die Seite und schaue in ihr Gesicht.

Ihre Augen sind geschlossen und sie lächelt dieses süße, wunderschöne Lächeln. Ich weiß immer noch nicht, ob sie Hunger hat, aber ich bin froh, dass ich hingesehen habe.

Ich küsse zart ihre Wange. Eine Woge des Begehrens brandet von meinen Lippen nach unten zu meinem Schwanz und ich höre auf, sie zu massieren, schlinge meinen Arm besitzergreifend um ihre Taille und drücke sie fest. Ich vergrabe mein Gesicht an ihrem Hals und atme tief ein. Wolle und Seife und sie...mein Gott, sie.

Ich küsse nachlässig und gierig ihren Hals und sie scheint in meinem Arm zu schmelzen. Ich lasse meine Zunge um ihr Ohr herum gleiten und schiebe meine Hand unter ihren Pullover, so dass ich die weiche Haut ihres Bauches berühren kann.

"Alex..."

"Mein Gott, Djewotschka. Ich muss dich unbedingt berühren", bringe ich hervor und klinge wie der verzweifelte Narr, der ich nun mal bin.

"Mmm...jaa."

Ich fasse das als Erlaubnis dazu auf, meine Hand unter den Bund ihrer Hose zu schieben und meine Finger sanft ein bisschen schneller zu bewegen. Sie drückt sich gegen meine Hand und ich denke, dass sie noch mehr will. Mein Gott, ich weiß nicht, was zur Hölle ich tue.

Ich meine ich weiß es, aber sie ist so anders als jede andere, mit der ich jemals zusammen war. Ich möchte instinktiv wissen, wie ich ihr Vergnügen bereiten kann und ich denke, dass ich das bisher ganz gut gemacht habe aber...ich möchte es besser machen. Ich möchte der Beste sein. Ich bitte nicht gern um Hilfe, weder auf diesem noch auf irgendeinem anderen Gebiet. Aber ich versuche mir einzureden, dass sie damit am meisten sich selbst hilft.

"Zeig es mir", flüstere ich ihr ins Ohr. "Zeig mir wie."

Sie dreht ihren Kopf schnell zu mir um, fragend.

"Jaa?" fragt sie, offensichtlich verwirrt von meinem niedrigen Angeberniveau heute Abend.

"Ja."

Sie lächelt und schließt wieder ihre Augen. Dann greift sie nach unten und legt ihre rechte Hand über meine.

Sie führt mich durch eine Reihe ausgeklügelter Manöver, die ich versuche, mir einzuprägen. Um die Klitoris herum, langsam dann schnell, dann aufhören und das ganze wiederholen. Dann fest zudrücken und dabei schnappt sie wirklich laut nach Luft, also weiß ich, dass ich das nicht vergessen werde.

Die Tatsache, dass sie das tut, dass sie mir so vertraut, ist der größte Anreiz, den ich mir vorstellen kann und ich stelle fest, dass ich mich unbewusst gegen ihren Hintern drücke. Sie scheint es zu bemerken und beginnt zwischen unseren Händen und meinem Schwanz hin und her zu schaukeln.

Sie führt meinen Finger in sich hinein und zusammen stoßen wir schnell und fest in sie. Dann zieht sie mich wieder raus und wir verteilen mehr Feuchtigkeit auf ihr. Ihre linke Hand, die auf dem Tisch gelegen hatte, wandert hinauf in meine Haare.

Schon bald drückt sie mich gegen ihre Klitoris in einer Reihe schneller Kreisbewegungen und hüpft regelrecht an mir hoch und runter und gerade als ich denke, dass ich in meinen Jeans kommen werde, lässt sie ein Heulen hören, das durch das ganze Gebäude schallt, zittert und fällt gegen meine Brust.

Ich lache leise in ihr Ohr, drücke sie noch ein letztes Mal bevor ich meine Hand aus ihrer Hose ziehe und meinen Arm wieder um ihre Taille lege.

Sie dreht sich zu mir und ich küsse sie sehr lange, atme ihr Keuchen und ihre Seufzer wie Sauerstoff, halte ihren zitternden Körper fest an mich gedrückt. Eine post-orgasmische Dana ist eines der sieben Weltwunder.

"Mmm...Alex..." flüstert sie und legt ihren Kopf unter mein Kinn.

"Gut?"

"Sehr."

"Danke für die Lektion."

Sie lacht und drückt meinen Arm.

"Jederzeit. Vergiss nur nicht, was du heute hier gelernt hast, junger Mann."

"Naja, du weißt, was man sagt. Übung macht den Meister. Immer und immer wieder üben."

Sie küsst mich wieder mit einem Grinsen auf dem Gesicht.

"Vielleicht sollten wir hier verschwinden, so dass du mir auch eine Lektion erteilen kannst", murmelt sie gegen meine Lippen.

"Du brauchst keinen Unterricht, Djewotschka. Du weißt einfach, was du tun musst."

"Das ist nicht wahr. Es gibt immer noch Möglichkeiten zur Verbesserung. Nur ein großer Mann kann das zugeben. Also danke ich *dir*."

"Alles an einem Arbeitstag von Alex Krycek, Zuchthengst zur Miete. "

Sie verdreht die Augen aber kann sich ein kleines Lachen nicht verkneifen.

"Jedenfalls solltest du nicht allein den ganzen Spaß haben. Ich möchte dich auch sehen, Alex. Ich möchte, dass du mir zeigst, was du tust..."

Sie beginnt, meinen Nacken zu küssen und sich komplett zu mir umzudrehen. Bevor es mir richtig bewusst ist, sitzt sie rittlings auf meinem Schoß und Gott steh mir bei, ich glaube nicht, dass wir es heute nacht aus der Bibliothek raus schaffen werden.

Mein Gott, ich habe mehr Glück als Verstand.

Ende Teil 10

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Kapitel 11

Ich vermisse meine Zimmerdecke. Ich weiß, dass man sowas eigentlich nicht vermissen sollte und tatsächlich gehört sie noch nicht mal zu meiner Top-Ten Liste der Dinge, die ich am meisten vermisse. Wie könnte sie, wenn Scully nicht hier ist? Wenn ich mir kein Essen mehr vom Chinesen holen kann, weil all mein Essen von einem Computer kommt? Ich erinnere mich daran, wie ich früher Star Trek gesehen habe. Ich habe Picard immer um seinen Replikator beneidet. Earl Grey Tee, wann immer er welchen wollte und er musste es nur sagen. Wer hätte geahnt, dass es wie Scheiße schmecken würde?

Wie auch immer, wenn ein Mensch seiner wahren Liebe beraubt ist, ebenso wie jeglicher Art anständiger Nahrung, wie kann es dann eine Zimmerdecke in die Top-Ten schaffen? Sie kann es nicht. Aber gerade in diesem Moment ist sie in die Top einhundert aufgestiegen.

Die Decke in meinem alten Büro bestand aus einer Mischung von Karton, Asbest und Kork. Es war das perfekte Material für das Werfen von Bleistiften. Sie sind immer steckengeblieben, wenn ich sie richtig hochgeworfen habe. Die Decke in meinem neuen Büro ist eine glänzende, schimmernde Metallplatte und mit ziemlicher Sicherheit werden Gegenstände, die ich dort hochwerfe mit der doppelten Geschwindigkeit wieder zu mir zurückkehren und mir dabei auch gleich noch ins Auge fliegen. Und das ist alles Spiel und Spaß, bis jemand ein Auge verliert. Also werfe ich keine Stifte. Ich lehne mich in meinem Stuhl zurück und starre mich selbst an. Stundenlang. Ich frage mich, ob es in der Hölle einen extra Platz für Menschen gibt, die Zeit verschwenden. Es scheint so eine große Sünde zu sein. Ich frage mich, wie viele Stunden, Tage ich verschwendet, Däumchen gedreht und auf meine Füße gestarrt habe, während die Welt auseinander fällt. Ich frage mich, ob nicht vielleicht das hier selbst die Hölle ist. Gefangen in einem High-Tech Beton Dschungel mit Jeffrey Spender, meinem sogenannten Partner, bis in alle Ewigkeit. Genauso könnte es in der Hölle sein.

Manchmal versuche ich mit Scully zu reden. Manchmal denke ich, dass wo auch immer sie gerade ist, sie mich noch irgendwo fühlen muss, mich hören muss wenn ich ihr sage, dass ich bald zu ihr kommen werde. Selbst wenn sie sich nicht bewusst an mich erinnert, muss es noch irgendwo ein Fragment der Erinnerung in ihr geben und ich versuche dieses Fragment zu erreichen, wenn ich hier sitze. Das ist nicht völlig selbstlos. Ich möchte, dass sie mir antwortet. Das tut sie allerdings nie. Ich weiß nie, ob sie meine Nachrichten erreichen. Sie hat nie an solche Sachen wie übersinnliche Botschaften geglaubt und ich nehme an, dass es nicht funktioniert, wenn man nicht daran glaubt. Außerdem habe ich keine übersinnlichen Fähigkeiten. Ich bin nur ein gelangweilter, verzweifelter, einsamer Mann.

Bis jetzt hat meine Suche absolut nichts ergeben. Ich habe einfach keinen Zugriff auf die Informationen, die ich brauche. Ich habe bis jetzt Spender dazu überreden können, ein wenig für mich herumzuschnüffeln, aber er war genauso wenig erfolgreich. Ich habe versucht, mich in ein paar Orte hineinzuschleichen, maximale Sicherheitszonen und ähnliches, wo ich dachte, dass ich etwas finden könnte, aber bei den wenigen Gelegenheiten, in denen ich wirklich reingekommen bin, konnte ich nichts nützliches finden. Ich denke wirklich nicht, dass ich mich jemals so machtlos gefühlt habe. Selbst, als ich nach Sam gesucht habe, kam es mir nie so einschüchternd vor, habe ich mich so gefangen gefühlt.

Ich war auch nie so sehr verzweifelt, Sam zu finden. Es ist eine unerfreuliche Kombination. Zähle die betäubende Eintönigkeit meines Alltags dazu und es ist unerträglich. Das einzige, was mich aufrecht erhält ist der Gedanke daran, sie wieder zu sehen.

Ich habe während all der freien Zeit, die mir zur Verfügung steht eine ziemlich umfangreiche Sammlung von Szenarien in meinem Kopf angelegt. Alle von denen beinhalten mich, wie ich in irgendein Schloss oder Palast hinein stürme, in dem Scully gefangengehalten wird, sie in meine Arme nehme und sie auf irgendeine abgelegene, unbewohnte Insel bringe und sie liebe, bis wir beide vor Erschöpfung tot umfallen. Es ist ja nicht so, dass wir etwas anderes zu tun hätten.

Ich frage mich, was sie von all dem halten würde. Unser Lebenswerk ist ein verrottender Haufen Mist in der Gosse. Wir hätten nichts tun können, um das hier alles aufzuhalten. Wir haben so viel Zeit verschwendet, so viel verloren. Für absolut nichts. Wir hätten jeden wertvollen Moment nutzen und einander lieben sollen, anstatt zu versuchen das Schlechte der Welt zum Guten zu wenden.

Trotzdem kann ich mich nicht dazu bringen, etwas davon zu bereuen. Ich frage mich nur, was sie sagen würde...sie müsste zugeben, dass ich die ganze Zeit Recht hatte.

Manchmal phantasiere ich davon, sie das sagen zu hören. Ich lache einfach und küsse sie. Es spielt keine Rolle mehr.

Ich schließe meine Augen und versuche mich angestrengt auf das Bild zu konzentrieren und alle anderen auszuschließen. Ich habe es fast. Es ist die Scully mit den kurzen Haaren und dem Leben in den Augen und ich bin es, so wie ich früher war, zehn Kilo leichter und sehr, sehr viel idealistischer. Völlig unrichtig, aber es hält mich irgendwie aufrecht. Gerade als ich wirklich anfange, ins Traumland zu verschwinden, knallt die Tür zu und schreckt mich in die Wirklichkeit zurück.

Ich öffne ein Auge und erblicke Spender, der wie ein Wiesel herumflitzt, Türen abschließt und Fenster zumacht, nach Überwachungsgeräten sucht, sich wie ein paranoider Idiot benimmt, so wie ich mich früher benommen habe.

"Sind wir alleine?" fragt er mich mit einem eiligen Flüstern.

"Sind wir das jemals?"

"Ich meine es ernst! Ist es möglich, dass wir beobachtet werden? Belauscht? Bist du verkabelt?"

"Verkabelt?"

"Sieh mal, das ist sehr wichtig. Wenn irgend jemand herausfindet, dass ich das habe...dann will ich lieber gar nicht darüber nachdenken, was mit mir passieren wird."

Er zieht eine Videokassette aus seiner Jackentasche und legt sie auf meinen Tisch.

"Falls dich jemand fragt, ich habe dir das nicht gegeben."

"Du hast endlich diese Filme gefunden, nach denen ich suche?"

"Verdammt Mulder! Das ist kein Witz!"

Naja, das ist gut, weil es nämlich ein schlechter Witz geworden wäre. Keine Pointe, schlechtes Timing und Spenders überdramatisierter, geheimnisvoller Tonfall ist eher jämmerlich als lustig.

"Du wolltest das, also schön hier hast du es. Ich rate dir, es anzusehen und so schnell wie möglich zu zerstören."

"Diese Mantel und Degen Geschichte ist ein bisschen unnötig, findest du nicht? Was zur Hölle ist überhaupt auf diesem Band? Und warum flüstern wir?"

"Erinnerst du dich, vor ungefähr einem Jahr gab es einen Angriff auf eine neu gegründete Kolonie oben im Norden", flüstert er.

"Nein, aber ich werde es dir glauben", flüstere ich zurück.

Wahrscheinlich ein weiterer Raubüberfall der sogenannten 'Widerstandsbewegung'. Jedes Mal, wenn ich von diesen Dingen höre, weiß ich nicht, ob ich lachen oder weinen soll. Denken die wirklich, sie tun irgend jemandem einen Gefallen? Die sind nicht besser als die gesichtslosen Männer, der Widerstand aus dem All. Sie töten Leute wie mich, Gefangene, Sklaven, ich sehe nicht, wie das etwas helfen soll. Niemand hat dieses Leben gewählt. Niemand.

"Naja, es gab einen Angriff von einer Widerstandsgruppe hier auf der Erde. Sie zerstörten den Ort, töteten jeden. Sie haben das Hauptgebäude gesprengt, aber es gab einen Überwachungsraum, der relativ unbeschädigt geblieben ist. Es blieb nicht viel übrig, aber unsere Leute durchsuchten den Raum und fanden ein paar Beweismittel. Ich fand...ich fand dieses Band im Apartment meines Vaters, Mulder."

Ich habe immer noch keine Ahnung, was dieses Band in irgendeiner Weise mit mir zu tun haben könnte, aber ich nehme es trotzdem und stecke es in den Videorecorder. Als ich dabei bin, ihn anzuschalten, greift Spender nach meiner Hand.

"Die könntest getötet werden nur dafür, dass du das ansiehst", sagt er mir eindringlich.

Wie auch immer.

Das Bild, was auf dem Bildschirm erscheint ist fast genauso langweilig, wie das, was ich direkt vor mir habe. Es sind zwei Männer, die an zwei Schreibtischen sitzen, sich durch zwei Stapel Papier wühlen und nicht miteinander reden. Das Büro ist etwas ordentlicher, aber abgesehen davon könnten das Spender und ich an jedem beliebigen Tag der letzten fünf Jahre sein. Das packende Drama spielt sich für weitere zehn Minuten ab, bis Spender schließlich kleinlaut mit den Schultern zuckt und die Schnellvorlauftaste drückt.

"Das geht eine Weile so weiter aber...warte, hier ist es."

Er spult zurück und wir beobachten das gewaltige Duo noch ein paar Sekunden und dann durchbricht etwas die Monotonie. Und das Fenster.

Ein Mann, ganz in Schwarz gekleidet mit einer halbautomatischen Waffe, bricht durch das Glas. Es ist eine Weile her. Es ist lange her. Aber ich brauche nur ein oder zwei Sekunden, um den Mann zu identifizieren.

"Er lebt?"

Das ist interessant, es ist unerwartet und es ist immer noch ein Geheimnis, warum um alles in der Welt mich das etwas angehen sollte. Die zwei Männer rennen durcheinander und einer von beiden fällt fast sofort zu Boden. Blut kommt aus seiner Brust und das Arschloch lächelt tatsächlich. Das ist wirklich gar nicht mal so überraschend, wenn ich genau darüber nachdenke. Zur Hölle, die Kakerlaken sind noch da, warum sollte nicht Krycek auch noch da sein und Leute umbringen, wenn er es für seine Zwecke als nützlich erachtet? Manche Dinge werden sich nie ändern.

Der andere Mann rennt zur Tür, aber als er sie öffnet, wird ein weiterer Schuss abgefeuert, von außen und er geht auch zu Boden. Mehr Blut. Krycek hat einen Freund. Ich nehme an, es ist eine ganze Bande, wenn sie es geschafft haben, eine ganze Kolonie zu zerstören. Eine ganze kleine Gruppe von Kakerlaken.

Und dann...und dann...und dann ergibt alles einen Sinn. Und es ergibt überhaupt keinen Sinn mehr.

Der zweite Mörder geht durch die Tür. Ihre Haare sind länger, zu einem französischen Zopf zurückgebunden und sie ist in ein passendes schwarze Jeans, schwarze Lederjacke Ensemble gekleidet, aber es gibt keinen Zweifel an der Identität der Frau. Keinen Zweifel.

"Oh..."

Ich denke ich wollte so etwas wie "Oh mein Gott" sagen, aber meine Kehle ist zugeschnürt. Auf dem Bildschirm wühlt Krycek den Schreibtisch des ersten toten Mannes durch und sie... Scully, meine Scully, schließt und verriegelt die Tür. Das kann nicht sein, wonach es aussieht. Gott, ich weiß noch nicht einmal, wonach es aussieht. Es ist das eigenartigste, was ich je gesehen habe.

Sie läuft zu dem Tisch des zweiten toten Mannes und fängt an, die Schubladen zu durchsuchen. Ihr Gesicht ist voll Blut und Dreck. Ihre Kleidung ist zerrissen. Sie keucht und ... sie sieht ... ich kann noch nicht mal beschreiben, wie sie aussieht. Ich habe sie niemals so gesehen.

"Hey, schau mal. Jemand hat ein Geheimnis", sagt Krycek und hält einen spitzenbesetzten, pinkfarbenen Slip in die Höhe, den er offensichtlich in einer der Schubladen gefunden hat.

"Ich denke nicht, dass der dir passt", kommentiert Scully trocken, während sie einen Stapel Disketten in ihre Tasche schüttet.

"Der könnte dir gehören", erwidert er oh so scharfsinnig und wirft den Slip zu ihr hinüber. Sie fängt ihn auf, sieht ihn sich an, zuckt mit den Schultern und steckt ihn in ihre Tasche.

"Wie viel Zeit noch?" fragt er. Sie sieht auf ihre Uhr und schnappt nach Luft.

"Zweieinhalb Minuten. Wir müssen hier raus."

Sie wirft sich die Tasche über die Schulter und rennt zu ihm. Er wühlt immer noch krampfhaft in den Schubladen. Sie berührt seinen Arm. Sie berührt seinen Arm. Sie berührt seinen verdammten Arm.

"Wir müssen gehen, Alex."

Alex...Alex...ALEX?

"Ich bin noch nicht fertig. Ich denke..."

"Alex! Hör auf. Wir müssen gehen."

Er sieht zu ihr auf und sie scheinen eine stilles Zwiegespräch mit den Augen zu führen und schließlich nickt er. Die beiden klettern aus dem Fenster, durch das er eingebrochen war und Spender drückt die Stop Taste.

"Das war's. Auf dem Rest ist nur noch zu sehen, wie das Büro in die Luft fliegt."

Ich kann nicht sprechen. Ich kann noch nicht mal denken. Ich muss sie da rausholen. Ich muss sie von ihm wegbringen. Ich muss mit ihr reden. Ich muss wissen, was sie mit diesem...diesem Hurensohn zu tun hat! Mein Gott, kann das wirklich passiert sein?

"Mulder..."

"Er hat es gewusst", bringe ich heraus. "Dein...dein verdammter Vater. Er wusste es .. die Abmachung...es gab keine Abmachung. Es war die ganze Zeit ein riesen Haufen SCHEISSE!"

"Mulder, sprich leiser."

"Sprich leiser?! ZUR HÖLLE, sprich leiser. Ich kann nicht....ich kann das noch nicht einmal glauben. Wo ... wo war das? Wo sind sie?"

"Ich bin nicht...ich bin nicht ganz sicher..."

"Dann findest du es besser verdammt noch mal heraus du kleiner Wichser! Ich schwöre bei Gott..."

"Mulder. Lass mich los."

Loslassen? Mein Gott, ich habe noch nicht mal mitgekriegt, dass ich ihn geschüttelt habe. Ich habe nicht mitgekriegt, dass ich geschüttelt werde.

"Das...das kann nicht passieren. Sie ist in Gefahr. Ich muss sie finden. Ich muss mit ihr reden!"

"Gefahr? Sie sah ziemlich...ich meine, ich denke sie ist die Gefahr, Mulder. Sie und Krycek spielen da Bonnie und Clyde oder so..."

"Sie spielt nicht das geringste mit diesem Bastard! Das ist nicht ihr Wille. Das kann nicht sein."

"Mulder, ich denke nicht..."

"ICH MUSS SIE SEHEN! VERSTEHST DU MICH?"

"Sieh mal, ich kann dir nicht mehr helfen, als ich es schon getan habe..."

"Nein, du musst mir helfen. Du hast keine Wahl. Du wirst herausfinden wo sie ist und du wirst mir helfen, zu ihr zu kommen und wenn du das nicht tust, ich schwöre bei Gott Spender, werde ich denen davon erzählen. Ich werde denen erzählen, dass du mir das Band gezeigt hast. Und dann wird keine Macht des Universums in der Lage sein, dich zu retten."

Er setzt sich an seinen Tisch und seufzt schwer. Er sieht geschlagen aus. Gott sei Dank.

"Okay, sie mal, ich kann dir die genau Lage der Kolonie sagen, die angegriffen wurde. Von dort aus sollte es relativ einfach für dich sein, sie zu finden."

"Wenn es so verdammt einfach ist, warum hat es dann nicht schon längst jemand getan?"

"Ich habe keine Ahnung. Das gehört zu den Sachen, die ich bei diesen ganzen Dingen nicht verstehe. Es ist ihnen gestattet zu überleben. Irgend jemand sorgt für ihre Sicherheit. Vielleicht mein Vater..."

Mein Gott, ich fange noch nicht mal an mir vorzustellen, was die Gründe für all das sein könnten, was dieser Bastard getan hat. Nur allein bei dem Gedanken daran, dass ich die ganze Zeit bei seinen Spielchen mitgespielt habe, möchte ich mich übergeben.

"Jedenfalls brauchst du irgendein Transportmittel, um dort hinzukommen. Es ist ein langer Weg. Und du brauchst einen Grund, Mulder. Du kannst nicht einfach hier raus fahren, als wenn es eine verdammte Urlaubsreise wäre, weißt du."

"Ich weiß das."

"Das einzige was mir einfällt ist, dass wir es arrangieren, dass du einen Sklaven transportierst, das wird dich durch die ersten Kontrollpunkte bringen und von dort aus...von dort aus bist du auf dich allein gestellt, Mulder."

"Schön, legen wir los."

Ende Kapitel 11

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Kapitel 12

Es ist Silvester. Das fünfte Jahresende, das ich hier verbringe. Das erste habe ich allein in meinem Zimmer verbracht und habe geweint, als ich die Turmuhr schlagen hörte, ich dachte, was es für eine sinnlose Feier war, da alles auf das ich mich freuen konnte, ein weiteres Jahr ohne Mulder war.

Im zweiten Jahr habe ich mich auf eine Party gewagt, habe ein bisschen was getrunken, ein paar Mal mit Brian getanzt und bin dann unter Tränen wieder zurück in mein Zimmer gestolpert. Das dritte Silvester verlief ähnlich. Das vierte habe ich mit Alex verbracht. Wir habe nicht viel gemacht, nur in seinem Zimmer gesessen und zusammen eine Flasche Wein getrunken, aber ich kann mich daran erinnern, den ganzen Abend so ein seltsames Gefühl gehabt zu haben. Ich hatte das Gefühl, als wenn mir eine Änderung bevorstünde. Eine sehr große Änderung. Ich bin in dieser Nacht weinend eingeschlafen. Zwei Wochen später haben Alex und ich uns das erste Mal geliebt. Ich habe heute wieder dieses Gefühl.

Alex kocht heute Abend für mich. Er kocht fast jeden Abend für mich. Es ist definitiv einer der Vorteile unserer Beziehung, dass ich nicht mehr jede Mahlzeit in der Cafeteria essen muss. Er hat eine kleine Küchenecke in seinem Zimmer. Unserem Zimmer. Es ist jetzt unser Zimmer. Ich vergesse das immer noch. Es ist erst seit einer Woche offiziell. Natürlich habe ich im vergangenen Jahr sowieso fast jede Nacht hier verbracht, also bedeutet offiziell nicht viel mehr, als dass ich schließlich meine restlichen Sachen hergebracht habe. Meine Sachen und natürlich Ret und sein ganzes Hundezubehör. Vielleicht kommt das seltsame Gefühl ja da her. Vielleicht macht mich das 'zusammenziehen' ja doch nervöser als ich dachte. Allerdings glaube ich das nicht.

Ich frage mich, was Mom dazu sagen würde, dass ich endlich mit einem Mann zusammenlebe. Sie hätte wahrscheinlich einen Freudentanz aufgeführt. Dann hätte sie herausgefunden, wer dieser Mann ist und sie hätte wahrscheinlich geweint. Sie hätte es nicht verstanden. Sie wäre nicht dazu in der Lage gewesen, die Vergangenheit in einer dunklen Ecke ihres Herzens wegzuschließen, so dass man nie wieder davon hört oder sieht.

Ahab hätte Alex vielleicht gemocht. Vielleicht. Alex ist ein Überlebenskünstler und Ahab hätte das vielleicht zu schätzen gewusst. Und er passt auf mich auf. Sogar wenn ich es nicht will, sogar wenn ich ihm sage, er soll mich gefälligst in Ruhe lassen, besteht er darauf, auf mich aufzupassen und ich weiß, dass mein Vater darüber glücklich gewesen wäre.

Was meine Brüder betrifft, kann ich mir noch nicht mal vorstellen, was sie gesagt hätten. Ich schaudere allein bei dem Gedanken daran. Es ist so eigenartig darüber nachzudenken, zu versuchen, meine Vergangenheit und meine Gegenwart in Einklang zu bringen. Sich eine Welt vorzustellen, in denen sie möglicherweise koexistieren könnten, ist fast unmöglich. Vielleicht ist es besser so. Wenn auch nur ein kleiner Rest meines früheren Lebens auf der Erde existieren würde, wäre das alles wesentlich verwirrender. Ich vermisse sie einfach so oft. Besonders zu dieser Jahreszeit.

"Djewotschka?"

Ich zucke ein bisschen zusammen und entspanne mich dann in Alex Umarmung. Er steht hinter mir mit dem Arm um meine Hüfte gelegt, sein Kopf auf meiner Schulter. Ich nehme an er hat beobachtet, wie ich wie ein Zombie aus dem Fenster gestarrt habe. Ich bemerke Ret, der das erste Mal glücklich zu meinen Füßen sitzt und lächle in mich hinein. Wie geben ein ziemlich nettes Bild häuslicher Idylle ab. Also warum fühle ich mich so...

"Bist du okay?"

Bin ich? Ich denke ja. Ich kann das Gefühl trotzdem nicht abschütteln. Es ist so merkwürdig.

"Es geht mir gut."

"Nein, tut es nicht. Woran denkst du?"

Ich seufze und lehne mich gegen ihn, frage mich, ob ich es ihm überhaupt erzählen sollte. Wir reden selten über die Zeit vorher, über unsere Familie, über unsere Vergangenheit. Er scheint auch kaum daran zu denken. Ich weiß, dass er sowieso niemals wirklichen jemanden hatte, um den er sich gesorgt hat, also hat er nicht diese Anfälle von Nostalgie so wie ich. Und ehrlich gesagt, das Gebiet meiner Familie ist verknüpft mit potentiell unbequemen und schmerzhaften Themen zwischen uns. Themen die ich mich entschieden habe, begraben zu lassen.

"Mulder?" fragt er und ich seufze. Ich habe nicht an ihn gedacht, aber jetzt wo er es erwähnt, tue ich es.

"Nein, ich habe eigentlich an meine Mutter gedacht. Ich habe mich ...nur gefragt."

Er sagt nichts, drückt mich nur ein wenig fester und fängt an, meinen Hals zu küssen. Ich bin froh. Ich weiß nicht, ob ich es jetzt ertragen könnte, irgendwelche leeren Versicherungen zu hören. Er weiß, dass ich gesucht habe. Ich habe nach allen gesucht. Und wir beide wissen, dass es praktisch keine Chance gibt, dass einer von ihnen noch lebt.

"Und ich habe an meine Brüder gedacht. Was sie von dir gehalten hätten."

Er lacht leise gegen mein Ohr.

"Sie hätten mich gehasst."

"Ja das hätten sie. Bill hat gedacht *Mulder* ist gefährlich. Ich kann mir noch nicht mal vorstellen, was er von dir gedacht hätte."

"Und was hätte Mulder gedacht?"

"Was...was meinst du?"

"Wenn er hier wäre. Was würde er denken?"

Ich weiß nicht, was ich darauf sagen soll. Die Wahrheit ist, wenn Mulder hier wäre, wären Alex und ich gar nicht erst in diese Situation gekommen. Ich kann ihm das aber nicht sagen. Wie könnte ich das? Ich bin mir sicher, dass er es weiß, aber ihm das zu sagen, wäre ein Schlag ins Gesicht.

Tatsache ist, dass Mulder nicht hier ist. Tatsache ist, dass es keine Rolle spielt, was er gedacht hätte. Die Frage ist gegenstandslos.

"Ich weiß es nicht, Alex", ist alles, was ich sagen kann.

"Ich weiß, was er würde tun wollen..."

"Alex, lass uns nicht weiter über Mulder reden."

"Kay."

Er küsst mich noch mal hinter das Ohr und geht wieder zum Herd zurück.

"Komm und setz dich. Essen ist gleich fertig."

Ich nicke abwesend und starre weiter aus dem Fenster. Es schneit wieder. Das ist nicht ungewöhnlich, aber aus irgendeinem Grund, heute Abend, lässt mich der bloße Anblick frieren. Etwas mit diesem Schnee ist einfach... anders.

"Djewotschka? Was ist nicht in Ordnung?"

"Was?" ich drehe mich um und sehe, dass er den Tisch fertig gedeckt hat und dort steht und auf mich wartet. Ich frage mich, wie lange ich ihn ignoriert habe.

"Oh, es tut mir leid, Alex. Ich...ich weiß nicht..."

"Was ist, Dana?"

"Ich weiß nicht. Ich fühle mich nur so...merkwürdig."

"Wirst du krank?"

"Oh nein, nichts in dieser Art."

"Hat es was mit mir zu tun? Ist es etwas, was ich getan habe?"

"Nein, nein Alex. Du hast gar nichts getan. Es ist nur...es ist noch nicht einmal ein völlig schlechtes Gefühl. Nur ein seltsames. Als wenn irgendwas...irgendwas einfach anders ist. Oder sein wird, oder...Gott, ich weiß noch nicht mal, wovon ich rede. Vergiss es."

Er lächelt und zuckt mit den Schultern und sieht mich mit seinem speziellen Blick an. Ich kann ihn noch nicht mal beschreiben, aber er macht alles wieder gut.

"Komm und iss, Djewotschka. Es ist Neujahr. Wir sollten feiern."

Meine Beine wollen mich aber irgendwie immer noch nicht dorthin tragen. Aus irgendeinem Grund ist alles, wozu ich momentan fähig bin, ihn anzusehen. Alex. Mein wunderschönes, schmutziges, kleines Tier. Manchmal ertappe ich mich dabei, ihn einfach nur anzusehen. Und wenn ich das tue, haut es mich fast jedes Mal beinahe um, was dann mit mir passiert. Die Beben beginnen im allgemeinen irgendwo in meiner Brust, aber laufen schließlich immer von oben nach unten wie Stromstöße durch meinen ganzen Körper. Ein solches Verlangen zu spüren, einen solchen primitiven, urgewaltigen Hunger, ist immer wieder eine Überraschung für mich.

Zu solchen Gelegenheiten frage ich mich, ob es möglich ist, zwei Seelenverwandte zu haben. Ich habe immer gedacht, dass das Gefühl, wenn es denn so wäre, das selbe sein müsste. Dass, wenn ich noch mal eine so starke Liebe empfinden würde, so stark, wie die für Mulder, sie sich auf genau die selbe Weise ausdrücken würde. Ich denke ich hatte unrecht. Ich denke es ist unmöglich, dass ich mich noch mal in jemanden verliebe, der mich auf die gleiche Weise berührt, wie es Mulder getan hat. Er könnte niemals an Mulder herankommen. Aber Alex, Alex bringt in mir Gefühle, Bedürfnisse, Tendenzen zum Vorschein, von denen ich gar nicht wusste, dass sie in mir existieren könnten.

Ich denke es ist möglich. Ich denke Mulder war mein Seelenverwandter für die Zeit, in der wir zusammen waren. Er war mein Bruder im Geiste, er hat eine Liebe mit mir geteilt, die in ihrer Heiligkeit schon fast religiös war. Wir waren auf einer höheren Ebene miteinander verbunden, auf eine Art, die ich nie wieder erleben werde. Unsere körperliche Anziehungskraft war stark, intensiv, aber sie war zweitrangig gegenüber all den anderen Dingen, die uns verbunden haben.

Und Alex, Alex ist mein Seelenverwandter in der Welt, in der wir heute leben. Mein körperlicher Seelenverwandter, meine fleischliche Verbindung, mein Band zu der Welt der Eingeweide, des Blutes, des Tiefen und des Dunklen.

Nach Mulder habe ich mich gesehnt. Nach Alex verzehre ich mich. *)Anmerkung am Ende des Kapitels

Mein Gott, ich begehre ihn so sehr. Es ist so stark, so wild. Er macht auch mich zu einem Tier.

"Wie..." beginne ich, aber meine Stimme zittert ein wenig durch die Macht meiner plötzlichen und aus heiterem Himmel kommenden Begierde. "Wie sagst du Tier?"

Er schließt seine Augen einmal für einige Sekunden und ich möchte in seinen Kopf hineinkriechen um zu sehen, was darin vorgeht.

Nach all der Zeit, die wir zusammen verbracht haben ist er mir die meiste Zeit noch so ein großes Rätsel.

Als er seine Augen schließlich wieder öffnet, finden sie sofort die meinen und ich denke, dass er mich versteht.

"Tschiwodnoje", murmelt er und der Klang des Wortes, dass aus seinem wunderbaren Mund kommt sendet ein besonders starkes Beben durch meinen Körper, das zwischen meinen Beinen beginnt und endet.

"Tschiwodnoje. Tschiwodnoje." Ich rolle das Wort ein paar Mal auf meiner Zunge hin und her. Ich denke, dass sich meine Aussprache während des vergangenen Jahres ein bisschen verbessert hat. Er hat mir einige Wörter beigebracht und wenn ich sie ausspreche lacht er nicht mehr und zuckt nicht mehr zusammen. Ich denke, dass ich es richtig gesagt habe.

"Tschiwodnoje, kann ich dich so nennen?"

Er schluckt heftig und ich beobachte die Bewegung seines Kehlkopfes, der langsam auf und ab hüpft und dann legt er seine Finger um die Lehne meines leeren Stuhls.

"Ja", sagt er und ich bemerke, dass dieses Mal seine Stimme ein wenig zittert.

"Ich will dich so sehr, Alex. Manchmal ist es...ich kann es kaum aushalten."

Ich weiß nicht, warum ich gerade jetzt das Bedürfnis verspüre, ihm das zu sagen, aber aus einem bestimmten Grund scheint es mir wichtig zu sein. Abgesehen davon, dass es absolut nicht notwendig ist.

"Ich weiß, dass du mich willst, Djewotschka. Ich habe das nie bezweifelt."

Natürlich.

"Nein, ich ...ich nehme an, dass du das nicht würdest. Jede will dich, richtig?"

"Jaa, aber, hey, was kann ich dagegen tun. Ich kann es nicht ändern, so sexy zu sein. So bin ich nun mal erschaffen worden."

Er läuft nun und verringert die Entfernung zwischen uns. Wir beide atmen schon heftig. Ich habe den Eindruck, dass das Abendessen warten muss.

"Es muss schwer sein, von so vielen begehrt zu werden..."

"Es ist jeden Tag wieder eine Herausforderung. Aber die Vorteile wiegen die Nachteile auf."

"Oh wirklich? Und was genau sind die Vorteile?"

"Naja, der wichtigste ist, dass ich entscheiden kann, wen ich jede Nacht in meinem Bett haben will."

"Wirklich?"

"Jap. Und wenn ich mir die schönste Frau aussuche, die die Erde je gesehen hat, kann sie nicht anders, als in meine Arme zu fallen..." er hört kurz auf und zuckt mit den Schultern, "oder Arm...und in meine Hosen."

Er steht jetzt direkt vor mir, nur ein paar Zentimeter entfernt. Ich möchte ihn einfach schnappen, auf ihn springen und es mit ihm treiben, bis er ohnmächtig wird, aber es ein bisschen hinauszuzögern macht es immer so viel besser.

"Nur die Erde? Was ist mit dem Rest des Universums?"

"Naja, du weißt, es gibt noch viele Planeten, die ich noch nicht gesehen habe, also will ich mich mal lieber nicht festlegen lassen."

"Ah, ich verstehe. Also bedeutet das, dass du mich vielleicht eines Tages für irgendeine blaue Schnepfe verlässt, die du irgendwo aufgabelst?"

"Ich sage nur, dass ich es nicht so absolut sagen kann. Außer..."

"Außer?"

"Außer vielleicht sagen wir mal, die wunderschöne Erdenfrau würde versuchen, mich zu ihren Gunsten für ihre absolute Exklusivität zu beeinflussen."

"Beeinflussen?"

"Jaa, du weißt, wie man das nennt..."

Er fasst nach unten und zieht an seinem Gürtel und ich schwöre bei Gott, ich muss mich zusammenreißen, nicht zu wimmern.

"Bestich mich."

"Dich bestechen? Ich denke, dass ich dich genug bestochen habe, Mister Universum."

"Ja gut, aber es ist immer gut, den Kunden bei Laune zu halten", lächelt er spöttisch, löst seinen Gürtel vollständig und beginnt, seine Hose aufzuknöpfen.

"Kunden. Bist du das jetzt also? Meine Güte, wozu macht mich das dann?"

"Hey, was soll's. Wenn du denkst, dass du dich mir nicht beweisen kannst, dann fange ich vielleicht lieber gleich an, mich nach den blauen Schnepfen umzusehen."

"Wenn du denkst, dass die blauen Schnepfen deinen Schwanz so gut lutschen können wie ich, dann steht dir eine große Enttäuschung bevor", flüstere ich und sein ganzer Körper bäumt sich mir entgegen. "Eine riesige Enttäuschung", füge ich hinzu und er setzt wieder sein spöttisches Lächeln auf. Was ist nur dabei, wenn er so spöttisch lächelt? Gott, was ist an jeder der Sachen, die er tut? Ich schwöre, wenn er jemand anderer wäre...

"Oh komm schon, Dana. Wie schwer kann das sein. Ich meine wirklich, ich gebe mir damit mehr Mühe als du."

"Mühe? Bitte. Du hast keine Ahnung, wie viel Mühe ich in diese ... in diesen Club in deinen Hosen investiere."

Er lacht und löst den letzten Knopf an seiner Hose.

"Nein, ich denke du hast recht. Ich weiß das wirklich nicht. Du erinnerst mich vielleicht besser daran, Dana."

Oh Gott. Er zieht ihn raus. Ich sollte wirklich empört sein. Ich sollte wirklich angewidert sein. Oder wenigstens lachen. Aber alles was ich tun kann, ist ihn anzustarren.

"Komm schon, Dana. Verstehe es als Appetitanreger."

Er ist hart wie ein Stein, hält sich selbst in der Hand und wedelt tatsächlich mit dem verdammten Ding herum. Ich bin eine halbe Sekunde vom Sabbern entfernt. Mir läuft buchstäblich das Wasser im Munde zusammen. Ich schlucke es runter und versuche wegzusehen.

"Du bist eine Marke, Alex."

"Jaa, das ist er, oder? Fast wie Kunst", sagt er und sieht freudig an sich herunter. "Ich sollte ihn zu einem Vorstellungsgespräch schicken oder so. Man könnte ihn in eine Museum stellen, zu all der anderen Kunst."

"Erbärmlich", rümpfe ich meine Nase und er greift nach meinem Kopf und zieht ihn grob an sich. Er küsst mich heftig und gut...so, so gut und meine Knie fangen an zu zittern.

"Ist das auch erbärmlich?"

"Mmmm, ein bisschen weniger."

"Gut. Zurück zur Bestechung", sagt er zu mir und schiebt meinen Kopf in die allgemeine Richtung seines Schrittes.

"Nicht so schnell, Cowboy."

"Oh doch, so schnell wie du kannst, Baby. Ich könnte jederzeit in den Kampf gerufen werden. Wir haben nicht viel Zeit."

"Alex, du...ich weiß nicht, wie du das machst. Du lässt die abstoßendsten Dinge fast...süß erscheinen."

Er zuckt unschuldig mit den Schultern und lässt seine Augen begehrlich an meinem Körper entlang gleiten. Seine Hände sind immer noch in meinen Haaren und seine entblößte Erektion drückt gegen meinen Bauch. Die Feuchtigkeit beginnt sich in meiner Unterwäsche zu sammeln.

"Wenn du jemand anderer wärst, würde ich dich jetzt wahrscheinlich anspucken. Das ist dir doch klar, oder?"

"Weißt du was, für eine Frau, die ihre Liebe beweisen soll, redest du ziemlich viel. Würdest du jetzt endlich meinen verdammten Schwanz in den Mund nehmen?"

"Gut, ich habe nur darauf gewartet, dass du fragst mein Süßer. All diese Spitzfindigkeiten waren mir viel zu hoch."

Er lacht mitten in unserem fast keuchenden Atem durch seine Nase und schiebt meinen Kopf nach unten, bis ich vor ihm knie, bis ich seinen prächtigen Schwanz zwischen meinen Lippen habe. Er fängt sofort an zu stöhnen und ich muss meine Hände zu Fäusten ballen, um nicht in meine eigenen Hosen zu fassen und an mir selbst herumzuspielen. Nicht, dass ihn das stören würde. Es könnte mich nur von dem abhalten, was ich vor habe: ihn zu bezwingen.

Ich nutze jede Waffe in meinem Arsenal, Zunge, Zähne, Hände und besonders meine Lippen und nach wenigen Minuten stößt er in mich und hält sich zur Unterstützung an meiner Schulter fest. Seine Knie fangen an nachzugeben und zu zittern. Ich fasse nach oben und lasse meine Hände in seine Jeans gleiten, über seinen Hintern, halte ihn fest umklammert, grabe meine Nägel in sein Fleisch und ziehe ihn tiefer in meinen Mund.

Er sieht nach unten und ich blicke nach oben. Eine Begegnung des Willens.

"Krassawitsa", ächzt er und ich lächle um ihn herum. Das war eines der ersten Worte, die er mir gelernt hat. Es heißt schön.

"Gott...oh Gott", stöhnt er und seine Knie geben schließlich vollständig nach. Er bricht zusammen und sitzt auf seinen Fersen auf dem Boden und ich grinse ihm ins Gesicht.

"So, jetzt bestochen?"

"Oh Gott, du hast gewonnen, du hast gewonnen. Du hast verdammt noch mal gewonnen."

"Tue ich das nicht immer?"

"Bring es einfach ... einfach zu Ende. Dana, bitte. Gott."

"Du wirst nicht mit einer blauen Schnepfe wegrennen, wenn ich fertig bin, oder?"

"Nneeeiiin. Tu es einfach. Tu es. Gott. Verdammt! Bitte."

Ich ziehe das für einen Augenblick in Erwägung, vor allem deswegen, weil er so verzweifelt auf und nieder hüpft und sein angeschwollener Schwanz steil nach oben ragt. Aber das würde jetzt nicht ausreichen. Ich bin zu weit gegangen, um auch nur zwei Minuten länger warten zu können.

Ich schüttele meinen Kopf und seine Augen weiten sich erschrocken, weil er denkt, dass ich ihn jetzt vielleicht einfach so frustriert auf dem Boden sitzen lasse. Dann krieche ich wieder zu ihm, fülle seinen Mund mit meiner Zunge und schubse ihn nach unten auf seinen Rücken.

Ich klettere auf ihn drauf, setze mich ungeduldig auf ihn und drücke meinen Schritt nach unten auf seinen. Er stöhnt und lacht in meinen Mund und ich beiße auf seine Lippe.

"Ich kann nicht...ich brauche, Gott Alex, fick mich. Fick mich... Tschiwodnoje."

"Ist es das, was du von mir denkst? Dass ich ein Tier bin?"

"Mmhmm, wenn ich ehrlich sein soll, tue ich das. Ist dir das recht?"

Er beginnt, fieberhaft an meinen Sachen zu zerren mit einem tiefen, kehligen Stöhnen, das durch mich hindurch vibriert.

"Recht? Gott...macht mich so heiß, dass ich es kaum glauben kann", flüstert er unter Keuchen und ich fange an mich zu fragen, ob es möglich ist, vor übermäßiger Erregung ohnmächtig zu werden.

Ich lehne mich nach unten, um ihn wieder zu küssen und unsere Zungen duellieren sich wie verrückt. Er ist immer noch vollständig bekleidet abgesehen von seinem hervorstehenden Schwanz, aber es macht mir nicht wirklich etwas aus.

Ich positioniere mich über ihm und nehme nur seine Spitze in mir auf.

"Ja tebja ljublju", murmelt er schnell und stößt dann nach oben, füllt mich vollständig. Ich lächle und stöhne und frage mich, ob er es jemals auf englisch sagen wird. Er sagt diese Worte fast jeden Tag, fast jedes Mal, wenn wir uns lieben. Er müsste mich für eine totale Idiotin halten, wenn er denken würde, ich wüsste nicht, was es heißt. Ich weiß es und er weiß, dass ich es weiß, aber ich nehme an, dass wir beide lieber so tun, als wäre es ein großes, altes Geheimnis.

Und ich kann mich wirklich nicht beschweren, weil ich es niemals zu ihm auf russisch gesagt habe, geschweige denn englisch. Ich habe es auch nie zu Mulder gesagt, obwohl er es mir mehr als einmal gesagt hat und ich bereue das bis heute. Ich möchte nicht, dass das auch mit Alex passiert. Aber trotzdem, jedes Mal, wenn ich es sagen will, habe ich eine Frosch im Hals.

Er sagt es wieder und ich seufze. Ich küsse ihn. Ich ziehe mich um ihn herum zusammen.

"Mein Gott, Alex, das ist so gut. Mmmmmgut."

"Ja, Baby. Ja", keucht er und ich fühle ihn in mir pulsieren, mich ausfüllen. Wir haben noch nicht angefangen, uns zu bewegen und sind beide dem Orgasmus schon so nahe, dass es nicht mehr komisch ist. Wir sind so ... mein Gott, was um alles in der Welt sind wir. Ich habe das Gefühl, als wenn ich weinen müsste. Es ist so gut, dass ich weinen könnte.

Und dann, gerade als ich denke, dass mein Gehirn explodieren wird, beginnt Ret zu bellen und ich höre etwas. Etwas furchtbares.

Etwas, das einfach nicht war sein kann. Ich höre die Tür aufgehen.

"Boss?" ruft eine Stimme, die ich sofort wiedererkenne. Es ist Brian. Verdammt es ist Brian. Und wir vögeln hier auf dem Boden. Wir sind teilweise von der Couch verdeckt, aber als ich aufschaue, treffen sich unsere Augen und er dreht uns sofort den Rücken zu.

Ich gehe von Alex runter und suche auf dem Boden hektisch meine Sachen zusammen. Während ich mich wieder anziehe, liegt Alex einfach nur auf dem Boden, keuchend, und starrt eine Weile an die Decke. Dann knöpft er seine Hose zu und steht auf.

"Äh...es tut mir Leid, Sir. Ich wollte nicht stören", murmelt der arme Brian, als er sich wieder zu uns umdreht.

"WAS IST LOS?!"

Ich muss mir auf die Lippe beißen, um nicht laut loszulachen. Trotz meiner immens großen Enttäuschung ist das wirklich irgendwie lustig. Alex ist krebsrot und schwitzt, keucht und atmet schwer, fährt sich immer wieder mit den Fingern durch die Haare und seine Erektion drückt immer noch gegen seine Jeans. Brian sieht völlig verängstigt aus.

"Tut mir Leid. Es gibt, äh, da sind ein paar Eindringlinge."

Das ist plötzlich gar nicht mehr so komisch. Ich stehe jetzt auf, endlich wieder komplett bekleidet und Alex und ich tauschen nervöse Blicke aus.

"Eindringlinge? Wie viele Eindringlinge?" fragt er.

"Zwei. Ein Mann und eine Frau. Wir dachten, dass Sie das wissen wollten um zu entscheiden, was wir mit ihnen machen sollen."

Alex nickt langsam und fährt sich mit der Hand über das Gesicht während ihm klar wird, dass wir unsere Feier auf später verschieben müssen.

"Verdammt", flucht er leise. Dann sieht er mich hungrig an und ich weiß nicht genau, was anhimmeln ist, aber ich denke ich tue es. "VERDAMMT!"

"Was wollen sie, Brian?" frage ich.

"Äh, eigentlich scheinen die Sie zu wollen."

"Was?" sagen Alex und ich gleichzeitig.

"Naja, jedenfalls der eine tut das. Er hört nicht auf zu schreien. Er sagt, er will Scully sehen."

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Ende Kapitel 12

 

Ende Erster Band

 

Rachel: **Noch da? Wow! Danke, dafür, dass ihr bis hierher gelesen habt.

*)Originaltext: Mulder made me ache. Alex makes me burn.